Der Trip

MILCHLICHT
Verfügbare Informationen zu "Der Trip"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Sigma - Tjuni - Numpsy
  • Forum: MILCHLICHT
  • Forenbeschreibung: ...über (fast) alles und nichts...
  • aus dem Unterforum: Dies & Das
  • Antworten: 11
  • Forum gestartet am: Sonntag 04.06.2006
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Der Trip
  • Letzte Antwort: vor 17 Jahren, 6 Monaten, 13 Tagen, 16 Stunden, 44 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Der Trip"

    Re: Der Trip

    Sigma - 07.09.2006, 00:32

    Der Trip
    Der Trip ....
    Deutschland – Frankreich - Spanien
    Es sollte eine Fahrt von 4 Tagen werden. Deutschland, Frankreich, Spanien und zurück.
    Am Mittwoch um 16:00 Uhr sollte es losgehen. Eine Fahrt mit dem Abschleppwagen eines Bekannten. Fahrzeugrückholung war angesagt, einen VW Passat und ein Ford Transit Wohnmobil. Das Zugfahrzeug stand vollgetankt mit Anhänger zur Abfahrt bereit, nur mein Bekannter nicht, er müsse noch kurz zur Bank – dauert auch nur ¼ Std. Na ja nun ist warten angesagt, bei ihm dauert eine viertel Std. 60 Min. Es wurde 17:00 Uhr, es wurde 17:30 Uhr. Zwanzig vor 6 war er dann zurück. ,,Ich war noch etwas für die Fahrt einkaufen,,
    Wir bestiegen gegen 18:00 Uhr der LKW und fuhren los und natürlich prompt in den Feierabendverkehr.
    Nach einer ¾ Std. erreichten wir dann endlich die Autobahn, wofür wir sonst nur 15 Min. brauchen. Wir fahren Richtung Kamener Kreuz auf der BAB 2, wechseln auf die A1 Richtung Köln. Auf dem Kölner Ring rauschen wir erst einmal an der Ausfahrt Richtung Aachen vorbei.
    So ein Sch... , wenden auf der Autobahn ist nicht, da kommen einem einfach zu viele Geisterfahrer entgegen. Also einen kleinen Umweg von nur 60 km aber dafür läuft unser MAN sehr gut – 93 km/h – 80 Sachen sind eigentlich nur erlaubt. Abschleppwagen werden selten von der Polizei gestoppt, also volles Rohr Richtung Belgien. Es wird Dunkel, meine Tageszeit beginnt.
    Kurz hinter der Belgischen Grenze ist Fahrerwechsel angesagt, ich übernehme das Steuer. Eine Nachtfahrt auf Belgischen Autobahnen sind recht angenehm. Die Straßen sind in Ordnung und die Beleuchtung auf der Bahn tut ihr übriges. Das gleichmäßige Brummen des Dieselmotors ist einschläfernd. Die einzige Abwechslung ist das Radio oder ein Gespräch mit meinem Beifahrer. Schwups sind drei Std. Fahrt vorbei und wir erreichen die französische Grenze.
    Auf der LKW Spur geht es im Schritttempo an dem Grenzgebäude vorbei. Kaum bin ich auf der normalen französischen Autobahn, in Richtung Paris, gebe ich dem MAN wieder die Sporen. Hier in Frankreich dürfen wir offiziell 90 fahren, jetzt brauchen wir uns keine Sorgen mehr um die Geschwindigkeitsbegrenzung für LKW´s machen. Noch einmal zwei Std. fahren, dann ist der nächste Fahrerwechsel angesagt. In Frankreich sind die Autobahnen nicht beleuchtet. Kaum war ich so richtig auf Geschwindigkeit, durfte ich das Gespann auch schon wieder abbremsen, um an einer Mautstelle ein Ticket zu ziehen. Gesagt getan, weiter geht es! Die Tankanzeige steht knapp über ¼ voll, also noch ca.150 km fahren und dann wechseln.
    Der Motor brummt sein bekanntes Lied und die Nacht ist sehr angenehm warm, ich fahre mit offenem Fenster. So nun wird es langsam Zeit eine Tanke anzufahren, ein Hinweisschild zeigt noch 50 km bis zur Zapfsäule. Also noch etwa eine halbe Stunde fahren. So langsam kommt die Müdigkeit in mir hoch. Endlich da ist die Tanke, der LKW braucht Diesel und ich einen Kaffee.
    Nun bin ich wieder recht munter, dieser Kaffee hat es in sich. Der Kollege fährt weiter Richtung Paris. Die Autobahnen hier sind genauso langweilig wie in Deutschland zumal es dunkel ist, aber das hat die Nacht ja so an sich. Langsam kommen wir auf Paris zu. Vorbei am Park de Asterix (gibt es wirklich, so 50 km vor Paris) geht es auf die nächste Mautstelle zu, zahlen ist angesagt. Die Preise sind seit meinem letzten Besuch in Frankreich ganz schön gestiegen.
    Die Stadtautobahnen sind mautfrei, es wäre auch ein Hammer, wenn bei dem Verkehr, der hier tagsüber herrscht, alle paar km von einer Mautstelle gestoppt wird. Es ist so schon tagsüber sehr chaotisch auf den Straßen, doch dann hätte man hier das perfekte Chaos.
    Wir haben Glück, das wir diese Autobahnen Nachts befahren, am Tage ist um Paris kaum ein durchkommen.
    So, Paris liegt hinter uns, ich hatte ganz vergessen, wie verschlungen die Straßenführung hier ist. Wer des nachts mal unter dem Fugplatz von Paris durch fährt, sollte nicht allzu schreckhaft sein. Wenn ein Flugzeug startet oder gerade landet, wird es dort sehr laut.
    Ich habe jetzt ein bisschen Pause und kann mich, soweit das in einem LKW möglich ist, lang machen. Das brummen des Motors macht mich schon wieder müde, ich bin dieses lange fahren mit einem Laster nicht mehr gewöhnt. Das letzte mal, ist schon 9 Jahre her. Wenn ich sonst LKW fahre sind das nur kurze Strecken. Macht aber trotzdem Spaß, nur von Berufswegen möchte ich das nicht mehr dauerhaft machen. Ich versuche mir die Gegend einzuprägen, soweit wie es im Dunklen geht. Nach einigen Stunden kommt der Sonnenaufgang, das habe ich schon immer gemocht. Auf der Autobahn den Tag entgegen fahren. Das gibt mir, dass Gefühl von Ungebundenheit. Die nächste Mautstelle lässt nicht lange auf sich warten. Die Franzmänner wollen wieder Kohle sehen, zwar nicht im Moment, da sollen wir nur ein Ticket ziehen aber das mit dem bezahlen kommt sicher. Noch gute 100 km und wir haben unser erstes Ziel erreicht. Saint – eine Stadt am Atlantik.
    In der Stadt angekommen suchen wir die Straße, welche auf unserem Abholauftrag steht. Es ist gar nicht so einfach etwas zu finden, wenn es keine Straßenschilder gibt. Wir sind doch glatt eine Stunde durch die Stadt gefahren und haben nichts gefunden. Wer jetzt sagt, ihr hättet doch fragen können, den weise ich darauf hin, ich spreche kein Französisch und Deutsch wollten die nicht verstehen. Endlich haben wir jemanden gefunden der Englisch spricht. Kurze Frage – lange Antwort. Mit Aufschreiben und einer Zeichnung haben wir dann doch die Straße gefunden.
    Wir mussten wieder an unserem Ausgangsort zurück und hinter Mac Doof abbiegen. Wir sind da mindestens zweimal vorbeigefahren und haben das VW Autohaus nicht gesehen. Das lag auch so versteckt, fast so wie ein Hinterhof. Mittlerweile war es schon Mittag und die hatten dort ihre Pause (von12 – 14 Uhr) und wir störten bloß. Haben dann nach langen bitten das Auto bekommen. Der Verkäufer dort sah aus als wollte er uns fressen. Aber was soll es, wir machen ja auch bloß unseren Job. Auto verladen ging in 10 Min. und wir fuhren weiter. Zwischenzeitlich war wieder ein Fahrerwechsel gewesen und ich fuhr.
    Autobahn, Mautstelle, Tankstelle so ging es bis kurz hinter Toulouse, dort haben wir in einem Autobahnhotel übernachtet. Nicht schlecht dieser Laden und da wurde sogar deutsch gesprochen. 8 Stunden Schlaf wollten wir uns gönnen, ans weiterfahren war laut unseren Fahrtenscheiben nicht mehr zu denken. 12 Stunden Pause sind angesagt. Duschen, etwas Essen und dann sofort ins Bett, so war der Plan. Duschen ja, Essen ja, aber nicht sofort ins Bett, dafür fand ich es noch etwas zu früh. Also bin ich auf dem Rastplatz unhergestreift, hab ein paar Fotos gemacht. Den Untergang der Sonne, habe ich zurückgelehnt am Anleger des Rastplatzes genossen. Ja dieser Rastplatz hatte einen kleinen Hafen. Das ganze war so richtig romantisch, zu meinem Glück fehlte mir nur noch meine Angetraute, das wäre perfekt gewesen.
    So ging es aber auch.
    Am nächsten Morgen, gab es ein französisches Frühstück und dann fuhren wir weiter. Wieder entlose Kilometer auf der Autobahn und nur zwei Mautstellen bis zur spanischen Grenze. Unser Ziel heißt jetzt Denia, laut dem Auftraggeber kurz hinter Valencia. Die spanischen Autobahnen sind auch mit Mautstellen gespickt, Wir haben bis jetzt schon 300 Euro an Maut bezahlt und sind noch lange nicht am Ziel, geschweige den wieder in Deutschland.
    Wir fahren an der Costa Brava vorbei, können sogar zwischendurch das Meer sehen, doch die meiste Zeit gibt es nur schroffe Berge und vertrocknetes Land zu sehen. Mir gefällt überhaupt nicht was ich dort sehe, das ist einfach nicht meine Welt. Graue Berge, rote Erde und Pflanzen nahe am verdursten. Dreck, sehr viel Dreck rechts und links an der Autobahn. Wilde Müllhalden und ein verbranntes Land machen diese Fahrt nicht angenehm. Stunden lang kein schönes Land. Der einzige Lichtblick ist, dass ich für diesen Trip Geld bekomme. Das Land sagt mir überhaupt nicht zu. Wir kommen auf Barcelona zu und der Verkehr nimmt an Stärke zu. Stadtautobahn in Barcelona, ein Abenteuer für sich, die fahren rücksichtslos. Mich wundert das nichts passiert. Es bleibt uns nichts anderes übrig als uns dem Verkehr anzupassen, sonnst laufen wir Gefahr noch in einen Unfall verwickelt zu werden. Da kann es einem schon etwas anders werden.
    Barcelona ist geschafft und unser Ziel ist laut noch einige Stunden weit.

    Sigma



    Re: Der Trip

    Tjuni - 08.09.2006, 19:22


    Oh je, das hört sich aber anstrengend an. Ganz ehrlich, so ein Trip wär auch nix für mich.

    Danke für deinen ausführlichen Bericht Sigma. War interéssant zu lesen. Da fühl ich mich in meinem "piefiken" Bochum direkt wieder viel wohler :wink:



    Re: Der Trip

    Numpsy - 09.09.2006, 01:07


    Das Hört sich doch gut an!!! Ich kann mir gut Vorstellen wie der Trip war. Wieviele Stunden wart ihr unterwegs bis ihr das Autobahrhotel erreicht hattet??? Zeigst du uns die Fotos die du geschossen hast????
    Ich bin voll gespannt!!!



    Re: Der Trip

    Sigma - 09.09.2006, 09:14


    Leute das ist nur der erste Teil der Geschichte, das wirklich chaotische kommt noch.
    Fotos folgen auch noch!

    Sigma



    Re: Der Trip

    Sigma - 16.09.2006, 10:44


    Fahren - Fahren - Fahren vorbei an grauen Felsen, rotbrauner trockner Erde.
    Rechts und links von der Autobahn nur trocknes Land. Wohl fühle ich mich hier nicht! Valencia kommt näher, nur noch 40 km, doch am Ziel sind wir noch nicht. Vor bei an entlosen Feldern von Apfelsinenbüschen. Jeder Zentimeter ist bepflanzt. Noch ca. 150 km und die Berge werden immer höher. So Valencia ist geschafft, ist das ungepflegt hier. Unser MAN hat so langsam nicht mehr die Kraft, schnell die Berge hochzuziehen. Der Motor hat einfach zuwenig PS für diese Landschaft, ist halt ein Flachlandbomber. Alicante ist nun auch nicht mehr so weit, doch bis dahin brauchen wir nicht. Denia ist unser Ziel, noch 20 km. Bin gespannt was uns erwartet. Wir kommen an dem berümten Osborn Stier vorbei, steht einfach so auf nem Berg. Pechschwarz und angelehnt an einem Gerüst. Mensch ist der Riesig. Die Berge sind mir eindeutig zu hoch, einziger Lichtblick auf dieser Strecke ist, dass Mittelmeer, welches wir von hier sehen können. Ein wunderschönes Blau. Die Abfahrt von Denia kommt, wir dürfen die Autobahn verlassen. Keine Citruspflanzen säumen den Weg, sondern Werbeplakate, dafühlt man sich regelecht von Erschlagen. Diese Straße ist wie ein Tunnel durch den Schilderwald. Lauter knallige Farben.

    Fortsetzung folgt!

    Sigma



    Re: Der Trip

    Sigma - 16.09.2006, 20:25


    In der Stadt angekommen, suchten wir den Campingplatz, von wo wir das Wohnmobil abholen sollten.
    Doch so einfach ist das ganze nun auch nicht! Ohne Karte und ohne Sprachkenntnisse ist das einfach nicht zu machen. Also ran an eine Tankstelle, den Zettel mit der Adresse in der Hand rein. Versucht mal mit englisch in einen spanischem Dorf nach dem Weg zu fragen, das ist ein Abenteuer der besonderen Art. Der freundliche Tankwart machte uns eine Zeichnung, danach fuhren wir. Erst einmal Richtung Hafen und dann locker einige Kilometer an der Strandpromenade vorbei, immer darauf gefasst sofort in die Eisen zu gehen. Die ,,Urlauber,, springen wie Frösche auf dem Weg zum Leichplatz, über die Straße. Wahnsinn, so wie die Auto fahren, so laufen sie auch. Die müssen ein großes Vertrauen zu ihrem Gott haben. Armen von Schutzengeln müssen in Spanien im Einsatz sein. Nach ungefähr einer Stunde Irrfahrt in der Stadt, hielten wir bei zwei Polizisten am Straßenrand und versuchten mal wieder mit Händen und Füßen nach dem Weg zu fragen. Die sahen unseren Zettel und lächelten, zeigten auf einen Feldweg, keine zwanzig Meter weiter. Da sahen wir dann auch das Schild des Campingplatzes. Wir bedankten uns und fuhren in diesen Weg. Die beiden Polizisten sperrten für uns sogar die Straße. Als ich den Platz sah, dachte ich an eine Festung, eine Mauer ca. 3 m hoch, zog sich um die Rheumawiese. Der Eingang sah aus wie von einem Fort. Also da konnten wir unmöglich mit unserem Gespann rein kommen, es war einfach zu eng, also blockierten wir den Feldweg mit unserem Zug.
    Die Tante am Empfang, lächelte uns an und fragte vermutlich nach unseren Wünschen. Wir legten Ihr unseren Abholauftrag vor und erklärten mal wieder auf englisch was wir wollten. Es hat ziemlich lang gedauert bis wir auf einer Welle lagen und sie verstand was wir wollten. Sie griff in eine Schublade und holte erst einmal eine Rechnung hervor, die sie sofort beglichen haben wollte. Unser Auftrag, sagt aber nichts darüber aus Es blieb uns nichts anderes übrig als erst einmal wieder mit Deutschland zu telefonieren. Die Versicherung musste uns das alles bestätigen. Nach dem alles klar war und wir die Rechnung beglichen hatten bekamen wir auch das Wohnmobil. Zum Glück war der Wagen noch so halbwegs fahrbereit, sonnst hätten wir das nächste Problem gehabt, so ging das Verladen doch relativ schnell vonstatten. Rauf mit dem Camper auf den Anhänger, verzurren und abfahren war unser nächster Schritt. Jetzt nur noch das ganze Gespann von 11m Länge drehen und ab dafür. Bei den engen Verhältnissen hat, das ganze ca. 1 Stunde gedauert, das war Rangierarbeit ohne Ende. Jetzt nur noch durch die Stadt und zur Autobahn Richtung Valencia. Der ganze Spaß in Denia und auf dem Campingplatz hat uns 6 Stunden gekostet, jetzt durfte auch nichts mehr dazwischenkommen, um am Samstagabend wieder zuhause zu sein. Auf der Autobahn fuhren wir so schnell wie es der Wagen hergab. Ich fahre nicht wirklich gern durch Berge, schon gar nicht, wenn ich einen vollen LKW steuere. Bergauf und auf gerader Strecke ist das ganze nicht wirklich schlimm, doch Berg ab, habe ich da so meine Probleme. Langsam und unaufhaltsam wurde es Dunkel. Der Blick auf das Mittelmeer hätte mich ja eventuell für diesen Stress entschädigen können, doch für das Meer konnte ich keinen Blick riskieren, ist bei solchen Straßen einfach zu gefährlich. Wir sind gut unterwegs und freuen uns das wir noch bis zur Grenze kommen können, unsere Fahrzeit reicht dafür aus. Da ein lauter Knall, blick in den Spiegel und Fuß auf der Bremse, runterbremsen und das Gespann auf den Standstreifen lenken war ein Arbeitsgang. Zwischendurch sagte ich dann, noch so etwas wie Sch.... wir haben einen Platten. Na ja denke ich, machen wir halt das Reserverad drauf und weiter geht es. Doch das war so falsch wie ein 25 Euro Schein. Kein Reserverad für den Anhänger, weil der Hersteller, angeblich unkaputtbare Reifen aufgezogen hatte, sagte mein Bekannter. Meine Kragengröße änderte sich von 42 auf 56. Ich war so richtig sauer. Nun mussten wir erst einmal zusehen das wir von der Autobahn runter kommen . Im Schritttempo auf die nächste Ausfahrt zu, die zum Glück nicht weit weg war. Was glaubt Ihr wohl was uns erwartete, richtig eine Mautstelle. Den Pannenservice vom AVD in Deutschland hatten wir zwischenzeitlich informiert und der erklärte uns, Nachts um 2 Uhr kommt der spanische Pannendienst nicht raus, wir müssen uns bis 8 Uhr gedulden. Ein freundlicher Mitarbeiter der Mautstelle erklärte uns, das in 2 km Entfernung eine Reifenwerkstatt gibt und wir versuchen sollten dort unseren Reifen wechseln zu lassen. Unseren Anhänger können wir an der Mautstelle stehen lassen. Wir koppeln ab, sichern den Anhänger und fahren zur Werkstatt. Der Termin für unsere Heimkehr können wir jetzt Knicken, So schnell können wir gar nicht fahren um die verlorenen Zeit wieder aufzuholen. Wir finden die Werkstatt und legen uns erst einmal aufs Ohr. Leider nicht in einem Hotel sondern , einer im Führerhaus des LKW und der andere in dem Wagen auf der Ladefläche. Wir können jetzt so wieso nichts anderes machen.
    Fortsetzung folgt

    Sigma



    Re: Der Trip

    Tjuni - 17.09.2006, 09:05


    Obwohl sich das Alles nach Stress pur anhört muss ich doch schmunzeln. Natürlich nur über die Art und Weise wie du dein Abenteuer in Worte fasst. :wink:



    Re: Der Trip

    Sigma - 17.09.2006, 22:34


    Der Schreibstiel is gut, nich?
    Ich muß selbst über meinen Schreibstiel lächeln. Dabei hatte ich so eine Wut im Bauch, ich hätte Platzen können.

    Für Numpsy - die fahrt ging an einem Mittwochabend 18 Uhr los und endete am Montagmorgen um 02:30 Uhr. Bis zum Hotel haben wir gute 20 Stunden gebraucht.

    Sigma



    Re: Der Trip

    Sigma - 04.10.2006, 10:42


    Fortsetzung

    Diese Nacht ist nun auch geschafft. Wir warten darauf, dass der Reifenhandel öffnet.
    Pünktlich 9 Uhr gehen die Türen auf. Es steht schon eine kleine Schlange am Tresen. Es heißt warten. Endlich sind wir dran. Freundlich werden wir begrüßt und verstehen von dem, was die junge Dame sagt, rein gar nichts. Hände, Füße, Kugelschreiber und ein Blatt Papier helfen in so einem Fall weiter. Nach dem wir klar gemacht hatten, was wir wollten, schaute die junge Frau im Computer nach und schüttelte den Kopf.. Sie erklärte uns auf Englisch, das einige Meter weiter noch ein Reifenhändler ist und wir dort unser Glück versuchen sollten. Zwischenzeitlich haben wir einen telefonischen Übersetzer gefunden. Als Dolmetscher fungierte eine Frau, welche die Schwester einer Freundin, der Frau meines Begleiters ist. Eine Polin, die mit einem Spanier verheiratet ist. Wir also auf zum nächsten Reifenhändler, wieder in einer Schlange stehen. Als wir dran sind, geht das dolmetschen per Handy los. Die Leute hinter uns nehmen gelassen die Wartezeit in Kauf. Was soll ich sagen, wieder kein Erfolg. Es war schon fast 11 Uhr und es blieb uns nichts anderes übrig als den Anhänger, samt Wohnmobil von der Mautstelle abzuholen.
    Auf geht es zum Anhänger, dort angekommen, schraubten wir das defekte Rad wieder an seinen Platz und luden das Wohnmobil ab. Unser Plan war Anhänger und Wohnmobil bei einem Abschleppunternehmen unterzustellen, welches wir entdeckt hatten und dessen Zustimmung wir für diese Aktion hatten. Den Anhänger schnell hinter den LKW gekoppelt und ab ging die Post. Im Schritttempo ging es los, der LKW vorn und ich mit dem defekten Wohnmobil hinter her.
    „Was macht der den da, dass ist doch nicht unsere Abfahrt von der Landstraße “? Ich bekomme langsam wieder einen dicken Hals, da hat die Pappnase wieder nicht aufgepasst. Wir fahren auf einer Autobahn. Ich kann es nicht fassen! Jetzt hat Andreas das endlich gemerkt und hält an. Ich mache in darauf aufmerksam das wir hier völlig falsch sind und er redet sich heraus, mit der Ausrede: „Ich habe telefoniert und dachte das ist die richtige Ausfahrt!“ Von nun an fahre ich vor, bis zur nächsten Ausfahrt, die glücklicherweise nicht allzu weit weg war. Runter von der Bahn und in Gegenrichtung wieder drauf. Abfahrt runter und auf die Landstraße, Ausfahrt zum Einkaufscenter, wo auch der Abschleppunternehmer seinen laden hat, genommen. Noch ein kleines Stück gefahren und auf den Parkplatz gerollt. Mittlerweile ist es schon 14 Uhr. Wir luden den Camper wieder auf den Anhänger und bockten ihn dann hoch um das heile Rad zu entlasten. Schließlich musste das ganze einige Tage hier stehen bleiben. Übrigens der Abschleppunternehmer erklärte uns, das in ganz Spanien, Reifen dies Typs nicht zu bekommen sind und erst im Ausland bestellt werden müssten und das ganze dauert ca. 14 Tage. Viel zu lang für uns.
    Endlich gegen 15 Uhr fuhren wir wieder auf der Autobahn Richtung Frankreich.
    Ich dachte jetzt ist der Sch... vorbei und wir kommen zügig voran, so war es auch, bis 100 km vor Barcelona. Da machte es wieder Peng und wie das Leben manchmal so spielt, der nächste Platten. Die Zwillingsreifen auf der Fahrerseite hatten sich verabschiedet. Also, dass übliche in so einem Fall. Rechts ran. Warnblinker an, Dreieck aufgestellt, nach dem Autobahn Km geschaut und viel geflucht. Ich war jetzt total am Boden und dachte hoffentlich ist wenigstens beim LKW ein Ersatzrad vorhanden. War auch, doch viel konnten wir nicht damit machen, beide Reifen hinten hatten den Geist aufgegeben. So ein Reifenplatzer kann gewaltig was vom LKW wegsprengen. Der Kotflügel und ein Staukasten hatten sich gleich mit verabschiedet, waren total zerfetzt. Die Metallhalter beider Teile waren verbogen. Ich fing an die Reste zu entsorgen und die Metallhalter von den Reifen weg zubiegen. Als ich da so rumbastele, kommt ein Fahrzeug der Straßenwacht, zwei Männer steigen aus: „Olla“ und den Rest verstehe ich nicht, zeige auf den defekten Reifen und die Männer nicken. Sie gehen zu ihrem Fahrzeug zurück und fangen an die Pannenstelle abzusichern. Einer kommt wieder und erklärt uns, wieder über den Telefondolmetscher, das wir hier nicht stehen bleiben können, wir den Ersatzreifen aufziehen sollten und langsam 2 km weiter auf einem Parkplatz auf den Pannen dienst warten sollten. Andreas hatte diesen in schon informiert. Die wollten doch glatt eine Kostenübernahmebestätigung von 800 Euro für einen Reifen haben. Was blieb uns anderes übrig als diesem zuzustimmen. Für 800 Euro bekommt man in Deutschland vier LKW Reifen inklusive Montage. Nach dem wir den reifen gewechselt hatten, fuhren wir, ganz langsam, auf besagten Parkplatz, irgendwann kam dann auch der Reifendienst, der fragte nicht viel und fing gleich das schrauben an. Nach 20 Min. waren wir wieder einsatzbereit. Diese Aktion hatte uns noch einmal 5 Stunden gekostet.
    Jetzt war der Nullpunkt erreicht und wir wollten nur noch aus Spanien raus. Spät in der Nacht überquerten wir die Grenze und fuhren noch ein Stück, bis wir eine Tankstelle gefunden hatten. Wir legten uns schlafen. Am anderen Morgen, es war Sonntag gegen 7 Uhr wurden wir wach und machten uns klar für die weiterfahrt. Lyon, Mohlhausen so dachten wir zu fahren. Nach einigen Mautstellen ereichten wir Lyon und mussten mitten durch die Stadt. Alles sehr verwinkelt, hier und da abbiegen, durch Tunnels, alles nicht wirklich für einen LKW gebaut. Wieder eine Mautstelle, wieder hinten anstellen und wieder bezahlen. Kaum waren wir aus der Mautstelle raus, wurden wir von Uniformierten angehalten.
    Der eine fragte uns etwas und wieder rein gar nichts Verstanden. Der Uniformträger deutete auf den Rechten Standstreifen und ich fuhr hin. Andreas war schon wieder auf fast 180.
    Passport und Dokumente verstanden wir, haben wir auch rausgerückt. Damit fing das nächste Problem an. Unsere Ausweise wurden von einem der Beamten zum Auto gebracht, wo ein dritter diese in Empfang nahm. Wir mussten Aussteigen und wurden vom LKW weggeschickt, bewacht von einem der Beamten, der hatte die Hand an seiner Dienstwaffe. Wir wurden immer wieder, etwas gefragt, bloß haben wir nichts verstanden und Andreas fing das schimpfen an. Ich knallte in folgendes vor den Kopf: „Halt bloß die Klappe, die sperren uns sonst noch weg“ und er war ruhig.
    Jetzt kamen, die mit einem Hund, und ließen ihn den LKW und den PKW auf der Ladefläche beschnüffeln. Gut das wir nichts verbotenes an Bord hatten, also würde der Hund auch nichts finden. So war es dann auch. Die Hundeführerin fragte uns etwas, diesmal auf englisch. Sie wollte wissen von wo wir kommen und wo wir hin wollten. Sie bekam die Antworten, jetzt wurden auch noch unsere privaten Sachen gefilzt. Da haben sie auch nichts gefunden. Wir bekamen unsere Pässe wieder und auf einmal, konnte der eine Beamte, auf einmal fließend deutsch und erklärte uns darum er uns diese ganze Aktion gelaufen ist.
    Er wollte eigentlich nur wissen, von wo wir gekommen sind, ob wir in Spanien waren. Er hatte in unseren Transportpapieren etwas gefunden was ihn hat stutzig werden lassen. Wir hatten den PKW in Saint geladen und waren jetzt in Lyon und das wäre völlig unlogisch. Wer mal auf der Landkarte nachsieht versteht was er meinte. Saint liegt am Atlantik und Lyon nahe dem Mittelmeer.
    Er hatte auch nicht verstanden, warum wir ihm nicht gleich erklärten, das wir aus Spanien kamen.
    Wenn Mensch kein französisch spricht, bleibt das wohl nicht aus. Na ja jeden falls wünschte er uns noch einen schönen Weg und ließ uns fahren.
    Diese Aktion hat sage und schreibe 2 Stunden gekostet. Unserem Zeitplan hingen wir mittlerweile schon 20 Stunden hinterher.
    Die deutsche Grenze erreichten wir ohne weitere Zwischenfälle. Jetzt noch ca. 100 km, dann können wir das Auto von der Ladefläche , bei einer Werkstatt abgeben.
    Freudenstadt im Schwarzwald war unser nächstes Ziel. Auf der Karte sah es ganz gut aus. Doch zunächst steuerten wir erst einmal einen Autohof an um uns wieder Landfein zu machen, so mit Duschen und so.
    Wieder auf der Autobahn, Abfahrt Freudenstadt, Bundesstraße, eigentlich ein schönes Fahren. Je weiter wir auf Freudenstadt zu kamen, um so enger wurde die Bundesstraße. Jetzt ging es die Berge hoch, schön in Schlangenlinien. Rechts eine hohe Wand und links ging es sehr tief herab. Das ist nicht meine Welt, ich bin ein ,,Flachlandtiroler,, und liebe meine Sieker Schweiz ( da wohne ich). Der Teuto ist noch längst nicht so mächtig hoch, wie hier. Wie gesagt das ist nicht meine Welt.
    Kurz und gut, das Auto abgegeben und dann nach Hause. Die ganze Fahrt hat von Mittwoch 18 Uhr bis Montag 2:30 Uhr gedauert und so etwas mache ich nie wieder.

    Reisebericht Ende

    Sigma



    Re: Der Trip

    Tjuni - 04.10.2006, 20:05


    Der absolute Horrotrip!!!!! :twisted:
    Danke für deine ausführliche Beschreibung. War trotz des Horrors interessant zu lesen. Haste in der kurzen Zeit echt viel erlebt.



    Re: Der Trip

    Sigma - 05.10.2006, 08:12


    So ist es wenigstens von der Seele.

    Das war selbst für so einen ausgeglichnen Menschen wie mich zuviel.

    Sigma



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum MILCHLICHT

    Zum Geburtstag - gepostet von Sigma am Donnerstag 20.07.2006



    Ähnliche Beiträge wie "Der Trip"

    road trip nach hh - El-Tobito (Montag 03.09.2007)
    5. Two Man Power Trip - Batzekiller No.1 (Freitag 15.09.2006)
    Train-Trip durch Niedersachsen - Saxxe (Montag 09.04.2007)
    AUSTRALIA-TRIP [LIST OF STAYS] - the_hydrA (Montag 18.12.2006)
    Berlin Trip mit unerwartetem positivem Ausgang - BelgianFan (Samstag 05.08.2006)
    Trip chock full of music!! - sasred (Samstag 22.04.2006)
    Ein Christlicher LSD Trip - Der_Linker (Donnerstag 31.08.2006)
    Amsterdam Trip! - cheatermaster (Freitag 02.06.2006)
    Morini-Trip, der Wahnsinn... - Nuzi (Sonntag 15.04.2007)
    Kajak fahren / Trip to Spremberg? - Leslie (Dienstag 31.07.2007)