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Neville, Katherine - Das Montglane-Spiel




Neville, Katherine - Das Montglane-Spiel

Beitragvon marilu » 09.07.2006, 11:26

Inhalt:
Auszug (bei Amazon kopiert)

Frühjahr 1790

Eine Gruppe Nonnen überquerte die Straße. Die gestärkten Hauben auf ihren Köpfen hoben und senkten sich wie die Flügel großer Meeresvögel. Als die Ordensfrauen durch das hohe, steinerne Stadttor segelten, stoben Hühner und Gänse aufgeregt flatternd und gackernd durch schlammige Pfützen davon. Die Nonnen liefen durch den dichten Dunst, der wie jeden Morgen über dem Tal lag, und stiegen zu zweit nebeneinander dem Klang der Glocke entgegen, die über ihnen ihren Ruf erschallen ließ.

Man nannte diesen Frühling le printemps sanglant, den blutigen Frühling. Die Kirschbäume hatten sehr früh geblüht, noch ehe der Schnee auf den Bergen geschmolzen war. Die dünnen Aste senkten sich unter der Last der nassen roten Blüten der Erde entgegen. Einige hielten die frühe Blüte für ein gutes Omen, für ein Symbol der Wiedergeburt nach dem langen und grausamen Winter. Aber dann kam der kalte Regen, die Blüten erstarrten an den Zweigen und waren von schmutzigbraunen Frostadern durchzogen, als seien es blutverkrustete Wunden. Auch darin sah man ein Zeichen des Himmels.

Das Kloster von Montglane stand hoch über dem Tal der Bergflanke und wirkte wie ein gewaltiger Felsvorsprung. Beinahe tausend Jahre hatte die Welt draußen den einer Festung ähnlichen Bau vergessen und ihn unberührt gelassen. Die Mauern des Klosters türmten sich in sechs oder sieben Schichten übereinander. Wenn die ursprünglichen Steine im Verlauf der Jahrhunderte verwitterten, errichtete man vor den alten neue Mauern mit Stützpfeilern. So wurde aus dem Kloster ein abweisendes, drohendes Bollwerk, das den Gerüchten und Geschichten Nahrung bot, die man im ganzen Land erzählte. Das Kloster von Montglane war das älteste noch benutzte kirchliche Monument in Frankreich. Ein uralter Fluch drohte jedem, der sich dem Kloster in feindlicher Absicht näherte. Aber die Zeit war reif, und das unheilvolle Schicksal sollte bald in Erfüllung gehen.

Kurzbeschreibung (ebenfalls bei Amazon kopiert):

Die Figuren des Schachspiels von Montglane bergen eine geheimnisvolle Formel, deren Kenntnis ungeahnte Macht verleiht. Zwei faszinierende Frauen stehen im Mittelpunkt der Suche nach dem sagenumwobenen Spiel: eine junge Nonne und eine Unternehmensberaterin. Bei der Jagd nach der Lösung des Rätsels geraten sie in einen rasanten Strudel von Abenteuern, Intrigen und geheimnisvollen Verflechtungen.

Meine Meinung:

"Das Montglane-Spiel" ist eins der Bücher, die ich wirklich von Herzen geliebt habe. Es gehört definitiv zu den Büchern, die ich immer wieder lesen möchte. Ich habe noch die Ausgabe aus dem Heyne-Verlag von 1993. Inzwischen ist sie durch dutzende Hände gewandert und jeder war begeistert von der Geschichte und dem Erzählstil!
Allerdings stehen Spannung, Unterhaltung, Liebe und Intrigen im Mittelpunkt und die historischen Epochen und Personen dienen als Kulisse für den Handlungsstrang. Wer also "Geschichte im Roman" erwartet, wird wohl ebenso enttäuscht wie jemand, der Dan Browns "Illuminati" liest, weil er ernsthafte Templer- und Kirchenforschung sucht.

Fazit: Packende Unterhaltung!

:stern: :stern: :stern: :stern:

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Zuletzt geändert von marilu am 14.04.2007, 18:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Salome » 21.07.2006, 06:31

"Das Montglane-Spiel" war auch für mich ein absolutes Lesvergnügen,welches einen durch Raum und Zeit führt und sehr gespannt
kaum mehr loslässt.Ich glaube es war eines der weinigen Bücher,die ich an ein oder zwei Tagen durchgelesen habe.
Vielleicht aber gerade deswegen war ich von der Auflösung am Ende ein wenig enttäuscht.
Nach all der Spannung und dem Rätselraten kam es mir irgendwie profan vor.
Wie siehst Du das?
Salome
 

Beitragvon schnecke » 25.03.2007, 17:24

Ich wage es, mich ein wenig hinauszulehnen und gestehe, dass mir dieses Buch nicht besonders gefallen hat. Es ist erst 14 Tage her, deswegen ist der Eindruck noch sehr frisch: wenn einer Heldin von Männern über den Kopf gestrichen und sie ständig "Kleines" genannt wird, ist bei mir irgendwie der Ofen aus.
Dabei liebe ich "Schachbücher" eigentlich.
Hm. Es kann aber auch daran liegen, dass ich vorher ein besonders gutes von Thomas Glavinic gelesen habe. Oft stört der Kontext das Lesevergnügen.
schnecke
 



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