Missing: -FF- *Visionen*

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    Re: Missing: -FF- *Visionen*

    Krischi - 03.09.2006, 17:11

    Missing: -FF- *Visionen*
    So,
    dann werfe ich mich mal den Löwen jetzt zu Fraß vor.
    Ich hab mich jetzt das erste Mal an einer Missing-FF versucht und einfach mal meine Gedanken spielen lassen. (weiß aber net, obs was geworden ist... )
    Von den Charakteren her hab ich einfach mal n bissl geschummelt und zur aktuellen Besetzung Brooke mit dazugeschmissen...

    Liebe Grüße


    Missing – Verzweifelt gesucht
    Visionen

    „Mastriani, Scott – mitkommen!“ Pollock wedelte ungeduldig mit einem Kaffeebecher in der Hand. Er sah schon wieder so aus, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen. Jess und Nicole warfen sich kurz fragende Blicke zu, bevor sie ihrem Vorgesetzten folgten. In dessen Büro wartete Antonio schon auf sie. Pollock forderte sie auf, Platz zu nehmen, bevor auch er sich hinsetzte. „Es geht um eine, hier in der Nähe, verschwundene FBI-Agentin. Normalerweise ist sie in New Orleans, doch ihre Ermittlungen haben sie hierher geführt. Und nun ist sie verschwunden. Agent Mastriani, Sie kennen sie. Bevor Agent Scott hierher gekommen ist, haben Sie mit ihr zusammengearbeitet.“ Jess wurde blass und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen: „Doch nicht etwa Brooke, oder?“ Pollock bedachte sie mit einem kurzen, mitfühlenden Blick: „Tut mir leid. Ja, bei der Verschwundenen handelt es sich um Brooke Haslet.“ Jess schluckte. „Warum... war sie überhaupt hier?“ „Sie hat sich in New Orleans in die Drogenszene eingeschleust und bei der Verfolgung des Hauptverdächtigen muss irgendetwas geschehen sein.“ Nicole besah Brookes Vermisstenfoto: „Haben wir irgendwelche Anhaltspunkte?“ Pollock schüttelte den Kopf. „Nein, dieses mal müssen wir uns ganz auf Agent Mastrianis Visionen verlassen.“ Er sah Jess an. „Ich sag es nicht gerne, aber das Leben von Agent Haslet liegt in Ihren Händen.“ Dann gab er den drei Agents zu verstehen, dass das Gespräch beendet war und sie verließen sein Büro.
    „Warum Brooke?“ Jess war den Tränen nah. Ausgerechnet ihre beste Freundin aus den Anfängen ihrer Zeit als Hellseherin, die ihr immer zur Seite gestanden hatte und ihr geholfen hatte, mit ihrer Gabe, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen konnten, umzugehen. Antonio sah sie ernst an: „Jess, lass dich davon nicht beeinflussen. Sonst bekommst du vielleicht Schwierigkeiten, Vergangenes und Visionen auseinander zu halten.“ Nicole nickte. „Er hat recht.“ Sie legte ihre Hand auf Jess’ Arm. „Keine Sorge, wir finden sie. Es braucht nur etwas Zeit. Lass uns derweilen etwas über ihr Leben in New Orleans nachforschen.“ „Okay. Macht dass, ich werde zu ihrer Mutter fahren. Vielleicht weiß die irgendetwas. Brooke und sie stehen sich sehr nahe und ich kenne sie.“ „In Ordnung. Wir sehen uns nachher.“

    „Ich kann gar nichts über Agent Haslet finden. Es ist so, als ob sie nie in New Orleans gewesen wäre. Hattest du mehr Glück?“ Antonio sah auf. „Nein. Sie steht nicht im Verzeichnis des Einwohnermeldeamtes, war nie in irgendwelchen Bibliotheken, hat nichts von ihrem Konto abgehoben und sich, natürlich, auch nichts zuschulden kommen lassen.“ „Aber es muss doch irgendwelche Informationen geben. Das FBI müsste doch irgendwelche Unterlagen über ihren Fall besitzen.“ „Ja, aber die bekommen wir frühestens morgen, wahrscheinlicher ist übermorgen. Das FBI will da alles noch mal durchchecken und die brauchen auch ein wenig Zeit.“ „Aber genau das ist es, was wir nicht haben.“ Nicole starrte auf Antonios Computermonitor, in der Hoffnung irgendeine Spur zu finden. Enttäuscht ließ sie sich in den Schreibtischstuhl fallen. Antonio blickte sie ernst an: „Ich mach mir Sorgen um Jess. Ich hoffe, sie kommt mit dieser Belastung klar. Ihre Visionen sind wichtiger denn je. Sowohl für uns, als auch natürlich für sie.“ Nicole sah ihn an. „Wenn sie es nicht schafft, dann haben wir keine Spur. Und falls Agent Haslet dann etwas zustößt, wird Jess sich dafür ihr Leben lang schuldig fühlen.“ Antonio stand auf. „Wir müssen auf jeden Fall alles tun, um sie zu unterstützen. Also, lass uns weitersuchen. Egal, wie lange es dauert.“

    Jess stieg in den Fahrstuhl, um nach oben zu Nicoles Büro zu fahren. Es war sehr spät geworden; keiner war mehr im FBI-Headquater. Keiner, außer Nicole und Antonio. Jedenfalls hoffte Jess das. Aber so wie sie ihre Kollegen kannten, nahmen die gerade jede Sekunde von Brookes Leben auseinander, um irgendeine Information zu erhalten. Der Besuch bei Brookes Mum hatte auf jeden Fall überhaupt nichts gebracht. Diese war selbst total verstört über das Verschwinden ihrer Tochter gewesen und konnte Jess keine brauchbaren Informationen überlassen, außer einer Telefonnummer, die Antonio sofort nachprüfen sollte. Auf einmal wurde ihr heiß und sie spürte, wie das gewohnte Kribbeln einer Vision sie überkam.
    Sie war in einer furchtbar engen Kammer. Die Luft war so schrecklich stickig. Es war halb dunkel. Schemenhaft konnte sie Gestalten erkennen, die sich hinter einem Vorhang verbargen.
    Die Bildsicht wechselte und nun konnte sie die andere Hälfte der Kammer erkennen.Dort hing ein Galgen an einem Dachbalken. Vor ihm stand eine Person und blickte sie an. Jess erkannte sofort Brooke in ihr. An ihren Handgelenken rann Blut hinunter und tropfte auf den Boden. In Brookes Gesicht spiegelte sich eine Verzweiflung wider, die Jess noch nie gesehen hatte. Die Lippen der Gestalt bewegten sich und murmelten leise: „Jess, hilf mir!“ Diese wollte auf Brooke zugehen. „Brooke, sag mir, wo du bist! Bitte, sag es mir!“ Sie begann zu husten, ob der schlechten Luft. Das Bild verschwamm vor ihren Augen.
    „Nein!“ Jess schrie vor Schmerz und Verzweiflung auf. Doch ein Teil der Vision hielt sie noch immer gefangen. Es war glühend heiß im Fahrstuhl und die Luft brannte förmlich, so dass sie keine Chance hatte zu atmen. Sie sank keuchend und halb bewusstlos zu Boden.

    Nicole gewahrte aus dem Augenwinkel, dass die Anzeige des Fahrstuhls sich in Bewegung gesetzt hatte. Sie war sich hundertprozentig sicher, dass es Jess war. Doch diese hatte lange auf sich warten lassen. Antonio und sie waren leider weitestgehend erfolglos geblieben. Das würde sie ihrer Kollegin jetzt beibringen müssen. Sie nickte Antonio zu und ging langsam auf den Fahrstuhl zu, der jetzt in ihrem Stockwerk angekommen war. Als die Türen öffneten sah sie sofort ihre auf dem Boden liegende Freundin, die mühsam versuchte Luft zu holen. „JESS!“ Entsetzt schrie sie auf und kniete neben ihr nieder. Antonio, der das Geschehen mitbekommen hatte, kam herangestürzt und Nicole und er zogen die fast Bewusstlose aus dem Fahrstuhl. Sie fühlte sich am ganzen Körper glühend heiß an. Nicole brachte Jess in eine halbwegs aufrechte Sitzposition und begann mit lauter Stimme auf sie einzureden.
    Jess’ Blick klärte sich etwas und sie begann ihre Umwelt wieder wahrzunehmen. Sie registrierte, das sie auf dem Boden in Nicoles Armen lag und diese sie beinah hysterisch anschrie, während Antonio sie fast panisch musterte – bereit sofort den Notarzt zu rufen, falls sich ihr Zustand verschlechtern sollte. „Nicole? Antonio?“ Jess musste husten. Endlich verstimmte das hysterische Gerede. Antonio nahm sie hoch und trug sie in Nicoles Büro, wo ein kleines rotes Sofa stand. Dort legte er sie hin und sofort war Nicole wieder neben ihr: „Jess, wie geht’s dir? Was ist passiert?“ Jess setzte sich vorsichtig auf. Sofort wurde ihr schwindelig und ihr Magen begann zu rebellieren. Also gab sie auf und ließ sich zurücksinken. „Ich... Ich hatte im Fahrstuhl eine Vision...“, begann sie mit zitternder Stimme, ohne auf Nicoles erste Frage weiter einzugehen, „... ich habe Brooke gesehen. Sie war eingesperrt in einer furchtbar engen, stickigen Kammer. Es hing ein Galgen hinter ihr. Ich weiß nicht, ob sie verletzt ist – auf jeden Fall rann Blut an ihren Handgelenken herab. Und sie sagte zu mir, dass ich ihr helfen solle. Und hinter einem Vorhang konnte ich die Schemen anderer Personen erkennen. Dann war die Vision zu Ende, aber irgendwie dachte ich, ich sei noch immer in diesem Raum gefangen. Mir war so schrecklich heiß und ich hab keine Luft mehr bekommen...“ Sie schluckte. Nicole fasste sie beruhigend am Arm: „Ist schon gut. Alles ist gut, Jess.“ Diese schloss kurz die Augen und versuchte, die Bilder aus ihrem Kopf zu verbannen. Dann fiel ihr die Telefonnummer wieder ein. Sie zog sie aus der Tasche ihrer Jeans und gab sie Antonio. „Bitte überprüf diese Nummer – die hat Brookes Mutter mir gegeben. Aber ansonsten hat sie auch keine Ahnung. Hattet ihr Glück?“ Nicole schüttelte den Kopf. „Nein, aber vielleicht können wir mit deiner Vision etwas anfangen.“ Sie wand sich ab, um aus dem Büro zu gehen. „Nicole?“ Die Agentin drehte sich um. “Ich komm gleich nach, okay? Ich... Ich bin so furchtbar erschöpft.“ „Na klar. Ruh dich aus. Antonio und ich machen das schon.“ Sie holte eine Wolldecke aus dem benachbarten Büro und legte sie Jess über. Diese war bereits eingeschlafen, doch es lag ein gequälter Gesichtausdruck in ihren Zügen. Nicole musterte sie besorgt, dann verließ auch sie das Büro, um sich an die Arbeit zu machen.

    Einige Stunden später gab Jess schließlich auf. Sie hatte zwar etwas geschlafen, aber fühlte sich genauso matt wie vorher. In ihren Träumen war sie von der Vision verfolgt worden – sie hatte sich immer wiederholt. Die junge Agentin sah auf die Uhr. 4:30 Uhr. Was Brooke jetzt wohl machte oder erleiden musste? Vorsichtig stand sie auf und ging zu Antonios Schreibtisch. Sie war zwar wackelig auf den Beinen und schrecklich müde, aber ansonsten schien alles wieder in Ordnung zu sein. Nicole und Antonio waren beide aneinandergelehnt vor dem Bildschirm eingeschlafen. Vorsichtig, um die beiden nicht zu wecken, warf Jess einen kurzen Blick auf den Monitor und erstarrte. Das Bild zeigt sie selbst und Brooke – unbekümmert lachend auf irgendeiner der üblichen FBI-Weihnachtspartys. Und plötzlich, ganz gegen ihre Art, konnte sie sich nicht mehr halten. Ihr Körper begann zu beben, Tränen liefen ihr die Wangen hinab. Sie versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht. Nicole schreckte hoch. Müde blickte sie ihre Freundin an und bemerkte sofort, dass diese momentan mit ihren Nerven am Ende war. Sie stand sofort auf, als sie die Tränen in Jess’ Gesicht bemerkte, zog Jess zu sich heran und schloss sie liebevoll in die Arme. „Hey... Komm mal her.“ Sie strich ihr sanft über den Rücken und murmelte immer wieder: „Alles wird gut, alles wird gut.“
    Bald war selbst die Kraft zum weinen aufgebraucht. Jess ließ sich willenlos von Nicole und Antonio wieder zum Sofa führen und legte sich hin. Nicole sah Antonio kurz fragend an und ging, als dieser nickte, zu ihrem Schreibtisch und holte zwei Morphium-Tabletten hervor. Antonio gab Jess ein Glas Wasser und sie schluckte die Tabletten. In jeder anderen Situation hätte Jess protestiert, doch sie war einfach nur noch völlig erschöpft. Beinahe sofort fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Nicole und Antonio holten sich ebenfalls zwei Decken und machten es sich in ihren Schreibtischstühlen bequem.

    Etwa gegen 8 Uhr morgens wachte Nicole durch unsanftes Rütteln an der Schulter auf. Es war Pollock. „Wie sieht es aus im Fall Haslet?“ Nicole erhob sich. „Lassen Sie uns in ihr Büro gehen.“, meinte sie mit einem besorgten Seitenblick auf Jess. Doch diese schlief noch fest.
    „Gut, dann mal raus mit den Informationen, Scott. Und was soll diese Heimlichtuerei?“ Nicole seufzte. „In Ordnung. Also, Antonio und ich haben nichts neues. Die FBI-Akte bekommen wir entweder heute oder morgen. Die Kollegen in New Orleans müssen dort noch etwas überprüfen. Jess hatte allerdings eine Vision, mit der sicher gestellt ist, dass Agent Haslet entführt wurde. Aber Jess macht Antonio und mir Sorgen. Ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll... sie war irgendwie in der Vision gefangen, selbst nachdem diese vorbei war. Sie wäre im Fahrstuhl beinahe erstickt. Außerdem nimmt sie das alles sehr mit. Wir mussten ihr ein Beruhigungsmittel geben, damit sie überhaupt schlafen kann.“ „Na, dass hört sich ja nicht so berauschend an. Glauben Sie, dass Agent Mastriani mit der Situation klar kommt?“ „Ich weiß es nicht. Aber wir brauchen sie. Nur sie kann Agent Haslet retten.“ „Gut, dann zieh ich sie noch nicht vom Fall ab. Wir werden sehen, was passiert.“

    Als Jess erwachte herrschte schon der typische Trubel im Headquater. Sie erhob sich langsam und stellte fest, dass sie sich besser fühlte. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie etwa fünf Stunden geschlafene hatte. Sie ging zu Antonios Schreibtisch, wo sie wie üblich beide Agents fand. „Und, was gibt’s Neues?“ Nicole drehte sich überrascht um. „Jess, du bist schon wach? Bei der Dosis hättest du mindestens bis heute Nachmittag schlafen müssen. Wie fühlst du dich?“ Jess fuhr sich durch die Haare. „Zerschlagen und müde, aber ansonsten ganz gut.“ Nicole lächelte kurz: „So siehst du auch aus. Irgendwelche Träume oder Visionen gehabt?“ Jess schüttelte den Kopf. Sie deutete mit einem Nicken auf die Damentoilette. „Ich komm gleich, ja? Ich will mir nur kurz ein bisschen Wasser ins Gesicht schütten. Nicole musterte sie prüfend. „Ist wirklich alles okay?“ „Ja.“
    Jess besah ihr Spiegelbild. Sie war blass und ihr Gesicht wirkte etwas eingefallen. Doch es war ihr egal. Sie musste nur alles tun, um Brooke zu finden. Das war sie ihrer Freundin mehr als nur schuldig. Plötzlich wurde ihr schwindelig.
    Sie lag auf einer Art Pritsche. Ihre Arme und Beine waren gefesselt. Sie konnte sich praktisch nicht bewegen. Um sie herum standen mehrere maskierte Personen. Sie hatten fürchterliche Totenschädel auf. Jess verspürte furchtbare Angst. Dann begannen die Personen auf sie einzuschlagen. Ins Gesicht, in den Bauch, in den Unterleib... sie hatten kein Erbarmen. Jess schrie auf vor Schmerz. Doch dann hielt ihr eine Person einen Spiegel vors Gesicht und sie sah nicht ihr Spiegelbild, sondern das von Brooke. Diese schrie sie an vor Schmerz: „Jess, Hilfe!“ Und sie registrierte eine Tätowierung am Arm des Mannes...
    Jess keuchte auf und ging im selben Moment vor Qual aufschreiend zu Boden. Ihr ganzer Körper schmerzte unglaublich. Sie war einer Bewusstlosigkeit nahe.
    „Jess, alles okay bei dir?“ Nicole betrat den Waschraum und gewahrte sofort ihre Kollegin auf dem Boden liegen. Rasend schnell war sie wieder bei der Tür: „Antonio, ruf sofort einen Krankenwagen.“ Schon war sie wieder bei Jess. „Jess, Jess, wach auf. Komm schon.“ Diese stöhnte, aber erwachte dann. „Nicole, was... was tue ich hier?“ „Du bist zusammengebrochen - nach einer Vision, denke ich.“ Antonio und Pollock stürmten herein, nachdem sie den Aufruhr, der sich durch Nicoles Hysterie gebildet hatte, wieder beruhigt hatten. Antonio ging besorgt neben Jess in die Knie: „Kannst du aufstehen?“ Jess sah ihn unsicher an. „Ich weiß nicht so recht.“ Ihr tat immer noch alles weh, doch der Schmerz hatte sich etwas gelegt. Mit Antonios und Nicoles Hilfe schaffte sie es auf die Beine zu kommen – wenn auch sehr unsicher. Aber sie war schon wieder so unglaublich müde...
    In Nicoles Büro legte Jess sich dankbar auf das Sofa. Sie hätte so gerne geschlafen. Nicole musterte sie. „Jess, du musst so lange wach bleiben, bis du uns alles erzählt hast, okay? Wenn es gar nicht mehr geht, dann sag Bescheid.“ Ihre Kollegin nickte halbherzig. „Okay,“, murmelte sie, „Brooke und ich waren dieses Mal eine Person. Ich... wir lagen auf einer Art Pritsche und mit Totenschädeln maskierte Männer haben auf uns eingeschlagen. Ich denke, es waren etwa sechs. Als sie aufgehört habe, hat der eine mir einen Spiegel vors Gesicht gehalten und da hab ich Brookes Spiegelbild gesehen. Sie hat mich um Hilfe angefleht. Und der Mann hatte eine auffällige Tätowierung am Arm. Wie von einer Gang...“ Sie schluckte und hob mühsam den Kopf. „Nicole, ich kann nicht mehr. Ich hab euch alles erzählt.“ „In Ordnung, schlaf ruhig. Falls was ist, dann sag uns sofort Bescheid, okay?“ Jess murmelte noch etwas, doch dann war sie eingeschlafen. Pollock, der die ganze Zeit stumm dabei gestanden hatte, musterte Jess besorgt und sagte: „Was immer mit Mastriani gerade geschieht – es erschöpft sie total. Die Visionen scheinen ihre Energiereserven dieses mal völlig aufzubrauchen. Bald klappt sie uns beim Gehen weg.“ Antonio nickte. „Ja, aber sie ist Brookes einzige Chance...“

    „Ja! Das Glück scheint uns doch nicht verlassen zu haben.“ Antonio sprang begeistert auf. „Die Telefonnummer, die uns Agent Haslets Mutter gegeben hat, war die Nummer von ihrem Vermieter. Ich habe eben mit ihm telefoniert und ihm Agent Haslet beschrieben und er wusste sofort, wer gemeint ist. Wir müssen nach New Orleans. Vielleicht kann er uns etwas wichtiges erzählen.“ Nicole stand auf. „Das könnte auch das FBI dort übernehmen.“ Doch Antonio schüttelte nur ungeduldig den Kopf: „Damit wir die Informationen erst in einer Woche bekommen, oder was? Nein, wir müssen handeln. Ich unterrichte Pollock davon und sorge dafür, dass wir einen Jet bekommen, der uns nach New Orleans bringt.“ „Gut. Und ich werde Jess wecken und ihr erzählen, was wir rausgefunden haben.“ Sie drehte sich auf halben Wege zu ihrem Büro noch einmal rum und lächelte: „Ach, Antonio? Gute Arbeit!“ Dieser nickte, zwinkerte ihr kurz zu und machte sich auf den Weg zu Pollock.
    „Jess? Wach auf!“ Nicole rüttelte ungeduldig an der Schulter ihrer Freundin. Diese stöhnte und versuchte sich murrend auf die andere Seite zu drehen. „Jess, wir haben eine Spur.“ „Was?“ Sie öffnete mühsam die Augen. “Ja, wir fliegen gleich nach New Orleans. Mit der Telefonnummer konnte Antonio den Vermieter von Brooke ausfindig machen. Vielleicht weiß er ja etwas.“ Nicole half Jess sich aufrecht hinzusetzen. „Wie geht es dir?“ Die junge Agentin schüttelte nur den Kopf und rieb sich die Stirn: „Ich... ich weiß gar nicht warum ich so verdammt kaputt bin. Ich fühl mich, als hätte ich seit Tagen nicht geschlafen. Außerdem hab ich Kopfschmerzen.“ Nicole stand auf: „Willst du nen Kaffee?“ „Oh ja, nichts lieber als das. Und ne Warenladung Aspirin dazu, bitte.“ „Warte, ich hol dir was!“ Nicole ging aus dem Büro. Jess streckte sich, doch zuckte erschreckt zusammen, als ihr ganzer Körper fürchterlich schmerzte. Besonders im Bauchbereich. Sie knöpfte ihre Bluse ein Stück auf und sog scharf die Luft ein. An ihrem gesamten Oberkörper waren zahlreiche blau-grüne Flecken und blutunterlaufenen Quetschungen. Sie knöpfte die Bluse hastig wieder zu, als Nicole das Büro betrat. Diese gab ihr den Kaffee und eine Tablette. „Danke.“ Nachdem sie beides zu sich genommen hatte und Antonio zu Pollock gegangen war, um die letzten Informationen über den Flug einzuholen, zog Jess Nicole kurz zur Seite. „Nicole, kommst du bitte mal mit?“ „Klar, was gibt’s denn?“ Jess zog sie in die Damentoilette. „Ich weiß auch nicht, wie das sein kann...“, sagte sie und knöpfte ihre Bluse auf, „... aber sieh dir das an!“ Sie ließ die Bluse zu Boden fallen. „Oh Gott, Jess, wie ist das passiert?“, fragte Nicole, entsetzt auf Jess’ geschundenen Oberkörper starrend. „Ich... ich weiß auch nicht. Vielleicht hat sich ein Teil meiner Vision auch auf die Realität übertragen.“ Nicole tastete prüfend über einige Quetschungen. „Du solltest zu einem Arzt gehen damit.“ „Damit wir noch mehr Zeit verlieren?“ Jess schüttelte entschlossen den Kopf und zog ihre Bluse wieder an. „Nein, vergiss es. Wir fliegen gleich los und dann sehen wir erst einmal, wie es sich weiter entwickelt. Aber sag bitte kein Wort zu Pollock, okay?“ Nicole zögerte erst, nickte dann jedoch skeptisch.

    Zwei Stunden später saßen sie in einem kleinen Jet. Antonio und Nicole prüften noch einmal alle Informationen, die sie bisher hatten (was ja nicht wirklich viele waren) und Jess hatte sich erschöpft wieder schlafen gelegt. Antonio drehte sich auf seinem Sitz um und sah Jess an. „Nicole, was glaubst du, wie sie reagiert, wenn das in New Orleans ein Reinfall wird? Sie klammert ihre Hoffung jetzt an diesen einen Einsatz.“ Nicole seufzte und hörte auf, auf der Tastatur rumzuhämmern. „Wenn ich ganz ehrlich bin, Antonio, ich weiß es nicht.“ Eine Weile starrte sie nur Löcher in die Luft, dann sah sie ihn wieder an: „Okay, Jess hat mir nicht verboten, dir das zu erzählen, also kann ich es ja tun, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.“ „Worüber sollst du nicht reden?“ Nicole ging zu ihm und setzte sich neben ihn. „Ihre Visionen sind anders als sonst. Bei der ersten hast du es ja bemerkt. Doch von der zweiten sind auch Spuren übrig geblieben. Jess hat es mir vorhin gezeigt. An ihrem gesamten Oberkörper sind Quetschungen und blaue Flecke. Sie sieht echt schlimm aus.“ „Was? Und warum hast du sie nicht zu einem Arzt geschickt?“ „Sie wollte nicht. Aber weißt du, ich hab Angst. Angst, dass sie durch ihre Visionen umkommt, falls auch Agent Haslet etwas zustoßen sollte.“ Sie kuschelte sich in Antonios Arm. „Das wird nicht passieren. Keine Angst! Jess ist stark. Sie wird das schon schaffen.“, murmelte er und gab ihr einen Kuss. Kurze Zeit später waren auch sie eingeschlafen.

    Jess erwachte durch das fürchterliche Wackeln des Jets. Sie befanden sich im Landeanflug auf New Orleans, dass durch den Sturm und Regen allerdings nur schemenhaft zu erkennen war. Sie saß wieder aufrecht. Also musste jemand sie wieder hingesetzt haben, ohne dass sie etwas davon mitbekommen hatte. Zu ihrer Linken saß Nicole. Diese lächelte sie kurz an. „Na, wieder wach?“ Jess nickte. Auf einmal wurde ihr heiß und Nicoles Gesicht verschwamm vor ihren Augen.
    „Jess? Jess? ... Wo bist du?“ Brooke lag zusammengekrümmt in der Ecke des kleinen Raums. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn, ihre Augen glänzten. Sie hatte einige Schnittwunden an den Armen. „Jess, denk an die Tätowierung!“Die Vision war vorbei und Jess musste tief Luft holen. Wieder fühlte sie sich in dem stickigen Raum gefangen. Nicole, die mitbekommen hatte, wie Jess sich verhielt, rüttelte sie an der Schulter, als sie anfing nach Luft zu schnappen. „Jess, bleib ruhig. Die Vision ist vorbei.“ Jess brauchte einen kleinen Moment, dann hatte sie sich gefangen. Antonio und Nicole sahen sie besorgt, aber auch erwartungsvoll an. „Brooke lag wieder in dem Raum. Sie hat nach mir gerufen und gesagt, dass ich an die Tätowierung denken soll. Sie hat aus einigen Wunden an den Armen geblutet. Kann es sein, dass sie meine Anwesenheit spürt? Dass sie mich vielleicht sogar sehen kann?“ Antonio zuckte mit den Schultern: „Also, möglich ist alles. Und da ihr beide sehr eng miteinander befreundet seid, könnte ich mir das durchaus vorstellen.“ Nicole war jedoch mit ihren Gedanken ganz wo anders und zog Jess’ Arme zu sich und schob die Ärmel ihrer Bluse hoch, doch ihre Unterarme waren unverletzt. „Na, da haben wir ja noch mal Glück gehabt.“ Sie blickte Jess aufmunternd an. „Nicole, hast du...“, fragte diese mit einem Seitenblick auf Antonio. Ihre Freundin nickte entschuldigend. „Tut mir leid, aber ich hab mir Sorgen um dich gemacht und wollte lieber noch eine Meinung dazu haben. Und immerhin hast du nicht gesagt, dass ich es auch Antonio verschweigen soll.“ Jess seufzte: „Na, was soll’s, ist jetzt auch egal.“ Da setzte der Jet auf und sie landeten.
    Als der Jet stehen geblieben war, wollte Jess sich erheben, doch ein plötzlicher Anfall der Erschöpfung überkam sie und ihre Beine knickten weg, so dass sie wieder im Sessel landete. Nicole drehte sich alarmiert um: „Was ist los?“ Doch Jess winkte nur müde ab: „Ich... ich glaub, ich schaff es nicht alleine. Nicole gab Antonio das Handgepäck und zog Jess hoch. „Komm, ich stütz dich.“

    Antonio und Nicole hatten Jess im Auto sitzen gelassen. Sie starrte mit unbewegtem Blick vor sich hin und war gedanklich ganz woanders, als in New Orleans. Sie fragte sich ,was sie hier überhaupt machte, wo Brooke doch irgendwo bei ihr zu Hause in der Nähe sein sollte. Nicole klingelte währenddessen an der Haustür des Vermieters. Ein etwa fünfzigjähriger, symphatisch aussehender Mann öffnete die Tür. „Louis Brice?“ „Ja, wer sind Sie, bitte?“ Nicole holte ihre Marke hervor. „FBI. Agent Scott und Agent Cortez. Sie haben heute Morgen mit ihm telefoniert.“ Das Gesicht des Mannes hellte sich zusehends auf. „Ach so. Ja natürlich, kommen Sie nur rein.“ Die beiden betraten die kleine Wohnung. „Mr Brice, wir wollen Sie nicht lange stören. Was können Sie uns über Brooke Haslet erzählen?“ „Tja, sie wohnt seit etwa einem dreiviertel Jahr bei mir. Ist jeden Tag zur Arbeit gegangen. Ich glaub, sie hatte einen Job in einem kleinen Restaurant hier ganz in der Nähe. Sehr nette junge Frau. Aber ein paar zwielichte Typen haben ein paar Mal nach ihr gefragt.“ Interessiert zog Nicole eine Augenbraue hoch. „Was für Typen?“ „Ich kann sie nicht mehr genau beschreiben, aber ich weiß, dass sie merkwürdige Tätowierungen am Arm hatten und nicht so aussahen, als würden sie mit seriösen Dingen ihr Geld verdienen.“ „Gut, danke. Dürfen wir uns bitte noch Ms. Haslets Zimmer ansehen?“ „Natürlich. Moment, ich hole eben die Schlüssel...“
    Wenig später verabschiedeten sich die beiden Agenten von Brookes Vermieter. Die Durchsuchung des Zimmers hatte kaum neue Hinweise gebracht. Die Spurensicherung sollte sich dort allerdings noch einmal genauer umsehen und Antonio wollte ein paar Namen und Nummern aus Brookes Adressbuch überprüfen. Nicole warf einen kurzen Blick auf Jess. Diese schlief wieder. Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet und sie bewegte sich unruhig. „Glaubst du, sie träumt?“ Antonio drehte sich kurz um: „Ich weiß es nicht. Ich werde jetzt noch mal zum Restaurant fahren. Soll ich euch hier beim HQ rauslassen? Dann könnt ihr mal nachforschen, ob die Suche nach der Tätowierung schon etwas gebracht hat.“ Nicole nickte. „Ja, ich denke, das wäre das beste.“

    Einige Stunden später saßen sie wieder im Jet, auf dem Rückweg nach Washington. Im Restaurant hatte man Brooke ebenfalls seit ihrem Verschwinden nicht mehr gesehen. Doch Jess und Nicole hatten mehr Erfolg gehabt. Auf der Suche nach der Tätowierung waren sie auf eine mutmaßliche Drogendealerbande in New Orleans gestoßen und hatten auch einige Namen und Bilder, die mit dieser Gruppe in Verbindung gebracht worden waren, herausgesucht, die Brookes Vermieter als die „mysteriösen Typen“ identifizieren konnte. Und sie hatten einige Informationen zugespielt bekommen, laut denen sich ein Teil der Bande momentan in Washington aufhalten sollten.
    Antonio und Nicole schliefen, aber Jess lag wach und dachte an Brooke. Seit sie diese neuen Kenntnisse errungen hatten, war sie von einem plötzlichen Tatendrang erfasst worden. Sie wollte die Kerle um jeden Preis schnappen. Sie sollten büßen für das, was sie Brooke angetan hatten. Die junge Agentin sah aus dem Fenster. Unter ihr war alles dunkel. Eigentlich nicht verwunderlich ,da es mitten in der Nacht war. Sie stand leise auf und holte sich ein Glas Wasser. Als sie auf dem Rückweg zu ihrem Platz war, wurde sie plötzlich von einem Schwindelanfall ergriffen. Gleichzeitig hörte sie in ihrem Kopf laute, gequälte Schreie, verzweifelte Rufe. Das Glas fiel zu Boden und Jess lehnte sich hastig an die Wand, um nicht umzukippen. Sie zwang sich die Augen zu öffnen, doch die Schreie blieben in ihren Gedanken.
    Nicole und Antonio erwachten durch ein dumpfes Geräusch. Hastig sprang Nicole auf und ihr Blick fiel sofort auf Jess, die gegen die Wand gelehnt dastand und beide Hände an den Kopf gehoben hatte und deren Gesichtsausdruck unendlich gequält aussah. Die Agentin lief zu ihrer Freundin und rüttelte sie an der Schulter. Doch diese nahm sie, ihre Berührungen und ihre Rufe überhaupt nicht wahr, sondern ging wimmernd in die Knie. „Nein, hört auf!“, flüsterte sie gequält, das Gesicht schmerzvoll verzogen. Nach einigen Minuten, die Nicole eher wie Stunden vorkamen, war es vorbei. Die Verkrampfung ihrer schweißgebadeten Kollegin löste sich und sie öffnete die Augen. „Jess, was war los?“ „Ich... ich hab Stimmen gehört. Gequälte Schreie. Sie haben mich angeschrieen.“ Nicole nahm sie in die Arme. „Es ist vorbei.“ Jess versuchte mühsam ein Schluchzen zu unterdrücken. Doch es klappte nicht halb so gut, wie sie gehofft hatte. Die Tränen begannen zu laufen und ihr Körper zitterte unkontrolliert. Hysterisch schrie sie vor Wut, Verzweiflung, Hass und Hilflosigkeit alles raus. Nicole hielt sie die ganze Zeit im Arm und versuchte, sie zu beruhigen. Nach ein paar Minuten war es vorbei. Leise wimmernd lag Jess in den Armen ihrer Freundin, völlig erschöpft und fertig mit der Welt. Antonio gab ihr ein starkes Schlafmittel, hob sie vorsichtig hoch und setze sie in ihren Sitz. Eine Weile starrte Jess einfach nur vor sich hin, dann schlief sie schließlich ein. Schweißperlen bedeckten ihr Gesicht und sie zitterte. Nicole sah Antonio ernst an: „Wir müssen Pollock davon berichten. Das war ein ernst zu nehmender Nervenzusammenbruch. Es ist alles zu viel für sie. Sie steht das nicht mehr durch.“ Antonio nickte düster: „Ja, aber Pollock wird sie von dem Fall abziehen. Das würde Jess noch mehr unter Stress stellen. Außerdem bewahrt es sie nicht vor ihren Visionen oder Anfällen.“ „Ich werde Pollock auf jeden Fall auch sagen, dass wir es besser finden, Jess bei uns zu haben, wo wir einen Blick auf sie haben können. Wer weiß, was ihr sonst passiert.“ Antonio stand auf. „Wir werden abwechselnd schlafen. Ich will nicht aufwachen und feststellen, dass Jess gerade dabei ist aus dem Jet zu springen oder ähnliches. Schlaf du als erstes, ich weck dich in ein paar Stunden.“ Nicole nickte und machte es sich in ihrem Sitz bequem.

    Etwa drei Stunden später erwachte Nicole durch das Rütteln des Jets während des Landeanflugs auf Quantico. Sie sah kurz zu Antonio, doch der schnarchte seelenruhig leise vor sich hin. Nicole drehte sich grinsend um. So viel dann zum Wache halten. Auch Jess schlief, doch sie zitterte noch immer. Der Agent wachte durch einen besonders heftigen Ruck auf. Nicole sah ihn spöttisch an: „So viel dann zum Wache halten, nicht wahr?“ „Oh, verdammt. Ich bin eingeschlafen!“ „Ist ja aber nichts passiert. Sie schläft noch seelenruhig.“ Antonio schüttelte ungläubig den Kopf: „Das die bei so einer Landung schlafen kann, ist mir ein Rätsel.“ Nicole streckte sich: „Ach, ist doch auch egal. Hauptsache, sie ist halbwegs fit, wenn sie aufwacht.“ „Wird schon. Und dann legen wir einen Endspurt ein und finden Agent Haslet.“
    Nach der Landung stand Nicole auf und weckte Jess. „Hey, na, ist alles klar?“ Diese erhob sich mühsam und nickte: „Einigermaßen.“ Sie ging einige Schritte in Richtung Ausgang, blieb dann jedoch schwankend stehen. Nicole kam schnell heran und stützte sie vorsorglich ab. „Komm, ganz langsam.“

    Im Headquater mussten sie als erstes in Pollocks Büro, um einen vorläufigen Bericht über die Ermittlungen in New Orleans zu erstatten. Antonio und Nicole erzählten von ihrem Erfolg bei den Ermittlungen, während Jess nur ruhig dasaß und versuchte, die Augen offen zu halten. Als die beiden Agents geendet hatten, erhob sich Pollock: „Also, wir wissen, welche Gang Agent Haslet entführt hat und das sie sich in Washington oder der näheren Umgebung aufhalten. Kann uns das bei der Suche nach dem Ort irgendwie weiterhelfen?“ Er sah Jess auffordernd an. Doch diese war völlig abwesend. „Mastriani?!“ Jess hob überrascht den Kopf. „Was? ... ähm, Entschuldigung, ich hab grad nicht so ganz....“ „Inwieweit hilft uns Washington, um den Aufenthaltsort von Brooke Haslet festzustellen?“ Jess wollte gerade antworten, als Pollacks Gestalt plötzlich vor ihr verschwamm und eine andere, ihr gut bekannte, plötzlich erschien. Vor ihr stand der Mann, der ihr, bzw. Brooke den Spiegel vors Gesicht gehalten hatte und hielt ein Messer auf sie gerichtet. Er sah sie mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht an. Nur einen Sekundenbruchteil später hatte sie ihre Waffe gezogen.Nicole registrierte nur eine schnelle Bewegung, dann hielt ihre Freundin ihre Dienstwaffe in der Hand und richtete sie auf ihren Vorgesetzten. Langsam stand ihre Kollegin auf und bewegte sich rückwärts auf die Wand zu. Dabei schrie sie fast mit panischer Stimme: „Oh nein, Sie kriegen mich nicht. Niemals. Ich... ich weiß, wer Sie sind. Was haben Sie Brooke angetan?“ Pollock und Antonio waren blass geworden. Nicole stand auf. „Jess, nimm die Waffe runter! Sofort.“ Doch diese begann zu zittern, vor Wut und Verzweiflung. „Nicole, er hat Brooke entführt und gequält. Und mich.“ Antonio stellte sich zwischen Jess und Pollock. „Jess, du hast eine Vision, eine Halluzination. Hier ist keiner der Entführer. Jess, nimm die Waffe runter, bitte!“ „Aber... aber ich sehe ihn doch.“ Nicole ging auf sie zu und nahm ihr vorsichtig die Waffe aus der Hand. „Aber..., aber...“ „Ist schon gut, Jess!“ Nicole reichte Antonio die Waffe nahm Jess in den Arm. Ihre Freundin fühlte sich brennend heiß an. Rasch fühlte sie Jess’ Stirn und zog die Hand entsetzt zurück. „Sie ist total heiß. Sie muss hohes Fieber haben.“ Pollock stand auf. „Ich schicke Sie nach Hause, Mastriani. Sie müssen sich dringend erholen.“ „NEIN!“ Jess riss sich mit aller Kraft von Nicole los. Doch sie begann zu taumeln und wäre gefallen, hätte Antonio nicht schnell zugepackt und sie festgehalten. „Ich... ich kann jetzt nicht weg hier. Ich darf Brooke nicht im Stich lassen. Bitte nicht. Bitte nicht!“ Pollack sah sie ernst an. „Jess, Sie haben doch kaum noch die Kraft zu Gehen. Wie wollen Sie da Agent Haslet helfen?“ „Aber, meine Visionen...“ Nicole kniete neben ihr nieder: „Jess, deine Visionen sind es doch, die dich so fertig machen. Sie haben uns schon sehr weit gebracht, aber den Rest müssen wir jetzt erledigen, okay?“ Nicole stand auf und ging zu ihrem Vorgesetzten. Leise sagte sie zu ihm gewandt: „Ich halte es für keine gute Idee. Die Visionen könnten sie umbringen, wenn keiner von uns da ist, um sie zurückzuholen.“ „Gut, dann werden Sie eine Weile bei Jess bleiben, Scott. Jedenfalls so lange, bis wir etwas Neues erfahren.“ Nicole nickte.

    Nicole fuhr Jess zu sich nach Haus. Hier, war sie sich halbwegs sicher, würden keine unerwünschten Gäste, seien es welche in Form von Freunden, aber auch irgendwelche Verbrecher, auftauchen. Sie verfrachtete ihre Freundin ins Gästezimmer und holte sich selbst eine Decke und setzte sich in den gemütlichen Sessel, der dort stand. Sie wollte Jess unter keinen Umständen aus den Augen lassen. Diese warf sich im Schlaf unruhig hin und her und redete ab und zu irgendwelches unverständliches Zeug, das ihre Fieberträume hervorriefen. Nicole hoffte, dass es Jess bald besser gehen würde. Ihr fiel es so unglaublich schwer, ihre Freundin so leiden zu sehen. Ihre Augen wurden immer schwerer und irgendwann schlief sie schließlich ein.

    Jess’ Traum wandelte sich in eine Vision um:
    Sie fuhr in einem Wagen, in dem von Nicole, die alte Schotterstraße kurz außerhalb von ihrem Zuhause längs. Sie hörte, wie Brookes Stimme sich über das Motorengeräusch erhob. „Jess, mach dich auf den Weg. Ich werde dich führen. Hab keine Angst. Lass es einfach nur zu.“ Die Stimme verstummte und Jess erwachte.
    „Nicole!“ Jess fuhr hellwach hoch. Ihre Freundin sprang, die Waffe gezogen, aus dem Sessel auf. „Wir müssen Brooke retten. Sie wird uns leiten. Ich hatte wieder eine Vision.“ „Okay, warte, ich ruf eben Pollock an. Der soll uns ein Einsatzkommando vorbeischicken.“ Sie legte auf und wand sich zu Jess um, die hektisch aus dem Bett gesprungen war. Als sie taumelte, packte Nicole sie am Arm. „Jess, mach langsam. Sonst klappst du gleich noch zusammen. Eigentlich gehörst du ins Bett.“ Jess grinste gequält: „Na, dann kann ich ja froh sein, dass ihr mich braucht. Sonst würdet ihr mich womöglich noch hier lassen.“ „Darauf kannst du Gift nehmen.“
    Als Cortez und die anderen Sicherheitskräfte auftauchten, wurden sie schon ungeduldig von den beiden Frauen erwartet. Zu dritt stiegen sie in Nicoles Wagen und fuhren zu der kleinen Straße, die Jess in ihrer Vision gesehen hatte. „Fahr erst mal drauf, Brooke wird sich schon bei mir melden, wenn wir abbiegen sollen.“ Jess versuchte zu lachen. Doch sie war furchtbar erschöpft und das Fieber setzte ihr zusätzlich zu. Ihr ganzer Körper tat weh. Sie ließ sich zurücksinken. Nicole warf ihr einen kurzen Blick zu: „Alles klar bei dir?“ Jess nickte mühsam: „Ich werde es schon schaffen.“ Kurz vor der ersten Straße, fühlte Jess einen stechenden Schmerz im Kopf. Sie zuckte zusammen, stieß einen kurzen Schmerzensschrei aus. und hob die Hände zum Kopf. Entsetzt sahen Nicole und Antonio sie an. „Jess, was ist los?“ „Fahr rechts.“ Jess hob den Kopf und öffnete die Augen. „Ich weiß es einfach. Fahr bei der Kreuzung rechts.“ „Okay.“ Nicole riss das Auto herum. Antonio musterte Jess: „Geht’s wieder einigermaßen?“ Diese nickte. „Ja, der Schmerz ist fast weg. Brooke gibt uns so eine Wegbeschreibung. Sie...ah!“ Wieder zuckte sie schmerzerfüllt zusammen. Nach einigen Sekunden stöhnte sie: „Du musst gleich links, Nicole.“ Zu Antonio gewandt meinte sie: „Ich hoffe, der Weg ist nicht mehr so weit... obwohl man sich bestimmt an alles gewöhnen kann.“ Dann lehnte sie sich zurück und wartet müde auf die nächste Schmerzwelle.
    Etwa eine halbe Stunde später und nach sieben Mal abbiegen, war Jess endgültig mit ihren Kräften am Ende. Sie wurde auf ihrem Sitz bei den Bewegungen des Wagens nur noch mitgeschleudert und war einer Bewusstlosigkeit nahe. Antonio hielt sie von hinten halbwegs fest, so dass sie nicht bei jeder Unebenheit mit dem Kopf aufs Armaturenbrett knallte. Ein weiterer Anfall überkam sie, doch mit ihm vernahm sie Brookes Stimme: „Ihr seid gleich da. Hinter dem Hügel.“ Sie nickte und murmelte: „Wir sind da. Hinter dem Hügel.“ „Okay.“ Nicole hielt den Wagen an und sie und Antonio stiegen aus. Ihr Kollege ging vorsichtig ein Stück weiter, um sich eine Übersicht zu verschaffen, während Nicole Jess aus dem Auto half und auf die Rückbank legte, damit sie sich ausruhen konnte. Das Sondereinsatzkommando kam heran und nach einer kurzen Besprechung stürmten sie.
    „Agent Haslet?“ Nicole stürmte durch die Zimmer des kleinen landwirtschaftlichen Guts. Die Festnahme war reibungslos verlaufen – die Gang war verhaftet worden. Mit gezogener Waffe, durchsuchten Nicole und Antonio jetzt den kleinen Hof nach der verschwundenen Agentin. In einem kleinen Nebenzimmer in der Scheune fanden sie sie schließlich. Brooke lag gefesselt und geknebelt, aber bei Bewusstsein in einem kleinen, stickigen Raum (so, wie Jess ihn beschrieben hatte). Nicole löste Fesseln und Knebel. „Agent Haslet? Ich bin Agent Scott und mein Kollege ist Agent Cortez. Wie geht es ihnen?“ Brooke lächelte krampfhaft: „Also, jetzt schon mal besser.“ Nicole musterte sie besorgt. Die Agentin trug Spuren körperlicher Misshandlungen, in Form von Schlägen und kleineren, aber nicht weiter gefährlichen Messerstichen an sich. „Können Sie aufstehen?“ „Ich denke schon.“ Mit Nicoles Hilfe erhob sich Agent Haslet. „Wo ist Jess?“, fragte sie, als sie schwankend zum Stehen kam. Nicole stützte sie ab. „Jess ist draußen beim Wagen. Erschrecken Sie nicht, wenn Sie sie sehen. Das hat sie alles ziemlich mitgenommen.“ „Wieso, was ist mit ihr? War etwas mit ihren Visionen? Was ist passiert?“ Die beiden machten sich auf den Weg nach draußen. „Ja, die Visionen waren dieses Mal praktisch real. Auch Jess trägt Spuren von ihren Misshandlungen. Außerdem ist sie völlig erschöpft und hat ziemlich hohes Fieber.“ „Oh Gott.“ Brooke ging einen Schritt schneller. ...Wo ist ihr Wagen?“ Nicole deutete mit einem Nicken auf ihren schwarzen Wagen. Brooke lief hin und riss die Hintertür auf. „Jess!“ Diese erhob sich gequält, doch ihr Gesicht erhellte sich, als sie Brooke erkannte. Sie fielen einander in die Arme. Jess begann leise zu schluchzen. Brooke drückte sie fester an sich: „Ist schon gut, meine Kleine.“ Sie löste sich aus der Umarmung, musterte ihre Freundin besorgt und fühlte ihre Stirn. „Meine Güte, du musst dringend zu einem Arzt, Jess. Du siehst schlimm aus.“ Diese lächelte unter Tränen: „Aber nur, wenn du mitkommst... du siehst nämlich auch echt furchtbar aus.“

    Einige Tage später saßen beide erholt und ausgeruht mit Nicole und Antonio in ihrer Lieblingskneipe. Brooke hatte die Entführung weitestgehend mit der Hilfe ihrer Freundin verarbeitet und wollte nun morgen wieder nach New Orleans zurückkehren. Auch Jess’ Visionen liefen wieder in normalen Bahnen – ein hinzugezogener Psychologe hatte bestätigt, dass die enge Verbindung zwischen Brooke und Jess Auslöser für die Eskalation der Visionen war und Jess’ Müdigkeit durch den Stress den diese auslösten und die zusätzliche psychische und physische Belastung gekommen war.
    Sie waren alle froh, dass es vorbei war und Brooke schmiedete schon zusammen mit ihrer besten Freundin Urlaubspläne. Endlich hatten sie wieder sorglos reden können und Jess war auch um einiges entspannter als sonst. Denn sie würde Brooke schon in ein paar Wochen endlich wiedersehen...


    The End



    Re: Missing: -FF- *Visionen*

    Niki - 03.09.2006, 17:17


    Also langsam müsstest du wissen wie ich diese story finde,oder?

    Auf jeden Fall echt genial,

    Lg Niki



    Re: Missing: -FF- *Visionen*

    Krischi - 03.09.2006, 17:19


    *lach* stell dir vor, des hab ich inzwischen gemerkt *gg*



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