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Re: Der Araber
nataliearnhold - 28.09.2006, 19:42Der Araber
WAS IST EIN ARABER?:
Wüstenpferde
Abenteuerliche Geschichten und Legenden ranken sich um die Araber, eine der ältesten und edelsten Pferderassen der Welt. Schön, schnell und menschenbezogen sind die Pferde mit den Vorfahren aus der arabischen Wüste. Doch Araber ist nicht gleich Araber. In beiden deutschen Zuchtverbänden, welche arabische Rassen betreuen, werden Zuchtbücher für Arabisches Vollblut (nur VZAP), Araber, Anglo-Araber, Shagya-Araber und Arabisches Partbred, bzw. Arabisches Halbblut geführt. Wir stellen Euch in diesem Rasseportrait das Arabische Vollblut besonders ausführlich vor.
Kochendheiße Temperaturen von mehr als 50 Grad tagsüber, frostige Kälte in der Nacht, Wassermangel und unfruchtbare Wüstenlandschaft: Das sind die Bedingungen, mit denen arabische Pferde von Anfang an klar kommen mussten. Mündliche Überlieferungen der Beduinenstämme auf der Arabischen Halbinsel belegen, dass es schon 2000 Jahre vor Christi Geburt Rennen mit Wüstenpferden gab. Regelrecht vergöttert wurden die arabischen Pferde von ihren Besitzern, den Beduinen. Die noch heute sehr menschenbezogenen Pferde wohnten sogar in den Zelten der Familien. Damals bedeuteten die Pferde für die Wüstenvölker Reichtum und bessere Chancen im Kampf. Alte Überlieferungen berichten, dass der Prophet Mohammed nach einem schweren Gefecht im 7. Jahrhundert seine Pferde frei ließ, damit sie am Fluss trinken konnten. Plötzlich drohte ein neuer Angriff, und er pfiff nach seinen Pferden. Nur fünf Stuten hörten auf den Ruf ihres Herrn und wurden von da an nach der Legende zu den Stamm-Müttern der Araberzucht.
Vollblutaraber, deren Blutlinien sich noch heute lückenlos auf Vorfahren der arabischen Halbinsel zurückverfolgen lassen, werden als rein ägyptisch bezeichnet. Andere berühmte Blutlinien sind nach den bekanntesten Vollblutaraberzuchten verschiedener Länder benannt, z.B. "russisch", "polnisch" und "spanisch". Zu den Vollblutarabern zählt also jedes arabischstämmige Pferd, das außerhalb Arabiens geboren wurde und ebenfalls von Original-Arabern abstammt. Hauptzuchtgebiete sind neben den arabischen Ländern und Ägypten, Polen, Frankreich, England, USA und Deutschland.
Wollt Ihr noch ein bisschen mehr zur Geschichte des Arabers erfahren?
Auch die Europäer hatten von den schnellen, schönen und leistungsbereiten Pferden aus Arabien gehört. So brachten Ritter arabische Pferde von den Kreuzzügen nach Europa. Das Araberblut sollte der einheimischen Zucht Härte und Ausdauer geben und die Pferde veredeln.
Das erste Gestüt für reinblütige Araber in Europa wurde in Polen durch König August (1548 bis 1572) in Knyszyn gegründet. Dessen Tradition führt heute das Hauptgestüt Janow Podlaski fort, eine sehr bedeutende Zuchtstätte für Araber in Polen und ganz Europa.
Und auch in Deutschland begeisterte man sich für die edlen Wüstenpferde. König Wilhelm I. von Württemberg gründete 1827 im württembergischen Weil ein Hofgestüt zur Zucht arabischer Pferde. Das Haupt- und Landgestüt Marbach übernahm 1932 die verbleibende Herde des königlich-württembergischen Gestüts Weil und ist heute noch sehr bedeutend für die deutsche Araberzucht. Auch für die Trakehnerzucht in Preußen setzte man im 19. Jahrhundert Vollblutaraberhengste ein.
Die Erfolgszucht des Englischen Vollbluts wäre ohne seine berühmten arabischen Stammväter nicht denkbar. Die Zucht des Arabischen Vollbluts wird heute weltweit von der World Arabian Horse Organization (WAHO) definiert und überwacht.
In Deutschland haben sich die Züchter des Arabischen Vollbluts im Verband der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes e.V. (VZAP), der dem WAHO angeschlossen ist, zusammengeschlossen. Der VZAP veranstaltet jedes Jahr viele hochkarätige Zucht- und Sportveranstaltungen, Höhepunkt ist dabei die jährliche Araberzuchtschau in Aachen. Im Jahr 2000 zählte der Verband in Deutschland 955 eingetragene Hengste und 2449 Vollblutaraberstuten.
Seit langem wird das arabische Pferd zur Veredlung vieler Pony- und Pferderassen weltweit eingesetzt, z. B. auch beim Deutschen Reitpony (siehe auch weiter unten unter Arabisches Halbblut). In Amerika werden Araber leider immer mehr nur auf Schönheit statt auf gute Reiteigenschaften gezüchtet und für Shows sogar komplett am Kopf geschoren und geschminkt, was einen sehr unnatürlichen Eindruck macht. In Europa machen dagegen Leistungsbereitschaft und Härte den Araber zu einem begehrten Partner für Distanzreiter. Auf langen Strecken ist er das schnellste und ausdauerndste Pferd der Welt. Auf kürzeren Distanzen muss er das Feld jedoch dem Englischen Vollblüter überlassen.
Steckbrief
Rasse: Vollblut Araber
Herkunft:
mittlerer Osten, Arabische Halbinsel
Stockmaß: 1,48 bis 1,55 Meter
Farben: alle Grundfarben, häufig Schimmel
Kopf: trockener, keilförmiger Kopf (Hechtkopf) mit breiter Stirn, große Augen und wohlgeformte Ohren, große Nüstern, kleines Maul, weit auseinanderliegende, kräftige Ganaschen.
Hals: gut angesetzter, gebogener Hals mit leichtem Genick, normaler bis ausgeprägter Widerrist
Gebäude: mittellanger, elastischer Rücken, mit fast relativ gerader Kruppe, hochangesetzter Schweif, lange, schräge, gut bemuskelte Schulter, korrekte Vorhand mit ausgeprägter Vorarmmuskulatur, klar modellierter Vorderfußwurzel und langer, elastischer Fessel, gut gewinkelte Hinterhand mit kräftigem, markantem Sprunggelenk, ebenfalls elastischen Fesseln und kleinen, harten Hufen
Bewegungsablauf: energisch, fleißig
Besondere Merkmale: langlebig, gesund, ausdauernd, genügsam, Charakter: menschenbezogen, intelligent, sensibel
Einsatzmöglichkeiten: Distanz- und Rennsport, einsetzbar aber auch in allen anderen Reitsportbereichen wie z.B. Westernreiten, Vielseitigkeit usw.
Und wie unterscheiden sich nun die anderen Zuchtrichtungen vom Vollblutaraber?
Araber
Was dem Araber fehlt, ist die lupenreine Abstammung. Das heißt, dass Araber im Abstammungsnachweis einen Vorfahren haben, der in keinem der Stutbücher eintragungsberechtigt ist oder einen, dessen Herkunft nicht nachgewiesen ist. Es dominieren aber die arabischen Blutanteile, wenn auch nicht alle alle ihre Herkunft aus dem Ursprungsland ableiten können. Die in aller Welt gezüchteten Araber sind durch unterschiedliche Umwelt- und Haltungsbedingungen geprägt und deshalb sehen sie auch unterschiedlich aus vom Typ und Kaliber. Die Zucht wird nach strengen Richtlinien der Zuchtbuchordnung des VZAP (Verband der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes e.V.) und ZSAA (Zuchtverband für Shagya-Araber, Anglo-Araber und Araber e.V.) durchgeführt.
Anglo-Araber
Er ist die gelungene Verschmelzung des Vollblutarabers, Arabers und Shagya Arabers mit dem Englischen Vollblut. Anglo-Araber sind sehr vielseitige und leistungsfähige Pferde, die etwa 1,55 bis 1,65 Meter Stockmaß haben und in allen pferdesportlichen Disziplinen glänzen.
Anglo-Araber werden vor allem als Veredler der französischen Rasse Selle Francais und in den deutschen Warmblutzuchten (z.B. Hannoveraner, Oldenburger, Holsteiner) eingesetzt. Ein ganz bekannter arabischer Veredler in Deutschland war übrigens der polnische Anglo-Araber Ramzes, der in vielen Pedigrees deutscher Zucht- und Sportpferde auftaucht.
Anglo-Araber werden als solche eingetragen, wenn sie einen Mindestanteil von 25 Prozent Araberblut bzw. 25 Prozent Englisches Vollblut (ein Araber bzw. ein Englisches Vollblut in der vierten Ahnenreihe) vorweisen. Nur maximal ein Ahne in der vierten Generation darf einer Reitpferderasse angehören. Besser bekannt sind jedoch die Anglo-Arabischen Vollblüter, deren Pedigree ausschließlich auf Vollblutarabern und Englischen Vollblütern basieren. Hauptzuchtstätte sind das Haupt- und Landgestüt Pompadour in Frankreich und die Nationalgestüte.
Shagya-Araber
Der Shagya-Araber ist ein großrahmiger Araber mit schönen, ausgewogenen Proportionen und markanter Oberlinie sowie einem Stockmaß von 158 bis 162 Meter. Seinen Namen verdankt er dem Stammvater Shagya, einem 1830 geborenen Honigschimmel, der im ungarischen Gestüt Babolna als Hauptbeschäler stationiert war und dort vor allen Dingen Stuten deckte, die in der Mehrzahl keine reinen Vollblutaraber waren. Der Shagya ist also ein den europäischen Klimaverhältnissen angepasster Araber. Ursprünglich wurden auch die Shagyas "Araber" oder "Araberrasse" genannt. 1978 sind sie aber vom WAHO als Shagya-Araber anerkannt. Hauptzuchtgebiet ist auch heute noch Ungarn. Shagyas eignen sich für alle Disziplinen des Reit- und Fahrsportes.
Arabische Halbblüter
Diese Pferde sind aufgrund der zahlreichen Verbindungsmöglichkeiten zwischen dem Arabischen Pferd und anderen Rassen sehr interessant und vielseitig. Araberhengste wurden seit jeher in der Veredelung eingesetzt. Besonders in Westfalen konnte man mit dem Einsatz von Arabern in der Reitponyzucht hervorragende Ergebnisse erzielen. Auch die anderen Verbände aus den Zuchtgebieten Weser-Ems, Hannover und Rheinland zogen nach und setzten vor allen Dingen Anglo- und Shagyaraber in der Reitponyzucht ein.
In der Abstammung warmblütiger Sportpferde finden sich ebenfalls viele Anglo-Araber. Zunächst wurden die Nachkommen aus Anpaarungen der Hengste oder Stuten arabischer Rassen mit "fremdrassigen" Pferden beim VZAP in einem sogenannten "Vorbuch" eingetragen. Heute erfolgt die Eintragung in die Zuchtbücher "Arabisches Part-Bred" beim ZSAA, bzw. "Arabische Halbblüter" beim VZAP
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