*~*Babylove*~*

TH-Deluxe
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  • Forenbeschreibung: Das Insider-Tokio Hotel-Board
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    Re: *~*Babylove*~*

    Ponyreiten - 24.08.2006, 19:17

    *~*Babylove*~*
    1. Autor: Akasha und TokioHotel82
    2. Art der Story: Ach keine Ahnung…Lime (geht immer ;-) ) und ansonsten…seht selbst!
    3. Hauptpersonen: Tom und Lea
    4. Rating: PG 16 (geht auch immer…)
    5. Warnungen: Nö…eigentlich nicht…
    6. Disclaimer: TH gehören uns nicht und sind nur geborgt. Geld bekommen wir auch keins.
    7. Claimer: Uns gehört die Lea und die Idee an sich auch!
    8. Summary: Lea verbringt ne Nacht mit Tom…nicht ohne Konsequenzen ;-)



    *~*Babylove*~*



    Kapitel 1

    Auf diesen Tag hatte sich Lea schon eine ganze Weile gefreut. Gefreut und vor allem vorbereitet. Sie ging seit ein paar Wochen in die 13. Klasse des Erich Kästner Gymnasiums in Köln und würde nächstes Jahr ihr Abi machen. Und seit den Sommerferien arbeitete sie aushilfsweise auch noch im allercoolsten Nebenjob den man sich nur vorstellen konnte. Ihr Vater, ein hohes Tier bei Pro 7, hatte ihr einen Job bei TV Total besorgt. Die Medienwelt hatte sie schon immer interessiert und als sie vor ein paar Monaten die Gelegenheit bekam, bei TV Total hinter die Kulissen zu schauen, konnte sie ihr Glück gar nicht fassen. Endlich mal ganz nah an die Stars rankommen. Endlich mal in diese sonst so ferne und fremde Welt blicken können.

    Der Job gefiel ihr wirklich gut. Und er war vor allem ziemlich entspannt. Na ja, auch nicht immer, aber meistens eben. Ihr Job bestand hauptsächlich darin, hinter den Kulissen im Backstagebereich dafür zu sorgen, dass die Stars alles bekamen was sie brauchten. Und das war meistens nur Essen und Trinken. Manchmal auch Handtücher, ne Playstation, was zu schreiben. Eigentlich war so ziemlich alles möglich und die Faustregel war: Je berühmter der Star, desto ausgefallener die Wünsche.

    Aber auf jeden Fall machte Lea der Job wirklich Spaß. Sie lernte ne Menge interessanter Leute kennen und der interessanteste von allen würde in genau einer Stunde ankommen: Tom von Tokio Hotel. Ja, genau! Der Checker mit den viel zu großen Klamotten und dem unendlich tollen Lächeln. Also Lea war jetzt kein Fan oder so. Nein, das mit Sicherheit nicht. Sie konnte ohne Zweifel von sich behaupten, dass sie nicht eine einzige CD von den Jungs besaß und schon gar nicht auf irgendwelchen Konzerten rumlungerte. Und peinliches Gekreische oder billiges Arschgewackele vor nem Hotel waren erst recht nicht drin. Aber sie wusste, wer Tokio Hotel sind und vor allem wusste sie, wie geil Tom ist. Das reichte ihr. Und weil sie wusste, dass auch sie nicht wirklich schlecht ist, wollte sie heute Abend die Gelegenheit nutzen und…ja, eigentlich gab es da gar nichts zu beschönigen: Sie wollte Sex und das mit Tom. Sie hatte sich natürlich ein paar Informationen über ihren One Night Stand in spe besorgt und wusste, dass die Chancen gar nicht so schlecht stünden, ihn sich für ne Nacht klar zu machen. Ja, sicher wurde auch viel gelabert. Das war klar. Sicher hatte er nicht auch nur annährend die Hälfte der Mädels flachgelegt, wie es behauptet wurde. Aber auch nur ein Drittel würde schon reichen um eine viel versprechende Nacht in Aussicht zu stellen.

    Lea hatte sich also schon seit Tagen auf ihr Treffen vorbereitet. Sie war bei der Maniküre, bei der Pediküre, beim Frisör, auf der Sonnenbank gewesen, hatte sich für Unsummen neue Klamotten zugelegt und hatte ernsthaft ne Woche gefastet und war jeden Tag joggen gegangen. Gut, das hört sich jetzt vielleicht übertrieben an, aber bei nem Kerl wie Tom mussten wirklich alle Register gezogen werden. Da konnte man es sich nicht erlauben, ne ungebügelte Bluse anzuhaben oder ein Shirt, das zu viel oder zu wenig zeigte. Und schon gar nicht konnte man mit nem Ansatz auf dem Kopf oder nem dicken Hintern in der Hose rumrennen. Sonst: Ade Sex mit Tom Kaulitz.

    Aber Lea war ja nicht von gestern und deshalb lief sie jetzt perfekt gestylt im Backstagebereich rum. Sie war schon ein wenig nervös. Vielleicht war Tom ja auch mega arrogant und hatte schon ne handvoll Groupies im Schlepptau dabei…

    Nein, weder noch. Die Jungs waren pünktlich, hatten außer den üblichen Leuten vom Management sonst niemand dabei und freundlich waren sie auch.

    „Hi, ich bin Tom“, begrüßte Tom Lea und gab ihr die Hand.

    Lea hielt seine Hand einen Moment länger fest als nötig und schaute ihm dabei tief in die Augen.

    Ja, jede Handbewegung, jeder Augenaufschlag musste jetzt sitzen.

    „Ich bin Lea. Ich bin heute hier um euch jeden Wunsch zu erfüllen“, säuselte sie hauptsächlich in Toms Richtung und zwinkerte ihm zu.

    „Ich werd drauf zurückkommen“, antwortete er leise und lächelte Lea mit seinem schönsten Checkergrinsen an.

    Lea war sichtlich zufrieden. Die erste Kontaktaufnahme verlief mehr als gut.

    In den kommenden Stunden versuchte sie so oft wie möglich in Toms Nähe zu sein. Da eigentlich alle Dinge erledigt waren und die Jungs von Tokio Hotel keine Sonderwünsche hatten, nutze Lea die Zeit, um beim Soundcheck zuzugucken und so oft es ging powackelnd und hüftschwingend vor Toms Nase rumzuspringen. Aber natürlich nicht übertrieben. Nicht billig, willig, stillos, sondern sexy, geheimnisvoll, verführerisch und dennoch interessiert.

    Und diese Masche schien erfolgreich zu sein. Nach dem Soundcheck kam Tom tatsächlich auf sie zu.

    „Lea?“

    „Ja. Was gibt’s denn?“ fragte sie und strich sich dabei eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

    „Du hast vorhin doch gesagt, dass du mir jeden Wunsch erfüllst.“

    „Hab ich das?“ neckte sie ihn.

    „Ich glaub schon.“

    „Ich glaub, ich hab gesagt: Ich werd EUCH jeden Wunsch erfüllen“, sagte sie cool und grinste ihn frech an.

    „Hm…das könnte ein Problem werden.“

    „Wieso?“

    „Ich hätte da nen ganz speziellen Wunsch“, sagte er mit einem eindeutig/zweideutigen Unterton in der Stimme.

    „Aha. Und was ist das für ein spezieller Wunsch?“ wollte Lea wissen und trat einen Schritt näher an ihn ran.

    „Das kann ich dir nicht sagen.“

    Lea schaute ihn fragend an. Sie verstand gerade nicht wirklich, worauf er hinauswollte. Aber Tom ließ sie nicht lange im Ungewissen.

    „Ich müsste dir das zeigen“, erklärte er weiter und spielte dabei total sexy mit seinem Lippenpiercing. Das fand Lea schon immer verdammt heiß und in dem Moment, als er vor ihren Augen anfing, damit zu spielen, wusste sie, dass SIE das heute auch noch tun würde.

    „Zeigen?!“

    „Ja, genau! Zeigen.“

    „Na dann…“

    „Aber nicht jetzt. Nach der Show. Im Hotel.“

    Lea lächelte ihn an und ließ kurz ihre Zunge über ihre Oberlippe gleiten. Sie wusste es. Sie wusste es vom ersten Moment an als sie ihn sah, dass er sie geil fand. Und jetzt lud er sie ohne Umwege auf sein Hotelzimmer ein. Sie war am Ziel.

    „Okay“, sagte Lea cool.

    „Etage 5, Zimmer 51. Komm einfach um 23 Uhr hoch. Du dürftest keine Probleme haben.“

    „Dann bis später“, sagte Lea abschließend, drehte sich um und lief – erneut hüftschwingend – davon.

    Lea freute sich. Das ging doch einfacher als gedacht. Tom machte seinem Namen als Oberchecker echt alle Ehre. Aber das konnte Lea ja nur Recht sein. Sie wollte schließlich nur ne heiße Nacht mit ihm. Eine Nacht unverbindlichen, geilen Sex.

    Lea war sich sicher, dass sie den auch bekommen würde…


    Um kurz vor 23 Uhr kam sie am Hotel an. Sie hatte sich vom Fahrservice von Pro 7 fahren lassen. Das war das Schöne an der Sache, dass sie durch ihren Vater ein paar kleine Vorzüge genoss. Sie musste nicht mit dem Taxi oder mit der Bahn zu irgendeinem Hotel fahren. Sie hatte dafür ihre Leute. Und auch im Hotel wurde sie nicht aufgehalten. Völlig cool ging sie an den wartenden Fans vorbei und stieg ohne Umwege in den Aufzug.

    Wirklich nervös war sie nicht, als sie pünktlich an die Tür von Zimmer 51 klopfte. Sie freute sich viel mehr auf das, was sie erwartete. Sie wusste, dass sie gut war und wenn Tom nur halb so gut war wie behauptet, würden sie ne Menge Spaß zusammen haben…

    Es dauerte auch nicht lange, da öffnete Tom ihr die Tür. Er hatte nur noch eine Boxershorts an. Das hatte sie jetzt zwar nicht erwartet, aber es störte sie auch nicht im Geringsten.

    „Hi“, sagte Tom und wollte ihr gerade Platz zum Eintreten machen, da hatte Lea auch schon ihre Arme um seine Hüften geschlungen und küsste ihn leidenschaftlich.

    Sein Piercing…sie wollte es endlich spüren. Sie wollte ihn endlich schmecken.

    Sie taumelten rückwärts in das Zimmer hinein. Tom konnte gerade noch mit einer Hand die Tür hinter ihnen schließen.

    Als sie am Bett angekommen waren hatte Lea bereits ihre Schuhe aus und hatte sich selbst ihr Top ausgezogen. Es war ja wohl klar um was es hier ging. Warum also noch warten?

    Tom öffnete ihren Rock und ließ ihn über ihr Becken rutschen. Lea wollte ihm gerade seine Boxershorts runterreißen, als Tom plötzlich inne hielt.

    Lea schaute ihn verwundert an. Warum zögerte er?

    „Ich hab da noch was vorbereitet,“ grinste er und ließ von ihr ab.

    Er ging zum Tisch und kam mit einer Flasche Champagner und einer Schale Erdbeeren wieder.

    „Ist das echter Champus?“

    „Na was denkst du denn?“

    „Keine Ahnung.“

    „Na klar! Ich weiß doch was gut ist. Und die Erdbeeren sind dafür da, um den Geschmack zu unterstützen.“

    „Oder auch dafür…“

    Lea nahm eine Erdbeere, ohne dabei den Blickkontakt zu Tom zu brechen. Langsam nahm sie sie in den Mund, lutschte genüsslich daran und ging dann einen Schritt auf Tom zu. Dieser stellte die Erdbeeren ab und biss ins andere Ende der Erdbeere in Leas Mund. Lea zog ihn am Saum seiner Boxershorts zum Bett und ließ sich darauf nieder. Sie entledigte sich der letzten Stofffetzen und legte sich auf den Rücken. Tom war gerade damit beschäftigt, die Flasche zu öffnen, was ihm schließlich auch mit einem großen Knall und einer großen Sauerei gelang.

    Lea kicherte nur, als der Champus sich auf ihrer gebräunten Haut verteilte und darauf prickelte. Tom nutzte die Gelegenheit sofort, beugte sich zu ihr runter und leckte den klebrigen Saft von ihrem Bauch. Dabei ließ er immer wieder seine Zunge kurz in ihrem Bauchnabel versinken und seine Hände über ihren Busen wandern.

    An Champagner oder Erdbeeren war jetzt nicht mehr zu denken. Lea wollte Tom jetzt so schnell wie möglich und ohne Umwege. Deshalb zögerte sie auch nicht, ihm kompromisslos seine Boxershorts runter zu reißen und die Führung zu übernehmen. Da auch sie an alles gedacht hatte, zog sie mit einem gekonnten Griff ein Kondom aus ihrer Tasche, die neben dem Bett stand. Tom schien ihre „Technik“ sichtlich zu gefallen, die sie hatte, um es ihm überzuziehen, denn er quittierte es mit einem leisen Stöhnen. Lea nutzte die überlegene Position in der sie gerade war und ließ sich schließlich auf ihm nieder.

    Tom machte seinem Ruf als Checker wirklich alle Ehre. Er wusste genau, was er tun musste, um Lea völlig erschöpft und zufrieden neben sich einschlafen zu lassen. Aber auch an Tom ging der Sex mit Lea nicht spurlos vorüber. Er hatte nicht oft das Gefühl, von einer Frau wirklich gefordert zu werden. Oft hatten sie doch zu viel Respekt davor, dass er ein Star war. Sie waren gehemmt, hatten Angst etwas falsch zu machen. Lea nicht. Sie stand ihm definitiv in nichts nach.


    Am nächsten Morgen – nach einer kurzen, aber nicht weniger guten Fortsetzung der letzten Nacht – verabschiedete sich Lea von Tom.

    „Es war schön mit dir“, sagte Tom und gab Lea einen letzten leidenschaftlichen Kuss.

    „Fand ich auch“, antwortete Lea und verschwand ebenso hüftschwingend und schön wie sie gekommen war.


    Kapitel 2


    Was in dieser Nacht zwischen ihnen passierte war mittlerweile fast 4 Monate her und sie hatten sich seitdem auch nicht mehr gesehen.Lea empfand das aber auch als völlig ok, schließlich hatten beide ihren Spaß und das war das Einzige was sie wollten. Das war auch der Grund, warum sie sich damals trennten ohne zumindest ihre Nummern auszutauschen.

    Über all das dachte Lea aber schon lange nicht mehr nach. Sie ging zur Schule, hatte einen interessanten Nebenjob, ging mit Freunden weg und lernte auch den ein oder anderen Typen kennen. Sicherlich würde sie dieses kleine Intermezzo mit einem Star in guter Erinnerung behalten, aber etwas Besonderes war es nun auch nicht wirklich.

    Im Augenblick war sie damit beschäftigt im Wartezimmer ihres Frauenarztes zu sitzen und gelangweilt die Glamour, die sie sich noch zuvor im Zeitschriftenladen gekauft hatte, durchzublättern. Sie saß hier schon eine halbe Ewigkeit, aber das war beim Frauenarzt ja nichts Außergewöhnliches. Trotzdem war es lästig und das nur wegen einer Routineuntersuchung.

    Nach einer weiteren kleinen Ewigkeit des Wartens wurde sie endlich ins Arztzimmer gerufen. Als sie schließlich alle Untersuchungen über sich ergehen lassen hatte, bat sie ihr Arzt sich noch kurz mit ihm hinzusetzen. Verwundern tat sie das eigentlich nicht. Das war ja meistens so. Doch dann sagte er:

    "Herzlichen Glückwunsch Frau Falk. Sie sind schwanger."

    Für einen Moment hielt Lea inne. So ganz hatte sie das soeben gesprochene noch nicht verstanden.

    "Wie...schwanger?" kam es zögerlich und ungläubig von ihr zurück.

    "Ja sie haben mich schon richtig verstanden. Sie sind schwanger und das schon in der 15 Woche.
    Haben sie denn keinerlei Veränderungen an sich bemerkt?"

    Sie dachte einen Moment nach. Na gut, sie hatte in letzter Zeit ein bisschen um den Bauch rum zugelegt und ja sie war auch seit längerem mit ihrer Regel überfällig, aber das hatte sie alles eher auf das wundervolle Mc Donalds Essen und den Stress geschoben. Ihre Regel war eigentlich noch nie sonderlich regelmäßig gewesen. Schwanger? Sie? Nein! Außerdem hatte sie doch immer mit Kondom
    verhütet. Desweiteren lebte sie in den letzten Wochen doch eher enthaltsam. Wie zum Teufel konnte sie also schwanger sein?

    "Nein bemerkt habe ich es wirklich nicht.“

    Da ihr Frauenarzt wohl bemerkte, dass Lea das Ganze noch nicht so völlig realisieren konnte, riet er ihr, erstmal eine Nacht über alles zu schlafen und sich mit ihrem Freund und ihren Eltern zu unterhalten. Lea konnte ihm einfach nicht sagen, dass sie gar keinen Freund hatte und sie es schon gar nicht ihren Eltern würde erzählen können.

    Sie machte einen neuen Termin aus und dann ging es erstmal darum so schnell wie möglich aus dieser Praxis herauszukommen. Erstmal frische Luft schnappen, dachte sie sich und atmete einmal tief ein. Wie in Trance machte Lea sich auf den Weg. Dabei dachte sie die ganze Zeit nach. Sie war doch erst 18, sie ging noch zur Schule. Und was würden ihre Eltern dazu sagen? Schließlich hatte ihre Familie auch einen Ruf zu verlieren.

    Über all diese Dinge machte sie sich während sie durch die Stadt ging Gedanken, als sie plötzlich gegen eine Person stieß. Sie entschuldigte sich kurz und ging dann weiter. Und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

    Wer war überhaupt der Vater?

    Wie schon gesagt, lebte Lea in letzter Zeit doch eher enthaltsam. Sie ließ also die letzten Wochen Revue passieren bis sie bei dem Punkt vor 15 Wochen angekommen war.

    "Tom", platzte es aus ihr heraus und ein paar Menschen auf der Straße guckten sich nach ihr um.

    Das war ihr jetzt aber egal. Es konnte doch eigentlich nur Tom sein. Zeitlich passte es genau. Aber sie hatten doch verhütet. Mit dem Kondom welches sie aus der Tasche zog.

    Während sie noch weiter über das nachdachte, was vor 15 Wochen passiert war, kam sie zu Hause an. Vorsichtig drehte sie den Schlüssel im Schloss um. Sie wollte jetzt niemanden aus ihrer Familie sehen. Sie KONNTE niemanden sehen. Man würde ihr anmerken, dass etwas nicht stimmte.

    Aber sie hatte Glück. Niemand war da. Sie zog sich die Jacke aus und ging in die Küche. Dort fand sie einen Zettel.

    Hallo mein Schatz.
    Dein Vater und ich sind zum essen eingeladen.
    Wir kommen erst heut Abend wieder.
    Essen ist im Kühlschrank.
    Wir haben dich lieb.

    Erleichtert stolperte sie hoch in ihr Zimmer. An essen war jetzt nicht zu denken. Total erschöpft von der Nachricht ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Einige Minuten lag sie da und zerbrach sich erneut den Kopf. Es konnte nur Tom sein, das wusste sie, aber wahrhaben wollte sie es genau so wenig wie die Tatsache, dass sie überhaupt schwanger war. Bevor sie überhaupt überlegte was jetzt zu tun sei, machte sie ihren Fernseher an, ging daraufhin in ihr Badezimmer und ließ sich Badewasser einlaufen. Ein heißes Bad war jetzt genau das Richtige.

    Zurück im Zimmer legte sie sich wieder auf ihr Bett und zappte durch die Kanäle. Dann legte sie die Fernbedienung zur Seite. Da war Tom im Fernsehen. Lange hatte sie ihn nicht mehr im Fernsehen gesehen. Es war ihr auch nicht aufgefallen. Doch jetzt verwirrte es sie, ihn zu sehen. War das wirklich der Vater ihres Kindes? Das Kind wollte sie ja eigentlich schon bekommen, denn vom Abtreiben hielt sie nicht besonders viel. Doch jetzt in dieser Situation? Ein Kind von einem pubertierenden Popstar?


    Kapitel 3


    In den darauf folgenden Tagen wurde Lea immer nervöser und hilfloser. Sie war schwanger. Das wurde ihr von Minute zu Minute bewusster. Und damit wurden auch ihre Ängste von Minute zu Minute größer. Was sollte sie denn nur tun? Unter keinen Umständen durften ihre Eltern davon erfahren, dass sie ein Kind bekommen würde. Schwanger mit 18 und noch dazu von einem One night stand mit einem 17 jährigen Popstar. Ihre Eltern würden sie enterben und ins Heim stecken. Aber hatte sie denn eine Wahl? Selbst wenn sie es gewollt hätte, hätte sie es nicht wegmachen lassen können. Aber das wollte sie ja auch gar nicht. So wenig sie dieses Kind auch haben wollte, noch weniger würde sie es verkraften, wenn sie es abtreiben lassen würde. Allein das Wort Abtreibung bereitete ihr Magenschmerzen.

    Lea fühlte sich so allein. Von ihrer Familie zog sie sich mehr und mehr zurück. Zu groß war ihre Angst, dass sie etwas mitbekommen könnten. Jetzt, wo sie es wusste, glaubte sie, dass alle Welt ihren Babybauch sehen konnte. Sie kam sich so furchtbar dick vor.


    Doch ihre beste Freundin Alina wurde sie nicht so leicht los. Die schöpfte nämlich schon Verdacht, weil sich Lea in den letzten Tagen ziemlich zurückzog und deshalb – aber auch, um sich abzulenken – willigte sie schließlich ein, mit ihr in ihre Stammdisco zu gehen.

    „Sag mal, was ist los mit dir, Lea?“ wollte Alina nach einer Weile wissen.

    „Was soll los sein?“ fragte Lea unschuldig.

    „Du bist so still. Du trinkst nichts. Bist du krank?“

    „Nein, mir geht’s gut. Ich bin nur ein bisschen müde.“

    „Müde? Hallo? Basti ist da und er sieht verdammt heiß aus. Und du willst mir sagen, dass du müde bist? Das kann doch nicht dein Ernst sein.“

    „Doch. Ich bin müde. Das ist alles.“

    „Und du bist sicher, dass da nicht doch noch was anderes ist?“

    „Natürlich bin ich mir sicher.“

    „Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst. Wenn deine Alten stressen oder so…“

    „Nein, ist echt alles im grünen Bereich.“

    „Na gut. Wenn du es sagst.“

    Lea hätte sich nur zu gerne ihrer besten Freundin anvertraut, aber sie konnte es einfach nicht. Sie konnte es doch selbst noch nicht glauben, was da gerade in ihrem Leben passierte. Da konnte sie nicht auch noch andere Leute mit reinziehen. Aber sie wusste auch, dass sie es nicht ewig würde verheimlichen können. Und sie hatte verdammt Schiss vor dem Tag, an dem ihr Geheimnis auffliegen würde…


    Kapitel 4


    2.30 Uhr

    Lea war endlich zu Hause angekommen. Normalerweise tanzten sie und Alina immer die ganze Nacht durch, aber nach Feiern war ihr in den letzten Tagen nicht zu mute. Sie konnte ja ohnehin an nichts anderes mehr denken. Den ganzen Abend musste sie sich Ausreden ausdenken, damit Alina keinen Verdacht schöpfte. Alina kannte sie nun mal einfach zu gut und sie war ja eh schon misstrauisch. Zum Glück war sie mit dem Auto da und hatte dadurch eine guten Grund warum sie nichts trank, aber als sie um 2 Uhr sagte, dass sie gehen würde fing Alina erneut an sie auszufragen. Sie konnte es ihr nicht sagen. Nicht jetzt und nicht an diesem Ort. Sie wusste ja selber nicht wie sie damit umgehen sollte. Als sie Alina dann endlich glaubhaft versichert hatte, dass es an dem anstrengenden Arbeitstag lag, verließ sie um viertel nach 2 die Disco.


    Am nächsten Morgen wachte sie auch schon relativ früh wieder auf. Lange schlafen konnte Lea nicht. Langsam erhob sie sich aus ihrem Bett, ging ins Bad, um dann kurz darauf am Frühstückstisch zu sitzen. Ihr Vater war schon weg. Er musste trotz der Tatsache dass heute Samstag war noch mal ins Büro. Das war oft so. Ihre Mutter saß noch am Tisch und las Zeitung. Sie setzte sich dazu und schenkte sich eine Tasse Kakao ein. Zum Glück war ihre Mutter recht kurz angebunden, da sie gleich zu einer Freundin fahren wollte. Das ersparte Lea quälende Fragen. Kurz darauf verabschiedete sich ihre Mutter auch schon mit einem Kuss auf die Stirn von ihr.

    Die Tür fiel ins Schloss.

    Es war das erste Mal, dass Lea froh war, dass ihre Eltern oft weg waren. Eine Tasse Kakao und ein Brötchen später schlurfte Lea wieder in ihr Zimmer. Dort angekommen setzte sie sich an ihren Schreibtisch und begann erneut darüber nachzudenken, wie es jetzt weitergehen sollte. Lange konnte sie allerdings nicht über ihr Problem nachdenken, da ihr Telefon klingelte.

    "Ja?"

    "Hey, ich bin’s, Alina. Wie geht's dir? Hast du dich ausgeschlafen?"

    "Ja, alles in Ordnung“, gab Lea knapp zurück. Sie wusste, dass Alina nie ohne Grund anrief.

    "Lea, ich mach mir Sorgen um dich. Du bist in letzter Zeit so komisch. Du wirkst so angespannt und deswegen dachte ich, dass wir uns mal einen richtig schönen, entspannten Mädelsabend gönnen.“

    Lea hatte also Recht behalten. Alina hatte tatsächlich einen Grund warum sie anrief.

    "Wann soll der denn stattfinden?"

    "Ich dachte an heute, schließlich meintest du gestern zu mir, dass du noch nichts vorhast."

    "Ich meinte nicht, dass ich nicht weiß was ich machen soll, sondern dass ich keine Lust habe was zu machen“, antwortete Lea patzig und im selben Moment tat es ihr auch schon wieder leid. Es war ja nicht Alinas Schuld, dass sie so schlecht drauf war.

    "Es tut mir leid, es war nicht so gemeint. Ich würde mich freuen wenn wir heute Abend was machen."

    "Super. Okay. Ich bin so gegen halb 9 da. Ciao bis später.“

    Das war jetzt genau das Richtige! Ein Mädelsabend mit Alina. Wie sollte sie es dann noch vor ihr geheim halten? Andererseits konnte sie ihrer Freundin auch nicht so aus dem Weg gehen. In all den Jahren wo sie befreundet waren, hatte sie sich ihr gegenüber nie so komisch verhalten wie jetzt. Zumindest hatte sie noch ein paar Stunden um sich zu überlegen wie sie es vielleicht doch vor ihr geheim halten konnte.

    Aber die Zeit verging wie im Flug und so wirklich war ihr nichts bezüglich "Mädelsabend mit der besten Freundin" eingefallen.

    Noch 5 Minuten bis sie da sein würde. Lea schaltete schon mal den Fernseher ein und deckte den Sofatisch mit Chips und Cola ein. Ihr Schlafoutfit hatte sie schon an. Mädelsabende wurden bei den beiden grundsätzlich im Schlafoutfit vollzogen.

    Als sie gerade alles abgestellt hatte und wieder die Treppe hinunter lief, läutete es schon an der Tür. Jetzt lag es an ihr ob Alina es raus finden würde. Mit einem breiten aufgesetzten Lächeln öffnete Lea die Tür.

    "Hallo Schatziii", sprudelte es gleich aus Alina raus und eine herzliche Umarmung bekam Lea noch dazu. Sie versuchte sich aber schnell wieder zu lösen, da Alina sonst wohlmöglich noch ihren Bauch spüren könnte.

    "Komm rein. Ich hab schon alles vorbereitet. Hast du gute Filme mitgebracht?"

    "Klar hab ich das. Damit werden wir den ganzen Abend beschäftigt sein."

    Alina begrüßte noch kurz Lea's Eltern, die sich in der Küche befanden und dann gingen sie hoch in ihr Zimmer.

    Der Abend verlief super. Sie schauten sich witzige Filme an, alberten rum und lachten sich halb tot. Lea vergaß darüber sogar für eine kurze Zeit ihren Kummer. Das war wohl auch der Grund warum sie anfing unvorsichtig zu werden. Sie war so erleichtert, dass mit ihrer Freundin wieder alles in Ordnung war und da passierte es. Bei einer besonders witzigen Szene fiel sie rückwärts auf ihr Bett und ihr Oberteil zog sich dabei ein Stück mit hoch. Es war zwar nur ein kleines Stück, aber ihr Bauch war mehr als gut zu erkennen. Alinas Miene verzog sich von einem Moment auf den anderen.

    "Lea was ist das?" fragte sie völlig verwirrt.

    Lea verstand es erst nicht richtig, doch als Alina so merkwürdig auf ihren Bauch schaute wurde ihr klar, was ihre Freundin meinte.

    "Ich...ich hab nur etwas zugenommen“, stotterte sie und hätte sich sogleich für diese schlechte Ausrede ohrfeigen können.

    "Das kannst du sonst wem erzählen. Du bist schwanger!"

    Ja, das war sie und jetzt war es raus. Lea konnte nichts mehr sagen. Nun konnte sie sich nicht mehr rausreden. Sie hatte wahnsinnige Angst vor diesem Moment und jetzt war er gekommen. Und das früher als gedacht. Langsam liefen ein paar Tränen ihr Gesicht herunter.

    Alina saß immer noch wie angewurzelt auf dem Sofa. Sie war im Augenblick zu geschockt um zu ihrer Freundin zu gehen.

    "Von wem ist das Baby?"

    "Das willst du nicht wissen.", schluchzte Lea leise.

    "Doch das will ich wissen! Ich bin deine beste Freundin!"

    Langsam erhob sich Alina nun und ging ein paar Schritte auf ihre Freundin zu. Kurz zögerte sie noch, dann setzte sie sich zu Lea und nahm sie in den Arm. In dem Moment löste sich die ganze Anspannung und Lea weinte einfach drauf los. Es tat ihr gut, endlich mal Gefühle zu zeigen. In den letzten Wochen musste sie sich oft genug verstellen. Jetzt musste sie es wenigstens nicht mehr vor ihrer besten Freundin.

    "Es ist von Tom“, flüsterte sie ihrer Freundin zu, als sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte. Alinas Augen wurden plötzlich ganz groß.

    "Der Typ von Tokio Hotel? Ach du heilige Scheiße! Weiß er das schon?"

    "Nein, er weiß es nicht und um ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht ob und wie ich es ihm sagen soll. Ich habe keine Handynummer, kein gar nichts. Außerdem wird er nicht begeistert sein wenn ich......"

    Alina unterbrach sie...

    "...ja er wird nicht begeistert sein, aber du MUSST es ihm so schnell wie möglich sagen. Er ist immerhin der Vater. Und es gibt bestimmt Möglichkeiten wie du an ihn rankommst."

    Es tat gut, dass ihr endlich eine Person Mut zusprechen konnte. Gerade war sie sogar froh, dass Alina nun ihr Geheimnis wusste. Sie war froh, dass sie nicht mehr alleine war.

    "Komm Alina. Ich will den Film endlich weiterschauen“, brach Lea schließlich das Thema ab.

    Alina hätte wohl gern noch mit ihrer Freundin darüber geredet, schließlich passiert so was nicht alle Tage, aber sie respektierte, dass Lea im Moment nicht wirklich darüber reden wollte.

    "Gut, dann gucken wir den jetzt auch weiter."

    Sie lächelten sich an und guckten den Film. Irgendwann schliefen die beiden dann vor dem Fernseher ein.


    Kapitel 5


    Am nächsten Morgen musste Alina schon recht früh nach Hause. Familienfeier war angesagt. Die beiden Freundinnen verabschiedeten sich voneinander und Lea ging noch etwas verschlafen zurück in ihr Zimmer. Sie war froh, dass Alina es jetzt wusste und nun würde es ihr vielleicht auch leichter fallen darüber nachzudenken wie sie es Tom sagen könnte, aber eine gute Idee wollte ihr nicht so Recht kommen.

    Auf ihrem Tisch erblickte sie ihr Telefonbuch. Sollte sie es einfach mal bei der Auskunft versuchen? Ohne lange darüber nachzudenken griff sie auch schon nach ihrem Telefon und wählte die Nummer der Auskunft. Während des Gespräches versuchte sie so seriös wie möglich zu wirken. Sie wollte ja nicht für ein komisches Groupie gehalten werden. Doch Erfolg hatte sie mit dieser Methode nicht. Kurzerhand wimmelte sie die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung ab.

    Wie konnte sie auch auf die Idee kommen, dass man es ihr so leicht machen würde?

    Müde rieb sie sich ihre jetzt schmerzenden Schläfen. Sie brauchte eine Idee. Eine Idee die auch Sinn machte.

    Sie schaute auf ihren PC. Ja wenn sie an ihn rankommen wollte, dann am ehesten durch das Internet.

    Oder?

    Plötzlich hatte sie eine Eingebung. Sie lernte doch Tom bei TV Total kennen und ihr Vater arbeitete doch bei Pro Sieben. Er würde doch mit Sicherheit Daten in seinem Computer haben. Ja das war es: Sie musste an den PC ihres Vaters. Jetzt musste nur noch eine Ausrede her, schließlich würde sie ihr Vater nicht einfach so an den Computer ranlassen. Da würde ihr aber sicherlich spontan etwas einfallen.

    Schnell zog sie sich an, stieg in ihr Auto und fuhr los.

    Am Empfang angekommen begrüßte sie die Empfangschefin gleich sehr freundlich. Sie kannte sie noch. Als sie klein war kam sie mit ihrer Mutter oft hier her. Das war ihre Chance.

    "Ich müsste mal kurz in das Büro meines Vaters. Ich müsste etwas für die Schule kopieren."

    Etwas Besseres war ihr in diesem Moment einfach nicht eingefallen, aber es klappte.

    "Ja wenn dein Vater davon weiß ist das ja kein Problem“, lächelte sie. „Ach ja, der ist gerade in einem Meeting“, sprach sie weiter.

    Lea nickte und stieg in den Aufzug.

    Oben angekommen ging sie den langen Gang entlang, bis sie vor dem Büro ihres Vaters stand. Vorsichtig öffnete sie die Tür. Nur für den Fall, dass ihr Vater doch noch da war.
    Sie hatte Glück. Der Raum war leer. Jetzt musste sie schnell sein. Aber wie sollte sie danach suchen? Besonders gut kannte sie den PC ihres Vaters ja nicht.

    Während sie gerade den PC durchsuchte merkte sie nicht, wie hinter ihr jemand durch die Tür kam.

    "Lea, was machst du denn hier und vor allem: Was machst du an meinem PC?"

    Lea erschrak fürchterlich, was sie auch gleich bei ihrem Vater verriet.

    "Ähhm… ich suche was."

    "Und WAS suchst du, wenn ich fragen darf?!"

    Dann tat sie etwas, was sie eigentlich nicht vorhatte, aber auf die Schnelle fiel ihr nichts Besseres ein.

    "Ich brauche die Nummer von Tom. Du weißt doch, der von Tokio Hotel."

    "Jetzt sag mir nicht, dass du zu einem durchgeknallten Fan geworden bist?! Lea, du weißt genau, dass du nicht an solche vertraulichen Daten darfst."

    „Aber ich…“

    „Nein, Lea. Ich bin echt enttäuscht. Du hättest mich wenigstens fragen können, anstatt dich in mein Büro zu schleichen und heimlich an meinen PC zu gehen.“

    "Es tut mir leid, Papa. Ich geh wohl besser."

    Zeit zu antworten gab sie ihrem Vater nicht mehr. Mit gesenktem Kopf zog sie an ihm vorbei. Ihr war das schrecklich peinlich. Nicht nur, dass sie von ihrem Vater ertappt wurde, wie sie heimlich in seinem PC wühlte, er hielt sie jetzt auch noch für einen bescheuerten Tokio Hotel Fan. Schlimmer konnte es gar nicht mehr kommen. Zum Glück schien er nicht übermäßig wütend zu sein. Das war aber auch der einzige Trost. Wahrscheinlich hielt er sie einfach für komplett gestört und hatte vor allem Mitleid mit ihr.

    Jetzt wollte sie aber erstmal so schnell wie möglich aus dem Gebäude raus.

    Als sie 5 Minuten später wieder in ihrem Auto saß konnte sie einfach nicht anders. Eine Träne floss ihr über die Wange. Schließlich musste sie richtig anfangen zu weinen. Es konnte doch nicht so schwer sein, die Nummer dieses blöden Typen raus zu finden. Er war der Vater ihres Kindes. Sie hatte sich das weis Gott auch anders vorgestellt, aber sie konnte es nun mal nicht mehr ändern.

    Wieder zu Hause schmiss sie sich auf ihr Sofa. Auf dem Tisch lag noch eine angefangene Tüte Chips. Frustessen als Form der Verdrängung war jetzt genau das Richtige. Natürlich dürfte der Fernseher auch nicht fehlen. Kaum eingeschaltet sprang ihr sein Gesicht auch schon wieder entgegen. Musste dieser Typ denn auch auf jedem Sender laufen??? An Verdrängung war dank des Mediums Fernsehen nun auch nicht mehr zu denken. Als sie die ganzen Mädchen da so im Fernsehen beobachtete musste sie fast ein wenig schmunzeln. Was die nicht alles machten nur um ihren Star einmal zu sehen. Da wurde selbst vor dem Hotel stundenlang gewartet.

    Halt! Das war es! Sie musste einfach vor dem Hotel stehen. Das war ihre einzige Möglichkeit an ihn ranzukommen. Da würde sie ihn ja sogar gleich persönlich sehen. Aber wie kam man an die Info in welchem Hotel sie sich aufhielten? Sie musste sich beeilen, schließlich waren die Jungs gerade in ihrer Nähe. Das wusste sie dank der hochwertigen Tokio Hotel Reportagen im Fernsehen. Jetzt könnte ihr das Internet eventuell doch noch behilflich sein. Lea meinte sich daran zu erinnern, dass es so genannte Fanforen gab. Wenn irgendjemand so was wusste, dann die freakigen Fans aus diesen Foren. Dank ihrer tollen Suchmaschine fand sie auch gleich was sie suchte. Schnell noch registriert und dann ging es los. Sie musste ja einfach nur versuchen so stalkermäßig wie möglich rüber zu kommen. Eben wie die anderen.
    Nach einer Weile fand sie auch, ohne dass sie sich großartig bemühen musste, ihre gewollte Information. Tokio Hotel hielten sich im Radisson auf. Sie guckte auf die Uhr. Schon 16 Uhr. Bis zum Hotel waren es ungefähr 20 Minuten.

    Mit Sonnenbrille bewaffnet setzte sie sich ins Auto und fuhr los. Am Hotel angekommen erblickte sie auch schon die ersten Fans die sich vor dem Hotel tummelten. Bereit, auch die Nacht dort zu verbringen, um auch nur einen kleinen Blick auf die Jungs erhaschen zu können. So weit würde sie aber sicherlich nicht gehen. Da sie nicht wie der typische Tokio Hotel Fan aussah - was sie ja auch nicht war - lief sie schnurstracks zum Hoteleingang und setzte sich in die Lobby. Das konnte jetzt eine Weile dauern, das wusste sie. Also bestellte sie sich ein Mineralwasser und machte es sich im Sessel gemütlich.

    4 Wasser und 2 Stunden später sollte ihr Warten endlich belohnt werden. Die Jungs kamen durch den Eingang und gingen Richtung Aufzug. Die Fans hatten sie zum Glück schon hinter sich gelassen. Das war Lea's Chance. Gekonnt lässig bewegte sie sich auf ihn zu.

    "Tom, warte bitte kurz."

    Tom drehte sich um. Er schien sie nicht gleich zu erkennen, denn als aller erstes wollte er ihr ein Autogramm geben. Er hielt sie tatsächlich für einen Fan. Schnell nahm sie ihre Sonnenbrille ab.

    "Tom ich bin’s: Lea."

    Man konnte ihm ansehen, dass es in seinem Kopf gerade zu rattern begann, aber so recht wollte es wohl immer noch nicht "klick" machen.

    "Lea?"

    "Ja Lea!", sagte sie nun schon etwas bestimmter.

    Was für ein Ignorant! Er wurde seinem Ruf wirklich gerecht.

    "Die von TV Total. Champagner und so...", sagte sie nun schon etwas genervt.

    "Ach ja, DIE Lea!"

    Der Champagner musste seinem Kopf wohl den richtigen Anstoß gegeben haben.

    "Lea, ich muss dich aber leider enttäuschen, ich hab im Moment echt keine Zeit."

    "Das ist nicht schlimm. Ich wollte dir eh nur etwas geben. Das ist aber wirklich ganz wichtig!"

    Sie drückte ihm den Zettel mit ihrer Nummer und der Aufschrift, dass er sich unbedingt bei ihr melden müsste, in die Hand. Dann drehte sie sich einfach um und ging. Etwas verdutzt schaute ihr Tom noch einen Augenblick hinterher, dann stieg er mit den anderen in den Aufzug.

    Erleichtert ging Lea zu ihrem Auto. Der erste Schritt war getan. Jetzt musste sie nur noch Warten. Aber wie lange?


    Kapitel 6


    Lea wartete verdammt lange. Auf den Tag genau zwei Wochen. Hatte sie nicht extra auf den Zettel geschrieben, dass es wichtig war? Na gut, sie hatte „wichtig“ ja auch nicht näher definiert. Und dass es um was dermaßen Wichtiges wie ein Baby ging…daran würde Tom sicher im Traum nicht denken.

    Als Lea gerade ein wenig im Internet surfte, um sich über Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung zu informieren, klingelte plötzlich ihr Handy. Unbekannter Teilnehmer.

    „Hallo?“

    „Hallo meine Schöne“, hörte sie Toms Stimme am anderen Ende.

    „Tom?“

    „Da zweifelst du noch?“

    „Nein…ich…ich hätte nur nicht mehr mit dir gerechnet.“

    „Ja, sorry, dass ich mich erst jetzt bei dir melde. Aber du weißt ja: Ich bin ein viel gefragter Mann.“

    „Aber ich hab doch extra gesagt, dass es wichtig ist“, antwortete Lea vorwurfsvoll.

    „Süße, eilig haben es doch alle…“ gab er nur frech zurück.

    „Aber…“

    „Du kannst dich geehrt fühlen, dass ich mich überhaupt noch mal auf eine zweite Runde einlasse.“

    „Bitte was?“

    „Na ja, normalerweise ist das nicht meine Art. Wenn du verstehst…“

    „Tom, ich muss mit dir reden. Deshalb war ich am Hotel. Nicht, weil…“

    „Ja, sicher. Das muss dir doch nicht unangenehm sein. Ich würd sagen, ich stell schon mal den Champus kalt und dann sehen wir uns morgen Abend so gegen 22.30 Uhr am Hilton. Und dann können wir „reden“ so viel du willst.“

    Noch bevor Lea etwas erwidern konnte, hatte Tom das Telefonat auch schon beendet.

    Das konnte doch nicht wahr sein…Tom dachte ernsthaft, dass sie sich nur mit ihm treffen wollte, um noch mal mit ihm ne Nummer zu schieben?!

    Lea konnte es gar nicht fassen. Er hatte sie noch nicht mal ausreden lassen. Aber er würde ihr zuhören. Morgen um 22.30 Uhr im Hilton…


    Dieses Mal fiel es Lea nicht mehr so leicht, einfach zu Tom ins Hotel zu fahren, denn dieses Mal ging es um viel mehr als nur um Sex. Diesmal ging es um ihre Zukunft.

    „Hi“, sagte Tom, der, wie sie zu ihrer Erleichterung feststellen musste, diesmal nicht nur in Boxershorts die Tür öffnete.

    „Hi“, sagte Lea nur knapp und trat ein.

    Tom folgte Lea, die jetzt verloren im Raum stand und nervös von einem Fuß auf den anderen trat.

    „Was bist du denn so schüchtern?“ wollte Tom wissen, machte einen Schritt auf Lea zu und versuchte sie ohne Umwege zu küssen.

    „Tom, ich kann nicht“, wehrte Lea seine Annährungsversuche ab.

    „Wieso nicht?“

    „Ich…“

    Sie schaute an sich herab. Ihr Blick ruhte für einen Moment auf ihrem Bauch.

    „Ach nur weil du ein bisschen dicker geworden bist? Das macht mir nix.“

    „Was???“ rief Lea fassungslos.

    Was bildete der sich eigentlich ein? Okay, sie hatte ein bisschen mehr Bauch bekommen, aber sie war sicher nicht dicker geworden.

    „Na ja, letztes Mal hattest du nicht so ein schlabberiges Shirt an und…“

    „Tom, ich bin hier um mit dir zu reden. Nicht, um mit dir ins Bett zu gehen“, klärte Lea schnell.

    So langsam wunderte sich Tom dann doch, dass sie ständig das Wort „reden“ in den Mund nahm. Seit wann kamen die Schnecken zu ihm aufs Hotelzimmer um mit ihm zu reden? Oder war „reden“ das neue Codewort für irgendetwas Geiles?

    „Ich versteh nicht ganz.“

    „Verdammt, Tom. Ich bin schwanger!“ platzte es schließlich aus ihr heraus.

    „Du bist was???“ schrie er so laut, dass sich seine Stimme überschlug.

    „Schwanger“, wiederholte sie leise.

    „Und was erzählst du MIR das?“

    Lea schaute ihn nur fassungslos an. War er wirklich so blöd wie er gerade tat?

    „DU bist der Vater.“

    Tom wich zwei Schritte zurück.

    „Nein. Du verarschst mich. Das ist wieder ein dämlicher Witz von Georg, oder?! Du steckst mit Georg unter einer Decke…“

    Lea antwortete ihm nicht.

    „Sag mir bitte, dass das ein Witz ist.“

    „Ich wäre froh, es wär einer.“

    „Nein. Auf keinen Fall bist du schwanger. Wir haben verhütet. Außerdem nimmst du doch die Pille, oder?!“

    Lea schüttelte nur leicht den Kopf.

    „Wir haben trotzdem verhütet.“

    „Ich weiß. Dann ist da eben was schief gegangen.“

    „Was schief gegangen? Du willst mir ein Kind unterjubeln. Das nennst du „was schief gegangen“?“

    „Was heißt denn bitte: Ich will dir ein Kind unterjubeln? Meinst du, ICH hab Bock auf ein Kind?“

    „Dann lass es wegmachen.“

    „Dafür ist es zu spät“, gab Lea zu.

    „Na toll. Das hast du ja ganz toll hinbekommen“, brüllte Tom.

    „Schrei mich gefälligst nicht an!“ keifte Lea zurück.

    „Was willst du jetzt von mir? Geld? Oder willst du mich einfach nur fertig machen?“ fragte Tom schon fast hysterisch und steckte sich hektisch eine Zigarette an.

    „Ich will kein Geld. Ich will, dass du mir hilfst. Wir müssen da jetzt zusammen durch.“

    „Zusammen? Du spinnst wohl! Ich hab immer noch keinen Beweis dafür, dass das Kind überhaupt von mir ist. Wer weiß, mit wem du sonst noch so alles rumgevögelt hast?“

    Lea konnte es nicht fassen. Okay, dass Tom ihr nicht vor Freude und Vatergefühlen um den Hals fallen würde war ihr klar. Aber dass er ihr unterstellte, dass sie ihm das Kind nur unterjubeln wollte…damit hätte sie wirklich nicht gerechnet…

    „Tom…“

    „Ich will davon nichts mehr hören. Versuch dein Glück bei einem anderen Kerl.“

    „Aber es gibt kein…“

    „Lea, das ist mein Ernst: Verschwinde und komm nie wieder! Du und ich…wir bekommen kein Kind.“

    Lea hatte Tränen in den Augen. Wie konnte Tom nur so hart und gemein sein?

    „Geh jetzt!“ forderte Tom sie schließlich auf und Lea gehorchte ihm.


    Sie wusste nicht mehr genau, wie sie nach Hause gekommen war. Nachdem sie Toms Hotelzimmer verlassen hatte, lief alles einfach nur wie in einem Film ab. Das was eben passierte war wirklich wie in einem schlechten Film. Wie konnte er nur solche Sachen sagen? Sie verstand ja, dass das er das auch alles erstmal verarbeiten musste. Aber ihr solche Dinge zu unterstellen…das ging zu weit! Total verheult und verletzt ließ sich Lea einfach nur noch ins Bett fallen und schlief schließlich mit Tränen in den Augen ein.


    Kapitel 7


    Tom konnte es überhaupt nicht fassen, was ihm gerade passiert war. Da dachte er, es stünde ihm eine heiße Nacht mit einer geilen Schnecke bevor und dann das! Wollte die ihm doch ernsthaft weismachen, dass sie ein Kind von ihm bekam. Er hatte ja schon viel erlebt, aber so was…nein!

    Er konnte die halbe Nacht nicht schlafen. Auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass die Alte nur bluffte, lies ihn der Gedanke an das Gespräch nicht mehr los. Irgendwas an der Sache war verdammt faul.

    Am nächsten Morgen kam Tom völlig platt beim Frühstück an.

    „Alter, wie siehst du denn aus?“ fragte Georg ihn mit einem breiten Grinsen.

    Tom reagierte gar nicht erst auf Georg. Ihm war schon klar, was er wollte.

    „Muss ne verdammt lange Nacht gewesen sein“, fuhr Georg fort.

    „Kannst du einfach mal die Fresse halten?“ keifte Tom ihn an.

    „So schlecht gelaunt? Na da hatte wohl jemand ne verdammt lange Nacht mit verdammt schlechtem Sex.“

    „Besser schlechten als gar keinen“, fauchte Tom in Georgs Richtung und widmete sich dann seinem Brötchen.

    Die anderen ließen ihn dann auch für den Rest des Frühstückes in Ruhe. Wenn Tom so drauf war, sollte man ihn nicht noch unnötig provozieren.

    Als Tom aber auf dem Weg zum Aufzug war, hielt Bill ihn plötzlich an der Schulter fest.

    „Hey, was ist los mit dir?“

    „Was soll los sein? Mir gehen Georgs dumme Sprüche einfach tierisch auf den Sack.“

    „Ja, genau. Normalerweise steht ihr euch doch in nix nach, was das dumme Sprüche klopfen angeht“, antwortete Bill und schaute Tom an. „Hör mal, wir sind Zwillinge. Ich merk doch, wenn irgendwas los ist.“

    „Es ist nix“, sagte Tom und stieg in den Aufzug ein.

    „Na ja, du weißt ja wo du mich findest, wenn du reden willst“, antwortete Bill ihm nur und ließ seinen Bruder dann auch in Ruhe.


    Zurück auf seinem Zimmer musste Tom erneut über Lea und über das, was sie ihm erzählt hatte, nachdenken. Was, wenn sie zur Presse lief? Das Management würde ihm den Kopf abreißen. Schwangerschaft hin oder her. Und was, wenn er vielleicht doch…er wollte den Gedanken gar nicht zu Ende denken. Eigentlich war es auch total absurd. Absurd und dennoch nicht unmöglich. Er wusste einfach nicht, was er machen sollte.

    Für eine Weile lag er auf seinem Bett und zerbrach sich den Kopf.

    Vielleicht sollte er doch mal mit Bill sprechen. Er war immerhin sein Bruder und womöglich hatte er ne Idee, was er jetzt machen sollte. Ein Versuch war es wert.

    Also klopfte er ein paar Minuten später an Bills Tür.

    „Kann ich reinkommen?“

    „Klar“, sagte Bill.

    Tom folgte seinem Bruder, der sich auf sein Bett setzte.

    „Ich muss doch mal mit dir reden“, fing Tom an.

    „Ja?!“

    „Ich hab ein Problem. Also eigentlich weiß ich nicht, ob es wirklich ein Problem ist, aber…“

    Tom brach seinen Satz ab und schaute Bill an. Das war echt nicht leicht. Er holte noch einmal tief Luft und sagte dann:

    „Erinnerst du dich noch an die eine von TV Total?“

    „Die heiße Blondine mit der du…“

    „Ja, genau die.“

    „Ja, ich erinner mich. Was ist mit der? Du hast dich doch nicht ernsthaft in die verknallt oder so?!“

    „Nein. Schön wär’s.“

    „Was denn sonst?“

    „Die war gestern hier und hat behauptet…na ja, sie meinte halt, dass sie von mir…schwanger ist.“

    „Was???“ brach es aus Bill raus.

    Tom schaute ihn nur verlegen an.

    „Das ist ein Witz, oder?!“

    „Das hatte ich auch gehofft, aber…“

    „Aber wie…ihr habt doch verhütet, oder?“

    „Ja klar.“

    „Na dann kann die doch gar nicht… Ey so ein Pech kann doch kein Mensch haben. Pille UND Kondom…“

    „Keine Pille.“

    „Oh…na aber trotzdem. Boah, das ist doch auch schon ne Ewigkeit her.“

    „Genau so lange, dass sie das Kind so oder so bekommen muss.“

    „Ach du heilige Scheiße. Aber…und du bist sicher, dass DU…“

    „Nein! Natürlich nicht! Ey was weiß ich, mit wem die sonst noch alles rumgepoppt hat. Und jetzt will sie mir das Kind anhängen.“

    „Was sagt sie denn genau?“

    „Nicht viel. Ich bin schwanger. Du bist der Vater. Bla, bla.“

    „Bla, bla? Was habt ihr denn jetzt vor?“

    „ICH hab schon mal gar nix vor. Soll die doch gucken wie sie klarkommt. Ich hab sie irgendwann rausgeschmissen.“

    „Du hast was? Und was, wenn die jetzt zur Presse rennt?“

    „Genau das ist ja mein Problem.“

    „Und nicht dein einziges.“

    „Was soll ich denn jetzt machen?“

    „Du musst noch mal mit ihr reden. Sie irgendwie besänftigen. Und vor allem rausfinden, ob das stimmt, dass das Kind von dir ist. Vielleicht verplappert sie sich ja auch irgendwie.“

    „Ich hab aber echt keinen Bock, noch mal mit der zu sprechen. Das bringt doch alles nix.“

    „Wenn du willst, kann ich ja mitkommen. Aber du kannst doch nicht warten, dass die in ein paar Monaten mit nem Kinderwagen vorm Hotel steht und jedem erzählt: Tom ist der Vater.“

    „Meinst du echt, dass das eine so gute Idee ist? Noch mal mit der zu reden?“

    „Na hast du eine Bessere? Abwarten, bis sie auf der Titelseite der BILD zu sehen ist „Wie ich von Tom schwanger wurde“? Und vergiss nicht den Kinderwagen…“

    „Wahrscheinlich hast du Recht.“

    „Hab ich doch immer“, sagte Bill und grinste seinen Bruder aufmunternd an.


    Kapitel 8


    Und so rief er tatsächlich Lea noch mal an. Die war natürlich nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen, willigte aber doch ein, sich noch mal mit ihm zu treffen. Viel schlimmer konnte es in ihren Augen ja auch nicht mehr kommen. Und sie hatte die Hoffnung, dass Tom, weil er sich noch mal von sich aus bei ihr meldete, vielleicht in der letzten Nacht ein bisschen über alles nachgedacht hatte und jetzt zumindest nicht mehr ganz so unverschämt und sauer war. Sie hatte ja nicht wirklich eine Wahl…


    Lea war allerdings mehr als erstaunt, als sie nicht nur Tom, sondern auch Bill in seinem Hotelzimmer antraf.

    „Was soll das werden? Zwei gegen einen?“ fragte sie die Twins etwas eingeschüchtert.

    „Nein“, antwortete Bill. „Es ist nur so…Ich dachte, es sei vielleicht nicht schlecht, wenn noch ein Außenstehender dabei ist. Nur für den Fall, das das Ganze hier wieder eskaliert.“

    Na super. Die beiden gingen also schon von einer erneuten Eskalation aus. Das konnte ja heiter werden.

    „Ja, genau. Du der ach so außen stehende Bruder. Das ich nicht lache.“

    „Hey, niemand will dich fertig machen. Es geht einfach nur darum, ein paar Dinge zu klären.“

    „Was gibt es denn noch zu klären? Ich bin schwanger und das von Tom. Es ist alles geklärt.“

    „Da könnte ja jede kommen“, nuschelte Tom. Aber so, dass es auch Lea und Bill hörten.

    „Tom“, ermahnte Bill ihn.

    „Ist doch wahr. Wär ja nicht die erste die versucht, nem Star nen Kind anzudrehen.“

    „Auch wenn du es dir vielleicht nicht vorstellen kannst: Ich hab eigentlich Besseres zu tun. Ich hab das nämlich nicht nötig. Im Gegenteil. Ich hab nur Ärger am Bein. Meine Eltern werden mich umbringen, wenn sie das rausfinden und meine berufliche Zukunft kann ich auch erstmal vergessen. Ich find das alles mindestens genau so scheiße wie du!“

    „Das glaub ich dir gern, Lea,“ sagte Bill. „Aber du musst auch verstehen, dass Tom erstmal Zweifel hat…“

    „Dass er mir nicht jubelnd in die Arme fällt, war mir ja auch klar. Aber dass es ihn so gar nicht interessiert. Und er auch noch frech wird.“

    Lea schaute Tom an, doch der wich ihrem Blick aus.

    „Es ist ja nicht so, dass es ihn gar nicht interessiert“, sagte Bill und warf Tom schnell einen drohenden Blick zu, der ihm signalisierte: Und wage dich ja nicht, jetzt das Gegenteil zu behaupten. „Aber…kann es denn nicht auch sein, dass…Ich sag mal so: Ihr habt doch verhütet…Kann es nicht sein, dass vielleicht noch ein anderer in Frage kommt?“

    „Nein, kann es nicht!“ sagte Lea bestimmt.

    „Bist du dir sicher?“

    Lea kochte innerlich schon wieder vor Wut. Jetzt musste sie sich auch noch vor Bill rechtfertigen und sich von ihm über ihr Sexleben ausfragen lassen. Die wollten ihr doch eh nicht glauben. Egal, was sie sagte.

    „Wisst ihr, mir reicht’s langsam. Ich muss mir das hier nicht länger geben. Ständig diese blöden Unterstellungen, dass ich noch mit tausend anderen Kerlen im Bett war. Ich hatte gehofft, dass wir vielleicht gemeinsam überlegen können, was wir jetzt machen. Ich hätte Tom ja auch nie etwas von seinem Kind erzählen können…“

    „DAS ist das Beste, was ich seit langem von dir gehört habe“, warf Tom ihr überheblich entgegen.

    Lea platzte der Kragen.

    „Weißt du was? Wenn es dich so wenig interessiert, was mit deinem Kind passiert…Ich kenn da jemanden, der sicher nur zu gerne mit mir über alles reden würde“, sagte Lea und stürmte zur Tür raus.

    „Alter, was meinte die damit?“

    „Die geht zur Presse“, sagte Bill und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. Tom setzte sich auf einen Stuhl und zündete sich erstmal eine Zigarette an. So viel wie in den letzten paar Stunden hatte er schon ewig nicht mehr geraucht. Aber er brauchte jetzt Nikotin. Auch wenn er wusste, dass ihm der auch nicht wirklich weiterhelfen konnte. Jetzt war er wieder genau da, wo er auch am Tag zuvor schon war. Nein. Stimmt nicht. Jetzt hatte er Lea so weit, dass sie womöglich schnurstracks zur Presse rannte. Bills beabsichtigte Deeskalation hatte ja wirklich bestens funktioniert…


    Kapitel 9


    Die nächsten Tage vergrub sich Lea in ihrem Zimmer. Mühsam schleppte sie sich gerade nich die paar Stunden zur Schule. Das war aber auch alles was sie machte. Essen tat sie kaum und wenn sie schlafen konnte schlief sie. Manchmal tat sie das den ganzen Tag. Natürlich blieb das nicht unbemerkt. Ihre Mutter machte sich Sorgen und fragte die ersten Tage fast täglich was mit ihr los sei. Irgendwann gab sie sich schließlich damit zufrieden, dass Lea sich einfach nicht wohl fühlte und meinte, dass sie was ausbrütete. Das übermittelte sie zum Glück auch Leas Vater, was dazu führte, dass sie erstmal vor beiden ihre Ruhe hatte. Es war ja nicht so, dass sie ein schlechtes Verhältnis zu ihren Eltern hatte. Sie redete zwar nicht über alles mit ihnen, aber sie konnte immer zu ihnen kommen. Diese Sache konnte sie aber weder ihrer Mutter noch ihrem Vater erzählen. Lea wusste, dass ihre Eltern ihr die Hölle heiß machen würden.

    6 Tage war es jetzt her, dass sie es Tom gesagt hatte. Geführt hatte es zu nichts. Als ihr gerade wieder die Tränen in die Augen schossen, klopfte es an der Tür. Schnell wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und versuchte so gefasst wie möglich ein "Herein" raus zu bringen.

    "Lea, so kann es nicht weiter gehen. Am Anfang habe ich mich mit der Antwort, dass es dir nicht gut geht zufrieden gegeben, aber das kann doch nicht alles sein. Hast du Liebeskummer?"

    Nein, Liebeskummer hatte Lea nun wirklich nicht. Erst recht nicht wegen dieses Vollidioten.

    "Nein, ich hab wirklich nichts. Mir geht es auch schon viel besser.", log sie und versuchte so fröhlich und gefasst wie möglich rüber zu kommen.

    So leicht wollte ihre Mutter sich dann aber doch nicht abspeisen lassen.

    "Lea, du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst. Egal was es ist."

    Lea glaubte nicht, dass sie so was sagen würde wenn sie wüsste worum es geht.

    "Ist es wegen diesem Tim? Der von dieser Popgruppe?"

    "Der heißt Tom und nein, es ist nicht wegen ihm."

    Leas Vater musste ihrer Mutter wohl die Sache in seinem Büro erzählt haben. Sie musste schmunzeln. Ihre Mutter war echt auf dem Laufenden was die neuesten Modetrends anging, aber von der heutigen Musik oder Teeniebands hatte sie nun wirklich keine Ahnung.

    "Mama es ist wirklich nichts. Mir geht es wieder gut und es ist nicht wegen Tom."

    Jetzt konnte sie sich sogar zu einem Lächeln durchringen. Das half anscheinend auch. Ihre Mutter erwiderte das Lächeln, gab ihr einen Kuss auf die Wange und verließ das Zimmer.

    Das war ja noch mal gut gegangen, aber sie dürfte es sich nicht mehr so anmerken lassen wenn es ihr nicht gut ging. Jetzt war sie ihre Eltern erstmal wieder los. Aber für wie lange? Irgendwann würde es ja eh rauskommen, spätestens wenn sie ihren Bauch nicht mehr verstecken konnte. Trotzdem: Diesen Punkt würde Lea so lange wie möglich hinauszögern.

    Sie beschloss also, sich erneut aufzuraffen. Was anderes blieb ihr wohl auch nicht übrig, wenn sie nicht wollte, dass ihre Eltern erneut Verdacht schöpften. Sie schaute auf ihren Kalender. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren als sie die letzten Tage in ihrem Selbstmitleid badete. Heute war bereits der 18.Februar. Im 5.Monat war sie bereits schwanger und langsam machte sich das an ihren Bauch bemerkbar.

    Morgen hatte sie wieder einen Termin bei ihrem Frauenarzt. Es war ihr erster Ultraschalltermin und sie versuchte, es so gut wie möglich zu verdrängen. Nicht, dass sie ihr ungeborenes Kind hasste, aber so wirklich klar kam sie damit noch nicht. Morgen würde sie es das erste Mal sehen. Ein Gedanke der sie noch ein wenig überforderte. Hingehen würde sie aber auf jeden Fall.


    Als sie am nächsten Tag von der Schule kam war sie nur kurz zu Hause. Sie aß schnell eine Kleinigkeit und setzte sich sofort wieder ins Auto. Heute war also der Ultraschalltermin. Zum Glück hatte Lea nicht besonders viel Zeit zwischen der Schule und dem Termin, sodass kaum Zeit war, um aufgeregt zu sein. Die Aufregung sollte aber schnell kommen, als sie wieder mal eine geraume Zeit im Wartezimmer verbrachte.

    Endlich wurde sie rein gerufen.

    Als sie da so lag und dieses kleine Wunder bestaunen durfte und den Herzschlag hörte, empfand sie ein unbeschreibliches Gefühl. Sie konnte es nicht einordnen. Glück war es nicht. Dafür ging es ihr in letzter Zeit zu schlecht. Es war irgendwie eine Art Wärme die dieses kleine Geschöpf in ihr ausstrahlte. Lea war von ihrer eigenen Gefühlsduseligkeit überrascht. War sie doch sonst eher der rationale und praktische Mensch.

    Als sie gerade mit ihrem so eben erhaltenen ersten Bild ihres Kindes den Raum verlassen wollte hielt ihr Arzt sie noch einen Augenblick auf.

    "Wann kommt denn mal der Vater des Kindes mit?"

    Für einen kurzen Augenblick hielt Lea die Luft an und spürte wie ihr Herz immer schneller schlug. Sie wollte einfach nicht an diesen Obermacho erinnert werden.

    "Der will das Kind nicht.", antwortet sie ihm bestimmt und fast ein wenig unterkühlt.

    Dann setzte sie ihren Weg fort.


    Kapitel 10


    Ein paar Tage später klingelte ihr Handy. Es war schon recht spät. Lea lag schon im Bett und war schon halb eingeschlafen.

    "Hallo hier ist Tom."

    Für einen Moment hatte es ihr die Sprache verschlagen. Wie in Zeitlupe setzte sie sich aufrecht hin.

    "Ja was willst du?", antwortete sie schroff, nachdem sie sich wieder gefangen hatte.

    "Ich habe noch mal nachgedacht. Die Situation hat mich einfach überfordert. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass wir noch mal reden sollten."

    "Und was ist wenn ich nichts von deinem Entschluss halte?“

    Lea war erstaunt über die Ablehnung die sie ihm entgegenbrachte, aber sie wurde auch noch nie so verletzt. Natürlich wollte sie mit ihm reden, er sollte aber nicht denken, dass er alles mit ihr machen konnte. Bereits zwei Mal war er mehr als nur unfreundlich zu ihr gewesen. Sie konnte sich das jetzt nicht alle paar Tage geben.

    "Na gut“, sagte sie schließlich und brach so das Schweigen zwischen ihnen. „Lass uns reden. Was hast du mir zu sagen?"

    "Darüber reden wir besser nicht am Telefon. Wir müssen uns treffen. Am Freitag um 19 Uhr im Radisson. Du wirst in der Lobby abgeholt."

    Klack. Er hatte aufgelegt. Er hatte sie einfach abgespeist. Warum war er so kalt? Tom war der Vater ihres Kindes, aber Lea mochte ihn von Mal zu Mal weniger. Wie konnte sie nur jemals mit ihm ins Bett gehen?

    Freitag. Das hieß, sie hatte noch 3 Tage um sich seelisch darauf vorzubereiten.

    Die 3 Tage vergingen wie im Flug, was sicherlich daran lag, dass sie dem Treffen mit Tom nicht wirklich glücklich entgegen sah. Sie hatte die Hoffnung schon längst aufgegeben, dass er wirklich Interesse an dem Baby hatte. Er dachte ja noch nicht mal, dass es wirklich von ihm war. Wahrscheinlich wollte er ihr doch nur wieder sagen, dass er ihr nicht glaubte. Vielleicht hatte er diesmal auch noch die anderen beiden Bandmitglieder dabei…


    19 Uhr. Mit pochendem Herzen stand sie verloren in der Lobby des Radisson Hotels. Geschlagene 20 Minuten stand sie da und war drauf und dran wieder zu gehen, als plötzlich ein Mann, der verdächtig nach Security aussah, aus dem Aufzug stieg. Er kam direkt auf sie zu. Solche Männer jagten ihr meistens ein wenig Angst ein, aber dieser war ganz nett.

    "Guten Abend. Sind sie Lea?"

    "Ja, bin ich."

    "Dann folgen sie mir bitte ohne großartiges Aufsehen zu erregen."

    Lea gehorchte ihm aufs Wort, schließlich war sie ja schon noch ein wenig eingeschüchtert.

    Oben angekommen brachte er sie zu einer Tür. Er ging rein und bat sie noch kurz draußen zu warten. Da stand sie schon wieder. Wieder allein gelassen. Sie fühlte sich oft so in den letzten Wochen.

    "Sie können jetzt rein."

    Vorsichtig ging sie durch die Tür. Sie war überrascht. Das war nicht Toms Zimmer. Das war ein Besprechungsraum. Am liebsten wäre sie sofort wieder umgekehrt und so schnell wie möglich aus dem Hotel gerannt, aber vor ihr saßen schon ein paar Leute. Darunter auch Tom.

    "Setz dich Lea.", löste Tom die Stille auf.

    Sie ging zu einem der freien Stühle und setzte sich. Neben ihr saß ein bekanntes Gesicht. Es war David Jost. Er war es auch, der jetzt das Gespräch anfing.

    "Lea, du weißt sicherlich warum wir hier sind?!"

    Nein, um ehrlich zu sein wusste sie es nicht. Schließlich dachte sie, dass sie mit Tom alleine in seinem Zimmer reden würde. Trotzdem nickte sie schwach.

    "Tom hat uns erzählt mit welcher Nachricht du ihn neulich konfrontiert hast. Bist du dir sicher, dass es sein Kind ist?"

    "Ja das bin ich."

    Wie oft zum Teufel musste sie das jetzt noch wiederholen?

    "Gut. Oder auch weniger gut. Dann müssen wir jetzt überlegen wie es weiter gehen soll. Was stellst du dir denn jetzt vor? Willst du Geld?"

    Lea konnte es nicht fassen. Was hatte er da gerade gesagt? Geld?! Für was hielten sie sie?

    "Nein, darum geht es mir nun wirklich nicht. So was lasse ich mir auch nicht unterstellen."

    "Was willst du dann? Du musst schon verstehen, dass das im Moment nicht gerade gut für Tom ist."

    "Für mich ist es auch nicht gerade 'gut'", gab Lea verletzt zurück.

    Sie hielt kurz inne und sprach dann weiter:

    "Ich möchte einfach nur, dass Tom für mich oder eher gesagt für das Baby da ist. Mehr verlange ich nicht."

    „Hör zu. Wir sind nicht hier, um irgendwelche Forderungen zu erfüllen. Es ist nicht so, dass wir dir nicht glauben…“

    Ach nein? Genau das Gefühl hatte Lea aber gerade.

    „Es ist nur so, dass wir sicher gehen müssen, dass du nicht zur Presse rennst. Wenn du dich daran hälst, werden wir nach der Geburt einen Vaterschaftstest machen lassen und wenn sich dann rausstellt, dass Tom tatsächlich der Vater ist, dann wird er sich um dich und das Kind kümmern. Dann wirst du auch das Geld bekommen, das dir zusteht. Aber vorher werden wir uns auf keine Forderungen einlassen.“

    Lea konnte es nicht fassen. Sie hatte Tränen in den Augen. Wie konnten die nur so gemein und kühl zu ihr sein? Tom war verdammt noch mal der Vater. Warum glaubte ihr nur keiner? Und dann dieses Sache mit dem Geld. Sie wollte auch verdammt noch mal kein Geld von ihm. Aber wenn sie das nicht einsehen wollten…

    „Und was, wenn ich doch zur Presse gehe?“ fragte Lea schließlich patzig.

    „Dann werden wir alles dementieren und dann hast du auch nach der Geburt nichts von Tom zu erwarten.“

    Ja, das konnte sie sich nur zu gut vorstellen. Außer Geld und zu Weihnachten vielleicht mal ne Karte würde ihr Kind nichts von seinem Vater bekommen. Aber das würde es wahrscheinlich eh nicht. Presse hin oder her.

    „Also was sagst du?“ drängelte David sie.

    „Hab ich eine Wahl?“

    Schweigen. Ja, keine Antwort war auch ne Antwort.

    „War’s das dann?“ fragte Lea und stand auf.

    Doch bevor sie ging, zog sie noch ein Stück Papier aus ihrer Tasche und knallte es auf den Tisch. Dann ging sie, ohne sich auch nur noch einmal umzudrehen. Sie wollte nicht, dass auch nur einer von denen ihre Tränen sah.

    Tom guckte auf den Tisch. Es war das Ultraschallbild was da lag.



    Re: *~*Babylove*~*

    Ponyreiten - 24.08.2006, 19:21


    Kapitel 11


    Die nächsten Tage und Wochen verbrachte Lea damit, sich wieder völlig zurückzuziehen. Außer Alina ließ sie eigentlich keinen mehr an sich ran. Sie war absolut enttäuscht. Enttäuscht von Tom, dass er so ekelhaft zu ihr war. Enttäuscht von sich selbst, dass es sie überhaupt interessierte, was er dachte und wie er sie behandelte. Aber sie konnte es ja auch nicht ändern. Sie war immerhin von ihm schwanger. Da war es ja irgendwie klar, dass sie sich auch um Tom Gedanken machte. Trotzdem ärgerte es sie auch, dass sie sich wegen der ganzen Sache so fertig machte. Eigentlich war sie immer die coole und lässige Lea gewesen, die mit den Männern spielte und das Leben genoss. Und jetzt? Jetzt war sie nur noch die schwangere, dicke Lea, die auf rein gar nichts mehr Bock hatte. Keine Disco, keine Kerle, kein Spaß. Höchstens mal ein DVD Abend mit Alina.

    Außerdem machte ihr so langsam aber sicher auch die Schule zu schaffen. Bis jetzt hatte sie ja noch Glück gehabt, dass es während der ersten Monate ihrer Schwangerschaft Winter war. Aber jetzt, wo sie im 6. Monat war, war es bereits März und es wurde von Tag zu Tag wärmer. Lea hatte sich ja schon mit komplett neuen Klamotten eingedeckt, aber wenn es erstmal über 20 Grad wurde, konnte sie sich auch nicht mehr in dicke Winterpullover einpacken. Doch das größte Problem waren definitiv die Sportstunden. Natürlich versuchte Lea sich so oft es ging zu drücken. Aber bis zum Abi im Mai ohne Unterbrechung ihre Tage zu haben…das kaufte ihr auch kein Mensch ab. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als doch ab und an beim Sport mitzumachen. Natürlich nur wenig – das war bei ihnen eh normal, da die Mädels sich ja nur ungern ihre Nägel abbrachen oder beim Schwitzen ihre Schminke verlaufen sahen – aber sie musste zumindest im Sportoutfit in der Halle aufkreuzen. Und das war schon schlimm genug.

    „Ey Falk“, hörte Lea ihre „beste Freundin“ hinter sich rufen. „Deutsche Panzer rollen wieder oder wie war das?“

    Melissa Müller. Eine Möchtegern Schickimicki Tussi, die schon immer eifersüchtig auf Lea war, weil sie erstens hübscher war, zweitens mehr Geld hatte und drittens…ja, drittens, weil sie sich Mike schnappte, hinter dem Melissa schon ne halbe Ewigkeit hinterher war. Tja, so was nannte man wohl persönliches Pech.

    Sie hatten sich schon in der Grundschule nicht wirklich leiden können und wo es ging fertig gemacht, aber seit der Sache mit Mike in der Elften, herrschte offener Krieg zwischen ihnen.

    Lea hätte ihr jetzt nur zu gerne einen dummen Spruch zurückgegeben, aber ihr war gerade nicht nach Wortduellen zu Mute. Ihr war schlecht und dank ihres Sportoutfits, mit dem sie sicherlich ne Nacht bei minus 30 Grad überstanden hätte, auch noch verdammt heiß.

    „Schickes Outfit hast du da an. Hat dein Vater seinen Job verloren und ihr müsst eure Klamotten jetzt aus der Altkleidersammlung beziehen oder ist das der neuste Schrei aus „Pennerhausen“?“

    Lea kochte innerlich, aber sie riss sich zusammen. Auch Alina schaute Lea eindringlich an.

    „Hör nicht auf die dumme Schlampe“, sagte Alina und packte Lea am Arm.

    „Ich frag mich nur, warum du in letzter Zeit so unglaublich viel frisst? Hast du alle Kerle durch und jetzt hat die arme Lea keinen mehr zu spielen und muss Frustfressen anstatt Matratzensport betreiben?“

    Melissa, die mit noch zwei anderen kaum einen Meter hinter Lea und Alina herlief, lachte laut auf.

    „Du hast echt nen Arsch wie ein Brauereigaul!“

    „Weißt du was?“ keifte Lea und drehte sich mit einem Ruck zu Melissa um. „Mike stand immer auf MEINEN Arsch und dein neuer Freund…wie heißt er noch gleich…Flo?! Der konnte es vor zwei Wochen in der Disco gar nicht abwarten, bis er endlich mal anpacken durfte.“

    Jetzt reichte es ihr. Sie konnte ja viel schlucken, aber sie ließ sich hier sicher nicht vor allen von der blöden Kuh kampflos niedermachen.

    Melissa, die laut nach Luft schnappte, holte aus und wollte Lea mit voller Wucht ins Gesicht schlagen, doch Lea war schneller. Sie packte Melissa am Arm und versuchte, sie auf Abstand zu halten, was ihr jedoch nur wenig gelang. Mit ihrer freien Hand griff Melissa nach Leas Haaren und riss an ihnen.

    „Au, verdammt! Lass mich los, du Schlampe“, brüllte Lea und schlug ihrer Gegnerin so fest sie konnte in den Bauch.

    „Wer ist hier die Schlampe?“ schrie Melissa.

    Sofort hatten sich natürlich alle aus ihrem Kurs um sie herum versammelt und schauten dem Treiben zu.

    „Ey geil, Schlampencatchen!“ freute sich der Stufenproll Kai.

    „Was zum Teufel geht denn hier vor sich?“ hörte Lea plötzlich die Stimme ihres Sportlehrers näher kommen.

    „Lea! Melissa! Auseinander!“ rief Herr Barth und trennte die beiden Kontrahentinnen. „Können sie mir das erklären? Wie alt sind sie eigentlich?“

    Lea und Melissa schauten beide nur verlegen auf den Boden und schwiegen.

    „Okay. Wenn sie mit mir nicht reden wollen, dann gehen sie jetzt beide zum Direktor. Und ihm erklären sie dann, warum sie heute leider nicht mehr an meinem Sportunterricht teilnehmen werden.“

    Na prima. Genau das hatte Lea noch gefehlt. Ne Audienz beim Direx. Und das alles nur wegen der dummen Melissa Schlampe…


    Kapitel 12


    „Lea, kannst du mir bitte erklären, warum deine Mutter heute einen Anruf von der Schule bekommen hat?“ fragte ihr Vater sie am nächsten Abend beim Abendessen.

    Anruf von der Schule? Davon hatte der Direx gestern aber nichts gesagt.

    „Ich warte auf eine Antwort, Fräulein“, sagte ihr Vater ungeduldig.

    „Was willst du denn jetzt von mir hören?“

    „Na das, was passiert ist.“

    „Das hat euch Dr. Merian doch sicher schon brühwarm berichtet“, antwortete Lea patzig.

    „Hör mal, jetzt wird hier nicht frech. Seit wann prügelst du dich?“

    „Meine Güte. Ich hab mich doch nicht geprügelt. Dass die immer direkt so übertreiben müssen.“

    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Dr. Merian nur zum Spaß hier angerufen hat, um irgendwelche Übertreibungen kund zu tun.“

    „Was weiß ich. Möglich wär’s. Ich frag mich nur, ob der das überhaupt darf? Immerhin bin ich schon 18.“

    „Ist das alles was dir dazu einfällt?“

    Lea schaute ihren Vater nur an. Ja, mehr fiel ihr dazu tatsächlich nicht ein.

    „Kind, was ist denn in letzter Zeit mit dir los?“ mischte sich jetzt auch ihre Mutter ein. „Ist es der Abiturstress?“

    „Nein“, antwortete Lea knapp.

    Ja, sie würde in wenigen Wochen ihre Abiprüfungen haben, aber die waren gerade ihr geringstes Problem.

    „Was ist es denn? Wir machen uns doch Sorgen um dich. Du bist so ruhig in letzter Zeit. Lässt niemanden an dich ran. Läufst nur noch in komischen Klamotten rum. Und jetzt prügelst du dich auch noch“, sagte ihre Mutter verzweifelt. Sie wurde aus ihrer Tochter echt nicht mehr schlau.

    „Nimmst du Drogen?“ fragte ihr Vater plötzlich todernst.

    „Was?“ rief Lea ungläubig.

    Jetzt schlug es aber wirklich 13.

    „Ich hab schon seit einiger Zeit den Verdacht, dass…“

    „Du spinnst doch!“

    „Hüte deine Zunge,“ ermahnte sie ihr Vater.

    „Ich nehm doch keine Drogen.“

    „Sondern?“

    „Nichts. Alles bestens.“

    „Das nehmen wir dir nicht mehr ab.“

    „Ist es wegen diesem Tim? Schatz, es ist ganz normal, dass du dich in einen Star verliebst. Ich hab darüber ein Buch gelesen. Das geht irgendwann vorbei.“

    „Nein, nichts geht vorbei!“ brach es schließlich aus Lea raus.

    Sie konnte sich dieses dumme Gequatsche echt nicht mehr anhören. Drogen, Starschwärmerei…nein, ihr Problem war ein wenig schlimmer. Ein wenig langwieriger.

    „Was soll das heißen?“

    „Verdammt. Guckt mich doch an“, schrie Lea und sprang auf. Mit einem Ruck zog sie ihren Pulli hoch und entblößte ihren Babybauch.

    „Oh mein Gott!“ rief ihre Mutter und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. „Du bist…“

    „Ja, ich bin schwanger. Jetzt wisst ihr es. Keine Drogen. Schwanger.“

    „Wie konnte das passieren?“ brüllte ihr Vater sie an.

    „Wie soll das schon passiert sein?“

    „Ich…aber…du hast doch gar keinen Freund, der…“ stammelte ihre Mutter.

    „Bist du etwa…“ rief ihr Vater ängstlich aus und ballte die Faust.

    „Nein! Nein! Um Gottes Willen.“

    „Aber…“

    „Wer ist der Kerl?“

    „Papa, er…“

    „Nein, sag es nicht. Es ist dieser Kerl von dieser Band. Dieser Möchtegern Popstar.“

    „Tim,“ erklärte ihre Mutter überzeugt.

    „Tom“, korrigierte Lea genervt.

    „Wie bitte?“ fragte ihre Mutter verwirrt.

    „Tom. Er heißt Tom.“

    „Ich fasse das alles nicht“, rief ihr Vater und schlug so fest mit der Faust auf den Tisch, dass Lea und ihre Mutter zusammenzuckten.

    „Haben wir dir denn gar nichts beigebracht? Bist du zu doof zum verhüten?“ schrie sich ihr Vater in Rage, sprang auf und lief hektisch durch die Küche.

    „Hast du denn nicht darüber nachgedacht, was das für dich und deine Zukunft bedeutet? Ein Kind in deinem Alter? Du hast ja noch nicht mal eine Ausbildung. Wann willst du die denn machen? Oder glaubst du, nur weil dein Kerl gerade ein bisschen Geld mit seiner Band verdient, du könntest dich auf ihn verlassen und darauf, dass er euch ein Leben lang durchfüttern kann?“

    „Nein!“ schluchzte Lea. „ich kann mich auf gar nichts verlassen. Er will das Kind nicht.“

    „Was?“ rief ihre Mutter fassungslos.

    „Ja, er will es halt nicht. Er will sein Ding durchziehen. Wir passen nicht in sein ach so tolles Glamourleben.“

    „Aber er wird zahlen müssen.“

    „Verdammt, darum geht es doch gar nicht“, schrie Lea, die zitternd auf ihrem Stuhl kauerte und der Tränen über die Wangen liefen.

    „Bitte?“

    „Es geht doch nicht um Geld. Ich bin schwanger von einem Kerl, der mich nicht liebt. Den ich nicht liebe und der mich nur fertig macht. Wahrscheinlich will er sein Kind nie sehen.“

    „Ich kann das alles nicht glauben. Was haben wir nur falsch gemacht, Brigitte?“ wendete sich Leas Vater ihrer Mutter zu.

    „Ich weiß es nicht, Bernhard. Ich weiß es nicht. Wir waren doch immer für sie da. Haben doch alles für sie gemacht.“

    „Wir haben doch auch einen Ruf zu verlieren. Ein One Night Stand mit einem zotteligen Popstar. Und das uns…“

    „Könnt ihr bitte aufhören so zu sprechen, als sei ich nicht da?“

    „Lea, du hast uns schwer enttäuscht.“

    „Ja, da hat dein Vater Recht. Und mich enttäuscht vor allem, dass du dich uns nicht schon viel früher anvertraut hast. Wie lange weißt du denn schon von der Schwangerschaft?“

    „Ich bin im 6. Monat.“

    „6. Monat?“

    „Ja. Aber ich weiß es erst seit 2 Monaten. Ungefähr.“

    „So was muss man doch direkt merken“, stänkerte ihr Vater.

    „Hab ich aber nicht.“

    „Das glaube ich dir nicht.“

    Lea kochte vor Wut. Wie oft musste sie sich eigentlich noch rechtfertigen? Tom glaubte ihr nicht, dass es sein Kind war. Bill glaubte ihr nicht. Das Management versuchte einfach nur, sie von der Presse fernzuhalten. Und ihre Eltern glaubten ihr auch nichts und waren nur sauer und enttäuscht.

    Okay, sie konnte sie ja alle irgendwo verstehen. Natürlich war das alles ein riesiger Schock. Aber das war es für sie doch auch. Dachte denn keiner auch mal daran, dass es ihr vielleicht auch deswegen schlecht ging? Alle keiften sie nur an, unterstellten ihr irgendwelche Dinge und dachten nur an sich.

    Alle außer Alina. Sie war die Einzige, die ihr zuhörte, ihr nicht ständig irgendwas unterstellte und einfach nur für sie da war.

    „Wisst ihr was? Es ist mir scheißegal, ob ihr mir glaubt oder nicht!“ schrie Lea und stand auf.

    „Wenn ihr mich nicht verstehen wollt, dann geh ich eben. Dann seid ihr mich endlich los. Eure Tochter, die euch so maßlos enttäuscht hat“, sagte Lea und stürmte aus der Küche.


    Kapitel 13


    Langsam sackte Lea in sich zusammen. Ihr Körper rutschte die soeben zugeschlagene Zimmertür herunter und ihr Kopf lehnte dagegen.

    Auch wenn sie mit der Reaktion ihrer Eltern gerechnet hatte, war es doch ein Schlag mitten in ihr junges Gesicht. Ja jung, das war sie, und helfen konnte ihr im Moment niemand. Genauso wenig wie sie sich beruhigen konnte. Immer wieder wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und immer wieder bahnten sich neue Tränen den Weg über dieses. Das Atmen viel ihr schwer, ihre Tränen schnürten ihr die Luft ab. Sie wollte schreien, aber konnte nicht. Diese Mischung aus Wut, Verzweiflung und Traurigkeit war tödlich. Lea hatte schon oft so empfunden, doch immer gab es eine Lösung, einen Ausweg, wenn man so wollte ein Licht am Ende des Tunnels. Doch dieser Tunnel hatte keinen Ausgang. Er war einfach nur dunkel. Gab es eine Lösung für eine Schwangerschaft und die dadurch auftretenden Probleme? Einen Ausweg - wohl kaum.

    Schmerzlich wurde ihr bewusst, was ihr eigentlich schon klar war. Niemand war für sie, nur Alina. Weder der Vater ihres Kindes, noch ihre Eltern.

    Erneut raubte es ihr die Luft zum Atmen, dann rutschte sie mit ihrem Kopf die Tür entlang bis dieser, wie auch nun ihr ganzer Körper, auf dem Boden lag. Da lag sie nun, völlig regungslos, mit dem Gesicht auf dem kalten Parkett. Manche Tränen, die sich nicht in ihren Haaren verfingen, tropften auf den Boden. Ihre Atmung wurde mit jeder Minute ruhiger und ihre Tränen trockneten. Nur die roten, aufgequollenen Augen und ein letzter kraftloser Schlag auf die kalte Fläche blieben zurück.

    Sie muss wohl eingeschlafen sein, denn als sie aufwachte war die Sonne fast untergegangen. Nur noch wenige Strahlen schimmerten durch ihr Fenster.

    Ihre Hand schmerzte und die getrockneten Tränen brannten auf ihrer Haut. Mit wackeligen Beinen stand sie auf. Ihr Blick fuhr durch das Zimmer. Hier war niemand drin gewesen, das hätte sie gemerkt. Mit "niemand" meinte sie ihre Eltern. Sie hatten nicht einmal nach ihr geschaut. Sie hätte wohlmöglich tot umfallen können und sie hätten es erst Tage später gemerkt. Schnell schluckte sie den Kloß, den ihr dieser Gedanke brachte, hinunter. Als sie sich so umschaute, jagte es ihr einen Schauer über den Rücken. Irgendwie löste alles um Lea herum Unbehagen in ihr aus. Es waren nicht die Tränen, die ihr die Luft abschnürten. Es war dieses Haus, ihre Eltern. Die Kälte und das Unverständnis was sie Lea gegenüber brachten engten sie ein.

    Aus diesem Gefühl heraus fasste sie einen Entschluss. Geistesabwesend packte sie zügig ein paar Sachen zusammen. Als sie das Nötigste hatte, kramte sie ihren kleinen Koffer aus dem Schrank und verstaute alles. Dann setzte sie sich auf ihr Bett. Sie wollte es wirklich tun, das stand für Lea fest, aber jetzt konnte sie noch nicht gehen. Es war noch zu früh am Abend. Unbemerkt würde sie jetzt nicht aus dem Haus kommen und einer neuen Konfrontation mit ihren Eltern wollte sie sich nicht stellen.

    Die Stunden des Wartens stellten sich als regelrechte Qual für Lea dar. Sie hielt es hier nicht mehr aus.
    Dachten alle, sie hätte sich das ausgesucht? Sie war schwanger und nicht die anderen! Ihr ganzes Leben würde sich verändern und nicht das der anderen. Nein, die dachten alle nur an sich, Tom dachte an sich und ihre Eltern taten es auch, aber wer verdammt dachte an sie?

    Sie wusste zu welcher Person sie heute Nacht gehen würde.
    Die einzige Person, die ihr keine Vorwürfe machte und niemand würde davon erfahren.

    Weit nach Mitternacht machte sich Lea schließlich auf den Weg. Sie zitterte am ganzen Körper und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie vorsichtig die Klinke ihrer Tür herunterdrückte und samt dem Koffer die Treppe hinunter tappste. Ohne eine Nachricht zu hinterlassen schloss sie die Haustür hinter sich und stieg ins Auto. Sie drehte den Zündschlüssel um und schaltete das Licht an, da erblickte sie einen Schatten am Fenster. Er sah sie an und verschwand dann hinter den Gardinen.
    Einen kurzen Augenblick starrte Lea den Punkt an dem sie den Schatten erblickte an, dann fuhr sie los.

    Ungefähr 10 Minuten stand sie vor Alina's Haustür. Licht brannte keines mehr. Sie hatte ihr nicht bescheid gesagt. Lea war einfach losgefahren. Zu ihrem Glück wohnte Alina aber schon alleine, so musste sie nicht noch einem Elternpaar gegenüberstehen. Ja, von Eltern hatte sie erstmal gründlich die Nase voll.

    Langsam hörte sie Schritte die auf die Tür zukamen. Alina öffnete einen Spalt die Tür und fragte wer da sei.

    "Ich bin's, Lea."

    "Lea?"

    Alina öffnete schlagartig die Tür und sah in die glasigen Augen ihrer besten Freundin. Sie nahm ihr den Koffer ab, stellte ihn hin und umarmte sie.

    "Komm rein.", sagte sie besorgt.

    Drinnen angekommen zog sie sich erstmal die Jacke aus und blieb mitten im Raum stehen.

    "Süße, du bist ja völlig durch den Wind. Ich mach uns erstmal einen Kaffee."

    "Tee wär' besser." gab Lea zurück und strich sich über den Bauch.

    "Alles klar Frau Mami. Wird gemacht.", erwiderte Alina mit einem Lächeln auf den Lippen.

    Während Alina in der Küche den Tee zubereitete, ließ sich Lea geschafft auf das Sofa fallen. Den vergangenen Tag würde sie ganz sicher aus ihrem Kalender streichen.

    "So, jetzt erzähl mir erstmal was passiert ist“, sagte Alina nach einigen Minuten später und stellte den duftenden Tee auf den Tisch.

    "Meine Eltern wissen es und du kannst dir vorstellen, dass sie nicht gerade begeistert waren."

    "Haben sie dich etwa rausgeschmissen?"

    "Nein, ich bin freiwillig gegangen. Ich hab es da nicht mehr ausgehalten."

    Eine Träne lief ihr über die Wange und Alina strich ihr beruhigend über den Arm.

    "Vielleicht war es besser so. Du kannst natürlich solange bei mir bleiben wie du willst."

    "Danke, ich bin so froh, dass ich dich habe."

    "Ich würd sagen wir reden Morgen weiter darüber und gehen jetzt erstmal schlafen. Ich mach dir dein Bett."

    "Du Alina, ich möchte heute Nacht nicht alleine sein."

    "Gut, dann schläfst du bei mir."

    Aneinander gekuschelt schliefen die beiden schließlich ein.

    Am nächsten Morgen wachte Lea durch die leichten Sonnenstrahlen auf. Es roch nach frischen Brötchen und Croissants. Langsam stand sie auf und folgte dem Geruch der eindeutig aus der Küche kam.

    Dort angekommen strahlte ihr auch schon Alina entgegen.

    "Ich hab Brötchen geholt und Frühstück gemacht."

    Lea war ihr so dankbar für alles was sie für sie tat und es ging ihr gleich besser.

    "Und wie geht es jetzt weiter?", fing Alina das Gespräch schließlich an.

    "Im Moment geht es gar nicht weiter. Ich habe in 4 Tagen wieder einen Termin beim Arzt. Sie können jetzt das Geschlecht feststellen."

    "Wie spannend."

    "Naja ich weiß nicht mal ob ich das wissen will. Ich hab noch nicht mal jemanden der mit mir dahingeht."

    "Frag doch Tom."

    Ungläubig schaut Lea Alina an. War das gerade ihr Ernst?

    "Ach der kommt doch eh nicht mit und besonders Lust den zu sehen habe ich auch nicht.", winkte Lea ab.

    "Versuch es doch wenigstens mal. Sag ihm Bescheid und ob er sich meldet ist dann seine Sache."

    Lea biss ein Stück von ihrem Brötchen ab. Sollte sie es wagen?


    Kapitel 14


    Den ganzen Tag dachte Lea darüber nach, ob sie Tom tatsächlich anrufen sollte. Auf der einen Seite war sie immer noch ziemlich enttäuscht und sauer darüber, dass er sie so mies behandelt hatte, aber auf der anderen Seite war er nun mal der Vater ihres Kindes. Das würde auch er spätestens nach dem Vaterschaftstest nicht mehr leugnen können. Und so konnte er ihr später wenigstens keine Vorwürfe machen, dass sie ihn nicht informiert hatte.

    Trotzdem war ihr nicht wohl bei dem Gedanken, Tom ein weiteres Mal zu sehen oder allein schon mit ihm zu telefonieren.

    „Alina, kannst du nicht mitkommen?“ fragte Lea ihre beste Freundin, die gerade in der Küche stand und die Spülmaschine einräumte.

    „Süße, du weißt, dass ich dich nicht allein lassen werde, aber ich komme nur mit, wenn Tom nicht mitkommt.“

    „Er wird nicht mitkommen. Er hat sicher eh keine Zeit und wollen tut er das sicher noch viel weniger.“

    „Du hast es doch noch nicht mal versucht.“

    Lea schaute ihre beste Freundin an, doch diese blieb hart.

    „Schick ihm wenigstens eine SMS.“

    Langsam lief Lea in Alinas Zimmer wo ihr Handy lag. 7 Anrufe in Abwesenheit. Alle von ihren Eltern. Auf die hatte sie jetzt ja mal am aller wenigsten Bock. Die könnten sich ruhig mal ein paar Sorgen um sie machen.

    Sie setzte sich aufs Bett und starrte eine Weile nur auf das Display. Sollte sie es wirklich wagen? Aber was hatte sie schon zu verlieren? Mehr, als dass er sie ein weiteres Mal vor den Kopf stoßen würde, konnte doch nicht passieren.

    Und so schrieb sie ihm tatsächlich eine SMS.

    #Hey Tom. Ich hab am Donnerstag einen Arzttermin. Wenn wir das wollen, können sie uns vielleicht schon sagen, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Also wenn du Zeit und Lust hast mitzukommen, melde dich bei mir. Lea#


    „Das ist doch wohl die Höhe“, rief Tom, der gerade mit den anderen im Backstagebereich saß.

    „Was ist los?“ wollte Bill wissen, der sich gerade eine Dose Red Bull vom Tisch nahm.

    „Hör dir das an“, sagte er und las ihm die SMS vor, die er gerade bekommen hatte.

    „Und? Gehst du hin?“ fragte Bill trocken.

    „Was? Sag mal spinnst du? Die Alte hat sie doch nicht mehr alle. Was verspricht sie sich davon?“

    „Die will einfach nur nett sein.“

    „Ja, genau. Und ich bin US5 Fan.“

    „Seit wann?“ grinste Bill ihn an.

    „Komm hör auf, mich zu verarschen. Ich gehr doch nicht mit der zum Arzt und lass mir sagen, ob mein Kind, was zu 99% gar nicht mein Kind ist, ein Mädchen und ein Junge wird.“

    „Wenn du meinst“, sagte Bill resignierend.

    „Was würdest du denn machen?“

    „Ich weiß es nicht. Aber ich würde es mir zumindest mal überlegen. Ich mein, es ist sicher ein krasses Erlebnis, wenn du dein Kind zum ersten Mal siehst und erfährst was es wird.“

    „Aber es ist ja nicht MEIN Kind.“

    „Das weißt du doch gar nicht. Alter, so hart das klingt: Du musst dich langsam aber sicher mit dem Gedanken anfreunden, dass es eventuell sein könnte, dass du bald Vater bist. Ob du das nun willst oder nicht.“

    Tom sah ja ein, dass Bill irgendwo Recht hatte. Vielleicht wurde er tatsächlich Vater. Und wenn das Kind wirklich sein Kind war…


    „Mum?“

    „Tom. Hallo Schatz.“

    „Mum, ich muss mal mit dir reden.“

    „Was gibt’s?“

    „Es ist wegen dieser Lea.“

    Toms Mutter wusste selbstverständlich darüber Bescheid, dass ihr Ältester vielleicht bald Vater wurde. Natürlich war sie anfangs geschockt gewesen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte es ruhig noch ein paar Jahre dauern können, bis sie Oma geworden wäre, denn die Umstände waren absolut nicht optimal: Tom war 17 und wollte sich gerade eigentlich ausschließlich auf seine Karriere konzentrieren, anstatt sich um ein Kind von einem One Night Stand zu kümmern. Aber sie würde ihren Sohn und auch das Mädel unterstützen wo sie nur konnte.

    „Was ist passiert?“

    „Sie hat mich gefragt, ob ich mitkommen will, wenn sie am Donnerstag einen Arzttermin hat. Sie können vielleicht schon sagen, was es wird.“

    „Und? Gehst du mit?“

    „Darum ruf ich an. Was sagst du?“

    „Geh mit!“

    „Warum?“ wollte Tom wissen.

    „Wenn das Kind wirklich von dir ist, solltest du bei diesem Moment dabei sein. Ich weiß noch ganz genau, wie es war, als ich dich und deinen Bruder zum ersten Mal sah. Das Gefühl war unbeschreiblich.“

    „Aber da wusstest du auch, dass wir deine Kinder sind und dass wir von Papa sind. Das weiß ICH nicht.“

    „Ja, das stimmt. Aber glaub mir: Du wirst es bereuen, wenn du nicht dabei warst.“

    „Weißt du, es ist halt nur…ich empfinde nichts für dieses Kind. Es ist nicht meins und ich…wenn ich wüsste, dass es sicher von mir ist, dann…“

    „Schatz, die Entscheidung kann dir niemand abnehmen.“

    „Danke, Mum“, sagte Tom und beendete dann auch das Gespräch.


    Er lag die ganze Nacht wach und dachte über das nach, was Bill und seine Mutter gesagt hatten. Das Problem war einfach, dass zumindest, auch wenn er es für eher unwahrscheinlich hielt, eine kleine Chance bestand, dass er nun mal der Vater war. Er wollte das alles eigentlich nur verdrängen, aber es ging nicht. Es ärgerte ihn, dass er merkte, dass es ihn doch irgendwie interessierte. Warum musste Lea ihm denn auch mailen? Konnte sie ihn nicht einfach so lange in Ruhe lassen, bis dieser verdammte Vaterschaftstest gemacht war? Dann konnte er sich immer noch überlegen, ob und welche Beziehung er zu diesem Kind aufbauen würde. Aber vielleicht war es dann schon zu spät.

    #Ich komme mit. Sag mir noch wann ich wo sein muss. Tom#


    Lea konnte es nicht glauben, als sie am anderen Tag diese SMS von Tom bekam. Er wollte tatsächlich mit? Damit hatte sie beim besten Willen nicht gerechnet. Darauf hatte sie sich jetzt gar nicht eingestellt…


    Kapitel 15


    "Er kommt mit."

    Fassungslos ließ sich Lea neben ihrer Freundin auf dem Sofa nieder, das Handy immer noch in der Hand haltend.

    "Na dann freu dich doch mal, du Trauerkloß!Ich wusste ja eh, dass er mitkommen würde."

    Alina setzte ihr typisches Ich-wusste-es-ja-sowieso-Grinsen auf, woraufhin sie einen kräftigen Schubs von Lea bekam, der aber kurz darauf in eine Umarmung überging.

    "Irgendwie freu ich mich ja auch, aber er ist so ein Idiot."

    "Naja, aber neben einem Idioten ist er auch der Vater von dem kleinen Ding da in deinem Bauch und er sollte dabei sein und jetzt muss ich ihn wenigstens nicht entführen und persönlich da hinschleifen. Das wäre nämlich mein Plan B gewesen."

    "Gut zu wissen."

    Gleichzeitig fingen beide herzhaft an zu lachen.

    Sie hätte nicht gedacht, dass er wirklich mitkommen würde. Man könnte sogar sagen, dass sie angenehm überrascht von ihm war. Diese durchaus netten Gefühle für ihn sollten aber sehr schnell wieder umschlagen, als sie plötzlich eine SMS bekam.

    #Mein Management braucht die Nummer und Adresse von deinem Frauenarzt. Es müssen gewisse Vorbereitungen getroffen werden.#

    "GEWISSE Vorbereitungen???", sprudelte es lauter als gedacht aus Lea heraus.

    Alina, die gerade in die Küche gekommen war, stürmte auch sogleich wieder in das Wohnzimmer.

    "Was ist jetzt passiert?"

    "Ach der Idiot und seine Arschabputzer-Fraktion müssen Vorbereitungen treffen,wenn er sich schon dazu erbarmt da mit hin zu kommen."

    "Hat er das wirklich so gesagt?", Alina schaute Lea total geschockt an woraufhin Lea fast anfangen musste zu lachen. Alinas Blick war einfach für die Götter.

    "Nein! Aber ich denke, dass er das mit dieser SMS sagen wollte."

    "Zeig mal her"

    Alina nahm sich das Handy und schaute sich die eigentliche SMS von Tom an.

    "Tja, wenn du willst, dass er mitkommt, dann musst du ihm wohl die Infos geben."

    Mit diesem Satz drehte sich Alina um und ging zurück in die Küche.

    Etwas bedröppelt und wie fest gewachsen stand Lea im Wohnzimmer und schaute ihrer Freundin hinterher. Alina hatte mal wieder ins Schwarze getroffen. So blöd es klingt, aber Tom saß nun mal am längeren Hebel. Kurzerhand tippte sie ihm also eine SMS mit den nötigen Infos, was sie aber nicht tat ohne ihn spüren zu lassen was für ein Blödmann er ist.

    Bevor sie an diesem Abend einschlief, dachte sie noch eine Weile nach. Morgen würde sie wissen, ob das Ding da in ihrem Bauch, wie Alina es liebevoll nannte, ein Mädchen oder ein Junge sei.

    Tja, und sie würde Tom wieder sehen.

    Sie ging am nächsten Morgen nicht zur Schule. Lea war einfach viel zu aufgeregt. Heute ging es erstmal darum sich mental auf den Termin vorzubereiten.
    All zu lange musste sie allerdings nicht alleine bei Alina sitzen, da diese heute nicht lange Schule hatte. Alina versprach ihr auch sie zum Arzt zu fahren.
    Lea ging es echt dreckig. Sie wollte Tom nicht sehen. Jedesmal wenn sie sich sahen tat er ihr weh.

    "Was wünscht du dir was es wird?", unterbrach Alina irgendwann die Stille während der Autofahrt.

    "Erstmal bin ich nur froh wenn alles in Ordnung ist. Hm...ich denke ich hätte gern ein Mädchen."

    "Ja Mädchen sind toll. Denen kannst du später de Haare machen und Kleidchen anziehen."

    "Du bist echt euphorisch, kann das sein?"

    "Ja na klar und das solltest du auch sein."

    Alina strich ihrer Freundin aufmuntert über die Schulter. Nach weiteren 5 Minuten kam das Auto schließlich vor der Arztpraxis zum stehen.

    "So Maus, da musst du jetzt alleine reingehen."

    Langsam stieg Lea aus. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Beine fühlten sich wie Wackelpudding an.

    Beim Arzt angekommen meldete sie sich kurz an und wurde dann zu ihrer Verwunderung in einen separaten Warteraum gelotst. Sie dachte sich sofort, dass dafür bestimmt das Management verantwortlich ist. Erneut stieg die Wut in ihr hoch. Einerseits verstand sie ja, dass Tom da nicht einfach reinspazieren konnte, aber andererseits konnte man es auch übertreiben. Ihre schlechte Laune wurde auch durch die Tatsache, dass Tom sich 20 Minuten verspätete nicht besser. Als er schließlich zu ihr in den Warteraum geschlürft kam, hatte er auch nichts weiter als ein kühles "Hallo" für sie übrig.

    "Du bist zu spät", antwortete Lea ebenso unterkühlt.

    Gemächlich setzte sich Tom erstmal hin und nahm nun langsam die Ohrstöpsel von seinem I Pod aus den Ohren.

    "Es war ein riesen Aufwand für mich hier überhaupt zu erscheinen und du regst dich wegen ein paar Minuten total auf."

    Lea versuchte nun schon krampfhaft die Fassung zu behalten. Dieser Kerl wollte einfach eine Faust in seinem Gesicht haben und wenn er so weitermacht, dann würde er diese auch noch heute bekommen.

    "Na dann bedanke ich mich mal beim Herrn Popstar, dass er es tatsächlich geschafft hat zu kommen."

    "Was tut man nicht alles um dich glücklich zu machen." antwortete Tom schnippisch.

    Lea beschloss nicht weiter darauf einzugehen und fing mit einem neuen Thema an.

    "Wo hast du eigentlich deine ganze Gefolgschaft gelassen?"

    "Die sind draußen."

    "Ach wollten die nicht dabei sein wenn du dein Kind auf dem Ultraschall siehst?"

    "Lea, auch wenn jetzt deine heile Welt zerstört wird. Das ist NICHT mein Kind!"

    Lea wollte gerade zum Gegenschlag ansetzen, als die Sprechstundenhilfe die beiden in den Ultraschallraum rief.

    "Guten Tag Frau Falk. Wie schön, dass sie jetzt doch mal ihren Freund mitgebracht haben."

    Eindringlich durchbohrte Toms Blick Lea. Sie wusste was er ihr sagen wollte. Er ihr Freund? Sicherlich nicht.

    "Ja, das ist Tom.", erwiderte Lea und gab dem Arzt die Hand.

    "Schön sie auch mal kennen zu lernen, Tom."

    Lea wunderte sich, dass der Arzt ihn nicht erkannte. Toms Tarnung war echt miserabel. Er konnte ja auch schlecht mit einer Kapuze und einer Sonnenbrille in die Arztpraxis kommen. Der einzige Grund warum der Arzt ihn nicht erkannte muss wohl der gewesen sein, dass er ähnlich viel Ahnung von Tokio Hotel wie ihre Mutter hatte.

    "Gut. Sie können sich hier auf den Stuhl setzen und Frau Falk, sie legen sich bitte hier hin und machen ihren Bauch frei."

    Tom folgte brav den Anweisungen des Arztes und setzte sich so gleich hin.Seine Augen wurden groß als er auf einmal Leas Bauch sah. Er war schon ziemlich dick. Damit hatte er nicht gerechnet.

    "Kommen sie ruhig ein Stück näher, Tom!", sprach ihm der Arzt wohlwollend zu.

    Vorsichtig und immer noch auf Leas Bauch starrend rutschte Tom mit seinem Stuhl ein Stück näher. Lea fand, dass er fast ein wenig putzig dabei aussah.

    "So, das was sie hier sehen können ist der Kopf. Da drüben sind die Hände und die kleinen Finger..."

    Für einen Augenblick wendete Lea ihren Blick vom Monitor ab und schaute zu Tom.
    Ganz begeistert sah er noch nicht aus, aber irgendwas in seinen Augen verriet, dass es ihm doch nicht so egal war was er da sah. Als er sah wie sie ihn anguckte versuchte er sofort wieder gelangweilt an die Wand zu starren, aber Lea hatte es gesehen. Tom hatte sich das Baby angeguckt.

    "Möchten sie jetzt eigentlich wissen was es wird?", riss sie der Arzt aus ihren Gedanken.

    Lea schaute Tom fragend an. Er schaute ihr fest in die Augen. Dann nickte er.

    "Ja wollen wir!", antwortete Lea nun für Tom mit.

    "Na dann schauen wir mal."

    Leas Herz klopfte wie verrückt. Tom hingegen ließ wieder den coolen Checker raushängen. Aber diese Augen. Lea kam nicht über seine Augen hinweg. Was hatte das zu bedeuten? Lea ertappte sich selber dabei wie sie seinen Blick verfolgte und drehte sich schnell wieder in Richtung Monitor.

    "Sie bekommen ein kleines Mädchen", sagte der Arzt fröhlich.

    Lea strahlte ihn an. Sie hatte sich ein Mädchen gewünscht. Das erste Mal, dass sie sich über eine Nachricht ihres Frauenarztes freute.

    Als sie sich wieder anzog strich sie sich über ihren Bauch. Diese Nachricht hatte sie überwältigt.

    "Ich hoffe sie kommen mal wieder mit."

    Leas Arzt schüttelte Tom die Hand woraufhin sich Tom ein gequältes Lächeln herauszwang.

    Sie schwiegen sich gegenseitig an, als sie gemeinsam die Praxis verließen. Lea wurde nicht schlau aus ihm. Sie hatte es doch in seinen Augen gesehen. Gesehen, dass es ihm nicht egal war was er da sah. Doch jetzt hatte er wieder diesen kühlen Blick.

    Vor dem Van des Managements kamen beide zum stehen.

    "Lea ich muss jetzt schnell los. Es darf mich keiner vor der Praxis sehen."

    Hektisch strich er Lea einmal kurz über die Schulter, stieg daraufhin in den Van ein und fuhr los.

    Sie stand noch einen kurzen Augenblick einfach nur da und schaute dem Van hinterher bevor sie die Nummer von Alina wählte um sich abholen zu lassen.


    Kapitel 16


    Während Lea auf Alina wartete, saß Tom im Van und wählte Bills Nummer.

    „Wie war’s?“ fragte Bill direkt als er dranging.

    „Hallo erstmal“, sagte Tom, der ein wenig überrascht war, dass Bill so völlig ohne Umwege auf eben zu sprechen kam.

    „Ja, auch hallo. Und jetzt erzähl!“ sagte Bill ungeduldig.

    „Was soll ich erzählen?“

    „Wie es war!“

    „Wie soll es schon gewesen sein?“

    „Mein Gott, jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Weswegen rufst du denn an?“

    „Na weil ich…es wird ein Mädchen“, brach es schließlich aus ihm raus.

    „Nein!“ schrie Bill völlig hysterisch. „Wie geil ist das denn? Ein Mädchen?!“

    „Hm…“

    „Wie war das denn? Hast du es gesehen? Auf dem Ultraschall? Warst du mit drin?“

    „Ja.“

    „Und?“

    „Was und?“

    „Wie geht’s dir jetzt damit?“

    „Wenn ich das wüsste. Ich…es war schon ein krasses Gefühl. Da liegt ein Mädel mit dickem Bauch neben dir und auf dem Bildschirm siehst du kleine Hände und Füße. Dass da wirklich ein kleiner Mensch wächst…“

    „Kann ich mir vorstellen, dass das krass ist.“

    „Auf jeden Fall.“

    „Und wie war’s mit Lea? Habt ihr euch vertragen?“

    „Na ja…Irgendwie ist es immer noch total komisch zwischen uns. Ich mein…wir hatten Sex. Das war es dann aber auch schon. Und jetzt gibt es da vielleicht etwas, das uns für immer verbinden wird.“

    „Du glaubst jetzt also doch, dass das Kind von dir ist?“

    „Ich weiß es nicht. Aber möglich ist es. Und ich mein…sie war schon ziemlich süß. Ganz der Papa eben“, lachte er.

    Tom war über sich selbst erstaunt. Hatte er das tatsächlich gerade gesagt? Nein! Er wollte nicht...aber…wenn das da eben wirklich SEIN Kind war…


    „Süße, ich will alle Einzelheiten!“ sagte Alina als Bea gerade die Autotür hinter sich geschlossen hatte.

    „Es wird ein Mädchen.“

    „Nein? Echt? Ich dreh durch! Wir bekommen ein Mädchen!“

    Bea musste lachen. „Wir“…Alina war einfach zu geil.

    „Ja. Ich bin auch total glücklich“, schwärmte Lea, die sich echt riesig über die Tatsache freute, dass es ein Mädchen wird. Natürlich hätte sie sich auch über einen Jungen gefreut, solange nur alles in Ordnung war, aber ein Mädchen war schon schöner.

    „Und was sagt Tom? War er wirklich da? War er dabei?“

    „Ja, er war da. Er kam zwar etwas zu spät und hatte seine Aufpasser dabei, aber er war…na ja, wie soll ich sagen…es war schon komisch. Wie er neben mir saß und völlig cool getan hat. Aber es hat ihn nicht kalt gelassen. Das hab ich gesehen.“

    „Natürlich nicht. So was ist eh ein einmaliges und besonderes Erlebnis. Und wenn man da sein eigenes Kind sieht…“

    „Ich denke nicht, dass Tom das Kleine als sein eigenes Kind ansieht.“

    „Noch nicht…obwohl…allein die Tatsache, dass er überhaupt da war…“

    „Ja, das war schon irgendwie…ach ich weiß es doch auch nicht.“

    „Aber du bereust es nicht, dass du ihn gefragt hast, ob er mitkommen will?!“

    „Nein“, sagte Lea überzeugt. „Es war definitiv die richtige Entscheidung.“

    „Dann sag es ihm.“

    „Was?“

    „Sag es ihm, dass du dich gefreut hast, dass er da war! Ruf ihn an. Oder schreib ihm zumindest eine SMS.“

    „Nein, das ist doch doof.“

    „Stell dich nicht so an“, sagte Alina und schaute Lea ernst an. „Ist er der Vater deines Kindes?“

    „Natürlich ist er das.“

    „Dann wird es Zeit, dass ihr zwei Sturköpfe mal endlich über euren eigenen Schatten springt und euch annährt.“

    „Und annähren?“

    „Ja. Als Eltern. Nicht als Pärchen. Das wird so schnell eh nix werden.“

    „Wie jetzt? So schnell?“

    „Hör auf deine alte und beste Freundin: Ihr zwei…da hab ich ein gutes Gefühl“, grinste Alina, als sie gerade bei ihr in die Einfahrt fuhren.


    Kapitel 17


    Tom und sie sich annähern. Das würde wohl nie passieren.

    Lea schloss die Autotür hinter sich und wollte gerade Richtung Haustür gehen, als sie ruckartig stehen blieb.

    Vor der Tür standen ihre Eltern und sie sahen so aus, als ob sie gerade wieder gehen wollten. Innerlich ärgerte sich Lea, warum sie nicht ein paar Minuten später hätte eintreffen können, dann würde ihr das hier jetzt erspart bleiben. Sie wollte ihre Eltern nicht sehen! Irgendwann, ja irgendwann wollte sie mit ihren Eltern über alles sprechen, aber diesen Zeitpunkt wollte sie gefälligst selber aussuchen.

    Lea senkte ihren Kopf und ging wortlos an ihren Eltern vorbei, was diese auch zuerst tolerierten, aber als Alina die Tür aufschloss, hielt Leas Vater sie am Arm fest. Wütend drehte sie sich um.

    "Was wollt ihr?"

    "Lea, wir wollen mit dir sprechen. Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht."

    "Aua! Du tust mir weh!"

    Lea versuchte sich aus dem Griff ihres Vaters zu befreien.

    "Es tut mir leid, aber sonst würdest du ja nicht mit uns reden."

    Langsam löste er seinen Griff.

    "Lass uns bitte kurz rein. Wir wollen wirklich nur reden."

    Lea war verdammt wütend auf ihren Vater. Am liebsten hätte sie ihm die Tür vor der Nase zugeknallt, aber als sie hinter ihn schaute, sah sie ihre Mutter. Sie war blass und es sah aus als hätte sie geweint. Schwerenherzens ließ Lea ihre Eltern eintreten.

    Sie legten ihre Jacken ab und folgten Lea dann ins Wohnzimmer.

    "Ich geh mal ins Schlafzimmer,“ sagte Alina im Vorbeigehen zu Lea, dann schloss sie die Tür hinter sich.

    Unsicher setzte sich Lea auf den Sessel gegenüber dem Sofa wo ihre Eltern saßen. Weder ihre Eltern noch sie trauten sich so recht die Stille zu durchbrechen.

    "Lea, hast du vielleicht ein Glas Wasser für mich." fragte ihre Mutter sie schließlich.

    "Ja klar", antwortete Lea matt und verschwand für einen kurzen Augenblick in der Küche.

    Zurück im Wohnzimmer gab Lea ihrer Mutter das Glas in die Hand und setzte sich erneut hin. Langsam wurde sie ungeduldig. Die sollten endlich zur Sache kommen.

    "Also was habt ihr mir zu sagen?"

    Lea wusste, dass sie kalt und abweisend klang, aber das wollte sie auch. Ihre Eltern sollten ruhig wissen, dass ihre Reaktion sie damals total verletzt hatte.

    "Wir wissen, dass wir damals falsch reagiert haben. Du musst verstehen, dass das ein Schock für uns war. Wir hätten uns für unsere Tochter eine andere Laufbahn vorgestellt." ,fing ihre Mutter das Gespräch an.

    "Ja ich weiß, dass das nicht in euer perfektes Leben reinpasst! Es läuft aber manchmal nicht alles so TOLL wie man es sich vorstellt."

    "Lea jetzt werd' nicht unfair uns gegenüber", mischte sich jetzt nun auch ihr Vater ein.

    "Ich werde unfair??? Unfair war es, dass ihr mich runtergemacht habt und ich nicht die Unterstützung bekommen habe, die ich gebraucht hätte."

    Lea merkte wie sie langsam in die Trotzphase eines pubertierenden Teenagers zurückfiel, aber anders konnte man ja anscheinend nicht mit ihren Eltern reden. Sie verstanden sie eh nicht. Unterdessen versuchte Leas Mutter die angespannte Situation zu entschärfen.

    "Weswegen wir eigentlich hier sind.....Dein Vater und ich würden uns sehr freuen wenn du wieder nach Hause kommen würdest. Wir helfen dir so gut es geht. Mit deiner Schule haben wir auch schon gesprochen. Du kannst ohne Probleme dein Abi fertig machen."

    Lea entglitten augenblicklich alle Gesichtszüge.

    "Ihr habt was???", schrie sie ihre Eltern an.

    "Wir mussten uns doch informieren..."

    "Das hätte ich auch ohne eure tolle Hilfe herausgefunden! Jetzt ist es doch nur noch eine Frage der Zeit bis sich das an der Schule herumspricht. Ich fasse es nicht! Ich bekomme das Kind, also kann ich ja wohl auch entscheiden wann die Leute es erfahren! Ich habe genug Probleme, da braucht ihr mir nicht noch mehr machen!

    "Lea, nicht in diesem Ton!", langsam wurde ihr Vater auch immer wütender.

    "Kind, wir wollen doch nur das Beste für dich und das Baby.", versuchte ihre Mutter erneut die Situation zu beruhigen.

    "Ich weiß selber, was das Beste ist und das Beste ist, solange hier zu bleiben wie ich es für nötig halte!"

    "Aber Lea...."

    "Bitte...Bitte lasst mich jetzt alleine..."

    Lea musste mit sich kämpfen. Sie wollte jetzt keine Schwäche vor ihren Eltern zeigen. Sie wollte sie nicht in ihrer Meinung bestätigen.

    Keine Reaktion.

    "Geht jetzt verdammt!" sagte sie mit bebender Stimme.

    Langsam erhoben sich ihre Eltern und gingen in Richtung Flur. Als die Haustür ins Schloss fiel, sackte Lea in sich zusammen. Vorsichtig öffnete Alina die Wohnzimmertür und setzte sich schweigend zu Lea.

    Minutenlang schwiegen sich die beiden an. Das Einzige was ab und zu die Stille durchdrang war ein leises Schluchzen.

    Irgendwann hielt Alina es nicht mehr aus. Sie ging zu ihrer Freundin und nahm sie in den Arm. Diese war sichtlich dankbar dafür und erwiderte die Umarmung.

    "Süße, hör auf zu weinen. Das wird schon wieder."

    "Nichts wird wieder. Sie haben es der Schule gesagt. Bald wird es jeder wissen."

    "Ach quatsch! Die werden da schon diskret mit umgehen. Da bin ich mir ganz sicher."

    "Alina, das wird mir alles zu viel."

    "Ich versteh dich ja...komm du legst dich jetzt erstmal hin, das war ein anstrengender Tag. Morgen hab ich eine Überraschung für dich."

    Besonders gut schlief Lea diese Nacht nicht. Zu viele Gedanken schwirrten durch ihren Kopf. Fest stand, dass sie im Moment einfach ihre Ruhe wollte. Ruhe vor Tom und erst recht Ruhe vor ihren Eltern. Alina hatte ihr zwar die Idee mit der SMS vorgeschlagen, aber nach dem Gespräch mit ihren Eltern hielt sie es erstmal für Richtig Abstand zu halten.

    Alina weckte sie am nächsten Morgen schon recht früh.

    "Aufstehen. Wir gehen jetzt Babyklamotten einkaufen."

    "Ich schlafe noch halb." brummelte Lea in ihre Bettdecke hinein.

    "Das ist mir egal. Ich hab doch gesagt, ich hab eine Überraschung für dich und da wir jetzt wissen was es wird, gehen wir shoppen. Ich wollte schon immer mal niedliche Babyanziehsachen kaufen."

    Das überzeugte dann auch Lea. Sie freute sich ja auch wahnsinnig darüber, dass sie jetzt wusste was es werden würde. Benommen, aber wesentlich besser gelaunt als gestern stolperte sie aus dem Bett um sich fertig zu machen.

    Etwa 2 Stunden später und schon mit einigen Einkaufstüten bewaffnet durchstöberten Alina und Lea angeregt die Babyabteilung von H&M. Leas Laune verbesserte sich zunehmend. Sie dachte kaum noch über das gestern Geschehende nach. Wichtig war jetzt erstmal das Baby und mit der besten Freundin diese total süßen Klamotten einkaufen war einfach die beste Ablenkung. Als die beiden gerade wieder total in den Kleiderständern vertieft waren und rumalberten hörten sie plötzlich eine ihnen bekannte Stimme die Lea augenblicklich das Blut in den Adern gefrieren ließ.

    "Hey Falk. Hat dein Vater bei deiner Mutter noch mal scharf geschossen, oder ist das die Erklärung für deine plötzliche Fettleibigkeit???"


    Sie drehte sich um und sie hatte Recht. Es war Melissas Stimme die sie da gehört hatte.


    Kapitel 18


    Das musste ja passieren…Sie gingen Babyklamotten einkaufen und wen mussten sie treffen? Melissa. Ausgerechnet Melissa.

    Lea wusste gar nicht, was sie auf ihren dummen Spruch erwidern sollte. Im Endeffekt hatte Melissa sie ertappt. Dass ihre Mutter nicht schwanger war, war ja irgendwie klar.

    Melissa starrte hartnäckig auf ihren Bauch.

    „Was willst du Schlampe?“ keifte Alina plötzlich drauf los.

    „Nichts. Ich hab schon alles was ich will“, grinste Melissa arrogant.

    „Ich warne dich. Wenn du irgendeine Scheiße erzählst, dann…“

    „Was dann? Haust du mich dann? Da hab ich aber Angst“, lachte Melissa.

    „Außerdem: Was heißt denn bitte Scheiße erzählen? Wenn ich mir dich so anschaue, Falk, drängt sich mir die Wahrheit doch förmlich auf. Wer ist denn der Glückliche? Oder sollte ich besser sagen: Die arme Sau?“

    Lea ballte schon ihre Faust. Noch ein Spruch und sie würde sich nicht mehr beherrschen können.

    „Ich nehme mal stark an, da du ja nicht gerade monogam lebst, dass wir dich bald in ner Talkshow bewundern können. Dich und deine geschätzten 100 Kerle die alle zum Vaterschaftstest abtreten müssen.“

    „Lass uns gehen,“ sagte Alina und zog Lea am Arm weg.

    Nur zu gerne hätte Alina selbst Melissa eine verpasst, aber Lea war schließlich schwanger und sie durften sich von dieser blöden Kuh nicht ständig provozieren lassen.

    „Verdammt, Alina“, sagte Lea hysterisch, als sie aus dem Laden draußen waren. „Melissa…die wird das allen erzählen. Dass ich schwanger bin. Ich…“

    „Ach Quatsch! Das traut die sich doch gar nicht.“

    „Wie lange kennst du Melissa schon?“

    „Ne ganze Weile.“

    „Also?“

    „Nein. Sie wird ihr Maul halten. Sonst stopf ich es ihr!“

    „Das wird sie nicht sonderlich interessieren. Und vor allem: Dann ist es eh zu spät.“

    „Jetzt warte erstmal ab.“

    Ja, es blieb ihr ja auch nichts anderes übrig. Je mehr sie mit Melissa diskutierte und stritt, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass sie es brühwarm jedem erzählte, dem sie begegnete.

    Lea blieb also gar nichts andere übrig als abzuwarten bis die Bombe platzte.


    Und das tat sie. 3 Tage später in der Schule.

    Lea hatte sich schon leichte Hoffnung gemacht, dass Melissas gute und nette Seite – so klein sie auch war – für einen Moment zum Vorschein gekommen war und sie sich überlegt hatte, Lea einfach in Ruhe zu lassen.

    Aber als sie an diesem Morgen in die Schule kam, war ihr schon so, als würde sie heute besonders angestarrt werden. Angestarrt wurde sie in den letzte Wochen eh mehr als genug. Aber heute war es anders.

    Und in der ersten Pause kam dann zu allem Überfluss Fabian auf sie zu. Mit ihm hatte Lea ein paar Wochen vor der Sache mit Tom eine Art Affäre gehabt. Es war mehr als nur ein One Night Stand gewesen, aber irgendwie war es auch keine richtige Beziehung gewesen. Auf jeden Fall kam dieser Fabian auf sie zu und druckste erstmal rum.

    „Hey Lea. Wie geht’s dir?“

    „Gut. Und dir?“

    Lea war ein wenig verwundert, dass er sie ansprach. Sie hatten sich zwar nicht im Streit getrennt, beziehungsweise ihre Affäre beendet, aber dass er sie in der Pause einfach so ansprach, war eher merkwürdig und ungewöhnlich.

    „Was hast du s gemacht in letzter Zeit?“

    „Was soll ich gemacht haben? Dasselbe wie du. Schule.“

    „Hm…ja“, antwortete Fabian und schaute verlegen in der Gegend rum.

    „Was willst du, Fabian?“ fragte Lea nun ganz direkt.

    „Was soll ich wollen?“

    „Wenn ich das wüsste, würd ich nicht fragen, oder?!“

    „Ja…also…Melissa…ich hab gehört…“

    Melissa. Er brauchte es gar nicht auszusprechen. Melissa hatte also tatsächlich gelabert.

    „Ich weiß was Melissa behauptet hat.“

    „Du weißt es?!“

    „Ja.“

    „Und? Stimmt es?“ fragte Fabian nervös und ängstlich.

    Natürlich stimmte es. Sie war schwanger. Im Endeffekt war es ja auch gar nicht mehr zu übersehen oder abzustreiten.

    „Ja, es stimmt.“

    „Oh mein Gott. Ich…das ist ja furchtbar!“ rief Fabian und wurde ganz blass um die Nase.

    „Danke für dein Mitgefühl.“

    „Sorry, ich… warum hast du mir das denn nicht schon viel früher gesagt?“

    „Dir? Wieso denn ausgerechnet dir?“ fragte Lea erstaunt.

    „Na weil…wenn ich…mich betrifft das dann doch genauso wie dich.“

    „Dich? Aber…Oh, nein! Du denkst, dass du??? Nein, das Kind ist nicht von dir!“

    „Ist es nicht?“

    „Nein! Wie kommst du denn darauf?“

    „Na weil Melissa…“

    „Melissa hat behauptet, dass DU der Vater bist?“

    „Ja.“

    „Das ist Blödsinn.“

    „Von wem ist es dann?“ wollte Fabian wissen.

    „Das…ich…“

    „Du weißt es nicht?“

    „Doch. Aber…ich…“

    Ja was eigentlich? Durfte sie es nicht sagen oder wollte sie es nicht sagen? Wahrscheinlich beides.

    „Ich möchte nicht, dass es jemand erfährt. Es ist eine Sache zwischen ihm und mir.“

    Ja, genau das war es. Eine Sache zwischen ihr und Tom. Nur dass Tom die ganze Sache nicht wirklich zu interessieren schien und es, wenn es jemals rauskommen würde, nicht mehr nur eine Sache zwischen ihr und Tom, sondern zwischen ihr und Tom und ganz Deutschland war.

    Lea beschloss nach Hause zu gehen. Oder besser: Zu Alina. Ein wirkliches zu Hause hatte sie ja im Moment ebenso wenig wie einen Kerl, der sich um sie kümmerte…


    Kapitel 19


    Sie konnte gar nicht schnell genug zu Hause ankommen. Seitdem Fabian sie angesprochen hatte und sie wusste, dass Melissa es ihm erzählt hatte, war es nur noch eine Frage der Zeit bis sich die ganze Schule nach ihr umdrehen würde. Lea hätte die abwertenden Blicke nicht ertragen. Sie war doch immer die die von allen umschwärmt und beneidet wurde. Jetzt würde man nur noch auf sie herabschauen.

    Als sie nun endlich die Haustür schloss wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen. Vorsichtig setzte sie sich auf die Wohnzimmercoach und atmete erstmal tief durch. Die letzten Tage waren einfach zu viel für Lea. Der Streit mit ihren Eltern, das merkwürdige Treffen mit Tom beim Arzt und dann auch noch die Tatsache, das Melissa die Nachricht über die Schwangerschaft ihrer Intimfeindin gar nicht schnell genug verbreiten konnte.

    Behutsam strich Lea sich über den runden Bauch. Dieses Baby machte es ihr echt nicht leicht, aber sie baute immer mehr eine Beziehung zu dem kleinen Würmchen in ihrem Bauch auf. Wenn nur Tom das Gleiche tun würde, aber bis dahin war es noch ein weiter Weg.Wenn es überhaupt einen Weg gab.

    Als es Lea wieder etwas besser ging stand sie kurz auf um sich ein Glas Wasser zu holen. Dann legte sie sich wieder hin und schaltete den Fernseher ein.

    Sie muss wohl eingeschlafen sein, denn als sie aufwachte vernahm sie laute Geräusche aus der Küche. Alina räumte gerade die Spülmaschine ein.

    "Hallo." , murmelte Lea ihr entgegen.

    "Mensch, erschreck mich doch nicht so."

    "Tut mir leid."

    "Schon gut. Sorry, wenn ich dich geweckt habe."

    Kurz hielt Alina inne, dann sprach sie weiter ohne beim Einräumen auch nur einmal aufzuschauen.

    "Du warst heute auf einmal weg. Ich hab mir Sorgen gemacht, weil ich dich nicht finden konnte."

    "Mir ging es nicht so gut. Ich wollte dir bescheid sagen, aber ich hab dich nicht gefunden."

    Ohne sich beirren zu lassen sprach Alina weiter.

    "Ich weiß, dass Melissa dich verraten hat."

    Lea stockte der Atem. Warum sagte Alina das so hart zu ihr? Sie sollte gleich eine Antwort bekommen.

    "Lea, du kannst nicht immer weglaufen, wenn es unangenehm für dich wird."

    "Wie bitte?"

    Lea verstand nicht recht. Warum sagte ihre Freundin plötzlich so was zu ihr? Sie wusste doch wie schlimm das alles für sie war.

    "Lea, ich will dich wirklich nicht verletzen, aber du bist schon vor deinen Eltern weggelaufen. Das habe ich auch irgendwie verstanden und ich lass dich wirklich gerne bei mir wohnen, aber du kannst doch nicht auch noch dein Abi aufs Spiel setzen."

    Lea stand immer noch verloren in der Küche herum. Viel zu sehr war sie geschockt von dem was ihre Freundin ihr gerade an den Kopf geknallt hatte. Sie hatte doch immer Verständnis. Lea fühlte sich in diesem Moment einfach verarscht.

    "Alina ich dachte du weißt was ich gerade durchmache. Warum lässt du mich jetzt auch noch im Stich? Ich hätte die Blicke der anderen einfach nicht ertragen! Kannst du das nicht verstehen?"

    "Ich versteh ja, dass das nicht gerade angenehm für dich ist, aber du kannst dir doch nicht deine ganze Zukunft wegen diesen Leuten versauen. Ich versteh, dass du im Moment nicht zurück zu deinen Eltern willst und du kannst solange hier bleiben wie du willst, aber geh zur Schule!"

    "Du könntest glatt meine Mutter sein." , keifte Lea ihre Freundin plötzlich an.

    "Bitte was? Ich bin für dich da und unterstütze dich wo ich kann und du machst mich hier auch noch an? Denkst du für mich ist es immer leicht mit ner schwangeren Freundin zusammen zu wohnen die ständig nur schlechte Laune hat und rumjammert?Verdammt Lea, raff dich endlich auf!"

    Das hatte gesessen. Die einzige Person von der sie dachte, dass sie sie voll und ganz unterstützte, hatte ihr gerade die volle Breitseite an hemmungsloser harter Wahrheit mitgegeben. Natürlich nicht die Wahrheit für Lea, aber die Wahrheit was das anging, was ihre Freundin die ganze Zeit schon dachte.

    Weinend und wütend lief Lea aus der Küche und schloss sich im Schlafzimmer ein.
    Was sollte sie jetzt tun? Zu ihren Eltern wollte und konnte sie nicht zurück und außer Alina wusste es noch keiner ihrer Freunde, vorausgesetzt es war noch nicht von Melissa zu ihnen durchgedrungen, aber dann hätten sie wohl angerufen. Lea wollte nicht, dass noch mehr Menschen davon wussten.

    Auf einmal piepte ihr Handy.

    #Hallo Lea. Meine Leute brauchen noch ein paar Informationen bezüglich des Kindes. Wann es kommt und so. Meld dich. Tom#

    Der und seine blöden Leute die irgendwas wissen wollten was sie sowieso nichts anging. Wütend schmiss sie ihr Handy auf das Bett. Sie war kein Stück weiter gekommen und noch dazu dachte sie jetzt wieder an diesen Idioten. In ihrem Leben ging gerade alles schief und sein Management interessierte sich mehr für das Kind als er selber.

    Wütend kramte sie ihr Handy wieder zwischen den Kissen hervor und wählte seine Nummer.

    "Ja?"

    "Ich bin's, Lea."

    "Ich weiß."

    Dieser Blödmann. Für diesen Satz hätte sie ihn schon wieder umbringen können, aber sie kam zu dem Entschluss ihn erst zur Sau zu machen und dann umzubringen.

    "Ist ja klasse, dass du das weißt. Was soll deine blöde SMS? Mein Leben entwickelt sich zu einem einzigen Scheißhaufen und du willst mich im Namen deines Managements ausquetschen."

    "Hör mal zu, ich lass mich von dir nicht so anmachen. Sei froh, dass die dich überhaupt so ernst nehmen."

    "Ach gut, wenn du es schon nicht tust, kann ich mich ja freuen, dass es wenigstens die Blutsauger an deiner Seite tun."

    "Jetzt werd nicht albern. War das alles was du mir zu sagen hast? Ich bin nämlich in Hamburg in unserem Studio und muss im Gegensatz zu dir arbeiten."

    "Ja, dass war eigentlich schon alles was ich dir sagen wollte du blöder A....."

    Aufgelegt.

    Für einen Moment überlegte Lea ob sie nicht einfach losschreien sollte, doch dann kam ihr eine andere Idee. Tom war gerade in Hamburg. In der Wohnung von Bill und ihm. Sie hatte mal aus dem Fernsehen aufgeschnappt, dass die beiden dort eine Wohnung hatten. Warum sollte sie nicht für ein paar Tage dort hinfahren. Ok er könnte sie rausschmeißen, aber viel schlimmer konnte es auch nicht mehr werden und ein Versuch war es wert. Sie glaubte nicht wirklich daran, dass er sie rausschmeißen würde und es war eine gute Gelegenheit ihn dazu zu bringen sich um sie und das Baby zu kümmern. Ein bisschen Verantwortungsbewusstsein hoffte sie sogar in Tom zu finden und wenn alles nichts half würde sich vielleicht Bill einmischen, schließlich hat er schon damals dafür gesorgt, dass das Gespräch zwischen ihr und Tom nicht eskaliert.

    Ungefähr eine halbe Stunde später hörte Lea ein zaghaftes Klopfen an der Tür. Sie war gerade dabei die letzten Sachen in ihrem Koffer zu verstauen.

    "Lea? Bitte mach die Tür auf.Wir sollten nochmal in Ruhe reden."

    Lea wusste, dass es ein großer Schritt für ihre Freundin war ihr entgegen zu kommen. Alina war stur. Lea machte ihren Koffer zu und öffnete die Tür. Bevor Alina was sagen konnte, erblickte sie den Koffer auf dem Bett.

    "Lea, du brauchst nicht gehen. Es tut mir leid. Ich war gemein zu dir."

    "Alina, ich muss einfach mal hier raus. Mach dir keine Sorgen, ich werd schon wieder zur Schule gehen."

    Lea rang sich zu einem kleinen Lächeln durch.

    "Also gehst du wieder zu deinen Eltern?"

    "Nein ganz sicher nicht. Ich werde denk ich wieder zu dir kommen. Ich weiß bloß noch nicht wann. Vielleicht Morgen, vielleicht in ein paar Tagen. Ich muss hier erstmal weg."

    "Wo willst du denn dann hin?"

    Alina schaute ihre Freundin besorgt an.

    "Ich werde zu Tom nach Hamburg fahren."

    Mit diesem Satz nahm Lea den Koffer vom Bett und ging durch die Tür an ihrer fassungslosen Freundin vorbei.

    "Aber Lea......weiß er denn das du kommst?

    "Ich melde mich bei dir." war das einzige was Lea ihrer Freundin noch zurief bevor sie die Haustür hinter sich schloss.



    Re: *~*Babylove*~*

    Ponyreiten - 24.08.2006, 19:23


    Kapitel 20


    Und dann fuhr sie tatsächlich nach Hamburg. Die Fahrt dauerte ewig und sie musste auch öfters anhalten und Pause machen. Es war eh schon super anstrengend, so eine lange Fahrt durchzustehen, aber in ihrem Zustand war es noch viel anstrengender und ermüdender.

    Doch dann war sie endlich angekommen. Na ja, so halb zumindest. Sie stand mitten in Hamburg auf einem Parkplatz und wusste nun nicht wohin.

    Sie wusste zwar, dass Tom mit Bill in Hamburg wohnte, aber sie hatte keine Adresse.

    Also rief sie ihn an.

    Sie musste eine Ewigkeit klingeln lassen, bevor er endlich abnahm.

    „Ja? Was gibt es?“

    „Ich bin jetzt da“, sagte Lea trocken.

    „Du bist wo?“ fragte Tom verwirrt.

    „Na hier. In Hamburg.“

    „Was??? Du bist in Hamburg?“

    Toms Stimme überschlug sich. Er konnte nicht glauben, was sie ihm da gerade gesagt hatte. Sie war in Hamburg? Warum zum Teufel?

    „Ja, ich bin jetzt hier.“

    „Ja und? Was willst du?“

    „Ich will vorbeikommen.“

    „Was???“

    Tom glaubte an einen schlechten Scherz.

    „Ja. Du bist doch hier und ich…ich musste einfach mal raus aus Köln.“

    „Und da hast du dir spontan überlegt: Fahr ich mal zum Tom nach Hamburg oder was?!“ keifte Tom sie an.

    „Jetzt stell dich nicht so an. Du hast doch gerade eh nix zu tun.“

    „Bitte? Ich hab sehr wohl was zu tun. Ich bin im Studio.“

    „Es ist 9 Uhr abends. Du bist doch nicht mehr im Studio.“

    „Nein, jetzt gerade nicht. Aber morgen wieder und übermorgen auch und überhaupt…du kannst doch nicht einfach herkommen.“

    „Doch, kann ich. Also…“

    „Was also?“

    „Wo wohnst du?“

    „Wo ich…hör mal Lea, das funktioniert so nicht. Du kannst nicht einfach bei uns wohnen. Ich muss das erst absprechen.“

    „Ja klar. Hätte ich mir ja auch eigentlich denken können: Der tolle Herr Kaulitz kann mal wieder nichts ohne seine Handlanger entscheiden“, fauchte Lea in den Hörer. „Wie lächerlich!“

    „Du bist lächerlich. Einfach hier aufzutauchen.“

    „ICH bin lächerlich?“

    „Ja, genau.“

    „Und was bist du dann?“

    „Mensch Lea. Was soll das denn jetzt? Wie stellst du dir das denn vor? Und wie lange willst du überhaupt bleiben?“

    „Keine Ahnung. Eine Nacht. Vielleicht auch zwei oder drei.“

    „Na das ist ja wieder mal ne präzise Aussage“, sagte Tom ironisch.

    „Sagst du mir jetzt wo du wohnst oder willst du die Mutter deines zukünftigen Kindes auf der Straße schlafen lassen?“

    „Ja, mein Gott. Ist ja schon okay. Komm halt vorbei“, gab Tom schließlich nach und nannte ihr die Adresse. Wenn auch nur widerwillig.


    Während Lea sich auf den Weg machte, lief Tom zu Bill, der in seinem Zimmer saß und Musik hörte.

    „Wir bekommen Besuch“, sagte Tom hektisch und ließ sich auf Bills Bett fallen.

    „Ach ja? Wer kommt denn?“

    „Das willst du nicht wirklich wissen.“

    „Na ja, ich werd’s ja eh sehen. Oder willst du den Besuch vor mir verstecken?“

    „Nein.“

    „Also?“

    „Lea kommt.“

    „Lea??? Krass. Aber wieso? Und wann?“ wollte Bill wissen.

    „Wieso? Keine Ahnung. Wann? In etwa 15 Minuten.“

    Und tatsächlich. Keine viertel Stunde später klingelte es an ihrer Tür.


    Kapitel 21


    "Tom! Willst du nicht mal aufmachen?"

    Langsam schlürfte Tom in seinen viel zu großen Hosen in Richtung Tür.

    "Hallo. Komm rein."

    Tom öffnete die Tür noch ein Stück und ließ Lea eintreten.

    "Mensch Tom, du kannst sie doch nicht alleine ihr Gepäck schleppen lassen."

    Bevor Tom überhaupt begriff was Bill eigentlich von ihm wollte, huschte dieser schon an ihm vorbei und nahm Lea den Koffer ab.

    "Danke."

    Verständnislos schüttelte Bill den Kopf als er an Tom vorbei zog.

    Bill stellte den Koffer erstmal im Flur ab und ging mit Lea in die Küche. Von der Situation überfordert, stand Tom noch einen Augenblick regungslos im Flur, dann ging er wortlos in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

    "Tut mir leid mit meinem Bruder. Der ist ein bisschen überfordert."

    Bill lächelte Lea aufmunternd an.

    "Möchtest du was trinken? Wir haben Red Bull, Wasser, Tee, Kakao, Sprite, Schwip Schwap...."

    "Ihr habt Schwip Schwap?", unterbrach sie ihn.

    Lea liebte dieses Getränk. Ewig hatte ihre Mutter es nicht mehr gekauft. Sie fühlte sich gleich etwas wohler.

    "Ja klar haben wir Schwip Schwap, aber außer mir mag das niemand."

    "Ich mag das auch total!"

    "Das ist ja suupi. Dann hab ich endlich mal jemanden gefunden, der mit mir Schwip Schwap trinkt."

    Als er Lea und sich eingeschenkt hatte, setzte er sich wieder zu ihr an den Tisch. Lea erzählte ihm warum sie hier her gefahren ist und von dem Stress mit Melissa. Die beiden waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie gar nicht merkten, wie Tom die Küche betrat.

    "Bääh Bill, musst du immer dieses Ekel-Gesöff trinken und warum drehst du ihr das gleiche an? Lea wir haben auch was anderes zu trinken."

    "Ich wollte das aber trinken." , grinste sie Tom an.

    "Na Bill, da hast du wohl einen Menschen gefunden, der genauso eklig ist wie du."

    Angewidert nahm sich Tom einen Red Bull aus dem Kühlschrank und schlürfte wieder Richtung Zimmer.

    "Naja, ich bin jetzt auch ziemlich müde. Die Fahrt war anstrengend.", löste Lea die komische Situation auf.

    "Ok dann machen wir dir mal das Bett."

    Bill stand auf und ging in das Zimmer seines Bruders. Lea folgte ihm. Tom saß auf dem Sofa, nuckelte an seinem Red Bull und schaute irgendeine komische Sendung auf Pro Sieben.

    "Tom, Lea is müde."

    Langsam erhob dieser sich von seinem Sofa und stellte den Red Bull auf den Tisch.

    "Ja.....dann mach ich dir mal die Schlafcoach im Wohnzimmer fertig."

    Bill guckte schief in Toms Richtung, die schien aber nicht zu verstehen und setzte seinen Gang ins Wohnzimmer fort.

    "Lea setz dich mal kurz hier hin. Ich komm gleich wieder."

    Kaum hatte Bill diesen Satz gesagt folgte er seinem Bruder ins Wohnzimmer.

    "Ey Alter, du bist doch echt unfähig oder?!"

    "Wieso?"

    "Ey, du kannst die doch nicht auf der Schlafcoach schlafen lassen."

    "Wo denn sonst?"

    "Ja...du kannst ihr zumindest dein Bett anbieten."

    "Ich penn doch nicht mit der Alten in einem Bett!"

    "Sollst du doch auch gar nicht. Du schläfst auf der Schlafcoach und sie schläft in deinem Bett. Alter, ist das so schwer zu verstehen?"

    Tom rollte genervt mit den Augen und ließ vom Sofa ab, dann ging er zurück zu Lea, die immer noch in seinem Zimmer wartete. Bill folgte ihm wieder.

    "Alter bist du mein Kindermädchen?" , schnauzte er Bill an.

    "Also Lea....ich werd' im Wohnzimmer pennen und du schläfst in meinem Bett."

    "Ich kann aber auch auf dem...."

    "Nein, du schläfst jetzt hier. Ich bestehe darauf.", entgegnete er ihr ironisch und schaute in die Richtung seines Bruders.

    Schnell sammelte Tom sich ein paar Klamotten zusammen und verschwand im Bad.

    "Na dann.....Gute Nacht!" , flüsterte Bill Lea zu.

    "Gute Nacht.", flüsterte sie zurück.

    Leise schloss Bill die Tür hinter sich und ließ Lea alleine in Toms Zimmer zurück.

    Ein bisschen unwohl fühlte sie sich ja schon, als sie sich einige Minuten später in Toms Zimmer umzog. Sie hätte nicht gedacht, dass sie jemals in seinem Zimmer, in seinem Bett schlafen würde. Eine Weile lag sie noch wach und ihr Blick streifte durch sein Zimmer. Überall lagen seine Klamotten. Auf dem Boden, über dem Sofa, leere Red Bull-Dosen sammelten sich auf dem Tisch und an der Wand hingen ein paar Sammy Deluxe Poster.

    Lea schloss die Augen und vergrub sich im Kissen. Sein Bett roch total nach ihm. Wie sollte sie in einem Bett schlafen, was nach diesem Idioten roch? Sie hatte zwar nichts gesagt, aber Tom hatte sich heute echt wie der letzte Volldepp verhalten. Trotzdem mochte sie diesen Geruch irgendwie. Dann schloss sie die Augen.


    Kapitel 22


    Lea schlief ungewöhnlich gut. Eigentlich hatte sie erwartet, dass sie sich in der fremden Umgebung unwohl fühlen würde und nicht wirklich schlafen könnte.

    Aber sie hatte sich getäuscht.

    Als sie aufwachte war es schon fast Mittag. Sie lief ins Bad und putzte sich erstmal die Zähne. Beim Anblick der Fülle an Kosmetikprodukten musste sie grinsen. Schminke, Cremes, Duftwässerchen. Das konnte nur Bill gehören. Sie würde zwar nicht behaupten wollen, dass Tom nicht auch auf sein Äußeres achtete – vor allem sein Parfüm war zu göttlich – aber im Gegensatz zu Bill, den man ja eher als metrosexuell in dieser Beziehung bezeichnen konnte, war Tom nichts dagegen.

    Als sich Lea im Bad umschaute wunderte sie sich plötzlich, dass es so unglaublich leise in der Wohnung war. Ob die Jungs noch schliefen?

    Sie lief in die Küche und fand einen Zettel auf dem Tisch.

    #Sind im Studio. Fühl dich wie zu Hause. Sind gegen 19 Uhr wieder zurück. Bill und Tom#

    Richtig. Jetzt fiel es ihr auch wieder ein. Die Jungs waren momentan im Studio.

    Lea beschloss also, erstmal zu Frühstücken und sich dann ganz faul vor den Fernseher zu legen.

    Sie versuchte, zu entspannen und sich nicht schon wieder nur Gedanken über sich, über Tom, über die Schule und über ihre Eltern zu machen. Aber so ganz funktionierte das nicht. Denn jedes Mal wenn sie gerade mit ihren Gedanken woanders war, erinnerte sie die Kleine in ihrem Bauch mit einem festen Tritt daran, dass sie auch noch da war. Ja, sie war auch noch da und würde es wohl auch bleiben. In ein paar Wochen würde sie auf der Welt sein und dann würde sie sich um sie kümmern, sie aufwachsen sehen.

    Aber wo würde Tom dann sein? Würde er sich überhaupt um sie und das Baby kümmern? Würde er jemals so etwas wie Vatergefühle entwickeln? Selbst wenn er es schwarz auf weiß vor sich sehen würde…Lea traute ihm durchaus zu, dass es ihn trotzdem nicht wirklich interessierte. Und was war mit ihnen? Die Kleine würde wohl nie eine richtige Familie haben? Sie und Tom waren nun mal nicht zusammen und so würde es wohl auch bleiben. Er würde weiterhin mit Tokio Hotel unterwegs sein und sich durch die Betten der Groupies vögeln, während sie zu Hause bei ihrem Kind war und sich um es kümmerte.

    Doch was erwartete sie von Tom? Dass er seine Karriere aufgab? Ihr seine Liebe erklärte und sie eine große, glückliche Familie würden? Nein, das war auch Quatsch.

    Nachmittags schlief sie noch mal ein Stündchen und gegen 6 machte sie sich ans Kochen. Sie hatte Hunger und die Jungs sicherlich auch, wenn sie den ganzen Tag im Studio waren. Da es bei den Jungs allerdings nicht viel Auswahl gab, entschied sie sich für ein paar Nudeln mit Tomatensoße und Pudding zum Nachtisch.

    Die Jungs kamen tatsächlich fast pünktlich.

    „Hi Lea“, begrüßte Bill sie freundlich.

    „Hi“, sagte Lea und auch Tom brachte ein gequältes „Hi“ hervor.

    Doch dann verschwand er direkt in seinem Zimmer.

    „Du hast gekocht?“

    „Ja. Ich hatte Hunger und dachte, ihr sicher auch, wenn ihr den ganzen Tag im Studio wart.“

    „Da hast du richtig gedacht. Ich geh noch schnell ins Bad, dann komm ich.“

    Lea stellte in der Zeit die Nudeln auf den Tisch und setzte sich schon mal hin.

    „Wo ist Tom?“ wollte Bill wissen, als er in die Küche zurückkam.

    „Ich weiß nicht. Er ist doch eben in sein Zimmer. Vielleicht hat er keinen Hunger.“

    „Warte mal. Ich hol ihn“, sagte Bill und lief erneut aus der Küche.


    „Sag mal, was wird das denn jetzt hier?“ fauchte er Tom an, der in seinem Zimmer am Schreibtisch saß und seinen Laptop anhatte.

    „Was?“ gab Tom nur patzig zurück.

    „Lea hat gekocht.“

    „Schön. Dann guten Appetit.“

    „Willst du nichts essen?“

    „Nein. Ich hab keinen Hunger. Falls es dir entgangen sein sollte: Ich hab vorhin im Studio ne Pizza gegessen.“

    „Ach laber doch nich rum. Du frisst doch sonst auch 10 Mal am Tag.“

    „Heut aber nicht“, sagte Tom und wendete sich wieder seinem Laptop zu.

    „Verdammt, Tom. Ich hab dir doch vorhin im Studio schon was dazu gesagt. Sei gefälligst ein bisschen freundlicher zu ihr. Kümmer dich wenigstens ein bisschen.“

    „Ja, ja, ist ja schon gut. Ich komme ja“, sagte Tom und sprang von seinem Stuhl auf.


    Und so saßen die drei gemeinsam am Tisch und aßen Nudeln.

    „Was hast du denn so den ganzen Tag gemacht?“ wollte Bill von Lea wissen.

    „Ach nicht viel. Ich hab Fernsehen geguckt, geschlafen und…ja, das war es schon so ziemlich.“

    „Na das hört sich ja spannend an“, lachte Bill.

    „Das war es auch. Hab selten so einen spannenden Tag wie heute erlebt“, lachte auch Lea. „Und wie war es bei euch?“

    „Gut. Aber auch anstrengend.“

    „Das kann ich mir vorstellen.“

    „Was willst du denn heute Abend noch machen?“ fragte Bill, als sie gerade den Pudding aßen.

    „Keine Ahnung. Was sollen wir denn schon groß machen? Raus dürfen wir ja eh nicht.“

    „Nee, das können wir wohl vergessen. Aber innerhalb dieser Wohnung können wir so ziemlich alles machen was wir wollen.“

    „Na wenn sich das nicht mal absolut verlockend anhört“, gab Lea mit einem Lächeln zurück.

    „Also DVD Abend?!“

    „Ich bin dabei“, antwortete Lea und schaute Tom an, der die ganze Zeit kein Wort gesagt hatte.

    „Was ist mit dir?“ wollte Bill von seinem Bruder wissen und schaute ihn eindringlich an.

    „Ja, ich bin wohl auch dabei“, stimmte Tom halbherzig zu.


    Kapitel 23


    Eine halbe Stunde später versammelten sich nun alle drei im Wohnzimmer um einen DVD-Abend zu machen. Lea war schon ein wenig überrascht, dass Tom gleich dabei war. Sie ging davon aus, dass Bill ihm hätte wieder zureden müssen. So wie er es seit ihrer Ankunft tat. Noch mehr wundern tat sie sich allerdings über sein Outfit. Zu Hause machte er sich wohl nicht all zu viel aus seinem Aussehen, denn an seinen Füßen prangten die ulkigsten Tigerpfotenhausschuhe die man sich vorstellen konnte. Diesen Anblick würde sie auf jeden Fall in ihrem Kopf abspeichern und gegen ihn verwenden, wenn er wieder böse zu ihr sein würde.

    Der Friede sollte allerdings nicht lange währen.

    "Ich will Ice Age 2 gucken." nörgelte Bill wie ein kleines Kind seinen Bruder an.

    "Nein, wir gucken nen Horrorfilm!" entgegnete ihm Tom trocken.

    Lea saß auf dem Sofa und konnte sich ein schmunzeln nicht verkneifen. Wie die beiden kleinen Jungs auf dem Boden saßen und sich um einen Film stritten war einfach zu witzig. Schließlich musste sie lauthals loslachen. Darauf hin drehten sich beide zu ihr um.

    "Was lachst du?" , wollte Tom von ihr wissen und Bill sah sie ebenfalls fragend an.

    "Ihr beiden seit einfach zu süß, wie ihr da sitzt und euch streitet."

    "Na wenn das so lustig ist, dann entscheide du doch was wir gucken." , motzte Tom sie eingeschnappt an.

    "Wir könnten ja einfach beide Filme gucken." , gab Lea geistreich zurück.

    "Und welchen zuerst?" , sagte Bill sichtlich von der Idee angetan.

    "Erst Ice Age 2, dann irgendeinen Horrorfilm von Tom."

    Tom setzte sich genervt neben Lea auf das Sofa und Bill legte die DVD ein.

    Je länger sie den Film guckten, desto schwieriger fiel es Tom sich ein Lachen zu verkneifen. Lea beobachtete ihn immer mal wieder aus dem Augenwinkel. Zwischendurch trafen sich sogar ihre Blicke, da Tom auch hin und wieder einen Blick zu ihr herüber warf. In manchen Momenten, in denen sich Tom unbeobachtet fühlte, schielte er sogar auf ihren Bauch. Irgendwie faszinierte es ihn ja schon. Er konnte sich noch nicht wirklich vorstellen, dass da drin wirklich sein Kind war.

    Lea bekam dies natürlich mit und empfand diese Blicke auch keinesfalls als unangenehm. Es war das erste Mal, dass sie Tom nicht nur als herzlosen Idioten sah. Zeitweise hatte sie zwar schon beim gemeinsamen Arzttermin vermutet, dass hinter seiner Fassade mehr steckte, als nur der Oberchecker, diesen Gedanken hatte sie aber recht schnell wieder verworfen.

    Nein. Wirklich mögen tat sie ihn trotzdem nicht, aber sie müsste ihrem Baby zuliebe wohl irgendwann mit Tom auskommen und das war auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.

    Dieses heimlich-angucken-Spiel spielten die beiden noch bis zum Ende des Films weiter. Als Tom schließlich den Film wechselte war Lea schon recht müde.

    Plötzlich merkte Tom wie etwas an ihm lehnte. Er drehte sich zur Seite und sah wie Lea mit geschlossenen Augen gegen ihn lehnte. Sie war eingeschlafen und Tom duldete die Nähe.

    "Lea, du kannst die Augen wieder aufmachen, der Film ist zu Ende." , flüsterte Tom ihr zu.

    Im Mondlicht konnte Lea sehen, dass Tom sie anlächelte. Mit seinem typischen Checkergrinsen. Das konnte er, das musste sie ihm lassen.

    "Haha sehr witzig. Wie spät ist es?" murmelte Lea.

    "1 Uhr Nachts. Ich wollte dich nur wecken, weil du auf meiner gemütlichen Schlafcoach liegst."

    Erneutes Grinsen. Ein Grinsen zum dahinschmelzen.

    Schnell sammelte sich Lea wieder und löste die Situation auf. Langsam stand sie auf.

    "Ok.....dann geh ich jetzt mal ins Bett."

    Vorsichtig tappste Lea in Richtung Tür, dann drehte sie sich noch mal um.

    "Schlaf gut."

    "Ja. Du auch."

    Am nächsten Morgen wachte Lea recht früh auf. Außer Bill, der im Studio einsingen musste, war niemand wach. Kein Wunder, sie war ja auch die Einzige die vom zweiten Film nicht mehr wirklich viel mitbekam.

    Leise ging sie in die Küche und bereitete das Frühstück zu. Ein paar Sachen lagen noch von Bill auf dem Küchentisch, aber als Frühstück konnte man das nicht bezeichnen.

    Als Lea gerade die letzten Dinge auf den Tisch stellte, stand Tom plötzlich hinter ihr im Türrahmen.

    "Was machst du?" nuschelte er ihr verschlafen entgegen und kratzte sich am Hinterkopf.

    Er sah so anders aus als sonst. Die Dreads waren nicht wie sonst unter einer riesen Cap versteckt und er war auch nur mit einer auf halb acht hängenden Boxershorts bekleidet.

    Moment mal. Sah sie das gerade richtig? Eine auf halb acht hängende Boxershorts?Es sah ja schon nicht schlecht aus. Ein bisschen erinnerte es sie an die Situation damals im Hotel. Ja, da war die Welt noch in Ordnung.

    "Lea?", riss Tom sie aus ihren zweifelhaften Erinnerungen.

    "Ja wo nach sieht es denn aus?"

    "Ich tippe mal auf Frühstück."

    "Bingo. Zur Belohnung darfst du sogar mitessen."

    "Das ist aber nett."

    Während des Frühstücks sprachen sie nicht wirklich viel miteinander, aber es war definitiv lockerer und entspannter zwischen den beiden.

    Lea wusste nicht, dass er sie wieder enttäuschen würde und das in absehbarer Zukunft.


    Kapitel 24


    „Wie lange willst du eigentlich bleiben?“ wollte Tom von Lea wissen.

    „Willst du mich loswerden?“ keifte Lea ihn an, bereute es aber sofort wieder.

    Er hatte wirklich in einem ganz normalen Ton gefragt und sie ließ direkt wieder die Zicke raushängen.

    „Nein, ich…“

    „Sorry, war nicht so gemeint“, entschuldigte sich Lea. „Ich…also ich würde gerne noch 2 oder 3 Tage bleiben. Aber dann seid ihr mich wieder los.“

    „Ist schon okay. Du störst nicht.“

    „Aber wirklich toll findest du es auch nicht, dass ich hier bin, stimmt’s?!“

    „Na ja…ich müsste jetzt lügen, wenn ich…es ist einfach nur total krass. Du hier…mit dem Baby…dass ich…“

    Tom sprach nicht weiter. Er konnte es einfach nicht vor ihr aussprechen. Dass er Vater werden würde. Er wollte es nach wie vor nicht wahrhaben. Aber mittlerweile glaubte er ja schon fast selbst daran, dass er der Vater des Babys war. Er würde tatsächlich in ein paar Wochen Papa sein…

    „Ich geh duschen“, sagte Lea und stand auf.


    Als sie wieder zurück kam war Tom in seinem Zimmer.

    „Ich hol mir nur schnell frische Klamotten“, sagte er entschuldigend.

    „Hey, kein Problem. Ist ja dein Zimmer.“

    „Ich muss gleich auch noch weg. Ins Studio.“

    Lea nickte nur. Tom hatte ja gesagt, dass sie beschäftigt sein würden. Aber das war auch okay für sie. Im Endeffekt war sie sogar froh, dass sie nicht 24 Stunden am Tag aufeinander hockten. Das wäre einfach zu viel des Guten gewesen.

    „Viel Spaß“, sagte Lea, bevor sie in die Küche ging und sich ein Glas Milch holte.


    Lea verbrachte den ganzen Tag mit Entspannen. Sie hätte sich fast dran gewöhnen können, den ganzen Tag zu faulenzen und abends mit den Jungs DVD zu gucken. Aber sie wusste auch, dass sie irgendwann wieder nach Hause musste. Sie wollte ja schließlich ihr Abi machen und sie konnte nicht ewig vor allem davonlaufen und sich verstecken, was zu Hause auf sie wartete.

    An diesem Abend kochte sie nichts, da sie sich nicht sicher war, wann die Jungs wiederkommen würden. Tom hatte nichts diesbezüglich gesagt und Bill hatte sie ja nicht mehr gesehen.

    Gegen 20 Uhr kam Bill dann endlich nach Hause.

    „Hi“, sagte Bill und Lea merkte direkt, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmte.

    „Hi Bill. Wie geht’s dir? Wo ist Tom?“

    „Der…frag besser nicht.“

    „Was ist denn los?“

    „Mein feiner Herr Bruder hat was Besseres zu tun.“

    „Achso“, sagte Lea nicht wirklich überrascht, aber schon ein wenig enttäuscht.

    „Du darfst dir das nicht zu Herzen nehmen“, sagte Bill, der Leas Enttäuschung bemerkte. „Er meint das nicht böse, aber…er ist einfach mit der ganzen Situation noch ein bisschen überfordert. Er weiß nicht, wie er sich dir gegenüber verhalten soll.“

    „Ist schon okay. Ich kann ihn ja auch verstehen. Vielleicht hätte ich auch nicht einfach hier auftauchen sollen.“

    „Nein, Lea. Glaub mir, das ist schon gut so. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht.“

    „Na wenn du meinst.“

    „Das mein ich nicht nur: Das ist so“, lächelte Bill sie an. „Und weißt du, was wir jetzt machen?“

    Lea schüttelte den Kopf.

    „Wir bestellen uns ne Pizza, schnappen uns ne Flasche Schwip Schwap und zocken ne Runde Playstation.“

    „Oh ja. Da bin ich dabei“, freute sich Lea.


    Gegen Mitternacht machte sich Lea auf ins Bett. Sie war todmüde, aber sie hatte auch super viel Spaß mit Bill gehabt. Sie fand es total lieb von ihm, dass er sich so um sie kümmerte, obwohl er sie im Endeffekt gar nicht kannte. Und vor allem war er ja auch nicht der Vater des Kindes. Er hatte keinerlei Verpflichtungen. Trotzdem war er für sie da.


    Mitten in der Nacht kam Tom nach Hause. Er war bei Freunden gewesen und sie hatten einen feucht fröhlichen Abend verbracht.

    Er torkelte in sein Zimmer und zog sich bis auf die Boxershorts aus. Dann legte er sich in sein Bett und wunderte sich, dass er nicht alleine war.

    Alkohol bedingt konnte er jedoch nicht so ganz zuordnen, wer sich da neben ihm im Bett befand und eigentlich störte es ihn auch nicht wirklich. Im Gegenteil: Er kuschelte sich an sie ran und streichelte ihr durchs Haar.

    „Hey,“ hauchte oder besser lallte er ihr ins Ohr.

    „Was’n los?“ nuschelte Lea, die gerade tief und fest schlummerte und auch nicht wirklich mitbekam, was um sie herum passierte.

    „Isch biwieda hiaa *hicks* ", antwortete Tom und ließ seine Hand über ihr Bein wandern.

    „Verdammt, lass das“, fauchte Lea und stieß seine Hand weg.

    „Dann öben nüsch“, motzte Tom, drehte Lea den Rücken zu und zog die Decke über sich.

    Kurz darauf war er dann auch eingeschlafen.


    Als Lea am nächsten Morgen aufwachte, kam ihr irgendetwas komisch vor. Und als sie sich einen kurzen Moment gesammelt hatte, wurde ihr auch bewusst, was das war.

    Tom lag neben ihr und hatte den Arm um sie gelegt. Sein Kopf lag in ihrem Nacken und sie wurde das dumme Gefühl nicht los, dass er sie gerade ansabberte.

    Mit einer schnellen Bewegung stieß sie Tom unsanft von sich. So unsanft, dass er mit einem riesen Knall auf dem Boden landete.

    „Au!“ hörte sie Tom einen kurzen Moment später aufschreien. „Was zum…Lea?!“

    „Ja. Wer denn sonst?“ fauchte sie ihn an und setzte sich auf.

    „Was machst du hier?“

    „Was machst DU hier?“

    „Ich…oh…“ sagte Tom, dem gerade bewusste wurde, dass er nicht auf der Schlafcouch, sondern in seinem Bett lag oder eher gelegen hatte.

    „Ich hab mich wohl…ähm…verlaufen“, stammelte Tom.

    „Verlaufen? Wie kann man sich denn in seiner eigenen Wohnung verlaufen?“

    „Na ich…ich war gestern…ich hab vielleicht ein bisschen zu viel getrunken gehabt und da bin ich halt anstatt ins Wohnzimmer hier hin. Ist ja schließlich auch mein Bett“, verteidigte sich Tom, dem die Situation sichtlich peinlich war.

    „Echt toll. Lässt dich vollaufen und… Ey wenn du dich wenigstens noch benommen hättest. Aber nein. Du musst mich ja auch noch antatschen und deinen Arm um mich legen.“

    „Was??? Du spinnst wohl. Ich hab dich doch nicht angetatscht.“

    „Hast du wohl. Und ich glaube, du hast mich angesabbert“, sagte Lea angewidert und kratzte sich im Nacken.

    „Ey ich bin doch nicht eklig.“

    „Da wär ich mir nicht so sicher“, antwortete Lea und musste lachen.

    Tom sah einfach zu lustig aus, wie er da auf dem Boden saß und sie anschaute. Man sah ihm deutlich an, dass er letzte Nacht nicht ganz nüchtern gewesen sein musste.

    „Du hättest mich aber auch nicht direkt aus dem Bett kicken müssen. Eine freundliche Aufforderung hätte es auch getan“, jammerte Tom und rieb sich seinen Arm. „Das hat echt wehgetan.“

    „Sorry“, lachte Lea. „Wollte dich eigentlich nur wegschubsen.“

    „Na das ist dir ja gelungen“, grinste Tom und stand auf. „Ich werd mir mal ne Aspirin holen.“

    „Mach das“, sagte Lea und ließ sich wieder rückwärts aufs Bett fallen.

    Irgendwie war er ja ganz niedlich…


    Kapitel 25


    Einschlafen konnte Lea nun auch nicht mehr. Die Situation gerade mit Tom war einfach zu lustig, als dass man jetzt noch ans Schlafen denken konnte. Einen kurzen Augenblick döste sie noch im mollig warmen Bett, dann stand sie auf und ging in die Küche.

    Tom saß sichtlich benommen am Küchentisch. Den Kopf auf der Tischplatte und das Glas mit der aufgelösten Aspirintablette fest in der Hand. Er muss wohl gemerkt haben, dass sie die Küche betrat, denn hin und wieder gab er ein kleines Jammern von sich um ein bisschen Aufmerksamkeit zu erhaschen.

    "Männer,“ quittierte Lea ihm dieses übertriebene Leiden.

    "Mir geht's nisch gut und du machst disch lustisch über misch." nuschelte Tom, ohne seinen Kopf von der Tischplatte zu heben.

    "Ja das geschieht dir auch recht!" , sagte Lea bestimmt, griff sich eine Flasche Schwip Schwap aus dem Kühlschrank und setzte sich zu dem Häufchen Elend an den Tisch.

    Langsam und vorsichtig hob Tom den Kopf an.

    "Na hast du Angst, dass dir deine Hirnmasse aus den Ohren läuft?", grinste Lea ihn an.

    "Haha.....Bäähh musst du dieses eklige Zeug vor meinen Augen trinken? Du sollst mich pflegen und nicht diesen Mist in dich reinkippen."

    Angewidert schaute Tom sie an, bevor er seinen Kopf wieder auf die Tischplatte legte.

    "Der einzige der sich hier was reingekippt hat bist du und das nicht zu wenig."

    Lea stand auf und ging in Richtung Wohnzimmer.

    "Leeaa....“, hörte sie ein leises Stöhnen hinter sich, hielt es aber nicht für nötig sich noch mal umzudrehen.

    Im Wohnzimmer angekommen setzte sie sich auf das Sofa und zappte erstmal durch die Kanäle.

    Sie wunderte sich, dass sie und Tom nach kurzer Zeit schon so vertraut miteinander umgingen. Vielleicht hatte sein nächtlicher Antatsch-Versuch ja sogar was dazu beigetragen, obwohl sie es immer noch als nicht gerade prickelnd empfand. Man konnte vielleicht doch ganz gut mit Tom auskommen und für das gemeinsame Baby war es nur von Nutzen.

    Irgendwann kam Bill dann auch zu ihr ins Wohnzimmer. Tom war wieder in sein Zimmer gegangen. Besonders gut ging es ihm noch nicht. Der Tag verstrich und alle drei faulenzten vor sich hin. Sie hatten heute nichts zu tun, nur Bill wollte später noch einen alten Freund besuchen.

    Als Bill sich schließlich am späten Nachmittag verabschiedete, beschloss auch Lea sich aufzuraffen und zumindest mal einen kleinen Spaziergang zu machen. Sie war die letzten Tage kein einziges Mal draußen gewesen.

    "Tom, ich geh mal ein bisschen an die frische Luft." rief sie ihm im Vorbeigehen zu.

    Lea tat es gut, mal wieder nach draußen zu gehen. Sie genoss die letzten Tage sehr. Zu Hause hätte sie sich nicht so gut erholen können und hier konnte sie allein sein wenn sie wollte, musste es aber nicht.

    Aus dem kleinen Spaziergang wurde dann doch ein etwas größerer. Sie beschloss in Richtung Stadt zu gehen und sich noch ein bisschen in den Geschäften umzusehen. Sie war begeistert von Hamburg. Lea war zwar schon öfters hier gewesen, aber erst jetzt fand sie die Zeit sich alles genau anzuschauen.

    Etwa 2 Stunden später kehrte sie erschöpft, aber glücklich zurück zum Haus. Es dämmerte bereits und sie war froh, dass sie noch vor Einbruch der Dunkelheit ankam, schließlich kannte sie sich nicht besonders gut aus.

    Zum dritten Mal klingelte sie nun schon und langsam wurde ihr auch kalt. Immer noch machte niemand die Tür auf. Bill war wohl noch bei seinem Kumpel, aber wo war Tom?

    Genau in diesem Augenblick kam Bill um die Ecke.

    "Na. Warum stehst du hier so alleine in der Kälte?"

    Lea war erleichtert, dass Bill kam.

    "Ich war spazieren. Jetzt steh ich hier vor der Tür und Tom macht nicht auf."

    "Jetzt bin ich ja da um dich zu retten." lächelte Bill sie an.

    Bill schloss die Tür auf und Lea ging voraus.

    "Tom?" rief Lea durch den Flur.

    Nichts.

    Dann ging sie auf Toms Zimmer zu. Gerade als sie die Türklinke herunter drücken wollte, öffnete sich die Tür, doch vor ihr stand nicht Tom.

    Verwirrt schaute sie das Mädchen mit den zerzausten Haaren vor ihr an.

    "H...Hallo!" stammelte diese in Leas Richtung, dann ging sie schnurstracks weiter.

    Als sie an Bill vorbei ging, hatte sie sich anscheinend wieder gefangen.

    "Hallo Bill." lächelte sie ihn mit einem dämonischen Grinsen an.

    Bevor Bill antworten konnte, war sie auch schon zur Haustür verschwunden.

    "Wer war das?" wollte Lea von Bill wissen.

    "Ähhm.....das war Jacqueline. Ne alte....."

    "Fickbekanntschaft von Tom?" , beendete Lea den Satz.

    Ein stumpfes auf den Boden schauen war alles was sie als Antwort bekam.

    Wutentbrannt knallte Lea die Tür von Toms Zimmer auf. Dieser zog sich gerade halbherzig die Hose hoch und versuchte seine Dreads zu richten.

    "Was sollte das?" keifte sie ihn an.

    "Was sollte was?" entgegnete er ihr cool.

    "Du weißt ganz genau was ich meine. Kannst du dich nicht mal zurückhalten wenn ich hier bin?"

    "Könnte ich. Muss ich aber nicht, denn falls du es nicht gemerkt hast, wir sind NICHT zusammen."

    "Darum geht es doch gar nicht. Ich finde es einfach abwertend mir gegenüber."

    Lea musste sich die Tränen unterdrücken.

    "Ich weiß gar nicht was du willst! Ich nehm dich hier auf und bin nett zu dir und du rastest wegen einer Sache aus, die dich nichts angeht."

    "Und ob mich das was angeht! Ich trage dein Kind im Bauch, verdammt!"

    Dann wendete sich Lea ab und rannte ins Badezimmer. Sie hatte keine Lust mehr mit ihm zu reden, sich von ihm anmachen zu lassen.

    "Du bist echt'n Arsch." war das Einzige was Bill seinem Bruder zuwarf, dann folgte er Lea zum Bad, doch diese hatte sich bereits eingeschlossen.

    "Lea?" fragte Bill vorsichtig.

    Keine Antwort, nur ein leises Schluchzen.

    Nach 10 Minuten gab Bill auf und ging in sein Zimmer.

    Lea verstand ja auch nicht warum diese Sache sie so mitnahm. Sie fühlte sich verarscht und schlecht behandelt. Vielleicht war es aber auch die Enttäuschung darüber, dass sie dachte Tom wäre doch nicht so schlimm und jetzt musste sie bitter erfahren, dass er noch viel schlimmer war.

    Dann traf sie eine Entscheidung.

    Leise öffnete sie die Tür vom Badezimmer. Sie wollte nicht, dass Bill etwas mitkriegt. Er würde nur versuchen sie aufzuhalten.

    In Toms Zimmer angekommen packte sie unbeeindruckt von seiner Anwesenheit schnell ihre Sachen zusammen.

    "Wegen mir musst du nicht fahren“, kam es schließlich von Tom.

    "Ach nein? Du wolltest mich doch von Anfang nicht hier haben."

    "So war das doch nun auch nicht."

    "Wie war es dann?" wollte sie von ihm wissen, während sie ihren Koffer schloss. "Wie war es dann Tom?" wiederholte sie kühl, aber auch enttäuscht den Satz.

    Dazu fiel ihm nichts mehr an. Wortlos starrte er sie an. Ihre Blicke fixierten sich, dann löste Lea sich und ging hinaus.

    Vielleicht hätte sie sich gewünscht er hätte versucht sie aufzuhalten. Vielleicht hätte er sich gewünscht er hätte es getan, aber er ließ sie gehen und sie verloren alles, was sie sich in den letzten Tagen so mühsam aufgebaut hatte.

    "Wo ist Lea?" fragte Bill den immer noch starrenden Tom.

    Er hatte die Tür gehört.

    "Sie ist weg." war alles was Tom ihm antwortete.


    Kapitel 26


    Und wieder mal stand Lea mitten in der Nacht bei Alina vor der Tür. Sie hatte ihr nicht Bescheid gesagt, dass sie auf dem Rückweg war.

    „Hey Süße“, begrüßte sie Alina. „Was machst du denn hier?“

    „Na ich wohne doch hier. Wenn du mich noch willst…“, sagte Lea erschöpft und den Tränen nah.

    „Klar. Komm rein“, sagte Alina und nahm Lea ihren Koffer ab.

    Sie war einfach total fertig von der langen Fahrt auf der sie sich ausschließlich über Tom und das Baby Gedanken machte. In den letzten Tagen war so verdammt viel passiert. Bill, der so nett zu ihr war. Tom, der komplett alle Facetten von sich gezeigt hatte. Von abweisend, über halbwegs freundlich, bis hin zum mega Machoarschloch. Das war einfach zu viel für sie gewesen.

    Sie trat also ein und ließ sich erstmal im Wohnzimmer auf das Sofa fallen.

    „Jetzt erzähl doch mal. Wie war es bei Tom?“ fragte Alina vorsichtig, da sie Lea nur zu gut kannte und ihr ansah, dass irgendetwas vorgefallen sein musste, wenn sie mitten in der Nacht völlig fertig bei ihr auftauchte. Obwohl sie eigentlich eh ziemlich verwundert darüber war, dass sie nicht am selben Tag schon wieder zurück in Köln gewesen war. Sie hatte zwar das Beste gehofft, aber da Lea einfach bei Tom aufgetaucht war, hatte sie mit dem Schlimmsten gerechnet. In diesem konkreten Fall mit einer verschlossenen Tür.

    Und so erzählte Lea ihrer besten Freundin erstmal alles.

    „Puh“, sagte diese schließlich. „Das ist ja total krass.“

    „Krass ist gar kein Ausdruck“, gab Lea zurück und fuchtelte wild mit den Armen. „Das musst du dir mal bildlich vorstellen. Da komme ich hochschwanger und nichts ahnend in die Wohnung zurück und da läuft mir diese blöde Schlampe entgegen. Total zerzaust, ihr Top auf halb 8, der billige Lippenstift verschmiert und der Idiot zieht sich total lässig und cool an. Hat den nicht im Geringsten interessiert, wie ich mich dabei fühle. Wir sind ja nicht zusammen, bla, bla…Wegen mir musst du nicht fahren, bla, bla…Argh…ich könnt immer noch ausrasten.“

    „Sag mal, Süße, kann es sein, dass du ein klein bisschen eifersüchtig bist?“ fragte Alina vorsichtig.

    „Was??? Spinnst du? Ich bin doch nicht eifersüchtig“, verteidigte sich Lea vehement.

    „Bist du dir sicher?“

    „Natürlich bin ich mir sicher. Aber er ist nun mal der Vater meines Kindes. Da kann ich doch wenigstens ein bisschen Respekt und Mitgefühl erwarten oder nicht?“

    „Ja, schon…aber…“

    „Nix aber!“ beendete Lea die Diskussion. „Ich geh jetzt ins Bett. Ich bin müde.“

    Sie und eifersüchtig. Ja klar. Tom war und blieb ein elender Checker und Frauenabschlepper. So ein Kerl war doch überhaupt nicht in der Lage, wahre Gefühle zu empfinden. Bei dem konnte sie doch nur mehr als froh sein, dass sie sich nie ernsthaft in ihn verliebt hatte. Zwischen ihnen war nur Sex und selbst der lag mittlerweile schon verdammt lange zurück.


    Am nächsten Morgen wurde sie durch den SMS Ton ihres Handys geweckt. Verschlafen öffnete sie die Nachricht. Sie war von Tom.

    #Hey Lea. Tut mir Leid wegen gestern. Tom.#

    Na prima. Noch bescheuerter konnte er sich wohl nicht entschuldigen. Tut mir leid. Ja klar.

    #Spar dir deine erbärmliche Entschuldigung. Da steckt doch eh dein Bruder hinter. Du bist doch überhaupt nicht Manns genug, um dich aufrichtig zu entschuldigen. Wenn Bill nicht gewesen wäre hättest du dich in den letzten Tagen sowieso nicht ein einziges Mal mit mir unterhalten. Auf der Schlafcouch hättest du mich versauern lassen. Du bist echt ein riesen Arschloch, Tom Kaulitz!#

    So, das musste mal gesagt werden. Lea wusste doch eh, dass Bill ihn wahrscheinlich stundenlang hatte belabern müssen, damit er diese grottige SMS überhaupt schrieb. Da hätte er es auch direkt lassen können. Wenn er nicht selbst einsah, dass er sich scheiße verhalten hatte, dann konnte sie ihm auch nicht helfen. Und vor allem konnte er sich dann jeglichen Kontakt zu ihr sparen.


    Lea stand auf und duschte erstmal. Während sie unter der Dusche stand, fasste sie einen Entschluss: Sie würde zu ihren Eltern fahren und ein letztes Mal mit ihnen reden. Ihnen endlich ihre Meinung sagen und ihnen erklären, wie sie sich die kommenden Wochen vorstellte. Sie würde bei Alina bleiben und ihr Abi machen und dann würde sie erstmal dieses Kind zur Welt bringen. Und wenn Tom weiterhin so scheiße zu ihr war und ihre Eltern sich weiterhin so anstellten, würde sie es auch alleine groß ziehen. Sie hatte Alina, die für sie das war und zahlen würde Tom so oder so müssen. Ob er wollte oder nicht. Auf halbherzig Unterstützung und Pseudo-Gefühle konnte sie dankend verzichten.

    Doch tatsächlich lief das Gespräch zwischen ihr und ihren Eltern erstaunlich gut. Natürlich waren sie immer noch nicht begeistert, dass Lea schwanger war und nicht mehr zu Hause wohnte, aber nachdem jetzt einige Wochen vergangen waren, sahen sie das Ganze doch etwas entspannter. Und vor allem war ihnen bewusst geworden, dass sie eh nichts mehr an der ganzen Situation ändern konnten. Wenn sie ihre Tochter nicht verlieren wollten, würden sie sich damit abfinden müssen, dass sie mit gerade mal 18 ein Kind von einem Teenystar bekam, der selbst noch mehr als nur grün hinter den Ohren war. Wirklich zufrieden waren zwar beide Seiten noch nicht, aber wenigstens konnten sie jetzt wieder halbwegs normal miteinander reden.

    Als Lea nach knappen zwei Stunden wieder zu Alina fuhr war sie schon fast wieder gut gelaunt. Tom konnte sie jetzt erstmal am Arsch lecken. Sie würde sich in den kommenden Wochen erstmal um sich und das Baby und vor allem um ihr Abi kümmern.


    Kapitel 27


    Auch wenn das Wochenende mit Tom ein nicht gerade glückliches Ende nahm, hatte es ihr doch gut getan. Lea konnte einfach mal ihre ganzen Probleme, die sie in Köln hatte da lassen und ein paar Tage Abstand gewinnen. Abstand den sie bitter nötig hatte.

    Selbstbewusst und gefasst ging sie jetzt durch die Schule. Vorbei an allen Leuten die sie anstarrten und vorbei an Melissa.

    "Na Falk. Ist ja ein Wunder, dass du dich mit deiner Wampe noch in die Schule traust" brüllte ihr Melissa schon am ersten Tag zurück an der Schule hinterher.

    Nun hätte es sicherlich sogar der Letzte der es noch nicht wusste mitekommen und normalerweise hätte sie das nicht auf sich sitzen lassen, wär wohlmöglich wieder abgehauen. Doch es ließ sie kalt. Vielleicht nicht komplett, aber sie wusste jetzt, dass sie darüber stehen musste um die restliche Schulzeit noch gut rumzukriegen.

    Hinter sich ließ Lea eine verdutzte Melissa und hinter sich ließ sie das ganze Getuschel.

    In der Schule lief es wirklich gut. Lea konzentrierte sich voll und ganz. Das Abi würde wohl zu keinem Problem werden und wenn sie das erstmal hinter sich hatte, könnten sie die ganzen Lästermäuler sowieso mal ganz gründlich am Arsch lecken.

    Auch bei Alina zu Hause blieb keine Zeit um über Tom oder das Desaster in Hamburg nachzudenken. Lea war hauptsächlich in ihre Bücher vertieft und lernte für das Abi. Oft hatte sie dabei auch Gesellschaft von Alina, die ja auch für ihr Abi lernte. Kurz um: Leas Leben lief endlich wieder in geregelten Bahnen.

    Währenddessen schien es bei Tom alles andere als geregelt zu sein.

    In den Tagen wo er und die anderen Jungs viel zu tun hatten war er abgelenkt, musste nicht die ganze Zeit über das nachdenken, was in Hamburg vorgefallen ist. Sie war wirklich sauer, das hat er bei ihrer SMS eindeutig gemerkt. Dabei hat er die SMS doch geschrieben ohne, dass Bill irgendetwas davon wusste, aber sie dachte natürlich gleich wieder, dass Bill ihn überreden musste und das Schlimmste war, dass Tom ihr diese Vermutung nicht mal übel nehmen konnte.

    Er war schon immer noch angepisst von ihr, schließlich würde er wegen ihr Vater werden und das jetzt wo es so ganz und gar nicht in sein Leben passte, aber er musste sich tatsächlich eingestehen, dass er auch viel Mist gebaut hatte. Dieser Mist war es jetzt auch, der ihm ganz schön zu schaffen machte. Nicht mal vor seiner Mutter konnte er es unterdrücken.

    "Hallo Großer." begrüßte ihn seine Mutter ein paar Tage später am Telefon.

    "Hey Mum." kam es wenig begeistert von Tom zurück.

    "Wie geht's dir? Habt ihr viel zu tun?"

    "Nicht mehr als sonst auch. Es geht mir gut." versicherte Tom seiner Mutter nicht gerade glaubwürdig.

    "Und das soll ich dir glauben? Du hörst dich nämlich nicht gerade so an als wäre alles ok." kam es prompt von Siemone zurück.

    "Doch wirklich Mum. Alles cool."

    "Komm schon, was ist passiert?"

    Tom wusste, dass er aus dieser Lage nicht mehr rauskommen würde, wenn er ihr es nicht erzählen würde. Seine Mutter kannte ihn einfach zu gut und sie merkte auch diesmal, dass etwas nicht stimmte.

    "Ja...also...ähm...Lea war hier."

    "Bei euch in Hamburg? Wie kam es denn dazu?"

    "Sie stand einfach vor der Tür. Hatte wohl Stress mit ihren Eltern und in der Schule."

    "Die Arme. Da habt ihr euch doch hoffentlich gut um sie gekümmert."

    "Ähh ja....eher Bill...als ich...."

    "Was heißt das jetzt?"

    "Ich hab sie eigentlich die meiste Zeit nicht so wirklich beachtet.

    "Tom! Das kannst du doch ni....."

    "Ja aber ich war so überfordert mit der Situation. Das sie auf einmal vor der Tür stand und alles. Das war mir zuviel."

    "Ja Großer, ich versteh das ja auch ein wenig, aber für sie ist das alles bestimmt noch viel schwieriger als für dich und da musst du einfach für sie da sein."

    "Naja...wir haben uns ja dann auch nach einer gewissen Zeit immer besser verstanden, uns vielleicht sogar ein bisschen angenähert...und dann…äähhh..."

    "Los raus damit!"

    "Ich hab halt einen Fehler gemacht."

    "Ja was denn für einen? Mensch Tom, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen."

    "Ähh…ja...hier war halt so ein Mädchen...und naja....Lea war weg und als sie wiederkam, da lief ihr das Mädchen in die Arme...und ja....war alles ziemlich eindeutig....."

    "Tom! Also wirklich! Du kannst doch nicht solche Sachen machen, wenn das Mädchen, was von dir ein Kind erwartet, bei dir wohnt!"

    "Aber Mum....."

    Kurzes Schweigen. Er hört nur, wie seine Mutter am anderen Ende der Leitung tief durchatmete.

    "Lad sie zu uns nach Hause ein."

    "Was???"

    "Ja mein Freund, du hast mich schon richtig verstanden. Lad sie zu uns nach Hause ein. Soweit ich weiß, hast du doch bald ein paar Tage frei wo du und Bill kommen wollten.“

    "Ja schon....aber Mum.....wenn das Kind doch nicht von mir ist."

    "Ich möchte das Mädchen aber gerne kennen lernen und das noch vor der Geburt. Vaterschaftstest hin oder her. Ich diskutier da jetzt auch gar nicht weiter mit dir. Du rufst sie jetzt an und fragst sie! "

    "Wenn's sein muss...."

    "Ja muss es! Also tschüss mein Großer. Bis in ein paar Tagen."

    "Ja tschüss."

    Tom wusste nur zu gut, dass er keine Chance hatte sich dem Willen seiner Mutter zu widersetzen. So wählte er schließlich Leas Nummer.

    "Ja?" , kam es schwach und kaum hörbar.

    "Lea?!"

    "Ja..." kam es erneut in einem besorgniserregenden Ton.

    "Hier ist Tom. Alles ok bei dir?"

    "Ne, gerade mal überhaupt nicht, aber was willst du?" antwortete sie jetzt schon wieder eine Spur lauter.

    "Ja...also....."

    "Tom kotzt dich aus, das mach ich schließlich auch gerade" , entgegnete sie ihm spitz.

    "Lea, ist wirklich alles ok?"

    "Ja verdammt und jetzt sag was du willst."

    "Ja...also...meine Mutter möchte gern, dass du uns besuchen kommst. Sie würde dich gern kennenlernen."

    "Ahja....deine Mutter also....glaubt die auch, dass ich dir das Kind nur unterschieben will?"

    "Nein! Ich glaub das ja auch nicht so.....wirklich..."

    "Nee nur so halb Tom, ne?! Schon klar..."

    "Ja was ist jetzt? Das wäre nächstes Wochenende. Bill und ich sind auch da" , sagte Tom jetzt nun auch etwas lauter."

    "Ja, ich denk drüber nach" ,keifte sie zurück.

    Dann hörte Tom nur noch ein "Oh scheiße" ...dann war das Gespräch unterbrochen.

    Ein komisches Gefühl überkam ihn. Machte er sich etwa gerade Sorgen um Lea? Er hatte gehört, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Hoffentlich war nichts mit dem Baby.

    Tom wusste nicht, dass Lea einfach nur gerade total schlecht war und sie kotzender Weise über der Kloschüssel hing und er wusste auch nicht, dass ihre Entscheidung, was den Besuch bei seiner Mutter anging, schon feststand.


    Kapitel 28


    Lea hatte zwar schon ein wenig Angst davor, Toms Mutter zu begegnen. Nicht, weil sie befürchtete, dass Siemone sie nicht leiden konnte oder sie ihr unterstellen wollte, dass das Kind eh nicht von Tom sei. Nein, wenn sie das wollte, würde sie sie sicher nicht zu ihnen nach Hause einladen. Aber immerhin war Siemone die Oma ihres Babys. Wie sich das anhörte…die Oma…irgendwie komisch. Aber wahr. Lea würde Siemone zur Oma machen und wäre dann zwangsläufig ein Teil ihrer Familie. Zumindest das Baby. Da war es schon komisch, ihr zum ersten Mal zu begegnen. Aber dennoch wollte sie es wagen.


    Tom hatte sie am gleichen Tag noch Bescheid gesagt. Dieser nervte sie nämlich noch mit SMS, weil er wohl irgendwie befürchtete, dass sie beim Kotzen verreckt war. Fast hätte sie sich schon geschmeichelt gefühlt, dass er sich anscheinend Sorgen um sie machte, aber sie war auch nach wie vor noch total sauer auf ihn, weil er sich in Hamburg benommen hatte wie der letzte Vollidiot.


    Trotzdem machte sie sich auf den Weg nach Loitsche, nachdem sie mit Alina einen Schlachtplan entwickelt hatte. Alina war der Meinung und Lea stimmte ihr da absolut zu, dass sie sich in den paar Tagen in Loitsche nicht von Tom würde fertig machen lassen. Egal, was er ihr an den Kopf warf und egal wie er sich benahm, sie würde in Loitsche Siemone kennen lernen und Bill wieder sehen. Und wenn sie sich nicht ganz in Siemone täuschte, würde sie schon dafür Sorgen, dass Tom sich benahm. Alina fand auch, dass es eine super Idee von Siemone war, dass Lea und sie sich noch vor der Geburt kennen lernen würden. Aber Tom würde sie im Zweifelsfall einfach links liegen lassen, wenn er es nicht anders wollte.


    Als Lea dann aber bei den Twins vor der Tür stand, war sie super nervös. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen und auch die Kleine in ihrem Bauch war absolut fit und strampelte wie wild.

    „Hi. Du musst Lea sein“, begrüßte Siemone sie freundlich und gab ihr die Hand. „Ich bin Siemone.“

    „Hi“, sagte schnell.

    „Komm erstmal rein“, sagte Siemone und nahm Lea ihren Koffer ab.

    Lea trat ein und schaute sich erstmal im Flur um. Es war schon ein komisches Gefühl, dass sie jetzt hier war. Bei Tom, bei Toms Mama, in ihrem Haus.

    „Bist du müde? Hattest ja eine lange Fahrt.“

    „Es geht. Ich…“

    „Komm, ich zeig dir erstmal dein Zimmer und dann trinken wir einen Tee. Die Jungs sind nicht da. Die müssten aber jeden Moment zurückkommen.“

    Lea folgte Siemone ins Gästezimmer, die ihren Koffer neben dem Bett abstellte.

    „Ich geh schon mal Wasser aufsetzen. Rechts gegenüber ist das Bad und wenn du irgendetwas brauchst, ruf einfach.“

    „Danke. Das ist nett.“

    „Nein, das ist selbstverständlich. Ihr sollt euch schließlich wie zu Hause fühlen“, sagte Siemone, schaute auf Leas Bauch und lächelte.

    Und Lea lächelte zurück.

    Als Siemone verschwunden war, setzte sich Lea erstmal auf das Bett und atmete ein paar Mal tief durch. Jetzt war sie tatsächlich hier. Irgendwie war das alles viel krasser als in Hamburg. Hamburg war schon auch ungewohnt gewesen, aber eben anders.


    Fünf Minuten später ging sie dann zu Siemone in die Küche.

    „Welchen Tee möchtest du? Pfefferminz, Früchte oder Kamille?“

    „Pfefferminz“, antwortete Lea.

    „Den trinkt Bill auch immer.“

    Ja, das wusste sie bereits von ihrem Hamburg Trip. Und wenn nicht, hätte sie es sich denken können. Immerhin mochte er auch Schwip Schwap. Was die Getränke anging waren sie und Bill definitiv auf einer Wellenlänge. Überhaupt verstand sie sich mit Bill eh viel besser als mit Tom. Ob es tatsächlich daran lag, dass Bill einfach ein netterer Mensch war oder ob es daran lag, dass Bill einfach nicht unmittelbar betroffen war…darüber war sich Lea noch nicht ganz schlüssig, aber sie tippte auf Ersteres.

    „Setz dich doch“, sagte Siemone und zeigte auf einen Stuhl am Küchentisch.

    Lea setzte sich und Siemone stellte die Tasse Tee vor sie.

    „Ich find’s schön, dass du hier bist. Nach all dem, was zwischen dir und Tom passiert ist, hätte es mich auch nicht gewundert, wenn du nicht gekommen wärst.“

    Lea schaute einen Moment lang nur auf ihre Tasse Tee und zog den Teebeutel ein paar Mal hin und her. Siemone war sehr direkt. Nicht aufdringlich, aber direkt. Na ja, sie wollte sicherlich nicht drei Tage lang mit ihr über das Wetter reden. Das war Lea ja schon irgendwie klar gewesen.

    „Hör mal, ich will auf keinen Fall, dass du denkst, ich will dich ausfragen oder dir irgendwie doch noch nachweisen, dass Tom nicht der Vater ist. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass du die Wahrheit sagst. Sonst hätte ich dich nicht eingeladen. Und ich möchte, dass du dich wohl fühlst.“

    „Danke. Es freut mich, dass sie so denken“, sagte Lea aufrichtig. „Ich musste mir in den letzten Monaten oft genug irgendwelche Dinge anhören, die mich verletzt haben. Ich wäre ganz sicher auch nicht hier, wenn ich mir nicht 100 %ig sicher wäre, dass Tom der Vater ist.“

    „Ja, so schätze ich dich auch nicht ein. Bill hat mir ne Menge über dich erzählt. Aber nenn mich bitte Siemone. Ich hab’s nicht so mit dem Siezen und außerdem gehörst du jetzt zur Familie.“

    Lea bekam eine Gänsehaut. Sie gehörte zur Familie. Ja, sie gehörte jetzt zu Toms Familie…


    Kapitel 29


    Lea unterhielt sich noch ein paar Minuten über Babys, über Kindererziehung und über die Twins als sie noch klein waren, als sich plötzlich die Tür öffnete und die Twins in der Küche standen.

    „Hi“, begrüßten beide Lea, wobei Bills Begrüßung ein bisschen freundlicher und herzlicher ausfiel als Toms.

    „Ich hab Lea gerade die Geschichte erzählt, als du auf den Baum geklettert warst und nicht mehr runtergekommen bist. Und wie Bill dich retten wollte und ihr dann beide festgesessen habt“, lachte Siemone ihre Söhne an.

    „Boah, nee, Mama“, beschwerte sich Tom und wurde rot.

    „Nicht DIE Geschichte. Was hat sie dir noch alles erzählt?“ fragte er ängstlich.

    „Nicht viel. Ich bin ja auch noch nicht lange hier“, grinste Lea ihn an.

    „Na da sind wir ja gerade rechtzeitig zurückgekommen“; sagte Tom und holte sich einen Red Bull aus dem Kühlschrank.

    „Was habt ihr denn noch so vor, Jungs?“ wollte Siemone wissen.

    „Also ich bin später noch mit Andi verabredet“, sagte Bill.

    „Schön. Dann sind wir drei also alleine“, sagte Siemone mit einem Unterton in der Stimme, der Tom überhaupt nicht gefiel.


    Lea legte sich noch ein Stündchen hin, bevor Tom sie zum Abendessen holte. Bill war schon bei Andi und so waren tatsächlich nur Siemone, Tom und sie beim Essen.

    „Sagt mal, habt ihr euch eigentlich schon überlegt, wie die Kleine heißen soll?“ stieg Siemone nach ein paar Minuten des Schweigens schließlich ohne Umwege in das Thema ein, das Tom so sehr gefürchtet hatte.

    „Also ehrlich gesagt…“ fing Lea an.

    „Wir haben da noch nicht drüber gesprochen“, unterbrach Tom sie. „Aber da können wir uns ja noch Gedanken drüber machen, wenn es soweit ist.“

    „Das ist vielleicht ein kleines bisschen spät“, sagte Siemone ernst.

    „Na ja, ein bisschen Zeit haben wir ja noch.“

    „Ich hab mir schon ein paar Gedanken gemacht“, sagte Lea leise.

    „Ach tatsächlich?“ fragte Tom erstaunt.

    „Erzähl doch mal“, forderte Siemone sie auf.

    „Hm…also ich find Frances oder Eve ganz schön.“

    „Frances?“ schrie Tom. „Was ist das denn für ein bescheuerter Name?“

    Tom erntete für diese Aussage erstmal einen bösen Blick von seiner Mutter.

    „Ist doch wahr. Frances“, schüttelte er den Kopf.

    „Na dann mach doch mal einen besseren Vorschlag“, sagte Lea nur und schaute ihn erwartungsvoll an.

    „So spontan fällt mir da auch nichts ein. Obwohl…hm…Mandy vielleicht.“

    „Ja, genau“, sagte Lea ironisch.

    „Wir können uns morgen ja alle mal ein paar Gedanken dazu machen und dann schauen wir uns die Vorschläge an und überlegen noch mal.“

    Lea fand die Idee von Siemone gut. Sie war sich schließlich auch noch nicht sicher. Aber Mandy fand sie absolut grottig und im Zweifelsfall würde sie diese Entscheidung auch ohne Tom treffen, wenn dieser nur dämliche Vorschläge machte und ihre Ideen weiterhin nur als bescheuert abtat.

    „Wann genau soll die Kleine denn kommen?“ wollte Siemone wissen.

    „Sie ist für den 22. Juni ausgerechnet,“ sagte Lea.

    „Ausgerechnet?!“ fragte Tom erstaunt.

    „Ja, das sagt man halt so“, belehrte Lea Tom.

    „Weißt du schon, was du da für Termine hast?“ fragte Siemone ihren Sohn.

    „Nee. Das ist doch noch ewig hin.“

    „Na ja. Das sind nur noch ein paar Wochen. Und du müsstest vielleicht mal mit dem Management sprechen.“

    „Weswegen?“

    „Na dass du dann frei hast.“

    „Häh?“

    „Na du willst doch sicher in Köln sein, wenn die Kleine kommt.“

    „Wie soll ich das denn machen? Ich hab da sicher Termine.“

    „Dann müssen die eben mal verlegt oder abgesagt werden. Und deshalb sag ich ja, musst du dich da besser gestern als heute mal drum kümmern.“

    „Du weißt doch, dass das nicht so einfach ist.“

    „Tom, dein Kind kommt auf die Welt.“

    „Ist schon okay, Siemone“, mischte Lea sich ein.

    Sie wollte keinen Stress wegen einer Sache, über die sie sich selbst noch total unschlüssig war. Sie wusste doch selbst noch überhaupt nicht, ob sie Tom überhaupt dabei haben wollte, wenn sie im Krankenhaus war. Das Verhältnis zwischen ihnen war einfach viel zu angespannt und problematisch, als dass sie ihn ohne weiteres dabei haben wollte, wenn sie das Kind zur Welt brachte.

    „Aber ihr müsst doch über solche Dinge sprechen“, sagte Siemone verständnislos. „Ihr könnt doch nicht drauf warten, dass sich alles in Wohlgefallen auflöst. Die Sache mit dem Namen. Okay, das kann ich ja noch irgendwo nachvollziehen. Aber ihr könnt euch doch nicht 5 Minuten vorher überlegen, ob Tom zu diesem Zeitpunkt in Köln sein wird oder nicht. Er hat nun mal viel zu tun und deshalb muss sich auch rechtzeitig darum gekümmert werden. Köln ist ja nun auch nicht gerade ein Katzensprung von hier oder von Hamburg entfernt. Und von Amsterdam, Paris oder London schon mal gar nicht. Ich weiß ja, dass euer Verhältnis nicht gerade das Beste ist, aber es geht hier um ein Baby.“

    „Du hast ja Recht,“ sagte Lea. „Wir müssen uns da wirklich mal Gedanken zu machen.“

    „Ja. Und deshalb ist es auch gut, dass du hier bist“, sagte Siemone zufrieden darüber, dass wenigstens Lea Einsicht zeigte.

    Lea war sich jedoch nicht mehr ganz so sicher. Sie fand es zwar immer noch irgendwie gut, dass sie hier war, aber sie hatte auch immer mehr das Gefühl, dass die kommenden Tage noch ziemlich anstrengend und diskussionsreich werden würden.



    Re: *~*Babylove*~*

    Ponyreiten - 24.08.2006, 19:25


    Kapitel 30


    Lea ging an diesem Abend früh schlafen. Sie war in der letzten Zeit viel unterwegs und hatte dadurch auch Stress. Stress den sie eigentlich in ihrem Zustand nicht haben sollte. Auch Siemone hielt es für das Beste, wenn Lea sich ausruhen würde.

    Lea schlief wirklich gut und sie fühlte sich auch überhaupt nicht mehr kaputt, als sie am nächsten Morgen die Sonnenstrahlen weckten.

    Als sie den Flur der oberen Etage betrat, war es noch ziemlich still. Nur von unten vernahm sie leise Geräusche. Die Zwillinge mussten wohl noch schlafen, also ging Lea erstmal ins Badezimmer, bevor sie sich nach unten schlich.

    In der Küche traf sie auf Siemone, die schon eine geraume Zeit wach sein musste, denn es roch nach Kaffee und frischen Brötchen.

    "Guten Morgen Lea" begrüßte Siemone sie freudig.

    "Guten Morgen." erwiderte Lea ihr mit einem Lächeln.

    "Du hättest aber nicht extra wegen den beiden so schleichen müssen. Es könnte ein Zug durch ihr Zimmer fahren und sie würden es nicht hören."

    Lea musste grinsen. Sie fühlt sich wirklich schon viel wohler hier. Siemone war so herzlich. Ganz anders als ihre Eltern es in der letzten Zeit waren.

    "Magst du mit mir frühstücken? Gordon ist ein paar Tage mit seiner Band unterwegs und dann muss ich nicht alleine frühstücken. "

    "Ja gerne."

    Lea setzte sich zu Siemone an den Tisch und frühstückte ausgiebig mit ihr. Lange nach dem Frühstück saßen die beiden noch da und unterhielten sich. Sie war wirklich froh, dass Siemone und sie sich so gut verstanden, schließlich war es nicht selbstverständlich, dass Siemone Lea so aufnahm.

    Plötzlich sprang Siemone auf.

    "Mensch Lea, ich zeig dir mal ein paar Kinderfotos von Bill und Tom. Die beiden waren so süß."

    Dem konnte Lea sich wirklich nicht entziehen und so saßen die beiden wenige Minuten später eng zusammengerückt am Tisch und schauten sich die Fotos an. Bill und Tom waren wirklich süß, das musste Lea zugeben.

    Die beiden Frauen waren so in ihre Sache vertieft, dass sie gar nicht merkten wie Tom die Küche betrat.

    "Mum, was zeigst du Lea da?"

    Siemone schrak auf und guckte Tom verlegen an.

    "Ja…wir...wir gucken Fotos an."

    Lea musste fast ein wenig über Siemone schmunzeln, wie sie da so ertappt saß und nicht so recht wusste wo sie hingucken sollte.

    "Doch nicht etwa DIE Fotos." schaute Tom sie entsetzt an.

    "Ähm nun ja...ach Tom stell dich nicht so an, ist doch süß."

    "MUM!"

    "Naja, ich geh dann mal hoch und zieh mir mal etwas Vernünftiges an. Danke für das Frühstück und die kleine Fotoshow."

    Lea und Siemone lächelten sich an, dann ging Lea hoch ins Gästezimmer.

    Wenig später klopfte es an der Tür. Lea hatte sich gerade umgezogen.

    "Lea kann ich reinkommen?"

    Es war Toms Stimme, die durch die Tür drang. Sie öffnete die Tür und ließ Tom rein.

    "Ich dachte wir könnten uns jetzt vielleicht über den Namen unterhalten."

    "Ja können wir machen."

    "Mum hat mir da mal ein Namensbuch mitgegeben. Sie meinte, dass uns das vielleicht hilft."

    "Das ist vielleicht wirklich nicht schlecht."

    Lea wusste, dass die Idee nicht von Tom kam, aber sie merkte, dass es ihm schon irgendwie wichtig war.

    Tom setzte sich neben sie auf das Bett und wortlos begannen die beiden in dem Buch herumzublättern, doch so recht wollte ihnen kein Name gefallen.

    "Was hast du eigentlich gegen Eve und Frances? Ich find die Namen total schön." fing sie schließlich ein Gespräch an.

    "Ich weiß nicht...irgendwie hören die sich halt komisch an. Ich mein, das Baby wird doch sicherlich deinen Nachnamen tragen. Wie heißt du noch mal? Falk?!"

    "Ja, so fern wir nicht heiraten, wird das Baby Falk heißen." neckte Lea Tom.

    "Wie hört sich das denn an? Eve Falk ist zu kurz und Frances Falk hört sich an, als wenn du aus unserem Baby einen Kinderstar machen willst."

    "Hmm...gucken wir erstmal weiter."

    Lea wollte die Diskussion mit Tom nicht weiter führen, sonst würde er wohlmöglich noch mit seinem bescheuerten Vorschlag, das Kind Mandy zu nennen, anfangen.

    Sich erneut anschweigend blätterten sie also weiter stumpf in diesem Buch rum. Doch schließlich erblickten beide zur gleichen Zeit einen Namen.

    "Leonie" , sagten Lea und Tom gleichzeitig wie aus der Pistole geschossen.

    "Du findest den Namen auch gut?" starrte Lea ihn etwas überrascht an.

    "Ja klar. Leo ist doch mega geil."

    "Na so könnte man es auch sagen."

    "Also sind wir uns einig?" fragte sie Tom ein letztes Mal.

    "Ja sind wir."

    "Klasse, dass muss ich gleich mal Bill erzählen."

    "Gut ich erzähl es meiner Mutter."

    Beide verließen das Zimmer. Vor Bills Zimmer angekommen klopfte Lea ziemlich heftig an die Tür. Sie war froh, dass sie sich mit Tom einigen konnte.

    "Komm rein" , kam es aus Bills Zimmer.

    "Bill, wir haben einen Namen für die Kleine! " sprudelte es aus Lea, als sie ins Zimmer kam.

    "Das ist ja toll. Hätte nicht gedacht, dass ihr euch einigen könnt. Wie soll sie denn jetzt heißen?"

    "Leonie."

    "Leonie. Gefällt mir wirklich gut! Setz dich doch kurz."

    Lea setzte sich auf Bills Sofa und er setzte sich zu ihr."

    "Ich freu mich so, dass wir endlich einen Namen gefunden haben....Aua!...und ich glaub die kleine Leonie freut sich auch."

    "Was? Strampelt sie?"

    "Klar. Das ist ein total ulkiges Gefühl."

    "Kann man das fühlen?"

    "Ja klar." antwortete Lea erneut.

    "Das ist ja krass. Darf ich mal fühlen?"

    "Natürlich. Gerade ist sie echt aktiv."

    Tom war mit dem Gespräch mit Siemone schon fertig. Ihr gefiel der Name auch. Als er die Stimmen in Bills Zimmer hörte, ging er zu ihm rüber, hielt aber inne, als er sah was die Beiden da machten.

    "Wie süß, das srampelt ja wirklich."

    Tom konnte es nicht fassen. Da saß sein Bruder mit Lea auf dem Sofa und streichelte ihren Bauch. So sollte das aber irgendwie nicht sein. Ohne ein Wort zu sagen, ging Tom in sein Zimmer. Lea und Bill hatten nichts bemerkt.

    Nach einer etwas längeren, lustigen Unterhaltung mit Bill beschloss Lea schließlich wieder zu Tom zu gehen.

    Der saß in seinem Zimmer und hörte Musik. Das tat er so laut, dass er nicht mal hörte wie Lea in sein Zimmer kam. Er bekam nicht mal mit, dass sie ihn ansprach. Schließlich reichte es Lea und sie stellte die Musik leiser.

    "Hey was soll das?" drehte sich Tom um und er sah irgendwie schlecht gelaunt aus.

    "Ich hab dich angesprochen und du hast nicht reagiert. Was hätte ich da sonst machen sollen?!"

    "Auf jeden Fall nicht die Musik leiser stellen. Was gibt es denn?"

    "Nichts, ich wollte einfach mit dir reden."

    "Aha."

    "Warum bist du denn auf einmal so komisch. Eben war doch noch alles gut."

    "Es ist immer noch alles gut."

    "Aber...?"

    "Nichts aber.." , sagte Tom und setzte sich zu Lea.

    "Sag mal, strampelt die Kleine eigentlich ab und zu?"

    Tom sagte das, ohne Lea dabei anzuschauen. Schüchtern starrte er auf den Boden. Irgendwie schämte er sich ja für seine Eifersucht und für die Frage."

    "Ja klar. Als ich eben bei Bill war, da war Leonie ziemlich aktiv."

    "Ja das hab ich wohl mitgekriegt. " murmelte Tom so leise, dass Lea es fast nicht gehört hätte."

    "Ach daher weht der Wind."

    "Ich weiß nicht was du meinst."

    "Ich muss dich aber leider enttäuschen. Im Moment schläft sie glaub ich, aber ich sag dir auf jeden Fall bescheid wenn sich wieder bewegt."

    "Ok."

    Im nächsten Moment hatte Tom auch gleich ein Kissen im Gesicht.

    "...und jetzt hör auf zu Muckeln, du Muckelbirne! Man könnte ja denken, du bist gar nicht so ein cooler Checker." lachte Lea.

    Dafür hatte dann auch Lea ein Kissen im Gesicht, worauf hin sie anfing Tom schrecklich zu kitzeln.

    "Lea....bitte....." , keuchte Tom.

    "Bitte hör auf."

    Als Lea von ihm abließ, trafen sich ihre Blicke just in diesem Moment. Es war unter keinen Umständen ein peinliches Angaffen. Sie konnten einfach ihre Blicke nicht voneinander lösen und lächelten sich an. Tom keuchte immer noch vor sich hin, doch als seine Atmung sich langsam beruhigte, passierte das, was sie wohl beide nicht für möglich hielten.

    Lea und Tom bewegten sich aufeinander zu.


    Kapitel 31


    Doch soweit kam es nicht.

    Wohlmöglich hätte nicht einmal ein Haar zwischen die Beiden gepasst. Jeder spürte schon den Atem des anderen auf seinen Lippen. Doch irgendwas hielt Lea und Tom davon ab. Es war nicht einer von ihnen, der sich im letzten Augenblick dem Verlangen den anderen zu küssen entzog. Ja man könnte sagen, dass sie gleichzeitig ruckartig auf Abstand gingen.

    Verlegen schauten sie sich an, unfähig auch nur einen Ton rauszubringen. Beide waren viel zu geschockt von sich und wie weit sie den jeweils anderen an sich rangelassen hatten, wo sie sich doch eigentlich gar nicht wirklich grün waren.

    "Ich...", stammelte Lea vor sich hin und es war ihr fürchterlich peinlich, dass sie kein Wort herausbrachte. Sie musste sich doch nur einfach eine blöde Ausrede einfallen lassen, damit sie umgehend aus dem Zimmer laufen konnte. Warum fiel ihr bloß in diesem Moment nichts Gescheites ein?

    Zum Glück hatte sie Tom, der nach ebenfalls anfänglicher Lippenlähmung endlich einen Satz rausbrachte.

    "Ich....muss noch mal weg. Zu....einem Kumpel."

    Die Ausrede war vielleicht nicht besonders einfallsreich, aber sie erfüllte ihren Zweck und nachdem Tom sie fast auf dem Weg zur Haustür überschlug, ging Lea schnurstracks zurück in ihr Zimmer.

    Wenn die ganze Situation gerade nicht so unglaublich verwirrend und peinlich gewesen wäre, hätte sie vielleicht sogar die Chance gehabt wieder zu Atmen, oder sich zumindest ruhig auf ihr Bett zu setzen, doch unter diesen Umständen lief sie wie ein aufgescheuchtes Huhn durch ihr Zimmer.

    Was war das gerade?

    Wollte sie wirklich gerade Tom küssen?

    Wollte Tom sie küssen?

    War es die Situation oder Tom?

    "Situation oder Tom, Situation oder Tom? Situation plus Tom?"

    "Lea, alles in Ordnung?"

    Sie hatte nicht gemerkt, dass Bill in ihr Zimmer gekommen war und erschrak, als er sie auf einmal von hinten antippte.

    "Jaja alles in Ordnung, wieso?"

    Lea hatte schreckliche Angst, dass Bill ihr Gespräch mit sich selber mitgekriegt hatte und das schlimmste war wohl, dass man es ihr anmerkte.

    "Na weil du so vor dich hin gebrabbelt hast und Tom wie ein Irrer aus dem Haus gerannt ist."

    "Ne ist alles in Ordnung. Wirklich!" versuchte sie ihm glaubhaft zu vermitteln.

    "Na...ok...es gibt Essen. Kommst du runter?"

    "Klar."

    Lea war Bill dankbar, dass er nicht weiter fragte, obwohl man ihm ansah, dass er ihr nicht so ganz glaubte.

    In Gedanken versunken stocherte Lea in ihrem Essen herum. Das blieb auch bei Siemone nicht unbemerkt.

    "Schmeckt es dir nicht, Lea?"

    "Doch doch, schmeckt super."

    "Stimmt irgendwas nicht?"

    Lea fühlte sich geschmeichelt von Siemones Interesse, aber sie konnte ihr schlecht sagen, dass sie verwirrt war, weil sie ihren Sohn gerade fast geküsst hätte, also bemühte Lea sich so glücklich aussehend wie möglich ihr Essen in den Mund zu stopfen. Siemone verwickelte sie dann auch kurz darauf in ein Gespräch, was sie sogar zeitweise ablenkte.

    Lea verabschiedete sich an diesem Abend auch schon recht früh. Sie hatte keine besondere Lust Tom über den Weg zu laufen. Bill konnte sie allerdings noch dazu überreden mit ihm einen Film in seinem Zimmer zu gucken.

    Gegen 23 Uhr legte sie sich dann ins Bett. Tom war immer noch nicht da und das war auch gut so, dann musste sie ihn zumindest heute nicht mehr sehen.

    Gut schlief Lea an diesem Abend nicht. Andauernd wälzte sie sich von einer auf die andere Seite. Warum ließ sie die Situation mit Tom nicht los? Irgendwann schlief sie dann doch ein, nur um dann schon um 8 Uhr morgens wieder aufzuwachen.

    Sie konnte nicht mehr schlafen, aber jemand anderem ging es ähnlich.

    Als Lea noch völlig verschlafen ins Bad tapste, dachte sie alle anderen im Haus würden noch schlafen und wenn nicht Siemone, dann zumindest die Zwillinge.

    Doch Siemone schlief noch und als sie ins Bad ging und sah wer da an ihrer Stelle nicht mehr schlief, war Lea augenblicklich hellwach.

    "Oh...tschuldigung", murmelte Lea verlegen.

    "Kein Problem. Komm ruhig rein. Ich putz ja nur Zähne." , lächelte Tom ihr entgegen.

    Was war denn auf einmal mit dem los? Gestern konnte er gar nicht schnell genug aus dem Haus kommen und jetzt lud er Lea in aller Hergottsfrühe zum gemeinsamen Zähneputzen ein.

    Langsam trat Lea vor zum Wachbecken und putzte sich ebenfalls die Zähne. Es war schon ein komischer Anblick, die Beiden. Obwohl Lea ja zugeben musste, dass Tom so verschlafen und nur mit einem XXL-T-Shirt und einer Boxershorts bekleidet, gar nicht so schlecht aussah. Im Gegensatz zu ihr. Der Zopf auf halb acht, Schlabber-Shirt, der Out-of-Bed-Look war nun wirklich nicht ihrer.

    Als sie schließlich ihr Gesicht wusch und Tom gerade das Badezimmer verlassen wollte, verspürte sie einen harten Tritt.

    "Tom warte!" rief Lea ihm mit schmerzverzerrtem Gesicht zu.

    "Ja?"

    "Leonie ist wach." erzählte sie ihm und ihr Gesicht entspannte sich augenblicklich wieder.

    Tom wusste nicht wirklich was mit ihrer Aussage anzufangen, da er immer noch nicht wirklich wach war.

    "Ja, willst du jetzt mal fühlen?"

    "Oh....ja klar."

    Tom schloss die Badezimmertür hinter sich und machte einen Schritt auf Lea zu.

    Behutsam, fast schon ängstlich, legte Tom seine Hand auf Leas Bauch.

    "Krass, die Kleine strampelt ja wirklich!"

    "Ja was dachtest du denn."

    Und da war er wieder. Dieser Blick.

    Der gleiche Blick wie gestern, nur in einer anderen Situation, viel intimer.

    ...und diesmal sollte es nicht nur beim Versuch bleiben.

    Augenblicklich zog Tom Lea in eine stürmische Umarmung und dann passierte es. Sie küssten sich. Keiner machte den ersten Schritt. Es passierte einfach.

    Erst zaghaft. Dann stürmischer.

    Der Kuss dauerte immer länger und irgendwann im Eifer des Gefechts, fing Lea an, Tom unter das T-Shirt zu gehen, doch statt es ihr gleich zu tun, zuckte er zusammen und wich einen Schritt zurück.

    "Lea, das geht nicht." Sagte Tom entschuldigend und wich ihrem Blick aus.

    Ohne sie noch einmal anzuschauen drehte er sich um und lief aus dem Bad.

    Diesmal rannte er nicht, diesmal ging er, ganz langsam, ließ eine von sich selber überraschte Lea zurück.

    Was hatte sie getan?


    Kapitel 32


    Lea stand noch eine halbe Ewigkeit vollkommen verwirrt im Badezimmer und starrte auf die offene Tür, durch die Tom eben verschwunden war.

    Was zum Teufel war da gerade passiert? Hatten sie sich wirklich geküsst, oder hatte sie das alles nur geträumt? Hatten sie es wirklich beide gewollt? Und hatte sie Tom tatsächlich angetatscht? Hatte SIE IHN angetatscht und war ihm unter sein Shirt gegangen?

    Lea schämte sich, dass sie es hatte überhaupt so weit kommen lassen. Irgendwie wollte sie es ja auch. Als Tom seine Hand auf ihren Bauch legte und die Kleine strampelte. Das war so ein unheimlich intimer Moment. Ganz anders als gestern, als Bill gefühlt hatte. Mit Bill war es auch irgendwie intim gewesen, aber Tom war nun mal der Vater.

    Irgendwann konnte Lea sich dann auch wieder bewegen und ging zurück in ihr Zimmer. Da wäre sie auch am liebsten geblieben, denn eigentlich wollte sie Tom nie wieder sehen. Es war so furchtbar peinlich.

    Doch dann beschloss Lea, dass Tom es schließlich auch wollte – bis zu einem gewissen Punkt zumindest – und er sich mindestens genau so schämen müsste wie sie. Na gut, ER wollte sie nicht im Bad vernaschen…sie hätte es vielleicht…nein, das war Quatsch!

    Lea schlich also langsam in die Küche, wo sie auf Siemone traf, die mittlerweile auch wach war.

    „Guten Morgen, Lea“, begrüßte sie sie. „Was sind denn heute alle schon so früh wach? Tom ist mir eben auch schon begegnet.“

    „Weiß auch nicht. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Die kleine Leonie ist auch schon topfit und meinte, ich müsse auch nicht mehr schlafen.“

    „Ich finde es übrigens toll, dass ihr euch beide auf einen Namen einigen konntet. Leonie ist ein super schöner Name.“

    „Danke. Ich find’s auch gut, dass wir das zusammen regeln konnten.“

    „Jetzt müsst ihr euch nur noch darüber einig werden, ob Tom bei der Geburt dabei sein soll“, sagte Siemone ernst.

    „Nein. Also ich denke nicht, dass er…dass ich…dass WIR das wollen. Ich mein…wir sind ja kein Paar oder so und ich glaube, das wäre schon irgendwie komisch. Außerdem ist so ne Geburt ja auch nicht gerade was Angenehmes. Nicht dass Tom sein Leben lang traumatisiert ist.“

    „Er ist alt genug um Sex zu haben, dann ist er auch alt genug, um bei der Geburt dabei zu sein.“

    „Ich weiß nicht.“

    In dem Moment kam Tom die Treppe runter, blieb aber im Flur stehen, als er Stimmen aus der Küche hörte. Er wollte sich gerade wieder nach oben verziehen, als Siemone plötzlich rief:

    „Tom, komm mal her. Wir haben noch was zu klären.“

    Widerwillig betrat Tom also doch die Küche.

    „Was ist denn?“ fragte er, ohne Lea dabei anzusehen.

    „Es geht noch mal um die Krankenhaussache. Ob du dabei bist oder nicht.“

    „Ich hab doch schon gesagt, dass ich da Termine habe. Und die kann ich nicht einfach absagen.“

    „Aber du kannst es versuchen.“

    „Ja. Vielleicht.“

    „Ich versteh dich nicht, Tom. Du willst die Kleine doch sicher zumindest mal sehen, oder nicht?!“

    „Schon, aber…“

    „Nix aber. Kümmer dich darum!“

    „Aber…“

    „Siemone, wenn er doch nicht will.“

    „Verdammt noch mal,“ keifte Tom plötzlich drauf los. „Ich hab nie behauptet, dass ich nicht will. Aber falls es euch entgangen ist: Ich bin eigentlich ununterbrochen mit Tokio Hotel unterwegs.“

    „Schrei hier nicht so rum!“ fuhr Siemone ihn an.

    „Muss ich doch, wenn ihr es nicht raffen wollt“, sagte Tom patzig und stapfte aus der Küche.


    Kapitel 33


    Lea wurde aus Tom nicht schlau. Einmal war er komplett abweisend, dann eifersüchtig, weil Bill ihren Bauch gefühlt hatte und er nicht und jetzt tat er wieder mal so, als sei ihm alles völlig egal.

    Na ja, sie hatten sich auch gerade erst geküsst, was nun beim besten Willen nicht geplant war und sie wohl auch beide ziemlich verwirrt hatte, aber sie mussten an die Kleine denken und lernen, ihre persönlichen Zankereien hinten anzustellen.

    Und deshalb klopfte Lea zwei Minuten später auch an Toms Tür.

    „Ja?“ hörte sie ihn rufen.

    Lea öffnete die Tür und trat ein.

    „Was willst du?“ fragte Tom, der auf seinem Bett lag und Fernseh schaute.

    „Mit dir reden“, sagte Lea so selbstsicher wie möglich.

    Die Tatsache, dass sie sich gerade erst geküsst hatten, machte es wirklich nicht leichter. Aber es musste sein.

    „Worüber willst du reden?“

    „Über vorhin“, sagte Lea jetzt schon wieder ein wenig unsicherer.

    „Ich werd schauen, was sich machen lässt“, antwortete Tom genervt.

    „Das meine ich nicht. Also nicht nur…“

    Tom schaute Lea an.

    „Tom, wir…wir müssen an die Kleine denken. Das zwischen uns…das war Sex. Wir…“

    Lea suchte die passenden Worte.

    „Ich weiß auch nicht, was das vorhin im Bad war, aber wir…die Keine hat Priorität und ich will nicht, dass du dich zurückziehst, weil es zwischen uns nicht so perfekt läuft.“

    „Das stimmt schon“, gab Tom zu. „Aber ich…für mich ist das auch nicht leicht.“

    „Das weiß ich doch. Und es tut mir auch leid, dass es so gelaufen ist. Aber...wir müssen jetzt lernen, damit klar zu kommen.“

    „Ja.“

    „Also ist alles okay?“ fragte Lea vorsichtig.

    „Ja. Alles okay.“

    Lea machte sich schon wieder auf den Weg zur Tür, als sie sich noch mal umdrehte.

    „Tom, wenn du…du musst nicht nach Köln kommen. Ich kann verstehen, wenn dir das alles zu viel wird. Ich weiß ja selbst nicht, ob ich es will, dass du dabei bist.“

    „Ich hab nie behauptet, dass es mir zu viel wird. Aber ich kann das nicht allein entscheiden.“

    Lea nickte nur und verließ dann Toms Zimmer.

    Sie war sich immer noch nicht sicher, ob Tom ihr im Bezug auf die Geburt die Wahrheit sagte. Auf der einen Seite wusste sie ja, dass er mit Tokio Hotel verdammt viele Termine hatte und nicht einfach mal eben ne Woche frei machen konnte, aber auf der anderen Seite konnte sie auch nicht einschätzen, ob er Tokio Hotel nicht auch vorschob, um sich aus der Affäre zu ziehen.


    Als Lea gerade in ihrem Zimmer saß und Alina eine SMS schrieb, klopfte Bill an die Tür.

    „Was machst du gerade?“ wollte er von ihr wissen.

    „Nichts Besonderes.“

    „Das trifft sich gut. Ich brauch dich nämlich.“

    „Wofür?“

    „Zum Waffeln backen!“ rief Bill erfreut aus.

    „Du willst Waffeln backen?“

    „Ja und zwar mit dir. Meine Mum hat Teig gemacht und ich hab da gerade so dermaßen Hunger drauf. Waffeln und ein Glas Schwip Schwap.“

    „Ja geil. Da bin ich dabei. Wenn Schwip Schwap auch am Start ist.“

    „Natürlich ist Schwip Schwap auch am Start. Schwip Schwap ist immer am Start.“

    Und so liefen die beiden in die Küche und fingen an Waffeln zu backen.

    „Isch lübe Waffaln“, schmatzte Bill, der sich gerade die 4. Waffel in den Mund stopfte.

    „Ich weiß. Hab ich irgendwo mal gelesen. Dass ihr immer nen Waffeleisen im Catering haben wollt.“

    „Ja, das ist definitiv mal eine Sache, die 100% stimmt.“

    „Waffeln sind aber auch einfach zu göttlich. Und der Teig von deiner Mum ist auch echt genial.“

    „Ja.“

    Lea und Bill stopften noch eine Weile Waffeln in sich rein, als Lea plötzlich sagte:

    „So. Jetzt brauch ich noch was Herzhaftes.“

    „Was?“ rief Bill verwundert aus. „Ach ja…du bist ja schwanger.“

    „Genau. Ich darf pervers und ekelig sein“, lachte Lea und stapfte zum Kühlschrank.

    „Wie geil ist das denn?“ rief sie plötzlich entzückt aus.

    „Was?“

    „Ihr habt den geilen Kartoffelsalat vom Penny.“

    „Den kennst du?“

    „Na klar kenn ich den! Wer Schwip Schwap kennt, kennt auch den Kartoffelsalat vom Penny.“

    „Zumindest was das Essen und Trinken angeht, sind wir definitiv seelenverwandt.“

    „Wer ist seelenverwandt?“ hörten sie auf einmal Tom fragen, der gerade in die Küche kam.

    „Lea und ich.“

    „Aha. Na das ist ja gut zu wissen“, sagte Tom ironisch.

    „Nur was das Essen und Trinken angeht“, stellte Lea klar.

    „Was macht ihr hier eigentlich?“

    „Wir essen.“

    „Na das seh ich. Aber vor allem habt ihr Waffeln gemacht und das ohne mich“, sagte Tom eingeschnappt. „Ihr hättet mich ja wenigstens mal fragen können, ob ich auch welche will.“

    „Nö. Hab ich mit Absicht nicht gemacht, weil ich wusste, dass du uns dann alles wegfrisst.“

    „Na danke auch“, sagte Tom und holte sich was zu trinken aus dem Kühlschrank.

    „Ich glaube mein Handy klingelt“, sagte Lea plötzlich und lief schnell zur Tür raus in Richtung Gästezimmer.

    „Kannst du mir mal erklären was das soll?“ fauchte Tom seinen Bruder an.

    „Was soll was?“ fragte Bill zurück.

    „Warum backst du mit Lea Waffeln?“

    „Weil Mama Teig gemacht hat und ich Hunger auf Waffeln hatte.“

    „Ja klar. Ey dein ganzes tuntiges Geschwafel von wegen Schwip Schwap und seelenverwandt und so ne Scheiße…“

    „Sag mal, spinnst du?“

    „Nee, ich glaub eher, du spinnst! Lea ist von MIR schwanger und wenn du nicht die Finger von ihr lässt, knallt’s!“

    „Ach sie ist von DIR schwanger? Das sind ja ganz neue Töne“, reizte Bill Tom.

    „Na zumindest bist DU nicht der Vater.“

    „Ja und DU bist nicht mit ihr zusammen.“

    „Was willst du damit sagen?“ keifte Tom.

    „Nichts will ich damit sagen. Außer, dass ihr nicht zusammen seid.“

    „Bill ich warne dich! Noch einmal diese schwuchtelige Schwip Schwap Waffel back Getue und es passiert was.“

    „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich Angst vor dir habe?“ amüsierte sich Bill über seinen Bruder.

    „Solltest du aber“, beendete Tom das Gespräch.


    Kapitel 34


    Mit einem lauten Knall schlug Tom seine Zimmertür zu.

    Er wusste selber nicht was gerade in ihn gefahren war, als er Bill wegen Lea so anmachte. Er hatte ihn regelrecht bedroht und das nur, weil die Beiden Waffeln aßen.
    Wieso verteidigte er vehement dass er der Vater von Leas Kind ist? Gefühle für Lea hatte er jedenfalls keine. Das stand fest, auch wenn sie sich geküsst hatten. Es war ein Ausrutscher, eine Gefühlduseligkeit von beiden Seiten.

    Aber er konnte jetzt nicht wieder runter zu Bill gehen und sich entschuldigen und irgendwie war ja auch immer noch sauer und das nicht zu knapp. Auch wenn es bescheuert war, aber Bill sollte sich gefälligst etwas zurücknehmen!

    Tom beschloss aber es erstmal dabei zu belassen. Alles andere würde jetzt eh zu nichts führen, also setzte er sich auf das Sofa und schaute Fern.

    Tom verließ sein Zimmer den ganzen Tag nicht mehr und abends bekamen Lea und Bill ihn auch nicht mehr zu Gesicht.

    So recht wusste Lea nicht warum er sich nicht blicken ließ, ob immer noch eingeschnappt war, dass Bill und sie ohne ihn Waffeln aßen, oder ob er ihr einfach nach dem Kuss so gut wie möglich aus dem Weg gehen wollte. Von dem Gespräch zwischen Bill und Tom hatte sie schließlich nichts mitbekommen und Bill hüllte sich in Schweigen.

    Ihren letzten Abend verbrachte Lea dann mit Bill und Siemone im Wohnzimmer. Sie hatte echt Spaß mit den Beiden und Tom konnte, wenn es nach ihr ginge, in seinem Zimmer schmollen bis er schwarz wurde.

    "Lea wann musst du Morgen eigentlich losfahren?" fragte sie Siemone.

    "Ich werde, denk ich, gleich nach dem Frühstück losfahren. Ich muss ja auch am nächsten Tag wieder in die Schule."

    "Gut, dann frühstücken wir noch schön zusammen und dann fährst du."

    Lea nickte. Sie verstand sich echt gut mit Siemone, aber sie musste auch die letzten Tage an ihre Eltern denken. Warum konnten sie nicht so damit umgehen wie Siemone? Aber es wurde Zeit, dass sie noch mal mit ihren Eltern redet und das würde sie auch machen wenn sie wieder in Köln war.

    Am nächsten Morgen fuhr Lea wirklich direkt nach dem Frühstück, sie freute sich auch schon total darauf Alina wieder zu sehen und ihr alles vom Wochenende zu erzählen.

    Allerdings hätte sie nicht gedacht, dass ihr der Abschied von Bill und Siemone so schwer fallen würde. Sie hatten sich so toll um Lea gekümmert und haben ihr dadurch sehr viel Halt gegeben. Man merkte, dass Bill und Siemone auch traurig waren, dass Lea schon fahren musste, aber Tom und Bill müssten ja auch wieder mit Tokio Hotel los und sie müsste sich wieder um ihr Abi kümmern. Lea verbschiedete sich sehr herzlich von den Beiden.

    Ja und Tom?!

    Tom kam sogar auch kurz die Treppe runtergeschlürft um ihr eine mehr oder weniger kalte Umarmung und ein leises "Tschüss" auf den Weg mitzugeben.

    Lea war nicht wirklich von dieser Reaktion enttäuscht. Sie hatte damit gerechnet. Enttäuscht war sie nur von ihrem Verhältnis. Manchmal schien es so, als würden sie die richtige Richtung einschlagen und sich sogar annähern, doch immer wenn sie sich zu sehr annäherten, lag danach alles in Scherben.

    Lea beschloss, dass sie und Tom sich nie mehr so nah wie im Badezimmer kommen dürften. Es würde nur immer wieder zu einer Verwirrung und gegenseitigem Aus-dem-Weg-gehen kommen.

    Lea kam die Fahrt wie eine halbe Ewigkeit vor. Von den CD's die sie mithatte, hatte sie mindestens jede schon 2 Mal durchgehört. Sie war heilfroh, als sie schließlich vor Alinas Haustür zum Stehen kam.

    "Hey Süße. Schön, dass du wieder da bist."

    Alina half Lea mit ihrem Gepäck, dann setzten sich die Freundinnen erstmal ins Wohnzimmer. Alina hatte eine Kleinigkeit zu essen für Lea gemacht.

    "Du bist so still. Erzähl doch mal, wie wars in Loitsche?"

    "Ach, ich bin nur kaputt von der Fahrt. War gut da..." , antwortete Lea erschöpft.

    "Gut?!...ähm und weiter?" , hakte Alina gleich nach.

    "Ja, also mit Siemone hab ich mich echt klasse verstanden. Sie hat sich toll um mich gekümmert, das hätte ich nicht gedacht. Mit Bill war es auch so. Er und ich sind total auf einer Wellenlänge. Ich war echt positiv überrascht von dem Wochenende."

    "Fehlt da nicht noch jemand? Rein zufällig....der Vater deines Kindes?" , fragte Alina mit einem ironischen Unterton an.

    "Ach der...."

    "Komm erzähl..."

    "Es waren halt immer so Höhen und Tiefen mit ihm. Mal haben wir uns wirklich ganz gut verstanden und uns angenährt und ich dachte wirklich, dass er doch nicht so ein schlechter Kerl ist, aber immer wenn wir uns zu sehr angenährt haben, dann war danach wieder alles kaputt und wir sind uns aus dem Weg gegangen. Ich hab kein Bock mehr auf dieses ewige Hin und Her."

    "Warte mal. Wie "zu sehr" angenährt?!"

    "Alina, versprich mir, dass du nicht ausrastest wenn ich dir das jetzt erzähle."

    "Ja ist ja gut, versprech ich dir und jetzt raus damit!"

    "Er und ich haben uns geküsst. Also, ich weiß auch nicht, er war so niedlich und eifersüchtig auf Bill, weil der ja meinen Bauch angefasst hat und dann hab ich...."

    "Stop! Das geht mir jetzt ein bisschen zu schnell. Bill hat deinen Bauch angefasst und hääh? Dann habt ihr euch geküsst??"

    "Würdest du mich ausreden lassen, dann könnte ich es dir erklären."

    "Also....ich war bei Bill im Zimmer und die Kleine hat gestrampelt und da hab ich ihn mal fühlen lassen und Tom hat das gesehen und war eifersüchtig. Ich fand das irgendwie niedlich und dann haben wir uns das erste Mal fast geküsst. Am nächsten Morgen hat Leonie dann noch mal....."

    "Wer ist denn Leonie? Die Kleine? Habt ihr jetzt einen Namen gefunden?"

    "Jaja haben wir, aber jetzt lass mich gefälligst mal ausreden." sagte Lea genervt.

    "Ok, Ok. Ist ja gut."

    "Ich war am nächsten Morgen im Bad und Tom war da auch und dann hat Leonie noch mal gestrampelt und da hab ihm gesagt, dass er jetzt auch mal fühlen könnte. Alina, ich weiß nicht, aber das war so ein intimer Moment und da ist es halt passiert. Wir haben uns geküsst und dann bin ich sogar soweit gegangen, dass ich ihm an die Wäsche bin..."

    "Bitte?! Du bist ihm an die Wäsche? Hui Lea, ich hab ja gesagt, dass da noch einiges geht, aber das du gleich so rangehst..." , grinste Alina sie an.

    "Haha, sehr witzig. Wir haben uns einfach von diesem Augenblick mitreißen lassen. Es war falsch und naja er ist dann ja auch einfach abgehauen und meinte, dass das nicht gehen würde."

    "Quatsch, der Oberstecher ist flüchten gegangen? Das lag aber wenn nur daran, dass er nicht so angetan von dicken Bäuchen mit Kindern drin ist."

    Lea boxte Alina kräftig in die Seite, dann mussten beide lachen, aber Lea verstummte darauf hin und wurde plötzlich wieder ernst.

    "Naja, hätte er nicht aufgehört, dann hätte ich irgendwann aufgehört."

    "Hättest du das wirklich?"

    "Ja ganz sicher! Tom und ich - das geht einfach nicht. Ich habe auf jeden Fall beschlossen, dass wir uns nie wieder in die Richtung annähern werden und ich denke Tom sieht das genauso. Das führt zu nichts und stiftet nur Verwirrung."

    "Na wenn du meinst."

    "Ich leg mich erstmal noch ein bisschen hin, ich hab später noch eine Routineuntersuchung."

    "Ok, mach das."

    Mit diesen Worten verabschiedete Lea sich von ihrer Freundin und ging ins Schlafzimmer.


    Kapitel 35


    Besonders lange konnte Lea nicht mehr schlafen, da sie ja auch noch den Termin beim Arzt hatte. Den hätte sie in Loitsche fast vergessen, aber als sie wieder in Köln war, fiel es ihr ein.

    Eine halbe Stunde vor dem Termin raffte sie sich schließlich auf, machte sich kurz frisch und fuhr los.

    Der Arzttermin verlief ganz normal, außer das irgendwann zwischendurch ihr Handy klingelte. Sie hatte es nicht auf lautlos gestellt. Der Arzt fand das zum Glück überhaupt nicht schlimm und ließ sie kurz telefonieren.

    "Hallo?"

    "Ja...hier ist Tom."

    Lea konnte mit der Tatsache, dass Tom sie gerade anrief überhaupt nichts anfangen und sie hatte auch keine Zeit um länger darüber nachzudenken, Tom hatte sich schließlich einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht um sie anzurufen.

    "Du, ich habe gerade gar keine Zeit. Ich bin beim Arzt."

    "Was? Ist irgendwas mit der Kleinen?" fragte Tom völlig besorgt.

    "Nein, mit der Kleinen ist nichts. Das ist nur eine Routineuntersuchung, trotzdem kann ich hier nicht stundenlang telefonieren."

    "Puuh, dann bin ich ja beruhigt. Aber wenn was mit der Kleinen wäre, dann würdest du mir doch bescheid sagen, oder?"

    "Klar würde ich das! Was wolltest du denn jetzt?"

    "Ach nicht so wichtig."

    "Na jetzt kannst du es auch sagen."

    "Ich wollte nur sagen, dass mir das leid tut, wie das am Wochenende wieder gelaufen ist."

    "Das "wieder" trifft es haargenau. Tom, ich habe keine Lust mehr auf dieses ständige Auf und Ab und warum sagst mir nicht mal, dass es dir leid tut wenn ich vor dir stehe?"

    "Jetzt mach mich doch nicht so an, ich hab es doch nur gut gemeint." , motzte Tom sie an.

    "Motz mich nicht so an, nur weil ich dir nicht gleich wieder um den Hals falle. Lass uns wann anders noch mal darüber reden. Jetzt ist es ungünstig.

    "Wenn du meinst. Dann...tschüss.."

    Klack.

    Was war das eben? Lea wurde aus diesem Typen nicht schlau. Erst will er sich entschuldigen und dann motzt er sie in einem Atemzug mit der Entschuldigung wieder an, aber wirklich böse sein konnte sie ihm in diesem Moment gar nicht. Es war einfach zu süß, wie er sich Sorgen um die Kleine gemacht hatte. Er hatte sich wirklich gerade für Leonie interessiert und genau aus diesem Grund würde Lea ihre persönlichen Differenzen mit ihm erstmal auf Eis legen und sich darum bemühen, dass er ein gutes Verhältnis zu seinem Kind aufbauen würde. Sowieso, sollte sie sich jetzt eh wieder voll und ganz ihrem Abi widmen. Danach könnte sie immer noch alles mit Tom klären.

    "Das war Tom." erzählte Lea ihrem Arzt und setzte sich zurück auf den Stuhl.

    "Das habe ich mir fast gedacht. Der Junge Herr schien mir neulich in der Arztpraxis noch etwas überfordert mit der Situation, aber sie beide schaffen das schon, da bin ich mir sicher. Sie passen gut zusammen."

    Gequält nickte Lea ihm zu. Wieso musste nach Alina jetzt auch noch ihr Arzt sagen, dass sie und Tom gut zusammen passen?

    Sie und Tom, dass passte so wenig wie Eis mit Würstchen, so was passt nur wenn man schwanger ist und das war wohl auch der Schlüssel zu allem, diese ganzen Annäherungen basierten einzig und allein auf der Schwangerschaft. Ein verzweifelter Versuch miteinander klarzukommen.

    "Frau Falk? Sie können dann gehen" , riss sie ihr Arzt aus ihren Eis-mit-Würstchen-Gedanken.

    Noch etwas abwesend verließ Lea die Arztpraxis und machte sich auf den Weg zu Alina.

    Sie würde in den nächsten Tagen noch einiges zu tun haben. An erster Stelle stand das Abi, dann hatte sie sich noch ein Gespräch mit ihren Eltern vorgenommen und zuletzt würde sie zumindest für die nächsten 2 Wochen Tom aus ihren Gedanken verbannen.


    Kapitel 36


    Die Vorbereitung auf das Abi lief erstaunlicherweise ziemlich gut. Lea hatte ja noch nie wirklich Probleme in der Schule gehabt, aber auch die Schwangerschaft erschwerte ihr das Lernen nicht erheblich. Klar, sie musste sich immer noch genug dumme Sprüche anhören und es verfolgten sie nach wie vor abwertende Blicke, aber es hielt sich in Grenzen und Lea kam auch immer besser damit klar. Sie konzentrierte sich nur noch auf sich und die kleine Leonie.

    Auch das Verhältnis zu ihren Eltern entspannte sich immer mehr. Ihre Mutter hatte sich in den letzten Tagen öfters bei ihr gemeldet, um sich nach ihr und der Kleinen zu erkundigen. Sie hatten sich einmal sogar zum gemeinsamen Shoppen getroffen und hatten Säckeweise Babysachen gekauft. Ihre Mutter hatte sie auch darum gebeten, wieder bei ihnen einzuziehen. Sie wollte nicht, dass sie mit der Kleinen im winzigen Gästezimmer von Alina hausen musste und vor allem redete sie Lea ins Gewissen, dass es besser wäre, wenn jemand da wäre, der sich mit Kindern auskennt und sich auch um die Kleine kümmern kann.

    Vor allem der letzte Punkt brachte Lea zum Nachdenken. Natürlich hatte sie sich in den letzten Wochen und Monaten alles über Kindererziehung reingezogen, was sie in die Finger bekommen konnte, aber sie und auch Alina hatten im Grunde genommen keinerlei praktische Erfahrung mit Kindern und schon gar nicht mit ein paar Tage alten Babys.

    Sie dachte ein paar Tage über das Gespräch mit ihrer Mutter nach und fragte auch Alina nach ihrer Meinung. Diese versicherte ihrer Freundin, dass sie jederzeit willkommen sein würde, sie es aber auch für keine schlechte Idee hielt, wenn sich Lea wieder mit ihren Eltern verstehen und ihre Hilfe annehmen würde.

    Und so beschloss Lea, dass sie wieder zu ihren Eltern ziehen würde. Zumindest auf einen Versuch wollte sie es ankommen lassen.


    „Hallo?“ rief Lea in ihr Handy.

    „Hi Lea. Hier ist Bill.“

    „Bill?! Hi. Das ist ja mal ne Überraschung.“

    „Ich hoffe eine positive?!“

    „Auf jeden Fall“, brüllte Lea zurück.

    „Sag mal. Wo bist du gerade? Bei dir scheint ja mächtig was los zu sein.“

    „Ja. Meine Mutter und ich waren so bescheuert und haben uns an nem Samstag ins Einkaufsgetümmel gestürmt.“

    „Oh. Na das war vielleicht wirklich nicht die beste Idee. Was kauft ihr denn Schönes?“

    „Ein Kinderzimmer.“

    „Echt?! Cool. Es ist ja aber auch schon bald soweit.“

    „Stimmt.“

    „Und biste schon aufgeregt?“ wollte Bill wissen.

    „Ja. Ein bisschen schon.“

    „Ach das wird schon“, versuchte Bill ihr Mut zu machen. „Ich bin aber auch schon total gespannt auf die Kleine.“

    „Sag mal, woher hast du eigentlich meine Nummer? Von Tom?“

    „Nee, mit Sicherheit nicht.“

    „Wie jetzt?“

    „Na als würde der mir freiwillig deine Nummer geben. Ich könnte dich ja hinter seinem Rücken anbaggern.“

    „Was?“

    „Ja. Er war doch schon eingeschnappt, als wir zusammen Waffeln gebacken haben.“

    „Echt?“

    „Ja. Der spinnt ein bisschen“, stellte Bill fest und fügte hinzu: „Ich hab die Nummer von meiner Mum.“

    „Ach. Cool. Grüß sie mal von mir.“

    „Mach ich.“

    „Bill, ich muss weiter. Hat mich gefreut, dass du angerufen hast.“

    „Hey, kein Problem. Mach’s gut, Lea und halt mich auf dem Laufenden.“

    „Klar. Tschüß Bill.“

    Lea freute sich über Bills Anruf. Sie hatte sich ja eigentlich schon immer ziemlich gut mit ihm verstanden. Zumindest immer besser als mit Tom. Aber dass er sie anrief fand sie echt total süß von ihm. Nicht erst einmal war ihr der Gedanke gekommen, dass Bill eigentlich der fürsorglichere und nettere Twin war. Aber er steckte ja auch nicht in Toms Haut und Lea musste auch eingestehen, dass sich ihr Verhältnis zu Tom auch schon um einiges gebessert hatte und er hatte sich schließlich auch schon von sich aus bei ihr gemeldet.

    Lea beschloss, sich auch mal wieder bei ihm zu melden. Sie rief ihn aber nicht an, sondern schrieb ihm eine SMS.

    #Hey Tom. Wollte mich nur mal wieder melden. Bei uns ist alles klar. Bin wieder zu meinen Eltern gezogen. Lea#

    Zu ihrem Erstaunen antwortete Tom keine fünf Minuten später.

    #Hey Lea. Du wohnst wieder bei deinen Eltern?! Ähm…ich wollte nächste Woche mal kurz vorbeikommen. Wir sind da nämlich in Köln. Hatte gehofft, wir könnten uns bei Alina treffen.#

    #Wir könnten uns sicher auch bei Alina treffen, aber früher oder später wirst du meine Eltern doch eh treffen. Außerdem ist, je nach dem wann du kommst, eh nur meine Mutter da.#

    #Ich meld mich noch mal bei dir wenn ich die genaue Uhrzeit weiß, okay?! Dann besprechen wir das noch mal genau.#

    #Mach das. Bis dann.#

    Lea war absolut erstaunt. Tom wollte vorbeikommen?! Na da war sie ja mal sehr gespannt. Irgendetwas sagte ihr, dass er sie nicht einfach nur so und ohne Grund besuchen kommen würde…


    Kapitel 37


    Wie von der Tarantel gestochen lief Lea nun seit knapp 1 Stunde durch das Haus. Solange war es ungefähr her, dass Tom sie angerufen hatte und ihr eröffnet hatte, dass er heute zwischendurch für 1-2 Stunden vorbeikommen würde.

    Es war das erste Lebenszeichen was er von sich gab, seitdem er ihr vor 2 Wochen die letzte SMS geschrieben hatte. Mittlerweile war auch wieder einiges passiert. Lea hatte erfolgreich ihr Abi gemacht, das Verhältnis zu ihren Eltern besserte sich von Tag zu Tag und bis zur Geburt war es nun wirklich nicht mehr lange hin.

    Lea fühlte sich in den letzten Tagen viel besser. Mit dem Abi fiel eine so große Last von ihr ab, dass sie sich nun voll und ganz auf die bevorstehende Geburt konzentrieren konnte.

    Doch jetzt war sie alles andere als entspannt. So recht wusste sie auch nicht warum. Es war doch schließlich nur Tom. Sicherlich, sie hatten sich lange nicht gesehen, aber vermisst hatte sie ihn auch nicht.

    Vielmehr machte sie wahrscheinlich der Gedanke nervös, dass Tom nicht ohne Grund zu ihr kommen würde. Was würde er ihr sagen? Was war so wichtig, dass er extra kurz vorbeikommen würde?

    Während Lea aufgeregt durch die Wohnung lief, erntete sie immer wieder ein paar komische Blicke von ihrer Mutter. Was sollte ihre Mutter auch davon halten, dass ihre Tochter, die vorher die Ruhe selbst war, jetzt wegen diesem Jungen, völlig aufgescheucht herumlief. Wahrscheinlich dachte sie jetzt, dass sie doch Liebeskummer wegen ihm hatte, aber das war Lea auch egal. Sollte sie denken was sie wollte, wichtig war nur was Tom von ihr zu sagen hatte.

    Als sie sich gerade ins Wohnzimmer setzen wollte um wenigstens ein bisschen zur Ruhe zu kommen, klingelte es auch schon an der Tür.

    Also drehte Lea auf dem Absatz um und hechtete regelrecht zur Tür.

    Ruckartig öffnete sie diese.

    "Hey." keuchte sie ihm entgegen.

    "Hey."

    Tom gab dem Fahrer des dunklen Vans noch ein Zeichen und betrat anschließend zügig den Flur.

    Ebenso ruckartig wie sie die Tür öffnete, ließ Lea sie auch wieder ins Schloss fallen.

    "Komm mit ins Wohnzimmer. Ich stelle dir meine Eltern vor."

    "Ähmm Lea...alles in Ordnung mit dir?"

    "Jaja, alles in Ordnung."

    Je näher die Beiden dem Wohnzimmer kamen, desto ruhiger und ernster wurde Lea wieder. Das war von Vorteil, denn hätte sie noch länger das aufgescheuchte Huhn imitiert, hätte sich Tom wohlmöglich noch ernsthaft Sorgen gemacht.

    Ihr Vater saß im Sessel und las Zeitung. Ihre Mutter kam gerade aus der Küche.

    "Hallo Tim." kam Leas Mutter freundlich auf die Beiden zu und Lea wäre angesichts der Tatsache, dass ihre Mutter Tom gerade Tim genannt hatte, am liebsten im Erdboden versunken.

    "Mama er heißt Tom!" keifte sie ihre Mutter daraufhin peinlich berührt an.

    "Ja, ich bin Tom, aber das ist schon okay." lächelte er Leas Mutter charmant an und reichte ihr die Hand.

    Lea sah am Blick ihrer Mutter, dass Tom sie augenblicklich um den Finger gewickelt hatte. Ja das konnte er. Erneut musste sie sich diese Tatsache eingestehen.

    Während sich Tom und Leas Mutter begrüßten wurde auch Leas Vater auf ihn aufmerksam, faltete die Zeitung zusammen, legte sie auf den Glastisch vor ihm und ging zu ihm rüber.

    "Hallo Tom. Ich bin Leas Vater. Ich kenne dich ja zumindest schon aus dem Fernsehen."

    Lea merkte, dass ihr Vater sich bemühte neutral mit Tom umzugehen, auch wenn das was er aus dem Fernsehen entnahm nicht wirklich seinen Idealen was den Vater seines Enkelkindes anging entsprach. Trotzdem hätte sie sich gewünscht, dass es vielleicht nicht ganz so streng geklungen hätte.

    Deutlich verschüchtert, aber doch immer noch gefasst, reichte Tom auch Leas Vater die Hand.

    "Ich freue mich sie kennen zu lernen, Herr Falk."

    Lea bekam gerade ernsthaft Angst, dass ihr Vater wohlmöglich noch Toms Hand zerquetschen könnte, also versuchte sie möglichst schnell mit Tom das Weite zu suchen.

    "Tom hat nicht so viel Zeit und wir wollten noch etwas besprechen. Wir gehen dann in mein Zimmer."

    Leas Vater löste seinen Handgriff, woraufhin Lea Tom hinter sich her zog.

    Der erste Schritt war gemacht. Nun kannte Tom auch ihre Eltern und das Beste war: Niemand kam dabei zu schaden.

    In ihrem Zimmer angekommen, setzte sie sich mit Tom auf ihr Sofa. Sie sah Tom an, dass er schon ein wenig nervös war. Immerhin war er zum ersten Mal bei ihr zu Hause. Er hatte ihre Eltern zum ersten Mal gesehen und ja…irgendwas stimmte nicht mit ihm. Er war einfach nicht so cool wie sonst.

    "Und, wer hat dich diesmal dazu überredet hier her zu kommen?" begann Lea das Gespräch und merkte dabei, dass sie es schon direkt wieder in die falsche Richtung lenkte.

    "Was? Wer soll mich überredet haben? Ich wollte was mit dir besprechen!" kam es bestimmt von Tom zurück.

    "Aha. Was mit mir besprechen?" sagte sie immer noch viel zu schnippisch.

    "Lea, was soll das jetzt schon wieder? Ich hab da echt keine Lust drauf. Ich mache mir extra die Mühe und komme hier her..."

    "Ach jetzt muss ich dir wohl wieder bis ans Lebensende dankbar sein, oder wie?"

    "So hat das doch keinen Sinn. Das Beste ist, ich fahr direkt wieder und wir beenden unser Gespräch, bevor es wieder mal eskaliert. Und du meldest dich einfach bei mir, wenn du wieder normal bist."

    "ICH soll wieder normal werden? Ich bin völlig normal! Du hast mir nur in der Vergangenheit gezeigt, dass du, was das Baby und mich angeht, nicht immer alles aus freien Stücken gemacht hast."

    Tom hörte die Enttäuschung in Leas Stimme, aber auch ihre Wut und sie machte ihn auch wütend mit dem was sie sagte. Sie hatte ihn noch nicht mal nach dem Grund gefragt warum er hier war und keifte ihn gleich an. Das konnte Tom nicht auf sich sitzen lassen. Er würde sich doch von ihr nicht zum Affen machen lassen.

    "Lea, so hat es echt keinen Sinn. Du lässt mich nicht mal sagen warum ich hier bin. Wenn du meinst, dass Bill oder meine Mutter mich geschickt haben, dann hast du dich getäuscht. Ich war eigentlich hier um dir zu sagen, dass ich mir um den ausgerechneten Termin eine Woche freigenommen habe."

    Als Tom diesen Satz ausgesprochen hatte, stand er auf und lief zur Tür. Ohne sich noch mal nach Lea umzudrehen, ging die Treppe runter und schloss schließlich die Haustür hinter sich.

    Lea war ihm, als sie sich wieder gefangen hatte, sogar noch hinterhergelaufen, aber er war schon weg. Sie sah nur noch den dunklen Van aus der Straße fahren.

    Das erste Mal, fühlte Lea sich, was Tom und sie anging, im Unrecht. Sie hatte ihm Unrecht getan, sie hatte sich diesmal kindisch verhalten und sie war es jetzt auch die ein schlechtes Gewissen hatte. Er war anscheinend doch nicht so schlecht wie sie dachte und deswegen müsste sie sich bei ihm entschuldigen.

    Geknickt von ihrem misslungenen Versuch Tom aufzuhalten, wollte Lea gerade wieder hoch in ihr Zimmer gehen, als ihre Mutter sie bat noch einmal kurz zu ihr in die Küche zu kommen.

    Schleppend langsam ging Lea zu ihrer Mutter. Sie hoffte nur, dass diese nichts von Toms Flucht mitbekommen hatte.

    "Ja?" fragte Lea gequält.

    "Der junge Mann war aber schnell wieder weg. Schade, ich fand ihn sehr nett."

    "Er musste schnell wieder los, weil sie heute noch Termine hatten."

    "Das ist aber nett, dass er dann trotzdem kurz vorbeigekommen ist."

    Ja das war nett und sie hatte nichts Besseres zu tun, als ihn anzumotzen.

    "Ja war es. Mama, ich bin ziemlich müde, ich leg mich noch einen Augenblick hin."

    "Ja, mach das Schatz. Es gibt aber bald Essen."

    Lea ging gerade durch die Tür, als ihre Mutter ihr noch etwas hinterher rief.

    "Lad ihn doch mal zum Essen ein. Ich würde mich freuen."

    "Ja, mal gucken."

    Dann ging sie hoch in ihr Zimmer.


    Kapitel 38


    Doch Tom ließ sie zappeln. Lea wählte immer wieder seine Nummer, aber er ging nicht an sein Handy. Und irgendwie konnte Lea ihn ja auch verstehen. Sie hatte ihn wirklich total unfair behandelt. Dabei wollte er ihr nur sagen, dass er sich eine Woche für sie freigenommen hatte. Das hätte sie nie von ihm gedacht. Nicht nach all dem, was in den letzten Wochen zwischen ihnen abgegangen war.

    Am nächsten Morgen erreichte sie ihn dann aber doch noch.

    „Was willst du, Lea?“ wollte er direkt genervt von ihr wissen.

    „Ich will mich entschuldigen. Ich war gestern nicht fair. Du hast es nur gut gemeint und ich hab dir direkt wieder etwas unterstellt. Das war falsch.“

    „Ja, allerdings. Ich weiß ja, dass ich mich auch nicht immer gerade toll verhalten habe, aber dass du mich gestern direkt so dumm von der Seite anmachst. Das war echt nicht nötig.“

    „Ja. Ich hab mich jetzt dafür entschuldigt, okay?!“

    „Okay“, antwortete Tom knapp.

    „Schön.“

    Sie schwiegen sich für einen Moment an. Eigentlich war alles gesagt. Aber Lea spürte, dass Tom noch etwas auf dem Herzen hatte.

    „Ähm…Lea…ich…ich hab da aber doch noch eine andere Frage.“

    „Ja?“

    Sie hatte es doch geahnt. So gut kannte sie ihn mittlerweile dann doch schon.

    „Also du musst doch einen Vater angeben. Und da wollte ich wissen, ob…“

    „Ob ich dich angebe?“

    „Ja.“

    „Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht.“

    „Und?“

    „Ich weiß es nicht. Ich mein, wir können auch erstmal den Vaterschaftstest abwarten, bevor wir einen Namen eintragen lassen. Aber eigentlich kann ich ihn auch angeben. ICH weiß ja, wer der Vater ist.“

    „Ja…aber…ich muss die Vaterschaft dann ja anerkennen und solange der Test noch nicht gemacht wurde…“

    Lea merkte, dass Tom sich anscheinend tatsächlich umfassend über das Thema informiert hatte. Oder besser: Dass er sich durch seine Blutsauger hatte informieren lassen.

    „Also was schlägst du vor?“

    „Vielleicht warten wir einfach, bis der Test gemacht wurde. Das wäre am Unkompliziertesten.“

    „Tom, ich will dir jetzt noch mal was sagen. Und versteh das nicht falsch. Ich will mich nicht schon wieder mit dir streiten, aber WIR machen schon mal gar nichts. Wenn ICH nicht angebe, wer der Vater ist, dann kannst du gar nichts machen. Okay, du kannst mich vor Gericht schleppen. Aber das Gericht würde dir eh nicht glauben. Da bin ich mir ziemlich sicher. ICH weiß, dass du der Vater bist und ICH entscheide auch, ob ich dich eintragen lasse oder nicht. Vielleicht mache ich es vor der Geburt, vielleicht danach, vielleicht aber auch gar nicht. Wenn du immer noch auf diesen bescheuerten Test bestehst.“

    „Tu ich ja gar nicht“, brach es aus Tom heraus. „Ich…ich glaube dir mittlerweile ja. Aber mein Management besteht auf ihn und…ich will einfach nicht, dass das für immer und ewig zwischen uns steht. Lass es uns ein für alle mal klären.“

    Ja, er hatte ja Recht. Wenn sie diesen verdammten Test nicht machen würden, würde es immer unausgesprochen zwischen ihnen stehen. Dann würden sie nie ein auch nur annährend entspanntes Verhältnis bekommen können.

    „Tom, lass mich darüber noch mal nachdenken. Wir…ich denke, wir finden eine Lösung mit der wir beide einverstanden sind“, gab Lea schließlich nach.

    Leonie hatte sie gerade so dermaßen fest getreten, dass ihr schlecht geworden war. Das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte, war erneuten Stress mit Tom.

    „Okay. Wir hören noch mal voneinander, ja?! Dann sprechen wir auch noch mal drüber wie wir das in der Woche mache, wenn ich frei habe.“

    „Du kannst auf jeden Fall bei uns wohnen. Du hast unser Haus ja gesehen. Wir haben genug Platz. Und wenn Siemone oder Bill auch mitkommen wollen…ist kein Problem. Meine Eltern haben nichts dagegen.“

    „Okay. Dann mach’s gut.“

    „Ja, du auch.“


    Irgendwie war Lea absolut glücklich über die Tatsache, dass Tom bei ihr sein würde, wenn sie das Baby bekam. Auch wenn sie kein Paar waren, waren sie sich durch das Baby näher als sie es je vermutet hätte. Die kleine Leonie verband sie schon bevor sie auf der Welt war und würde sie bis an ihr Lebensende miteinander verbinden.

    Lea ertappte sich sogar immer wieder dabei, wie sie ernsthaft darüber nachdachte, ob sie Tom bei der Geburt haben wollte…


    Kapitel 39


    Doch diese Entscheidung wurde ihr abgenommen. Sechs Tage später, am 12. Juni, 10 Tage vor dem eigentlich ausgerechneten Termin, wachte Lea morgens um 5 Uhr mit furchtbaren Bauchschmerzen auf.

    Zuerst dachte sie, Leonie wäre einfach nur wieder viel früher fit und aktiv als sie selbst. Das war schließlich nichts Neues. Aber als Lea aufstand, um sich etwas zu trinken zu holen, spürte sie, dass etwas anders war als sonst.

    Dieser Schmerz war so anders, so intensiv. Lea stütze sich am Rand des Spülbeckens auf und atmete ein paar Mal tief ein und aus.

    „Mama!“ rief sie so laut es ging nach ihrer schlafenden Mutter.

    „Mama!“

    Lea hatte Tränen in den Augen. Der Schmerz wurde immer stärker.

    „Um Himmels Willen, Kind. Was ist mit dir?“ rief ihre Mutter entsetzt, als sie im Morgenmantel in die Küche gelaufen kam.

    „Ich weiß es nicht. Ich habe so furchtbare Bauchschmerzen.“

    Ihre Mutter legte ihren Arm um sie und half ihr zu einem Stuhl am Küchentisch.

    „Bleib ganz ruhig. Ich wecke deinen Vater. Er fährt uns ins Krankenhaus.“

    „Ins Krankenhaus? Aber…“

    „Schatz, sag nichts. Reg dich nicht auf. Aber ich befürchte, die Kleine will schon ein paar Tage früher zu dir.“

    „Was? Aber sie kann doch nicht jetzt schon kommen!“ schrie Lea hysterisch.

    Darauf hatte sie sich nicht eingestellt. Nicht jetzt. Nicht heute. Nicht ohne Tom.

    Ihre Mutter war schon wieder nach oben verschwunden und Lea hörte, wie sich hektisch ihren Vater weckte und sich anzog.

    Auch Lea hätte sich gerne noch geduscht und gestylt. Ein bisschen zumindest. Aber das konnte sie wohl vergessen. Sie käme wahrscheinlich noch nicht mal mehr in die Dusche, in ihrer momentanen Verfassung.

    „Schatz, komm, ich bringe dich jetzt ins Auto. Dein Vater bringt gerade deine Tasche raus und dann fahren wir los.“

    „Nein! Ich…Mama, du musst Tom anrufen. Er soll so schnell wie möglich herkommen. Ich krieg das Baby nicht ohne ihn.“

    Lea hatte Angst. Sie wollte nicht ins Krankenhaus. Wollte Leonie nicht zur Welt bringen. Nicht unter diesen Schmerzen, nicht ohne Tom. Sie wusste selbst nicht, warum sie ihn plötzlich unter allen Stunden dabei haben wollte, aber sie hatte das Gefühl, dass es ohne ihn nicht ging.

    „Lea, sei doch bitte vernünftig. Wer weiß wo Tim sich gerade aufhält. Der ist bestimmt hunderte Kilometer weg, in irgendeinem Hotel. Er wird es eh nicht rechtzeitig schaffen.“

    „Aber er muss es zumindest versuchen. Ruf ihn an. Er hat gesagt, ich soll mich zu jeder Tages – und Nachtzeit bei ihm melden.“

    „Lea, bitte! Ich ruf ihn an, wenn wir im Krankenhaus sind.“

    „Nein! Ich geh hier nicht weg, bevor du ihn nicht angerufen hast.“

    Lea war es verdammt ernst. Sie würde sich nicht von hier wegbewegen, bevor sie nicht mit Tom gesprochen hatte. Aber die kleine Leonie machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Sie wollte das Licht der Welt erblicken und das möglichst schnell.

    „Okay, lass uns fahren. Aber ruf Tom an. Versprich mir, dass du ihn gleich anrufst.“

    „Mache ich; Schatz. Mache ich. Und jetzt komm.“

    Auf dem Weg ins Krankenhaus wurden ihre Schmerzen immer schlimmer. Lea heulte und schrie. Und sie wünschte sich, dass Tom da wäre, um sie zu beruhigen. Und, um ihre Hand zu halten. Damit sie ihre ganzen Schmerzen und Aggressionen an seiner Hand auslassen könnte.

    Ihre Mutter begleitete sie ihn den Kreissaal.

    „Hast du Tom angerufen?“ wollte Lea wissen, die die Hand ihrer Mutter festhielt.

    „Ich hab ihn nicht erreicht. Aber Papa versucht es weiter.“

    „Er soll seinen Arsch hier hinbewegen. Ich will dieses Kind nicht allein zur Welt bringen.“

    „Schatz, jetzt konzentrier dich auf die Geburt. Ich bin doch bei dir. Tom wird so sicher so schnell wie möglich herkommen. Da bin ich mir sicher.“


    „Hallo?“ fragte Tom verschlafen in den Hörer.

    „Tom?“

    „Ja.“

    „Hier ist Leas Vater.“

    „Herr Falk?“

    „Ja.“

    „Um Himmels Willen. Was ist passiert?“

    Tom war sich sicher, dass wenn Leas Vater ihn um diese Uhrzeit anrief, irgendetwas nicht in Ordnung sein konnte.

    „Wir sind gerade im Krankenhaus. Lea bekommt das Baby.“

    „Was???“ schrie Tom und fiel fast aus dem Bett. „Jetzt??? Aber…“

    „Ja, es kam alles sehr plötzlich. Ihre Mutter ist bei ihr und sie hat mich gebeten dich anzurufen. Sie will unbedingt, dass du so schnell wie möglich herkommst.“

    „Wer? Ihre Frau?“ fragte Tom erstaunt.

    „Nein. Lea. Sie wollte ohne dich gar nicht ins Krankenhaus fahren. Aber das konnte sie sich nicht mehr aussuchen.“

    „Ja, das glaub ich. Aber…ich bin hier gerade in München. Wie soll ich denn jetzt so schnell nach Köln kommen?“

    „Mach dir keinen Stress. Du wirst es eh nicht mehr rechtzeitig schaffen. Komm einfach wenn du Zeit hast. Und wenn nicht, rufen wir dich sicher später noch mal an, wenn die Kleine da ist.“

    „Okay. Danke, Herr Falk.“

    Tom konnte es nicht glauben. Er wurde gerade Vater und war nicht dabei. Er hatte zwar nie wirklich vorgehabt, mit Lea im Kreissaal die Geburt live mitzuerleben, aber er wollte da sein. Wollte die Kleine sehen, wie sie in ihrem Bettchen lag. Und vielleicht sogar…

    Er sprang auf, lief zu David und weckte ihn mit lautem Geschreie und Geklopfe. Er wollte jetzt so schnell wie möglich zu Lea und Leonie.



    Re: *~*Babylove*~*

    Muckel - 24.08.2006, 19:25

    Re: *~*Babylove*~*
    ui ui ui
    da habt ihr ja eine meiner lieblings ffs gepostet :)
    das is toll hehe
    babylove is sooo schön!
    euer schreibstil is ja auch extremst geiloo aba das wisst ihr ja schon hehe ;)
    supi supi supi xD
    sooo geil hehe

    hab euch liep <3



    Re: *~*Babylove*~*

    Ponyreiten - 24.08.2006, 19:26


    Kapitel 40


    Ein paar Stunden später wachte Lea auf. Sie war völlig platt und erschöpft. Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, war, dass sie Leonie schreien hörte. Und sie hatte sie kurz im Arm gehalten. Aber nur für einen kleinen Moment. Dann wurde sie weggebracht. Und Lea wurde müde. Aber sie war auch erleichtert gewesen. Die Schmerzen hatten nachgelassen. Und sie wusste, dass sich ihre Eltern um Leonie kümmern würden. Sie würden sie nicht aus den Augen lassen. Ihr würde nichts passieren.

    „Schatz, du bist wach“, hörte sie die Stimme ihrer Mutter.

    „Ja. So halb zumindest“, krächzte Lea.

    So wirklich war sie noch nicht wieder bei Sinnen.

    „Wie geht es dir?“

    „Mir geht es gut. Aber wie geht es Leonie?“

    „Bestens. Sie ist gerade bei den Schwestern. Aber sie bringen sie gleich.“

    „Mama, ich will sie sehen.“

    „Wirst du ja. Aber du weißt doch, dass sie noch Untersuchungen machen müssen. Das dauert alles seine Zeit.“

    Ja, das wusste Lea ja auch. Aber sie wollte sie jetzt endlich sehen. Wollte sie im Arm halten. Sich selbst davon überzeugen, dass es ihr gut ging.

    „Wo ist Tom?“

    „Er ist noch nicht hier. Papa hat ihn angerufen, aber…“

    In diesem Moment ging die Tür auf und eine Krankenschwester kam mit einem kleinen Bündel auf dem Arm herein.

    „Siehst du, da ist sie schon.“

    Die Krankenschwester trat an Leas Bett heran und legte ihr das kleine Bündel in den Arm.

    „Hallo mein Schatz“, sagte Lea und streifte vorsichtig die weiße Decke, in der Leonie eingewickelt war, zur Seite, so dass sie ihr kleines Gesicht besser sehen konnte.

    Sie war wunderschön. Sie hatte die Augen geschlossen und schlief friedlich. Alles an ihr war so klein und zart und zerbrechlich. Sie hatte ein paar dünne, fusselige, dunkle Härchen auf dem Kopf. Aber am meisten faszinierten sie ihre Augen. Sie waren groß und mandelförmig. Sie hatte eindeutig Toms Augen.

    Dieser Augenblick war einfach unbeschreiblich. Das war ihr Kind, das sie da gerade auf dem Arm hielt. IHR Kind. Sie konnte gar nicht aufhören sie anzuschauen.

    Die Krankenschwester hatte gerade das Zimmer wieder verlassen, als es kurz darauf klopfte.

    „Das ist bestimmt Papa“, sagte Leas Mutter.

    Einen Moment später ging die Tür auf, aber es war nicht Lea Vater, der das Zimmer betrat, sondern Tom.

    „Lea!“ rief er.

    „Tom.“

    „Lea, sorry, ich…ich bin so schnell gekommen wie ich konnte, aber ich war in München und…du weißt ja, wie es ist…“ stöhnte Tom völlig außer Atem.

    „Ist okay. Jetzt beruhig dich erstmal wieder. Sonst weckst du noch die Kleine auf.“

    Erst jetzt sah Tom das kleine Wesen auf Leas Arm. Er hielt augenblicklich inne und trat vorsichtig an das Bett heran.

    „Oh mein Gott“, flüsterte Tom. „Ist sie das?“

    „Na klar ist sie das“, grinste Lea. „Aber du musst nicht flüstern. So empfindlich ist sie dann auch nicht.“

    „Sie ist so klein“, stellte Tom erstaunt fest.

    „Ja, das ist sie tatsächlich. 47 cm groß und 2963 Gramm schwer“, sagte Leas Mutter.

    „Wie geht es euch?“ wollte Tom wissen.

    „Alles okay. Wir haben es beide überstanden.“

    „Da bin ich ja beruhigt. Ich hab mir echt Sorgen gemacht. Weil du so plötzlich ins Krankenhaus gekommen bist.“

    „Ja, das war echt sehr plötzlich. Der Kleinen waren unsere Pläne anscheinend egal. Sie wollte jetzt schon zu uns.“

    „Tom, setz dich doch“, sagte Leas Mutter und machte ihm Platz. „Ich geh mal gucken, wo dein Vater bleibt.“

    Tom konnte seinen Blick gar nicht mehr von der Kleinen abwenden. Er setzte sich auf den Stuhl, den Leas Mutter eben für ihn frei gemacht hatte, aber er konnte nicht ruhig sitzen bleiben. Er war einfach zu aufgedreht.

    „Setz dich doch hier rüber“, schlug Lea ihm vor.

    Und tatsächlich rutschte Tom sofort mit seinem Stuhl näher.

    Für eine Weile schauten sie beide nur ihr Baby an und schwiegen. Sie verfolgten jede Bewegung der Kleinen und lauschten jedem ihrer Atemzüge.

    „Willst du sie auch mal halten?“ fragte Lea Tom.

    „Ich?“ fragte er erstaunt.

    „Keine Angst. Du kannst nichts kaputt machen.“

    Tom schaute sie ungläubig an.

    „Ehrlich nicht. Pass auf“, sagte Lea und legte ihm die Kleine vorsichtig in den Arm.

    Tom war zwar noch etwas verkrampft, aber er stellte sich nicht ganz so dumm an, wie man es vielleicht von einem Kerl wie ihm erwartet hätte.

    „Sie hat deine Augen“, sagte Lea.

    Toms und ihre Blicke trafen sich und Lea merkte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Ihr gegenüber saß der Vater ihres Kindes und er hatte ihr Baby auf dem Arm. In diesem Moment dachte Lea, sie würde vor Stolz und Glück platzen. Dieser Augenblick war perfekt. Und sie wünschte sich, dass er nie enden würde.


    Kapitel 40


    Doch irgendwann ging auch dieser Moment zu Ende und das leider schon nach wenigen Sekunden, da Leonie meinte, dass es wohl das Beste wäre ihre Eltern in diesem Moment zusammen zu brüllen. Tom war mit dieser Situation restlos überfordert und tat das einzig Schlaue für ihn in diesem Moment. Er gab Lea das Baby zurück. Doch auch Lea wusste noch nicht so Recht etwas mit der Situation anzufangen, schließlich würde sie in die Mutterrolle erst noch hineinwachsen müssen.

    "Hmm... vielleicht hat sie ja Hunger." gab Lea eine hilflose Vermutung ab.

    "Ja vielleicht... Tu doch was, sie hört gar nicht mehr auf." sagte Tom fast hysterisch und ging quer durch das Krankenzimmer.

    Lea war zum Glück nicht ganz so hilflos wie Tom und konnte sogar ein bisschen über ihn lachen.

    "Jaja, ist ja gut, hol am besten mal eine Schwester."

    Dankbar dafür, dass er endlich eine Aufgabe bekam und etwas tun konnte sprintete Tom sofort aus dem Zimmer. Lea wippte Leonie unterdessen ein bisschen hin und her um sie zu beruhigen.

    Ein paar Sekunden später kam dann schon eine Schwester ins Zimmer. Tom hielt sich mit bedacht eng an die Tür gelehnt im Hintergrund auf.

    "Hallo. Was haben wir denn für ein Problem, Frau Falk?" fragte sie Lea freundlich.

    "Sie hat plötzlich angefangen zu schreien und wir wissen nicht was sie hat."

    "Ich denke sie hat Hunger, Frau Falk. Ich denke dann versuchen wir es jetzt mal mit dem Stillen. Mal gucken ob es klappt, ansonsten muss dann wohl der Papa ran."

    Hätte Tom in diesem Moment etwas getrunken, wäre er wohlmöglich erstickt. Mit hoch rotem Kopf und großen Augen schaute er erst zu Lea und Leonie, dann zur Schwester.

    "Ich meine damit, dass sie der Kleinen dann die Flasche geben müssen."

    Augenblicklich entspannten sich Toms Gesichtszüge wieder.

    "Puuh.... ich dachte schon."

    In diesem Moment konnte Lea einfach nicht mehr. Sie prustete laut los.

    "Was du schon wieder denkst….", lachte sie Tom an.

    Tom war die Situation in diesem Moment sichtlich peinlich.

    "Na dann will ich mal nicht dabei stören. Ich gehe solange raus und telefoniere, ok?"

    "Alles klar." nickte ihm Lea zu.

    Tom hatte Glück. Er musste nicht für Lea einspringen. Das Stillen von Leonie zwickte zwar am Anfang ein wenig, aber es klappte gut.

    Als Leonie satt war, bat Lea Tom wieder herein.

    "Und, hat alles geklappt?" fragte Tom beschämt.

    "Ja, alles gut."

    Eine kurze Weile herrschte Stille zwischen den Beiden. Sie waren einfach nicht so weit, als das sie über so etwas reden konnten. Dafür fehlte einfach das Vertrauen.

    "Du, ich hab eben mit Bill telefoniert. Ich soll dir und Leonie ganz liebe Grüße ausrichten. Er konnte ja leider nicht kommen."

    "Danke, das freut mich. Schade, dass er nicht kommen konnte."

    "Ja, das ging leider nicht. Ich bin offiziell krank. Die anderen 3 müssen zu einer Award-Show. Mum konnte wegen der Arbeit leider auch nicht kommen. Sie hat aber versprochen, dass sie dich noch mal anruft."

    "Alles klar. Tom, wie lange bleibst du eigentlich?", brach es schließlich aus Lea heraus.

    "Tut mir leid, ich würd gern länger bleiben, aber ich muss heut Abend schon wieder zurück. Wir haben Morgen eine menge Termine und ich kann nicht solange wegbleiben."
    "Was?! Tom, du bist gerade Vater geworden, du kannst doch jetzt nicht schon wieder abhauen!" sagte Lea wütend.

    "Was soll ich denn machen? Ich hab halt Verpflichtungen." motzte Tom sie ratlos an.

    "Du hast auch Verpflichtungen gegenüber deinem Kind!"

    "Ich weiß....."

    "Ja und? Das ändert auch nichts."

    Lea war total enttäuscht darüber, dass Tom nur bis heut Abend bleiben würde. Sie dachte er könne wenigstens bis morgen hier bleiben. Diese Enttäuschung wollte und konnte sie auch nicht vor ihm verbergen.

    "Ich habe doch nächste Woche frei. Leonie ist zwar schon früher gekommen, aber ich werde da trotzdem frei haben und wenn du das dann noch willst, bleibe ich die ganze Woche."

    Tom hatte wirklich ein schlechtes Gewissen, aber er konnte Tokio Hotel nicht einfach zur Seite schieben.

    "Ja natürlich will ich das." kam es nach einer kurzen Pause leise von Lea zurück.

    "Gut, dann komm ich nächste Woche zu dir."

    Es war zwar nicht so wie Lea sich das ganze vorgestellt hatte und enttäuscht war sie natürlich trotzdem noch, aber es war zumindest ein Trost.

    Tom blieb tatsächlich noch bis zum Abend. Zwischendurch musste er zwar noch ein paar Telefonate führen, das war aber nicht weiter schlimm, da Lea auch noch etwas geschwächt von der Geburt war und somit Zeit hatte sich noch ein wenig auszuruhen.

    Abends verabschiedete Tom sich dann bei ihr und Leonie und Lea war schon irgendwie traurig.

    Eine Stunde später verabschiedeten sich dann auch ihre Eltern. Nun war sie ganz allein, in dem kahlen nach Desinfektionsmittel riechenden Zimmer. Lea hasste Krankenhäuser. Aber wer tat das nicht? Doch wenn sie an ihre kleine Tochter dachte, entschädigte sie das mehr als genug.

    Später rief dann schließlich auch Siemone an. Sie unterhielten sich eine ganze Weile und Lea schlug Siemone daraufhin kurzerhand vor, nächste Woche auch zu kommen. Das Haus war groß genug und sie würde sich sehr freuen. Siemone nahm die Einladung dankend an und schlug dann auch noch vor Bill mitzunehmen. Lea hatte bloß nicht gefragt, da sie dachte, Bill hätte zu tun, aber als Siemone ihr erzählte, dass das mit Bill gehen würde, freute sie sich umso mehr.

    Als Lea dann endlich, geschafft von diesem Tag, schlafen wollte, hielt sie eine Kleinigkeit noch auf.

    #Tur mir leid, dass ich nicht bleiben konnte. Wir sehen uns dann in einer Woche. Ich vermiss euch beide. Tom#

    Und zum Abschluss des Tages machte ihr Herz dann noch einen kleinen Sprung.


    Kapitel 41


    Am nächsten Tag kam Alina mittags zu Besuch.

    „Wo ist die Kleine?“ rief sie aufgeregt, schon beinahe hysterisch, als sie ins Zimmer kam.

    „Mir geht’s gut. Danke der Nachfrage“, antwortete Lea gespielt beleidigt.

    „Sorry, Süße, aber du bist hier einfach nicht die Hauptperson“, sagte Alina lachend.

    „Ist ja schon okay. Daran werd ich mich gewöhnen müssen. Keiner hat mich mehr lieb. Alle wollen nur noch Leonie. Ich hoffe, ihr wollt sie auch noch alle, wenn ich sie bei euch abliefere, wenn sie schreit oder wenn sie größer und frecher wird.“

    „Na klar. Du kannst sie jederzeit vorbeibringen“, sagte Alina großzügig. „Aber jetzt will ich sie erstmal sehen.“

    „Sie ist im Säuglingszimmer. Komm, wir gehen hin.“

    Lea und Alina liefen also an das große Fenster, von dem aus sie die Neugeborenen sehen konnten.

    „Sie liegt…“

    „Sag nichts. Lass mich raten“, sagte Alina und schaute die Babys prüfend durch die Glasscheibe an.

    „Zweite Reihe, drittes Kind von rechts“, sagte sie bereits nach ein paar Sekunden überzeugt.

    „Genau“, bestätigte Lea erstaunt. „Aber woher…“

    „Toms Augen. Total krass!“

    „Ja, das stimmt. Das fällt jedem zuerst auf.“

    „Wie süß sie ist. Wann kann ich sie mitnehmen?“

    Lea lachte.

    „Sie müsste eigentlich gleich Hunger haben. Dann kannst du sie zumindest mal aus der Nähe sehen.“

    „Und mitnehmen!“

    „Ja, genau. Nimm sie mit.“


    Als die beiden etwas später in Leas Zimmer saßen und Alina die Kleine am liebsten nicht mehr hergeben wollte, kam eine Schwester rein.

    „Frau Falk, wir hätten da noch was zu klären.“

    „Ja?“

    „Es geht um den Vater. Sie haben bis jetzt noch keinen angegeben.“

    Ja, das war richtig. Sie hatte bis zur plötzlichen Geburt keinen endgültigen Entschluss darüber gefällt, ob sie Tom nun angeben würde, oder ob sie wirklich das Ergebnis des Vaterschaftstests abwarten sollte.

    „Sie müssen jetzt noch keinen angeben. Haben sie sich erkundigt, wie sie das auch noch im Nachhinein machen können?“

    Ja, Lea hatte sich erkundigt. Sie wusste genau, was sie machen konnte und was nicht. Aber Tom war der Vater und er würde die Vaterschaft eh noch anerkennen müssen. Warum ihn also nicht jetzt schon angeben?

    „Gib Tom an“, mischte sich jetzt auch Alina ein. „Er ist der Vater. Da können die tausend Tests machen.“

    „Okay, ich machs“, sagte Lea schließlich und ließ Tom als Vater eintragen.


    Nach vier Tagen durfte Lea mit der Kleinen nach Hause. Sie war sehr gespannt, wie sich der Alltag mit Leonie gestalten würde. Und sie war froh, dass sie ihre Eltern zur Unterstützung hatte. Tom meldete sich, wie auch schon im Krankenhaus, täglich bei ihr und erkundigte sich nach ihr und der Kleinen. Sie freute sich schon auf die Tage, die sie mit ihm verbringen würde, aber sie war auch ziemlich nervös deswegen. Tom und sie als Eltern – etwas, was sie sich immer noch nur schwer vorstellen konnte.

    Einen Tag bevor Siemone, Bill und Tom nach Köln kommen würden, rief Tom sie an.

    „Hey“, hörte sie seine Stimme am anderen Ende der Leitung.

    „Hey Tom.“

    „Lea!!!“ hörte sie plötzlich Bill im Hintergrund brüllen.

    „Bill?“

    „Hallo Lea!!!“

    „Alter, geht’s noch? Lass mich mal telefonieren“, sagte Tom genervt.

    „Ich will wissen, wie es der Kleinen geht!“

    „Ja, gleich.“

    „Sag Bill, es geht ihr gut und sie freut sich auf euch.“

    „Hast du gehört? Es geht ihr gut und sie freut sich auf uns.“

    „Supi! Gibt ihr ein Küsschen von mir.“

    „Nix da. Du lässt die Finger von meiner Tochter.“

    Lea prustete laut los. Den beiden zuzuhören war einfach zu göttlich.

    „Was lachst du denn jetzt?“ wollte Tom wissen.

    „Ihr seid so geil.“

    „Jo, das hast du richtig erkannt“, sagte Tom und Lea konnte förmlich sein Checkergrinsen auf seinem Gesicht sehen.

    „Gibt es eigentlich einen Grund, warum du anrufst?“

    „Hm…ja, schon…“ sagte Tom und wurde plötzlich ganz ernst.

    „Ja?“

    „Ich…es geht um den Vaterschaftstest.“


    Kapitel 42


    Lea schluckte. An den Vaterschaftstest hatte sie gerade überhaupt nicht mehr gedacht.

    "Ja, was ist damit?" krächzte Lea unsicher.

    "Ich...wollte fragen, wann wir das jetzt machen können. Unser Management drängt mich, ich brauche eine Speichelprobe von Leonie."

    Einen Moment hielt Lea inne. Sie wusste, dass dieser Zeitpunkt kommen würde. Sie hatte keine Angst, Tom war der Vater, aber trotzdem war es immer noch ein Zeichen von Misstrauen gegenüber ihr. Das verletzte sie.

    "Hmm ja...wie soll das ablaufen?" antwortete sie schließlich.

    "Mein Management hat sich mit dem Krankenhaus in Verbindung gesetzt. Es wäre gut, wenn du noch mal ins Krankenhaus kommen könntest, um die Speichelprobe abzugeben."

    "Ja, kann ich machen. Wann soll ich denn dahin?" fragte Lea und unterdrückte ihre Gefühle.

    "Wenn es geht noch heute." sagte Tom vorsichtig.

    Lea war enttäuscht. Tom hatte ihr zwar schon gesagt, dass er ihr eigentlich glaubte und Siemone und Bill taten es auch, trotzdem wurde sie weiterhin von Toms Management unter Druck gesetzt.

    "Geht in Ordnung!" antwortete Lea kühl.

    "Gut. Dann haben wir das zum Glück geklärt. Also dann bis die Tage."

    "Tschüss."

    Tom wollte das Gespräch eigentlich nicht so schnell enden lassen, aber diese Situation machte es ihm unmöglich mit Lea zu reden als ob nichts wäre.

    "Wie hat sie reagiert?" fragte Bill seinen Bruder.

    "Naja, begeistert war sie nicht."

    "Kann ich mir vorstellen."

    "Was soll ich denn machen? Ich will endlich meine Ruhe haben und deswegen ist es gut, dass wir das jetzt endlich machen."

    "Willst DU deine Ruhe haben oder nur das Management?"

    Tom wusste worauf Bill hinaus wollte.

    "Ach, lass mich einfach in Ruhe!" war alles was Bill als Antwort bekam.

    Lea beschloss unterdessen diese Sache gleich hinter sich zu bringen. Kurzerhand rief sie Alina an und bat sie mitzukommen.

    Der Vaterschaftstest dauerte nur ein paar Minuten. Sie nahmen eine Speichelprobe von Leonie und dann konnten Lea und sie auch schon wieder los. In ein paar Tagen würde das Ergebnis feststehen. Lea war erleichtert, dass sie das nun endlich hinter sich hatte.

    Die Zeit verging, Lea und Tom hatten seit diesem, für beide unangenehmen Gespräch, nicht mehr telefoniert. Nun war der Tag gekommen an dem sie sich wieder sehen würden.

    Gegen 17 Uhr klingelte es an der Haustür. Lea war gerade in ihrem Zimmer und ihre Mutter machte die Tür auf. Anschließend kam auch Lea aus ihrem Zimmer. Sie begrüßte Siemone und Bill herzlich, nur Tom schien ein wenig verloren hinter den beiden.

    "Hey." begrüßte Lea ihn zaghaft.

    "Hey." erwiderte Tom ihr ebenso vorsichtig.

    Die Stimmung zwischen den beiden war komisch. Keiner traute sich so recht den anderen anzuschauen, geschweige denn mit ihm zu reden. Sie hatten jetzt zwar schon zwei Mal ein paar Tage miteinander verbracht, aber jetzt war alles einfach anders. Lea und Tom waren jetzt Eltern und würden jetzt als Eltern 1 Woche miteinander verbringen. Lea fühlte sich nicht wirklich wohl bei diesem Gedanken und Tom ging es wohl genauso.

    Das war aber nicht das Einzige. Tom war an diesem Abend besonders still. Nicht nur gegenüber ihr, sondern auch gegenüber den anderen. Irgendetwas lag ihm auf dem Herzen, das merkte Lea.

    Die beiden Familien verstanden sich zu Leas Erstaunen sehr gut, war doch Siemone so anders als ihre Eltern. Das konnte sie aber auch nicht beruhigen. Sie wollte wissen was mit Tom war und deswegen verabschiedete sie sich nach dem Abendessen direkt auf ihr Zimmer und gab Tom ein eindeutiges Zeichen, dass er nachkommen sollte. Das klappte auch und schließlich saßen die beiden bei Lea im Zimmer.

    "Tom, was ist los? Du warst heute so still, so kenn ich dich gar nicht."

    "Ich hab das Ergebnis."

    "Was für ein Ergebnis?" fragte Lea ihn.

    "Das vom Vaterschaftstest."

    "Ahja....und?"

    "Ich bin der Vater."

    "Ich weiß." sagte Lea leise und für einen kurzen Augenblick verstummten beide.

    Tom starrte auf den Fußboden.

    "Bist du enttäuscht, dass du es bist?"

    "Nein. Ich wusste es ja auch."

    "Was ist es dann?"

    "Nichts. Ich muss das halt einfach erstmal alles sacken lassen. Ich kann nicht augenblicklich einen auf heile Familie mit dir machen. Ich muss mich daran gewöhnen."

    "Das müssen wir beide. Niemand verlangt von dir mit mir Familie zu spielen. Das habe ich nie, dass weißt du. Ich wollte immer nur, dass du dich um Leonie kümmerst."

    Dann schaute Tom plötzlich zu ihr hoch, schaute ihr direkt in die Augen.

    "Kann ich sie sehen?" fragte Tom.

    Lea nickte. Seit die Kaulitz Truppe eingetroffen war, hatte Leonie tief und fest geschlafen. Alle saßen schon auf heißen Kohlen, weil sie die Kleine endlich sehen wollten.

    "Ja, aber wir müssen leise sein, sie schläft."

    "Ok."

    Vorsichtig schlichen sich Lea und Tom in Leonies Zimmer. Das Licht ließen sie aus, um die Kleine nicht zu wecken.

    Eine Weile standen sie an ihrem Bettchen. Tom beobachtete aufmerksam jeden Atemzug von Leonie. Lea schaute zu ihm. Dieser Moment gab ihr unglaubliche Kraft. Tom ließ seine Maske fallen. Vorbei war es mit dem Checker und den coolen Sprüchen. Sie sah wer er wirklich war.

    Langsam löste Tom seinen Blick von der Kleinen.

    "Lass uns wieder gehen." flüsterte er zu Lea.

    Als sie wieder vor Leas Zimmer angekommen waren, standen sie noch kurz davor.

    "Tom, wir müssen mal über alles reden."

    Mit diesen Worten öffnete Lea ihre Zimmertür und Tom und sie traten ein.

    Irgendwie tat ihr Bill ja schon leid, dass sie ihn da so alleine mit den ganzen Erwachsenen ließen, aber Tom und sie hatten noch nie wirklich ernsthaft geredet, weil es nie den richtigen Zeitpunkt dafür gab, doch jetzt war dieser Zeitpunkt gekommen.

    Das sah sie in seinen glänzenden Augen, als er Leonie anschaute.


    Kapitel 43


    Beide setzten sich. Lea auf ihr Bett, Tom auf ihren Schreibtischstuhl.

    „Wie soll das jetzt alles weitergehen?“ unterbrach Lea das Schweigen.

    „Was genau?“ fragte Tom unsicher.

    „Na das mit uns. Mit uns als Eltern. Die Kleine ist jetzt da und du weißt, dass du der Vater bist...“

    Tom schaute sie nur an. Er wusste nicht so richtig, was er darauf jetzt antworten sollte.

    „Ich mein, wie machen wir das? Du wirst super viel unterwegs sein.“

    „Ja, das schon. Aber wir haben ja auch öfters mal frei.“

    „Aber das reicht doch nicht. Wie oft willst du die Kleine sehen? Ein Mal im Monat? Alle sechs Wochen?“

    „Ach Quatsch! So krass ist das jetzt auch wieder nicht.“

    „Aber wir können uns ja noch nicht mal zusammen in der Öffentlichkeit zeigen. Ich kann dich noch nicht mal besuchen kommen.“

    „Doch, natürlich kannst du mich besuchen kommen. Also klar können wir jetzt nicht zusammen im Park spazieren gehen oder so, aber du kannst uns in Hamburg und in Loitsche nach wie vor besuchen kommen. Wir müssen eben aufpassen.“

    „Aber was ist, wenn Leonie älter wird? Willst du denn nie mit ihr auf den Spielplatz gehen oder in den Zoo? Wie lange sollen wir dieses Versteckspiel denn durchziehen?“

    „Lea, du machst dir zu viel Gedanken…“

    „Ich mach mir zu viel Gedanken?“ unterbrach Lea ihn schroff. „Verdammt, Tom, es geht hier um unser Kind. Da können wir uns gar nicht genug Gedanken machen.“

    „So meinte ich das doch gar nicht. Ich wollte damit nur sagen, dass wir nichts überstürzen sollten. Die Kleine ist gerade mal ein paar Tage alt. Lass uns uns doch erstmal an die neue Situation gewöhnen. Und dann schauen wir weiter. Ich kann das auch nicht einfach so entscheiden.“

    „Ja klar. Ohne sein Management kann der feine Herr Popstar ja nichts entscheiden. Hatte ich ganz vergessen.“

    „Jetzt werd nicht unfair.“

    „Sorry“, entschuldigte sich Lea.

    Tom hatte ja Recht. Sie mussten vernünftig miteinander sprechen. Wenn sie sich gegenseitig Vorwürfe machten, kamen sie auch keinem Ergebnis.

    „Ich werd für euch da sein, so gut es geht. Die Kleine hat absolute Priorität. Aber ich habe auch einen Job. Und der ist auch wichtig.“

    „Das verstehe ich ja auch.“

    „Wir schaffen das schon“, sagte Tom. „Auch wenn es nicht immer einfach werden wird.“

    Lea nickte nur stumm. So wirklich zufrieden war sie nicht damit, wie cool Tom das alles zu sehen schien. Lea hätte es lieber gehabt, dass sie hier und jetzt alles bis ins kleinste Detail durchgeplant hätten, aber sie sah auch ein, dass das mit Tom nicht möglich war. Sie waren kein Paar, was sie nicht gerade zu einer vorzeige Bilderbuchfamilie machte. Und Tom war nun mal ein bekannter Star, der viel unterwegs war und der sich auch um seinen Ruf und um das Image der Band kümmern musste. Das sah Lea ja auch ein, aber wirklich glücklich machte sie es nicht.

    Bevor Lea noch mal ansetzten konnte, hörte sie plötzlich Leonie weinen.

    „Ich glaube, da ist jemand wach und hat Hunger“, sagte sie und beide standen auf und liefen ins Kinderzimmer.

    Dort angekommen waren auch schon ihre Eltern, Siemone und Bill da. Ihre Mutter hatte Leonie auf dem Arm und beruhigte sie.

    „Wie süß sie ist!“ quiekte Bill entzückt. „Und so klein.“

    „Sie wächst ja noch“, sagte Tom todernst.

    „Ach sag bloß“, gab Bill augenrollend zurück.

    „Sie hat Hunger, Lea“, sagte ihre Mutter.

    „Ja, das hab ich mir schon gedacht. Kannst du runter gehen und die Flasche warm machen? Ich komm dann sofort mit ihr nach.“

    „Ja, mach ich“, sagte ihre Mutter und gab ihr Leonie.

    Ihr Vater und Siemone folgten ihrer Mutter und sie blieb mit Bill, Tom und Leonie noch einen Moment in ihrem Zimmer, wo sie ihr noch einen anderen Strampelanzug anzog.

    „Sie ist echt total niedlich. Hätte ich ja gar nicht vermutet. Bei dem Vater“, grinste Bill und bekam keine Sekunde später von Tom einen Schlag auf den Arm.

    „Ey. Sorry, ich sage ja nur die Wahrheit.“

    „Wir sind Zwillinge du Arsch. Wenn ich hässlich bin, bist du es auch“, stellte Tom fest.

    „Ansichtssache“, antwortete Bill ihm nur.

    „So, dann lasst uns mal runter gehen. Während ihr euch hier zankt, hat die Kleine nämlich einen Mordshunger.“

    Und so liefen sie alle zu den Eltern in die Küche.

    „Du musst nur noch mal probieren, ob es nicht mehr zu heiß ist.“

    Lea nahm ihrer Mutter die Flasche ab und wollte sich gerade setzten, als sie innehielt und sagte:

    „Tom, willst du ihr die Flasche geben?“

    Tom schaute sie etwas verdutzt an. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Dass er direkt in die väterliche Pflicht genommen wurde.

    „Ich? Also ich…“

    „Sonst mach ich das!“ sagte Bill überzeugt.

    „Nee, Bill. Lass das ruhig mal Tom machen“, mischte sich Siemone ein.

    „Ja, mach mal. So schwer ist das nicht“, sagte Lea.

    Was blieb ihm also anderes übrig? Er setzte sich hin und hatte ein paar Sekunden später auch schon Leonie auf dem Arm, die ihn ganz erwartungsvoll anschaute. Und dann gab er ihr tatsächlich zum ersten Mal die Flasche.


    Kapitel 44


    Lea setzte sich auf den Stuhl gegenüber und beobachtete genau, ob Tom auch alles richtig machen würde. Einerseits war es total süß, wie er mit Leonie auf dem Arm am Küchentisch saß, andererseits war er noch ziemlich unbeholfen und es konnte nicht schaden ihn im Auge zu behalten.

    "Du brauchst mich nicht zu kontrollieren, ich hab das voll drauf." grinste Tom sie, von seinem Können überzeugt, an.

    "Vetrauen ist gut, Kontrolle ist besser." grinste Lea verschmitzt zurück.

    "Bei Tom würde ich an deiner Stelle auch ganz genau hingucken." mischte Bill sich ein.

    "Was willst du denn jetzt?" fragte Tom seinen Bruder patzig.

    "Nichts. Ich hab Lea nur eine Rat gegeben. Ich kenn dich lange genug." provozierte Bill seinen Bruder weiter.

    "Kannst du dich nicht einfach mal geschlossen halten?" motzte Tom zurück.

    Stöhnend stand Lea vom Stuhl auf und schenkte sich etwas zu Trinken ein.

    "Jungs, ihr benehmt euch wie kleine Kinder." mischte sich nun auch Siemone ein.

    Lea war ihr dankbar, dass sie auch etwas dazu gesagt hatte. Die beiden konnten wirklich anstrengend sein.

    Als sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, war auch Leonie mit ihrer Flasche fertig. Lea legte sich ein Spucktuch über die Schulter und nahm Tom die Kleine ab. Sie wollte ihm nicht auch noch ein Beuerchen machendes Baby zumuten. Das wäre ihrer Meinung zu viel für den Checker-Papi gewesen.

    Als Leonie dann brav Beuerchen gemacht hatte, ging Lea mit ihr hoch und legte sie ins Bettchen. Bill ging mit ihr mit.

    "Darf ich sie später auch mal halten?" fragte er Lea.

    "Klar, wenn sie wieder wach ist."

    "Cool."

    Es sollte nicht lange dauern, eine halbe Stunde später meldete sich Leonie über das Babyfon. Lea nahm sie aus dem Bettchen und versuchte sie zu beruhigen, was ihr aber leider nicht gelingen wollte.

    "Bill?" rief sie in Richtung Flur.

    "Ja?" kam es nur wenige Sekunden später."

    "Komm mal bitte."

    Sofort stand Bill in der Tür.

    "Leonie hört nicht auf zu weinen. Versuch du mal dein Glück."

    Vorsichtig gab Lea Bill die Kleine in den Arm. Behutsam schaukelte er sie hin und her und redete beruhigend auf sie ein. Und wirklich, Leonie hörte auf zu weinen.

    "Du bist ein Naturtalent." lobte Lea Bill dankbar.

    "Wer ist ein Naturtalent?"

    Tom kam gerade zur Tür rein und musterte Lea und Bill aufmerksam.

    "Ich bin ein Naturtalent. Leonie hat aufgehört zu weinen." sagte Bill stolz.

    "So so...." antwortete Tom skeptisch.

    "Pass auf ihr Köpfchen auf"! sagte Tom fast im gleichen Moment und hechtete zu Bill um Leonies Köpfchen zu stützen.

    "Ist doch alles in Ordnung." entgegnete Bill gelassen.

    "Quatsch, der ist noch weich. Da muss man vorsichtig sein!"

    "Außer euch ist hier niemand weich und jetzt geht ihr beide raus, während ich sie wieder hinlege!" löste Lea genervt die Situation auf und nahm Bill Leonie ab.

    Schmollend zogen die beiden Brüder ab.

    Später am Abend saß Lea allein in ihrem Zimmer und schaute Fernsehen. Ihre Eltern und Siemone waren essen und somit musste sie sich alleine um Leonie kümmern. Tom hatte sich ebenfalls in sein Zimmer verabschiedet. Plötzlich klopfte es an der Tür.

    "Ja?"

    Bill öffnete die Tür und trat ein.

    "Ich dachte dir ist vielleicht langweilig und ich kann dir Gesellschaft leisten."

    "Das ist lieb von dir. Setz dich." entgegnete Lea.

    Warum kam nur Tom nicht auf so eine Idee? Er ging ihr zwar nicht aus dem Weg, aber ihre Nähe suchte er auch nicht gerade.

    "Alles klar bei dir?" fragte Bill schließlich.

    "Ja. Bin nur ein bisschen fertig. Leonie hält einen ganz schön auf Trab."

    "Ich finde Tom hält einen ganz schön auf Trab." schmunzelte Bill.

    "Ich weiß auch nicht was er hat. Er ist irgendwie total eifersüchtig auf dich wegen Leonie."

    "Ich denk nicht nur wegen Leonie."

    "Weswegen denn dann?"

    "Na wenn du da nicht drauf kommst."

    Bill schaute sie eindringlich an.

    "Wegen mir?" fragte Lea entsetzt.

    "Na klar" erwiderte Bill trocken.

    "Ach quatsch! Der spinnt im Moment einfach nur ein bisschen, weil er mit der Vaterrolle noch überfordert ist." winkte Lea ab.

    "Wenn du meinst..."

    "Ja mein ich und jetzt Themawechsel."

    Lea und Bill lächelten sich an und redeten über etwas anderes. Sie mochte Bill echt verdammt gerne. Er war für sie da, redete mit ihr und was Leonie anging machte er sich echt gut.

    Etwas später klopfte es dann erneut an der Tür. Ihre Mutter öffnete sie einen Spalt und schaute in Leas Zimmer.

    "Wir sind wieder da." flüsterte sie, um Leonie nicht zu wecken.

    "Ok." gab Lea zurück.

    Ihre Mutter schloss die Tür wieder.

    "Naja, ich werde jetzt auch mal gehen." sagte Bill darauf hin und stand vom Sofa auf.

    "Ok, bis Morgen."

    "Ja, bis Morgen. Schlaf gut."

    "Du auch."

    Bill gab Lea ein Küsschen auf die Wange und ging. Lea legte sich daraufhin auch ins Bett.


    Kapitel 45


    Am nächsten Morgen wachte Lea ziemlich früh auf. Es war total warm in ihrem Zimmer und das machte ihr das Weiterschlafen unmöglich. Es war Sommer und es war die ganzen letzten Tage schon warm, aber heute war es echt heiß und das schon um diese Uhrzeit.

    Lea ging also erstmal in ihr Badezimmer und duschte sich kalt ab. Das war genau das Richtige nicht nur gegen die Hitze, sondern auch gegen die Müdigkeit.

    Wieder in ihrem Zimmer angekommen zog sie sich einen Bikini an und darüber nur einen kurzen Rock und ein Top. Es war das erste Mal seit der Geburt, dass sie sich wieder in sexy Klamotten hüllte. Sie hatte zum Glück nur unwesentlich zugenommen und konnte es sich jetzt auf jeden Fall wieder erlauben. Auch ihrem Selbstbewusstsein tat es unheimlich gut, hatte sie sich schließlich bis vor kurzem noch in weiten Klamotten versteckt.

    Mit Sonnenbrille und Sonnencreme bewaffnet, schaute sie noch kurz in Leonies Zimmer, die noch friedlich schlief, bevor sie runter in die Küche ging. Dort traf sie auf Siemone und ihre Eltern die ebenfalls schon wach waren.

    "Guten Morgen. Du bist ja schon so früh wach." staunte ihre Mutter.

    "Ja, in meinem Zimmer war es total warm. Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich wunder mich, dass die Jungs das aushalten."

    "Ach, wenn die ausschlafen können, dann halten die so einiges aus." lachte Siemone.

    "Das kann ich mir vorstellen." lachte Lea ebenfalls.

    "Möchtest du etwas frühstücken?" fragte ihre Mutter.

    "Ich nehm mir einen Apfel und was zu Trinken mit raus."

    "Ok, mach das."

    Lea ging raus auf die Terrasse und legte sich auf eine der Liegen. Es war einfach herrlich draußen. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und das Wichtigste: Keine streitenden Zwillinge.

    Die Zeit verging und langsam prallte die Sonne ganz schön. Lea zog sich ihren Rock und das Top aus und cremte sich mit ihrer Sonnencreme ein. Danach holte sie sich noch eine Zeitschrift aus dem Wohnzimmer.

    Das Wetter tat ihr wirklich gut und die Stille auch. Leider hielt die Stille nicht mehr allzu lange an.

    "Morgen." hörte sie eine Stimme hinter sich.

    Lea legte die Zeitung kurz zur Seite, drehte sich auf der Liege um und erblickte Tom.

    "Morgen." sagte sie trotz der Störung gut gelaunt.

    Ein Zwilling war immer noch besser als beide zusammen.

    "Kann ich mich zu dir legen?" fragte Tom ebenso gut gelaunt.

    "Klar."

    Tom legte sich auf die Liege direkt neben Lea, die schon wieder in ihre Zeitung versunken war. Aufmerksam musterte er sie von oben bis unten. So wenig bekleidet hatte er sie das letzte Mal in der verhängnisvollen Nacht gesehen. Die letzten Wochen fand er sie aufgrund des dicken Bauches nicht wirklich anziehend, aber jetzt konnte er seinen Blick gar nicht von ihr abwenden. Langsam schaute Lea von ihrer Zeitung hoch, da sie seine Blicke auf ihrer Haut spürte.

    "Ist was?" fragte sie cool.

    "Nee, es ist nichts, du siehst heute nur verdammt gut aus." nahm Tom kein Blatt vor den Mund und machte seinem Ruf alle Ehre.

    "Sag mal, willst du dich nicht eincremen?" wechselte Lea das Thema.

    "Wenn du mir den Rücken eincremst." grinste Tom sie an und kaute auf seinem Piercing herum.

    Normalerweise hätte Lea ihm jetzt wohl eine charmante Abfuhr erteilt, aber sie tat es nicht. Sie wusste auch nicht woran es lag. War es das Wetter, was ihr so gute Laune machte? Die Tatsache, dass Tom in seiner Shorts verdammt gut aussah? Das Kauen auf seinem Lippenpiercing, wo ihr sowieso immer ganz anders wurde, oder einfach nur die Tatsache, dass sie nicht wollte, dass Tom einen krebsroten Rücken bekam?

    "Ok." lächelte Lea lasziv zurück, nahm sich die Sonnencreme und setzte sich zu Tom.

    Noch etwas überrascht davon, dass sie ihm keine Abfuhr erteilte, legte Tom sich langsam auf den Bauch.

    Dann begann Lea damit Tom einzucremen. Das machte sie zu ihrem und Toms Erstaunen sogar alles andere als grob.

    "Fertig." sagte Lea schließlich nach ein paar Minuten und befreite sich so selber rechtzeitig aus dieser Lage.

    "Schade." sagte Tom halb gespielt, halb ernst zu ihr.

    Nach einer Weile, stand Lea wieder von ihrer Liege auf.

    "Ich hol mir noch etwas zu Trinken. Willst du auch was?"

    "Ja gerne. Ich nehm einen Red Bull, falls ihr so etwas habt."

    "Klar, habe ich extra für euch gekauft." rief Lea ihm noch zu, während sie schon durch die Terrassentür ging.

    Sie hoffte, der Drink würde, mit anständig Eiswürfeln drin, genug Abkühlung verschaffen. Es war zwar nicht so als ob sie gleich auf Tom draufspringen würde, aber seine Sprüche, so plump sie teilweise waren, gingen nicht an ihr vorbei, was sie zweifelsohne auf die Hitze schob, die ihren Kopf wohl zu Matsch machte.

    Lea war gerade wieder auf dem Weg nach draußen und konzentrierte sich dabei die Getränke nicht fallen zu lassen, als Tom ihr plötzlich in der Tür entgegenkam und sie fast gegeneinander stießen.

    "Tschuldigung." murmelte Tom, der augenblicklich tief in Leas Dekoltee versank.

    "Hier oben ist mein Gesicht." quittierte Lea ihm dieses Verhalten mehr belustigt als wütend.

    " Ich wollte nur mal eben auf Toilette gehen. Bin gleich wieder da."

    "Ok."

    Lea legte sich wieder auf die Liege und nippte an ihrer Cola mit extra viel Eis. Sie fragte sich wo Bill eigentlich war, den hatte sie den ganzen Tag noch nicht gesehen. Naja, es war ja auch noch recht früh. Gerade als sie darüber nachdachte, tauchte Bill hinter ihr auf und legte seine Hände auf ihre Augen.

    "Wer bin ich?"

    "Hmm...Richie von US5?"

    "Genau." rief er erfreut auf und nahm seine Hände von ihren Augen.

    "Hey Bill." begrüßte Lea ihn nun ernsthaft.

    "Hey." grinste er freudig zurück und machte es sich auf Toms Liege bequem.

    "Ähm, da liegt...."

    "Runter von meiner Liege!" kam es sogleich aus der Richtung des Wohnzimmers.

    "Sind wir hier auf Malle, wo jeder seine Liege reserviert?" kam es schnippisch von Bill zurück.

    "Ja ganz genau, da sind wir und jetzt runter da!" schmiss Tom ihn schon fast selber von der Liege.

    "Ist ja schon gut." grummelte Bill und im gleichen Moment packte er Tom und schmiss ihn ins Wasser.

    Lea musste laut los prusten. Das sah einfach viel zu lustig aus. So recht wollte sie sich gar nicht mehr einkriegen.

    "Du lachst? Na warte..." rief Tom aus dem Pool und stieg augenblicklich wieder aus dem Wasser.

    Noch bevor Lea etwas sagen konnte, packte er sie und schmiss sie ins Wasser. Dann sprang er hinterher. Als sie gerade wieder auftauchte, zog Tom sie an ihrer Hüfte wieder runter und auch wenn Lea gerade große Probleme mit dem Luftholen hatte, lösten die Berührungen unter Wasser ein Kribbeln in ihr aus. Schließlich stiegen beide unter großem Gelächter wieder aus dem Wasser und legten sich auf ihre Liegen.

    Nach einer Weile ging Lea wieder rein um nach Leonie zu schauen.

    Diese Spielchen, die eindeutigen und nicht so eindeutigen Sprüche und die "ungewollten" Berührungen gingen noch den ganzen Tag so weiter. Auch Bill merkte das und ließ zwischendurch immer mal wieder einen Spruch ab.

    Es blieb allerdings bei diesen Andeutungen. Keiner der beiden dachte, dass der andere es wirklich ernst meinen könnte.


    Mitten in der Nacht wachte Lea auf. Abgesehen davon, dass ihr mal wieder total warm war, hatte sie auch schrecklichen Durst, also schlich sie sich runter in die Küche um sich etwas zu Trinken zu holen.

    Unten angekommen erschrak sie, die Kühlschranktür bewegte sich.

    "Hallo?" flüsterte sie vorsichtig.

    "Hallo." flüsterte Tom zurück und schloss die Kühlschrankttür.

    "Ich wollte mir nur etwas zu Trinken holen." sprach er weiter.

    "Das wollte ich auch gerade machen." entgegnete Lea und öffnete den Kühlschrank wieder.

    "Warte, ich kann dir doch etwas rausholen."

    Tom stellte sich hinter sie und griff nach der Cola, woraufhin sich ihre Hände berührten. Jetzt hielt nichts mehr die Beiden zurück. Den ganzen Tag über hatten sie ihre Spielchen gespielt, waren sich immer näher gekommen und warfen sich den ein oder anderen eindeutigen Blick zu.

    Tom stellte die Cola zurück und während er anfing Lea stürmisch zu küssen, schmiss er die Kühlschranktür zu. Das tat er ziemlich ungeschickt mit einem lauten Knall, sodass Lea und er aufschraken.

    "Ich glaube, das hat niemand gehört." flüsterte Lea und zog ihn gleich wieder an sich.

    Tom legte seine Hände auf ihre Hüften und drückte sie noch fester an sich. Sie wussten beide worauf es hinaus lief, aber sie konnten sich nicht länger zurück halten. Das hatten sie lange genug, ob das was sie jetzt taten falsch war oder nicht.

    Ruckartig hob Tom sie auf die Küchentheke und befreite sie gekonnt von ihrem T-Shirt. Lea tat es ihm gleich und entledigte ihn auch von seinem.

    Seine Hände brannten auf ihrer Haut und berührten sie überall, sie hingegen krallte sich fest in seinen Rücken. Er hätte vor Schmerz aufschreien können, es hätte sie in diesem Moment herzlich wenig interessiert.

    Dennoch ließen beide für einen kurzen Moment voneinander ab. Keuchend schauten sie sich in die Augen ohne auch nur ein Wort zu sagen.

    Es war wie ein stilles Einverständnis und kurz darauf entledigten sich beide des letzten Stück Stoffs der sie trennte.

    Lea und Tom gaben sich alle Mühe so leise wie möglich zu sein, trotzdem entwich beiden hin und wieder ein leidenschaftliches Stöhnen.

    Schwitzend und wild küssend brachte Tom ihr dann nach einer Weile die Erlösung und folgte ihr kurz danach.

    Mit einem letzten intensiven Kuss ließen sie schließlich voneinander ab. Kurz schauten sie sich noch einmal in die Augen, bis ihr Atem sich wieder beruhigt hatte. Vorsichtig sprang Lea dann wieder von der Küchentheke und sammelte ihre Klamotten auf. Als sich beide wieder vollständig angezogen hatten, checkten sie noch kurz ob in der Küche alles in Ordnung war und gingen dann gemeinsam die Treppe hoch. Dabei konnten sie kaum die Finger voneinander lassen, doch als sie vor Leas Tür standen lenkte sie ein.

    "Ich denke es ist besser, wenn jeder in seinem Zimmer schläft."

    "Denke ich auch. Muss ja nicht jeder wissen was eben passiert ist." lächelte er sie an.

    "Okay...dann gute Nacht."

    "Gute Nacht."

    Tom und Lea gaben sich einen letzten Kuss, bevor jeder in seinem Zimmer verschwand.


    Kapitel 46


    Lea lag den Rest der Nacht schlaflos in ihrem Bett. Sie konnte nicht ganz glauben, was sich kurz zuvor in der Küche abgespielt hatte. Sie und Tom hatten tatsächlich…Leas Gedanken fuhren Achterbahn. Auf der einen Seite war es vollkommen absurd gewesen, dass sie beide sich noch einmal aufeinander eingelassen hatten. Nach allem, was zwischen ihnen in den letzten Wochen und Monaten passiert war. Aber sie hatten es definitiv beide mehr als gewollt. Allein beim Gedanken an das, was vorhin zwischen ihnen lief, wurde ihr ganz warm und es kribbelte in ihrem Bauch.

    Aber vor allem war Lea verwirrt. So sehr sie es auch versuchte, sie konnte ihre Gefühle nicht wirklich einordnen.


    Lea war sich sicher, dass sie gerade erst eingeschlafen war, als sie durch das Geschrei Leonies aufgeweckt wurde.

    Verschlafen trottete sie in ihr Zimmer, nahm sie aus ihrem Bettchen, setzte sich mit ihr in den Schaukelstuhl und wiegte sie sanft hin und her.

    Plötzlich ging die Tür auf und Tom kam rein.

    „Ich hab sie weinen gehört“, sagte Tom und kam auf sie zu.

    „Guten Morgen meine Süße“, sagte er und gab Leonie einen Kuss auf die Stirn.

    Als er aufblickte, sah er Lea direkt in die Augen.

    „Guten morgen, Süße“, lächelte er sie an und gab auch ihr einen kurzen Kuss auf den Mund.

    Lea war völlig von Toms Verhalten überrascht. Irgendwie hatte sie damit gerechnet, dass sie heute beide so tun würden, als sei nie was zwischen ihnen gewesen. Als hätte es letzte Nacht nicht gegeben. Aber Tom schien das anscheinend anders zu sehen.

    „Soll ich runter gehen und ihr eine Flasche machen?“ fragte er.

    „Nein. Ich werd sie schnell stillen.“

    „Oh“, sagte Tom und verzog das Gesicht. „Dann geh ich wohl in der Zeit mal ins Bad. Wir sehen uns dann ja gleich beim Frühstück.“

    „Ja, bis gleich“, sagte Lea und grinste Tom an.

    Es war einfach zu komisch, dass er auf manche Dinge einfach nicht klar kam. Stillen war eins davon. Ihr selbst hätte es nichts ausgemacht, wenn Tom geblieben wäre, aber sie konnte ihn auch verstehen.

    Nachdem sie Leonie gestillt hatte, ging sie mit ihr runter in die Küche, wo auch schon Siemone, ihre Mutter, Bill und Tom saßen. Ihr Vater war wohl schon auf der Arbeit.

    „Na da ist ja meine Süße“, rief Leas Mutter entzückt und nahm ihr die Kleine mit den Worten „Komm zur Oma“ ab.

    „Hast du sie schon gefüttert?“ wollte ihre Mutter von ihr wissen.

    „Ja klar. Oder glaubst du, sie wäre sonst so friedlich?“

    „Nein, stimmt. Da hast du recht.“

    Lea setzte sich an den Tisch neben Siemone. Ihr gegenüber saß Tom und neben Tom saß Bill. Die beiden waren schon gemütlich am frühstücken.

    Lea schnappte sich ein Brötchen und schnitt es auf.

    „Kannst du mir die Butter geben?“ fragte Lea Bill, doch noch bevor dieser reagieren konnte, hatte auch schon Tom über den Tisch gegriffen und sich die Butter geschnappt.

    „Hier, bitte“, sagte er und reichte Lea die Butter rüber.

    „Dankeschön“, antwortete Lea mit einem zuckersüßen Lächeln.

    Bill schaute seinen Bruder verdutzt an, widmete sich dann aber wieder seinem Brötchen.

    Lea hielt nach einem leckeren Belag für ihr Brötchen Ausschau, was Tom nicht entging.

    „Was willst du haben?“ fragte er sie. „Nutella, Schinken, Marmelade?“

    „Ach gib mir doch mal Nutella“, antwortete Lea und bekam auch nur einen Augenblick später das Nutellaglas hingehalten.

    Lea fand es total niedlich, wie Tom sich gerade um sie kümmerte. Der kleine Checker konnte manchmal echt auch einfach nur süß sein.

    Lea warf Tom einen viel sagenden Blick zu und ließ ihre linke Hand unter den Tisch und über Toms Bein gleiten.

    Dieser revanchierte sich mit einem seiner schönsten Checkergrinsen.

    Lea und Tom waren so mit sich und ihren Flirtspielchen beschäftigt, dass sie gar nicht merkten, dass Bill das Treiben aus den Augenwinkeln beobachtete.

    „Sagt mal, was war hier eigentlich heute Nacht los?“ unterbrach ihre Mutter plötzlich ihre Spielchen.

    Tom und Lea schreckten auf.

    „Ähm, was meinst du, Mama?“ fragte Lea gespielt unschuldig.

    „Die Küchenrolle liegt hier auf dem Boden rum, die Spülmittelflasche liegt im Waschbecken, das Handtuch liegt auch auf der Erde.“

    Tom und Lea liefen beide rot an. Auf so etwas hatten sie bei ihrem kleinen Küchenintermezzo nun wirklich nicht geachtet. Aber Leas Mutter musste es natürlich direkt auffallen.

    „Also ich…“ fing Lea an.

    „Was Lea?“

    „Ja, was Lea?“ fragte nun auch Bill mit einem breiten Grinsen, das er sofort von seinem Bruder mit einem Tritt ans Schienbein quittiert bekam.

    „Au! Verdammt!“ schrie Bill und schaute Tom böse an.

    „Halt dein Maul!“ befahl dieser ihm.

    „Also ich hab mir nur was zu trinken geholt“, sagte Lea, die sich wieder ein bisschen gefasst hatte. „Kann sein, dass ich im Halbschlaf ein wenig randaliert habe.“

    „Aha“, sagte ihre Mutter nur und widmete sich dann wieder Leonie.

    Siemone bekam einen Anruf auf ihrem Handy und verließ die Küche.

    „Ich glaube, die Kleine braucht ne frische Windel“, sagte Leas Mutter kurz darauf und rümpfte die Nase.

    „Kannst du das machen, Mama?! Ich will wenigstens noch mein Brötchen fertig essen.“

    „Ja, kann ich machen“, sagte ihre Mutter und sagte dann zu Leonie: „So, meine Kleine. Jetzt gehst du mal mit der Oma eine frische Windel anziehen, damit du gleich schön sauber bist, wenn du mit deiner Mami und dem Papi kuschelst.“

    Mit diesen Worten verschwand auch sie aus der Küche.

    Tom, Bill und Lea frühstückten wortlos weiter. Wortlos, bis Bill plötzlich sagte:

    „Das ist übrigens mein Bein.“

    Lea zog mit einem Ruck ihren Fuß zurück.

    „Sorry“, sagte sie. „Ich wollte mich nur kurz strecken.“

    „Ja, genau“, lachte Bill. „Du wolltest mit Tom füßeln.“

    „Nein!“ rief Lea gespielt entsetzt und unschuldig aus.

    „Ach erzählt mir doch nix. Ich bin doch nicht völlig bescheuert.“

    „Ach nein?“ fragte Tom todernst.

    „Ähm…ich…ich geh mich mal anziehen“, sagte Lea und flüchtete so schnell sie konnte aus der Küche.


    Kapitel 47


    „Jetzt mal unter uns“, ließ Bill nicht locker, als er und Tom alleine in der Küche saßen. „Was geht da zwischen dir und Lea?“

    „Was soll da gehen? Nichts geht“, antwortete Tom patzig.

    „Ja, genau. Und weil nichts geht seid bist du auch so scheiße freundlich zu ihr. Und weil nichts geht tatscht ihr euch heimlich unterm Tisch an. Und weil nichts geht sieht die Küche aus wie nach ner heißen Orgie.“

    „Boah, jetzt übertreib doch nicht direkt wieder so maßlos. Ich darf doch wohl noch nett zur Mutter meines Kindes sein, oder?! Und nur, weil wir zusammen was getrunken haben, heißt das noch lange nicht, dass wir hier irgendwelche Orgien gefeiert haben.“

    „Ach, nee…ihr wart zusammen in der Küche? Ich dachte, nur Lea wäre hier gewesen.“

    Tom hätte sich selbst ohrfeigen können. Jetzt hatte er sich doch tatsächlich verquatscht. Warum ließ er sich auch immer von seinem Bruder in solche dämlichen Diskussionen verwickeln.

    „Ja und? Was beweist das schon? Wir haben halt zusammen was getrunken. Nicht mehr und nicht weniger“, sagte Tom nur wenig überzeugend.

    „Ja, genau. Und ich bin ne Schwuppe.“

    „Schön. Dann sind wir uns ja einig“, sagte Tom und stand auf.


    Er wollte gerade in sein Zimmer, als ihm Leas Mutter entgegen kam.

    „Tim, was hast du vor?“

    „Ich? Nix Besonderes. Wieso?“

    „Ich wollte gleich mit deiner Mutter in die Stadt. Ein bisschen einkaufen. Leonie schläft jetzt wieder und ihr drei…habt einfach ein bisschen Spaß. Ihr könnt jederzeit schwimmen oder in die Sauna. Lea weiß ja, wie alles funktioniert und wo alles ist. Fühlt euch einfach wie zu Hause, wenn ihr schon nicht raus könnt.“

    „Ja, danke Frau Falk. Wir kommen schon zurecht.“

    Tom ging erstmal auf sein Zimmer und hörte Musik. Sauna…ja, wahrscheinlich…Er war ohnehin schon viel zu scharf auf Lea. Wie sollte er es auch nur 5 Sekunden mit ihr in der Sauna aushalten, ohne über sie herzufallen?

    Er legte sich auf sein Bett und schloss für einen Moment die Augen.

    Aber es dauerte nicht lange, da ging die Tür auf und Lea kam rein.

    „Hey“, sagte sie mit sanfter Stimme und kam auf ihn zu.

    „Hey“, antwortete Tom. „Was machst du hier?“

    „Die Kleine schläft, unsere Mütter sind einkaufen und Bill ist duschen. Da dachte ich, ich schau mal nach dir.“

    „Das war eine gute Idee“, sagte Tom, nahm Leas Hand und zog sie zu sich runter.

    Sie schauten sich ein paar Sekunden tief in die Augen, bewegten sich dann langsam aufeinander zu, bis sich schließlich ihre Lippen trafen.

    Tom legte eine Hand in ihren Nacken und kraulte sie zärtlich.

    Ihr Kuss wurde immer intensiver und inniger. Lea, die zunächst noch auf dem Bettrand saß, legte sich jetzt auf Tom und streichelte ihm zärtlich über die Wange. Sie liebt seine zarte, makellose Haut.

    „Lea? Tom?“ hörten sie plötzlich Bill rufen.

    Lea und Tom ließen sofort voneinander ab und Lea sprang aus dem Bett.

    Tom setzte sich auf und keine zwei Sekunden später stand auch schon Bill im Zimmer.

    „Was macht ihr?“

    „Boah, Alter, hast du nix zu tun?“

    „Nö“, antwortete Bill frech grinsend.

    „Dann such dir ne Beschäftigung. Aber lass uns in Ruhe.“

    „Wieso sollte ich? Habt ihr etwas zu verbergen?“

    „Nee, mit Sicherheit nicht.“

    „Na dann kann ich ja auch hier bleiben.“

    „Du kannst es auch lassen.“

    „Mensch, jetzt seid doch friedlich. Wir können ja auch zusammen was machen.“

    „Supi“, sagte Bill. „Wie wär’s mit ner Runde Playstation? Ich hab gesehen, dass ihr hier ne Menge coole Spiele habt.“

    „Also ich bin dabei“, sagte Lea.

    „Ja, ich auch“, willigte Tom etwas missmutig ein.


    Die drei zockten eine Weile Playstation, bis Leonie sich meldete.

    „Ich geh!“ sagte Lea und stand auf.

    „Warte, ich komm mit“, sagte Tom und stand ebenfalls auf.

    Als sie oben bei Leonie waren, sagte Tom:

    „Lass mich mal.“

    Er nahm die Kleine auf den Arm und wiegte sie hin und her.

    „Ist ja gut, meine Süße. Der Papa ist jetzt da.“

    Lea hätte schon wieder heulen könne, so niedlich fand sie es, wie Tom mit der Kleinen umging. Sie musste schon zugeben, dass sie positiv überrascht war, wie Tom sich seit Leonies Geburt entwickelt hatte. Wenn er mit der Kleinen zusammen war, war er einfach nicht der 17 jährige Frauenschwarm von Tokio Hotel. Dann war er wirklich einfach nur ein stolzer Papa. Wenn auch ein ziemlich junger und cooler.

    Tom setzte sich mit Leonie auf dem Arm auf das kleine Sofa im Zimmer und Lea setzte sich daneben.

    Lea kuschelte sich an Toms Schulter und legte ihre Hand auf sein Bein.

    Vor einem Jahr hätte sie beim besten Willen nicht damit gerechnet, dass sie heute hier sitzen würde. Neben Tom von Tokio Hotel, ihrem One Night Stand. Kuschelnd, mit ihrem gemeinsamen Baby auf dem Arm. Wahrscheinlich würde sie die ganze Situation für vollkommen surreal erklären, wenn sie sich nicht so verdammt real anfühlen würde.

    Leonie schlief nach einer Weile wieder ein, aber Tom und Lea blieben noch mit ihr auf dem Sofa sitzen. Sie genossen einfach die Ruhe und die Nähe.

    Sie merkten gar nicht, wie ihre beiden Mütter ins Zimmer kamen.

    „Hey ihr drei“, flüsterte Leas Mutter.

    „Hey“, flüsterte Lea zurück.

    „Kommt ihr gleich runter? Wir haben Kuchen mitgebracht.“

    „Super“, sagte Tom. „Wir kommen gleich.“


    Der Rest des Tages verlief ziemlich ruhig. Abends schauten sie alle noch DVD. Tom saß neben Lea und es fiel den beiden sichtlich schwer, die Finger voneinander zu lassen. Lea lehnte sich zwar bei ihm an, aber beide wollten mehr. Doch sie hatten sich ja darauf geeinigt, dass das, was zwischen ihnen passierte, vorerst niemand wissen sollte. Und deshalb blieb es dabei, dass Lea lediglich ihren Kopf an Toms Schulter legte. Kein Händchen halten, keine Berührungen und schon gar keine Küsse.

    „Ich bin müde“, sagte Lea irgendwann und stand auf. „Ich schau noch mal schnell nach der Kleinen und dann geh ich ins Bett.“

    Den letzten Satz sagte sie ziemlich auffällig in Toms Richtung und verließ dann das Wohnzimmer.

    „Hach, ich bin auch müde. Ich glaub ich geh auch langsam mal ins Bett“, sagte Tom keine zehn Minuten später und gähnte.

    „Schlaf gut, Bruderherz“, sagte Bill und grinste Tom vielsagend an.


    Tom ging kurz in sein Zimmer und ins Bad, bevor er sich auf den Weg zu Lea machte.

    Er klopfte kurz, trat dann aber sofort ein, ohne eine Aufforderung bekommen zu haben.

    Lea stand in kurzer Schlafshorts und Trägertop vor ihrem Schrank.

    Ohne ein Wort zu sagen ging Tom auf sie zu, umarmte sie von hinten und küsste sie in den Nacken.

    „Was macht die Kleine?“ wollte Tom wissen.

    „Sie schläft ganz friedlich.“

    „Sehr schön“, sagte Tom. „Dann haben wir ja jetzt endlich ein bisschen Zeit für uns. Bill ist auch im Bett. Unsere Eltern trinken schon die dritte Flasche Wein. Es ist also niemand mehr da, der uns stören könnte.“

    „Das hört sich viel versprechend an“, grinste Lea, die sich mittlerweile zu Tom umgedreht hatte.

    „Ich zeig dir, wie viel versprechend“, sagte Tom und küsste Lea stürmisch.

    Sie taumelten auf ihr Bett zu und Lea fragte sich, warum sie sich überhaupt umgezogen hatte, wo Tom ihr doch eh gerade wieder sämtliche Klamotten vom Körper riss. Und auch Lea hatte es eilig, Tom endlich ganz nah zu spüren.

    Es dauerte nicht lange, da hatten Lea Tom auch seines letzten Stück Stoffes entledigt und sie konnten sich völlig ihrer Lust hingeben.

    Als Lea gerade ihre unterlegene Position aufgeben und die Führung übernehmen wollte, sprang plötzlich die Tür auf…


    Kapitel 48


    „Lea…Oh mein Gott“, hörte Lea die Stimme ihrer Mutter. „Tim…oh mein Gott.“

    Tom ließ sofort von Lea ab und beide schnappten sich eine Bettdecke, die sie sich vor ihre nackten Körper hielten.

    „Mama!“ rief Lea und wurde knallrot.

    „Ich…“

    „Mama, geh raus!“ forderte Lea ihre Mutter hysterisch auf.

    „Ich…Leonie schreit. Deshalb bin ich…kein Wunder, dass du sie nicht gehört hast.“

    „Verdammt, Mama. Geh raus! Ich…ich kümmer mich gleich um sie.“

    „Nein, ist schon okay. Ich mach das schon. Macht ihr…was auch immer.“

    Mit diesen Worten war ihre Mutter auch wieder verschwunden.

    „Ach du Scheiße“, rief Tom. „Wie peinlich ist das denn?“

    Er schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen und ließ sich zurück aufs Kissen sinken.

    „Oh Gott ey. Peinlich ist gar kein Ausdruck.“

    „Scheiße ey.“

    „Wie konnten wir auch Leonie überhören?“

    „Na ja…du warst selbst nicht gerade leise“, grinste Tom.

    „Ja, ICH wieder. Und was war mit dir?“

    „Ich hab mich zurückgehalten.“

    „Ja, genau“, lachte Lea und haute Tom ihr Kissen ins Gesicht.

    „Hey, hör auf damit.“

    „Sonst was?“

    „Sonst…“ sagte Tom und startete eine Kitzelattacke auf Lea.

    „Hör auf. Das ist unfair. Ich bin kitzelig.“

    „Na genau das macht es ja so schön“, stellte Tom fest und kitzelte sie weiter.

    „Bitte, Tom, hör auf.“

    „Was bekomm ich dafür?“

    „Einen Kuss?!“

    „War das eine Frage?“

    „Nein“, jauchzte Lea. „Du bekommst einen Kuss!“

    „Na gut“, willigte Tom ein.

    Lea gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund.

    „Ich glaube, ich gehe jetzt besser“, sagte Tom und stand auf.

    „Wieso? Jetzt ist es doch eh zu spät.“

    „Ja, das stimmt. Aber ich kann das jetzt irgendwie nicht mehr. Deine Mutter hat uns beim Sex erwischt. Oh Gott ey, wie soll ich ihr jemals wieder in die Augen schauen können?“

    „Frag mich mal…“

    Tom gab ihr noch einen letzten Kuss, bevor er sich seine Boxershorts anzog, seine restlichen Klamotten schnappte und zur Tür lief.

    „Schlaf gut, Süße.“

    „Du auch.“


    Am nächsten Morgen war die Stimmung sehr gedämpft. Lea war sich zwar sicher, dass ihre Mutter das, was sie gestern gesehen hatte, niemandem weitererzählen würde, aber trotzdem war es ihr und Tom super peinlich und sie hielten größtmöglichen Abstand voneinander.

    Sie frühstückten wortlos.

    „Ist wer gestorben? Hab ich was verpasst?“ fragte Bill schließlich.

    „Nein, alles bestens“, antwortete Lea schnell.

    „Kommt gleich eigentlich irgendwer mit schwimmen?“ wollte Bill wissen.

    „Also ich mit Sicherheit nicht“, sagte Tom schnell.

    „Ich komm mit“, sagte Lea.

    „Cool. Aber ich bekomm die Luftmatratze.“

    „Da hättest du wohl gern“, lachte Lea. „Die gehört mir.“

    „Hey, ich bin hier Gast“, beschwerte sich Bill.

    „Ja eben. Du hast hier nix zu sagen.“

    „Hm…dann schaun wir mal, wer schneller ist“, sagte Bill und sprang auf.

    „Na warte“, brüllte Lea und stürmte Bill hinterher.

    Tom frühstückte noch in Ruhe zu Ende und ging dann in sein Zimmer. Er wollte eigentlich ein bisschen Musik hören, aber als er durchs Fenster Bill und Lea jauchzen und grölen hörte, beschloss er, sich doch in seine Badeshorts zu schmeißen und das Treiben auch nächster Nähe zu beobachten.

    Doch als er gerade am Pool ankam, traute er seinen Augen nicht: Bill drückte gerade Lea unter Wasser. Diese tauchte nach ein paar Sekunden wieder auf.

    „Menno, Bill“, meckerte sie ihn an und versuchte vor ihm wegzulaufen.

    Doch Bill ließ sie nicht weit kommen. Er schnappte sich Lea, drehte sie zu sich um und legte seine Arme um ihre Hüften.

    „War doch nur Spaß“, sagte Bill und zog sie noch näher.

    In diesem Moment platzte Tom der Kragen. Die beiden kamen sich für seinen Geschmack gerade viel zu nah.

    „Hey, was macht ihr da?“ rief er und trat noch näher an den Pool ran. „Nimm sofort deine Finger von ihr!“



    Re: *~*Babylove*~*

    Ponyreiten - 24.08.2006, 19:28


    Kapitel 49


    Augenblicklich nahm Bill seine Hände von Leas Hüften und schaute seinen Bruder überrascht an.

    "Was für'n Problem hast du denn jetzt schon wieder? Wir haben nur Spaß gemacht." fragte Bill ihn daraufhin genervt.

    "Ja sicherlich. Du machst dich doch schon die ganzen letzten Monate an Lea ran! Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst deine verdammten Finger von ihr lassen?! "

    Lea stand immer noch hilflos neben Bill im Pool. Sie wusste nicht wirklich was sie dazu sagen sollte. Bill und sie waren in den letzten Monaten gute Freunde geworden, aber er hatte sich nie an sie rangemacht.

    "Und du? wendete Tom seinen Blick von Bill ab und schaute wütend zu Lea. "Du gehst auch noch voll darauf ein."

    "Bitte was? Bill und ich sind nur Freunde und wir beide sind nicht zusammen! Warum rastest du so aus? Ich habe keine Lust auf diese Kinderkacke!" mischte sich jetzt auch Lea verständnislos und sauer ein.

    "Ich raste aus, weil du mit mir gepennt hast und dich kurz danach an meinen Bruder ranschmeißt. Ich dachte..."

    "Moment, ihr habt also doch miteinander...." unterbrach Bill seinen Bruder.

    "Ja haben wir und so laut wie Tom das eben gesagt hat, wissen es jetzt bestimmt sogar meine Nachbarn." keifte Lea in Toms Richtung.

    "Das ist mir so scheiß egal, ob das deine Nachbarn wissen! Sogar deiner Mutter weiß es…" motzte Tom zurück.

    "Wie jetzt?!" kam es fragend von Bill, der überhaupt nicht mehr wusste wo oben und unten war.

    "Egal!" motzte Lea nun auch den ahnungslosen Bill an. "Willst du noch irgendwas erzählen, oder ist dein Mitteilungsbedürfnis erstmal befriedigt? fragte sie anschließend mit einem spitzen Unterton Tom.

    "Nee, ich denke es ist alles gesagt." zischte Tom zurück und noch bevor er sich abwenden konnte, stieg Lea aus dem Pool, nahm sich ein Handtuch von der Liege und ging ins Haus. Tom blieb darauf hin noch kurz stehen, wobei Bill sofort aus dem Wasser stieg und Lea hinterher laufen wollte.

    "Was hast du vor?" fragte Tom seinen Bruder todernst und hielt ihn gerade noch so am Arm fest.

    "Ich geh zu Lea um zu retten was noch zu retten ist. Du hast uns schließlich gerade total blamiert." giftete Bill zurück.

    "Du wirst nicht zu ihr gehen, damit das klar ist! Du lässt sie in Ruhe!" verfestigte Tom seinen Griff.

    "Wie wär es wenn du ihr dann endlich mal sagst, was sie dir bedeutet! Ich hab keinen Bock mehr auf diese Scheiße und jetzt nimm deine Griffel von mir!" sagte Bill eindringlich, riss sich von Tom los und ging ebenfalls ins Haus.

    "Ich will nichts von ihr, falls du das meinst! Von mir aus kannst du sie haben! Macht doch was ihr wollt!" brüllte Tom ihm noch hinterher.


    Nach einer Weile ging auch Tom wieder rein. Er war wütend und hatte auch keine Lust den anderen zu begegnen - musste er zum Glück auch nicht, da Bill und Lea wohl beide in ihre Zimmer verschwunden waren. Einen kurzen Moment dachte Tom noch daran, ob sie vielleicht zusammen in einem Zimmer waren, aber er glaubte nicht daran, dass Bill das jetzt noch tun würde und na ja, er hatte ja auch gesagt, dass es ihm egal ist."

    Trotzdem fiel ihm in seinem Zimmer die Decke auf den Kopf, also beschloss er zu Leonie ins Zimmer zu gehen.

    Vorsichtig öffnete er die Tür, schlich sich ins Zimmer und blickte kurz darauf auf die friedlich schlafende Leonie. Sie sah so süß aus, dass Tom seinen Blick gar nicht mehr abwenden konnte. Er war zwar immer noch unsicher in der Rolle als Vater, aber seine Liebe für dieses Baby wollte und konnte er nicht unterdrücken.

    Behutsam strich er Leonie über ihr kleines Gesicht. Vielleicht, war es auch die Liebe für dieses kleine Geschöpf, was seine Gefühle gegenüber Lea Achterbahn fahren ließ. Ja, wahrscheinlich fühlte er sich nur aus dem Grund mit Lea verbunden.

    Plötzlich wurde Tom aus seinen Gedanken gerissen, denn hinter ihm öffnete sich die Tür.


    Kapitel 50


    Langsam nahm Tom seine Hand von Leonies Gesicht, während er hörte wie jemand auf ihn zukam. Er wusste wer es war und deswegen drehte er sich auch nicht um.

    "Hey." antwortete er so cool wie möglich ohne auch nur einmal neben sich zu schauen.

    "Hey." kam es zögerlich zurück.

    "Tom..."

    "Lea, wir müssen reden." nahm er ihr den Satz ab.

    "Ja...." murmelte sie zurück.

    Leise bewegten sich beide auf das Sofa zu und setzten sich.

    "Das kann so nicht weiter gehen. Wir haben einfach nicht nachgedacht. Es geht nicht nur um uns, es geht auch um Leonie. Wir können nicht einfach Spaß haben und uns wieder streiten wie es uns passt. Wir haben Verantwortung und da es nicht funktioniert, ist es das Beste wenn wir es bei einer Freundschaft belassen." beginnt Lea das Gespräch.

    "Hm ja...das stimmt. Ich denke auch, dass wir uns einfach von den Ereignissen der letzten Woche mitreißen lassen haben und dann warst du wieder so schlank und hattest so knappe Sachen an und dann war es auch noch so heiß...."

    "Tom, ist gut, ich habe es begriffen." unterbrach Lea ihn und konnte sich sogar ein kurzes, zaghaftes Grinsen nicht verkneifen.

    "Ja, tschuldigung." grinste Tom ebenfalls und kaute wieder einmal verlegen auf seinem Piercing herum.

    "Jetzt aber mal ernsthaft. Ich glaube es ist das Beste für Leonie, wenn wir es bei einer Freundschaft belassen." nahm Lea das eigentliche Gespräch wieder auf und ihre Miene verfinsterte sich augenblicklich.

    "Ja du hast Recht. Nur zu unserem Spaß können wir das nicht machen, schließlich sind wir uns ja einig, dass da nicht mehr zwischen uns ist."

    Tom war sich nicht sicher ob es richtig war den letzten Satz auszusprechen, irgendwie tat es ihm auch weh, aber es musste sein.

    "Ja....." schluckte Lea ebenso wie Tom ein wenig Enttäuschung herunter.

    "Also bleibt es jetzt ein für alle mal dabei?" hakte Tom nach.

    "Ja!" antwortete Lea zügig und mit fester Stimme.

    Die beiden standen auf und für einen Moment blieben sie einfach stehen, als wenn die Zeit still stehen würde und schauten sich an. Leas und Toms Lippen kribbelten wie verrückt und jeder spürte noch ganz genau die Lippen des anderen auf seinen. Sie wussten, dass es nun vorbei war. Keine Ausrutscher und keine Streitereien aufgrund von Eifersucht mehr. Einfach nur noch gute Eltern für Leonie sein und ihr dieses Durcheinander ersparen - darum ging es.

    Als sie dieser Augenblick versuchte noch einmal zusammen zu führen, klopfte es an der Tür und Bill trat herein. Lea nutzte diesen Moment um den Entschluss zu besiegeln und das Zimmer zu verlassen.


    "War irgendwas? " fragte Bill seinen Bruder, der wie ein Häufchen Elend mitten im Zimmer stand.

    "Nee, alles in Ordnung." sagte Tom so überzeugend wie möglich.

    "Das kannst du mir doch nicht erzählen." hakte Bill weiter nach.

    "Ey Alter, du nervst! maulte Tom seinen Bruder an. "Wir haben nur beschlossen, dass es das Beste für Leonie ist, wenn wir es bei einer Freundschaft belassen."

    "Hm..." Bill schaute für einen kurzen Moment auf den Boden, dann wieder zu Tom.

    "Meinst du, dass das klappt?" fragt er ihn dann schließlich.

    "Ja das klappt! Wir haben da wirklich ernst drüber geredet." beteuerte Tom.

    "Und.....meinst du es ist das Richtige?" ging Bill noch weiter darauf ein.

    "Ja es ist das Richtige, man! Das Richtige für Leonie." antwortete Tom stur.

    "Und was ist das Richtige für dich und Lea?"

    "Sag mal, langsam nervst du! Es ist das Beste für alle. Leonie braucht geregelte Verhältnisse." motzte Tom seinen Bruder nun etwas lauter an.

    "Geregelt könnte es auch sein, wenn ihr aus eurem Spaß-Knick-Knack ernst machen würdet...."

    "Alter jetzt verpiss dich! Lea und ich.....das passt nicht!" keifte Tom ihn nun an, worauf hin Leonie plötzlich anfing zu schreien.

    "Die Kleine weint...." war alles was Bill sagte bevor er sich umdrehte und das Zimmer verließ. Er verstand einfach nicht warum Lea und Tom es sich so schwer machten. Sie mochten sich, dass wusste Bill, doch vielleicht sollte es wirklich nicht sein.


    Kapitel 51


    Lea und Tom gingen sich den restlichen Tag soweit es ging aus dem Weg. Nicht, weil sie sauer auf den anderen waren, sondern weil sie beide erstmal ein wenig Abstand brauchten, um über alles nachzudenken. So wirklich waren sie nicht zufrieden damit, dass sie nur Freunde sein sollten. Freunde und Eltern, aber kein Pärchen. Das war sicherlich das Beste für Leonie, aber ob es auch das Beste für sie war, darüber waren sie sich nicht wirklich sicher. Doch vielleicht war das zwischen ihnen auch wirklich nur Sex. Möglich war das doch. Dass sie sich nur attraktiv fanden und die neuen Gefühle als Eltern sie dazu verleitet hatten, miteinander zu schlafen und irgendwas zu sehen, was überhaupt nicht da war.


    Am nächsten Tag kündigte sich dann erstmal Abwechslung an. Alina wollte vorbeikommen, weil sie die Kleine sehen wollte und natürlich wollte sie auch mal den berühmten Papa und dessen Bruder kennen lernen.

    „Hey Süße!“ begrüßte Alina ihre Freundin und trat ein.

    „Gut siehst du aus.“

    „Danke“, sagte Lea und ging mit Alina in die Küche, wo Siemone und ihre Mutter saßen.

    Alina begrüßte die beiden und fragte dann:

    „Wo ist die Kleine und wo sind die Männer?“

    Lea musste lachen.

    „Also die Kleine schläft und wo die Männer sind? Keine Ahnung. Männer hab ich hier noch keine gesehen. Aber die Jungs sind oben in ihren Zimmern.“

    „Na dann hol sie mal. Ich will den berühmten Besuch endlich mal kennen lernen.“

    „Seit wann stehst du auf Tokio Hotel?“ wollte Lea wissen.

    „Gar nicht. Als ob ich auf die stehe.“

    Alina schüttelte vehement den Kopf.

    „Aber dein Tom ist schon ein Süßer“, fügte sie hinzu, als sie bereits aus der Küche draußen waren.

    Lea schaute ihre Freundin entgeistert an.

    „Mensch, Süße. Ich mach doch nur Spaß. Ich werd doch keinen frischgebackenen Papi anmachen.“

    Die beiden gingen die Treppen hoch und klopften an Toms Tür.

    „Ja?“ kam es von drinnen.

    Lea öffnete die Tür und trat mit Alina ein.

    „Ich wollt dir Alina vorstellen“, sagte Lea, woraufhin sich Tom von seinem Bett erhob und ihr die Hand gab.

    „Hi“, sagte Tom und schenkte Alina eines seiner schönsten Checkergrinsen.

    „Hi“, antwortete Alina verlegen.

    Ja, Tom hatte es einfach drauf, Frauen jeden Alters innerhalb von Sekunden für sich zu gewinnen und verlegen zu machen.

    „Kommst du gleich runter?“ fragte Lea „Wir wollen Kaffer trinken.“

    „Schon wieder. Ihr mästet uns hier“, antwortete Tom und rieb sich über seinen vermeintlich dicken Bauch.

    „Mindestens 5. Monat“, sagte Alina und grinste Tom an.

    „Komm, wir gehen noch schnell zu Bill.“

    Alina und Lea gingen zu Bill, der sich gerade umgezogen zu haben schien. Er hatte nämlich einen Berg voll Klamotten auf seinem Bett liegen.

    „Hey“, sagte Bill und streckte Alina seine Hand hin. „Du musst Alina sein.“

    „Ja, bin ich.“

    „Ich bin Bill.“

    Alina musste grinsen. Als ob sie das nicht gewusste hätte.

    „Schön, dich endlich mal kennen zu lernen.“

    „Ja, ich freu mich auch. Passiert ja nicht alle Tage, dass Lea so hohen Besuch hat.“

    „Tja, wir sind eben viel gefragt“, stellte Bill fest und streckte gespielt übertrieben seine Brust raus.

    „Bill, wir trinken gleich Kaffee.“

    „Was? Schon wieder? Ich muss langsam echt auf meine Linie achten. Bei euch wird man ja, wenn man nicht aufpasst, fett gefüttert.“

    Alina und Lea mussten laut lachen.

    „Was ist daran lustig? Dann ist es vorbei mit Tokio Hotel. Dann will uns niemand mehr sehen.“

    „Genau so hat Tom auch reagiert, als wir ihm davon erzählt haben.“

    „Tja, wir sind eben Zwillinge.“

    „Ich würd’s eher: Zwei Dumme ein Gedanke nennen“, lachte Lea.

    „Ey“, beschwerte sich Bill.

    „Nix für ungut“, sagte Lea und sie und Alina machten sich wieder auf den Weg in die Küche.

    „Die sind süß“, flüsterte Alina ihrer besten Freundin ins Ohr.

    „Wem sagst du das?“ seufzte Lea.

    „Irgendetwas, was ich wissen müsste?“ roch Alina den Braten direkt.

    Sie kannte ihre Freundin einfach schon viel zu lange und zu gut und sie hatte schon eben, als sie mit Lea bei Tom gewesen war, gemerkt, dass irgendetwas in der Luft lag.

    „Tom und ich hatten Sex“, gab Lea dann auch ohne zu zögern zu.

    Sie hatte Alina noch nichts von all dem erzählt, was in den letzten Tagen zwischen ihr und Tom abgespielt hatte, aber da Alina eh so ziemlich alles von ihr wusste holte sie das jetzt nach.

    „Ihr habt was?“ rief Alina.

    „Pscht. Sei leise. Muss ja nicht jeder wissen. Es wissen eh schon viel zu viele.“

    „Was?“

    „Ja, frag nicht. Bill weiß es und meine Mutter weiß es auch.“

    „Deine Mutter?“

    „Ja…sie…“

    „Nein! Sie hat euch nicht…“

    „Doch…“

    „Oh Gott. Wie peinlich ist das denn?“

    „Sau peinlich“, betätigte Lea.

    „Krass! Da ist man mal ein paar Tage nicht hier und hier überschlagen sich die Ereignisse.“

    „Ja…es ist furchtbar.“

    „Na und jetzt?

    „Seit ihr jetzt zusammen?“

    „Nein.“

    „Wie nein?“

    „Na nein halt. Wir haben uns drauf geeinigt, dass es das Beste für die Kleine ist, wenn wir ab sofort nur Freunde und Eltern sind.“

    „Aha. Und das haltet ihr durch?“

    „Müssen wir ja wohl“, sagte Lea sichtlich unzufrieden.

    „Ich hab’s ja immer gesagt. Du und Tom…da geht noch was.“

    „Da ging noch was, trifft es eher.“

    „Abwarten“, grinste Alina und in den Moment kam auch schon Bill die Treppe runtergepoltert.

    „Was steht ihr denn hier rum wie bestellt und nicht abgeholt?“

    „Frauengespräche“, antwortete Alina nur und öffnete die Tür zur Küche.


    Kapitel 52


    Sie hatten sich gerade alle hingesetzt, als Leonie sich meldete.

    Lea wollte gerade aufstehen, als Tom aufsprang.

    „Ich geh schon“, sagte er und war auch schon verschwunden.

    „Bist du dir sicher, dass er das alleine schafft?“ fragte Bill besorgt.

    „Natürlich schafft dein Bruder das“, sagte Siemone ernst. „Er hat in den letzten Tagen schon ne ganze Menge dazu gelernt.“

    Ja, da hatte Siemone recht. Tom war überhaupt nicht mehr unsicher, was das Halten und Füttern von Leonie anging. Lediglich beim Anziehen war er noch ziemlich unbeholfen und vor dem Wickeln drückte er sich auch so gut es ging.

    Keine fünf Minuten später kam er mit der Kleinen im Arm zurück.

    „Da ist sie ja endlich“, rief Alina, sprang auf und lief sofort zu den beiden hin.

    „Na Süße.“

    Lea war super stolz, als sie Tom so da stehen sah. Wie er die Kleine im Arm hielt und selbst total stolz und glücklich war, dass es seine Tochter war, die alle niedlich fanden.

    „Mein ich das nur, oder wird sie von Tag zu Tag schöner?“ fragte Alina.

    „Sie wird definitiv von Tag zu Tag schöner“, erklärte Tom überzeugt.

    „Was machen wir denn gleich noch?“ wollte Bill wissen.

    „Hm…wir könnten uns in den Garten setzen“, sagte Lea.

    „Ja. Und ein Eis essen“, rief Alina freudig.

    „Wir haben gerade Kuchen gegessen“, stellte Bill fest.

    „Ein Eis geht immer“, antwortete Lea und so saßen alle kurz darauf im Garten. Jedoch erstmal ohne Eis.

    Die Kleine lag in einer Wiege im Wohnzimmer, weil es draußen für sie zu heiß war, aber Tom hielt es nicht lange ohne sie aus und nahm sie, als sie auch nur einen kleinen Mucks von sich gab, aus der Wiege und setzte sich mit ihr auf das Sofa. Auch Alina wollte Leonie ein bisschen um sich haben und setzte sich kurzerhand zu Tom.

    „Ja, und schon lassen sie uns wieder alleine“, sagte Lea gespielt beleidigt.

    „Tja, Leonie ist nun mal die neue Attraktion“, stellte Bill fest.

    „Das stimmt. Aber ich kann Tom ja auch irgendwie verstehen. Wer weiß, wie lange er die Kleine erstmal nicht sehen wird.“

    Lea war bei dem Gedanken, dass Tom in zwei Tagen erstmal nicht mehr da war, überhaupt nicht wohl. Sie würde ihn vermissen und Leonie auch. Die Kleine spürte nämlich ganz genau, wer ihr Papa war und fühlte sich in seiner Nähe ähnlich wohl wie in ihrer.

    „Tom wird so oft es geht bei euch sein“, sagte Bill. „Da mach dir mal keine Gedanken.“

    „Mach ich aber. Wenn er erstmal wieder auf Tour ist, die ganzen Groupies um sich hat…“

    „Bist du eifersüchtig?“

    „Natürlich bin ich das“, gab Lea offen zu und sie wunderte sich selbst darüber, dass sie das gerade vor Bill zugegeben hatte.

    „Wir sind nur Freunde. Jeder kann machen was er will. Und das Tom schon immer gemacht hat was er will, vor allem was Groupies angeht, ist doch bekannt.“

    „Ich versteh nicht, warum ihr es nicht einfach miteinander versucht.“

    „Weil es so einfach nicht ist. Wir müssten uns sicher sein, dass es auch klappt. Wir müssen schließlich auch an Leonie denken.“

    „Lea, sei mir nicht böse, aber ich glaube, dass ihr Leonie nur vorschiebt, weil ihr Angst vor euren Gefühlen füreinander habt. Ihr habt Angst sie euch einzugestehen, weil es dann womöglich ernst werden könnte.“

    „Ich geh mal Eis holen“, wich Lea Bill aus und lief in die Küche.

    Als sie zurückkam, setzte Alina sich auch nach draußen und die beiden Mädels aßen genüsslich ihre Calippo Cola.

    Tom saß immer noch mit der Kleinen auf dem Sofa und schaute ab und zu zu ihnen nach draußen.

    „Lea, kannst du mal kurz kommen?“ rief er plötzlich und Lea lief zu ihm.

    „Was ist?“ wollte sie wissen, als sie sich neben ihm aufs Sofa fallen ließ.

    „Kannst du bitte damit aufhören?“

    „Womit?“ fragte Lea erstaunt.

    „Mit dem Eis.“

    „Wie mit dem Eis? Wenn du willst, kann ich die Kleine nehmen, dann holst du dir auch eins.“

    „Nein, das ist es nicht. Ich will kein Eis. Aber…“

    „Was?“ fragte Lea und leckte einmal mehr an ihrem Calippo.

    Sie wusste beim besten Willen nicht, worauf er hinaus wollte.

    „Wie du das Eis isst. Ich kann das nicht…ich kann das nicht mit ansehen. Du…“

    „Was Tom? Kotz dich aus.“

    „Na wie du daran leckst und lutschst. Lass das. Sonst…sonst kann ich mich vielleicht gleich doch nicht mehr beherrschen.“

    „Was?“ brüllte Lea so laut, dass sie Kleine aufschreckte und auch Alina und Bill sie verwundert anschauten.

    „Das macht dich geil?“ wollte sie jetzt schon wieder etwas leiser wissen.

    „Ja…schon irgendwie“, gab Tom zu.

    „Du bist so süß“, sagte Lea und lächelte ihn an.

    „Ich werd’s schnell in der Küche fertig essen“, sagte Lea und stand auf.

    „Danke“, sagte Tom leise und merkte, wie er jetzt vollends rot wurde.


    Kapitel 53


    Etwas verwirrt von Toms Geständnis ging Lea in die Küche. Sie hätte nicht gedacht, dass ihn so etwas wirklich anmachen könnte und am wenigstens hätte sie gedacht, dass er ihr das sagen würde. Ihm war die Abmachung wohl genauso ernst wie ihr und er wollte jeder Versuchung aus dem Weg gehen.

    Trotzdem wusste Lea nicht ob sie lachen oder weinen sollte. Zufrieden war sie eigentlich nicht mit der Situation, aber eine andere Lösung hatte sie auch nicht. Es würde wohl so bleiben müssen und wenn sogar Tom sich so penibel dran hielt, müsste es kein großes Problem werden.

    Der Tag verging und Lea versuchte, auch ohne Eis, Tom so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Sie mochte ihn mittlerweile echt gerne und sie würde ihm jetzt auch nicht immer aus dem Weg gehen, aber sie brauchte noch etwas Zeit zum nachdenken um sich endgültig mit der Abmachung anzufreunden und das ging am Besten ohne Tom.

    Abends stand Lea dann im Bad und putzte sich die Zähne als plötzlich Tom die Tür aufriss.

    "Boah, kannscht du nüsch anklopfn?" nuschelte sie ihn genervt an.

    "Ähm, tschuldigung. Ich dachte das Bad ist frei, wenn nicht abgeschlossen ist." murmelte Tom und wollte gerade wieder umdrehen, als er doch noch einmal stehen blieb.

    "Du Lea, kann es sein, dass du das mit Absicht machst?" kam es zögerlich von ihm.

    "Wasch masch isch mit Absischt?" fragte Lea, die den Mund immer noch mit Zahnpasta voll hatte.

    "Na mich geil machen. Erst das mit dem Eis, jetzt stehst du in Unterwäsche im Badezimmer...."

    Bevor Lea etwas entgegnete spuckte sie erstmal das Zahnpastagemisch aus.

    "Wie bitte? Du bist doch einfach in das Bad gestürzt ohne anzuklopfen!" motzte Lea ihn ungläubig an.

    "Du hast aber nicht abgeschlossen." verteidigte Tom immer noch seine Meinung.

    "Weißt du was?! Ich muss mich nicht vor dir rechtfertigen, weil ich die Tür nicht abgeschlossen habe. Ich mache das nicht mit Absicht!" giftete Lea.

    "Okay, das wollte ich doch nur wissen." antwortete Tom schnippisch.

    "Gut, dann lass mich jetzt meine Zähne zu Ende putzen!"

    Ohne ein weiteres Wort verließ Tom, das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Auf dem Flur begegnete er Bill, der gleich bemerkte, dass etwas nicht stimmt.

    "Ist was passiert?" fragte Bill vorsichtig.

    "Ach, die spinnt!" erwiderte Tom wutgeladen und passierte seinen Bruder ohne ihn auch nur anzugucken.

    Lea ging, als sie fertig war, auch direkt in ihr Zimmer. Sie hatte keine Lust Tom noch einmal über den Weg zu laufen. Der hatte sie doch echt nicht mehr alle. Nur weil er kaum die Finger bei sich lassen konnte, hieß das noch lange nicht, dass sie diese Sachen mit Absicht machte!

    Wütend und verwirrt über das was eben passiert war, schlief Lea schließlich ein.


    Am nächsten Morgen war sie schon Recht früh wach und irgendwann klopfte es an ihrer Tür.

    "Herein." rief Lea, die gerade auf dem Sofa saß und Fernsehen schaute.

    Die Tür öffnete sich und Bill kam rein.

    "Lea, wir wollen alle zusammen frühstücken. Kommst du mit runter?"

    "Klar."

    Zusammen gingen die beiden runter und setzten sich zu den anderen an den Esstisch.

    Tom und Lea versuchten sich so gut wie möglich zu beherrschen und normal miteinander umzugehen. Es sollten auf keinen Fall irgendwelche dummen Fragen kommen. Weder von ihren Eltern noch von Bill. Das klappte auch alles ziemlich gut und alle unterhielten sich entspannt, doch als es gerade wieder still am Tisch wurde, griff ihre Mutter ein neues Thema auf.

    "Ich finde es übrigens ganz toll, dass ihr beiden es jetzt doch miteinander versuchen wollt." fing ihre Mutter an und schmierte unbeirrt die Butter auf ihr Brötchen.

    "Wer versucht etwas mit wem?" fragte Leas Vater seine Frau und auch die anderen schauten sie fragend an.

    "Lea und Tim natürlich." sagte ihre Mutter daraufhin völlig entzückt.

    Sofort richteten sich alle Blicke auf Lea und Tom, die nun verlegen auf ihre Teller schauten.

    "Ähm Mama, ich glaub du hast da was falsch verstanden...Tom und ich...wir sind nicht zusammen." nahm Lea schließlich die Unterhaltung wieder auf.

    "Wie? Nicht?! Dann habt ihr also nur so zum Spaß?!" fragte ihre Mutter entsetzt und in einer Lautstärke, dass jeder aufschreckte.

    "Mama!" unterbrach Lea sie noch rechtzeitig bevor ihre Mutter es aussprach.

    "Was habt ihr nur zum Spaß?" wollte jetzt auch Siemone wissen.

    "Ja, das würde uns alle interessieren." grinste Bill und erntete daraufhin bitterböse Blicke von Lea und Tom.

    Lea hätte sich in diesem Moment am liebsten in Luft aufgelöst. Sie wusste, dass ihre Mutter es nicht böse meinte, aber manchmal war sie ganz schön schmerzfrei.

    "Ich gehe auf mein Zimmer." ignorierte Lea völlig fassungslos die Frage und stand auch sofort auf. Nach ein paar Sekunden erhob auch Tom sich und ging ihr wortlos hinterher.

    "Sie hatten Sex." klärte ihre Mutter anschließend die anderen auf.


    Kapitel 54


    „Was sagst du da, Brigitte?“ rief Leas Vater völlig fassungslos aus.

    „Die beiden hatten Sex“, wiederholte Leas Mutter.

    „Das haben wir gehört. Aber wie? Warum? Wann?“

    „Ähm…“ sagte Bill kleinlaut und stand auf. „Ich bin dann auch mal weg.“

    „Also wie willst du gar nicht wissen. Warum kannst du dir sicher denken. Beziehungsweise ich dachte, ich könnte es mir denken, aber offensichtlich haben die beiden nur zum Spaß mal eben…“

    „Ja, ja, Brigitte, bitte keine Details“, unterbrach Herr Falk sie und wurde etwas blass um die Nase.

    „Na ja und wann? Vor drei Tagen.“

    Siemone und Leas Vater schauten erst Frau Falk und dann sich an. Sie konnten es gerade nicht wirklich glauben, was Leas Mutter mal eben völlig schmerzfrei am Frühstückstisch ausgeplaudert hatte.

    „Und wenn ihr mich fragt, dann haben die auch in der Nacht, wo am nächsten Morgen die Küche leicht unordentlich war…“

    „Hör jetzt auf, Brigitte!“ sagte Leas Vater schon fast flehend und stand auf.

    „Ich brauch jetzt erstmal einen Schnaps. Siemone, wie sieht es mit dir aus?“

    „Ja, ich nehm auch einen.“


    Während dessen sprang Bill den beiden anderen hinterher.

    „Ey wartet mal“, rief er, doch weder Tom noch Lea reagierten auf ihn.

    „Leute, jetzt bleibt doch mal stehen.“

    „Was willst du?“ keifte Lea, die auf dem oberen Treppenabsatz stand und sich jetzt zu ihm umdrehte.

    „Kann mich vielleicht mal jemand aufklären?“

    „Ich dachte, das hätte unsere Mum schon vor Jahren gemacht“, erwiderte Tom, der vor der Tür seines Zimmers stand.

    „Haha, sehr witzig“, sagte Bill. „Aber jetzt mal im Ernst: Kann mir mal einer sagen, was da eben in der Küche abging?“

    „Na du hast es doch gehört. Wir hatten Sex“, sagte Lea.

    „Ja, is schon klar, aber woher weiß das deine Mum?“

    „Weil sie uns gesehen hat.“

    „Nein! Jetzt wirklich?“

    „Ja, leider.“

    „Das ist ja mal heftig. Und deshalb meint sie jetzt, ihr seid zusammen?!“

    „Anscheinend.“

    „Nee, wie geil!“ lachte Bill.

    „Na Hauptsache, du hast Spaß,“ sagte Tom, öffnete seine Zimmertür und war kurz davor in seinem Zimmer verschwunden.

    „Mensch, Lea. Was hier alles abgeht wenn man schläft“, grinste Bill Lea an.

    „Ach Bill, das ist alles nicht so einfach und schon gar nicht lustig.“

    „Sorry, aber…“

    „Nix aber.“

    „Also ihr poppt hier fröhlich rum, aber ihr bekommt es nicht auf die Reihe, es mal miteinander zu versuchen?!“

    „Ich hab dir das doch schon erklärt, dass das alles nicht so einfach ist.“

    „Ja, ja und ich hab dir dazu auch schon was gesagt. Was ist das denn jetzt zwischen euch? Ne Beziehung ist es nicht. Nur Sex? Sicher auch nicht. Ne Sexbeziehung?!“

    „Ach Quatsch! Wir haben keinen Sex mehr. Das war ein Ausrutscher.“

    „Oder auch zwei oder auch drei.“

    „Lass mich doch einfach in Ruhe Bill“, beendete Lea das Gespräch und ging ebenfalls in ihr Zimmer. Sie hatte jetzt echt keine Lust, mit Bill über das Ganze zu reden. Sie war doch selbst nicht sicher, was das zwischen ihr und Tom wirklich war. Aber die Tatsache, dass jetzt auch noch sämtliche Elternteile und Bill Bescheid wussten, machte es sicher nicht leichter, sich über alles klar zu werden.

    Der letzte Tag gestaltete sich ziemlich ruhig. Lea und Tom kümmerten sich um Leonie, Leas Vater arbeitete und mied die beiden „Ertappten“ so gut es ging, Siemone und Frau Falk schienen den ganzen Tag Kaffeeklatsch zu machen und Bill wagte es sich auch nicht noch einmal, Tom oder Lea auf die Problematik, die offensichtlich in der Luft lag, anzusprechen. Auch Lea und Tom verloren kein Wort mehr


    Am nächsten Morgen war es dann soweit. Die Familie Kaulitz reiste ab.

    Lea hatte ziemlich gespaltene Gefühle was die Abreise vor allem natürlich von Tom anging. So viel in den letzten Tagen auch passiert war, das sie aufgewühlt und verunsichert hatte, sie hatte Toms Anwesenheit im Großen und Ganzen doch mehr als nur genossen und war traurig darüber, dass er nun wieder weg war. Und das wohl auch erstmal für eine ganze Weile. Aber neben der Trauer war Lea auch froh und erleichtert, dass Tom jetzt erstmal wieder weg war. Sie brauchte einfach auch mal ein paar Tage für sich, in denen sie über die letzten Tage würde nachdenken können. Sie würde sich voll und ganz um ihre Tochter kümmern und ihre Gefühle für Tom vielleicht auch einfach mal ausblenden. Zumindest würde sie es versuchen. Aber ein Blick in Leonies Augen reichte, um dieses Vorhaben zunichte zu machen…


    Kapitel 55


    Lea musste sich jetzt erstmal wieder an die Stille im Haus gewöhnen. Eine Woche lang lebte sie mit Bill, Siemone und Tom in einem Haus, hatte sie immer um sich. Es war schon komisch und sie musste erstmal alles sacken lassen. Auch mit ihren Eltern sprach sie nur das Nötigste. Sie mussten sich genauso wie Lea noch von der peinlichen Situation am Küchentisch erholen. Das sorgte jedoch dafür, dass es im Haus noch ruhiger als sonst war. Nur Leonie sorgte hin und wieder für ein wenig Krach.

    Doch jedes Mal wenn sie in Leonies Augen sah, sah sie auch in Toms Augen. Die Situation war schier unerträglich für Lea. Ihre Gefühle übermannten sie, egal ob es positive oder negative waren und so recht konnte sie diese meistens gar nicht einordnen. Einerseits war es Glück und Zufriedenheit wenn sie Leonie anschaute und daran dachte, dass dieses kleine Geschöpf Tom und ihr Kind war, andererseits war da diese Ungewissheit wie es weitergehen würde zwischen ihr und Tom, die sie fast zerriss.

    Sie hatte Gefühle für Tom - Gefühle die sie zumindest nicht mehr vor sich selber leugnen konnte. Doch sie hatten eine Abmachung. Lea hatte ihr zugestimmt, hatte sich gegen das was zwischen ihnen war und noch hätte sein können durchgesetzt und so langsam war sie sich nicht mehr sicher, ob dies die richtige Entscheidung für alle Beteiligten war. Rückgängig machen wollte sie es allerdings auch nicht. Es war zu spät und sie glaubte auch nicht mehr daran, dass Tom ihnen beiden noch eine Chance geben würde.

    Solange sie ihn nicht sah, war es auch noch einigermaßen in Ordnung. Sie dachte zwar an Tom, doch musste sie ihn nicht sehen. Das war ein himmelweiter Unterschied, über den Lea auch froh war. Wie sollte es aber bloß werden, wenn sie sich wiedersehen würden? Leonie würde die Beiden immer verbinden und immer dafür sorgen, dass sie sich wiedersehen müssten. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu versuchen, so schnell wie möglich die Gefühle für Tom loszuwerden.

    Doch 2 Tage nach Abreise der Familie Kaulitz klingelte zum ersten Mal wieder ihr Handy.

    "Ja?"

    "Ich bin’s, Bill" , kam es freudig durch den Hörer.

    "Hey. Schön von dir zu hören." sagte Lea ebenso gut gelaunt, um sich nichts anmerken zu lassen."

    "Wie geht's dir?"

    "Gut und dir?"

    "Auch gut. Der Stress hat uns wieder eingeholt."

    Da war es, dieses Wort 'uns' , das sie wieder daran erinnerte, dass da noch jemand - jemand mit dem sie noch weit aus mehr teilte als mit Bill.

    "Wie geht's den anderen?" fragte Lea schließlich und hätte am liebsten gleich wieder aufgelegt, da diese Frage eine ziemlich eindeutige Sprache sprach.

    "Du meinst, wie geht es Tom?!" quittierte Bill ihr diesen verbalen Gefühlsausrutscher zu gleich.

    Manchmal hasste sie ihn dafür. Bill wusste immer alles. Ja, er wusste meistens sogar mehr als sie und Tom und er durchschaute sie.

    "Nein, ich wollte wirklich wissen wie es ALLEN anderen geht." sagte Lea gefasst, konnte sich aber ein leichtes Zittern in der Stimme nicht verkneifen.

    "Tom geht's ganz gut. Ich glaube er denkt viel an dich." ging Bill erst gar nicht auf das eben gesagte ein.

    Lea rutschte das Herz in die Hose. Einerseits könnte Bill das nur sagen, weil er will, dass sich sein Bruder und sie wieder annähern, andererseits könnte es wirklich die Wahrheit sein.

    "Wie kommst du darauf?" hakte Lea schnell nach um keine verräterische Stille aufkommen zu lassen.

    "Er redet nicht viel, macht kaum noch Mist mit Georg...was soll ich sagen?! Er ist ein Schatten seiner selbst.“

    "Naja, aber er hat dir ja nichts gesagt und ich denke, dass sein Verhalten eher dadurch kommt, dass er Papa geworden ist. Apropos, was sagen eigentlich Gustav und Georg dazu?" lenkte Lea das Thema in eine andere Richtung.

    "Ach die Beiden haben das noch gar nicht wirklich realisiert. Die können sich Tom gar nicht als Vater vorstellen, aber sie sind gespannt auf die Kleine und wollen sie unbedingt bei nächster Gelegenheit kennen lernen."

    "Ja wenn sich das einrichten lässt, dass ich mal zu euch komme, dann können wir das gerne machen."

    "Das geht bestimmt. Du Lea, wir müssen jetzt gleich zum Soundcheck und ich denke, dass vor dem Hotel die Hölle los sein wird. Es hätte wohl kaum Sinn da noch weiter zu telefonieren."

    "Ok."

    "Ich melde mich die Tage und grüße Tom von dir. Tschüss."

    "Bill?!" fragte Lea noch einmal nach, doch am anderen Ende ertönte nur noch ein Tuten.

    Super! Jetzt würde Bill Tom auch noch von ihr grüßen. Ja, heute wäre mal wieder ein schöner Tag zum sterben gehen, aber da war ja noch Leonie, die ihre Mutter wohl noch ein wenig behalten wollte.

    Gerade als Lea sich wieder in ihr Bett verkroch, meldete sich auch schon wieder ihr Handy.

    "Ja?" stöhnte sie ein wenig genervt in den Hörer.

    "Huhu Süße!" kam es ihr auch gleich enthusiastisch entgegen.

    "Hey Alina." entgegnete Lea ihr trocken.

    "Was machst du? Ist irgendwas?" fragte ihre beste Freundin besorgt.

    "Nein. Ich hab nur eben mit Bill telefoniert und wollte mich eigentlich wieder in mein Bettchen kuscheln."

    "Heute wird sich nicht ins Bettchen gekuschelt, heut wird Party gemacht." brüllte Alina fast in den Hörer.

    "Boah ne, heute nicht. Was willst du denn machen?" sagte Lea gelangweilt.

    "Ich hab uns V.I.P-Plätze in einer ganz neuen angesagten Disco klargemacht. Mein Onkel ist mit dem Geschäftsführer befreundet. Da wäre doch die ideale Möglichkeit dich ein wenig abzulenken. Raus mit Tom, rein in die Disco!" ließ Alina sich nicht unterkriegen.

    Für einen Moment dachte Lea daran, vielleicht doch sterben zu gehen, oder einfach aus Versehen aufzulegen, aber eventuell hatte Alina Recht. Sie würde wirklich mal auf andere Gedanken kommen und zurück in ihr altes Leben finden. Kurzerhand beschloss Lea doch darauf einzugehen.

    "Ok. Ich komme mit. Ich muss nur noch mit meinen Eltern wegen Leonie sprechen, aber ich denke das geht in Ordnung."

    Klasse, ich hole dich um 22 Uhr 30 ab."

    "Alles klar. Bis später."

    "Ja, bis später."

    Lea schaute auf die Uhr. Noch 3 Stunden bis Alina kommen würde. Noch 3 Stunden bis sie Tom erstmal aus ihren Gedanken verbannen würde.


    Kapitel 56


    Je mehr sich Lea stylte und für den Abend mit ihrer besten Freundin bereit machte, desto mehr Lust hatte sie tatsächlich auf den Discobesuch, denn desto mehr gelang es ihr tatsächlich, Tom aus ihrem Gedächtnis zu streichen.

    Heute Abend war sie nur Lea, die mit Alina einen Mädelsabend verbringen würde und nicht Lea, die Mama von Leonie, deren Vater Tom von Tokio Hotel war, den sie mehr mochte als ihr lieb war, mit dem sie aber lediglich ein paar Mal unverbindlichen Sex hatte.

    Und so war sie um kurz vor 23 Uhr mit Alina in der V.I.P. Lounge des „Select“ an. Es war gerammelt voll, selbst der V.I.P Bereich war für diese Uhrzeit ungewöhnlich überlaufen.

    Lea und Alina bahnten sich erstmal ihren Weg durch die Masse, um sich einen Überblick zu verschaffen.


    „Hey, da drüben sitzt mein Onkel“, rief Alina und winkte in dessen Richtung.

    „Lass mal kurz hallo sagen gehen.“

    Alina nahm Lea an die Hand und zog sie durch hinter sich her.

    „Hallo Onkel Norbert“, sagte Alina und umarmte ihren Onkel, der mit drei weiteren Leuten am Tisch saß.

    „Wenn das nicht meine Lieblingsnichte ist. Wie geht’s dir?“

    „Gut, gut. Seid ihr schon lange hier?“

    „Ach schon so ein Stündchen.“

    „Ist ja unglaublich voll hier.“

    „Ja, das ist es tatsächlich. Und so was nennt sich V.I.P. Lounge“, lachte er.

    „Wer ist eigentlich das reizende Geschöpf hinter dir?“

    „Als ob du Lea nicht kennen würdest“; verdrehte Alina die Augen.

    „Schon. Aber sie sieht so anders aus.“

    „Ich hoffe anders heißt nicht gleich komisch.“

    „Aber nein. Im Gegenteil!“

    Lea merkte, wie sie rot wurde. Sie war es gar nicht mehr gewohnt, Komplimente zu bekommen. Aber wieso sollte sie auch? Sie war in den letzten Monaten ja auch kaum weg gewesen und die meiste Zeit lief sie ja auch mit einem dicken Schwangerschaftsbauch rum.

    „Wir holen uns mal was zu trinken“, sagte Alina und die beiden Mädels marschierten los in Richtung Bar.

    „Ich bin richtig froh, dass du mitgekommen bist“, sagte Alina, die gerade an ihrem Swimming Pool trank.

    „Hm…“

    „Was? Bereust du es etwa schon wieder?“

    „Nein, aber ich…ich war noch nie weg, während Leonie zu Hause war…“

    „Stop! Die Worte Leonie, Tom und Tokio Hotel sind für die nächsten Stunden absolut tabu. Deine Eltern sind bei der Kleinen. Sie ist in den besten Händen. Und Tom? Wer ist Tom?“

    Lea quälte sich ein Lächeln hervor. Ja, Alina hatte ja Recht. Leonie war in guten Händen und Tom war weit weg. Was sprach also gegen ein wenig Spaß?

    Und tatsächlich: Nach einer Weile waren die beiden in bester Feierlaune. Es liefen ein paar echt interessante Leute rum. Viele waren natürlich irgendwelche Möchtegern F Promis und viele Schicki Micki Tussi waren auch da, aber die Bekannten von Alina’s Onkel waren sehr nett und beim Tanzen entdeckten die beiden auch den ein oder anderen schnuckeligen Kerl.

    „Der eine Typ starrt dich schon die ganze Zeit an“, sagte Alina zu Lea, als sie gerade auf „Bootylicious“ von Destiny’s Child abgingen.

    „Ich würd eher mal behaupten, dass der mich mit seinen Blicken auszieht“, erwiderte Lea genervt.

    „Ach Quatsch. Und wenn schon…der ist niedlich.“

    „Spätestens wenn der von Leonie erfährt nimmt der doch die Beine in die Hand“, seufzte Lea. „Deshalb muss ich was mit Tom anfangen. Wer außer dem Vater des Kindes nimmt mich denn noch? Und selbst der will nicht…“

    „So, das waren zwei verbotene Worte kurz hintereinander. Du zahlst die nächste Runde.“

    „Ja, ja, ist ja gut“, gab Lea nach.

    Nachdem die beiden eine Ewigkeit getanzt hatten, setzten sie sich an einen kleinen Tisch in einer Ecke, tranken erstmal einen Cocktail und kühlten sich ein wenig ab.

    Alina erzählte Lea gerade ausführlich von ihrem Plan sich eine neue Frisur zuzulegen, als plötzlich ein fremder Kerl an ihrem Tisch auftauchte.

    „Entschuldigung, wenn ich störe. Ich bin Lukas. Ich habe dich eben beim tanzen gesehen und dachte, ich sag mal kurz hallo.“

    Als er das sagte, schaute er eindeutig und unmissverständlich Lea an. Alina öffnete schon den Mund. Wollte ihn warnen und eingreifen, bevor Lea es tun konnte. Denn sie hatte so das Gefühl, dass Lea ihn sofort und ohne Umwege einen Kopf kürzer machen würde.

    Doch zu ihrem Erstaunen sagte sie:

    „Setz dich doch, Lukas. Ich bin Lea und das ist meine Freundin Alina.“

    Alina blieb der Mund offen stehen. War das wirklich Lea neben ihr?

    Auch eine Stunde nachdem sich Lukas zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte, war Alina noch mehr als verwundert über Leas Verhalten. Klar, sie freute sich auch, dass Lea Spaß hatte und sich gut mit Lukas unterhielt und zu verstehen schien. Er machte auch einen ziemlich netten Eindruck. Trotzdem hätte sie nicht damit gerechnet, dass Lea so reagieren würde.

    „Süße, willst du nach Hause?“ fragte Lea sie, als Alina sich ein Gähnen nicht verkneifen konnte.

    „Nein! Ich bin nicht müde. Wir bleiben so lange wie du willst.“

    Lea kannte ihre Freundin gut genug und wusste, dass Alina nur ihr zuliebe noch länger bleiben würde, obwohl sie eigentlich schon todmüde war.

    „Nee, ich bin auch langsam müde. Wir können ruhig gehen.“

    Alina entging bei Leas Worten nicht der enttäuschte Blick von Lukas.

    „Ich würd sagen, ich geh schon mal die Jacken holen und wir treffen uns dann draußen“, sagte Alina und zwinkerte Lukas zu.

    Dann war sie auch schon verschwunden.

    „Tja…ich muss dann wohl mal los“, sagte Lea nach einem kurzen Moment und wollte gerade auch aufstehen, als Lukas sie am Arm packte.

    „Lea!“ hielt er sie zurück.

    „Ja?“

    „Ich…ich würde dich gerne wieder sehen. Gibst du mir deine Nummer?“

    „Nein“, sagte Lea bestimmt und Lukas ließ enttäuscht ihren Arm los.


    Kapitel 57


    „Aber du darfst mir deine geben“, lächelte Lea ihn an und zückte ihr Handy.


    Keine zwei Minuten später traf Lea ihre beste Freundin draußen vor dem Club.

    „Na, du…hätte gedacht, ich stehe noch ein Weilchen hier“, grinste Alina sie an.

    „Wieso?“

    „Na weil ich dachte, ihr knutscht noch ein bisschen.“

    „Sag mal, spinnst du? Warum hätte ich mit Lukas knutschen sollen?“ fragte Lea entsetzt.

    „Wieso nicht? Er ist doch niedlich. Obwohl…niedlich stimmt gar nicht. Er ist ganz schön geil.“

    „Na wenn du meinst.“

    „Ey komm. Jetzt tu mal nicht so. Die Tatsache, dass du ihm nicht direkt den Kopf abgerissen hast, als er dich angesprochen hat, spricht doch Bände.“

    „Ja, mein Gott, er ist nicht schlecht“, gab Lea zu.

    „Hast du ihm deine Nummer gegeben?“

    „Nein.“

    „Nein?“

    „Ich hab mir seine geben lassen.“

    „Ach ja. Damit du dir schön offen halten kannst, ob du dich bei ihm meldest oder nicht.“

    „Ja, genau so ist es.“

    „Und? Wirst du dich bei ihm melden?“

    „Keine Ahnung. Aber ich denke nicht.“

    „Wieso nicht?“

    „Was will ich denn mit dem? Und vor allem: Was will der mit mir? Ich hab ein Kind.“

    „Süße, wir leben im 21. Jahrhundert. Da ist so was keine Todsünde mehr.“

    Lea zuckte nur mit den Schultern.

    „Überleg dir das echt noch mal. Wenn du und Tom es wirklich nicht miteinander versuchen wollt, dann musst du dich auch von ihm lösen. Gefühlsmäßig und so. Geh doch wenigstens mal mit Lukas aus. Ihr müsst ja nicht direkt heiraten.“


    Als Lea zu Hause ankam, führte sie ihr erster Weg direkt zu Leonie ins Kinderzimmer. Sie schlief ganz friedlich und das einfach nur wunderschön aus. Auch wenn die Umstände nicht perfekt gewesen waren, war sie mittlerweile doch mehr als froh, dass sie Leonie hatte. Für nichts in der Welt würde sie sie wieder hergeben.

    Lea zog sich um und legte sich ins Bett. Sie war ziemlich müde, da Leonie sie in den letzten Wochen ganz schön auf Trab gehalten hatte und sie es einfach nicht mehr gewohnt war, die halbe Nacht durchzufeiern.

    Aber obwohl sie müde war, konnte Lea nicht einschlafen. Sie dachte an Lukas. Er war wirklich sehr nett gewesen. Eigentlich ein absoluter Traumtyp zum verlieben. Schicke, stylische Klamotten, ein bisschen Sunnyboy mäßig. Aber auf keinen Fall prollig oder übertrieben. Er hatte Stil. War unter Garantie kein bisschen eingebildet oder arrogant.

    Aber er war eben nicht Tom…

    Mit diesem Gedanken schlief Lea schließlich ein und wurde ein paar Stunden später von Leonie wieder geweckt.


    In den folgenden Tagen versuchte Lea, mal wieder erfolglos, die ganze Situation zu verdrängen. Ihre Gefühle für Tom, die Nummer von Lukas, einfach alles, was ihr Kopf- und Bauchschmerzen bereitete.

    Als sie gerade draußen am Pool entspannte und es tatsächlich schaffte, für einen kurzen Moment zu entspannen, klingelte ihr Handy.

    „Hi“, sagte sie gleichgültig in den Hörer.

    „Hi? Was ist das denn für eine Begrüßung?“ hörte sie Toms Stimme am anderen Ende.

    „Eine normale!“

    „Wow, da hat aber jemand gute Laune.“

    „Ich bin nicht schlecht gelaunt.“

    „Sondern?“

    „Nix.“

    „Geht’s auch etwas genauer?“

    „Ach Tom, ich liege gerade am Pool und versuche zu entspannen.“

    „Ich störe also?!“

    „Nein. Also schon irgendwie.“

    „Soll ich später noch mal anrufen?“

    „Nein.“

    „Gut. Dann…was macht meine Kleine?“

    „Sie schläft.“

    „Und wie geht es ihr sonst?“

    „Sie vermisst dich.“

    „Ich vermisse sie auch“, gab Tom zu und Lea wurde es sofort wieder warm ums Herz.

    „Ich vermiss euch beide“, fügte Tom hinzu und Lea fiel fast ihr Handy aus der Hand.

    „Ich…“ fing sie an, wurde aber sofort von Tom unterbrochen.

    „Und deshalb bin ich auch echt froh, dass wir nicht zusammen sind. Es ist schon schwer genug, Leonie nicht zu sehen. Aber wir beide…ich bin total froh, dass wir nur Freunde sind.“

    Lea schluckte.

    „Süße, ich muss. David nervt. Ich ruf dich morgen noch mal an, okay?! Gib der Kleinen einen Kuss von mir.“

    Mit diesen Worten legte er auf.

    „Ich bin total froh, dass wir nur Freunde sind.“

    Dieser Satz schwirrte ihr noch Stunden nach ihrem Telefonat im Kopf herum. Tom hatte sich damit abgefunden, dass zwischen ihnen nie wieder mehr als nur Freundschaft sein würde und er schien gut damit klar zu kommen. Mehr noch: Er war froh darüber…

    Als sie abends im Wohnzimmer saß fasste sie einen Entschluss. Tom und sie waren Geschichte.

    Und so wählte sie schließlich Lukas Nummer…


    Kapitel 58


    "Ja?"

    "Hey. Ich bin's, Lea."

    "Lea?! Das ist ja mal eine Überraschung. Ich dachte schon, du meldest dich nicht mehr." kam es freudig aus der Leitung.

    "Wie kommst du denn darauf? Natürlich melde ich mich bei dir."

    Sie musste Lukas ja nicht unbedingt erzählen, dass er nur davon profitierte, dass der Vater von Leas Kind ein gefühlsloser Idiot war.

    "Da freu ich mich wirklich. Was machst du denn so?"

    Lukas schien wirklich völlig aus dem Häuschen zu sein, was Lea wieder Selbstbewusstsein gab. Wenigstens einer, der sich wirklich freute von ihr zu hören.

    "Ich sitze gerade im Wohnzimmer und telefoniere mit dir." antwortete Lea schließlich und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

    "Ja das mach ich auch gerade." entgegnete Lukas.

    Schnell kam Lea zu ihrem eigentlichen Anliegen.

    "Du Lukas, ich dachte wir könnten uns mal treffen und was trinken gehen. Hättest du dazu Lust?" sprudelte es aus ihr heraus.

    "Ja, das können wir gerne machen. Morgen Abend?"

    Lea dachte kurz nach. Sie musste ja auch jemanden haben der sich um Leonie kümmert, aber ihre Eltern würden das sicherlich machen.

    "Ok, morgen Abend. Holst du mich ab?"

    "Wenn du mir deine Adresse verrätst."

    Sie wusste, dass Lukas in diesem Moment ein breites Grinsen im Gesicht hatte und irgendwie jagte ihr diese Vorstellung einen wohligen Schauer über den Rücken. Vielleicht fand sie ihn ja doch besser als sie dachte.

    Lea teilte ihm schließlich ihre Adresse mit und sie vereinbarten noch eine Zeit. Doch sobald sie auflegte überkamen sie die ersten Zweifel.

    Sollte sie Lukas gleich von Leonie erzählen?

    Konnte sie die Sache mit Tom wirklich durch ihn vergessen?

    Doch am meisten beschäftigte sie der erste Punkt. Wie würde er wohl reagieren? Sie könnte ihm ja schlecht erzählen, dass sie ein Kind von einem selbstverliebten Teeniestar hatte. Auf der anderen Seite könnte sie ihm das nicht ewig verschweigen. Sobald es ernster zwischen den beiden werden würde, müsste sie es ihm erzählen.

    Ernster.

    Wie sich das anhörte. Lukas war zwar nett und sah verdammt gut aus, aber soweit wollte Lea dann doch noch nicht denken.

    Aufgewühlt ging Lea in ihr Zimmer. Sie freute sich auf ihr Treffen mit Lukas, soviel stand fest.

    Im Zimmer angekommen griff sie sich kurzerhand ihr Telefon und wählte Alinas Nummer.

    "Hey Süße." ertönte es auch gleich nach wenigen Sekunden auf der anderen Seite.

    "Hey." entgegnete Lea zögerlich.

    "Was gibt's?" fragte Alina.

    "Ich hab Lukas angerufen..."

    "Nein?! Und? Erzähle!" kam es wie aus der Pistole geschossen von Alina.

    "Wir treffen uns Morgen." gab Lea zurück.

    "Ahhh....na das ist doch super! Hätte zwar nicht gedacht, dass du dich bei ihm meldest, aber super!" brüllte Alina immer noch völlig aus dem Häuschen in den Hörer.

    "Hmm ja...ich hab aber auch schon wieder Zweifel, dass das richtig war."

    "Natürlich war das richtig! Dann kommst du wenigstens mal auf andere Gedanken. Lea, der Typ ist heiß, da muss man keine Zweifel haben und wenn doch, dann nehm ich ihn!" sagte Alina und versuchte so ernst und seriös wie möglich rüberzukommen.

    "Jaja gut, ich treff mich ja mit ihm." lachte Lea daraufhin.

    "Na dann ist doch alles gut, aber sag mal, willst du ihm das mit Leonie gleich sagen?"

    "Ich weiß es nicht."

    "Mach ruhig. Wenn er damit nicht klar kommt hat er Pech, aber wenigstens steht dann schonmal nichts zwischen euch."

    "Wenn du meinst."

    "Ja mein ich und jetzt freu dich mal ein bisschen, du hast ein Date mit einem absolut tollen Typen!"

    "Ja mach ich." entgegnete Lea ihr dann doch noch in einem leicht freudigen Ton.

    "Gut, danach rufst du mich gleich an und erzählst wie es gelaufen ist."

    "Ok."

    "Alles klar, Süße. Wir hören voneinander."

    "Ciao."

    "Ciao."

    Lea legte das Telefon zurück in die Station.

    Ganz sicher war sie sich zwar immer noch nicht, aber Alina hatte ihr die größten Zweifel genommen und so stand ihr Beschluss fest. Sie würde sich mit ihm treffen und Spaß haben.


    Kapitel 59


    "Du Mama?" fragte Lea am Morgen beim Frühstück.

    "Ja?" entgegnete diese und schaute von ihrer Frauenzeitschrift auf.

    "Könnet ihr heute Abend auf Leonie aufpassen?"

    "Dein Vater ist heute Abend nicht da, aber ich kann auf Leonie aufpassen."

    Lea viel ein Stein vom Herzen. Sie dachte schon, ihre Eltern wären beide eingeladen gewesen.

    "Danke Mama." sagte Lea erleichtert.

    Eine Weile verging und ihre Mutter wendete sich wieder mit voller Aufmerksamkeit ihrem Magazin zu. Lea wunderte sich, dass sie gar nicht wissen wollte, warum sie auf Leonie aufpassen sollte, schließlich war ihre Mutter sonst immer sehr neugierig.

    "Was hast du denn vor?" schaute ihre Mutter dann doch nach ein paar Minuten wieder zu ihr.

    Lea hatte sich zu früh gefreut. Eigentlich konnte ihre Mutter ja auch wissen, dass sie ein Date hatte, aber gerade in diesem Fall und gerade aus dem Grund weil ihre Mutter Tom eine Woche kennenlernen dürfte und gern mochte, wollte Lea es ihr nicht gleich erzählen.

    "Ich treffe mich mit Lukas." antwortete Lea nüchtern und versuchte ihrer Mutter zu vermitteln, dass das völlig normal sei.

    "Wer ist Lukas? Kenne ich den?" fragte sie weiter.

    "Nein, den kennst du nicht. Das ist ein Freund von mir."

    "Aber ich kenne doch eigentlich deine meisten Freunde..." stocherte ihre Mutter weiter in der Wunde herum.

    "Wir kennen uns auch noch nicht lange." entgegnete Lea ihr schon fast mit einem spitzen Unterton.

    "Also ein Date?" platzte es aus ihrer Mutter raus.

    "Wenn du es so nennen willst." erwiderte Lea trocken.

    "Sag das doch." sagte ihre Mutter fast vorwurfsvoll und nahm einen großen Schluck aus ihrer Kaffeetasse.

    Der Rest des Frühstückes verlief nach diesem Gespräch ziemlich ruhig. Leas Mutter musste nahm das mit dem Date wohl doch nicht so locker wie sie nach außen hin tat und Leas Vater michte sich in so etwas sowieso nie ein. Sie wusste, dass ihre Mutter Tom, oder besser gesagt " ihren Tim" sehr gern mochte und das machte es Lea nicht gerade einfacher.

    Nach dem Frühstück stand Lea auf, räumte ihr Geschirr ab und ging zur Tür um in ihr Zimmer zu gehen.

    "Was sagt Tim denn dazu?" hielt die Stimme ihrer Mutter sie für einen kurzen Moment auf.

    "Tim hat da nichts zu zu sagen!" erwiderte Lea leicht schnippisch und ging hoch in ihr Zimmer.

    In ihrem Zimmer versuchte Lea direkt wieder die Gedanken über Tom zu streichen und widmete sich voll und ganz ihrem Kleiderschrank um die passenden Klamotten für den Abend auszusuchen.

    Lea musste sich eingestehen, dass sie mit jeder Stunde die das Treffen näher rückte aufgeregter wurde. Sie hatte ja auch seit Ewigkeiten kein Date mehr, schließlich war sie Schwanger und auch nach der Geburt überschlugen sich die Ereignisse. Es war wirklich das erste Mal, dass sie wieder Zeit dafür hatte.

    Gegen 20.30 Uhr ging Lea dann top gestylt die Treppe hinunter in Richtung Wohnzimmer.

    "Ich gehe jetzt." sagte sie ihrer Mutter die auf dem Sofa saß.

    "Ok." erwiderte diese.

    Lea merkte, dass ihre Mutter sie aufmerksam musterte.

    "Das muss ja ein toller Typ sein, dein Lukas."

    "Ja das ist er und wenigstens kannst du dir seinen Namen merken." lächelte Lea ihre Mutter an und drehte sich um.

    Gerade als sie zur Tür ging, klingelte es auch schon. Lea öffnete die Tür und begrüßte Lukas mit einem Küsschen auf die Wange. Dann gingen sie zu seinem Auto, stiegen ein und fuhren los in Richtung Stadt.

    Sie entschieden sich dafür in eine angesagte Bar in der Innenstadt von Köln zu gehen. Es lief auch alles super. Sie hatten sich viel zu erzählen und es wurde nicht langweilig. Lukas gefiel ihr immer besser, aber es gab da ja noch diese Sache die sie ihm bis jetzt nicht erzählt hatte.

    "Lukas, ich muss dir was erzählen." unterbrach sie ihn schließlich einfach mitten im Gespräch.

    Lea konnte es einfach nicht länger für sich behalten. Sie mochte ihn wirklich ziemlich gern und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass dieses Geheimnis zwischen ihnen stehen würde.

    "Worum geht's?" fragte er sie leicht verwundert.

    "Ich habe eine Tochter." kam es leise von Lea.

    "Du hast was?" fragte Lukas ungläubig.

    "Ich habe eine kleine Tochter - Leonie. Aber ich bin nicht mit dem Vater zusammen. Sie war....wie soll ich sagen....es war ein Unfall. Ich dachte nur ich sollte es dir lieber gleich heute sagen und wenn du damit nicht klar kommst, dann ist es ok."

    Lea war froh, dass es jetzt raus war, doch auf der anderen Seite hatte sie Angst vor Lukas Reaktion. Er war selber gerade erst 19 und Lea bezweifelte, dass er eine Freundin mit Kind haben wollte.

    "Puuh...tut mir leid, dass muss ich erstmal verdauen." kam es schließlich zögerlich von ihm.

    Lea senkte traurig den Kopf. Sie hatte damit gerechnet, doch als es wirklich so kam, war sie schon irgendwie enttäuscht. Doch dann tat Lukas etwas mit dem sie nicht gerechnet hatte. Er nahm ihre Hand und hielt sie fest in seiner.

    "Ich denke, ich werde damit klar kommen." flüsterte er und schaute ihr dabei in die Augen.

    Als Außenstehende hätte Lea diesen Moment wohl eher als kitschig empfunden, sie war nicht gerade eine große Romantikerin, aber als Lukas ihr in die Augen sah, da wusste, dass das zwischen ihnen vielleicht etwas längeres werden könnte.

    Danach war alles noch besser. Sie unterhielten sich noch eine Weile über Leonie. Lea erzählte ihm wie alt sie war und wie hübsch sie sei. Über den Vater erzählte sie ihm mit Bedacht nichts. Sie wollte Lukas nicht noch mehr zumuten.

    Langsam wurde es immer später und irgendwann beschlossen Lukas und Lea zu fahren.

    Während der Fahrt herrschte irgendwie eine komische Stille. Die ganze Zeit hatten sie geredet und jetzt brachte keiner von ihnen ein Wort raus.

    Als sie schließlich bei Lea zu Hause ankamen und gemeinsam vor der Tür zum Stehen kamen, wusste sie warum zuvor diese Stille herrschte.

    Würde es jetzt passieren?



    Re: *~*Babylove*~*

    Ponyreiten - 24.08.2006, 19:29


    Kapitel 60


    Lukas war nur noch wenige Zentimeter von Lea entfernt. Er schaute ihr in die Augen und lächelte zaghaft.

    Lea wusste, was er wollte. Und sie…ja, sie wollte es auch.

    Lukas war ein absoluter Traumtyp. Er sah gut aus, hatte Stil und er hatte die Sache mit Leonie echt verdammt gut aufgenommen. Warum sollte sie es also nicht riskieren?

    Lukas strich ihr kurz über die Wange, als wollte er ihre Reaktion abwarten, um womöglich doch noch einen Rückzieher zu machen und sie nicht zu überrumpeln.

    Aber sie machte keinen Rückzieher mehr. Im Gegenteil. Sie griff nach Lukas Hand und zog ihn ein Stück näher an sich ran.

    Kurz darauf trafen sich ihre Lippen zu einem zarten und schüchternen Kuss.

    Nach ein paar Sekunden war alles auch schon wieder vorbei.

    Lukas war der perfekte Gentleman. Er steckte ihr nicht direkt seine Zunge in den Hals, oder versuchte, sie irgendwie unsittlich zu berühren. Ein kurzer Gute Nacht Kuss war alles, was er wollte und Lea gab ihm diesen auch nur zu gerne.

    „Ich ruf dich an, ja?!“ sagte er, bevor er ihre Hand losließ und sie auf der Treppe stehen ließ.

    „Ja, mach das“, flüsterte Lea und schaute ihm noch hinterher, bis er in der dunklen Nacht verschwunden war. Dann schloss sie die Tür auf.


    Ihr erster Weg führte sie, wie immer, in Leonies Zimmer. Sie schlief friedlich in ihrem Bettchen.

    Lea stand für einen Moment da und schaute ihre Tochter an. Ihre und Toms Tochter.

    Immer wenn sie sie sah, musste sie zwangsläufig an Tom denken. Tom, den sie gerade am meisten vergessen wollte. Aber wie sollte sie? Er war und blieb nun mal der Vater ihres Kindes.


    Lea ging in ihr Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Sie griff zum Telefon, das auf ihrem Nachttisch lag und wählte Alinas Nummer.

    „Süße!!!“ schrie Alina völlig aufgeregt in den Hörer.

    „Nicht so laut!“

    „Wieso? Schläft Lukas schon?“

    „Lukas?“

    „Ja, Lukas. Wo ist er?“

    „Zu Hause.“

    „Wie zu Hause? Hast du ihn nicht bei dir schlafen lassen?“

    „Nein!“ rief Lea entsetzt aus. „Wieso sollte ich? Außerdem hätte er das auch gar nicht gewollt.“

    „Was? Wieso nicht?“

    „Weil er kein Typ für eine Nacht ist.“

    „Lukas ist so toll“, schwärmte Alina.

    „Ja, ist er auch“; rutschte es Lea raus.

    „Erzähl doch mal. Wie war es mit ihm? Habt ihr euch geküsst?“

    „Ja, haben wir.“

    „Und?“

    „Nichts und. Es war nur ein kleiner Gute Nacht Kuss.“

    „Wie süß!“

    „Ja…“

    „Und wann seht ihr euch wieder?“

    „Weiß nicht. Er ruft mich an.“

    „Und wie geht’s dir jetzt?“ wurde Alina plötzlich ein wenig ernster.

    Lea wusste direkt, worauf ihre Freundin hinaus wollte.

    „Gut. Denke ich.“

    „Süße, die Hauptsache ist, dass du glücklich bist. Egal mit wem. Denn das ist auch das Wichtigste für die Kleine. Wenn du glücklich bist, ist sie es auch.“

    „Ich weiß nicht…“

    „Hey, Lukas ist toll. Und ihr sollt ja nicht direkt zusammenziehen und heiraten.“

    „Ja, stimmt schon…“

    „Natürlich stimmt das.“

    „Es ist nur…“

    „Ich weiß: Du hast einfach noch Gefühle für Tom. Und ich bin mir sicher, dass er auch welche für dich hat. Aber wenn es nun mal nicht sein soll zwischen euch. Dann gib wenigstens dir und Lukas eine Chance.“

    „Ja, mal schauen. Vielleicht…“

    „Süße, jetzt schlaf erstmal eine Nacht drüber.“

    „Ja, mach ich.“

    „Und träum was Schönes. Von Lukas.“

    „Jaja…gute Nacht!“

    Lea legte das Telefon zurück auf den Nachttisch und zog sich dann ihr Schlafoutfit an. Noch nicht mal mehr auf Abschminken und Zähne putzen hatte sie jetzt Lust. Sie wollte einfach nur noch schlafen und nicht mehr über ihre Gefühle für irgendwelche Kerle nachdenken müssen.

    Als sie gerade ihre Augen geschlossen hatte, bekam sie noch eine SMS.

    #Der Abend mit dir war echt toll! Hoffe, wir wiederholen ihn ganz schnell. Schlaf gut und träum was Schönes. Melde mich morgen! Lukas#


    Kapitel 61


    Diesmal schlief Lea erstaunlich lang. Das lag wohl daran, dass Leonie sich heute noch gar nicht gemeldet hatte.
    Mühsam quälte sie sich aus dem Bett und ging in Leonies Zimmer. Leise näherte sie sich ihrem Bettchen und blickte in ihr kleines Gesicht.

    Doch anstatt das Leonie schlief, lag diese mit weit geöffneten Augen in ihrem Bettchen und schaute ihre Mutter an. Vorsichtig nahm Lea die Kleine auf den Arm und ging mit ihr ein wenig durch das, von der Sonne hell erleuchtete, Zimmer.

    Lea genoss diesen Moment der Nähe zwischen ihr und ihrer kleinen Tochter einfach total und streichelte ihr behutsam über den Rücken.

    Nach wenigen Minuten kam ihre Mutter plötzlich mit einer Flasche ins Zimmer.

    "Huch, ich dachte du schläfst noch, da hab ich Leonie ein Fläschchen gemacht." sagte ihre Mutter erstaunt.

    "Das ist lieb." erwiderte Lea

    "Wenn du möchtest, kannst du sie auch stillen."

    "Nein, ist schon ok. Dann rufe ich in der Zeit mal Lukas an."

    "Ok." gab ihre Mutter zurück und konnte sich ein kleines neugieriges Lächeln nicht verkneifen.

    Doch Lea reagierte nicht darauf und verließ das Zimmer.

    In ihrem Zimmer angekommen wählte sie Lukas Nummer. Sie wusste auch nicht warum sie sich jetzt schon bei ihm meldete, aber irgendwie hatte sie im Gefühl, dass er und Leonie sich kennenlernen sollten. Es könnte zu früh sein, es könnte aber auch genau richtig sein.

    "Ja?"

    "Lukas?! Hier ist Lea."

    "Hey Lea!" entgegnete er ihr erfreut.

    "Ich wollte mal fragen, ob du heute Nachmittag schon was vor hast."

    "Nein. Wieso?"

    "Du könntest mit mir und Leonie spazieren gehen."

    Leas Herz pochte als sie den letzten Satz aussprach. Sie war sich immer noch nicht sicher wie Lukas reagieren würde Sie kannte ihn kaum und schließlich hatte sie ihm gestern erst von Leonie erzählt.

    "Ah...ok." kam es etwas zögerlich zurück.

    "Was hälst du davon, wenn du um 16 Uhr zu mir kommst?" sprach Lea schnell weiter.

    "Ja ist in Ordnung."

    "Ok, bis später."

    Schnell legte sie auf.

    War das das Richtige? Lea wusste in letzter Zeit oft nicht was richtig und was falsch war. Sie war einfach viel zu verwirrt durch ihre Gefühle. Sie spielten mit ihr und das alles nur wegen Tom. Er ließ sie nicht wirklich los und doch war sich fest entschlossen es mit Lukas zu versuchen. Irgendwann würde sie schon darüber hinweg sein.

    Lea beschloss duschen zu gehen und sich ein bisschen zu stylen. Nur weil sie Mutter war musste sie schließlich nicht wie ein alter Kartoffelsack rumlaufen. Lukas sollte ihr ja auch nicht gleich wieder wegrennen.


    Pünktlich um 16 Uhr klingelte es dann an der Tür. Lea verstaute gerade noch die restlichen Dinge im Kinderwagen, bevor sie die Tür öffnete.

    "Hey."

    "Hey."

    Zaghaft kam Lukas näher und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund.

    Lea war zwar etwas davon überrascht, da es den Eindruck eines richtigen Paares machte, aber irgendwie genoss sie es auch. Sie fühlte sich geborgen, als ob sie endlich mal wieder etwas Sicherheit in ihrem Leben hätte. Jemand an dessen Schulter sie sich anlehnen konnte. Keine halben Sachen wie mit Tom. Nein, mit Lukas konnte sie öffentlich zu dem stehen was zwischen ihnen war.

    Als sie sich wieder voneinander lösten, kam auch schon Leas Mutter aus der Küche.

    "Hallo. Ich bin Brigitte Falk und du musst Lukas sein." kam sie freudig auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen.

    "Guten Tag. Frau Falk." erwiderte Lukas ihr fast schon ein wenig steif, woraufhin Lea ein wenig grinsen musste.

    "Wir gehen jetzt ein bisschen spazieren."

    "Ok. Viel Spaß." erwiderte ihre Mutter.

    Dann waren sie auch schon zur Tür verschwunden.

    Als sie gerade in den Park einbogen, schaute Lukas noch etwas unsicher in den Kinderwagen.

    "Sie ist wirklich süß." sagte er schließlich.

    "Ja das ist sie." gab Lea stolz zurück.

    Eine Weile gingen sie so weiter und unterhielten sich über dies und das. Schließlich ergriff Lea noch einmal das Wort um über Leonie zu reden.

    "Und du bist dir sicher, dass es kein Problem für dich ist?"

    "Ja! Ich muss mich dran gewöhnen, aber es wird kein Problem sein."

    "Gut. Wollen wir uns mal da vorne auf die Bank setzen?"

    Lea zeigte auf die Parkbank die direkt vor ihnen am Wegrand stand.

    "Ja, von mir aus."

    Lea stellte den Kinderwagen neben die Bank und nahm Leonie auf den Arm, dann setzte sie sich wieder zu Lukas.

    "Guck mal Süße, dass ist der Lukas."

    Behutsam strich Lukas Leonie über den Kopf.

    "Sie sieht dir ähnlich."

    "Leider nicht nur mir...."

    Und wieder musste Lea an Toms Mandelaugen denken und dass ihre kleine Tochter genau die gleichen Augen hatte. Es schmerzte immer noch.

    "Was ist eigentlich mit dem Vater?" fragte Lukas schließlich.

    "Wir waren nie zusammen...ach...das ist alles so kompliziert. Das erzähl ich dir wann anders."

    Lea konnte nicht weitersprechen. Davon abgesehen, dass sie es immer noch für zu früh hielt Lukas zu erzählen wer eigentlich der Vater von Leonie, tat es ihr selber noch zu weh, um darüber zu sprechen.

    "Darf.....darf ich sie mal auf den Arm nehmen? fragte Lukas und schaute fast schon etwas schüchtern zu Lea.

    "Ja klar!" erwiderte sie.

    Vorsichtig gab sie ihm die Kleine. Erst machte es den Anschein, als würde Leonie jeden Moment anfangen laut loszuschreien, aber zu Leas Verwunderung blieb sie ruhig.

    "Also bei Leonie hast du schon mal gewonnen." lächelte sie Lukas an."

    Sie war so glücklich, dass Lukas diesen Schritt von sich aus machte. Er interessierte sich nicht nur für Lea, er interessierte sich auch für Leonie.

    "Wollen wir die Runde noch zu Ende gehen und dann noch zu mir?"

    "Ja gerne." entgegnete Lukas.

    Langsam standen sie wieder auf und Lukas legte Leonie zurück in den Kinderwagen.

    Lea wusste, dass sie heute noch einen Schritt weiter gehen würde.

    Lukas war der Richtige.


    Kapitel 62


    Als sie wieder bei Lea angekommen waren, schlief Leonie tief und fest in ihrem Kinderwagen.

    Lea war super froh darüber, dass Leonie – zumindest bis jetzt – ein wirklich absolut braves und pflegeleichtes Kind war. Klar, musste sie alle paar Stunden – auch nachts – gefüttert werden, aber sie schrie nicht den ganzen Tag oder die ganze Nacht wegen irgendetwas und brauchte nicht 24 Stunden am Tag Betreuung.

    „Ich bring Leonie noch schnell in ihr Bett“, sagte Lea, doch in diesem Moment kam auch schon ihre Mutter angerannt, als ob sie an der Tür gelauscht und auf ihre Ankunft gewartet hätte.

    „Ich mach das schon“, sagte sie und gab Lea und Lukas Zeichen, dass sie sich die Treppe hochschaffen sollten.

    „Mama, ich…“

    „Nein! Geht ihr zwei ruhig schon mal hoch in dein Zimmer und habt Spaß.“

    „Na gut“, gab Lea nach und verschwand mit Lukas auf ihrem Zimmer, bevor ihre Mutter „Spaß“ womöglich noch näher definieren konnte.

    Sie war echt froh, dass sich das Verhältnis zu ihren Eltern wieder ziemlich normalisiert hatte. Sie liebten die Kleine und auch, wenn sie nach wie vor die ganze Situation als nicht wirklich optimal empfanden – was sie ja auch beim besten Willen nicht war – so würden sie doch alles dafür tun, dass sie und Leonie glücklich waren.

    In ihrem Zimmer angekommen, stand Lea tatsächlich ein bisschen verlorener als Lukas herum. Das alles war ihr so fremd und…ja, fast schon unangenehm. In den letzten Monaten hatte es nur Tom gegeben. Sie hatte einfach keinen Kerl mehr so nah an sich rangelassen wie ihn. Und jetzt gab es da Lukas. Der, der es vielleicht schaffen konnte, die Rolle in ihrem Leben zu spielen, die sie eigentlich für Tom vorgesehen hatte.

    Als sie so in ihre Gedanken versunken war, spürte sie plötzlich eine Umarmung von hinten.

    Lukas schmiegte sich an sie ran und Lea konnte seinen Atem in ihrem Nacken spüren.

    Zärtlich küsste er sie und drehte sie dann langsam zu sich um.

    Er hielt ihre Hand und schaute ihr tief in die Augen.

    Lea konnte nicht anders, sie musste ihn einfach küssen.

    Ihre Lippen trafen sich, doch diesmal war der Kuss nicht mehr schüchtern und zurückhaltend.

    Diesmal war er fordernder und voller Spannung.

    Lukas zog Lea näher an sich ran, ohne ihren Kuss dabei zu unterbrechen.

    Lea zuckte fast zusammen, als Lukas seine Zunge über ihre Oberlippe gleiten ließ.

    Sie zögerte. Ihr Verstand und ihr Gewissen meldeten sich plötzlich zu Wort, doch sie schaffte es, beide von sich weg zu schieben.

    Sie erwiderte Lukas Kuss und legte ebenfalls ihre Arme um ihn.

    Langsam taumelten sie zu Leas Bett und ließen sich darauf nieder.

    Lukas zog Lea zu sich und streichelte ihr über den Rücken, als sie auf ihm lag.

    Lea genoss die Zärtlichkeiten. Sie fühlte sich wohl in Lukas Nähe und das merkte er auch.

    Er wurde immer mutiger. Ließ seine Hände unter Leas Shirt gleiten, spürte ihre nackte Haut und es war nicht zu überhören, dass es ihm gefiel, Lea so nah bei sich zu spüren.

    Lukas stöhnte in ihren Kuss und ließ seine Hände schließlich zu Leas Hintern wandern.

    Auch Lea wurde mutiger und suchte Lukas nackte Haut unter seinem Shirt.

    Es dauerte nicht lange, da lagen sie beide mit nacktem Oberkörper aufeinander.

    Lea wusste zwar, dass Lukas es heute nicht zum Äußersten treiben würde, aber trotzdem spürte sie ganz plötzlich Panik in sich aufkommen.

    Plötzlich fühlte sich das alles mit Lukas falsch an. So falsch und doch so gut.

    Und genau diese Mischung nahm ihr gerade die Luft zum atmen.

    Unsanft drückte sie sich von Lukas weg.

    Dieser schaute sie überrascht an.

    „Lukas, es…es tut mir leid, aber…ich kann das nicht“, stotterte Lea und stand auf.

    Lukas schaute sie fragend an.

    Lea tat es auch wirklich unendlich leid, dass sie Lukas auf einmal so abwies, aber sie konnte es nicht.

    Lukas war eigentlich der perfekte Kerl. Es lag auch definitiv nicht daran, dass sie ihn unattraktiv fand, aber…er war eben nicht Tom.

    Es lag einfach nicht diese sexuelle Spannung zwischen ihnen in der Luft. Noch nicht.

    Aber vielleicht würde das ja noch kommen…

    Aber sicherlich nicht heute. Nicht hier und jetzt.

    Lukas stand auf und zog sein Shirt wieder an.

    „Lukas, ich…“ sagte Lea und machte einen Schritt auf ihn zu.

    Diesmal umarmte sie ihn von hinten und gab ihm einen Kuss in den Nacken.

    „Sei mir bitte nicht böse. Es ist einfach ein bisschen viel für mich im Moment.“

    „Das ist okay. Ich will auch nicht, dass du dich zu irgendwas gedrängt fühlst. Wir überstürzen nichts, ja?!“

    „Danke!“ flüsterte Lea ihm ins Ohr und gab ihm einen letzten Kuss, bevor sie sich voneinander verabschiedeten.


    Kapitel 63


    Lea schlief diese Nacht sehr unruhig. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um das selbe Thema.

    Wieso hatte sie Lukas abgewiesen? Er war total zärtlich und vorsichtig, hatte sie zu nichts gedrängt und trotzdem fühlte sie sich dabei nicht wohl.

    Viel Zeit um darüber nachzudenken hatte sie am nächsten Tag aber nicht. Ihre Mutter weckte sie schon recht früh.

    "Lea? Aufwachen..." weckte ihre Mutter sie.

    Langsam öffnete Lea die Augen und sah in das besorgte Gesicht ihrer Mutter. Sie wusste, dass etwas nicht stimmte.

    "Was ist denn los?" fragte sie daraufhin verschlafen.

    "Leonie. Es geht ihr nicht gut. Sie hat Fieber." kam es vorsichtig von ihrer Mutter.

    Augenblicklich stieg Lea aus dem Bett und war hellwach. Dann lief sie zu Leonie ins Zimmer. Ihre Mutter folgte ihr.

    "Ich denke es wird nichts Schlimmes sein. Babys in dem Alter haben schon mal Fieber." versuchte ihre Mutter sie auf dem Weg in Leonies Zimmer zu beruhigen.

    "Oh Gott, wenn etwas mit der Kleinen ist." Lea schossen die Tränen in die Augen.

    Es war das erste Mal, dass es Leonie nicht gut ging. Lea hatte nie darüber nachgedacht und war jetzt mit dieser neuen Situation total überfordert.

    "Beruhig dich. Du hattest auch Fieber als du klein warst. Wir fahren mit ihr zum Arzt und dann schauen wir was der sagt." redete ihre Mutter immer noch beruhigend auf sie ein.

    Im Zimmer angekommen erblickte Lea schon ihren Vater mit der schreienden Leonie auf dem Arm. Ohne ein Wort sagen zu müssen, gab Leas Vater ihr die Kleine.

    "Meine Süße...." sagte Lea nur, als sie ihre kleine auf dem Arm hatte.

    Sie fühlte sich tatsächlich warm an und das sie nicht aufhören wollte zu schreien, machte Lea nur noch ängstlicher, schließlich war Leonie sonst immer ein recht ruhiges Kind.

    "Können wir sofort zum Arzt fahren?" fragte Lea ihre Mutter fast panisch.

    "Natürlich. Gib mir die Kleine. Ich zieh sie an und in der Zeit machst du dich auch fertig." erwiderte ihre Mutter.

    Lea reichte Leonie zu ihrer Mutter und machte sich sofort auf den Weg in ihr Bad um sich kurz zu waschen und etwas anzuziehen.

    Als sie fertig war und sich ihre Tasche schnappte, wartete ihre Mutter schon unten mit Kleinen an der Tür. Zusammen gingen sie schließlich raus zum Auto von Leas Mutter.

    "Kannst du fahren?" fragte Lea ihre Mutter.

    "Natürlich." entgegnete diese.

    Zum Glück befand sich auch im Auto von Leas Mutter ein Babysitz, sodass Lea nicht noch ihren aus dem anderen Auto holen musste.

    Als Lea während der Fahrt in Leonies Mandelaugen schaute, fiel ihr plötzlich ein, dass sie Tom noch gar nicht bescheid gesagt hatte. Er wollte schließlich immer sofort wissen wenn etwas mit seiner Kleinen war. Lea wählte also seine Handynummer.

    Endlos lange ließ sie durchklingeln, doch keiner ging dran. Lea dachte daran, dass er vielleicht gerade ein Interview oder einen anderen Termin hatte und deswegen nicht ans Handy gehen konnte, also klappte sie ihres zu und nahm sich vor es später nochmal zu versuchen.

    Genau 20 Minuten später, als sie im Wartezimmer des Arztes saßen, wählte sie erneut Toms Nummer.

    Wieder ertönte nur das Tuten am anderen Ende.

    Wütend steckte Lea ihr Handy zurück in die Tasche.

    Sie dachte sich was Tom bloß für ein Blödmann war. Ihrer gemeinsamen Tochter ging es schlecht und er war wieder zu beschäftigt ans Handy zu gehen.

    Als sie aufgerufen wurde ging sie mit der Kleinen in das Arztzimmer.

    Nach nur 10-15 Minuten waren sie auch schon wieder draußen. Leas Mutter hatte Recht, Leonies Fieber war wirklich nicht so schlimm wie Lea dachte.

    Da es sich wie der Arzt meinte um 'heißes Fieber' handelte, reichte ein Fieberzäpchen aus. Des Weiteren riet er ihr Leonie die Kleidung zu Hause eine Weile auszuziehen, da das das Fieber auch senken würde.

    Lea war sichtlich erleichtert, als sie samt Leonie und ihrer Mutter wieder auf dem Weg nach Hause war.

    Hin und wieder weinte die Kleine noch ein bisschen, aber Lea merkte, dass es ihr schon wieder etwas besser ging.

    Als sie schließlich wieder zu Hause waren und Lea ihre Tochter ins Bett zum Schlafen gelegt hatte, versuchte sie noch einmal vergebens Tom zu erreichen.

    Jetzt war sein Handy sogar aus. Sauer darüber, rief sie schließlich auch noch Bill an, doch auch dieser ging nicht an sein Handy, also schrieb sie Tom eine SMS.

    #Schön, dass du nie an dein Handy gehst! Es ist wichtig. Meld dich! Lea#

    Danach ging Lea erstmal duschen. Sie war wirklich kaputt von der ganzen Aufregung und jetzt wollte sie sich erstmal ins Bett legen und ein wenig schlafen.

    Als sie gerade eine halbe Stunde geschlafen hatte, wurde sie unsanft von ihrem Handy geweckt.

    "Ja?!" grummelte Lea in den Hörer.

    "Ich bin's Tom! Was wolltest du denn? Ich hab keine Zeit."

    Im Hintergrund vernahm sie deutlich die Stimmen einiger Mädchen und auch Musik drang durch den Hörer.

    Lea platzte der Kragen. Der Vater ihres Kindes war offensichtlich auf einer Party mit irgendwelchen willigen Groupies, während sein Kind mit Fieber im Bettchen lag. Und sie hatte fast noch Verständnis für ihn, weil sie dachte er hätte etwas Wichtiges zu tun.

    "Schön, dass du eine Party mit irgendwelchen Groupies feierst, während Leonie krank in ihrem Bett liegt!" keifte Lea wütend.

    "Was? Meine Süße ist krank? Was hat sie?" wollte Tom wissen und Lea hörte seine Besorgnis in der Stimme.

    Doch es war ihr egal. Er hatte sie bitter enttäuscht. Es kam einfach alles zusammen, die Tatsache, dass er nicht erreichbar war und dann noch die Sache, dass Lea es auch gar nicht gefiel, dass er mit Groupies Party machte.

    "Tja, wärst du mal eher ans Handy gegangen, anstatt dich von billigen Weibern anschmachten zu lassen, dann würde ich es dir jetzt sagen...."

    Mit diesen Worten legte Lea auf und ließ ihr Handy auf den Boden fallen.

    So sauer war sie selten auf Tom. Sollte er sich ruhig ein wenig Sorgen machen und ein schlechtes Gewissen haben.


    Kapitel 64


    Lea ignorierte Tom in den nächsten Stunden komplett. Sie ging nicht an ihr Handy, wenn er anrief und sie antwortete ihm nicht auf eine einzige SMS.

    Sie wollte, dass er litt, anstatt sich mit Groupies zu vergnügen. Und dass er das gerade getan hatte, während es seiner Tochter schlecht ging, war ja wohl mehr als eindeutig gewesen.

    Irgendwann gab Tom dann anscheinend auf, aber Lea hatte sich getäuscht.

    „Lea, kommst du bitte mal runter?“ hörte sie ihre Mutter rufen.

    Lustlos stand Lea auf. Ihre Laune war gerade auf dem Nullpunkt. Ihre Tochter war krank, der Vater der Kleinen war ein groupiepoppender Macho und jetzt hatte ihre Mutter auch schon wieder ein Anliegen.

    „Was gibt’s denn?“ fragte Lea ihre Mutter, die in der Küche saß und einen Kaffee trank.

    „Tim hat gerade angerufen.“

    „Was? Spinnt der jetzt total?“

    „Ich weiß nicht, was das mit spinnen zu tun hat, wenn er sich nach seiner Tochter erkundigt.“

    „Der ist echt so was von schmerzfrei“, schüttelte Lea den Kopf.

    „Lea, so kannst du doch nicht mit ihm umspringen. Er ist der Vater des Kindes. Er hat ein Recht darauf, zu erfahren, wie es seiner Tochter geht.“

    „Ach ja? Dann habe ich aber auch ein Recht darauf, dass er zur Abwechslung mal an sein Handy geht, wenn ich mit ihm sprechen will und mich nicht genervt anruft, weil er gerade das Hotelzimmer voller Schlampen hat.“

    „Daher weht also der Wind“, seufzte ihre Mutter.

    „Was?“

    „Na du bist eifersüchtig.“

    „Ja, klar. Ich bin mit Sicherheit nicht auf diesen Idioten angewiesen. Es tut mir nur für Leonie leid, dass sie einen so beschissenen Vater hat.“

    „Tim ist kein beschissener Vater. Er macht sich wirklich Sorgen um euch.“

    „Ja. Um uns vor allem. Ich bin dem doch völlig egal. Wir sind ja nur gute Freunde.“

    „Na dann ist doch alles klar.“

    „Boah, Mama, du nervst!“ motzte Lea und stürmte wieder aus der Küche.


    In den darauf folgenden Stunden kümmerte sie sich ausschließlich um Leonie. Die Kleine konnte schließlich am allerwenigsten dafür, dass ihr Vater ein Vollidiot war.

    Das Einzige, was Lea an diesem Tag noch trösten konnte, war, dass es Leonie schon wieder besser ging. Es war anscheinend wirklich nichts Ernstes gewesen. Trotzdem hatte sie sich unglaublich Sorgen gemacht. Es hätte ja auch wirklich etwas Schlimmes sein könne und dann hätte sie Tom nicht erreicht.

    Die Nacht verlief verhältnismäßig ruhig. Lea war zwar öfters wach, aber nicht, weil Leonie schrie, sondern weil sie selbst einen unruhigen Schlaf hatte.


    Lea hatte Leonie gerade gefüttert, als ihre Mutter zu ihr kam.

    „Schatz, ich bin jetzt einkaufen. Brauchst du irgendwas?“

    „Warum gehst du jetzt schon einkaufen? Kannst du nicht warten, bis Leonie ausgeschlafen hat? Dann kommen wir mit.“

    „Nein, ich will jetzt schnell fahren. Ich hab nachher noch einen Frisörtermin.“

    „Na toll. Ich dachte, wir gehen zusammen.“

    „Meine Güte. Wird deine Laune auch irgendwann noch mal besser?“

    „Nee, wird sie nicht, wenn alle scheiße zu mir sind.“

    „Also brauchst du noch was?“

    „Nein.“

    „Okay. Dann eben nicht. Bis später.“


    Lea legte Leonie in ihr Bett und stellte sich erstmal unter die Dusche. Sie überlegte, ob sie gleich Alina anrufen und fragen sollte, ob sie später mit Leonie und ihr spazieren gehen würde, aber eigentlich war ihre Laune wirklich so dermaßen schlecht, dass das alles auch nach hintern losgehen könnte.

    Aber jetzt schlief Leonie ja eh erst noch eine Weile und in dieser Zeit konnte sie sich über den Rest des Tages ja noch mal in Ruhe Gedanken machen.

    Lea stieg also aus der Dusche, zog sich ein Top und eine Shorts an.

    Sie kämmte sich gerade ihre nassen Haare, als es an der Tür klingelte.

    „Welcher Idiot nervt denn jetzt schon wieder?“ grummelte Lea und stapfte zur Tür.

    Als sie diese öffnete, traute sie ihren Augen nicht. Reflexartig wollte sie die Tür auch sofort wieder zuschlagen, doch Tom war schneller.

    „Sag mal, geht’s noch?“

    „Ja, tut es. Wenn du so freundlich wärst und deinen Fuß aus der Tür nimmst.“

    „Lass mich gefälligst rein“, sagte Tom und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Tür, so dass Lea schließlich nachgeben musste.

    „Verdammt, Tom. Was willst du hier?“

    „Was ich hier will? Ich will meine Tochter sehen. Die ist schließlich krank.“

    „Ihr geht’s schon wieder gut. Du bist hier also völlig überflüssig.“

    „Jetzt krieg dich endlich mal wieder ein“, keifte Tom sie an und machte einen Schritt auf sie zu.

    „Ich soll mich einkriegen? Wer poppt sich denn durch die Weltgeschichte, während es seiner Tochter schlecht geht? Das bist immer noch du, Tom!“

    Wütend stürmte Lea ins Wohnzimmer und war kurz davor, etwas von der Einrichtung zu zertrümmern.

    Tom folgte ihr.

    „Lea, jetzt hör mir doch erstmal zu. Ich bin hier, weil ich mir Sorgen um euch gemacht habe. Weil ich Angst um Leonie hatte und weil ich bei dir sein wollte.“

    Lea drehte sich zu Tom um und schaute ihn an. Was sagte er da gerade? Zeigte er so etwas wie Einsicht und Mitgefühl?

    „Verdammt, Lea, ihr seid mir wichtig.“

    „Und warum feierst du dann mit Groupies Orgien auf deinem Hotelzimmer?“

    „Ich habe keine Orgien mit Groupies gefeiert.“

    „Ach nein!“

    „Nein! Glaub es mir oder lass es bleiben, aber ich habe nichts mehr mit Groupies. Da kannst du jeden fragen. Ich hab damit nichts mehr am Hut.“

    „Und wieso nicht?“ wollte Lea von ihm wissen.

    „Kannst du dir das nicht denken?“ flüsterte Tom und machte einen Schritt auf Lea zu, die plötzlich wie angewurzelt im Wohnzimmer stand.

    Sie schüttelte leicht den Kopf und wich seinem Blick aus.

    Tom, der jetzt unmittelbar vor ihr stand, fasste Lea sanft mit einer Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an.

    Er schaute ihr eine Ewigkeit einfach nur in die Augen, bevor er seine Lippen langsam auf seine zubewegte und schließlich ihre mit seinen verschloss.

    Lea bekam augenblicklich eine Gänsehaut. Toms Lippen waren so unendlich weich und sein Kuss unglaublich zärtlich.

    Er zog sie sanft an sich ran und streichelte ihr über die nassen Haare.

    Lea war völlig perplex. Eben hätte sie Tom noch den Kopf abreißen können und jetzt küsste er sie und sie wurde sofort wieder schwach. Sie konnte es nicht ändern. Seine Nähe, seine Küsse machten sie willenlos.

    Jede seiner Berührungen trieb sie ein Stück näher an den Rand des Wahnsinns.

    Auf einmal schien alles zwischen ihnen geklärt. Sie verstanden sich auch ohne Worte.

    Mit jedem Kuss ließ sich Lea mehr und mehr auf Tom ein. Selbst wenn sie gewollt hätte, sie hätte sich in diesem Moment nicht wehren können.

    Tom ließ seine Hände unter ihr Top gleiten und wollte es ihr gerade ausziehen, als Lea innehielt.

    „Nicht hier“, flüsterte sie ihm ins Ohr und nahm seine Hand.

    Eng umschlungen liefen sie in Leas Zimmer, wo sie sich sofort auf ihr Bett fallen ließen.

    Was dann passierte, war anders als alles, was sie vorher mit Tom oder sonst einem Jungen erlebt hatte.

    Diesmal ging es nicht um schnellen Sex. Diesmal ging es um echte Gefühle.

    Tom war unendlich vorsichtig und zärtlich.

    Es kam Lea vor wie eine Ewigkeit, bis Tom ihr ein letztes Mal in die Augen schaute und ihre Zustimmung suchte, bevor er das tat, was Lea schon so lange vermisst hatte.

    Während Tom sich in ihr bewegte, schauten sich die beiden ununterbrochen in die Augen. Tom strich ihr immer wieder über die Wange und Lea umklammerte ihn so fest, als würde sie ihn für immer verlieren, wenn sie ihren Griff auch nur für eine Sekunde lockerte.

    Erschöpft lag Lea in Toms Armen und kuschelte sich an ihn.

    Sie war in diesem Moment so glücklich. Nicht ein einziger ihrer Gedanken war jetzt bei Lukas und sie machte sich auch keine Gedanken darum, wie es zwischen ihr und Tom weitergehen würde.

    Jetzt schloss sie erstmal die Augen und hoffte, dass sie und Tom für immer so wie jetzt in ihrem Bett liegen bleiben würden.


    Kapitel 65


    Auch Tom hatte die Augen geschlossen und ruhte sich ein wenig aus, als er plötzlich ein Klingeln an der Tür hörte.

    Lea schien eingeschlafen zu sein, denn sie blieb völlig regungslos liegen und hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen.

    Vorsichtig löste Tom sich von ihr, schlüpfte schnell in seine Boxershorts und lief runter zur Tür.

    Er hatte zwar eigentlich keine große Lust, bei Falks die Tür zu öffnen, aber er wollte auch nicht riskieren, dass seine zwei Mädels durch Sturmgeklingel geweckt wurden.

    Als er die Tür öffnete, stand ein Kerl, etwa in seinem Alter, vor der Tür.

    „Hi. Ist Lea da?“

    „Kommt drauf an. Wer bist du denn?“ fragte Tom misstrauisch.

    „Ich bin Lukas.“

    „Aha. Lukas.“

    „Ist Lea da?“

    „Nein!“ sagte Tom ernst und wollte schon fast die Tür wieder schließen, als Lea die Treppe runterkam.

    Sie trug lediglich Toms XXL Shirt.

    „Tom, wer ist es denn?“ fragte sie noch, sah die Antwort aber bereits verwirrt in der Tür stehen.

    „Lukas?!“ rief sie entsetzt aus.

    „Wer ist der Kerl?“ fragte Tom, der sofort merkte, wie unangenehm Lea die Situation war.

    „Dasselbe könnte ich auch fragen“, gab Lukas zurück.

    „Lukas, das ist Tom. Der Vater von Leonie.“

    „Der Vater von Leonie ist Tom von Tokio Hotel?“ rief Lukas überrascht und entsetzt zugleich aus.

    „Ja, der bin ich. Hast du damit ein Problem?“

    „Nein. Ich find’s nur irgendwie…Warum hast du mir nie etwas davon gesagt? Und was mich noch viel mehr interessieren würde: Warum ist er hier und öffnet mir am helllichten Tag nur in Boxershorts die Tür? Und warum hast du nichts außer ein T-Shirt von ihm an?“

    „Lukas, ich kann dir das erklären.“

    „Dann mach mal, Lea. Ich bin auch sehr gespannt!“ sagte Tom, der abwechselnd von Lea zu Lukas schaute.

    „Also Lukas und ich haben und kennen gelernt.“

    „Was heißt kennen gelernt?“ harkte Tom nach.

    „Wir sind zusammen!“ haute Lukas ohne Umwege raus.

    „Das kann nicht sein“, stellte Tom fest. „Wir waren gerade zusammen im Bett.“

    „Du warst was?“ schrie Lukas Lea fassungslos an.

    „Lukas, ich…“

    „Ich glaub, ich bin hier gerade im falschen Film. DU rufst MICH an, wir treffen uns, du erzählst mir von Leonie, wir küssen uns und dann…“

    „Ihr habt was?“ rief jetzt auch Tom völlig entsetzt.

    „Tom, du warst nicht da. Hast mir am Telefon erzählt, dass du nur mit mir befreundet sein willst. Was hätte ich tun sollen? Mir die nächsten 10 Jahre anschauen, wie du mit Groupies rumvögelst, während ich mit unserem Kind zu Hause sitze und dir hinterher trauere?“

    „Nein! Aber du hättest dich auch nicht sofort dem Nächstbesten an den Hals werfen müssen. Verdammt, Lea, hast du denn nie gemerkt, dass ich dich liebe?“

    Lea konnte nicht glauben, was Tom da gerade gesagt hatte. Er liebte sie?

    „Lea, ich…“ brach Lukas das Schweigen.

    „Lukas, es ist besser, wenn du jetzt gehst“, sagte Lea leise und schaute Lukas für einen kurzen Moment an.

    Sie sah in seinen Augen, dass sie ihm gerade sehr wehtat, aber er ging ohne ein weiteres Wort zu sagen.

    Tom schloss die Tür hinter Lukas und blickte Lea an, die sprachlos vor ihm stand.

    Auch Tom schwieg, als er zurück in Leas Zimmer lief.

    Lea folgte ihm langsam und sah ihm vom Türrahmen aus zu, wie er sich anzog.

    „Kann ich bitte mein Shirt wiederhaben?“

    „Tom, lass uns doch darüber reden.“

    „Ich hab keinen Bock auf diese Scheiße hier. Ich kann echt nicht glauben, wie schnell und leicht du mich ersetzt hast.“

    „Aber das stimmt doch gar nicht, Tom.“

    „Lea, es ist mir gerade auch ziemlich egal, was hier stimmt und was nicht. Mit ist das echt zu krass! Das hätte ich wirklich nicht von dir erwartet.“

    Wütend schaute er sie an und signalisierte ihr, dass er immer noch auf sein Shirt wartete.

    Lea, die Tom gut genug kannte, um zu wissen, dass er jetzt wirklich nicht mehr mit ihr reden würde, zog sein Shirt aus und hielt es ihm hin.

    Da sie jetzt völlig nackt vor ihm stand, griff sie nach ihrem Top und holte eine Shorts aus ihrem Schrank, da sie die andere von vorhin so schnell nicht finden konnte.

    Als Tom sein letztes Zeug zusammengesucht hatte, sagte er:

    „Ich geh jetzt noch kurz zu meiner Tochter und dann bin ich weg.“

    „Tom…“

    „Lass es einfach, okay?! Lass mich jetzt einfach in Ruhe.“

    Mit diesen Worten verschwand er aus ihrem Zimmer.

    Lea blieb zurück und hörte ein paar Minuten später die Haustür ins Schloss fallen.


    Kapitel 66


    "Scheiße" zischte Lea und knallte die Zimmertür hinter sich zu.

    Das wollte sie beim besten Willen nicht. Sie war mit einem Schlag Tom und Lukas los. Beschissener hätte es nicht laufen können.

    Traurig und ratlos ließ Lea sich auf ihr Bett fallen und vergrub ihren Kopf in einem der Kissen. Ruckartig zog sie ihren Kopf wieder hoch. Sogar das Kissen roch nach Tom. Na ja schließlich hatten sie auch genau an dieser Stelle gerade...

    Lea wollte nicht weiter darüber nachdenken. Es war einfach unerträglich, dass sie eben noch seine weichen Lippen auf ihren spürte und er ihr wieder so nah war.

    Eines war ihr klar. Er würde es immer schaffen, sie würde immer wieder ins Messer laufen nur um ihm für eine kurze Zeit nahe zu sein.

    Doch jetzt war eh alles egal. Sie hatte Lukas und Tom verletzt und keiner wollte mehr mit ihr reden.

    Und das Schlimmste: Tom hatte ihr kurz zuvor seine Liebe gestanden.

    Eine Tatsache die Lea bis jetzt immer noch nicht wirklich realisiert hatte. Er liebte sie? Das konnte nicht sein. Tom hatte schließlich erst vor ein paar Tagen gesagt, dass er froh ist, dass sie beide nur Freunde waren. Er war von der Situation wahrscheinlich so überrumpelt, dass es ihm einfach rausrutschte, ohne dass er es wirklich ernst meinte.

    Lea war trotzdem verwirrt. Sie hatte keine Ahnung was sie jetzt machen sollte, schließlich war da auch noch Lukas, den sie auch einfach mal weggeschickt hatte.

    Sie musste irgendwas unternehmen, also wählte sie Alinas Nummer um sich einen Rat zu holen.

    "Alina?" rief Lea sofort völlig fertig in den Hörer.

    "Ja, wer sonst?!" entgegnete Alina ihr belustigt.

    "Es ist alles schrecklich." wimmerte Lea selbstmitleidig.

    "Wieso, was ist passier?" fragte Alina nun besorgt.

    "Lea ging es nicht gut. Sie hatte Fieber und ich hab Tom nicht erreicht und dann dachte ich als ich ihn erreicht habe, dass er mit Groupies beschäftigt war und da war ich sauer und hab ihm nicht gesagt wie es Leonie geht und dann stand er heute einfach vor der Tür." erklärte Lea kurz die Situation.

    "Was? Er war bei dir? Und wo ist er jetzt?"

    "Weg." jammerte Lea.

    "Wie weg?"

    "Na ja, er hat mich geküsst und ich bin wieder schwach geworden und naja, dann ist es halt passiert...." murmelte Lea.

    "Nein, ihr habt nicht...oder?!" fragte Alina halb entsetzt, halb freudig.

    "Doch."

    "Ja und warum ist er jetzt weg?"

    "Lukas ist gekommen und Tom hat ihm aufgemacht - in Boxershorts und ich bin auch noch runtergekommen. In Toms Shirt."

    "Nee, oder?!" erwidert Alina und kann sich ein Lachen fast nicht verkneifen.

    "Das ist nicht witzig!" antwortet Lea zickig.

    "Schon ok. Und jetzt?"

    "Ich hab Lukas weggeschickt und Tom hat mir seine Liebe gestanden, aber....."

    "Tom hat dir seine Liebe gestanden? Ich wusste es doch!" unterbrach Alina sie.

    "Ach, das war eh nicht ernst gemeint."

    "Oh doch, Lea.."

    "Auf jeden Fall ist Tom dann auch abgehauen und jetzt hab ich beide vergrault."

    "Dann musst du dir den für den du mehr empfindest zurückholen!"

    "Ich weiß nicht was ich im Moment fühle und zurück nimmt mich auch keiner."

    "Naja zumindest hast du Lukas weggeschickt. Er ist also nicht von sich aus gegangen, das heißt, dass du dir den auf jeden Fall zurückholen kannst."

    "Du und deine tollen Theorien." erwidert Lea daraufhin ungläubig.

    "Ey, meine Theorien sind die besten!" stellte Alina fest.

    "Na gut, ich werde Lukas anrufen."

    "Ok. Mach das. Meld dich Süße!"

    "Mach ich."

    Klack.


    Jetzt lag es an ihr. Mit zittrigen Händen wählte sie Lukas Nummer.

    "Lea, was gibt's?" kommt es schon nach dem zweiten Klingeln, sodass Lea etwas überrascht ist.

    "Woher weißt du, dass ich es bin?"

    "Steht auf meinem Display." antwortete er trocken und Lea hätte ihren Kopf für diese dumme Frage am liebsten gegen die Wand gehauen.

    "Ähm...ich wollte sagen, dass es mir leid tut." kam es zögerlich von Lea.

    "War's das?" fragte er kühl was Lea nur noch unsicherer macht.

    "Lukas....." Lea stockte "Können wir uns bitte treffen und darüber reden?"

    Lea hörte wie er einmal kräftig durchatmete. Er schien zumindest darüber nachzudenken.

    "Ja ok." kam es nach schier unendlich vielen Sekunden.

    "Soll ich zu dir kommen? Oder wollen wir uns woanders treffen?"

    "Kennst du das Central?" fragt er sie.

    "Das Cafe Central? Ja, das kenn ich. Sollen wir uns da treffen?"

    "Ja...in einer Stunde!"

    "Ok."

    Klack.

    Lukas hatte einfach aufgelegt und er schien wirklich richtig sauer zu sein. Lea überlegte, ob ein Treffen unter diesen Umständen das Richtige war, aber wenn sie jetzt absagen würde, könnte sie es ganz vergessen.

    Also Augen zu und durch.


    Kapitel 67


    Genau eine Stunde später und mit nicht stillstehen wollenden Füßen befand sich Lea direkt vor dem Cafe Central in Köln.

    Obwohl sie erst 5 Minuten wartete, war sie sich sicher, dass Lukas sie versetzen würde. Verdient hätte sie es jedenfalls. Doch dann, als sie wieder auf die Straße blickte, erkannte sie ihn. Mit schnellem Schritt kam er auf sie zu.

    "Tut mir leid, ich habe keine Parkplatz gefunden." entschuldigte er sich.

    "Kein Problem. Ich bin froh, dass du überhaupt gekommen bist." entgegnete Lea dankbar.

    "Lass uns reingehen." beschloss Lukas und Lea folgte ihm durch die Tür.

    Weitere 5 Minuten später und einen Latte in der Hand haltend fing Lea das Gespräch an.

    "Lukas, ich wollte dir sagen wer der Vater ist, aber ich dachte das mit Leonie ist eh schon so viel für dich, da wollte ich dich nicht noch mehr vergraulen."

    Lukas nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse bevor er antwortete.

    "Vergrault hättest du mich damit nicht, vergrault hast du mich damit, dass du mich mit ihm betrogen hast." erwiderte er enttäuscht.

    Beschämt senkte Lea den Kopf und rührte mit dem Löffel in ihrem Latte rum.

    "Es tut mir leid...." murmelte sie.

    "Ja....." entgegnete er.

    "Aber wir sind doch nicht zusammen. Wir haben uns geküsst, das war's. Es war doch nicht so ernst, dass du schon von betrügen reden kannst." sprach Lea weiter.

    "Lea, dann lass es uns ernst werden lassen!"

    Vorsichtig und ihren Blick fixierend legte er seine Hand auf ihre und Lea zog sie nicht zurück.

    "Du kommst also damit klar, dass Tom der Vater von Leonie ist und wir....."

    Lea konnte es nicht aussprechen, aber das musste sie auch nicht.

    "Ja, es ist ok. Ich möchte es wirklich mit dir versuchen, ich lasse dir auch noch einen Tag Bedenkzeit, aber morgen will ich es wissen. Es wird nur diese eine Chance geben." sagt er ernst und schaut ihr noch tiefer in die Augen.

    "Lukas, ich muss darüber nachdenken." erwiderte Lea überwältigt.

    "Deswegen habe ich doch gesagt, dass ich dir noch ein wenig Zeit gebe. Ich werde jetzt auch gehen."

    Lukas nahm einen letzten kräftigen Schluck von seinem Kaffee und stand dann vom Platz auf. Als er ging beobachte Lea noch wie er bezahlte und das Cafe verließ.

    Jetzt lag es an ihr, was passieren würde. Sie hatte wieder die Fäden in der Hand - Die Fäden in einem Spiel bei dem sie sich nicht darüber im Klaren war was sie wollte.


    Kapitel 68


    Lea fuhr wieder nach Hause. Der erste Weg führte sie direkt in Leonies Zimmer.

    Die Kleine schlief friedlich in ihrem Bett und Lea verbrachte eine halbe Ewigkeit damit, sie anzuschauen. Irgendwie hoffte sie, dass sie durch Leonies Nähe eine Lösung für ihr Problem finden würde.

    Lukas oder Tom?

    Auf der einen Seite war sie absolut überrascht und beeindruckt von Lukas Reaktion gewesen. Er hatte sie nie zu etwas gedrängt und obwohl sie es ihm mit Sicherheit nicht leicht gemacht hatte, wollte er sie immer noch. Er wollte etwas Ernstes mit ihr. Das hatte er gesagt und er war sogar bereit, ihr Bedenkzeit zu geben.

    Unter anderen Umständen wäre sie Lukas unter Garantie freudestrahlend um den Hals gefallen.

    Aber jetzt…es gab eben auch noch Tom. Der Vater ihres Kindes und…ja, er war ihr nicht egal. Ganz im Gegenteil. Die Gefühle, die sie für ihn hatte, waren stärker als alles andere, was sie je gefühlt hatte. Das musste sie sich langsam aber sicher eingestehen. Am Anfang war er nur ein One Night Stand gewesen, dann der Vater ihres Kindes und jetzt…jetzt war er viel mehr als das.

    Sie musste mit ihm reden. Vorher würde sie Lukas keine Antwort geben können. Alles hing jetzt an Tom.

    Also ging sie in ihr Zimmer, schnappte sich ihr Handy und wählte seine Nummer.

    Zu ihrem Erstaunen ging er auch sofort dran.

    „Hi“, sagte sie vorsichtig in den Hörer.

    „Lea. Was willst du?“

    „Mit dir reden.“

    „Aha. Reden willst du. Und worüber?“ fragte Tom patzig.

    „Über uns.“

    „Über uns zwei? Oder sollte ich doch besser sagen: Über uns drei? Oder wie nennst du das, was du gerade mit mir und dem anderen Kerl abziehst?“

    „Tom, bitte. Jetzt mach es mir doch nicht so schwer.“

    „ICH mache es DIR schwer?“ lachte Tom höhnisch in den Hörer. „Ich bin zu dir gekommen, bin auf dich zugekommen, habe den ersten Schritt gemacht und was machst du? Hast hinter meinem Rücken noch nen anderen Kerl am laufen. Ich bin nur froh, dass ich ihn getroffen habe. Wer weiß, wie lange du dieses Spiel noch mit uns getrieben hättest.“

    Lea standen Tränen in den Augen. Wie konnte Tom nur so kühl sein? Ihr so etwas unterstellen?

    „Tom, es war nicht meine Absicht, einen von euch beiden zu verletzen. Aber DU hast mir doch gesagt, dass wir nur Freunde sind und du froh darüber bist, dass wir nicht zusammen sind. Und dann kommst du zu mir und schläfst mit mir…“

    „Ach jetzt bin ich es auch noch schuld oder wie?“

    „Nein, verdammt! Aber ich hätte doch nie mit Lukas, wenn ich gewusst hätte, dass du…“

    „Lea, es ist mir gerade auch ziemlich egal, was du wolltest und was nicht. Mach was du willst, aber der Kerl soll die Finger von meiner Tochter lassen, sonst knallt es. Leonie hat einen Vater. Die braucht nicht so nen Möchtegern Daddy.“

    „Lukas ist kein Möchtegern Daddy.“

    „Ja, nimm ihn auch noch in Schutz“, schrie Tom. „Du hast die doch echt nicht mehr alle.“

    „Verdammt, Tom. Jetzt lass und doch mal vernünftig darüber reden.“

    „Nein, Lea. Ich hab da keinen Bock mehr drauf. Und vor allem hab ich gerade was Besseres zur tun. Die Groupies warten schon.“

    Da hatte er auch schon aufgelegt.

    „Dummes Arschloch!“ schrie sie noch in den Hörer, schmiss sich aufs Bett und heulte erstmal ausgiebig.

    Wie konnte Tom nur so scheiße zu ihr sein? Sie hatte dieses ewige Hin und Her so satt. Sex, Freundschaft, Liebe…Tom schien auch nicht wirklich zu wissen, was er von ihr wollte.

    Eigentlich hätte ihre Entscheidung eindeutig ausfallen müssen. Lukas war einfach nicht so kompliziert und zickig wie Tom. Aber ihr Herz schlug nun mal auch für diesen kleinen Checker mit den viel zu weiten Klamotten.

    Plötzlich sprang Lea vom Bett auf. Hatte Tom gerade wirklich was von Groupies gelabert? Er hatte sie doch wohl sicher nur verarschen und ärgern wollen. Oder nicht?

    Wie ein aufgescheuchtes Huhn lief sie durchs Haus. Allein die Vorstellung, dass er sich gerade mit Groupies vergnügte, brachte sie an den Rand des Wahnsinns.

    Sie überlegte krampfhaft, was sie tun könnte und wählte schließlich eine Nummer.

    „Bitte geh dran“, flüsterte sie in den Hörer, als am anderen Ende tatsächlich abgenommen wurde.

    „Bill?“

    „Ja. Lea. Hi. Was ist los?“

    „Weißt du, wo Tom gerade ist?“

    „Ja, der sitzt neben mir. Willst du ihn sprechen?“

    „Nein. Auf keinen Fall. Und er soll auch nicht wissen, dass wir gerade telefonieren.“

    „Das dürfte schwierig werden.“

    „Warum?“

    „Na weil ich dich gerade mit Namen begrüßt habe“, flüsterte Bill. „Warte, ich geh mal gerade raus.“

    Lea hörte, wie Bill den Raum verließ.

    „So. Jetzt können wir reden. Was ist denn los?“

    „Ach was soll schon los sein? Tom und ich haben uns mal wieder gestritten und dann hat er was von Groupies gelabert und ich hab das natürlich prompt für bare Münze genommen und deshalb ruf ich dich gerade völlig hysterisch an und mache mich zum Affen.“

    „Ach Quatsch! Das ist doch okay. Ich meine, ihr seid beide so verknallt ineinander, da ist es doch klar, dass du eifersüchtig bist. Aber ich kann dich beruhigen: Kein Groupie in Sicht.“

    „Na gut“, sagte Lea immer noch nicht wirklich glücklich.

    „Süße, jetzt mach dir deswegen keinen Kopf. An deiner Stelle würde ich mir aber langsam mal überlegen, wie ihr zwei das endlich auf die Reihe bekommt.“

    „Was?“

    „Na eure Beziehung. Lea, dass ihr euch beide wollt, sieht ja wohl ein Blinder mit Krückstock. Ihr seid beide einfach nur so verdammt stur und deshalb wird das auch nix.“

    „Was soll ich denn machen?“ fragte Lea verzweifelt. „Es ist an ihm, dass er mal was tut.“

    „Und genau das denkt Tom von dir. Aber wenn ihr nicht langsam mal in die Gänge kommt, könnt ihr es auch ganz lassen.“

    „Ich weiß es doch auch nicht. Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn ich Lukas nehme. Mit ihm gab es seit wir uns kennen nicht annährend so ein Chaos wie mit mir und Tom.“

    „Wenn es das ist, was du willst, dann tu es. Wenn du glaubst, dass es mit diesem Lukas besser ist, dann…“

    „Na gut, Bill. Ich muss dann mal wieder. Ich glaube, Leonie schreit.“

    „Okay. Dann mach’s gut und gib der Kleinen einen Kuss von mir.“

    „Mach ich. Tschüß Bill.“


    Bill ging zurück zu den anderen und wurde sofort von Tom angesprochen.

    „War das Lea?“

    „Ja, war sie.“

    „Warum ruft die denn ausgerechnet dich an?“

    „Geht dich das auch was an?“

    „Und ob! Also sag es mir, oder du kannst dir direkt ne Faust abholen“, drohte Tom seinem Bruder.

    „Sie hat sich Sorgen gemacht, weil du angeblich irgendwas von Groupies gelabert hast.“

    „Ja. Und? Was hast du ihr gesagt?“

    „Na dass hier weit und breit kein Groupie in Sicht ist.“

    „Na toll, du Idiot. Die hätte sich ruhig mal ein paar Gedanken machen können.“

    „Mein Gott, Tom. Wann hört ihr endlich mit euren bescheuerten Spielchen auf?“

    „Ich höre auf, wenn sie aufhört.“

    „Aha. Na super. Ihr seid beide echt so unglaublich stur.“

    „Sie ist stur. Nicht ich.“

    „Doch, du auch. Aber ich sag dir eins: Wenn du sie nicht verlieren willst, musst du deine Sturheit mal ganz schnell an den Nagel hängen.“

    „Sagst du?!“

    „Weiß ich! Wenn du ihr nicht endlich sagst, was du für sie empfindest, wird sie sich diesen Lukas angeln.“

    „Hat sie gesagt?

    „Nee, sag ich!“

    „Weil du auch Ahnung hast.“

    „Mit Sicherheit mehr als du!

    „Verdammt. Ich hab ihr doch schon gesagt, dass ich sie liebe. Und du weißt ganz genau, dass ich das nicht jeden Tag mache.“

    „Ja, das weiß ich.“

    „Und?“

    „Nix und.“

    „Was würde der tolle, ach so perfekte Bill denn jetzt an meiner Stelle machen?“

    „Es ihr noch mal sagen!“



    Re: *~*Babylove*~*

    Ponyreiten - 24.08.2006, 19:30


    Kapitel 69


    Währenddessen ging Lea in ihrem Zimmer auf und ab. So recht wollte ihr das Gespräch mit Bill nicht weiterhelfen. Seine Meinung war ihr auf einmal nicht mehr objektiv genug. Für ihn stand fest, dass sie und Tom zusammen gehörten, aber er hatte ja auch noch nicht Lukas kennen gelernt, geschweige denn mitbekommen wie Lukas und sie miteinander umgingen.

    Es lag wohl endgültig einzig und allein an ihr. Jeder den sie fragen könnte, war irgendwie in die Sache involviert. Es war an der Zeit, dass Lea sich entschied, denn wenn sie das nicht bald tat, würde es zu spät sein.

    Dieser Gedanke löste Panik in ihr aus. Sie wollte nicht Beide verlieren und sie konnte es auch einfach nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren, dass sie Tom und Lukas im Ungewissen hielt.

    Sie hätte jetzt vielleicht eine Liste machen können. Die Vor- und Nachteile von Lukas und Tom, aber das wäre Schwachsinn gewesen und obwohl sie wusste, dass Lukas gewinnen würde, wäre sie der Entscheidung keinen einzigen Schritt näher.

    Was ihr Herz und was ihr Verstand sagten waren zwei Paar Schuhe und doch musste sie daraus eins machen.

    Und plötzlich tat sie das auch.

    Hastig packte sie die nötigsten Sachen, wie Handy und Schlüssel zusammen, dann ein letzter prüfender Blick in den Spiegel.

    "Mama, ich muss noch mal weg, kannst du auf Leonie aufpassen?" rief sie ihr im Vorbeigehen zu.

    "Ja, kein Problem." antwortete ihre Mutter, konnte sich aber einen verdutzten Blick nicht verkneifen.

    Schnell verließ Lea das Haus um nicht noch ein nervendes Gespräch mit ihrer Mutter führen zu müssen.

    Als sie im Auto saß, ihre Tasche auf dem Beifahrersitz verstaute und den Schlüssel ins Zündschloss steckte, atmete sie noch einmal tief durch. Schließlich drehte sie ihn um und fuhr los.


    Tom saß derweil wieder in seinem Zimmer und überlegte was er jetzt tun sollte. Wie hatte Bill das gemeint? Würde sie wirklich Lukas nehmen, wenn er nicht um sie kämpfen würde? Tom realisierte den Ernst der Lage nur langsam. Er liebte Lea über alles, das war ihm in den letzten Tagen klar geworden, oder sollte er eher sagen, er hatte es schon viel länger gewusst?

    Das war der Schlüssel. Er liebte Lea nicht erst seit gestern, er liebte sie schon viel länger. Natürlich war bei ihnen nicht immer alles perfekt, natürlich stritten sie sich oft und wurden durch einen Unfall viel zu früh Eltern, aber machte das nicht gerade alles aus?

    Das war der Schlüssel zu Toms Entscheidung.

    Ruckartig stand er auf und lief aus dem Zimmer direkt in Sakis Arme.

    "Was wird das denn?" fragte dieser leicht wütend.

    "Saki, zu dir wollte ich, ich muss ganz schnell noch mal weg." erklärte Tom ihm die Lage völlig außer Atem.

    "Wo musst du denn hin?" fragte Saki skeptisch.

    "Zu Lea. Bitte...es ist wichtig!" flehte Tom ihn schon fast an.

    "Ich muss das kurz mit David bereden, wirklich begeistert bin ich davon nicht. Du rührst dich nicht von der Stelle." redete er auf Tom ein.

    "Keine Sorge, ich pass auf ihn auf." kam es auf einmal aus der einen Richtung und als Saki und Tom sich umdrehen, stand Bill hinter ihnen.

    "Also, ich rede mit David." ließ Saki sich nicht beirren und ging schnellen Schrittes zu Davids Zimmer.

    "Ey Alter, was geht mit dir ab?" fragte Bill ihn sofort als Saki im Zimmer verschwunden war.

    "Ich muss zu Lea. Ich habe mich entschieden!" entgegnete Tom ihm.

    "Was stehst du dann noch hier rum und schlägst Wurzeln?" fragte Bill ihn verständnislos.

    "Ich bin Saki in die Arme gelaufen."

    "Na und?!“ schüttelte Bill ungläubig den Kopf. "Hat dich das sonst interessiert? Alter, der lässt dich eh nicht mehr gehen, also mach, dass du hier weg kommst!"

    "Meinst du?" fragte Tom unsicher.

    "Was ist mit dir los? Brüderchen, du musst noch viel lernen und jetzt verpiss dich!"

    "Von dir bestimmt nicht...." lachte Tom ihn an und drehte sich augenblicklich um.

    So schnell ihn seine weiten Hosen tragen konnten, lief er aus dem Hotel, geradewegs in eine Horde Fans.

    "Tom...Tom....." kreischten sie und zerrten an seinen Klamotten.

    Mit Mühe und Not riss Tom sich von ihnen los und stürmte ins nächste Taxi.


    Fünfzehn Minuten später stand das Taxi vor Leas Tür und zum ersten Mal fing Toms Herz an vor Aufregung wie verrückt zu pochen, trotzdem ging er zielsicher auf das große Haus vor ihm zu.

    Doch zu seiner Enttäuschung öffnete nicht Lea ihm die Tür.

    "Oh, hallo Tim." begrüßte ihn Leas Mutter.

    "Hallo Frau Falk, ist Lea da?" fragte Tom völlig fertig.

    "Nein, tut mir leid. Sie meinte, sie müsste noch mal weg, aber komm doch erstmal rein."

    Nein?! Das konnte doch nicht sein. Endlich hatte Tom eine Entscheidung getroffen und jetzt war Lea nicht da.

    Langsam trat er ein und folgte Leas Mutter ins Wohnzimmer.

    "Möchtest du etwas trinken?" fragte Frau Falk ihn, als er sich gerade setzen wollte.

    "Ein Wasser wäre nicht schlecht." entgegnete er Leas Mutter dankbar, dann setzte er sich geschafft auf das Sofa.

    "Es trifft sich übrigens gut, dass du hier bist. Ich müsste dringend mal weg, Leas Vater ist arbeiten und dann muss ich die schlafende Leonie nicht wecken und sie mitnehmen. Könntest du eine Weile auf sie aufpassen?" rief sie ihm aus der Küche zu.

    "Ja kein Problem." rief er zurück.

    Das war Tom eh lieber. So konnte er Lea ohne Störungen überraschen und alleine mit ihr reden.

    "So hier ist dein Wasser. Ich werde dann jetzt los fahren. Du kannst ja Fernsehen wenn du möchtest. Fühl dich wie zu Hause." kam es von Leas Mutter, als sie mit dem Glas Wasser aus der Küche kam.

    "Ok, alles klar." erwiderte Tom.

    Fünf Minuten später verabschiedete Leas Mutter sich schließlich von Tom und kurz darauf fiel die Tür ins Schloss.

    An Fernsehen war jetzt beim besten Willen nicht zu denken. Tom war aufgeregt wie ein kleines Kind und nachdem er sein Wasser in einem Zug ausgetrunken hatte, lief er wie ein aufgescheuchtes Huhn durch das Wohnzimmer. Als das nicht mehr genug Ablenkung verschaffte, tastete er an seiner Hosentasche. Ein Glück, er hatte seine Zigaretten dabei. Kurzerhand ging er raus auf die Terrasse und zündete sich hektisch eine an.

    Würde ihn jetzt jemand sehen, würden sie ihn wohl für ein nervliches Wrack halten.

    Als er die Terrassentür, nachdem er die Zigarette ausgemacht hatte, wieder von innen hinter sich schloss, vernahm er ein lautes Schreien aus dem ersten Stock.

    Schnell machte Tom sich auf den Weg in Leonies Zimmer. Vorsichtig nahm er sie aus ihrem Bettchen und wiegte sie hin und her. Doch Leonie wollte nicht aufhören zu schreien und Tom wusste auch warum. Langsam stieg ihm der Geruch in die Nase. Musste Leonie gerade jetzt, wo er alleine war, ihr Geschäft verrichten?

    Missmutig und unter größter Überwindung legte Tom sie auf den Wickeltisch und tatsächlich gelang es ihm besser als gedacht.

    Als er schließlich fertig war und Leonie wieder ruhig, nahm er sie mit nach unten ins Wohnzimmer. Er setzte sich mit ihr auf das große Sofa und schaute sie einfach an.

    Sie war so wunderschön und erinnerte ihn immer an das Mädchen das er liebte. Er hätte nie gedacht, dass er mal so etwas sagen könnte, aber bei Lea war es so. Er wollte keine andere mehr, soviel stand fest. Egal wie schwer es werden würde, sie wäre es ihm wert.

    Als er Leonie gerade in Gedanken über die Wange strich, drehte sich auf einmal das Schloss der Haustür um.

    Sofort stand Tom mit Leonie auf, doch er war unfähig sich zu bewegen, irgendwas hielt ihn fest, also wartete er ab, doch die Person, die gerade zur Tür reinkam ging nicht ins Wohnzimmer, sondern schnurstracks die Treppe hoch.

    Tom konnte gerade noch die Schuhe erkennen.

    Doch wenige Sekunden später hörte er wie jemand die Treppe runter polterte und geradewegs auf das Wohnzimmer zulief. Tom stand derweil immer noch wie festgewachsen am Sofa.

    "Tom?!" rief Lea völlig entgeistert, als sie das Wohnzimmer betrat und blieb im gleichen Moment genauso angewurzelt stehen.

    "Was machst du denn hier?" sprach sie weiter und atmete dabei schwer.

    "Ich muss dir was sagen...." begann er über sein eigentliches Anliegen zu reden.

    Langsam ging Lea auf in zu und setzte sich auf das Sofa. Tom tat es ihr mit Leonie gleich.

    "Lea, ich........"

    "Man hast du mich erschrocken, ich dachte irgendjemand hat Leonie geklaut." unterbrach sie ihn bewusst, da sie diese Situation gerade total überforderte.

    "Ich muss mit dir reden." ließ Tom sich nicht beirren.

    "Ich muss auch mit dir reden." entriss Lea ihm das Wort und redete gleich weiter.

    "Ich war gerade auf dem Weg zu Lukas." sagte sie mit fester Stimme.

    Tom blickte augenblicklich auf den Boden.

    "Achso.....hätte ich mir eigentlich denken können." entgegnete er enttäuscht.

    Einen Moment lang schwiegen sie sich einfach an, keiner traute sich auch nur den anderen anzuschauen. Es war wirklich schrecklich, noch nicht einmal Leonie gab einen Ton von sich.

    "Tom, ich......" setzte Lea irgendwann wieder an.

    "Nein, du brauchst nichts zu sagen. Ich hätte es wissen müssen. Ich bin zu spät gekommen, habe mir zu lange Zeit gelassen. Ich bin selber Schuld." fiel er ihr ins Wort, dann gab er ihr Leonie in den Arm und stand auf.

    Ein paar Sekunden blieb Lea noch mit Leonie auf dem Sofa sitzen. Sie blickte Tom hinterher, als er gerade das Wohnzimmer verlassen wollte.

    "Tom, ich war nicht bei Lukas." kam es schließlich leise von Lea.

    Seine Schritte stoppten, langsam drehte er sich um und blickte ihr in die Augen.

    "Wie?" war alles was er rausbrachte.

    "Du hast mich richtig verstanden. Ich war nicht bei Lukas. Ich wollte.....ich war auch wirklich auf dem Weg, aber dann bin ich umgekehrt. Ich konnte es nicht...." Lea stockte, holte noch einmal tief Luft.

    "Tom, ich liebe nur dich." verließen die Worte schließlich ihren Mund. "Immer nur dich."

    Einen Moment standen sie beide regungslos da. Tom in der Tür und Lea mit Leonie im Arm.

    Jetzt war es raus, das Entscheidende wurde gesagt, jetzt lag es an ihnen und schließlich nahmen sie es in die Hand.

    Lea legte Leonie vorsichtig auf das breite Sofa, dann schaute sie wieder zu Tom, dieser kam immer näher auf sie zu. Irgendwann standen sie sich gegenüber, nur noch ein Hauch trennte sie voneinander.

    Behutsam und mit zitternder Hand strich Tom ihr über das Gesicht und wie in Zeitlupe bewegten sie sich auf einander zu.

    Dann trafen sich ihre Lippen und eine Gänsehaut durchfuhr ihre beiden Körper. Sie verschmolzen miteinander und waren nicht mehr länger getrennt.

    Sie waren eins, so wie es schon immer sein sollte.

    Nach dem längsten Kuss den sie je miteinander teilten, lösten sie sich zaghaft wieder voneinander.

    Tom schaute ihr tief in die Augen und sie erwiderte diesen Blick.

    "Komm, lass uns Leonie ins Bett bringen und dann das machen womit alles angefangen hat." flüsterte Tom sie an und schenkte ihr das erste Mal sein berühmtes Checkergrinsen, was damals alles in ihr ausgelöst hatte, als Paar.



    Re: *~*Babylove*~*

    *~sugarfairy~* - 24.08.2006, 22:24


    Ja ein Forum ohne Bablove geht ja mal garnicht!!
    Ich finds einfach toll hier!!

    BAblove rocks immernoch :wink:



    Re: *~*Babylove*~*

    happy_condom - 26.08.2006, 16:50


    Eine der tollsten FF's die es gibt. ♥

    Gibbet eig. 2ten teil? ^^

    +knuddel+ =)



    Re: *~*Babylove*~*

    Akasha - 26.08.2006, 16:52


    Wir hatten mal so eine Grundidee, was wir im zweiten Teil machen würden, aber bis jetzt steht nichts fest und es wird auch noch nichts geschrieben.....bin da ja immer noch skeptisch....


    Ansonsten sind wir eh voll mit unseren anderen FF's beschäftigt....

    Naja...aber Poisoned Revenge ist ja auch wieder wie Babylove von uns beiden....

    Hast du die schon gelesen?

    lg



    Re: *~*Babylove*~*

    happy_condom - 26.08.2006, 17:02


    Aber natürlich. ^^ Ich ein sehr, sehr großer Fan
    von euren FF's <3

    Aber Babylove war einfach so, keine ahnung.
    Einfach so, so, so toll das man keine Worte dafuer
    finden kann, naja. Zumindest ich nicht ^^

    Aber die neue ist auch schonmal super für den anfang.
    <33 Ihr macht mich zum völlig suchti *-*

    (:



    Re: *~*Babylove*~*

    Toms-ChiCa - 01.09.2006, 21:22


    Boah ich liebe die ff!!!!
    Babylove ist so megaa!!
    Das wär geil ein zweiter teil. Wo das dann auffliegt das Tom vater ist und soo =)) is ja mal megaa =))



    Re: *~*Babylove*~*

    Beijo - 02.09.2006, 21:28


    Babylove ... *schwärm*

    die hab ich geliebt! Die war immer als erstes dran, wenn ich mein E-Mail Benachrichtigungen durchgesehn hab! Teilweise war ich kurz vorm heulen *lach*

    Aber wie schon mal gesagt: ich würd mich wahnsinnig freun, wenn noch ne Fortsetzung kommen würde! *das mal richtig geil fände*



    Re: *~*Babylove*~*

    Marieke - 11.09.2006, 20:58


    Hach ihr Zwei...<3
    Ihr wisst ja langsam, dass ich diese Geschichte LIEBE !!!
    Ich weiß gar nicht wie oft ich die jetzt schon gelesen hab... 8? 9? 10? wahrscheinlich sogar noch öfter...
    Aber sie fesselt mich jedes Mal und sie macht mich einfach süchtig, auch wenn ich sie fast auswendig kann!

    Sie ist und bleibt eine meiner absoluten Lieblings-Geschichten !!!!!!!!!!!

    GreedZ :-*



    Re: *~*Babylove*~*

    Marieke - 11.09.2006, 20:59


    ach genau... hab des thema FORTSETZUNG vergessn...

    ich bin ja auf jedn Fall dafür, da diese Story einfach sooo tooolll is und es alle brennend interessiert wies weitergeht :D



    Re: *~*Babylove*~*

    Knuddelmaus3000 - 13.09.2006, 17:01


    hallo ihr beiden...

    also, ich find die story so mega hammer geil..habe sie das letzte mal vor zwei tage gelesen...und das bestimmt auch schon das 10. mal oder so...hab sie mir ja ausgedruckt, damit ich sie immer und überall lesen kann :D ...

    So aber jetzt will ich mich auch mal zum thema fortsetzung äußern...bin auf jeden fall dafür...
    klar war das ein hammer ende aber würde gern wissen, wie es jetzt mit den beiden weiter geht...schließlich weißt ja noch niemand (Presse, Fans) von den "Dreien" und was mich auch überlegen lässt, was mit bill und alina ist, vielleicht kommen sie ja noch zusammen :wink:

    Ich lese echt so gern eure ff's aber babylove ist bis jetzt *mir fehlen die worte*

    So, mein Kommi soll ja auch nicht so lang werden...



    Gruß
    die Knuddelmaus



    Re: *~*Babylove*~*

    BlaseHAse - 23.11.2006, 21:00


    man man man ..... also ich muss schon sagen

    diese story ist HAMMMA gEILLLLLLL ich konnte gar net auf hören zu lesen respekt echt supi
    und dann muss ich noch sagen ICH LIEBE deine FF's das sind die besetn.... mir fehlen die worte RESPEKT :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:
    hel



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