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 Betreff des Beitrags: Das Mädchen am See
BeitragVerfasst: 29.07.2006, 14:29 
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WGler
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Registriert: 09.07.2005, 14:55
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Soetwas kommt also dabei raus, wenn man wegen nem Mädel total durch den Wind ist. Ich hatte wirklich nichts besseres zu tun, als an dieser Kurzgeschichte zu schreiben, während ich mit ner Menge Leuten an der Isar saß... Oo
Das hier ist jetzt dein einmal überarbeitete Version... ich werd garantiert noch ne Menge finden, was ich verbessern will/muss, aber für den Anfang bin ich erstmal zufrieden.
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Er kam seitdem jedes Jahr an jene Stelle, an der der schönste Sommer seines Lebens seinen Anfang nahm.
Damals war er noch ein junger Knabe. Er kam nicht an diesen Ort, weil ihn sein Wille dorthin trieb, vielmehr tat er dies aus elterlichem Zwang. Nicht im Entferntesten erwartete er dort auch nur einen einzigen glücklichen Moment -bis er sie sah.
Eines Abends begab er sich hinunter zum See. An einer Stelle, umwuchert von hohem Gras und hochgewachsenen Bäumen mit dichtem Geäst und voller Krone; so sagenhaft schön, wie es nur im Märchen vorkommt, dort stand sie und blickte auf's Wasser. Wie er sie so im sanften Mondlicht ansah, war es um ihn geschehen.
Er ging auf sie zu, stellte sich zu ihr, schwieg. Noch lange sollten sie so dastehen, schweigend auf den See blickend, bevor sie sich ansahen. Im Dunkeln konnte er sie kaum erkennen, doch ihr Blick wirkte so eindringlich, dass er glaubte, sie könnte bis auf den Grund seiner Seele blicken. So verweilten sie noch einen Augenblick, dann wandte sie sich ab und setzte sich auf einen Stein, die Beine frei in der Luft hängend, wieder aufs Wasser sehend.
Er ging ihr nach und setzte sich zu ihr, wusste jedoch nicht, was er zu ihr sagen sollte. Dies war aber auch nicht mehr von Nöten, denn sie fing an zu kichern. Ihr Lachen war für ihn der schönste Klang, den er jemals vernehmen durfte. Er fragte sie, was sie denn so amüsiere, und sie meinte lächelnd zu ihm, dass sie den See mehr als alles andere auf der Welt liebe, es ihr aber nicht vergönnt sei, in ihm zu schwimmen.
Das betrübte ihn. Er wusste nicht, was ihm trauriger erschien: dass sie nicht schwimmen konnte oder dass sie darüber lachte.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sie ihn am Arm knuffte.
Ihr ganzes Gesicht erstrahlte vor Freude, sodass ihm ganz warm um's Herz wurde.
Nach diesem Abend besuchte er sie jeden Tag an dieser Märchenhaften Stelle, immer am Nachmittag; und immer saßen sie noch bis in den späten Abend hinein nebeneinander und beobachteten das unruhige Wasser.
Er erfuhr von ihr, dass sie mit ihrem Vater in der Nähe dieser Stelle lebte und dass dieser immer gegen Mittag wegfuhr.
Als er sie jedoch bat, mehr von ihrem Zuhause zu erzählen, wurde sie sehr verschwiegen. Kurz darauf bat sie ihn zu gehen, da es bereits ziemlich spät geworden sei.
Am nächsten Tag wollte er sie schon sehr früh besuchen. Von weitem sah er sie mit ihrem Vater. Dieser küsste sie, berührte sie; anders, als es für einen Vater üblich ist.
Rasende Wut entbrannte in ihm.
Was ihm damals wie eine kindliche Eifersucht erschien, kam der Wahrheit näher, als ihm lieb gewesen wäre.
Lange dachte er nach. Kühler Wind wehte durch sein Haar. Ein rostrotes Blatt landete in seinem Schoß. Der Sommer ging zu ende.
Langsam wurde es dunkel. Er wollte sie sehen.
Er ging zu dem Ort, ihrem Ort, und dort stand sie, abgewandt vom See, die Augen gefüllt mit Tränen.
Die ganze Zeit hat sie auf ihn gewartet, sich nach seiner Nähe gesehnt. Sie war so einsam, wie niemals zuvor.
Nun war es zu spät, sie hatte ihren Entschluss gefasst.
Ein kurzes Lächeln, Tränen liefen über ihre Wangen, dann setzte sie einen Fuß zurück, noch einen; Schritt für Schritt, bis es nur noch nach unten ging.
Während sie fiel, formten ihre Lippen noch ein paar letzte Wort, dann verschluckten sie die dunklen Wellen Sees.
Er tat nichts, stand nur da. Es war ihre Entscheidung, das respektierte er. Er setzte sich an die Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte und blickte noch lange auf den See, ihre stummen Worte im Kopf immer wieder wiederholend.
"Es tut mir leid. Lebe wohl."


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Verfasst: 29.07.2006, 14:29 


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