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Re: Powerman Zofingen
gonzo - 01.09.2006, 07:35Powerman Zofingen
Morgen allerseits,
ich hatte den Bericht ja schon bei 3athlon geschrieben, aber hier gibt es ja eine extra Rubrik und da dachte ich mir, es hier auch noch reinzustellen. Ist hier wesentlich ausführlicher, da ich heute im Büro mehr Zeit und Geduld habe, als am Montag nach dem Wettkampf zuhause.
Da Zofingen ja einer der Klassiker schlechthin ist, sollte jeder ambitionierte Dua oder Tria dort eigentlich einmal teilgenommen haben. Der über Jahre hinweg stattfindende Teilnehmerschwund scheint zumindest gestoppt, das heißt weiter Berg ab geht es im Moment wohl nicht. Schön wäre natürlich, wenn zukünftig auch wieder an alte Zeiten angeknüpft werden könnte, als (glaube ich zumindest) 800-1.000 Leute am Start waren. Wäre jedenfalls dem Standing der Veranstaltung angemessen.
Ich war ja 2001 schon Mal dabeigewesen. Absolutes Mistwetter und noch nie nach einem Wettkampf so fertig gewesen. Ich hatte mir geschworen, nie wieder zu starten, aber nach 5 Jahren waren wohl die Erinnerungen an die Schmerzen so verblaßt, daß ich erneut einen Anlauf wagen wollte, zumal die Saison irgendwie "unfertig" war. Ich hatte bis dato nur die Staffel in Roth und zwei Ligawettkämpfe bestritten.
Zofingen ist ein nettes kleines Städtchen, ca. 50km südöstlich von Basel und ca. 50m westlich von Zürich gelegen. Schnucklige, kleine Altstadt mit engen gepflasterten Gässchen und alten Häusern. Viel los ist allerdings nicht, wobei ich nicht getestet habe, was nach der Siegerehrung am Sonntag Abend noch in dem Havanna Club los war. Das scheint eine Kneipe/Bar zu sein, wo die Teilnehmer noch einen trinken gehen. Jedenfalls hatte Benny van Steenlant bei seiner Siegerrede alle Anwesenden noch eingeladen, dahin mitzukommen. Wäre ich eigentlich sofort dabeigewesen, aber irgendwie hatte ich an dem Abend keine Lust.
Ich hatte mich im Hotel Engel einquartiert, ist mitten in der Altstadt und zu Fuß vielleicht 500m von Start/Ziel, Startnummernausgabe, Stadtsaal (Pasta-Party ind Siegerehrung) entfernt. Das war natürlich praktisch und aufgrund eines Spezialtarifs von 70,-- EUR/Nacht auch noch relativ erschwinglich. Die Schweiz ist halt nicht gerade billig. Es gibt aber auch mit Sicherheit günstigere Alternativen. Die stehen teilweise auf der Homepage des Powerman.
Die Pastaparty war o.k. und geht über in die Vorstellung der Top-Ten der Männer und Frauen. Gleiches gilt für das After-Race-Essen welches mit der Siegerehrung kombiniert wird. Die Wettkampfverpflegung war auch gut. Neben den üblichen Sachen (Wasser, Iso, Cola; Bananen, Riegel, Gels) gibt es auch die Spezialität des Powerman: leckere Reiskuchen, sowohl auf Rad- als auch auf Laufstrecke.
Vom Wetter her war ich bei der Anreise völlig happy, am Freitag sonnig und auch den ganzen Samstag über. Abends fing es aber dann doch tatsächlich an zu regnen und typisches Zofingen-Wetter kündigte sich für den Sonntag an. Der Termin wurde über die Jahre immer wieder verlegt. Er fand schon im Mai statt, dann im September, jetzt im August. Konstant war nur das fast immer schlechte Wetter. Das war bei meinem ersten Start 2001 so gewesen und so sollte es auch 2006 kommen.
Bike-check-in ist am Rennmorgen zwischen 6:00 und 7:30. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl geht das aber in null-komma-nix. Ich war so aufgestanden, daß ich mein erstes Frühstück um 5:00 eingenommen habe. Dann um 6:00 Rad abgegeben und wieder zurück ins warme Hotel. In aller Ruhe die Wettkampfklamotten ausgesucht und um 7:00 das zweite Frühstück reingeschoben. Hatte den Vorteil, nicht auf einmal alles reinstopfen zu müssen, sondern 2 Stunden "zum setzen" dazwischen zu haben. Da der Start erst um 9:00 war und es am regnen war, habe ich bis kurz vorher im Hotel ausgeharrt und bin dann erst rüber zum Start gejoggt. Gleich vom Start weg geht es ca. 1km bergauf, das letzte Stück mit ca. 10-12%. Es folgt ein welliges Stück durch den Wald und eine Bergabpassage zurück zum Start. Diese 5km-Schleife ist 2x zu laufen. Der erste Lauf hat es also schon in sich mit ca. 200 HM, ist aber eigentlich ja nur zum "warmwerden". Ich hatte aber den Eindruck, daß hier bereits einige zu früh im Rennen zu viel gegeben haben. Ich bin es kontrolliert angegangen in ca. 38:00 (sind aber sicher weniger als 10km). Daß das Laufleistungsniveau beim Duathlon grundsätzlich höher ist als beim Triathlon, zeigte sich in der 82. Zeit von 223 Startern.
Auf dem Rad wollte ich auch in Anbetracht der schwierigen Strecke verhalten angehen und nicht schon zu früh meine Körner verschießen. Ist mir aber nicht gelungen, was im wesentlichen an der falschen Übersetzung lag. Ich hatte meinen 26"er von 11-21 auf 12-23 gewechselt, 13-25 oder gar ein 27er wären aber wesentlich besser gewesen. Ich war nach der ersten Runde schon nicht mehr frisch, weil ich die Rampen nicht flüssig kurbeln konnte, sondern mehr arbeiten und drücken mußte, als mir lieb war. Dazu kamen teils sehr starker Regen, kühle Temperaturen und unangenehmer Wind, was zu einem extremen Auskühlen der Muskulatur, speziell nach den Abfahrten führte. Ich konnte anschließend für etliche Minuten gar keinen normalen Tritt mehr aufnehmen, sondern hatte das Gefühl, taube Fremdkörper zu bewegen. Das Resultat: in der dritten Radrunde muskulär so platt, daß nicht mehr viel ging und ich schon schlimmste Befürchtungen für den Lauf hatte. Insgesamt hatte die Radstrecke ca. 2.000 HM (gem. meinem Polar), die sich auf drei Anstiege verteilten. Der erste kurz nach Zofingen war mit seinen Serpentinen noch relativ harmlos. Der zweite nach flachem Beginn schon schwieriger, da es zum Schluß mit kleineren flachen oder ganz kurz bergab führenden Zwischenstücken in einigen Wellen immer weiter nach oben ging, teils auch rel. steil. Der dritte ist IMO der schlimmste. Durchgängig 8-10% bis auf das letzte Teilstück. Trotzdem: meine Radzeit war enttäuschend, ungeachtet vieler HM 5:31 für die 157km (99. Gesamtzeit), das war nix. Ich hatte auch öfter ernsthaft daran gedacht, den WK abzubrechen, aber ich hätte mich darüber anschließend nur noch mehr geärgert, als mit dickem Hals die Widrigkeiten zu ertragen und einfach weiterzumachen.
In der Wechselzone hat mir dann ein netter Ordner geholfen, die Schubis an den Schuhen zuzuziehen. Mit meinen klammen, kalten Fingern konnte ich gerade noch den Helm öffnen und mit einiger Mühe die Schuhe wechseln. Schließen ging aber nicht mit den steifen Griffeln.
Auf gings zum letzten Split. Der hat auf seinen 30km schließlich auch wieder 550 HM. 2x ist dieselbe 15km-Runde zu absolvieren, wobei bei Km 7,5 ein Wendepunkt ist. Nach einer längeren Steigung zu Beginn läuft man auf der Höhe sehr wellig mit meist kurzen, aber heftigen Steigungen und Gefällen. Dazu recht verwirrend kreuz und quer, ein Punkt wird gleich 4x passiert. Ist aber ausreichend abgesteckt und ein Verlaufen rel. unmöglich. Speziell die Bergabpassagen gehen sehr stark auf die Oberschenkel, aber genau dies hatte ich in der Vorbereitung bei den langen Läufen trainiert.
Seltsamerweise hatte die Radermüdung überhaupt keine Auswirkungen auf den Lauf. Ich bin wiederum vorsichtig angelaufen, hatte mangels Km-Schildern aber keinen Anhaltspunkt über mein Tempo. Habe nur darauf geachtet, pulsmäßig im grünen Bereich zu bleiben. Nach der Hälfte blieb die Uhr bei 1:08 stehen und da habe ich erst realisiert, daß ich flott unterwegs war. Mein "Beißen" hatte ich mir für die zweite Runde aufgehoben und konnte das auch gebrauchen, denn jetzt wurde es schon hart. Da ich mich speziell bergab aber jetzt gar nicht mehr geschont habe, war die zweite Runde inkl. Pinkelpause sogar noch schneller als die erste. 2:14 für die 30km waren 18. Laufsplit. Das hat natürlich Laune gemacht und ein wenig versöhnt, aber insgesamt war es kein großer Spaß, sondern (zumindest auf dem Rad) eher ein ständiger Kampf gegen den inneren Schweinehund.
Hört sich vielleicht verrückt an, aber ich kann den WK trotzdem nur empfehlen. Man kann keine Stimmung und Zuschauer wie in Roth oder Frankfurt erwarten, die Verpflegung im Zielbereich, das Büffet sind nicht so üppig wie dort, aber irgendwie ist es eine sehr nette und irgendwie familiäre Atmosphäre, was sich auch bei der Pasta-Party und der Siegerehrung widerspiegelt. Ist halt (natürlich auch wegen der geringen Teilnehmerzahl) alles zwei Nummern kleiner, aber trotzdem sehr schön. Die Strecken sind hart aber wunderschön. Ich würde das gerne mal bei Sonne und Wärme erleben, aber das bleibt wohl ein Wunschdenken.
Docci hat IMO übrigens einen Prima-Job als Sprecher und auch als kompetenter Moderator z.B. bei der Podiumsdiskussion mit Faris, Thomas und Benny gemacht. Habe es leider irgendwie verpaßt, ihn mal kennenzulernen. Simon kenne ich ja bereits aus Wisconsin, aber ich habe ihn leider auch nicht getroffen.
So, ich hoffe, euch ein wenig neugierig gemacht zu haben 8)
Viele Grüße
Gonzo
Re: Powerman Zofingen
feder - 01.09.2006, 09:16
schöner bericht :wink:
ich habe mir zofingen letztes jahr angetan - eigentlich ein super schöner wettkampf, geile landschaft, super verpflegung, tolle orga.
...aber bei 13 grad und strömendem regen macht es irgendwann keinen spass mehr. auch ich war mehrfach kurz davor aufzugeben. auf den langen abfahrten habe ich so dermassen gefroren....letztendlich war ich aber froh, daß ich mich doch durchgebissen habe.
die neue radstrecke kenne ich allerdings nicht - die alte hatte es aber auch in sich :wink:
irgendwann starte ich dort sicher nochmal. leider hat es recht wenige frauen am start - insbesondere agegrouper.
grüsse
feder
Re: Powerman Zofingen
Rene - 01.09.2006, 09:40
Sehr schöner Bericht. Aber ich brauche sicher noch ein paar Jahre, bis ich mich an so einen Wettkampf herantraue.
Re: Powerman Zofingen
strwd - 01.09.2006, 09:55
Hallo Gonzo,
grosse Nummer, schön daß Du Dich durchgebissen hast und noch so einen "schönen" Lauf hingezirkelt hast..
Hört sich insgesamt hammerhart an, der Wettkampf.
Gruss strwd
Re: Powerman Zofingen
gonzo - 01.09.2006, 10:11
Eine gute Meldung ist schon mal die: man erwägt, 2007 wieder zur alten Radstrecke zurückzukehren; die wäre übrigens auch völlig ausreichend :wink:
Der Wettkampf ist schon hart und bevorzugt zumindest beim Laufen den leichteren Typ. Ich habe ihn dieses Jahr aber super weggesteckt, ganz im Gegenteil zu 2001. Das liegt meines Erachtens an zwei Dingen:
a) je mehr Langdistanzen man schon gemacht hat, desto größer ist der allgemeine Gewöhnungseffekt des Körpers und desto kürzer die Erholungszeit (ist nur meine Theorie, aber ich habe genau diese Erfahrung gemacht)
b) ich habe beim Laufen ganz spezifisch darauf hintrainiert; heißt konkret, alle langen Läufe im Vorfeld mit mindestens 500HM absolviert und die Topographie möglichst genau kopiert, d.h. auch kurze steile Stücke eingebaut. Da war der muskuläre Streß im und nach dem WK dieses Jahr deutlich geringer als 2001.
Re: Powerman Zofingen
drullse - 01.09.2006, 12:08
gonzo hat folgendes geschrieben: b) ich habe beim Laufen ganz spezifisch darauf hintrainiert; heißt konkret, alle langen Läufe im Vorfeld mit mindestens 500HM absolviert und die Topographie möglichst genau kopiert, d.h. auch kurze steile Stücke eingebaut. Da war der muskuläre Streß im und nach dem WK dieses Jahr deutlich geringer als 2001.
Ein Mensch mit Hirn!!!! So und nicht anders führt der Weg zum Erfolg. Ich hab vor meinen letzten PM-Starts genau das gleiche gemacht. Überlange Crossläufe mit ordentlich Höhenmetern.
Die Radstrecke zu simulieren ist hier im Flachland leider so gut wie gar nicht möglich. Da muß dann der große Gang herhalten.
Re: Powerman Zofingen
gonzo - 01.09.2006, 13:55
drullse hat folgendes geschrieben: Ein Mensch mit Hirn!!!!
:oops: Danke für die Blumen, aber das ist leider nicht immer so :wink: .
drullse hat folgendes geschrieben: Die Radstrecke zu simulieren ist hier im Flachland leider so gut wie gar nicht möglich. Da muß dann der große Gang herhalten.
In unserem Mittelgebirge geht das recht gut. Das habe ich auch gemacht. Um so verwunderter und unglücklicher bin ich bzgl. des Bike-Resultats :cry: .
Re: Powerman Zofingen
schmadde - 03.09.2006, 20:53
Schoener Bericht! Das klingt nach einem harten Wettkampf. Ich glaube aber, so richtig Lust aufs mitmachen hast Du mir nicht gemacht. Irgendwie ist das schon komisch: ich kann zwar nicht gescheit schwimmen und meine Lieblingsdisziplin ist das auch nicht grade, aber trotzdem mag ich Duathlons nicht besonders. Es gefaellt mir einfach nicht, schon ziemlich platt aufs Rad zu steigen...
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