Schattengestalten

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    Re: Schattengestalten

    Abraxas - 14.07.2006, 18:33

    Schattengestalten
    Kapitel 1:
    Die Hüter

    Ich war ein Kind ohne Eltern. Ich lebte von dem, was ich auf der Straße fand oder was man mir schenkte. Es war der 4. April, doch es spielte für mich keine Rolle. Es war ein Tag, wie jeder andere. Zumindest dachte ich das, doch es würde ein Tag werden, der mein Leben grundlegend verändern würde.

    Ich saß wie jeden Tag in meiner Ecke zwischen der Bäckerei und einem alten Wohnhaus, als ein Mann vorbeikam und mir ein paar Münzen zuwarf: Es waren drei Goldstücke! Der Mann trug einen langen schwarzen Umhang und hatte die Kapuze über den Kopf gezogen. Sein Gesicht war im Schatten der Kapuze verborgen. Der Mann weckte meine Neugierde. Ich ging langsam auf ihn zu... Und er packte mich am Handgelenk. „ Eigentlich sollte ich dich dafür bestrafen! Aber du hast Talent- Das ist dein Glück. Du wirst mich begleiten.“ sagte er gedämpft. „Lassen sie mich los! Ich will nicht!“ rief ich aufgeregt. „Wie du willst!“ meinte der Mann. Im letzten Moment holte ich ihn noch ein.
    Dies war der Beginn einer sehr langen Ausbildung.

    Kapitel 2:
    Die Ausbildung

    Man brachte mich durch etliche Seitengassen, Hinterhöfe und Durchgänge. Schließlich kamen wir an einem alten und verwitterten Vorhof, vor einem gigantischen Gebäudekomplex. „Dies ist das Gelände der Hüter. Hier werden die jungen Hüter ausgebildet. Die Hüter sind eine Gemeinschaft aus Leuten, die das Talent besitzen, in der Menge unterzutauchen, falls nötig, lautlos zu verschwinden und andernorts wieder aufzutauchen.“ erklärte der Mann, der später mein Mentor werden sollte.
    Er nahm die Kapuze ab- und ich sah zum ersten mal sein Gesicht: Es war vernarbt und blass, doch dennoch jung und keineswegs hässlich. „Ich mag es nicht, wenn man mich so anstarrt! Wie ist dein Name?“ „Garret. Und sie?“ entgegnete ich. „Du kannst mich duzen. Und mein Name ist unwichtig. Gut.“ Wir waren vor einer Tür angelangt, „Dies ist dein Zimmer. Dein Zimmergenosse heißt Bent. Er ist etwa in deinem Alter. Bei Sonnenaufgang gibt es Frühstück. Bis morgen.“ informierte mich mein Mentor.

    Ich wachte kurz vor Sonnenaufgang auf. Einen Moment wusste ich nicht, wo ich war, doch nach einigen Sekunden fiel es mir wieder ein: Ich war im Ausbildungsquartier der Hüter. Mein Zimmerpartner, Bent, war zwar ein seltsamer Bursche, aber trotzdem war er nett. Ich ging hinunter in die Versammlungshalle- und traute meinen Augen nicht: Die Tische waren (nach meinen Verhältnissen) geradezu überladen. Es gab pro Tisch fünf Brote, eine menge Salate und einen Braten. Schüler sah ich noch nicht, aber Lehrmeister gab es hier eine Menge. Mein Mentor kam auf mich zu. „Ich habe gestern vergessen, dir das hier zu geben“ er gab mir ein dickes Buch. Ein anderer Junge kam vorbei: Es war Bent. „ Ah, gut dass ich dich hier treffe! Für dich hab ich nämlich auch noch eines“ meinte mein Mentor und gab Bent auch ein Buch. Ich betrachtete das Buch interessiert: Es hatte einen braunen Umschlag und auf dem Rücken war ein goldener Strich. Erst jetzt fiel mir auf, das Bent’s Buch anders aussah: Bei ihm war der Streifen rot.

    Die Halle war jetzt voller Schüler. Alle redeten durcheinander, und es war so laut, dass man nicht im stande war, das eigene Wort zu verstehen.
    Ein alter Mann am Kopf des Tisches erhob sich von seinem Stuhl... und in der Halle war es plötzlich still: „Ich denke, ich sollte euch einen neuen Hüterlehrling vorstellen. Garret, komm mal her.“ Ich ging nach vorne, doch irgendwie nahm ich es gar nicht wahr.
    „Dies ist Garret. Garret, hiermit bist du als Lehrling in die Gemeinschaft der Hüter aufgenommen. Ich heiße dich Willkommen. Des weiteren bin ich verpflichtet, dich darauf hinzuweisen, dass hier äußerst strenge Regeln herrschen. Du wirst sie nach und nach kennen lernen. Doch nun... Das Essen soll doch nicht verkommen? Habt ihr keinen Hunger?“ Ich setzte mich wieder. „Na ja, heute ist erst mal das Grundtraining dran, oder?“ klärte Bent mich auf. „Ähhh... Grundtraining?“ Ich war etwas verwirrt. Ein Junge beugte sich zu mir hin: „Das Grundtraining besteht aus Ausdauertraining, Bogenschießübungen und dem Training mit dem Schwert. Ach so, ich bin Ray. Bin drei Zimmer neben euch.“

    Ich ging in die Übungshalle. Es war ein kreisrunder Raum mit Kreisgängen in verschiedenen Höhen. Eine Gestalt huschte über einen der Kreisgänge. „Geh bitte durch diesen Gang zur ersten Übung.“ Was hab ich mich erschrocken! Ich konnte nicht erkennen woher die Stimme kam. Als ich mich gefasst hatte, ging ich in den Gang. Am Ende war eine große Halle, die merkwürdig ausgeleuchtet war. Das Licht fiel in großen Bögen auf den Boden, die einen geschlängelten Weg aus Schatten zum anderen Ende der Halle. Außerdem war der Boden mal mit Metallplatten, Steinfliesen und Teppichstücken ausgelegt.
    „Versuche ans andere Ende der Halle zu gelangen.“ Meinte die Stimme. Erst jetzt bemerkte ich meinen Mentor auf einem Podest hinten in der Halle. „Was soll daran so schwer sein? Ich gehe...“ Weiter kam ich nicht. „Du musst es natürlich schaffen, ohne dass ich es merke!“ Seine Stimme klang ruhig, hatte jedoch einen scharfen Tonfall.
    Die Sache hatte sich verkompliziert: Fünf mal wurde ich bereits zurückgeschickt.
    „Ich sehe dich!“ „Ich höre dich!“ Mich wunderte es, dass er nicht auch noch sagte: ‚Ich rieche dich!’ „Das ist nicht wahr! Erstens bin ich noch im Schatten an der Wand, und zweitens sehen sie auf eine völlig falsche Stelle!“ rief ich wütend aus, als ich zum siebten mal zurückgeschickt wurde. „Stimmt genau! Ich sehe dich tatsächlich nicht. Aber ich habe dich eben Nörgeln gehört! Ab zurück!“ Doch ich war während seiner langen Rede einfach weiter gegangen. Als er endlich fertig war, stand ich hinter ihm und tippte ihm auf die Schulter.
    Er machte einen Riesensatz zur Seite. Als er wieder bei mir war, verpasste er mir eine Ohrfeige. „Tipp mich nie wieder so von hinten an!“ „Na ja, wenigstens haben sie mich nicht bemerkt. Weiter?“ Ich wusste, dass ich scharf beobachtet wurde, doch ich ging dennoch weiter. Ich kam in einen Raum, der zu einer Seite hin offen war. Auf der anderen Seite sah ich einen großen Platz, der aus einer großen Wiese bestand, auf der ein Kreis mit Kopfsteinpflaster gemauert war.
    Auf einem Tisch lagen ein Rucksack und etwas zu Essen. „Greif zu, Garret! Du bist sicher hungrig.“ Ertönte die Stimme meines Mentors hinter mir. „Keine Angst, sie sind nicht vergiftet. Wir brauchen dich doch noch! Bent müsste jeden Moment eintreffen.“
    Ich stutzte: Die Lehrlinge wurden nie von einem anderen Mentor unterrichtet.
    „Ich dachte, dir würde es gefallen, mit ihm die Bogenschießübungen, den Schwertkampf und den Hindernisparcours zu üben.“ Ich war vollkommen baff. „Iss! Wenn du allerdings keinen Hunger hast, pack schon mal deine Sachen aus.“ Er deutete auf die Tasche auf dem Tisch.
    Es waren zwanzig Pfeile darin. An der Seite hing in einer Lederlasche ein Schwert.
    Am Schießstand lehnte der Bogen.
    Wenig später erschien Bent mit seinem Mentor, einem kleinen, gedrungenen Mann mit einem schwarzen Mantel, dessen Kapuze über seinen Kopf gezogen war.
    Bent hatte seine Sachen alle dabei, sodass wir sofort anfangen konnten.
    Er hatte offensichtlich bereits Übung, denn fast jeder Pfeil traf genau. Ich war weit weniger erfolgreich: fast alle Schüsse gingen daneben. Etliche male traf ich nicht einmal die Zielscheibe! Kurzum: Das Bogenschießen war für mich eine einzige Katastrophe. Die Übungen mit dem Schwert liefen auch nicht besser.

    Endlich war der Hindernisparkur dran! Darin hatte ich schon etwas Übung, was man unschwer erkennen konnte: Ich war wenigstens eine halbe Minute schneller als Bent.






    Kapitel 3
    Freundschaftsdienst

    Drei Jahre waren nun seit meiner Ausbildung vergangen. Meine ersten Aufträge hatte ich erhalten und erledigt. Doch nun war ich es leid, immer nur die Aufgaben der Hüter zu erfüllen. Ich wollte die Verbindung zwischen den Hütern und mir nicht vollkommen zerstören, sondern nur etwas lockern. Ich begann die Bitten von Freunden zu erfüllen. Eines Tages, ich saß in einer kleinen, schäbigen Hütte an der Grenze zwischen Wald und Stadt, klopfte es an der Tür. Normalerweise verirrte sich nur selten jemand hier her.
    Als ich die Tür öffnete, glaubte ich zu träumen: „Basso! Was machst du denn hier? Wusste ja gar nicht, dass du in der Stadt bist!“ Meine Freude erstarb, als ich den Ausdruck in Bassos Gesicht sah. Es war, als wäre etwas Schreckliches passiert. „He, was ist...“ weiter kam ich nicht. Basso sprach leise, aber scharf und eindringlich: „Was weißt du über Lord Bafford?“ „Nich grad viel. Er lässt niemand an sich ran. Ist ein schrecklicher Sturkopf.
    Und ein Feigling. Na ja, vielleicht ist er ja auch einfach zu blöd, um mutig zu sein.
    Aber was er durch Arroganz verliert, macht er durch Hinterhältigkeit wieder wett. Er ist ein guter Taktiker.“ War alles, was ich ihm liefern konnte, doch mit einer solchen Antwort hatte ich nicht gerechnet: „Also wenn dass stimmt, dann hat er sich ganz schön gemausert! Vom taktischen Blödmann zum geschickten Entführer: Er hat Jeniver entführen lassen!“
    Ich war sprachlos. Jeniver war die Frau von Basso. Ich selbst hielt nicht viel von der Liebe, Basso jedoch umso mehr.„Ich möchte, dass du einen Weg hier herein findest.“ Sagte er und deutete mit dem Finger auf eine Karte. Eine Rote Linie war eingezeichnet. “Diese Linie hier, zeigt dir den direkten Weg zum Zimmer, wo Jeniver gefangen gehalten wird aber ich weiß nicht, ob dort Wachen Patrouillieren. Die Karte hab ich aus dem Zimmer des Butlers.
    Ist ein alter Mann, der nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Hat mir die Karte selber gegeben. Na ja, macht es für uns nur noch einfacher.“ „Nur für den Fall, dass ich mitspielen würde, was würde ich davon haben?“ fragte ich möglichst gleichgültig. Er fuchtelte mit einem kleinen Säckchen vor meiner Nase herum. Es war offensichtlich mit Gold gefüllt. „Das hier – und ich stehe dann in deiner Schuld.“
    Ich war einverstanden. Den ganzen Tag war ich am grübeln, wie man es am besten anstellen könnte, doch Basso hatte mir versichert, dass er sämtliche Schlösser knacken würde, wenn ich ihn mit einer Vogelpfeife herbeirufen würde. ‚Jeniver wäre zutiefst betrübt, wenn wegen ihr jemand sterben müsste. Ich will nicht, dass du irgendjemand tötest, während du da drinnen bist, OK?’ hatte Basso mich noch ermahnt. Er ahnte ja nicht, wie schwierig dieser Auftrag werden würde.


    Kapitel 4:
    Lord Baffords Anwesen

    Meine Hütte lag in der Nähe des Waldes, in dem Baffords Anwesen stand. Ich habe die ganze Nacht über geplant, doch ohne einige feststehende Informationen hatte ich keine Ahnung, wie es innen aussah.
    Am Morgen ging ich zu Baffords Villa. Ich wollte mir die Einzelheiten ansehen. Als erstes ging ich zum Parktor. Es war verschlossen, doch man konnte etwas durch das Gitter sehen: Eine große Parkanlage war vor einer Villa angelegt, die eher wie ein Palast aussah. Auf einem Brunnen in der Mitte des Parks saßen zwei Wachen, die gierig etwas herunterschlungen, das Ähnlichkeit mit einem Fetzen Fleisch hatte. Einige Flaschen lagen auf dem Boden und die beiden sahen leicht angetrunken aus. Die Wachen hier scheinen ja ganz gut zu leben dachte ich. Ich war darüber nicht unglücklich. Im Gegenteil, ich war froh darüber. Es würde sich recht einfach gestalten, wenn alle Wachen so betrunken waren, aber mit so viel Glück rechnete ich nicht.
    Doch durch dieses Gitter konnte ich nicht durchkommen, da konnten die Wachen so besoffen sein wie sie wollten. Die Mauer war zu hoch, um rüberzuklettern.
    Ich sah auf die Karte. Ein Eingang war eingezeichnet und eine Nachricht daneben gekritzelt: Die Tür ist aus Holz, aber wage es nicht, sie einzutreten! Jeder im Haus würde dich hören! Ich hab dir den Schlüssel beigelegt. „Na toll“ rief ich wütend, denn ich hatte den Schlüssel zu Hause liegen gelassen.
    Diesen Ausruf hätte ich mir besser gespart, weil die Wachen jetzt wussten, dass ich da war. Ich war dazu gezwungen, mich zurückzuziehen und zu warten, bis es dunkel wurde.

    Am Abend bezog Basso einen kleinen Schuppen, um schnell handeln zu können, wenn die Vogelpfeife ertönte.
    Ich hatte den restlichen Tag damit verbracht, mir meine Waffen auszusuchen. Mein übliches Sortiment konnte ich nicht mitnehmen, da ich ja niemanden töten durfte. Also entschied ich mich für meinen Bogen, einen Holzknüppel und einige verschiedene Tränke, wie zum Beispiel den Unsichtbarkeitstrank, dessen Wirkung ich ja kaum erläutern muss. In meinen Köcher steckte ich Wasser-, Feuer-,
    Lärm-, Moos- und Efeupfeile.
    Ich begab mich zur Tür. Es war eine kleine Kellertür, recht vergammelt und unten war eine Ecke abgebrochen. Moose wucherten auf der Steinrampe, die zu der Tür hinunterführte und Efeu kletterte an den Wänden entlang. Man hätte die Tür eintreten können und die Wachen hätten es nicht bemerkt, selbst wenn sie in dem Zimmer dahinter gestanden hätten. Dennoch befolgte ich Bassos Rat und schloss die Tür auf.
    Als ich eintrat, befand ich mich in einem kleinen Raum. Er war spartanisch eingerichtet: Ein Tisch stand in einer Ecke und ein schmuddelig wirkendes Board hing schräg an einer Wand. Mir fiel es schwer, die Goldmünzen auf dem Tisch nicht mitzunehmen, doch es würde auffallen, wenn plötzlich über dreißig Münzen auf merkwürdige Weise verschwinden. Es wäre einfach unsinnig anzunehmen, dass niemand auf so etwas aufmerksam werden würde. Ich lief einen Gang entlang und gelangte in den Weinkeller. Wird keinen stören, wenn ich eine Flasche ausleihe. dachte ich und nahm einen recht frischen Wein. Die anderen waren einfach zu wert- voll.
    Ich ging eine Treppe hinauf, und wäre fast gestolpert: Ein Wachmann stand vor mir, tief schlafend und um ihn herum waren so viele leere Flaschen verstreut, wie sie normalerweise zehn Leute nicht geleert bekommen hätten. Es war kein Wunder, dass er schlief, als ob er seit Jahren kein Bett mehr gesehen hätte. Ich schlich mich so leise an ihm vorbei, wie ich konnte. Als ich direkt vor ihm stand, ließ er ein lautes Schnarchen hören ließ und mit einem lauten Knall gegen ein Regal fiel. Er wachte auf und aus war es mit meinem Glück.
    Als ich ihm den Prügel spüren lassen wollte, verfehlte ich ihn knapp und er rannte weg. Der schlägt garantiert Alarm! Mist!
    Ich dachte daran, ihn zu verfolgen, verwarf die Idee jedoch wieder. Er war schon zu weit weg. Ich rannte so leise ich konnte den Gang entlang, doch der Raum, in den ich jetzt kam, raubte mir buchstäblich den Atem: Er war etwa zwanzig Meter im Durchmesser und Kreisrund. An der fünf Meter hohen Decke hing ein Kronleuchter, größer als ein Wagenrad. Der Raum war an den Wänden mit Teppichen und Ornamenten aus Blattgold verziert. Auf dem Boden lag ein wertvoller Perserteppich. Darauf stand in der Mitte ein großer Holztisch, der mit Gold und Stahlbeschlägen dekoriert war. Auf dem Tisch standen ein Teller und ein Kelch aus Gold, Silberbesteck und ein wuchtiger Kerzenleuchter aus einem Material, das ich noch nie gesehen habe. Doch das schlimmste: Mindestens neun Wachen standen im Raum verteilt.
    Ich sprang zurück in den Gang, bevor sie mich sehen konnten.
    Einen von ihnen erkannte ich: Der Wachposten, der vorhin wie wahnsinnig vor mir geflüchtet war. Er redete wie wild auf einen Mann ein, der eine besonders prächtig verzierte Uniform trug. Die Vermutung lag nahe, dass dieser der Hauptmann der Wachmannschaft war.
    Erst jetzt, wo ich mich wieder im Gang aufhielt sah ich, dass die anderen Männer die höchsten Wachhabenden Offiziere waren, die in Baffords Villa zu finden waren. Im direkten Kampf hätte ich es nicht einmal mit einem von ihnen aufnehmen können, da jeder einzelne zu den besten Elitekämpfern des Landes gehörte. Ich musste einen Weg finden, diesen Raum zu umgehen. Also schlich ich wieder in den Weinkeller.


    Kapitel 5
    Hilfe in Not

    Im Weinkeller ging ich durch eine Tür, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Als ich versuchte die Tür zu öffnen, stellte jedoch fest dass sie verschlossen war. Aber ich wäre ein schlechter Meisterdieb, wenn ich keinen Dietrich in meinem Sortiment hätte! Es klickte, als ich den Vierkantdietrich im Schloss drehte. Hinter der Tür lag eine weitere, welche ich mit keinem Dietrich aufbekam, also benutzte ich mein Schwert um die Tür aufzubrechen. Der so freigelegte Gang führte um eine Ecke, hinter der Licht hervorströmte. Es kam von einer Fackel, welche vor dem Fenster einer Wachstube hing. Ein Glück, dass ich die Wasserpfeile mitgenommen habe! dachte ich und löschte sie mit einem gut gezielten Schuss. „Blöde Fackeln! Die gehen ja immer wieder aus! Mensch, sonst sind die doch immer so verschwenderisch, nur am falschen Ende sparen ... Hey, war da draußen nich’ irgendwas?“ „Nee, das bildest du dir nur ein.“ Ich hätte dem Gespräch noch stundenlang zuhören können, doch ich musste schnell weiter, bevor die Wachen kamen um die Fackel wieder anzuzünden (wobei ich auch gerne zugesehen hätte, denn es dürfte sich schwierig gestalten eine nasse Fackel mit einer alten Zunderbüchse anzuzünden). Die Wachen schienen sowieso nicht die allerhellsten zu sein, denn das aufbrechen der zweiten Tür hatte einige Geräusche verursacht, was sie aber wahrscheinlich als die einer Ratte oder so etwas abgetan, obwohl es schon eine Dreimeterratte gewesen sein müsste, um diese Lautstärke zu erreichen.
    Ich schlich den Gang entlang und stand vor einem Haufen Kisten.
    Ich hoffte, keine Wache würde auf die Idee kommen, die Kisten gerade in dem Augenblick zu kontrollieren, als ich mich daran vorbeizwängte. Dahinter befand sich endlich die Tür, hinter der Jeniver gefangen gehalten wurde. Das letzte Problem war die Wache bei der eine elektrische Lampe stand, welche man nicht einfach löschen kann, da sie Wasserdicht sind. Da entdeckte ich die Waffenkammer, in welcher auch die Uniformen der Wachmannschaften gelagert wurden. Schnell zog ich mir eine solche Uniform an und trat vor die Wache. „Hey, du! Was willst du?“ fragte er gerade so, als ob ich nicht halb so viel wert war wie er. „Dir etwas geben, was sonst?“ antwortete ich und zog ihm den Knüppel über den Schädel. „Ich hoffe, du bist nächstes mal nicht so vertrauensselig.“ Murmelte ich, während ich das Schloss untersuchte. Ich kam zu dem Ergebnis, dass dort wirklich nur Basso weiterhelfen konnte. Aufbrechen konnte ich sie auch nicht, denn selbst ich kann keine massive Stahltür klein bekommen. Also ging ich den Weg zurück, wobei ich mir einen Lachanfall verkneifen musste, weil die beiden Wachen von vorhin sich immer noch darum stritten, wer denn nun die Fackel anzünden müsse. Als ich vor Bassos Versteck ankam, blies ich in die Vogelpfeife, woraufhin Basso herausgestürmt kam. Ich zog mich in die Hütte zurück, wo ich mich an den Tisch setzte und sofort in tiefen Schlaf fiel.


    Basso ging derweil in den Weinkeller und genau die Treppe hinauf, an deren Ende der Raum mit den Wachen lag. Er rannte in den Raum hinein, und fand sich plötzlich vor dem Wachhauptmann wieder. „Hey, ist das da der Typ, der deinen Winterschlaf beendet hat, Ed?“ rief er einem Wachmann zu, welcher den Kopf schüttelte. Basso war so in Gedanken vertieft gewesen, dass er nicht darauf geachtet hatte wohin er lief. „Warte mal... Is das nich der Typ, von dem diese Jeniver oder wie die heißt immer faselt? Dieser... Bosso?“ fragte die besoffene Wache. „Erstens heißt der nich Bosso sondern Basso, und zweitens hast du ausnahmsweise mal Recht. Na ja, dann wird er sich ja bei seiner kleinen in unserem ‚Gästezimmer’ wohl fühlen.“ Grunzte der Hauptmann und zerrte ihn den Gang entlang zu dem Zimmer in dem Jeniver gefangen gehalten wurde.


    Ich wachte wieder auf als die Sonne unterging. Basso ist noch nicht wieder da? Merkwürdig. Ich muss nachsehen was der Kerl da drinnen treibt. Wenn er den ganzen Tag da drinnen gewesen ist, kann ich mir nicht vorstellen dass er noch nicht entdeckt worden ist. Ich verließ die Hütte und begab mich in Richtung Hintereingang. Als ich zur Tür kam fiel mir als erstes auf dass die Tür zwar immer noch offen stand, aber Bewegungen im Zimmer dahinter auszumachen war. Das hat mir noch gefehlt: Der Butler ist wieder da... dachte ich.



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