Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

Stolpermund
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  • Forum: Stolpermund
  • Forenbeschreibung: Diskussionsforum Stottern
  • aus dem Unterforum: das Kind stottert
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    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Brigitte - 02.07.2006, 00:29

    Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"
    Hallo,

    mir gefällt Euer Forum super gut und man kann wirklich sagen: ein kleines aber feines Forum :-))
    Gerne stelle ich mich auch vor, damit Ihr wisst mit wem Ihr es zu tun habt:
    Ich heisse Brigitte, bin 40 Jahre alt, nicht-stotternd, aber mit 3 jährigem Sohn namens Raphael, der stottert. Wir wohnen in der Nähe von Darmstadt.
    Wir waren gestern erstmalig bei einer auf Stottern spezialisierten Logopädin und erfuhren, dass es sich bei unserem Sohn um "echtes" Stottern handelt. Unser kleiner Raphael ist ein absolut sprech- und singbegeistertes Kerlchen und sehr kontaktfreudig. Um so mehr krampft es jetzt mein Herz zusammen, dass er eines Tages feststellen wird, dass er etwas "anders" spricht als seine kleinen Kollegen. Habe gerade auch einen Beitrag von einer anderen betroffenen Mutter (Ellena) gelesen, bei der sich die Lage offenbar entspannt hat. Bei uns sieht es aber anders aus, die Störung ist auch schon seit Dezember da.
    Ehrlich gesagt habe ich noch nie jemand in meinem Umfeld gehabt, der stottert. Mein Sohn blockiert manchmal sehr stark beim Sprechen und man merkt teilweise an der Mimik, dass es ihm sehr schwer fällt etwas rauszukriegen. Er dehnt auch die Anfangsbuchstaben und presst die Silben. Mir ist heute aufgefallen, dass er auch nicht so viel "erzählt" er spricht zwar viel, aber eher situativ und in kürzeren Sätzen (das nur im vergleich zu seinen kleinen Kumpels)
    Habt Ihr Erahrungen mit so kleinen Kindern? Oder Tipps wie ich mch jetzt am besten verhalten soll? ich weiss, cool bleiben und keine Panik. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, hab ich schon etwas ein Kloß im Hals.
    Kann man Stottern so gut therapieren, dass es keine all zu starke Belastung für den Betroffenen darstellt? Oder wartet auf Raphael ein wirklich steiniger Weg?
    Danke Euch fürs Zuhören und ich freue mich auf jede Antwort.
    Liebe grüße brigitte



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Müri - 02.07.2006, 08:00


    Hallo Brigitte!

    Erst mal herzlich Willkommen hier! Ich weiß dir zwar keinen guten
    Rat, da ich selbst nicht die Spezialistin bin (ich stottere auch nicht),
    aber ich denke, die anderen werden sich sicher noch bei dir melden.

    Vielleicht kannst du eine Kopie von deinem Beitrag nochmal in das
    Forum "das Kind stottert" posten, denn dann finden später die, die
    auch Beiträge zu diesem Thema suchen, viel leichter alles, was dazu
    vorhanden ist.

    Ich wünsch dir alles Gute für dich und deinen kleinen Raphael (so
    ein schöner Name :))

    Müri :hello2:



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    mi - 03.07.2006, 10:26


    Hallo Brigitte!

    Hat dein Kind mit einer Stottertherapie begonnen? Ferndiagnosen sind natürlich nie gut, aber die Frage steht für mich aber im Raum, weil dein Kind schon merkt, dass da was nicht stimmt und presst.
    Je früher ihr mit einer fundierten Therapie beginnt, umso größer sind die Chancen, dass es mit dem Stottern wieder aufhört oder wenigstens möglichst leicht und locker stottert.

    Zu deinem Kloß im Hals: Ich kenne den gut, ich habe selbst ein behindertes Kind. Wenn dieses nur stottern würde, wäre ich froh drüber.
    Ich denke, großartig viel "machen" kannst du nicht damit. Was ist, ist. Wichtig ist es, der Tatsache, dass dein Kind ein Problem hat, von dem noch niemand weiß, wie es sich weiterverändert, ins Auge zu schauen. Sich selbst in den Sack zu lügen, wie wir hier in Österreich sagen, bringt nichts. Dein Bub hat gute Chancen, sein Stottern völlig zu überwinden. Wenn er zu denen gehören sollte, die weiter stottern, geht die Welt auch nicht unter. Mit Stottern lässt sich sehr gut leben, wie du auch hier im Forum lesen kannst.
    Vielleicht hilft dir auch der folgende Gedanke weiter: Egal, wie dein Kind beim Stottern auf dich wirkt, es ist immer noch das gleiche Kind wie vorher, das Stottern betrifft den Ausdruck und nicht den Menschen , der es selbst ist. (Natürlich ist es nicht so lustig und so einfach, mit schwerem Stottern zu leben wie ohne, aber ein Grund, klein bei zu geben ist es nicht.)

    macht es gut!
    mi



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Tjure - 03.07.2006, 12:31


    Hallo Brigitte,

    Herzlich Willkommen beim Stolpermund. Schön dass du hier her gefunden hast.

    Dein Kind ist noch mitten in der Sprach - u. Sprechentwicklung. Eine vollständige Überwindung des Stotterns ist durchaus möglich - wenn nicht sogar ziemlich wahrscheinlich. :D

    Dein Kind - und auch Du könnt lernen, wie man "bestmöglich" stottert.
    Du hast angeblich einen guten Therapheuten/Therpeutin gefunden.

    Die Logopädin wird dir sicherlich zeigen und lernen, wie man bei gerade auftretendem Stottern bestmöglich (vom Artikulationsablauf) reagiert.
    Dein Kind lernt durch Nachahmung. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass durch Anlautdehnungen bzw. Lautübergangsdehungen, die die Logopädin mit euch üben wird - dein Sohn auf eine Art und Weise zu stottern lernt, bei der das Stottern so gut wie gar nicht stört bzw. auffällt. Und wenn ein wenig Glück dabei ist, verliert er sein Stottern.

    Es gibt auch einige wirklich sehr gute Bücher zum Thema Stottern.
    Es wäre für dich sicherlich hilfreich, wenn du dich über das Stottern schlau machst, indem du auch Bücher darüber liest.

    hier ein paar Link, wo du sicherlich interessante Stotterlektüre finden kannst:

    www.stotternetz.at --> Bücherladen
    http://www.demosthenes-verlag.de/shop/

    und auch für allgemeine Informationen die Seite
    www.bvss.de

    Der Stolpermund steht dir für alle Fragen gerne zur Verfügung!

    Liebe Grüße
    Tjure



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    lola - 04.07.2006, 10:35

    Hallo
    Hallo Brigitte,

    ich habe gerade gelesen das Du aus Darmstadt kommst. Ich komme auch aus Hessen in der Nähe von Bad Orb.
    Wenn Du Interesse an Büchern hast , kannst Du Dir gerne auch erst mal welche bei uns ausleihen. Wir haben alle Bücher vom Demosthenes Verlag. Wenn Du Interesse hast dann melde Dich doch einfach über PN bei mir zwecks Adresse.

    Viele liebe Grüße

    lola



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Freak - 04.07.2006, 11:05


    Wie gerade eben schon woanders gepostet, habe ich gerade von der außergewöhnlichen Erfolgsrate des Lidcombe-Programms gelesen.

    Aufgebaut auf nur 6 Hauptsitzungen sind ALLE in einer bestimmten Klinik behandelten Kinder ihr Stottern losgeworden. Nur ein paar, die während der Therapie krank wurden oder andere schwere Probleme erlebten, stotterten weiter oder benötigten mehr Sitzungen.

    Aber der Erfolg hängt natürlich sehr vom Therapeuten ab. Ich hatte damals Pech und wurde sehr unzureichend behandelt. Aus meiner Erinnerung kann ich sagen, dass ich die Therapie schon mit ca. vier Jahren schwachsinnig fand. Und wenn ein Kind was für überflüssig hält, dann macht es halt mit, weil es mitmachen muss, aber nicht mehr weil es will.

    Also hüte deinen Sohn vor sogenannten "Spieltherapien" oder vor Möchtegerntherapeuten. Informiere dich sehr gut über das Stottern und über Behandlungsmöglichkeiten, damit du die angewandte Therapie des Therapeuten beurteilen kannst.
    Schick deinen Sohn nicht jahrelang zu sinnlosen Therapien - informiere dich umfassend! Auch wenn es Arbeit macht. Dein Sohn wird es dir danken.

    Ich wünsche euch und besonders Raphael alles Gute und vor allem viel Erfolg!

    Wissen ist Macht.



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    mi - 04.07.2006, 12:32


    Hallo freak, hallo brigitte!

    Eine Anmerkung zum Thema "Spieltherapien":
    Eine Stottertherapie mit einem Kind dieses Alters kann nur spielerisch erfolgen, wenn sie Erfolg haben will. Das Problem dabei: Zwischen "Spielen" und "Spielen" gibt es große Unterschiede, da gebe ich freak unbedingt recht.
    Wenn du eine Therapie suchen solltest, solltest du dich genauer umhören, welche Therapien als seriös bekannt sind (das geht u.a. auch hier im forum), und welche Erfahrungen damit gemacht wurden.

    Wenn bei einer Therapie Erfolgsquoten gegen 100% behauptet werden, kann nur zu größter Vorsicht geraten werden, weil die praktische Erfahrung damit leider nicht übereinstimmt. Zumindestens dort, wo wir (d.h. Selbsthilfe-AktivistInnen) die großartigen Erfolge überprüfen konnten, hielten diese nie stand. (Letztes Beispiel: Eine "Stottertherapeutin", deren laut ihren Aussagen 100%ig geheilter Sohn bei seinem Vortrag mehrmals Stotterereignisse produzierte. Das war schon frech, noch dazu, weil die Mutter behauptete, alle KlientInnen geheilt zu haben.)

    lg mi



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Brigitte - 07.07.2006, 23:54


    Hallo,

    ich freue mich sehr über Eure freundlichen Antworten und es hilft mir sehr in einem so persönlichen Forum sein zu können. Seitdem wir ja jetzt die Diagnose haben beobachte ich Raphael natürlich (leider) etwas stärker und versuche mich zu einer gelassenen Einstellung zu bringen, was gar nicht so einfach ist. Es ist schon teilweise etwas merkwürdig wie das Umfeld oder sogar die Familie auf die Aussage "es ist keine entwicklungsbedingte Sprechunflüssigkeit sondern echtes Stottern" reagiert. Diese Verunsicherung die sich sofort breitmacht und das gute Zureden(ach, das hat er doch nur ein bißchen, schau er hat eben ganz fehlerfrei gesprochen. Das vergeht wieder - hat doch sonst keiner in der Familie)... plötzlich merke ich, dass das Symtom "Stottern" etwas lostritt, was viele Bereiche des Lebens durchdringen kann. Wir als Eltern sind gefordert unser Perfektionsstreben zu hinterfragen, man muss mit der Umwelt auf einer anderen Ebene kommunzieren, Selbstbewußtsein bekommt einen ganz neuen Stellenwert. Oder auch die Frage : Wieviel Hilfe ist jetzt sinnvoll, wieviel Aufmerksamkeit ist auf das "Problem" zu lenken. Ist es überhaupt wirklich ein "Problem"? Für wen, fürs Kind?
    Mein kleiner Raphael, der vor einigen Wochen ein richtiger Draufgänger war, ist sensibler geworden und will ab sofort immer an die Hand gehen. Er drängt sich an mich wie ein Pilotfischchen und fühlt sich froh und sicher wenn er ganz dicht bei mir sein kann. Eine Freundin sagte dann zu mir: Weißt Du, es kann doch sein, dass er unterbewußt so viel mitkriegt, Eure Ängste und Sorgen wegen des Stotterns und dass er auf diese Weise sicher gehen will, dass Ihr ihn trotz seines "Makels" annehmt." Eine andere Freundin wiederum meinte: Oh ich würde da nicht so viel hineininterpretieren alle Kinder haben rückzugsphasen, das ist ganz normal. Fangt jetzt bloss nicht an alles mit dem Stottern zu interpretieren, dadurch dramatisiert ihr alles."
    Obwohl man nicht will, dass sich die ganze Sache so in den Vordergrund schiebt, tut sie's notgedrungen doch. Vielleicht liegt es an der Informationssuche, die ich gerade betreibe oder daran dass alles plötzlich so neu ist und man alles richtig machen will..
    auf jeden fall haben wir nächste woche erstmal "Elternabend" , dann sehen wir erstmal weiter.
    Vielen Dank für eure vielen Tipss und Einschätzungen. Werde mich auf jeden Fall noch mal melden.
    Liebe Grüße Brigitte



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    mi - 09.07.2006, 14:56


    Hallo Brigitte!

    Dass ihr in eurer Umgebung eine Menge zu hören bekommt (v.a. Beschwichtigungen) wundert mich als Vater eines behinderten Kindes gar nicht. Bei uns hats teilweise sogar so ausgeschaut, dass wir (also die umittelbar von der Behinderung betroffenen Eltern) die entfernteren Anverwandten aufbauen durften, man hat ja sonst nichts zu tun und zu verarbeiten. Die Leute, die bei euch jetzt alles kleinreden wollen, versuchen sich selbst damit zu schützen, das ist alles. Du wirst lernen, damit zu leben.

    Dass dein Raphael sensibler und schutzbedürftiger ist, wundert mich auch nicht:
    Er spürt, dass etwas anders ist als früher, in dieser Situation sucht er natürlich nach mehr äußerer Sicherheit. Nimms locker und gib sie ihm, er braucht sie auch.
    Wahrscheinlich spürt er auch eure Verunsicherung (die ich nicht als negativ sehe, die neue Situation verunsichert einfach, ihr müsst erst lernen, damit umzugehen) und reagiert auch darauf. Das gehört auch dazu. (Die Alternative: Ihr könntet euch auch fertigmachen, weil ihr mit der neuen Situation erst umzugehen lernen müsst; da hat niemand etwas davon.)

    Zu deiner Informationssuche: Ich finde sie auf jeden Fall gut. Lass halt dabei die Kirche im Dorf. Schau, was dir von den vorhandenen Informationen weiterhilft, was nicht und wähle aus. Wenn dir irgendwo Schuld zugeschoben wird (auch solche Literatur gibt es, wirf das Buch ins Altpapier).

    Zu deiner beobachtenden Haltung: Natürlich beobachtest du genauer als früher. Du musst dabei ja nicht wie eine Geier auf neue Stottersymptome warten. Ich beobachte ja auch bei meinem behinderten Kind eine Menge, therapeutisch halte ich mich aber, obwohl ich das Fachwissen habe, völlig heraus. Die Beobachtungen sind auch wichtig, um z.B. Therapieentscheidungen zu fällen oder zu untermauern, und auch, um der LogopädIn zu helfen.

    machs gut!
    mi



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Brigitte - 09.07.2006, 22:51


    lo Mi,

    Danke für Deine Antwort. Ich glaube, Du hast recht mit Deiner Aussage, dass das Kleinreden der Problematik von den Verwandten nur dazu dient, sich selbst zu schützen und Problemen aus dem Weg zu gehen. Ich bin wirklich erstaunt wie wenig Einfühlungsvermögen und wieviel Oberflächlichkeit manche Leute haben und wie wenig sie darüber reflektieren, wie verletzend allein schon ihre innere Haltung ist. Mich macht es regelrecht aggressiv, wenn ich mit anhören muss, wie z.B. meine Mutter (wohlmeinend) konsequent jeden Satz von Raphael beendet. Und dann auch der Spruch von ihr: "Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie mit soetwas zu tun... ich kenne auch keinen der stottert."
    Im Augenblick habe ich das Gefühl, dass das Wichtigste an der Ganzen Sache ist, sich selbst nicht die Schuld zu geben. Niemand kann "schuld" sein an einer "Behinderung". Sie ist einfach da. Es ist wichtig sich von dem Stigmatisierungsgedanken zu lösen. Ich glaube, wenn man das vom tiefsten Herzen kann, dann wird auch das Umfeld eher in diese Richtung mitgehen. Aber ein dickes Fell wird sicher auch wichtig sein.

    Ich kann es kaum erwarten mit der Logopädin über die Übungen zu sprechen, die ich mit Raphael machen kann (spielerisch natürlich). Ich möchte ihm auf diese Weise näher sein und mehr teilhaben an seiner Sprach-Welt. Ich finde es so schrecklich, dass er mit etwas "alleine" ist, weil er etwas anders ist, als alle anderen die wir kennen. Auf der anderen Seite denken ich mir, dass das sein Leben ist, so wie er es bekommen hat. Ich werde ihn nicht immer beschützen können .. ich muss ihm die Verantwortung für sein Leben lassen... ich kann ihm nur helfen und das so gut ich kann.

    mhm, das sind die Gedanken zur späten Stunde...

    Macht's gut,

    Brigitte



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    mi - 10.07.2006, 16:07


    Hallo Brigitte!

    Bei Problemen, die mit einem Kind, das, warum auch immer "nicht so kann, wie es normalerweise könnte/sollte" (warum übrigens sollte?), tauchen viele normalerweise verdrängte Bereiche in den Menschen auf. Traurig, dass dann ihr als die nach dem Kind als zweite Betroffene auch noch für die anderen geradebiegen solltet. Mein Rat: Wenns dir zu viel wird, wehre dich! Deine Probleme sind deine, die der anderen sind deren Probleme und nicht deine, und nur sie selbst können sie lösen. Selbst, wenn du willst, kannst du andere dabei bestenfalls unterstützen, aber lösen müssen sie ihre Probleme selbst.

    Zum Sätze deines Kindes Beenden deiner Mutter: Da würde ich dir dringend raten, baldigst unter 4 Augen ein Gespräch mit ihr (freundlich, aber bestimmt) zu führen. Wenn sie will, dass ihr Enkelkind möglichst schwer und dauerhaft stottert, kann sie damit weitermachen. Es gibt nur wenige bessere Strategien, Menschen tiefer ins Stottern treiben.
    Beim Zuhören wenn jemand stottert gilt vereinfacht die Regel: Stottern ist ok. , dabei stören (durch Fertigstellen, Ausbessern, zum Wiederholen zwingen, etc.) nicht. (Natürlich gibt es noch eine Menge anderes zu beachten, das wirst du noch von der Logopädin erfahren. Wenn du im Rahmen einer Therapie gezielt udn überlegt handelst, wäre das auch etwas anderes.

    Deine Haltung, dein Kind selbst tun zu lassen, auch wenn es schwer fällt, "ihn damit allein zu lassen", finde ich toll! Du kannst ihm sein Stottern auch nicht abnehmen wie eine zu schwere Schultasche etwa. Nüchtern betrachtet bleibt uns auch nicht viel anderes übrig. Dein Raphael wird lernen, mit seinem Stottern gut umzugehen, und das kann er nur, wenn er darin unterstützt, aber nicht behindert wird. (Wir sind da u.a. wieder beim oberen Rat) Er wird seinen eigenen, ganz persönlichen Weg im Leben finden, und wenn du ihn dabei unterstützt, hast du schon mehr getan, als viele andere Eltern. Und du wirst sehen: Er kanns auch.
    Nach fast 30 Jahren Leben mit Stottern (viele Jahre davon sehr schwerem Stottern) kann ich dir sagen: Mit Stottern (wenn Raphael überhaupt weiter stottern wird) kann man sehr gut leben, mit schlechten Strategien im Umgang mit dem Stottern dagegen nicht. Die Knöpfe, die wir oft machen, wenn jemand stottert, machen mir viel mehr Sorgen wie das Stottern selbst.

    Vielleicht zwei interessante Bücher zum Lesen:
    Wenn Kinder Sprache nicht entdecken, Barbara Zollinger
    (Hat einen längeren Teil über Stottern drin, ist gut lesbar und fachlich auch gut, Zielgruppe Eltern.)
    Ich weiß nicht, wieweit du auch spezielle Fachliteratur lesen willst/kannst:
    Stottern im Kindesalter, Patricia Sandrieser, Peter Schneider
    (Fachlich sehr gut, natürlich schwieriger zu lesen als das andere Buch. Es ist eines der ganz wenigen Bücher über Stottern, die ich ohne Wenn und Aber so stehen lasse. Zielgruppe Therapeuten)
    Es gibt natürlich noch viele andere gute Bücher!
    Frag auch die Logopädin, nach welcher/welchen Methoden sie arbeitet! Der Ansatz macht bei einer Therapie viel aus, wo dein Kind hinkommen kann. Du kannst dann ja auch hier erzählen, was sie gesagt hat, wenn du magst.

    lg mi



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Brigitte - 10.07.2006, 22:43


    Hallo Mi,

    heute abend beim Spielen habe ich den Raphael beobachtet, wie er laut schnaubend und mit hochkonzentriertem Gesicht dabei war sein Puu-der-Bär-Musikbuch auseinanderzunehmen. Da war so ein starker Wille herauszufinden wie das Ding funktioniert... dazu dieser kompromislose, konzentrierte Blick. Wie ich ihn mir so ansah, dachte ich "er wird es schaffen". Falls das Stottern wirklich bleiben sollte wird er genug Kraft haben damit umzugehen. Finde ich sehr ermutigend, dass Du mir das auch geschrieben hast. dass er lernen wird - falls es für immer bleibt - gut mit dem Stottern zu leben. Diese kleinen Kerlchen sind viel schlauer und lebensfähig als manche "Erwachsene" glauben. Wenn man sie nicht so mit den eigenen Ängsten, Komplexen und Schamgefühle so bedrängen würde, würden sie wahrscheinlich mit jedem Handicap bestens zurecht kommen. Sie "lernen" ja von uns, dass sie einen "Makel" haben, nicht ganz 100 % erreicht haben, sich nicht in die 1. Reihe stellen sollten. Das ist so unfair und ungerecht!

    Mit meinem Mann hatte ich eine kleine Auseinandersetzung. Wir haben von der Logopädin eine VHS über das kindliche Stottern bekommen. Ich bat ihn diese im Büro an die EDV zu geben und auf eine DVD zu überspielen.
    Mein Mann überlegt und meinte:" Ehrlich gesagt, will ich nicht das jemand aus der Redaktion weiss, dass Raphael stottert. Bei uns gibt es so viel Mobbing und ich will Raphael beschützen, er soll durch keine Negativ- gedanken belastet werden. Er soll damit nicht in Berührung kommen.
    So ähnlich oder sinngemäß war die Antwort.
    Wir haben dann ziemlich heftig diskutiert. Ich bin der Meinung, dass er unumwunden zu Raphael stehen sollte und auch auf die Gefahr hin, dass einige gehässige Leute sich das Maul verreissen. Ich bin nämlich der Meinung, dass genau diese gehässigen Leute später der Schlag Mensch sein wird, vor denen Raphael später Angst haben wird zu reden. Und ein Beschützergedanke ist verständlich aber verkleidet eigentlich auch die eigenen Ängste und auch "Schamgefühle" die man selber im Bezug auf das Stottern hat. Gerade als Eltern sollte man tapfer und mutig auch gegen die gehässigsten Feinde aufstehen und sagen "Ja, er stottert."
    Ganz cool und selbstbewußt, denn nur so können die Kinder lernen, dass sie egal wer kommt, immer vollwertig sind.

    Naja, Man sieht an dieser Auseinandersetzung, dass wir beide versuchen unseren Weg in der neuen Situation zu finden. Habe von der Selbsthilfegruppe hier im Ort eine email bekommen mit dem Tipp, das Stottern in dem Alter einfach zu überhören. Einfach nicht darauf reagieren.
    Rein vom gefühl her gefällt mir dieser Ansatz sehr gut. In einem von den Postings von Euch war ja auch die Meinung, dass man nicht übertherapieren sollte, weil sich dann beim Betroffenen schnell Langeweile und Verdruss einschleicht. Vielleicht gibt es ja auch ein idealeres Alter für einen therapiebeginn als 3? ich werd mir erstmal den Elternabend ansehen und dann zusammen mit meinem Mann das Maß der Therapie festlegen. Obwohl Raphael auch gerade heute wieder ziemlich starke Blockaden und Wiederholungen hatte. Also, man kann nicht sagen, dass er "leicht" stottert.
    Danke Mi, für deine Literaturempfehlungen. Von der Frau Sandrieser haben wir auch diese VHS. Ich werde alles weiter bericht erstatten - über den Fortgang der Dinge.... :-))

    Gute Nacht, Brigitte



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Müri - 11.07.2006, 07:14


    Hallo Brigitte,

    ich finde auch, dass dein Mann in der Arbeit selbstbewusst sein sollte.
    Wenn ihn wer fragt, ob sein Sohn denn stottern würde, und dazu ne
    blöde Bemerkung macht, kann man ruhig sagen: ja, mein Kind stottert
    und deins hat einen dämlichen Vater....

    Bzw. dein Mann sollte ruhig soviel Vertrauen in die Menschen an sich
    haben, dass es vielleicht auch in seinem Job jemanden geben könnte,
    der sagt: ja, das kenn ich, mein ... stottert auch. Wenn die "guten" und
    unfiesen Leute den andern kein Vorbild sind, sondern immer nur die,
    die lästern und stänkern laut sind, dann bleibt es ja auf Dauer so.

    Ich wünsch euch viel Mut, das ganze auch dafür zu nutzen, mutiger und
    stärker für euch selbst zu werden. Und du hast recht, er lernt es von euch,
    was das Stottern für ihn zu bedeuten hat. Wenn es für euch DAS Problem
    ist, ist es das auch für ihn.

    Alles Gute
    Müri



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    mi - 12.07.2006, 10:01


    Hallo Brigitte!

    Die sekundären Probleme, also das, was wir aus dem Stottern machen, haben, denke ich, zwei Seiten: Das was die Stotternden selbst daraus machen und das, was die Umgebung daraus macht. Beide hängen natürlich eng miteinander zusammen. Deshalb denke ich: Er wird seinen Weg finden, mit eurer Unterstützung wird er ihn auch leichter finden als viele andere. Dazu gehören natürlich auch Umwege von allen Beteiligten, die sich im Nachhinein als falsch herausstellen. Ohne ihnen geht das Lernen nun einmal nicht wirklich, und es würden wichtige Lernschritte ausgelassen werden.
    Raphael wird auch erleben, dass er beim Sprechen manches nicht so kann, wie er bisher gewohnt war und wie es die anderen üblicherweise können. Das ist nicht besonders angenehm, gehört aber dazu. Erst mit seinen schwachen Seiten wird ein Mensch zum Menschen. Mir ist es lieber, 100% Mensch zu sein als 100% perfekt, also nur glänzende Fassade.

    In eurem Streit kann ich, denke ich, beide Seiten gut verstehen. Dich, die du Akzeptanz unbedingt einforderst, wie auch deinen Mann, der vielleicht einfach mehr Zeit braucht, für sich neue Antworten zu finden. Wenn ein Arbeitsplatz schon gefährdet werden kann, weil das Kind stottert, frage ich mich allerdings, wieviel mir dieser Arbeitsplatz wert wäre.
    Ich kann dir von mir erzählen, dass ich lange mein Stottern nicht an die große Glocke gehängt habe. In einem Sprechberuf, in dem ich streng genommen nicht stottern dürfte (die Definition ist glücklicherweise schwammig) wollte ich mir nicht im Vorhinein eine jede Chance nehmen, bevor ich noch zeigen kann, was ich kann. Inzwischen ist es mir, auch wegen meines völlig geänderten Lebensweges egal.

    Ich würde auf Raphaels Stottern ihm gegenüber auch nicht reagieren, sonder es nach dem Motto "Stottern ist o.k." akzeptieren. Nur: Nichts tun, kann ich, so, wie du seine Symptome schilderst, in keinem Fall als gescheit finden. Bei starken Blockaden auf plötzliche Heilung zu warten halte ich für ziemlich unrealistisch. (Einschränkung: Ferndiagnosen sind natürlich immer schlecht!)
    Diese Haltung, erst einmal zu warten, "ob es sich von selbst gibt", kommt, sage ich jetzt einmal bissig, aus der alten Erfahrung, dass viele früher verwendete Therapieansätze keinen berauschenden Erfolg hatten, manchmal sogar als Schuss nach hinten losgehen konnten. Da hat man dann gerne mangels sinnvoller Möglichkeit, speziell kleinen Kindern zu helfen, lieber "gewartet, ob es sich von selbst gibt". Und bis sich das schwere Stottern endgültig manifestiert hat. Inzwischen haben wir sehr differenzierte Ansätze, die je nach Alter und Schweregrad des Stottern ein sehr individuelles Vorgehen erlauben.
    Ich kann dir nur den Rat geben: Schaut mit der Logopädin, ob Raphael eine Therapie braucht (was sie ja offensichtlich meint) und macht eine.
    In Raphaels Alter lässt sich sehr gut spielerisch arbeiten, wie z.B. Dell (= ein Schüler Van Ripers), es gibt aber natürlich auch andere interessante Ansätze.
    Übertherapieren kann in einer gut gemachten Therapie eigentlich nicht passieren, weil sie immer flexibel auf die aktuelle Situation eingestellt werden muss. Manche (wie z.B. Dell beschrieben hat) machen auch Therapiepausen, wenn sie sehen, dass das Kind selbst recht gut mit allem zurecht kommt. Auch dieses Vertrauen stärkt das Kind in seiner Kompetenz, mit seinem Leben selbst zurecht zu kommen.
    Nimm auch dein/euer Gefühl ernst, das ihr beim Elternabend entwickelt. Wenn ihr Bauchweh bekommt, könnt ihr ja auch weitersuchen. Jede Logopädin hat ihre eigenen Schwerpunkte und Stärken, ihr müsst nicht unbedingt bei der ersten bleiben. (Damit will ich jetzt nichts gegen eure Logopädin sagen!)

    Übrigens: Wenn du noch etwas von mir brauchen solltest, ich bin jetzt nur mehr ca. 1 Woche da, dann bin ich einen Monat auf Urlaub.

    lg! mi



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Freak - 12.07.2006, 12:59


    Hallo Brigitte,

    du schreibst "Vielleicht gibt es ja auch ein idealeres Alter für einen Therapiebeginn als 3?".
    Den gibt es garantiert nicht. Sicher, je älter man ist, desto bewusster kann man eine Therapie angehen, aber das Hirn ist nie mehr so flexibel wie in der frühesten Kindheit.
    Der erwachsene Mensch muss mit den Hirnstrukturen zurecht kommen, die er in frühester Kindheit gebildet hat.
    D.h. wenn das Stottern durch eine neuronale Fehlfunktion ausgelöst wird, ist es nur in der frühesten Kindheit 100% reversibel.

    Später kann nur noch das Hirnareal gestärkt werden, das die Fehlfunktion des Sprachzentrums im Hirn kompensiert, weil das "richtige" Sprachzentrum einfach in der frühesten Kindheit unterentwickelt geblieben ist und es immer bleiben wird.
    Es gibt noch eine Phase in der Pubertät, in der das Hirn nach neuestem Forschungsstand fähig ist, grundlegende Veränderungen durchzumachen.
    Die Pubertät wäre also der zweite günstigste Zeitpunkt für eine Therapie. Allerdings - so war es bei mir auch - wollen viele Stotterer in der Pubertät sich nicht mit ihrem Problem auseinandersetzen, sondern versuchen es zu verdrängen. Es ist einfach "uncool" einen Therapeuten zu haben.

    Aber selbst wenn diese Zeiträume verpasst werden, kann das Hirnareal, das die Defizite im Sprachzentrum kompensiert, durch gezielte Therapie so gestärkt werden, dass man sein Stottern loswerden kann.
    Man benutzt dann einfach andere Hirnstrukturen als "Normalsprechende" um das Sprechen zu koordinieren.

    Alles in allem steht aber fest: Je jünger der Mensch desto schneller und leichter lernt er. Desto eher gehen ihm neue Verhaltensweisen in Fleisch und Blut über. Eine neue flüssige Sprechtechnik kann bei Kleinkindern also wesentlich (!!) leichter in eine motorische Fertigkeit übergehen, die sie nutzen ohne darüber nachzudenken.

    Wenn wir erst mit Anfang 20 laufen lernen würden, müssten wir über jeden Schritt nachdenken und würden erst nach extrem langer Zeit ohne zu stolpern flüssig laufen können. Nach noch viel längerer Zeit müssten wir nicht mehr darüber nachdenken, WIE wir laufen - wir würden es einfach tun.
    Ein Kleinkind schafft das in der Regel in einem winzigen Bruchteil dieses Zeitraums, den Erwachsene benötigen würden.

    Was ich sagen will: Es gibt keinen besseren Zeitpunkt der Therapie deines Raphaels als JETZT!
    Allerdings kann ich nur noch einmal unterstreichen: Lass ihn nicht merken, dass er einen Makel hat, sieh es locker.
    Und suche ihm eine gute Therapie! Informiere dich.

    Desweiteren finde ich deine Einstellung super. Sobald er alt genug ist, schick ihn alleine zum Bäcker oder zum Zeitungsladen. Ich hatte zwar dennoch später Angst vor diesen Situationen, weil ich einfach so viel negatives erlebt habe, aber zumindest während meiner Kindheit, war Fremde ansprechen für mich was normales. Damit haben mir meine Eltern ein paar jahre Angst, Scham und Panik erspart.

    Freak



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Brigitte - 11.08.2006, 22:44


    Hallo liebe Leute,
    bin aus dem Urlaub wieder da und wollte mich nochmal zurückmelden.
    Habe in der Zwischenzeit die Methode "flüssiges Stottern" geübt und kann ehrlich gesagt noch keinen wirklich brauchbaren Effekt feststellen. Mein Sohn stottert weiter fröhlich vor sich hin. Gottseidank ist er immer so gut gelaunt. Das Stottern wirkt immer etwas so, als sei er so sehr begeistert , dass er kaum ein Wort rauskriegt. Mir hat jetzt jemand erzählt, dass Kinder oft eine falsche Atemtechnik haben, worauf hin ich mal geguckt hab. Er schnappt schon oft nach luft, denke aber das hängt mit dem anstrengendem Stottern zusammen. Auf Anraten der Logopäden waren wir beim Kieferorthopden. Der Bub hat einen offenen Biss bzw. Rückbiss und wir müßen sosfort den Schnuller absetzen. Die vermehrte Speichelbildung hängt damit zusammen. Wir haben jetzt so ein schnullerartiges Ding bekommen um den mundschluss zu verbessern.
    Naja mal abwarten. Keine Ahnung ob das einen Einluss auf das Stottern jetzt hat.
    Zur zeit kann ich ganz gelassen mit der Situation umgehen. Was ich toll finde, ist dass die ganze Familie (Oma, Tanten) ganz natürlich mit rapahel umgehen, die leichte Irritation vom Anfang ist jetzt weg... dafür bin ich sehr dankbar. Auch unsere Freunde haben sich offenbar irgendwie mit der Situation auseinandergesetzt und hören immer aufmerksam und geduldig zu, was mich auch sehr freut!
    Außerdem ist jetzt ans Tageslicht getreten, dass der Sohn von meiner Schwägerin auch eine (leichte) Stottersymptomatik gelegentlich hat. Es ist nur niemdem aufgefallen, weil er bilingual ist und man immer meinte er sucht nach einem deutschen Wort.
    Das hat mich ein wenig runtergezogen, weil ich ich frage ob das dann nicht eher eine schlechte Prognose für unseren beeits heftig stotternden Raphael ist.

    Ich wollte mich übrigens noch mal gaaaaaaanz herzlich für Eure tollen Antworten und Beiträge bedanken. Ich habe alles sehr aufmerksam gelesen.
    Ich melde mich bald wieder,

    alles Liebe an Euch, Brigitte



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Tjure - 13.08.2006, 15:56


    Hallo Brigitte,

    danke, dass du uns am Geschehenen teilhaben lässt.

    Kannst du das von dir zitierte "flüssige Stottern" bitte etwas näher erläutern? Ich vermute dahinter das absichtliche Stottern das häufig auch Pseudostottern genannt wird, bin mir aber nicht sicher.


    Ich freue mich wirklich über deine treffende Beobachtung bezüglich der angeblich falschen Atemtechnik. Es ist ein kleines, aber wesentliches Detail zu erkennen, dass das falsche Atmen erst durch das Stottern bzw. das antizipierte Stottern ausgelöst wird. Sozusagen eine Reaktion auf das Stottern - und nicht - wie (zu) viele annehmen, das Stottern werde durch das falsche Atmen ausgelöst,
    In Wahrheit haben Normalsprechende weder eine Atemtechnik noch atmen sie mit dem Zwerchfell. Das kann jeder Normalsprechende bestätigen und Stotternde (wenn sie jetzt gerade flüssig sprechen) ebenfalls.

    Diese Rekation, eben das falsche Atmen kann allerdings zu einem Sekundärsyptom werden. Ich kenne einige Stotternde, die ständig auch noch auf die Restatmung sprechen, vor dem Sprechbeginn viel zu viel Luft holen ...etc.

    Ist dies der Fall, so können durchaus Stottertherapien, die sich auch (aber nicht nur") mit der Atmung beschäftigen hilfreich sein. Denn "richtiges" Atmen ist nun mal dem flüssigen Sprechen zuträglich:-).

    Ich persönlich finde es für effektiver, sich mit dem eigentlichen Stottern zu beschäftigen - das richtige Atmen kommt dann von selbst und muss nicht extra behandelt werden. :-)


    Ich freue mich, über deine gewonnene Gelassenheit. Das tut dir und deinem Sohn sicherlich gut.

    liebe Grüße
    Tjure



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Brigitte - 14.08.2006, 13:01


    Hallo Tjure,

    unsere Logopädin hat gesagt, dass es wichtig ist, die Blockaden aufzulösen und eine "verhärtete" Sprechweise erst garnicht zu stark auftreten zu lassen. Es ist außerdem wichtig, dass Raphael ein "Modell" hat nach dem er sprechen lernen kann und zwar nach seinen Möglichkeiten. Wir schnell sprechenden, flüssigen Erwachsenen bieten ihm nicht das richtige Modell. Also sollen wir ihm auf halben Weg entgegen kommen und "flüssig stottern". D.h. konkret Anlautdehnung und weiches Silbenwiederholen mit schleppender, melodiöser und langsamer Stimme und viel Luft dabei (bei f und w. z.B). Es stimmt schon, dass der Raphael besonders bei den Anfangsbuchstaben hakt. Dadurch, dass wir jetzt die ganze Silbe nehmen hört es sich schon viel weicher an. Also nicht mehr M-M-M-M-Motorrad, sondern Mo-Mo-Motorrad.
    Wir haben jetzt ein Stofftierchen, dass so spricht und es kommt ganz gut an. Ich werde jetzt von der Logopädin "trainiert" und bringe es ihm bei. Sie sagt, dass wäre in diesem Alter effizienter, außerdem würde ich immer super mit dem Kind spielen und ihn gut zum Sprechen animieren. Das sei mehr wert als Therapiestunden.
    So sieht's aus. In zwei Wochen hab ich wieder Termin bei unserer Logopädin, da habe ich bestimmt noch mal mehr Infos.

    Liebe Grüße Brigitte



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Tjure - 14.08.2006, 15:27


    Hallo Brigitte,

    das klingt echt ganz gut.
    Den Nachahmungstrieb von Kindern auszunutzen ist nicht neu, aber es funtioniert sehr gut :)

    halte uns bitte weiter am Laufenden.


    liebe Grüße
    Tjure



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    mi - 30.08.2006, 09:05


    Hallo Brigitte!

    (Jetzt bin ich wieder aus dem Urlaub zurück.)
    Ich denke, ihr seid mit dem beschriebenen Ansatz sehr gut unterwegs. (Die Logopädin arbeitet übrigens nach Dell oder v.a. nach Dell. (Es spricht ja nichts dagegen, auch mehrere Ansätze individuell zu kombinieren.)
    Je leichter und lockerer das Sprechen bzw. das Stottern abläuft, umso besser. Wie Tjure geschrieben hat, würde ich mir auch wegen der Atmung keinen Haxen ausreißen (wie wir in Österreich so sagen), die kannst du als Folge des Stotterns ansehen, die dann wieder vergeht.

    Wegen des anderen stotternden Kindes in deiner Verwandtschaft:
    Lass dir keine grauen Haare wachsen. Natürlich steigt das statistische Risiko zu stottern, wenn in der Verwandtschaft andere stottern, dafür gibt es zwei mögliche Zusammenhänge:
    -Dispositionen (die natürlich auch vererbt werden können), die KÖNNEN Stottern aber nur auslösen und müssen nicht, dazu sind sie nur beitragende Faktoren. D.h., solche Dispositionen können weitervererbt werden (oder aber nicht) und auch wenn sie vererbt wurden, müssen sie gar kein Stottern auslösen.
    -in der Familie gelernte Weltsichten und davon abgeleitete Lebenstrategien, auch die sind veränderbar. (So haben z.B. ehemalige Kinder aus Scheidungsfamilien ein statistisch höheres Risiko, selbst geschieden zu werden, mehr nicht. Kein Mensch würde deshalb aber einen möglichen Partner/eine mögliche Parnerin erst fragen, ob seine/ihre Eltern geschieden sind, bevor er/sie sich weiter annähern würde.)

    Für dein Kind sagen solche Wahrscheinlichkeiten eigentlich nichts aus. Es ist ein einzigartiges Kind, das sich wie alle anderen Kinder de facto der Statistik entzieht. Diese ist erst in der großen Menge aussagekräftig.

    nimms mit der Ruhe!

    lg! mi



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Brigitte - 01.09.2006, 23:05


    Hallo Tjure und Mi, und natürlich auch die anderen :-)
    wir hatten gestern unser Elterntreffen bei der Logopädin und es war wieder ganz aufschlussreich. Jetzt lernen wir die Vokale anders anzustimmen, weil unser Bub offenbar probleme mit den Vokalen hat und dann eher zu Blocks neigt. Das fand ich ja einen ganz tollen, plausiblen Ansatz! Wir haben jetzt auch erfahren, dass diese ganzen "Methoden" nicht unbedingt mit dem Begriff "Erfolg" korrelieren. D.h. es kann sich wochenlang nix tun und plötzlich schlägt die Therapie an. Oder es kann zu einem Rückfall kommen, eine periodisch bedingt Verschlechterung. Oder man selber ist unmotiviert oder das kind lehnt die therapieversuche ab. Manchmal ist man auch wochenlang einfach nicht entspannt genug... Das Ganze ist einfach ein Prozess, ein Auf und Ab von Besser und schlechter... es gibt nicht den einen Weg, die entgültige Lösung. Man kann das Stottern nicht einfangen, oder festnageln, man kann nur lernen damit zu leben, damit zurechtzukommen, sich trotzdem oder gerade dewegen des lebens zu erfreuen. Vielleicht löst sich eines tages alles auf, oder nie...
    Echt, mittlerweile denke ich nur noch: Hut ab, vor allen die Stottern. Das ist ein so erstaunlich mehrschichtiges Phänomen... Man braucht so viel Selbstbewußtsein, Mut, Gelassenheit und Geduld mit sich selber. Ich kann mir eigentlich keine andere "Krankheit" vorstellen, die in dieser Richtung mehr von einem abverlangt. Auch das Umfeld ist am stärksten mitbeteiligt.

    Heute hatten wir unseren ersten kindergartentag, was für raphael äußerst grossartig war! Er hat sich gleich auf alles gestürzt und war stundenlang in irgendwelchen ecken verschwunden. nachdem ich ja selber begeistert bin, wenn ich "Kind sein darf", wurde ich sofort als spielkamerad akzeptiert. ich hab die zeit genutzt, um die jungs mal unter die Lupe zu nehmen: ein wilder rabaukenhaufen, aber alle sehr freundlich und hilfsbereit. Ich glaube, dass sich unser Rapahel trotz seiner Einschränkung durchsetzen kann. Und es kam auch tatsächlich zu einer Szene und ich bin froh, dass ich dabei sein konnte. Raphael wollte zu den jungs was sagen und alle blickten ihn an. Und er hat den satz nicht rausbekommen! Es ist das erste mal, dass ich erlebt habe, dass er sprichwörtlich den Kopf in den sand gesteckt hat. Er verschwand hinter meinen Rücken (ich sass auf der Couch) und er vergrub sein gesicht in den Kissen... ich habe keine Sekunde gebraucht, um meinen Sohn am Kragen wieder rauszuziehen... er sah plötzlich traurig und verschlossen aus.
    Ich glaube jetzt, das war ein sehr wichtiger Moment für ihn. Ich habe meinen Arm um ihn gelegt und ihn gedrückt und ihn aber trotzdem in die gesprächsrunde zurückgeschoben.... ihn ermuntert zuende zu sprechen....
    ich bin mir jetzt etwas unsicher, ob ich richtig gehandelt habe... ihn einfach noch mal so direkt zu konfrontieren.. wo er sich doch zurück ziehen wollte. Manchmal macht Rückzug ja durchaus Sinn. Als Nicht-Stotterer erscheit einem alles auch so einfach...
    Für ihn war es eine wichtige situation mit den Jungs sprachlich mitzuhalten (ok sie waren auch ein jahr älter) und ich glaube er hat sich dann geniert.
    Ziemlich ausdrucksstarke Gefühle für einen Dreijährigen!
    Meint ihr, ich soll mal offen mit ihm reden? Bisher haben wir sein Stottern noch nie thematisiert, um kein "Störungsbewußtsein" zu provozieren. Unsere Logopädin ist der Meinung, dass es gut ist, wenn ich ihm "Redezeit" freiboxe, wenn die anderen nicht wahrnehmen, dass er im Begriff ist was zu sagen, weil er so lange braucht. Aber ich bin ja nicht immer da.
    Was meint ihr, was kann das Selbstbewußtsein von einem Dreijährigen stärken? Vielleicht habt ihr ja da ein paar anregungen.
    Freu mich, wenn wieder einer antwortet :-))

    Gute nacht an alle,
    brigitte



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    mi - 02.09.2006, 19:26


    Hallo Brigitte!

    (Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.)
    Auf jeden Fall würde ich mit ihm übers Stottern reden, es ist, wie er ja selbst sieht, im Kindergarten nicht nur für ihn zum Thema geworden. Du kannst also kein Störungsbewusstsein mehr wecken, er hat es schon.
    Rede vielleicht vorher mit der Logopädin darüber, allgemein sage ich dir: Nimms locker und einfach, machs nicht schwierig und kompliziert. Er muss einfach wissen, was sein Stottern für ihn bedeutet, in ganz einfachen Worten.
    Im Kindergarten ist das Thema auch eines für die anderen Kinder, erste Ansprechperson wäre wohl die Kindergartenpädagogin. Die anderen Kinder müssen (und wollen!) wissen, warum er anders redet wie sie. Wenn sie das tun, werden sie erfahrungsgemäß gut mit seinem Stottern umgehen können. (äußerst seltene Ausnahmen bestätigen die Regel)

    Das mit ihm Platz schaffen sehe ich vielschichtig:
    Ein Beitrag, durch den die anderen warten lernen, bis er reden kann und fertig geredet hat, ist wichtig (sollte auch mit der/ den Kindergartenpädagoginnen abgesprochen werden, damit sie am gleichen Strang ziehen), zuviel Unterstützung birgt die Gefahr, dass du/jemand anderer ihm die Redekompetenz entziehst und damit seinen Rückzug ("die anderen werdens mir schon richten, die werden mir alles abnehmen!") förderst. Da ist Fingerspitzengefühl wichtig. Manchmal wirds in die eine oder andere Richtung schiefgehen, das gehört dann auch dazu und bietet Lerngelegenheiten für alle Beteiligten. Eine nicht perfekte Mama ist auch eine herrliche Gelegenheit, die eigene Kompetenz und Starke ausleben zu können.
    Dabei vielleicht eine brauchbare Richtschnur: Wenn dein Bub reden will, ist es seine Aktion und damit auch Verantwortung, es zu tun. Wenn er dabei gestört wird (und nicht vorher!) kannst du ihm ja etwas helfen, v.a. am Anfang, bis sich die anderen Kinder an ihn und seine Grenzen gewöhnt haben. Ich würde aber ziemlich hart sein, wenn er etwas will: Da soll er (im Allgemeinen) selbst fragen! Sonst unterstützt du möglicherweise eine sehr negative Entwicklung, den Rückzug. Allgemein hängt das Maß an Hilfe stark davon ab, wieviel er wirklich braucht: Nicht mehr geben, als wirklich nötig und auch nicht weniger. Frustrationstoleranz wird er lernen müssen, in kleinen Dosen, das kann ihm niemand abnehmen, und eine etwas dickere Haut auch. Er wird es auch, verlass dich drauf!

    Dazu noch der Vorschlag:
    Sprich diese Unterstützung nicht nur mit der Logopädin (ohne, dass er zuhört) ab, sondern auch mit den Kindergartenpädagoinnen. Und bei letzteren denk bitte mit, dass manche nicht so besonders flexibel sein könnten und leicht einmal überfordert sind, sie sind auch nur Menschen. (Bitte nicht als Angriff verstehen, ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass viele in ihrem Gebiet sehr kompetente Menschen, wenn sie in die Sonderpädagik geraten, über ihre Grenzen steigen müssten. Die meisten können es, und manche nicht.)

    Vielleicht fällt mir später noch mehr ein!

    lg mi



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    Tjure - 04.09.2006, 23:23


    Hallo Brigitte,

    ich bin leider gerade sehr im Stress. Wir haben soeben unsere Koffer gepackt. Morgen geht es für 2 Wochen nach Irland. Hochzeitsreise :)

    Dein Kind ist noch sehr jung. Bei guter Stottertherapie ist eine HEILUNG durchaus ziemlich wahrscheinlich. Das sollte eigentlich auch die Logopädin wissen. um über das "damit muss man lernen zu leben" halte ich in diesem Alter deines Kindes zu verfrüht.
    Jetzt frag ich mich, wie kommt die Logopädin zu dieser Aussage?

    Hat sie diese Erfahrung mit ihren bisherigen kindlichen Klienten gemacht? Wenn ja: äh.. macht sie doch was falsch, was folglich die Heilungschance minimiert?
    Ich mag niemanden zu nahe treten - wirklich nicht. Vielleicht hab ichs auch nur falsch verstanden.

    Hier mal ein Auszug aus dem Stotterwiki zum Thema Heilung/Remission:
    Zitat:
    Mit Remission ist das Verschwinden des Stotterns gemeint. 80 % aller stotternden Kinder verlieren das Stottern wieder (siehe Verbreitung). Dies geschieht bei vielen spontan, d.h. ohne dass sie eine Therapie besuchen. Nach vorsichtigen Schätzungen ist das bei 50 % der Kinder der Fall. Bei den anderen 50 % führt die Therapie zur Heilung. Mädchen verlieren das Stottern häufiger als Jungen. In den ersten beiden Jahren nach Stotterbeginn ist eine Remission am wahrscheinlichsten, nach der Pubertät ist sie sehr selten.
    Zitat Ende:
    Quelle: http://ulrichnatke.de/wiki/index.php?title=Hauptseite

    Wer Ulrich Natke kennt, weiss dass er einer der wenigen (und echten)Stotterspezialisten in Deutschland ist. Ulrich selbst hat ein tolles Buch geschrieben und gibt tolle Buchempfehlungen. Alles zu finden auf:
    http://www.ulrichnatke.de/

    Außerdem gibt es auf http://www.stottermodifikation.de einen runterladbaren Folder - die StotterFAQ. Da findet man auch was über das kindliche Stottern.
    und http://www.ivs-online.de/ ist auch einen Besuch wert.

    So, genug der Links. :-)

    Was ich noch so für Gedanken hab.....
    Wenn die Methoden nicht mit dem Begriff ERFOLG korrelieren, dann bedeutet das für mich, dass die Methoden die falschen sind. Wozu überhaupt eine Methode anwenden, die nicht ERFOLG zum Ziel hat?
    Erfolg muss nicht gleich Stotterfreiheit/Heilung bedeuten. Aber auf jeden Fall muss es folgendes bedeuten: Reduktion der Stotterhäufigkeit und der Stottersymptomatik - und das mittelfristig bis langfristig. Wenn es mal - sagen wir 3 Wochen schlechter läuft .. okay. Aber wenn dann plötzlich 8 Wochen draus werden, dann läuft da was bei der Therapie falsch.
    Das gleiche gilt, wenn das ganze stagniert. Wenn es mal steil bergauf geht, dann kann es auch mal kurz bergab gehen und umgekehrt.
    Aber sagen wir mal so: wenn in 3 Monaten keine deutlich hörbare und sichtbare!! Verbesserung der Sprechflüssigkeit erreicht wurde - dann sollte man nicht länger darauf warten, dass doch noch ein Wunder geschieht.
    Wenn das Kind Therapieversuche ablehnt, bedeutet das, dass es die falschen Therapieangebote angeboten bekommen hat. Und glaube mir eines: Kinder können am besten - und rein intuitiv -schlechte Angebote von guten Angeboten unterscheiden ;)


    Bevor ich jetzt von jemanden eine auf die Kappe bekomme: :lol:
    Obige Zeilen habe ich immer im Zusammenhang mit kindlichen Stottern geschrieben. Bei Jugendlichen und Erwachsenen sieht meiner Meinung nach die Sache doch sehr anders aus.



    das wars jetzt vorerst mal. In 2 Wochen bin ich wieder da.

    Gruß
    Tjure



    Re: Übertrag aus dem Forum "Neue Mitglieder"

    mi - 05.09.2006, 09:02


    Hallo tjure, hallo brigitte!

    Tjure:
    Schöne Hochzeitsreise!!!! Ich würd auch so gerne durch Irland reisen!
    Ich geb dir sicher keine auf die Kappe! Ich habe nur manche Aussagen anders verstanden.
    So denke ich, dass die Aussage über die Korrelationen so sicher etwas ungeschickt sind (wie sie so auch immer entstanden sein mögen, es ist nicht wichtig). Ich glaube, gemeint war etwas anderes: Bei Stottertherapien kannst du ja nicht aufgrund von kurzfristigen Änderungen auf den Therapieerfolg schließen, weder positiv noch negaltiv. Dazu brauchst du einen längeren Atem.

    Zur Aussage "da muss man damit leben" (oder so ähnlich:
    Wie die meisten von euch wissen, habe ich selbst ein (relativ stark) behindertes Kind. Aus dieser Erfahrung heraus finde ich diese akzeptierende Haltung richtig: Wer sich immer an die (beim Stottern sehr gut mögliche) Heilung klammert, macht sich und dem Kind das Sich-Einstellen auf die Tatsache des Stotterns nur unnötig schwer, denn das Stottern besteht, egal ob es einmal geheilt sein wird, oder nicht. Hoffnung in diesem Zusammenhang wird sehr, sehr leicht zum Druck (nach dem Motto: "Wann erfüllst du endlich meine Hoffnung?") und den kann das Kind gar nicht brauchen.
    In meiner Kindheit habe ich diesen Druck (nicht nur das Stottern betreffend) auch stark gespürt und ich kann nur sagen, er hat mich stark in meiner Entwicklung behindert. Anders wäre es leichter gegangen.
    Mit dem gerade bestehenden Stottern muss die Familie ohnehin leben.

    Was haltet ihr von diesen Ansätzen?

    lg!
    mi



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