Tag 2

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    Re: Tag 2

    Jack Sparrow - 06.09.2006, 22:32

    Tag 2
    2. Tag

    Ich schlief nicht besonders gut. Viele Gedanken kreisten in meinem Kopf umher und obwohl meine Augen geschlossen waren und mein Atem ruhig ging, ich nach allen äußeren Maßstäben schlief, tat ich es psychisch jedoch sicherlich nicht. So wunderte ich mich nicht, wenn ich nachts kurz erwachte, mein Bettzeug komplett verwüstet vorzufinden und ignorierte den Spannungsschmerz hinter Stirn und Schläfen.

    Was ich aber nicht mehr ignorieren konnte, waren in den frühen Morgenstunden Geräusche, die eindeutig als Musik zu bezeichnen waren…. Wäre man wach gewesen.

    Ich habe immer Musiker werden wollen und war es einige Zeit lang auch, aber sonderlich erfolgreich bin ich dabei nie gewesen. Leider. Brachte mich allerdings zum Fernsehen. Über ungefähr zwanzigtausend Umwege.
    Ich höre nun also abrupt laute Klänge aus dem Zimmer nebenan, schrecke zusammen, segle fast aus dem Bett und finde mich kerzengerade aufrecht sitzend in einem Wust aus Laken und Decken wieder. Mein Herz rast, ich erliege der Illusion das Hotel würde mit Luftraketen beschossen werden, aber nein! Nach näherer zweiter Analyse der Lage wird mir klar, dass mein Zimmernachbar lediglich gerne Black Sabbath am Morgen hört.

    Keira? Möglich. Geoffrey?! Nein… oder? Gore? Orlando? Wie auch immer… so fängt der Tag nicht gerade gut an. Es ist halb sieben! Halb sieben, Freunde!

    Zerknirscht klettere ich aus dem Bett und suche verzweifelt das Badezimmer. Das ist gar nicht so einfach, wenn man zwei weiße Türen zur Verfügung hat und eine davon auf den Flur führt. Schließlich finde ich die richtige ohne mich zu blamieren, muss dann allerdings feststellen, dass mich das Badezimmer noch näher an die Lärmquelle heranbringt und fange missmutig damit an mich zu duschen, rasieren und alles andere zu unternehmen, was zu einer vernünftigen Morgentoilette gehört. Danach schnappe ich mir eine schwarze Hose und ein T-Shirt- Mensch, Johnny, du fährst in die Karibik und nimmst schwarz mit?- erst dann wage ich es auf den Gang hinauszutreten und den Ursachen der Musik auf den Grund zu gehen.

    Jack Davenport ist auch schon da und schneller im Problemannehmen als ich. Er hat bereits geklopft. Ich frage mich einen Moment lang wie wahrscheinlich es ist, dass bei diesem Geräuschpegel etwas so Banales wie ein Klopfen gehört werden kann und behalte Recht. Es passiert nichts.
    Jahrelange Erfahrung mit solchen Situationen und selbst Hervorrufender ähnlicher Missstände weiß ich ziemlich genau, was in diesem Zimmer so vor sich gehen mag, also gehe ich zur Tür, schlage dagegen und rufe: „Polizei! Aufmachen!“
    Zeigt Wirkung.
    Und einen grinsenden Jack.
    Und einen geschockten Orlando.
    „Morgen!“ grinse ich ebenfalls und überlasse dann Jack das Feld. Ich glaube, dass er damit besser umgehen kann als ich.

    Der arme Orlando ist geschockt. Er tut mir fast schon wieder leid und so entschließe ich mich dazu, ihn mit zum Frühstück zu schleifen und persönlich seinen Morgenkaffee auszuschenken. Hoffentlich trinkt der Junge das Zeug überhaupt. Man weiß ja nie.

    Jack sieht zerschlagen aus. Ich fürchte, meine Wenigkeit schaut nicht viel besser aus, aber Jung-Orlando ist wach für uns alle zusammen. Ich mag energiegeladene Idealisten.

    „Hey Jungs und Mädels, schenkt mir mal kurz euer Gehör.“ Dringt Gores Stimme an meine Lauscherchen und ich wende mich um, um herauszufinden, was mein Vorgesetzter von mir will.

    „Wir werden uns gleich zum Set aufmachen und ich lüge nicht, wenn ich euch sage, dass es groß ist. Ihr alle habt einen Assistenten, der euch die Drehpläne übergeben und auf euch aufpassen wird, damit ihr mir nicht verloren geht und womöglich zu spät kommt.“
    Er lächelt.
    Ich mag Gore. Ich mag ihn wirklich!
    Und ich freue mich mit ihm zu arbeiten.

    Das Frühstück kann weitergehen, aber so richtig scharf ist nach dieser Ansprache keiner mehr darauf. Wir wollen alle sehen, was Gore schon weiß und benehmen uns wie eine Horde jungfräulicher Schulmädchen auf einem Ausflug. Schließlich werden wir erlöst und es geht los. Die Aufregung nimmt zu. Wie immer hoffe ich, dass sich das Gefühl für das, was ich tun werde, mit dem Set einstellt. Es hilft einerseits in eine andere zeit versetzt zu werden und andererseits nicht zu vergessen, was von einem erwartet wird. Von uns wird erwartet glaubwürdig zu sein. Also versuche ich glaubwürdig zu sein… Und versetze mich in die Rolle eines Piraten…


    Nach dem Frühstück werden wir also alle in Jeeps verfrachtet und auf den Weg zum Set geschickt. Leute, es ist in der Tat gigatomanisch! Ich habe ja schon einiges gesehen… obwohl… nein, eigentlich eher nicht. Dieses Set ist auf jeden Fall grandios! Ganz zu schweigen von der Karibik selbst. Die Menschen schauen uns mit neugierigen Augen an, sind aber keine Sekunde lang aufdringlich. Sie lächeln immerzu. Das gefällt mir. Ich mag lachende und lächelnde Menschen.

    Die Palmen tun ihr übriges. Natürlich kenne ich Palmen! Aber die Karibik ist ja sozusagen die Wiege einer jeden Vorstellung von Palmen! Wenn man das P-Wort hört, denkt man doch sofort an Karibik! Ich tue das zumindest…

    Allerdings bleibt mir keine Zeit das Set länger zu bestaunen, es geht nämlich in die Maske.
    Normalerweise bin ich kein großer Freund dieser Dinge, obwohl mir durchaus klar ist, wofür sie gut sind. Dieses Mal aber ist es anders. Ich weiß, wer Captain Jack werden soll. Ich weiß wie er aussehen soll. Ich weiß wie er sich bewegen und wie er sprechen soll… nur der Regisseur… ich glaube, er weiß es noch nicht.

    Mit Worten kann ich nicht beschreiben, was ich mir vorstelle. Captain Jack ist ein Gefühl, ein Bild, eine Vorstellung, bei der ich mir so sicher bin, dass in mir Gewissheit herrscht er wird funktionieren. Ich spüre es förmlich… Dennoch bleibt Gore derjenige, der das zu entscheiden hat und wenn meine Vorstellung nicht mit seiner zu vereinbaren ist, werde ich mich fügen müssen. Vertrag ist Vertrag.

    Ich werde also geschminkt, angezogen, perrückitiert, bebartet… Vier Stunden lang zupft, zuppelt, zerrt und hantiert die Maske an mir herum, bis es das ist, was ich mir vorstelle.

    Zwei Szenen werden heute gedreht, in denen Jack auftaucht. Ihr werdet lachen, die eine ist ein Fluchtversuch über eine Brücke. Vielleicht werdet ihr es nicht mehr tun, wenn ihr Captain Jack rennen seht… das wird nicht einfach. Auch da habe ich eine ziemlich genaue Vorstellung von… die umzusetzen wird jedoch eine Weile dauern… was wiederum dazu führt, dass es einen speziellen Take für diese Brückenszene gibt.

    Wir beginnen allerdings mit einer anderen Szene… und das finde ich gar nicht so gut, denn in der spiele ich zusammen mit Geoffrey Rush. Ich mag diesen Mann und ich sehe ihn unheimlich gerne spielen. Seine Präsenz ist einmalig und fasziniert mich… genau das ist das Problem. Hoffen wir mal, dass ich nicht zu fasziniert bin, sonst wird das eine ziemlich einseitige Geschichte.

    Ich bin fertig.

    Langsam stehe ich auf, höre die Perlen in der Perücke aneinander schlagen und lächle bei dem Geräusch. Es gefällt mir. Ich mache einige Schritte auf die Türe zu, durchschreite sie, gehe den Flur entlang, höre das geschäftige Treiben all jener Männer und Frauen, die ein solches Projekt erst möglich machen und doch nie zu sehen sein werden auf der Leinwand, ich trete in die Sonne hinaus, höre Gores Stimme.

    Ein wenig unsicher, aber doch entschlossen ihm klar zu machen, was ich mir wünsche, trete ich auf ihn zu und berühre ihn an der Schulter. Er sieht sich um, starrt mich an. Ich frage: „Geht das in Ordnung?“

    Er fängt an zu grinsen und ich tue es ihm gleich. Es wird klar gehen. Ich kann es in seinen Augen sehen! Ich kann sie glänzen sehen! Er versteht zumindest den Ansatz von dem, was ich will und es gefällt ihm!
    „Das ist großartig! Das sieht… gut aus! Verrückt, aber gut! Lass uns herausfinden, ob Captain Jack auf diese Weise funktioniert!“ sagte er und grinst noch mehr.

    Ich lächle zufrieden zurück.
    „Jawohl! Lass es uns ausprobieren!“


    Ich sehe die Blicke der anderen. Vielmehr spüre ich sie. Ebenso wie ihre Skepsis, aber die meisten lächeln. Ich gebe zu, dass die Perücke auch ziemlich bescheuert aussieht. Die Vorstellung allerdings, dass jedes der Kleinode in dem Haar etwas für Captain Jack bedeuten mag, reizt mich. Soll er den ganzen Kram etwa in einer Tasche mit sich herumtragen, die er dann ohnehin bei seiner Schusseligkeit irgendwo stehen lässt, verliert oder beraubt wird? Nein, ich halte den Einfall des wackeren Kapitäns sein dunkles Haar damit zu verschönern für sinnvoll. Und nein, ich bin nicht schizophren. Ich weiß schon, dass der Mann Fiktion ist. Zudem Fiktion, die teilweise meinem Geist entspringt. Trotzdem ist Jack nicht ich und es nicht mein Bestreben zu tun, was er tut, ergo ist es seine Idee. Klingt bescheuert, findet ihr? Könntet ihr Recht haben.
    Also zurück zum Set. Ich laufe entspannt über ebengenannte Örtlichkeit, versuche mich nicht in Kabeln oder anderem zu verfangen und stehe plötzlich einem Mann gegenüber, der genau das ist, was Jack niemals sein wird. Ein astreiner Bilderbuchpirat.
    Geoffrey Rush sieht toll aus! Ich grinse. Er lächelte höflich zurück, aber in seinen Augen glänzt es. Dieser Mann ist grandios! Sein Kostüm und die Schminke machen ihn zu einem Unikat, das dennoch den Regeln entspricht und gerade, weil es beides ist, so wahnsinnig gut ist!
    „Hi Johnny.“ Begrüßt er mich zum zweiten Mal. Vielleicht macht das immer, bevor er eine Szene dreht. Ich reiche ihm die Hand.
    „Grüße dich… dann wollen wir doch mal sehen, wie gut wir als Piraten sind.“
    Geoffrey lacht leise. Wie alles, was er tut, wirkt es höflich und kontrolliert, aber nicht gestelzt oder künstlich.
    Wir werden zu unserer Kulisse geleitet und ich gehe kurz noch einmal im Kopf durch, was ich eigentlich genau zu tun habe. Wenn ich damit fertig bin, wird sich der berüchtigte Schalter umlegen und ich verschwinden. Also meine Persönlichkeit meine ich. Könnte ich selbst verschwinden, hätte ich wahrscheinlich den Nobelpreis für Quantenphysik gewonnen oder etwas ähnlich Abstruses.
    Klick.
    Meet Captain Jack.
    Einige Zeit später…
    Die Menschen lachen… Ich habe schon vor… äh… acht Jahren gesagt, dass mir viel daran liegt, Menschen zum Lachen zu bringen. Damals drehte ich einen Film zur Biografie Hunter S. Thompsons. Das Material war nicht wirklich immer zum Lachen, aber es gab durchaus Stellen, die sich dafür eigneten.
    Jetzt lachen die Menschen wieder und ich weiß, dass es vielleicht nicht künstlerisch perfekt ist, was ich tue, aber es ist richtig. Ihr versteht, was ich meine?
    Geoffrey lächelt mich entspannt an. Er hat doch nicht etwa auch nur ansatzweise ähnliche Beklemmungen gehabt wie ich?! Nein, niemals!
    „Das wird ne Menge Arbeit… aber auch eine Menge Spaß, Johnny!“ lächelt er und ich stimme ihm kompromisslos zu.
    Und jetzt nach dieser tollen Interaktionsszene soll ich wieder alleine spielen? Oh damn it! Ganz ehrlich, Leute, etwas allein zu spielen und sei es auch nur so etwas Banales wie über eine Brücke zu fliehen, ist nie einfach. Man hat nichts, woran man sich orientieren kann. Da ist nur das eigene Ich und ebenjenes lässt man zurück, um zu tun, was man tut.
    Also gut.
    Dann zur Brücke.
    Nachher.


    Mir werden Fesseln angelegt. Ich erinnere mich, dass Captain Jack gerade dabei ist, zum ersten und sicherlich nicht letzten Mal vor irgendetwas wegzulaufen. Als ich mich genauer erinnere, entpuppt sich dieses Etwas als Royal Navy, mit der Jack deswegen in Kontakt gekommen ist, weil er die holde Gouverneurstochter vor dem Ertrinken gerettet hat. Eigentlich ein sehr seltsames Verhalten für einen Schlingel wie ihn, bestärkt mich aber nur in dem Glauben daran, dass er eigentlich ein guter Mensch ist. Lacht nicht! Ich habe diese Frage für mich selbst noch nicht beantwortet…
    Ich schaue mir die Brücke an und nicke.
    „Stell dir vor, dass du von rund acht Mann beschossen wirst, während du läufst. Vielleicht hilft das.“ Sagte Gore und ich starre ihn an, als ob er Insasse eines Irrenhauses wäre. Er grinst nur und bedeutet mir, mich zur Brücke zu begeben.
    Ich renne ungefähr fünfzig Mal, bis Gore zufrieden ist, ohne zu wissen, ob ich selbst zufrieden bin. Also wird gefilmt.
    Habe ich erwähnt, dass ich es hasse, mich selbst spielen zu sehen? Nein? Ich hasse es, mich selbst spielen zu sehen. Das hat nichts damit zu tun hören zu wollen, wie toll ich bin und dass ich mich nicht zu verstecken brauche, sondern einfach etwas mit… nicht direkt Scham. Kennt ihr das Gefühl euch selbst zu persönlich zu werden? Genau das ist es. Ich sehe mich und sehe doch nicht mich. Ich bin ich und gleichzeitig bin ich es nicht. Wie dem auch sei, ich mag es nicht mich spielen zu sehen und habe nach fünfminütigem Anschauen von Gilbert Grape Schweißausbrüche und einen Brechreiz bekommen.
    Jetzt sehe ich mir also selbst dabei zu, wie ich über diese Brücke… assle… laufe… renne… schussle… und schüttle den Kopf.
    „Das muss anders aussehen.“
    Gore beschwert sich nicht, nickt und das ganze wird noch einmal gedreht.
    Ich probiere, bastle, renne, hüpfe, torkle, fuchtle mit den Armen herum, fluche, lache und bin endlich zufrieden. Jetzt wird’s ernst…
    Ich höre das Klack, höre Gores Rufen, renne wie ein Drogenjunkie mit mindestens zwei Wodka intus über diese Brücke und bemerke mein Unglück zu spät. Die Sonne scheint durch zwei Palmenwedel hindurch, blendet mich, ich sehe nichts mehr. Rums. Das war das Brückengeländer. Whooohooo, das war meine Stiefelkrempe! Ich verheddere mich also erfolgreich, nachdem ich stumpf gegen das Brückengeländer gelaufen bin, stolpere und lege mich wenig professionell, dafür aber wahrscheinlich wahnsinnig lustig lang.
    Ich sehe eine Hand, die sich mir entgegen streckt und Gore, dem Tränen aus den Augen laufen, während er sich zu fangen versucht.
    „Hör mal, Johnny, ich weiß ja, dass du deine Rollen lebst, aber wir brauchen dich unversehrt bis zum Schluss und ich glaube nicht, dass es irgendwo ein Drehbuch gibt, das dich vor Pech schützt so wie Captain Jack.“
    Die Kameramenschen lachen. Jerry, der auch da ist, lacht. Die Schauspieler lachen und als ich sehe, was ich veranstaltet habe, lache ich mit ihnen. Es sieht einfach zu komisch aus!
    „Aber wegen der Sonne müssen wir wirklich etwas tun… wenn wir später auf dem Meer drehen und die Sonne knallt, dürft ihr eure Augen nicht permanent zusammenkneifen. Es wäre schade um sie und sieht schlecht aus. Ich kümmere mich darum.“ Verspricht Gore, bevor ich hoffentlich ein letztes Mal für heute auf die Brücke gehe.
    Natürlich brauchen wir zwei Anläufe, weil beim ersten das halbe Set erneut in Gelächter ausbricht. Danach allerdings ist alles im Kasten und ich sehr, sehr froh, das Kostüm ausziehen zu können.
    Der erste Tag als Jack Sparrow ist vorbei.



    Inzwischen sitze ich in meiner Unterkunft am Set, was bedeutet, dass ich mich in einem Wohnwagen befinde. Ich fühle mich ein wenig zerschlagen, aber bin im Grunde genommen zufrieden, ja sogar glücklich über den Verlauf des Tages. Ich spüre noch die Reste der Schminke um meine Augen, die höllisch zu brennen begonnen hatten, kaum dass ich das Zeug aufgetragen bekommen habe und empfinde es noch immer so, als ob ich die Perücke tragen würde, doch wenn ich an mir heruntersehe, sehe ich meine mir angestammte und bekannte Kleidung, was mich jeglicher Illusion in Bezug auf mein Wer bin ich gerade enthebt.
    Wenn man schauspielt, gibt man einen Teil von sich weg. Das habe ich immer geglaubt und glaube es noch jetzt. Ich habe zuvor Finding Neverland abgedreht, ein Film, in dem ich eher zurückhaltend wirke. Nicht verklemmt oder so etwas, aber anders. Jack heute zum ersten Mal zum Leben erweckt zu haben, war für mich eine Art Befreiung. Dieser Mann verkörpert Freiheit. Er kann tun und lassen, was er will, sein wer er will, werden, was er will. Jack schert sich nicht darum, dass die komplette Umgebung seiner Person ihn für nicht ganz dicht hält. Er ist, was er ist und viel wichtiger, er ist, was er sein will. Und weil er das ist, hat er es für sich möglich werden lassen, zwischen Regentropfen zu laufen, mag der Regen auch noch so heftig sein. Kein Korsett zwängt ihn ein, keine Verpflichtungen halten ihn fest, die er nicht selbst gewoben hat. Das einzige, was seine Freiheit beschneidet ist seine Unvollkommenheit: das Vermissen seines Schiffes. Dieser Verlust seiner Freiheit, wie er selbst sagt, brennt in ihm stärker als irgendetwas anderes brennen könnte und nimmt ihm damit mehr als alles andere, was er sich selbst wünscht. Die Fähigkeit unabhängig und frei, nicht gezwungen, nicht gelenkt, nicht gefesselt von Begierden oder Erfordernissen handeln zu können.
    Ich schließe kurz meine Augen, während mir diese Gedanken durch den Kopf gehen. Ich weiß, dass meine Freundin mir nun wieder sagen würde, wie weit dieses Grübeln über meine eigentliche Arbeit hinausgeht. Ich weiß, dass sie mir über das Haar fahren, mich lächelnd ansehen und dann alleine lassen würde, weil Vanessa keine Macht hat über das, was mich an Charakteren bewegt, interessiert und Rollen zum Leben erwecken lässt. Ich kann nicht anders spielen und arbeiten, als ich es tue. Und manchmal bedeutet das eben sich intensiver mit Dingen auseinanderzusetzen, als man vielleicht sollte. Ich weiß das und doch will ich es nicht ändern.
    Es ist eine Entscheidung, die man irgendwann einmal fällt. Ich glaube, dass ich das bewusst nie getan habe. Es ist einfach so passiert. Was nützt es unbewegt das Leben zu betrachten, wenn man es bewegt haben könnte? Und manchmal ist man der einzige, der es vermag sich selbst zu bewegen und den Enthusiasmus, die Leidenschaft in sein eigenes Tun wieder zu entfachen.
    Lange habe ich mir die Frage gestellt, ob man sich selbst verliert, wenn man älter wird. Ich glaube nicht, dass es so ist. Ich glaube eher, dass wir vergessen, wie man träumt und dass es Träume gibt, denen nachzujagen es sich durchaus lohnt. Sie geben uns die Kraft Ziele zu erreichen, die vielleicht nicht ganz sie selbst sind, aber doch mehr als wir ohne Träume jemals hätten erreichen können.
    Langsam öffne ich meine Augen wieder und sehe in Richtung Fenster, wo sich langsam die Dunkelheit über die Karibik legt. Ich weiß, was mich erwartet, wenn ich mich darauf einlasse bewegt zu werden. Ich spüre jetzt schon wie die Hülle aus Stabilität um mich herum aufgerissen wird und alles in mir danach schreit herausgelassen zu werden, damit ich so gut sein kann, wie ich bin. Selbst in einem Film wie diesen.
    Ich weiß, was auf mich zukommen wird. Empfindungen. Viele, viele Empfindungen. Viele Erfahrungen. Viele Beobachtungen. Ich weiß, dass ich zutiefst betrübt, aber auch von Herzen lachen werde. Doch eines werde ich nicht. Stabil bleiben. Ich bin es wahrscheinlich nie gewesen. Wenn ich aber geben will, wozu ich im Stande bin, muss ich diese Sicherheit, die ich mir für den vorhergegangenen Film ausgeliehen habe, zurückgeben. Ich bin kein Mensch, der sich irgendwann einmal damit abfindet, dass Traum und Realität nicht zueinander passen. Ich bin ein Mensch, der glaubt auch ohne Flügel fliegen zu können und nur weil ich diesen naiven Glauben hege, kann ich all diese Schubladen öffnen, in denen mein Leben liegt und dasjenige von anderen wieder auferstehen lassen.
    Man hat die Freiheit zu tun, was man tun will und wenn die Leidenschaft in mir schreit und brennt, dann erlaube ich ihr mich so weit zu treiben, wie sie es kann. Ohne Kompromiss.
    Es klopft an der Tür und ich brauche einige Sekunden, bis ich mich so weit zusammengesammelt habe, dass ich aufstehen und sie öffnen kann.
    Draußen steht Jack Davenport und lächelt mich freundlich an. Über meine Augen ist viel geschrieben worden und das meiste davon verstehe ich nicht. Als er mir ins Gesicht blickt jedoch kann ich erkennen, dass er begreift, mich in Gedanken vorgefunden zu haben und eine stille, aber sehr freundliche Distanz sich in sein Lächeln legt. Vielleicht weiß er, wie es sich anfühlt, wenn zwei Welten mit einer Gewalt aufeinanderprallen, die es unmöglich macht, zu verhindern, dass die eine die andere besiegt.
    „Guten Abend,“ begrüßt er mich und ich lächle zurück. „Wir sitzen alle zusammen und lassen den Abend noch ein wenig ausklingen. Es wäre schön, wenn auch du uns Gesellschaft leisten würdest. Immerhin hast du ihn maßgeblich mitgestaltet.“
    Ich lächle ein wenig mehr und nicke. „Gerne.“
    Zwei Schritte führen mich aus meiner Unterkunft heraus. Ein leises Klacken zeigt mir, dass die Tür verschlossen ist und hinter ihr meine Gedanken zurückbleiben.
    Auch das ist wichtig. Zu wissen wann Schluss ist mit der Einsamkeit und sich wieder mit Menschen zu umgeben, denen man am Herzen liegt und die einem selber am Herzen liegen.

    To be continued



    Re: Tag 2

    James Norrington - 25.09.2006, 19:09


    2. Tag - Jack Davenport

    Mein Schlaf ist zwar erholsam, aber kurz.
    Von neben an erklingen tiefe Basstöne, und ich wälze mich unruhig hin und her, versuche durch das Kissen auf dem Kopf den Lärm – denn anders kann man es kaum beschreiben – zu dämpfen, der auch durch die Zimmerwände kaum abgemildert wird.
    Plötzlich legt das Getöse noch mal an Lautstärke zu, so dass nun schon meine Matratze unter mir zu vibrieren beginnt.
    Herrgott nochmal, was soll das?
    Das ist doch keine Musik mehr!
    Und normal schon gar nicht!
    Mein Blick wandert zur Uhr, und diese teilt in ernüchternden digitalen Ziffern mit, dass wir zwanzig nach sieben Uhr morgens haben.
    Hallo? Welcher Witzbold stellt so früh am Morgen sein Radio… CD Player… whatever… auf volle Lautstärke?
    Man sagt normalerweise die Amerikaner seien verrückt.
    Allerdings habe ich im Moment das unbestimmte Gefühl, dass die unschönen Klänge nicht von Mr. Depp kommen.
    Seufzend ergebe ich mich also meinem Schicksal, quäle mich aus dem schönen, warmen, zum Weiterschlafen verführenden Bett, schnappe mir ein Paar Trainingshosen und eine passende Jacke dazu, fahre mir mit den Händen durch die Haare, als mir auffällt, dass meine Haare mich aussehen lassen wie ein Gespenst, und als ich einigermaßen ansehnlich wirke, verlasse ich mein Zimmer.
    Ich brauche nicht lange zu suchen, bis mein Gehör mich zum richtigen Zimmer leitet.
    So früh am Morgen ist der Gang leer – dass er ruhig ist, verhindern alleine die dröhnenden Töne von Black Sabbath und Komparsen.
    Ich atme tief durch, setze ein höfliches Lächeln auf, und klopfe lautstark an die Türe.
    Nichts geschieht.
    Natürlich.
    Ich versuche es noch mal, und gerade als ich meine Hand zurückziehe, öffnet sich eine andere Tür, und Johnny tritt auf den Gang.
    Er ist ebenfalls aus, als wäre er gerade aus den tiefsten Träumen gerissen worden, grinst aber, als er mich sieht, und gesellt sich zu mir.
    Wie schon bei meinem ersten Klopfversuch passiert nichts, und Johnny schüttelt leicht den Kopf, um dann sehr zu meiner Überraschung, und ausgesprochen überzeugend „Aufmachen, Polizei!“ zu rufen.
    Tatsächlich wird die Tür augenblicklich aufgerissen, und ein ziemlich geschockt wirkender Orlando blickt uns entgegen.
    Und ich muss unwillkürlich breit grinsen.
    „Morgen!“ Sagt Johnny fröhlicher als er aussieht, und mir wird bewusst, dass wir beide ziemlich… zerknittert wirken müssen.
    Orlando erholt sich langsam wieder von seinem Schrecken, und ich halte es für angebracht, die Spannung ein wenig zu lösen.
    „So so, du bist also Black Sabbath Fan, ja?“ Frage ich ihn, hebe die Augenbrauen, bekomme von ihm aber nur ein scheues Nicken.
    „Ihr nicht so sehr, oder?“ Fragte er im Gegenzug, und setzt diesen Elbenunschuldsblick auf, der jedem Herr der Ringe Fan mehr als bekannt sein dürfte.
    Ich schüttle den Kopf, klopfe ihm auf die Schulter, und lächle.
    „Weißt du, Orlando, im Grunde… höre ich mir alles gerne an… nur… vielleicht nicht unbedingt um halb sieben morgens… und in voller Lautstärke.“
    Der Schauspieler nickt und auch Johnny lächelt ihm aufmunternd zu.
    „Also kein Black Sabbath am frühen Morgen mehr?“ Hakt er nach, und wie auf Kommando nicken wir beide.
    „Okay… ich meine.. gut.. also… mach ich… nicht mehr.“
    Johnny grinst einmal mehr, greift Orlando unter die Arme, und faselt irgendwas von Frühstücken, woraufhin Orlando gleich wieder viel fröhlicher wirkt –und im Gegensatz zu Johnny und mir sogar richtig aufgekratzt. Zufrieden vor mich hinlächelnd folge ich den beiden, und nach einigem Verlaufen gelangen wir sogar in den großen gemeinsamen Frühstücksraum.

    to be continued



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