Neulich deutschten auf Deutsch ...

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    Re: Neulich deutschten auf Deutsch ...

    Elisabeth_Burkard - 29.06.2006, 13:40

    Neulich deutschten auf Deutsch ...
    [b]Vorweg: die Rubrik heißt Polemik.[/b]
    Das heißt, es kann hart zur Sache gehen, aber bitte trotzdem fair und „oberhalb der Gürtellinie“ bleiben.
    Was mich betrifft: Es darf beleidigt werden, aber wenn, dann bitte originell und intelligent und an der Sache.
    Ich amüsier mich ungern unter Niveau ;-))
    Man kann in dieser Rubrik schon ein bisschen die Sau rauslassen – ich werde meiner gleich Ausgangserlaubnis erteilen ;-)

    Das ganze Gedicht lautet so:

    [b]Grammatische Deutschheit[/b]
    Neulich deutschten auf Deutsch vier deutsche Deutschlinge deutschend,
    Sich überdeutschend am Deutsch, welcher der Deutscheste sey.
    Vier deutschnamig benannt: Deutsch, Deutscherig, Deutscherling, Deutschdich;
    Selbst so hatten zu deutsch sie sich die Namen gedeutscht.
    Jetzt wettdeuschten sie, deutschend in grammatikalischer Deutschheit,
    Deutscheren Comparativ, deutschesten Superlativ.
    "Ich bin deutscher als deutsch".
    "Ich deutscherer".
    "Deutschester bin ich."
    "Ich bin der Deutschereste, oder der Deutschestere."
    Drauf durch Comparativ und Superlativ fortdeutschend,
    Deutschten sie auf bis zum - Deutschesteresteresten;
    Bis sie vor comparativisch- und superlativischer Deutschung
    Den Positiv von Deutsch hatten vergessen zuletzt.
    Friedrich Rückert (1788-1866)

    Für die Nicht-Grammatiker unter uns: Positiv, Komparativ und Superlativ sind die grammatischen Bezeichnungen für die Steigerung von Adjektiven: schön – schöner – am schönsten.
    Alles klar?! Soviel zum Erklärungshintergrund. Der Rest erklärt sich von selbst - bei ein bisschen Nachdenken.
    Die Antwort auf die Frage, warum sich das Lyrik-Mailing, auf dessen Verteiler ich stehe, dieses Gedicht gerade jetzt ausgewählt und über den Verteiler gepostet hat, ist naheliegend.

    Deutschland ist im nationalen Freudentaumel, überall sieht man schwarz-rot-gold oder – laut BILD – neuerdings auch „schwarz-rot-geil“. Und alle betonen (gebetsmühlenartig) immer wieder, dass es sich um eine positive, sprich (für andere) gänzliche ungefährliche Form des Patriotismus handelt (noch). Zur Zeit sind also die so genannten No-go-Areas gerade mal zugänglich (auch die in den Köpfen ?) – zumindest solange die WM dauert und fremde Presse anwesend ist. Natürlich muss man nicht gleich an die Olympischen Spiele von 1936 denken, als sich die Nazis von ihrer besten Seite zeigten und die ausländische Presse beruhigt nach Hause fuhr. Der Vergleich wäre zu weit hergeholt. Deutschland 2006 ist nicht das Deutsche Reich 1936. Und wird es in unmittelbarer Zeit wohl auch nicht wieder werden. (Allerdings läuft mein Assoziationsmotor und mir fallen noch die Olympischen Spiele von 1972 in München ein, als auf deutschem Boden 11 israelische Sportler von palästinensischen Terroristen ermordet worden sind.
    Wir haben aber keine olympischen Spiele, sondern „nur“ Fußballweltmeisterschaft. Übrigens ganz interessant: Vor rund 150 Jahren haben Turnvater Jahn und seine deutschnationale Konsorten „wider die englische Fußlümmelei“ gestänkert, weil dieser „importierte“ (und natürlich könnte man sich fragen, sind wir nicht alle ein bisschen importiert, irgendwie, irgendwo?) Sport gegen ihre deutschnationale Ehre ging.
    Aber heute ist es ja anders: Am Reck kann man heute keinen deutschnationalen Stich mehr machen. Dazu gibt es einfach zu viele Leidgeprüfte mit traumatischen Schulsporterlebnissen; wer kennt sie nicht, die demütigenden Situationen am Barren oder auf dem Schwebebalken.

    Aber wo ist nun der Zusammenhang zum Tauschring?
    Na ja, ich könnte es mir bequem machen und sagen, da gibt es keinen. Ich wollte Euch einfach nur auf dieses Forum locken.
    Aber das würde nicht ganz stimmen.
    Manchmal, gelegentlich, nicht oft wird es mir bei dem ganzen Regional- oder sogar Lokal-Patriotismus, der so gern in Tauschringen zelebriert wird, unheimlich.
    Ich spüre dann diese ganze Enge und muffige Miefigkeit von Annodazumal aus meiner Kindheit wieder aufsteigen: Ich bin in diesem Dorfmief aufgewachsen und kenne mich damit aus. Und ich ahne dann, vom regionalen Gartenzwerg-Horizont zur Deutschtümelei und völkischem Einerlei könnte es ein kurzer Weg sein.

    Auf gut Deutsch: So long.
    Eure Elisabeth (in freudiger Erwartung Eurer Reaktionen)



    Re: Neulich deutschten auf Deutsch ...

    administrator - 01.07.2006, 23:17


    zu dorfmief: manche menschen denken, sie ändern ihre meinung, dabei verändern sie nur die reihenfolge ihrer üblichen argumente.

    das kenne ich (_LEIDER_) zunehmend von mir. wir menschen scheinen gewohnheitstiere zu sein, und leider kein bisschen bewusst, und vernünftig schon mal garnicht.

    zu importierter sport: da sage ich nur delirium furiosum, angst vor neuerungen. nationalismus ist engstirnigkeit. aber nicht nur in "der kleine hobbit" ist der araron, könig der zwerge an seinem geliebten schatz, von generation zu generation zu generation weitergegeben, zugrunde gegangen.

    und am ende ist eh alles banane, egal ob auf deutsch oder anders.



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