Amelias Gemächer

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    Re: Amelias Gemächer

    Markus Corvinus - 29.09.2006, 20:20

    Amelias Gemächer
    Die großräumigen, eleganten aber nicht protzig wirkenden Gemächer, in welche sich Amelia zurück zu ziehen pflegt.



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 26.10.2006, 18:52


    pp: Korridore

    Auch Amelia fand keine Ruhe.
    Zu aufwühlend waren die Ereignisse der vergangenen Nacht und zu stark waren noch die Eindrücke, die Markus Schmerz in ihr hinterlassen hatte.

    Das war das Schicksal, das sie alle gewählt hatten.
    Aber war es fair, dieses Schicksal einfach kampflos hinzunehmen?
    Markus, Viktor und sie selbst, Amelia, hatten die Rollen gewählt, die sie nun innehatten.
    Und jeder von ihnen ging anders damit um.
    Kein Augenblick schien ungetrübt zu sein, keine Situation ohne Anspannung und Gefahr, das alles zu zerstören, was sie sich in all der langen Zeit aufgebaut hatten.

    Langsam erhob Amelia sich und ging zum Kamin, in dem jedoch kein Feuer brannte.
    Der große Raum wirkte kalt und einschüchternd.
    Sie konnte es nicht länger ertragen.
    Mit schnellen Schritten verließ sie den Raum, noch unklar darüber, wohin sie zu dieser Stunde gehen sollte.

    tbc: Korridore



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 16.11.2006, 18:27


    pp: Korridor

    Amelia saß hinter ihrem Schreibtisch und verfasste Briefe, als sie das Klopfen hörte.
    Sie hatte Sonyas Herannahen bereits gefühlt und sie wusste, dass es nicht lange gedauert hätte, bis sie der Vampirin Rede und Antwort stehen musste.
    Aber was würde sie Sonya erzählen, wenn ihr selbst nicht genau klar war, wie ihre eigene Entscheidung aussah?
    Das Gespräch mit Markus hatte zu keiner Lösung geführt und deshalb sah sie es als Pflicht an, sich selber um das Problem zu kümmern.

    Ihr Blick wanderte auf einen fertig versiegelten Brief, der vor ihr auf dem Tisch lag.
    Darin enthalten waren die Worte, die Lucians Tod besiegeln würden, wenn sie es wollte.

    „Komm herein.“ sagte sie und legte die Schreibfeder nieder.



    Re: Amelias Gemächer

    Sonya - 16.11.2006, 19:23


    pp: Gänge und Korridore

    Leise öffnete Sonya die Türe und ein wenig unsicher trat sie ein.
    Die Türe schloss sich hinter ihr, und Sonya bewegte sich aus den Schatten ins fahle Mondlicht, auf Amelias Schreibtisch zu.

    Die Vampirprinzessin blickte ihr mit ernster, kühler Miene entgegen, und Sonya fühlte, dass sie es ihr nicht leicht machen würde, an die Antworten zu kommen die sie sich wünschte.

    Sie nahm auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz, und sah Amelia stumm, aber dennoch fragend an.

    Noch immer ging Kälte von der Frau aus, und das verdeutlichte Amelia, dass ihre Auseinandersetzung mit Markus noch immer nicht beigelegt war.
    Amelia wirkte weder entspannt, noch gelassen, auch wenn sie sich darum bemühte.

    Schließlich ergriff sie das Wort.
    "Ich hoffe, ich störe dich nicht, Amelia." Sagte sie leise, aber es war nicht das, was sie eigentlich hatte sagen wollen.



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 16.11.2006, 19:56


    Einerseits war Amelia dankbar für die Unterbrechung, andererseits bedeutet es, dass sie sich weiterhin mit Sonyas unschönem Problem auseinandersetzen musste.
    Jetzt und hier musste eine Lösung gefunden werden, egal wie diese aussah.

    „Wenn ich ehrlich bin, habe ich bereits mit deinem Besuch gerechnet.“ antwortete Amelia sachlich wie immer.

    „Ich will dich nicht auf die Folter spannen. Wir können den Lycaner nicht von hier fortbringen. Es ist etwas eingetreten, womit wohl niemand von uns gerechnet hat.“

    Amelia achtete genau darauf, welche Worte sie wählte. Dieses Mal sollte Sonya keine voreiligen Schlüsse ziehen.

    „Du wirst den Kontakt zu ihm trotzdem abbrechen und ihn nie wieder sehen.“

    Sie sah Sonya an, dass sie eine andere Antwort erwartet hatte.

    "Glaub mir, es ist besser so."



    Re: Amelias Gemächer

    Sonya - 16.11.2006, 20:02


    Sonya hörte Amelia aufmerksam zu, doch schon bei ihren ersten Worten begann sie, sich zu verkrampfen.

    Ein kloß bildete sich in ihrem Hals, und sie bemühte sich, dennoch ruhig zu bleiben.

    "Aber... wieso nicht?" Fragte sie leise, verständnislos.
    "Was ist passiert?" Hakte sie nach.
    "Was ist passiert, dass deine Meinung so grundlegend geändert hat?" Die blauen Augen sahen Amelia verwirrt an.

    "Warum stellt ihr euch nun beide gegen mich und Lucian? Ich begreife es nicht. Ich verstehe ja... dass das nicht gutgehen kann... dass es nur logisch ist, dass ihr nicht wollt, dass wir zusammen sind... aber wieso willst du mir nicht mehr helfen? Wieso muss er weiter in den Katakomben verroten?"

    Warum, Amelia?



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 16.11.2006, 20:24


    „Weil er Dinge gesehen hat, die er nicht hätte sehen sollen.“ erwiderte Amelia.

    Sie würde nicht näher auf dieses Thema eingehen.
    Zu viel war heute schon darüber gesprochen worden.
    Die Schuldzuweisungen vergaß Amelia, jetzt war es wichtig sich um die Schadensbegrenzung zu kümmern.

    „Glaub mir, Sonya. Ich wünschte mir, ich könnte dir mehr helfen.“ sagte sie und ihre Stimme wurde sanfter und einfühlsamer.
    „Denn ich kann gut nachvollziehen, welche Sorgen du nun ausstehen musst. Und trotzdem ist es selbst für Markus und mich gefährlich wenn wir uns dieser Sache annehmen.“

    Sie machte eine kurze Pause, um die Worte auf Sonya wirken zu lassen.

    „Du weißt ganz genau, welcher Zwist zwischen Markus und deinem Vater herrscht. Viktor wartet nur darauf, bis er einen Fehler begeht und wenn er von dieser ganzen Geschichte erfährt, wird er toben. Es ist für jeden der Beteiligten am besten, wenn wir alles beim alten belassen.“



    Re: Amelias Gemächer

    Sonya - 16.11.2006, 20:59


    "Alles beim Alten belassen?" Fragte Sonya konsterniert.
    "Du meinst, so tun als wäre nie etwas gewesen?" Fügte sie vorsichtig hinzu und starrte Amelia an.

    Dann schüttelte sie den Kopf.
    "Nein. Das kann ich nicht, Amelia. Ich würde es... aber ich kann nicht." Gestand sie, ohne den Blick von ihr abzuwenden.

    "Was hat Lucian gesehen? Was macht euch beiden soviel Angst, dass ihr glaubt, machtlos zu sein?" Fragte sie, und in ihre Augen legte sich tiefer Kummer.

    Sie seufzte leise, und fuhr sich über das Gesicht.
    Wenn William nicht wäre...

    "Mein Vater wird davon nicht erfahren." Sagte sie entschlossen.
    "Warum sollte er auch? Er hat ganz andere Sorgen..." erklärte sie, und wieder kam ihr das Bild von Timotheus in den Sinn, der mit dem Kopf eines Lycaners den Gang entlang gekommen war.

    "Wird... wird Lucian etwas geschehen?" Fragte sie erschrocken, als sie sich vorstellte, wie Timotheus mit Lucians Kopf durch die Gänge stolzierte.
    "Er... er wird doch leben, oder?" Die Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, und Sonyas Stimme war kaum mehr als ein tonloses Flüstern



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 16.11.2006, 21:31


    Amelias Blick fiel wieder auf den Brief.
    Es bedurfte nicht viel, um Lucian für immer verstummen zu lassen.
    Sie traf nicht zum ersten Mal eine derartige Entscheidung und doch berührte sie das ganze hier mehr als alle anderen Entschlüsse die sie zuvor gefasst hatte.

    Ihre Gedanken schweiften ab.
    In ein Leben, das sie früher einmal geführt hatte, aber an das sie sich kaum noch erinnerte.
    War sie damals anders gewesen?
    Hätte sie damals anders entschieden?
    Sie vermochte es nicht mehr zu sagen.
    Doch der Schmerz rührte schon damals tief.
    War es nicht an der Zeit, für ihre Fehler zu bezahlen?
    Fast glaubte sie in dieser Minute, an den bitteren Fluch des Schicksals und ein Kampf entbrannte in ihr, zwischen dem Wunsch zu helfen und der kalten Macht ihres Verstandes.

    Als sie Sonya wieder ansah, lag Kummer in ihren grünen Augen.

    „Er wird leben.“ sagte sie dann schlicht.

    Aber ich kann dir nicht sagen, für wie lange.



    Re: Amelias Gemächer

    Sonya - 16.11.2006, 22:11


    Eine ganze Kiesgrube fiel von Sonyas Herzen, und sie atmete auf, ohne zu wissn, warum sie es tat.

    Ihr Blick senkte sich zu Boden, als sie begriff, was das dennoch für sie bedeutete.
    Sie würde Lucian niemehr wieder sehen.
    Lucian würde niemals frei sein.
    Alles würde sein wie zuvor, mit dem Unterschied, dass sie wusste, was sie verlor.

    Und von ihr wurde verlangt, all das aufzugeben.
    Und sie war bereit, es zu tun.
    Vor Minuten noch hatte sie an Lucians Freiheit geglaubt, nun aber war sie froh, wenn er überhaupt am Leben blieb.

    Das Schicksal, die Dinge, sie änderten sich so schnell!
    Eben noch oben auf, schon wieder am Boden...
    Und selbst die Mächtigsten waren machtlos.
    Markus, der sich selbst in Ketten gelegt hatte, und Amelia, die zu selten ihrem Herz lauschte und dem Verstand vor allem anderen Vorrang gab.

    Wieder rann eine Träne über Sonyas Wange, aber sie schluchzte nicht.
    Sie weinte nicht.
    Aber sie vergoss Tränen des Kummers, und sie schämte sich dessen nicht.

    Ich kann fühlen.
    Und ich fühle Schmerz.
    Aber dass ich fühle, macht mich lebendig.
    Auch wenn ich tot bin.

    "Lass nicht zu, dass er getötet wird." Sagte sie langsam, nachdenklich.
    Sie sah wieder auf, blickte Amelia fest in die Augen.
    "Versprich mir, dass du alles tun wirst, das in deiner Macht steht, sein Leben zu erhalten."
    Auch zukünftig.
    "Ich bitte dich."
    Sie sah Amelia flehentlich an, und es war ihr nicht peinlich.
    Denn die kühle und immer beherrschte Vampirälteste mochte streng und hart sein, aber ihre Versprechen brach sie niemals.



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 16.11.2006, 22:46


    Sonyas Bitte war keine Kleinigkeit und Amelia wusste in dem Moment, in dem die Vampirin sie ausgesprochen hatte, dass sie ihr ein derartiges Versprechen niemals geben konnte.
    Sie würde ihn opfern, wenn sie an den Punkt gelangte, an dem es hieß ihre eigene Rasse zu schützen.

    „Ich kann dir dafür kein Versprechen geben.“ erwiderte Amelia aufrichtig.
    „Er ist das Eigentum deines Vaters. Dadurch ist er vollkommen seiner Willkür ausgesetzt.“

    Die Tränen, die Sonya übers Gesicht liefen, rührten Amelia und wieder einmal war sie sich nicht sicher, ob sie das richtige tat.
    Was sprach dagegen, den beiden zu helfen?
    Wäre sie an Sonyas Stelle, würde sie sich das gleich wünschen.
    Amelia hatte keine Angst vor Viktor.
    Sie hatte Angst davor, was geschehen könnte, wenn er erst einmal seinen Zorn an Sonya und Markus ausließ.
    Nicht auszudenken, welche Katastrophe daraus entstehen konnte.

    „Ich werde ihn jedoch weiterhin im Auge behalten.“

    Sie versuchte zuversichtlich zu klingen, vor allem da es ihr nicht leicht fiel, die nächsten Worte auszusprechen.

    „Du solltest dich ein letztes Mal von ihm verabschieden und danach zum Alltag zurückkehren.“



    Re: Amelias Gemächer

    Sonya - 17.11.2006, 00:52


    Sonya starrte Amelia an.
    Sie war wie gelähmt, unfähig, sich zu rühren, etwas zu erwidern, oder aber auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.

    Amelias Worte verklangen in ihren Ohren, und Sonya hörte sie, begriff ihren Sinn, und nahm sie doch nur wie aus weiter Ferne wahr.

    Eine weitere Träne rann aus ihrem Auge, und sehr sehr langsam hob sie ihre Hand, um sie beiseite zu wischen.
    Hatte Amelia erst einmal eine Entscheidung getroffen, war sie unumstößlich.
    Und Sonya wusste, dass Amelia sich letzten Endes immer für die ihrigen entscheiden würde.
    Für den Vampire.
    Für diejenigen, deren Blut sie verbunden war.

    Viktors Tochter fühlte, wie ihre Kraft sie verließ und sie in sich zusammensank, kleiner wurde und eine tiefe Leere sich in ihr auftat.

    Zum Alltag zurückkehren.
    Es hörte sich an, als würde man ein Buch zuklappen, und es nie mehr zur Hand nehmen.
    Als werfe man sein Leben weg, ohne sich noch einmal danach umzusehen.
    Sie schloss die Augen, und die Verzweiflung stand ihr nun ganz deutlich ins Gesicht geschrieben.
    Sie atmete tief ein und aus, verdrängte das Verlangen, in Tränen auszubrechen, zu schluchzen zu dagegen zu rebellieren, und sah wieder auf.
    Ihre Augen waren tränenverschleiert und gerötet, aber sie gestattete es sich nicht, zu schluchzen.
    Offen zu trauern.
    Noch während sie da saß, ihre Gedanken auf Lucian gerichtet, wurden ihre Züge wieder glatt.
    Wurden ausdruckslos.
    Bar jeder Emotion.
    Und nur die Spuren der Tränen verrieten, dass sie geweint hatte.
    Dass sie immer noch weinen wollte.

    "Dann ist das alles, was mir zu tun bleibt." Sagte sie mit brüchiger, erschreckend gleichmütig klingender Stimme, als sie sich mit einigen abgehakten, fahrigen Bewegungen erhob, die nicht im geringsten an die Eleganz einer Nachtgeborenen erinnerten.

    Alles, was du tun kannst.



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 17.11.2006, 08:38


    Amelia erwiderte nichts auf ihre Worte, sie blickte sie nur stumm an.
    Unfähig das auszudrücken, was sie in diesem Augenblick empfand.
    Stattdessen nickte sie ihr kaum merklich zu und besiegelt damit das Unglück der anderen Vampirin.

    Eigentlich hätte Amelia froh darüber sein können, dass Sonya dies alles mit einer solchen Stärke aufnahm, doch das war sie nicht.
    Tief in ihrem Innersten regten sich Schuldgefühle, die selbst durch die vernünftigsten Argumente nicht zur Ruhe gebracht werden konnten.

    Sonyas äußerliche Stärke war eine reine Schutzmaßnahme und Amelia erkannt plötzlich so viel von ihr selbst in Viktors Tochter, dass sie am liebsten aufgestanden wäre, um sie tröstend in den Arm zu nehmen.
    So wie sie es sich früher immer von ihrer Mutter gewünscht hatte.
    Doch das konnte sie nicht.
    Ihr Verstand ließ derlei emotionale Schwächen nicht zu.

    „Du wirst darüber hinwegkommen.“ sagte Amelia zu ihr.
    „Mit der Zeit werden deine Gefühle für ihn schwächer werden, bis sie schließlich ganz verschwunden sind.“



    Re: Amelias Gemächer

    Sonya - 17.11.2006, 10:33


    Oder sie werden niemals verschwinden, und mich durch die Jahrhunderte begleiten, und der Schmerz wird mit der Zeit immer größer, immer unerträglicher werden.

    So ist es doch bei Markus oder nicht?

    Sonya schlug erneut die Augen nieder und kein Laut kam über ihre Lippen.

    Aber ich bin nicht Markus und ich besitze nicht seine Stärke.
    Ich bin Sonya und ich bin verzweifelt und ich werde daran zugrunde gehen.

    Sie holte noch einmal tief Luft.

    "Wenn du das sagst, dann wird es so sein." Sagte sie stimmlos, nickte Amelia geistesabwesend zu, und langsam, wie in Trance verließ sie die Gemächer der Vampirältesten.

    tbc: Gänge und Korridore



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 17.11.2006, 10:49


    Amelia sah ihr stumm hinterher.
    Es gab nichts Weiteres zu besprechen und doch wusste sie, dass sie mehr hätte tun müssen.
    Sie hätte der Vampirin zumindest Trost spenden können, denn der Verlust ihres Geliebten würde für Sonya nicht einfach werden.
    Es musste eine Ironie des Schicksals sein, dass all die Stärke und mentale Kraft die sie als Vampir erhalten hatte nicht ausreichte, um sich gegen etwas wie Liebe zur Wehr zu setzen.

    Langsam griff Amelia nach dem Brief und ließ ihn in einer der Schubladen ihres Schreibtisches verschwinden.
    Für den Moment sollte der Lycaner sicher sein, zumindest solange er treu seinem Herrn untergeben war.



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 19.11.2006, 18:03


    Als Amelia das Klopfen vernahm, blickte sie von dem Pergament auf, das sie gerade studierte.
    Die halbe Nacht hatte sie damit zugebracht, ihre schriftliche Korrespondenz zu lesen und zu beantworten.
    Sie sah zur Tür.

    Viktor.
    Sie fühlte seine starke Aura und auch ihm musste bewusst sein, dass sie sich hier aufhielt.
    Ein starkes Band lag zwischen den drei Ältesten, egal ob gewollt oder nicht.
    Markus Blut und die Macht die er ihnen gegeben hatte, machte sie zu einem Teil eines größeren Ganzen.
    Viktor hatte sich jedoch nie damit abfinden können, dass nicht er, sondern Markus der Schöpfer all dessen war.
    Und es machte ihn wütend und zwang ihn zu einem endlosen Suchen nach Möglichkeiten diese Ungleichheit auszumerzen.

    Amelia legte die Schreibfeder zur Seite.
    Sorge und Müdigkeit lag auf ihrem blassen und noblen Gesicht.
    Ihre Gedanken waren in der Zwischenzeit immer wieder zu Sonya und dem Lycaner gewandert.
    Sie versuchte diese Sorgen aus ihrem Kopf zu verbannen, erst danach rief sie mit fester Stimme „Komm rein.“



    Re: Amelias Gemächer

    Viktor - 19.11.2006, 21:30


    pp: Gänge und Korridore

    Viktor öffnete die Türe, nachdem Amelia ihn hereingebeten hatte, und trat ein.
    Er fand Amelia hinter ihrem Schreibtisch sitzend vor.
    Sie sah zu ihm auf und ihre grünlichen Augen wirkten ruhig, aber angespannt.

    Die Tür schloss sich hinter ihm wieder und er ging auf den Tisch zu.
    Die übliche Kälte stieß ihm entgegen, aber Viktor hatte sich nie daran gestört.
    "Guten Abend, Amelia." Begrüßte er sie und nickte ihr zu.
    "Ich wollte dir und Markus etwas mitteilen." Begann er kühl, aber dennoch nicht unfreundlich.
    Seine Finger glitten über das dunkle Holz des Tisches, und er zeigte Amelia sein Profil.
    "Weißt du, wo er ist?" Fügte er dann völlig beiläufig hinzu.



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 19.11.2006, 21:45


    „Guten Abend, Viktor.“ erwiderte sie auf seinen Gruß hin mit ruhiger Höflichkeit.

    Amelia hätte ihm nun von ihrer Unterhaltung mit Markus erzählen können und dem Erscheinen von Cedwyn.
    Wahrscheinlich hatte der Pathfinder versucht Markus auf andere Gedanken zu bringen und sie hatten etwas gemeinsam unternommen.
    Wenn Viktor jedoch davon erfuhr, würde er sofort wieder misstrauisch werden und seine Leute hinter Markus herschicken.

    Aus diesem Grund sagte sie nur: „Ich weiß es auch nicht. Wahrscheinlich unternimmt er einen Spaziergang.“

    Mit einer einladenden Geste zeigte sie ihm, dass er näher kommen sollte.

    „Willst du dich nicht setzen, Viktor?“



    Re: Amelias Gemächer

    Viktor - 19.11.2006, 22:44


    Viktor blickte Amelia von der Seite an.
    Verschwieg sie ihm etwas?
    Er konnte es nicht genau sagen.
    Etwas war komisch, an der Art, wie sie sprach, aber Viktor konnte sich auch irren.
    "Ein Spaziergang? So kurz vor Sonnenaufgang?" Fragte er nach.
    "So dumm kann nicht einmal Markus sein." Antwortete er dann, während er durch das Fenster nach draußen stierte.

    Er warf Amelia einen abschätzenden Blick zu, sah zu dem Stuhl, und dann wieder zu ihr.
    "Nein, ich möchte mich nicht setzen." Erwiderte er, und sein Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an.
    Viktor hatte gerne die Kontrolle und Übersicht über alles, was geschah.
    Und im Augenblick hatte sich diese Kontrolle seinen Händen entwunden.
    "Ich werde ihn suchen lassen." Sagte er ernst.
    Es gab einige Dinge, in welchen Viktor derart penibel war.
    Und Markus gehörte dazu.
    Er wollte wissen, wo der Vampirfürst war, weil ihrer aller Leben an ihm hing.
    "Und wenn ich das Schloss auf den Kopf stellen muss. Irgendwo muss er stecken."
    Er musterte Amelia forschend. "Weißt du etwas? Hat er dir gesagt, ob er irgendwohin willte?"



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 20.11.2006, 09:11


    Amelia sah ihm sein Misstrauen an.
    Aber das war nichts Neues. Viktor hegte gegen alles und jeden Argwohn und manchmal fragte sie sich, was ihm im Leben widerfahren war, dass er so geworden ist, wie er nun war.
    Amelia sah ihn schweigend an, versuchte zu ergründen, was in dem Kopf des Ältesten vorging.

    Sie konnte ihm keine zufriedenstellende Antwort geben, selbst wenn sie es gewollt hätte.
    Amelia hatte gelernt, wann es wichtig war, die Wahrheit zu verbergen.
    Das war eine dieser Situationen, wo sie gut daran tat, nicht alles preiszugeben was sie wusste.
    Viktors Zorn richtete sich nicht nur gegen Markus, sondern auch gegen die Pathfinder und hier war vor allem Cedwyn ihm ein Dorn im Auge.
    Er würde früh genug von dessen Rückkehr erfahren.
    Jedoch nicht von ihr.

    Sie erhob sich von ihrem Platz hinter dem Schreibtisch und trat auf ihn zu.
    „Ich weiß nicht, wo er ist Viktor.“ sagte sie dann mit einfühlsamer Stimme.
    „Aber du kennst doch Markus. Er hasst es hier untätig herumzusitzen.“

    Sie richtete den Blick hinaus zum Fenster. Noch lag Dunkelheit über dem Wald vor Viktors Festung.

    „Wenn ich ehrlich bin, wäre ich im Moment auch lieber draußen. Die Luft ist kühl. Genau richtig für einen Spaziergang.“

    Amelia schien in Gedanken plötzlich woanders zu sein. Für einen kurzen Augenblick lag fast etwas wie bittere Sehnsucht in ihren Augen. Doch dieser Moment verging so schnell wie er gekommen war.

    „Wovor hast du Angst, Viktor? Markus ist stark. Es wird ihm schon nichts zustoßen. Und vielleicht täusche ich mich ja auch. Er könnte sich noch immer im Schloss aufhalten, es ist völlig gleichgültig, er wird wieder auftauchen.“



    Re: Amelias Gemächer

    Viktor - 20.11.2006, 14:07


    Viktor schwieg, obwohl es ihm offenbar schwer fiel, sich zurückzuhalten.
    Es gab so vieles, was er hätte erwidern können, sovieles, was er über Markus hätte sagen können.

    Dass der Vampir unachtsam war, viel zu versunken, um auf die Zeit zu achten, dass er sie vergass oder schlichtweg nicht beachtete.
    Aber er wusste, dass all diese Argumente entkräftet werden konnten, dass sie lediglich einem einzigen Charakterzug des Urvampirs entsprachen.

    In einem hatte Amelia Recht, auch wenn Viktor es nicht zugeben wollte.
    Markus besaß eine Stärke, wie Viktor sie nicht kannte.
    Es war nicht Härte, Strenge, oder gar Muskelkraft, die damit gemeint war.
    Es war eher eine Art Mentale Stärke, die den Vampir immer wieder wieder aufrichtete und ihn weitermachenließ, egal, wie übel man ihm mitspielte.
    Viktor war bekannt, dass Markus sich um die meisten Vampire und ihre Gesellschaft nicht sonderlich scherte.
    Trotzdem erkannte der Mann seine Verantwortung für all diese Wesen jedoch an, und er trug sie, still und alleine, ohne darüber ein Wort zu verlieren.
    "Ich mag es nicht, wenn er unauffindbar ist." Erklärte Viktor kurzangebunden.

    Denn das gibt mir das Gefühl, ihn zu verlieren.
    Wenn er es könnte, das weiß ich, würde er sich von uns abwenden, und uns den Rücken kehren. Aber es gibt Dinge, die ihn hier halten.
    Es gab immer Dinge, die ihn an uns banden.
    Sollte er jemals aber feststellen, dass er diese Dinge nicht mehr braucht... sollte er jemals wahrlich freikommen....

    Viktor stoppte diesen Gedanken, noch während er sich formte.
    Das würde nicht geschehen.
    Das würde er nicht zulassen.
    "Er hat gefälligst da zu sein, wenn ich mit ihm zu sprechen wünsche..."
    Auch wenn das nicht oft vorkommt!

    Viktors Hand ballte sich zu einer Faust.
    Und ungutes Gefühl stieg in ihm auf, ganz so, als kündigte sich der Bote nahenden Unheils an.
    Der Vampirfürst schüttelte leicht den Kopf.
    Etwas stimmte nicht, und was immer es war, es betraf Markus.

    Viktor winkte ab.
    "Ich glaube, es ist etwas geschehen..." Sagte er tonlos.



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 20.11.2006, 15:42


    Stumm betrachtete Amelia Viktor und sie sah ihm an, was gerade in seinem Kopf herumspukte.
    Viktor hatte Angst.
    Er hatte Angst vor den Geheimnissen, die Markus vor ihm verbarg und es machte Viktor wahnsinnig und rasend vor Eifersucht.
    Der Kampf, der zwischen den beiden stattfand, begründete sich auf den charakterlichen Stärken der beiden.
    Viktor war in allem Markus’ Gegenbild.
    Dadurch würde niemals Ruhe zwischen den beiden herrschen.
    Amelia hingegen wusste, wie die beiden funktionierten und das war eine wertvolle Erkenntnis, denn nur durch dieses Wissen hatte das Zusammenwirken der drei bisher funktioniert.

    Sie wandte sich vom Fenster ab.
    Es bedrückte sie, dass sie die letzten Nächte kaum Zeit gefunden hatte, einmal wieder nach draußen zu gehen und die trostlosen Mauern des Schlosses hinter sich zu lassen.

    "Er hat gefälligst da zu sein, wenn ich mit ihm zu sprechen wünsche..."

    „Lass ihm doch seine kleinen Geheimnisse. Er kann sowieso nichts ausrichten.“ sagte sie ein wenig müde, während sie wieder zum Schreibtisch zurückging.

    Als sie Viktor abermals ansah, hatte sich sein Gesichtsausdruck verändert.
    Er wirkte plötzlich nicht mehr wütend, sondern beunruhigt.
    Worüber auch immer.

    "Ich glaube, es ist etwas geschehen..." sagte er tonlos.

    Fragend blickte Amelia ihn an.
    „Mit Markus? Wie kommst du auf diesen Gedanken?“



    Re: Amelias Gemächer

    Viktor - 20.11.2006, 20:13


    Viktors Blick wandte sich dem Fenster zu.
    "Meine Sinne warnen mich." Erklärte er dann mit einem Ausdruck, der beinahe schon Milde glich.

    Der Alte Vampir sah nach draußen und blickte in die Finsternis.
    Markus und er hatten ihre Differenzen und das würde immer so bleiben.
    Markus hasste ihn für das, was er getan hatte, und Viktor müsste lügen zu behaupten, es würde ihm keine Genugtuung verschaffen, ihm zu gebieten.
    Einst war er selbst Markus Befehlen gefolgt und der Urvampir hatte den Fehler gemacht, ihn wie einen Gleichgestellten zu behandeln, ihm freie Hand zu lassen, und ohne dass er es bemerkt hatte, hatte Markus damals zugelassen, dass man ihm Ketten anlegte.

    Und nun konnte er sich sträuben soviel er wollte, er würde sie nicht abstreifen können.
    Und trotz allem. Trotz Hass und Verachtung, die sie füreinander empfanden, blieb der Urvampir dennoch Viktors Erschaffer und damit kostbar.
    Es gab Momente, in denen sich der Feldherr wünschte, sie würden sich nicht verabschieden.
    Doch in jenen Momenten kam ihm auch in das Bewusstsein, dass sie niemals Freunde sein würden.
    Dazu ging der Bruch des Vertrauens zu tief, dazu waren sie zu sehr sie selbst.
    "Ich weiß nicht, was es ist." Versuchte er zu erklären, und es schien so, als wolle er sich Amelia öffnen, verschloss sich dann aber sofort wieder.
    "Nur eine unbestimmte Ahnung, die mir sagt, dass etwas geschehen ist. Was immer es sein mag." erklärte er, und wieder machte er eine wegwischende Handbewegung.
    "Wenn du mich entschuldigst... ich werde ihn jetzt suchen." Viktor suchte ihren Blick und musterte sie.
    "Möchtest du dich mir anschließen?" Fragte er, einer Eingebung folgend schalt sich innerlich aber einen Narren.



    Re: Amelias Gemächer

    Amelia - 20.11.2006, 20:56


    Amelia erkannte Viktors Unsicherheit und wusste nur zu gut, was dies bedeutete.
    Er war hin und hergerissen zwischen seinen Gefühlen.
    Wieder einmal erkannte sie, was für ein schwer zu begreifendes Wesen er hatte und plötzlich hatte sie Mitleid mit ihm.

    Der Drang danach, immer alles im Griff zu haben, immer die Oberhand zu gewinnen, war ein Kampf der täglich Opfer forderte.
    Und es würde in alle Ewigkeiten so weitergehen und dieser Gedanke machte Amelia Angst.

    Jetzt noch besaß sie die Kraft das alles durchzustehen, aber schon seit längerer Zeit fühlte sie die Müdigkeit die durch die täglichen Bemühungen um Frieden hervorgerufen wurde.
    Sie hatte es satt stark zu sein und trotzdem kämpfte sie weiter.
    Denn ihr Verstand verbot ihr, einfach aufzugeben.
    Sie musste sich nicht selbst daran erinnern, wofür sie kämpfte, daher hätte es ein Leichtes sein müssen, jeden Tag aufs neue Kraft zu schöpfen.
    Aber das war es nicht. Es war nie leicht gewesen.

    Sie überlegte sich ihre Antwort gut.
    Sie wollte keinesfalls einen Ausflug unternehmen, um Markus nachzuspionieren.
    Im Gegenteil, im Moment war sie sogar froh darüber, seine Anwesenheit nicht ertragen zu müssen.
    In dem Gespräch dieser Nacht waren Worte gefallen, die beide Seiten verletzt hatten.
    Sie hielt es daher für besser, sich zunächst eine Weile aus dem Weg zu gehen.
    Wenn Markus jedoch in Gefahr war, waren derlei Überlegungen unrelevant.

    Ihre Gefühle schwankten, zwischen der Sorge um Markus und der Achtung vor ihren eigenen Emotionen.
    Letztendlich fasste sie einen Entschluss.

    „Ja, das möchte ich sehr gerne.“ sagte sie kühl, wie es ihre Art war.



    Re: Amelias Gemächer

    Viktor - 20.11.2006, 23:44


    Viktor sah Amelia forschend an, versuchte zu ergründen was hinter dem hübschen Gesicht vor sich ging, aber wie so oft war es unmöglich, auf Amelias Gedanken zu schließen.

    Ihre grünen Augen glitzerten, während sie offenbar einige Gedanken in Erwägung zog, und Viktor glaubte Trauer in ihren Zügen zu erkennen.
    Trotzdem war er sich dieser Beobachtung nicht sicher genug um sie darauf anzusprechen.

    Mit gleichgültigem Gesichtsausdruck, und kühler Stimme teilte sie ihm mit, dass sie ihn begleiten wollte und Viktor nickte zufrieden.
    Amelia war eine ausgesprochen hübsche Frau, doch trotz dieser Tatsache hatte Viktor nie mehr in ihr gesehen, als eine mächtige Vampirin.
    Eine Diplomatin, die all seine eigenen Schwächen und Defizite ausglich.
    Aber er war immer froh gewesen, dass sie da war, stellte sie doch das Bindeglied zwischen ihm und Markus dar.
    Ohne sie wäre ihre Gesellschaft vor langer Zeit verfallen.

    "Gut." Antwortete er und nickte wieder.
    Er wusste, dass Markus ihr nun vermutlich seinen Arm angeboten und sie nach draußen geführt hätte.
    Viktor tat das nicht.
    Es war nicht seine Art.
    Es war eine Schwäche.
    Und er gestattete sich keine Schwächen.
    Schweigend trat er auf die Türe zu, öffnete sie, und ließ Amelia dann voran in die Dunkelheit der Korridore treten.

    tbc: Gänge und Korridore (Viktor und Amelia)



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