Gemächer von Gandalf dem Grauen.

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    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Elrond von Bruchtal - 25.06.2006, 11:30

    Gemächer von Gandalf dem Grauen.
    Hier verbringt Gandalf der Graue seine Zeit, während er in Bruchtal weilt...



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 25.06.2006, 19:25


    pp: Gänge

    Leise schloss Gandalf die Tür und wandte sich um. Sein Blick streifte zuerst die weißen, seidigen Tücher, welche sanft vom Wind hin und her bewegt wurden. Sie verdeckten den Einblick von außen durch die hohen torartigen Öffnungen, die als Fenster dienten. Die filigranen Säulen zwischen ihnen liefen oben in einer angenehmen Rundung zusammen, so dass man das Gefühl hatte in einem Tor zu stehen, wenn man an die Fenster trat.
    Sie begrenzten den Raum in einer sanften Rundung und nahmen ihm damit die Strenge eindeutiger Linien. Zwischen den Fenstern und dem Punkt, an welchem Gandalf stand, lag linkerhand ein großes Bett, welches mit dem Kopfende an der Wand abschloss.
    Helle Decken lagen darüber und Gandalf konnte ein Schlafgewand entdecken, welches irgendeiner der Elben gerichtet hatte. Er lächelte leicht.
    Mit müden Bewegungen streifte Gandalf seinen Mantel ab und legte ihn sorgfältig über den reich verzierten Stuhl, der an der dem Bett gegenüber liegenden Wand gemeinsam mit einem Tischchen zum Verweilen einlud.
    Gandalf tauchte seine Hände in das klare Wasser, welches in einer Schüssel zu finden war, die auf einem gleichsam filigranen wie schönen Gestell ruhte.
    Er sah wie sich das Wasser langsam dunkler färbte, als Schmutz und verkrustetes Blut sich mit ihm vermischten.
    Danach wechselte er die restliche Kleidung und wusste, dass wenn er erwachte seine alte wie neu erscheinen würde.
    Der leichte Stoff des langen Gewandes schmiegte sich an seinen Körper an, beengte ihn aber nicht und spendete Wärme.
    Obwohl die Sonne schien, fror Mithrandir und er wusste, dass das noch eine Weile so bleiben würde.
    Was Saruman geworden war, zeigte ihm, ganz besonders ihm, der Saruman vertraut und Rat bei ihm gesucht hatte, wie weit die Arme Saurons bereits zu reichen vermochten.
    Der Weiße.
    Welche Farbe trug er nun?

    Die blauen Augen entdeckten auf dem kleinen Tisch neben dem Bett einen eleganten Kelch und vorsichtig griff Mithrandir danach. Ein Lächeln voller Zuneigung glitt über seine Züge, als er die in den Kristall eingearbeiteten Flammen sah, welche sich sanft um die Rundungen des Gefäßes schmiegten. Der Kelch enthielt eine kühle Flüssigkeit, von der Gandalf wusste, dass sie einen gleichmäßigen Schlaf und Linderung schenkte. Während er sie zu sich nahm, betrachtete er versunken das halbkreisförmige Kopfteil des Bettes, in welches geradezu lebendig wirkende Pflanzen eingearbeitet worden waren. Der Künstler war dabei so vollkommen vorgegangen, dass es wirkte, als ob sich die Äste eines Baumes über einem wölbten, wenn man sich zur Ruhe legte.

    Mithrandir glitt zwischen die gleichsam leichten wie wärmenden Decken und drehte den Kopf ein wenig auf die linke Seite, so dass seine blauen Augen dem Spiel der Tücher folgen konnten, die sich sanft im Wind bewegten und als Untergrund für tanzende Schatten dienten.

    Mit einem Gefühl, das entstand, wenn man einen Albtraum überstanden hatte und wusste, dass es so war, sich dennoch erschöpft und kummervoll fühlte, aber gleichsam geborgen war, keinen Grund hatte Tränen zu vergießen und es doch am liebsten tun würde, die Augen schloss und mit einer schützenden Hand über den Wunden wieder erwachen würde, schlief Mithrandir schließlich langsam ein.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 25.06.2006, 23:36


    Olorin.
    Mithrandir
    Gandalf

    Sie alle befanden sich auf Gwaihirs Rücken und flogen aus der Dunkelheit dem Licht entgegen.
    Das Bewusstsein Mithrandirs schlief geborgen in einer Kuppel aus Licht und Wärme, die nichts zu durchbrechen im Stande war. Es löste sich von all dem Schmerz, den es erfahren hatte und sein Herzschlag, die Idee seines Herzschlages wurde bedeutungslos, sein Atem wurde bedeutungslos. Es war einfach. Existierte in der unendlichen Weite aller Wesenheiten.
    Das Bewusstsein Mithrandirs verlor sich in einem Meer aus Wärme und Helligkeit (ooc: Hast du ne Ahnung, Gandalf! Kommt alles noch...), doch neben all den beruhigenden Gefühlen, blieb dasjenige etwas verloren zu haben. Es war nicht Mithrandirs persönlicher Verlust. Es war der Schmerz des Wissens, dass das Licht Mittelerdes bald gedämpft werden würde und sie darum kämpfen würden müssen, dass es nicht erlosch.

    Gandalf hörte ein leises Klopfen und es fiel ihm schwer Abschied von dem Meer der Wärme zu nehmen. Er wusste allerdings, dass es besser war, es zu tun. Jetzt war nicht die Zeit der Ruhe gekommen. Handeln war gefragt.

    Blaue Augen öffneten sich und erkannten, dass die Türe bereits im Aufgehen begriffen war.
    Vielleicht lag es an seiner Reise, die ihn von Mittelerde fortgeführt haben musste, auch wenn weder Mithrandir, noch Gandalf davon etwas wussten, vielleicht lag es auch einfach am Sonnenstrahleneinfall, doch als der Herr der Elben eintrat, war seine hochgewachsene Gestalt vollkommen von Licht umgeben, welches den gesamten Raum erfüllte und seine Schönheit vollkommen machte.

    Gandalf schloss erneut die Augen und als er sie wieder öffnete, war nur noch eine schwache Ahnung des Lichtes zu sehen, welches Elronds Konturen sanft nachzeichnete. Langsam nur ließ sich das Bewusstsein Mithrandir wieder auf seinen menschlichen Körper ein, doch schließlich klärte sich der Blick und Gandalf war erneut erwacht.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Elrond von Bruchtal - 25.06.2006, 23:43


    pp: Korridore / Gänge

    Elrond sah, wie Gandalf blinzelte, als er eintrat, und verschloss sorgfältig die Türe hinter sich.

    Mit federnden, nicht hörbaren Schritten und eleganten, anmutigen Bewegungen näherte er sich dem Bett.

    Eine Ahnung verriet ihm, dass er Mithrandir geweckt haben musste, doch auch, dass dies der richtige Augenblick gewesen war.

    Die Strenge wich aus dem feinen Gesicht, und ein mildes Lächeln fand sich darauf ein.

    "Mir kam zu Ohren, dass du einige deiner Habseligkeiten vermisst, alter Freund." sagte er mit angenehm leiser Stimme, während er sich auf dem Stuhl neben dem Bett niederließ, den Stab gegen die Wand lehnte, und den Filzhut auf seinem Schoß bettete.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 25.06.2006, 23:51


    "Das... ist richtig." entgegnete Mithrandir ebenso leise und versuchte sich aufzusetzen, damit sie die Unterhaltung wenigstens ansatzweise von Angesicht zu Angesicht führen konnten.
    "Wie ich sehe... scheinen sie sich wieder eingefunden zu haben." Er lächelte kurz.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Elrond von Bruchtal - 25.06.2006, 23:56


    "Das würde ich so sehen, ja." Entgegnete der Elbenherr sanft und legte den Filzhut auf den Tisch neben dem Bett.

    "Wie fühlst du dich?" Er sah Mithrandir prüfend an, ohne sich seine eigene Meinung anmerken zu lassen.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 26.06.2006, 00:14


    Gandalf schwieg eine Weile und lauschte in sich hinein.
    "Ich fühle mich wie jemand, der entdeckt, dass der Winter alle Blüten zerstört hat und ihre Schönheit nicht zurückkehren wird, aber dabei dennoch weiß, dass der nächste Frühling neues Leben bringen wird." sagte er schließlich leise und viele Nuancen schwangen in seiner Stimme mit, die von den geübten Ohren des Elben verstanden werden würden.

    Seine blauen Augen richteten sich auf Elrond.
    "Ich bin nach Isengart geritten, weil ich mir dort Rat erhoffte, doch was ich bekam, war etwas anderes. Die Weisheit Sarumans ist für uns verloren, Elrond."

    Gandalf schwieg erneut und lauschte dem Hall seiner Stimme nach. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was diese Worte bedeuteten.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Elrond von Bruchtal - 26.06.2006, 00:24


    Elrond nahm schweigend die Worte des Magiers hin, lauschte doch auch denjenigen Dingen, die der Zauberer eben nicht sagte, die aber dennoch verstanden werden wollten.

    Stille breitete sich zwischen ihnen aus und Elrond ließ Mithrandir die zeit, die er brauchte, um zu antworten.

    Das unangenehme Gefühl im Bezug auf Isengart kehrte zurück, und Elronds Gedanken schweiften ab.
    Er hatte versucht, den Blick nach Isengart zu richten, doch nichts als Kälte und Dunkelheit waren ihm begegnet.
    Es war ein Grund zur Beunruhigung, doch kein Grund das schlimmste zu erwarten.
    Ihm fiel es wie allen anderen Elben schwer, zu begreifen, dass ein Verbündeter sie verraten konnte - und das, obwohl er selbst Isildurs Verrat an der Welt miterlebt hatte.
    Doch das war die Schwäche der Menschen gewesen.
    Hier sprachen sie von Saruman dem Weißen.

    "Ich habe Dunkelheit gesehen, wann immer ich nach Isengart blickte, in letzter Zeit..." Sagte Elrond, doch sein Blick war abwesend, so als suche er auch in diesem Augenblick nach der Möglichkeit, das dunkel zu durchdringen.
    Der Glanz kehrte in die unendlich alten Augen zurück, und er blickte Mithrandir erneut an.
    "Was weißt du zu berichten, Mithrandir?"



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 26.06.2006, 16:54


    Mithrandirs Augen richteten sich auf die weißen Tücher, welche sich sanft im Wind bewegten und eine tiefe, einstmals warme und vertraute Stimme erfüllte seine Gedanken.

    „Erneut steigt Rauch auf über dem Schicksalsberg. Die Zeit drängt und Gandalf der Graue reitet nach Isengart und ersucht mich um Rat.“ Sagte Saruman der Weiße, welcher hochaufgerichtet und aristokratisch auf den Stufen seines Turmes Orthanc stand und ihn willkommen hieß. Der Blick der dunklen Augen war streng, doch zugleich fand sich einen winzigen Moment lang Wärme in ihnen.
    „Denn deswegen bist du doch gekommen. Ist es nicht so, mein alter Freund?“
    Die Stimme trug eine winzige Spur von Sympathie in sich. Ansonsten ließ Saruman durch nichts erkennen, wie viele Jahre lang er und Gandalf sich bereits kannten.
    „Saruman.“ Sagte der Graue Pilger und neigte ehrerbietig seinen Kopf, so dass das Haar seine Gesichtszüge einrahmte.

    Mithrandir atmete langsam ein und aus. Sein Geist verweilte in der Vergangenheit und ihm wurde nicht bewusst, dass er Elrond erzählte und wissen ließ, was er erlebt hatte. Zu fesselnd war die Erinnerung an das, was sich in Isengart ereignet hatte.

    „Aber wir haben trotzdem noch Zeit.“ Sagte Gandalf, während er neben seinem Vertrauten herlief. Die grüne, lebendige Natur ließ ihn sich ein wenig entspannen und ruhiger werden, nach dem gnadenlosen Ritt. „Zeit genug, Sauron zu bezwingen, wenn wir schnell handeln.“Saruman fiel ihm fast ins letzte Wort, als er abrupt stehen blieb und Gandalf mit dunklen, glitzernden Augen musterte.
    „Zeit?“ fragte er ein wenig ungehalten. „Was glaubst du denn, wie viel Zeit wir noch haben?“

    Der Graue Pilger hörte die Frage unangenehm scharf in seinem Kopf widerhallen. Wie viel Zeit hatten sie noch? Wie lange blieb ihnen noch Raum zu handeln, nach dem, was er in Isengart erfahren hatte?

    „Sauron hat viel von seiner früheren Stärke wiedererlangt.“ Sagte Saruman langsam, als sie sich im Inneren Orthancs befanden. Der weise Magier in den langen Gewändern saß in einem Stuhl mit hoher Rückenlehne und reichhaltigen Verzierungen, während Gandalf, nun wieder deutlich unruhiger neben einem der Tische stehen blieb und seinen Blick über das schwer beladene Möbelstück schweifen ließ. Er hatte kaum Aufmerksamkeit für die vielen Pergamenten, kleinen Artefakte und Federkiele übrig, die verstreut an allen Ecken und Enden des Raumes zu finden waren. Ein ungutes Gefühl hatte sich in ihm ausgebreitet, doch Gandalf vermochte nicht zu sagen woher es kam.
    „Noch kann er keine körperliche Gestalt annehmen,“ fuhr Saruman mit hypnotisierender Stimme fort. „Aber sein Geist hat nichts von seiner Macht verloren. Der Herr von Mordor hält sich in seiner Festung versteckt und sieht alles. Sein Blick durchbohrt Wolken, Schatten, Erde und Fleisch.“
    Gandalf spürte wie ihn eisige Kälte ergriff, als er das Glitzern in Sarumans Augen sah. War es Schmerz, Faszination oder ein wenig von beidem, was er zu sehen glaubte?
    „Du weißt, wovon ich spreche, Gandalf.“ Fuhr Saruman beschwörend fort und hielt den Blick des Grauen Wanderers mit seinem fest. "Ein großes Auge, lidlos, umrandet von Flammen."
    Gandalf vermochte nicht sich zu lösen, konnte Sarumans Präsenz und seine Dominanz nicht abstreifen und erwiderte leise, nicht ganz sicher, ob tatsächlich sein Wille es war, der die Worte formte:
    “Ja... Sauron.“



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Elrond von Bruchtal - 26.06.2006, 17:46


    Elrond sah Gandalf abwartend an, als dessen Blick sich im Nichts verlor, und seine Stimme langsam zu erzählen begann.

    Der Blick in die Augen des anderen genügte, um dessen Erinnerungen zu sehen, zu erleben, als sei er selbst dort gewesen.

    Die Bilder die sich ihm erschlossen, waren erschütternd und beunruhigend, und doch, nicht ganz unerwartet.

    Isengart lag in Dunkelheit, weil auch Saruman von ihr erfüllt war.
    Es erfüllte Elrond mit Trauer, zu sehen, dass ein einstmals guter und weiser Istari wie Saruman dem Bösen anheim gefallen war, doch er selbst wusste besser als jeder andere, dass die wenigsten Geschöpfe davor gefeit waren.
    Sarumans Wissen und Stärke war verloren für sie, doch noch schlimmer war, dass er beides gegen sie zu verwenden wissen würde.

    Die Züge des Elbenherrn wurden ernst, jedoch nicht streng oder bitter.
    Die Dinge änderten sich schnell, in Zeiten wie diesen, und manches mal zu schnell, um von ihm vollends erfasst zu werden.

    Er nickte leicht, und wandte den Blick wieder dem Magier zu, der erneut zu sprechen begonnen hatte.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 26.06.2006, 18:04


    Mithrandirs Atem war flacher geworden und ein kurzer Schauder rann durch seinen Körper. Seine Augen jedoch schienen noch immer in diejenigen Sarumans zu blicken.

    „Er scharrt alles Böse um sich. Sehr bald schon wird er eine Streitmacht besitzen, die stark genug ist, Mittelerde anzugreifen.“
    Gandalf lauschte seinen Worten und es kostete ihn Mühe wirklich zu verstehen, was Saruman sagte. Es klang alles richtig und vertraut.
    „Du weißt das?“ entgegnete er schließlich leise und noch immer seltsam abwesend. „Woher?“
    Sarumans Augen schienen eine Spur mehr zu glänzen und sein Blick zwang Gandalf dazu, zu bleiben wo er war.
    „Ich habe es gesehen.“

    Mithrandir erinnerte sich noch deutlich daran, wie das ungute Gefühl angestiegen war. Unsicherheit und die vage Ahnung, dass etwas nicht in Ordnung war, hatten sich in ihm eingenistet, doch Jahrzehnte des Vertrauens und der Freundschaft ließen nicht zu, dass er gegen Saruman aufbegehrte.

    Der Raum mit dem sternförmigen Grundriss hatte Gandalf immer ein Gefühl des Friedens und der Harmonie vermittelt, als er ihn jetzt jedoch betrat, spürte er sein Unwohlsein zu einem Gefühl der Bedrohung werden. Auf dem Sockel in der Mitte erhob sich ein vergleichsweise kleiner Gegenstand, welcher von einem schwarzen Tuch verdeckt wurde, welches Saruman nun allerdings wegzog, während Gandalf noch sagte: „Ein Palantir ist ein gefährliches Werkzeug, Saruman!“
    „Warum?“ fragte der andere unwillig und sah Gandalf herausfordernd an. „Warum sollten wir uns scheuen, Gebrauch davon zu machen?“
    Der Graue Pilger kniff die Augen ein wenig zusammen, als er den Obersten seines Ordens reden hörte. Saruman war immer Risiken eingegangen, doch niemals solche, die so verheerend sein konnten, wie dieses hier.
    Seine Hand zuckte vor und nahm Saruman das Tuch wieder ab. Zwar widerstrebte es Gandalf, dem weisesten Istari Mittelerdes belehren zu wollen, dennoch tat er es trotzdem: „Es ist ungeklärt wo die anderen Sehenden Steine sich befinden.“ Die Stimme des Zauberers nahm an Schärfe zu. „Wir wissen nicht, wer vielleicht sonst noch zusieht!“
    Gandalf warf das Tuch wieder über den Stein, doch als er ihn berührte, spürte er wie ein eisiges Grauen sein Herz berührte, durch seinen Körper raste und das Bild eines lidlosen Auges sich in seinem Kopf formte. Hastig zog er seine Hand zurück und starrte auf den Stein, als Saruman plötzlich erneut seine Stimme erhob: „Die Zeit verrinnt schneller als du denkst.“
    Gandalf richtete seinen Blick wieder nach vorne und versuchte zu begreifen, was der Weiße damit meinte.
    „Saurons Streitmacht ist bereits unterwegs. Die Neun haben Minas Morgul verlassen.“
    Gandalf starre den Istari auf dem thronartigen Sitz entsetzt an.
    „Die Neun!“ hauchte er gelähmt vom Begreifen dessen, was gesagt worden war.
    „Sie überquerten den Fluss Isen am Mittsommerabend und haben die Gestalt von schwarzen Reitern angenommen.“
    „Sie sind im Auenland!“ wisperte Gandalf entsetzt ohne zu merken, wie Sarumans Blick an Kälte zunahm und er zum letzten Schlag ausholte, die Hoffnung des Grauen zu zerschlagen.
    „Sie werden den Ring finden und den töten, der ihn trägt!“
    „Frodo!“ flüsterte Gandalf atemlos und wirbelte herum. Er erreichte die Tür jedoch nicht mehr, da sie sich mit einem Krachen vor ihm schloss.
    Der Zauberer wandte sich ab und der nächsten zu, doch Saruman verstellte ihm jede Fluchtmöglichkeit, bis Gandalf keine Wahl mehr blieb, außer sich umzuwenden und den anderen anzusehen. Tiefes Misstrauen und Abneigung lagen jetzt in dem Blick des Grauen Pilgers.
    „Hast du in der Tat geglaubt,“ sagte Saruman mit einer Spur Herablassung in der Stimme. „Dass ein Hobbit sich gegen den Willen Saurons behaupten kann? Es gibt niemanden, der dass vermag. Gegen die Macht von Mordor ist ein Sieg ausgeschlossen. Wir müssen uns mit Ihm verbünden, Gandalf. Das wäre weise, mein Freund.“
    Die letzten Worte erschienen dem Grauen Pilger wie ein höhnisches Echo jahrelanger Freundschaft und dem tiefen Wissen, welches in Saruman ruhte.
    Enttäuschung lag in seinem Blick und durchtränkte seine Stimme, als er entgegnete: „Sag mir… Freund… seit wann gibt Saruman der Weise Wahnsinn Vorzug vor Vernunft?“

    Im nächsten Moment rann Schmerz durch seine Glieder und Mithrandir schloss kurz die Augen, um ihn hinter seinen Lidern zu verbergen.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Elrond von Bruchtal - 26.06.2006, 18:30


    Gandalfs Erinnerungen brachen ab, und ließen lediglich einen Nachhall des Schmerzes zurück, den er empfunden haben musste.

    Elrond schloss kurz die Augen, doch seine Miene verriet weder Bitterkeit, noch Schmerz. Seine Züge blieben beständig, unverändert und damit vollkommen.

    Als er die Augen wieder öffnete, blickte er Mithrandir milde an.
    "So hat sich das Schicksal Isengarts entschieden." Merkte er mit ruhiger Stimme an.

    Wärme strömte von ihm aus, die die Kälte aus den Gliedern des Grauen Wanderers trieb, und ihm das klamme Gefühl nahm.
    Das Licht, welches durch die vielen Verzierungen und Öffnungen des Raumes hereinfielen, wurde noch ein wenig heller, freundlicher, und verlieh allem, was es berührte, eine gewisse Weichheit.

    Hier, in der Wärme und Geborgenheit Bruchtals wirkte Gandalfs Erlebnis mehr wie ein unwirklicher, schlechter Traum, doch sie wussten beide, dass der Schein trog.

    Das Stille Versprechen, welches Bruchtal seinen Bewohnern gab, das Versprechen, sie fern von Chaos und Gefahr zu halten, würde gebrochen werden, wenn sich Saurons Blick auf die Zufluchtsstätte richtete.

    Es war dieser Augenblick, in welchem dem Elbenherrn bewusst wurde, dass der Ring auch hier, bei ihm, nicht sicher sein würde.

    Er schwieg nachdenklich und blickte den Magier an.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 26.06.2006, 19:08


    Mithrandir spürte wie Wärme und Freundlichkeit ihn umspülten und er schloss erneut die Augen und ließ die sanfte Berührung von Geborgenheit die Erinnerung an alles, was ihm in Isengart widerfahren war, vertreiben.

    "Sein Verrat reicht tief, Elrond. Ich sah wie die Bäume um Isengart fielen... Sie dienen nun dazu Sarumans Frevel zu begünstigen. In seinen Verliesen entsteht eine Armee von grauenhaften Wesen. Auf verdorbene magische Weise gelang es ihm Geschöpfe zu erschaffen, die die Stärke von Unholden haben, aber das Licht nicht scheuen."

    Gandalf vermied das Wort Ork wann immer es ihm möglich war, doch tat dies in Gegenwart von Elben ausschließlich.

    Er nickte. "Ja. Saruman hat sich entschieden. Wir können das nicht mehr ändern. Das einzige, was uns bleibt ist zu überlegen, was wir tun können, um die Freien Völker Mittelerdes zu schützen."



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Elrond von Bruchtal - 26.06.2006, 19:24


    Elrond von Bruchtal nahm jedes von Gandalfs Worten schweigen in sich auf, ohne rein äußerlich darauf zu reagieren.

    In seinem Inneren fühlte allerdings auch der mächtige Elbenherr Unruhe aufsteigen.
    Eine Armee, deren Verderbtheit nicht übertroffen werden konnte, und welcher das Tageslicht nichts mehr ausmachte?

    Unwillkürlich drängte sich Elrond die Frage nach der größe der Armee drauf, doch er entschied sich dagegen, diese Frage zustellen, zumal er fühlte, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde.

    Er nickte Gandalf zu.
    "Es wird Zeit..." Entgegnete er, und sein Blick schweifte nachdenklich in die Ferne. "Den Rat anderer zu hören, und gemeinsam zu entscheiden." Er sah wieder Gandalf an. "Wir werden die Abgesandten bei Beginn des Rates von diesen Entwicklungen in Kenntnis setzen."

    Ein Lächeln legte sich über sein Gesicht. "Doch zunächst solltest du dich erholen, und..." Wieder lächelte er. "Wenn ich mich recht entsinne, vermissen wir noch einige Halblinge."



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 26.06.2006, 22:26


    Mithrandirs Züge entspannten sich, als Elrond die Halblinge erwähnte und seine blauen Augen glitzerten ein wenig.
    "Wie geht es Bilbo, wo du gerade von Halblingen sprichst?" fragte er nach und bemerkte wie die Tür leise geöffnet wurde.

    Ein Elb mit langen silbrig blonden Haaren betrat den Raum. Er trug in der einen Hand einen kleinen Kelch und in der anderen eine Schüssel, aus der aromatischer Duft aufstieg. Über seinem Arm lagen kleine Leinentücher. Er nickte seinem Herren respektvoll zu, balancierte dann Mithrandirs Hut auf den Stuhl und stellte seine Last neben dem Bett ab.
    Schweigend zog er sich wieder zurück, nicht ohne jedoch gelächelt zu haben.

    Vorsichtig ergriff der Zauberer das Gefäß und seine empfindsamen Finger spürten auch hier die filigranen Gravuren in dem Kristall.
    Es handelte sich um eine andere Flüssigkeit, als diejenige zuvor, doch Mithrandir hegte keinen Zweifel daran, dass sie ihm weiteren Schlaf schenken würde.

    Während er den Kelch mit der Vorsicht eines Menschen behandelte, der Respekt vor der Schönheit empfand und wusste wie filigran diese sein konnte, sah er Elrond an.
    "Er hat hier Ruhe gefunden, nicht wahr?"



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Elrond von Bruchtal - 26.06.2006, 23:18


    Elrond nickte dem Elben zu, doch seine Aufmerksamkeit galt weiterhin Gandalf.
    Auch wenn der Istari merklich besser aussah, als bei seiner Ankunft, konnte von Erholung noch nicht die Rede sein.

    Ein Lächeln legte sich über das Gesicht des alten Elbenfürsten.

    "Ja, Bilbo hat Bruchtal erreicht. Vor einigen Wochen schon." Sein Gesicht nahm einen Ausdruck von Wärme und Milde an, als seine Gedanken sich dem alten Hobbit annahmen und er weitersprach.
    "Er hat sich dafür entschieden, seinen Lebensabend in Bruchtal zu verbringen, und seine Memoiren hier zu beginnen." Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein Lächeln voller erwartungsvoller Vorfreude über die Züge des Elben. "Ich bin gespannt, sie zu lesen."



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 26.06.2006, 23:29


    Das Lächeln auf Gandalfs Gesicht ließ seine Züge gütiger und milder erscheinen. Seine blauen Augen blickten kurz auf eine Höhle in Hobbingen zurück, die sich langsam mit immer mehr Zwergen füllte und er lauschte dem Quieken eines erschrockenen Hobbits, der sich plötzlich in der Rolle eines Meisterdiebes wiederfand.

    Gandalf lachte leise und wie es Lachen immer an sich hatte, so war auch dieses ungebunden und zeitlos.

    "In ihnen allen steckt mehr, als man zu glauben vermag. Darüber hinaus ist Bilbos Geschichte eine ganz besondere." Die Stimme des Istari war mit Zuneigung gefüllt. "Außerdem, so finde ich, ist er ein ganz passabler Poet." sagte er leise und sah zu Elrond zurück.


    ooc: Hallo? Ein ganz passabler Poet? All that is gold does not glitter...? Schon mal gelesen, Mithrandir? Das ist verneigungswürdig...!



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Elrond von Bruchtal - 26.06.2006, 23:37


    "Ja, das ist er," Pfichtete ihm Elrond zu.
    "Und ein bemerkenswerter kleiner Mann noch dazu."
    "Auch wenn ich einige Dinge etwas anders in Erinnerung habe." Er lächelte wieder - ein Lächeln, das beinahe einem Grinsen glich.

    Mit geschmeidigen Bewegungen erhob er sich wieder, und seine Gewänder raschelten leise.
    "Du wirst ihn beim Essen treffen, solltest du später Hunger verspüren." Sagte er, und seine Miene war voller Güte.
    "Oder einfach nur das Verlangen danach haben einen alten Freund wiederzusehen."



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 27.06.2006, 00:21


    Gandalf nickte langsam. "Ich würde ihn sehr gerne wiedersehen."
    Seine blauen Augen folgten den Bewegungen des Elbenherrn und Mithrandir spürte wie die Erschöpfung langsam wieder an ihm zu zupfen begann.

    Er war ein Istari, ihm war eine Hülle gegeben worden, die derjenigen der Menschen glich. Alterte sie jedoch auch langsamer, so war sie dennoch nicht unsterblich und Mithrandirs Augen hatten bereits viel gesehen.

    Sarumans Kampf hatte ihnen beiden viel abverlangt, doch aus welchen dunklen Quellen der andere nun seine Kräfte schöpfte, wünschte Gandalf nicht zu erfahren.
    Er war dankbar dafür noch immer die Berührung der Unsterblichen spüren zu dürfen und sich ihrer Schönheit nicht entzogen zu sehen. Es blieb dem Mann ein Geheimnis wie man die Dunkelheit, Schmerz und Leid dem Licht vorziehen konnte.

    Mithrandir wirkte auf einmal sehr alt, während er diesen Gedanken hegte und sein Blick streifte kurz den Kelch in seinen Händen, bevor er wieder zu Elrond sah: "Die Welt ist wieder im Wandel, aber es wird etwas geben, das bleibt. Immer ist etwas, das bleibt und ich hoffe, dass es die Erinnerung an dein Volk, mag es auch gegangen sein, sein wird." sagte er leise, während erneut Kälte durch seinen Körper lief und der Blick seiner Augen sich kurz veränderte.

    Dann jedoch kehrte sein Lächeln zurück und er fügte hinzu: "Ich sehe dich in ein paar Stunden."



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Elrond von Bruchtal - 27.06.2006, 00:21


    Elrond nickte dem Zauberer zu.
    Vielleicht wusste Gandalf tatsächlich um die Wahrheit, die in seinen Worten lag.
    Er spürte, dass es viele Elben bereits jetzt fort zog, von hier, fort in andere Gefilde, und von Cirdan wusste er, dass es die Schiffe an den Grauen Anfuhrten auf sie warten würden.

    Doch noch war der Zeitpunkt nicht gekommen und Elronds menschlicher Seite widerstrebte es zutiefst, daran zu denken, dass sie Mittelerde verlassen würde.
    Es glich einem Aufgeben dieses Landes, und obwohl das elbische Blut in seinen Adern ihm die Gleichgültigkeit schenkte, es hinzunehmen, so wie er schon Jahrtausende des Verfalls kommen und gehen gesehen hatte, fiel es seiner menschlichen Seite weniger leicht, diese Tatsache zu akzeptieren.

    Seine Entscheidung war getroffen. So lange Hoffnung bestand, und seine Hilfe benötigt wurde, würde sie gewährt bleiben.
    Doch wenn sein Volk weiter zog, würde auch er dieses Land verlassen.

    „Ich hoffe, dass mehr bleiben wird, als nur eine Erinnerung.“ Erwiderte er mit sanfter Stimme und ein ruhige Lächeln schmückte sein Gesicht, bevor er sich abwandte, und mit schwebendem Gang die Räumlichkeit verließ.



    Tbc: Gänge



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 27.06.2006, 11:43


    Gandalf lauschte dem Klang von Elronds Worten und sein Blick wurde wehmütig. Mehr als nur Erinnerungen?
    Die Menschen, so sehr sie auch liebte, waren in ihrem Sein so vielfältig und unterschiedlich wie die Blüten Mittelerdes. Einge von ihnen bewahrten die Geschichte ihrer Vorfahren, andere jedoch hatten den Blick ihrer lichten Augen nach vorne gerichtet. Neugier trieb sie voran. Neugier und der Wunsch danach nicht verweilen zu müssen. Die zeitlose Schönheit der Elben, die Vollkommenheit für sie war, empfanden die Sterblichen als wundervoll, doch sie war kein Teil ihrer Welt. Das Licht, aus dem die Elben getreten waren, welches sie immer begleitete, bedeutete für die Menschen nur einen sehr schönen Traum.

    Aus Licht und Traum.

    Mithrandirs Hände schlossen sich ein wenig fester um den Kelch, als seine Augen das lichte Bruchtal zu sehen glaubten. Seit Jahrtausenden stand es hier und für einen Lidschlag, nicht mehr als nichts in der Ermessung unsterblicher Elben wanderte Mithrandir durch seine altehrwürdigen Gänge und verspürte eine andersgeartete, nicht menschliche Zuneigung zu dem Volk der Sterne.

    Der Zauberer senkte den Blick und atmete langsam aus. Erschöpfung erinnerte ihn daran, dass es Zeit war zu ruhen und die wirbelnden Gedanken eines alten Mannes endlich schweigen zu lassen.
    Die Flüssigkeit, welche er zu sich nahm, sickerte sanft in seine Glieder und half ihm die Kälte in ihnen zurückzudrängen.
    Mithrandir wickelte sich erneut in die warmen Decken, schloss die Augen und sank in einen tiefen Schlaf.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 28.06.2006, 17:36


    Die Träume Mithrandirs waren dunkel und schwer...

    Gandalf sah den Wahnsinn in Sarumans Augen aufblitzen. Jahre des unterdrückten Misstrauens und der Missgunst färbten sie dunkler, als sie waren und Mithrandir wusste, dass ihre Freundschaft so dünn sie auch geworden war und so wenig sie den Zorn, den Saruman empfunden hatte, überdecken konnte, nun endgültig zerrissen war. Sie standen sich als Feinde gegenüber.

    Sie Macht der Valar traf Gandalf und erfasste seinen Körper wie jede sterbliche Hülle. Sie fuhr durch seine Knochen und wob unsichtbare Fesseln um ihn, so dass es Saruman möglich war ihn in einiger Höhe gegen die Wand des Raumes zu pressen und ihn hilflos nach unten sehen zu lassen.

    Als sie Fesseln verschwanden, musste Mithrandir all seine Konzentration aufbringen, um seinen Fall zu lindern und sich nicht alle Knochen zerschmettern zu lassen, als sein Körper auf dem harten Boden aufprallte. Er nutzte die gesammelte Kraft und schleuderte sie Saruman entgegen, warf ihn zu Boden, doch gewann dadurch nur Sekunden.
    Obwohl nicht ganz menschlich, so war Gandalfs Körper doch alt und nicht unsterblich. Es kostete ihn Mühe und Kraft sich nach der kurzen Auseinandersetzung wieder zu erheben, doch Saruman, durch unheilige Macht gestärkt, erholte sich weitaus schneller.

    Wieder fegte Gandalf eine Welle grauenhaft veränderter, ehemals reiner Magie entgegen, erneut erfasste sie seinen Körper, jagte Spitzen aus gefrorenem Gift durch seine Adern und ließ ihn stürzen. Der Zauberer schaffte es nicht, Sarumans Spiel Einhalt zu gebieten. Wieder und wieder prallte er auf den harten Marmorboden Orthancs und spürte seine Sinne schwinden.

    Mithrandir hob den Blick und wagte einen letzten Gegenangriff, da er wusste, sollte er verlieren, würde Saruman ein nicht zu unterschätzender Feind für all seine Vorhaben und diejenigen der tapferen Gefährten sein, die sich Sauron in den Weg stellten.

    Der Gedanke daran nicht nur dem Dunklen Herrscher trotzen zu müssen, sondern auch noch die Macht Isengarts in ihrem Rücken zu wissen, verlieh ihm das Durchhaltevermögen, welches er brauchte, um Saruman von den Beinen zu holen.

    Die Wucht des magischen Angriffs hob Saruman von den Füßen, ließ ihn gegen eine Tür prallen und sie öffnen. Einen Moment lang hoffte Gandalf, dass diese Tür nicht nur Sarumans Weg nach draußen sein könnte, doch seine Hoffnungen wurden zerschlagen, als er sich aufrichtete.

    Er war kaum mehr fähig einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der letzte Angriff hatte ihm an Kraft genommen, was in seinem Geist noch zu finden war. Schmerz verzerrte seine Züge und er wusste, dass er verloren hatte in dem Moment, in welchem sich sein Stab seinen Händen entwand.

    Saruman hatte sich wieder erhoben und seine Züge waren von Hass getränkt. Voller Abscheu und Herablassung näherte er sich Gandalf, richtete beide Stäbe auf ihn und zwang ihn auf die Knie und zu Boden.
    Mithrandir spürte deutlich wie sehr sein Rivale genoss, was er tun konnte und nahm die Worte, die Saruman an ihn richtete nur noch durch einen Schleier von Qual und Verwirrung wahr: „Ich habe dir die Möglichkeit geboten, mir freiwillig zu helfen. Doch du entscheidest dich nun für den Schmerz!“

    Gandalf schrie, als sein Körper von unsichtbaren Seilen umschlossen wurde, die tief in seine Haut schnitten und ihm die Luft zum Atmen nehmen wollten. Er spürte wie er sich von der Erde löste, in die Luft gehoben und in einer grauenhaften Geschwindigkeit der Spitze Orthancs entgegen getragen wurde. Bevor er sie jedoch erreichte, schwanden dem alten Istar die Sinne und Dunkelheit umfing ihn.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 28.06.2006, 17:37


    Gandalf erwachte von der Kälte des Windes und der Nässe des Regens. Langsam nur richtete er sich auf, kaum fähig es überhaupt zu tun. Seine Glieder waren schwer, jede Bewegung bereitete ihm Schmerz. Sein Stab und Hut waren verschwunden, das Haar zerzaust, Blut auf seiner Haut getrocknet. Der alte, zerschlissene Mantel bot ihm keinen Schutz gegen das unfreundliche Wetter und ein Blick zum Himmel half Mithrandir nicht weiter. Selbst die Wolken schienen der Meinung zu sein, dass die Sonne auf diese Stätte des Verrats nicht mehr zu scheinen brauchte. Trübes, graues Licht war der einzige Gefährte, neben Regen und Wind, den Mithrandir erhalten würde.

    Unsicher machte der Istar einen Schritt auf den Rand des Plateaus zu, stützte sich mit einer Hand an einer der Spitzen ab, die sich gegen den grauen Himmel erhoben.

    Was er sah, bewegte sein Herz und ließ es Tränen vergießen. Die alten Bäume um Isengart herum begannen zu fallen. Verdorbene, kleine Kreaturen- Unholde oder Orks genannt- begannen die alten Riesen, die lange vor ihrer Existenz dort gestanden hatten, aus der Erde zu reißen. Selbst in dieser Höhe konnte Gandalf die Bäume stöhnen hören und das Verhallen ihrer Stimmen ließ ihn kummervoll werden und den Kopf in Verzweiflung schütteln.

    Nie hatte Saruman viel Respekt vor der Natur gehegt, doch sein Fall war tief und so ging seine Respektlosigkeit nun in Frevel über.
    Schweigend glitt Gandalf an der hoch aufragenden Steinspitze neben sich herab und verbarg sich hinter ihr, damit der Wind nicht mehr ganz so kalt durch seine Kleidung fahren konnte. Er kauerte sich in dem Schatten des Bauwerks zusammen und zog den Mantel um sich. Erneut umwob Dunkelheit den Geist des erschöpften Istar.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 28.06.2006, 18:03


    Der ruhende Körper Mithrandirs begann sich unter den Erinnerungen der vergangenen Zeit zu bewegen, unruhig wandte der Istar den Kopf von einer Seite zur anderen und Hitze ließ seine Stirn und Wangen fiebrig wirken.
    Nur verschwommen spürte der alte Zauberer, dass ihm ein kühlendes Tuch auf die Stirn gepresst wurde und eine Hand sich ermutigend auf seine Schulter legte, bevor er wieder in seinen Träumen versank.

    Die Zeit verging, doch wie viel, das vermochte Mithrandir nicht zu sagen. Die Sonne und Sterne waren ihm genommen worden, so dass die Unterscheidung zwischen Tag und Nacht nicht mehr in seiner Macht lag. Der Regen kam und ging, der Wind strich sanft über seine Wangen oder zerrte wütend an seinem Gewand.

    Gandalf bewegte jedoch nur der Gedanke daran, dass der Verrat Sarumans bekannt werden musste. Welche Entscheidungen auch getroffen werden würden, der weise Elrond wusste nicht wie es um Orthanc stand und dass die Istari den größten ihres Ordens und mit ihm sein Wissen verloren hatten.

    Langsam nur hob Mithrandir den Blick, doch seine Hand war dafür umso schneller. Sie schloss sich gleichzeitig sanft und streng, aber nicht bedrohlich um das zerbrechliche Wesen, welches seinen Weg zu ihm gefunden hatte und in einer Sprache, die sein Helfer wohl, aber sonst kaum ein Bewohner Mittelerdes verstehen würde, sprach Gandalf seine Nachricht aus und ließ das kleine Insekt dann erneut in die Nacht hinaus fliegen.

    Schweigend sah er ihm nach und wünschte sich, er könne seine Gedanken ebenso frei fliegen lassen, wie das Insekt es mit seinem Sein vermochte.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 28.06.2006, 18:08


    Er hatte sich von der Kälte in seinen Gliedern noch nicht erholt, als Saruman ihn erneut aufsuchte. Gandalf ließ über sich ergehen, was er zu ertragen hatte, sein Willen jedoch blieb unbeugsam.

    Saruman verfuhr mit ihm wie er es mit einem unwilligen Ork wohl getan hätte, doch Demütigungen bedeuteten Gandalf dem Grauen nichts. Niemals hatten sie das getan.

    „Die Freundschaft Sarumans tut man nicht leichtfertig ab! Eine üble Wendung ist der anderen Wert. Es ist vorbei.“ Sagte er, während Gandalf seiner Gunst und Gnade ausgeliefert viele Meter über dem Erdboden in der Luft gefesselt von der Magie der Valar hing. „Wähle die Macht des Ringes oder wähle deinen eigenen Untergang!“Gandalf wurde mit einer herrischen Bewegung zurück auf das Plateau befördert und hob den Blick, während er vor Saruman zum Liegen kam.
    Unbeugsam blickte er den Höchsten der Istari an.

    „Es gibt nur einen Herrn des Ringes.“ Entgegnete Gandalf geschwächt, aber deutlich und von tiefer Abneigung erfüllt. „Er allein vermag, dass der Ring sich seinem Willen beugt. Und er teilt seine Macht nicht!“

    Mit diesen Worten warf sich der Istar herum und stürzte in die Tiefe. Der hohe Schrei eines Adlers gellte durch das Schwarz der finsteren Nacht und mit mächtigen Flügelschlägen trug Gwaihir, der Fürst der Adler, den Zauberer davon, während Saruman an den Rand des Plateaus trat und ihm mit brennenden Augen nachsah.

    „Dann,“ so glaubte Gandalf die Stimme seines ehemaligen Freundes hören zu können. „Wählst du den Weg des Todes.“



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 30.06.2006, 15:23


    Mithrandir spürte wie ihm erneut eine Hand auf die Schulter gelegt wurde und er hielt dieses Gefühl fest, um es sich einen Anker sein zu lassen und in die Welt des Tageslicht zurückzukehren.

    Er schlug langsam die Augen auf und atmete aus. Neben ihm saß ein hochgewachsener Elb mit schneeweißen Haaren und einem milden Lächeln auf den alterslosen Zügen. Seine Hand war es, die auf seiner Schulter ruhte.

    "Freund Mithrandir, mir erschien es, Ihr solltet nicht alleine sein. So verzeiht mein Eindringen in Eure Unterkunft."

    "Uilos," sagte Gandalf und lächelte, als er den Elb erkannte. "Dies ist Euer Heim und nur manchmal das meinige. Weshalb sollte ich Euch also, noch dazu mit solch heller Absicht verweigern einzutreten?"

    Uilos lächelte ein wenig mehr. "Eure Worte klingen nach dem Grauen Pilger. Ein wenig schmuckvoll erscheinen sie mir... Spracht Ihr zu jemandem, der Eurer Ehre würdig war?"

    "Er war es einst und wird es nicht wieder sein."

    Uilos berührte nachdenklich das Tuch auf Mithrandirs Stirn und tränkte es erneut mit Flüssigkeit.
    "Euer Schlaf war schwer, Grauer Pilger. Ich fürchtete, Ihr wäret erkrankt."

    "Nein, nur die Träume waren dunkel."

    "So werdet Ihr uns die Freude erweisen, an der Tafel teilzunehmen?"
    "Die Ehre, welche Ihr mir zukommen lasst, werde ich nichgt ablehnen. Meine Kräfte sind noch wenig, doch der Wunsch danach alte Freunde zu sehen und Eure Sorgen zu lindern lässt mich die Kälte vergessen."

    Uilos graue Augen schimmerten sacht und voller Zuneigung.
    Seine Hand klopfte sachte auf die Decke.
    "Lasst Euch Zeit, Mithrandir. Ich werde Euch holen, wenn angerichtet ist."

    Er erhob sich. "Eure Kleidung steht für Euch bereit. Ich habe getan, was ich vermochte, um sie in Eurem Sinne gestalten zu lassen, mein Freund."

    Gandalf lächelte flüchtig. Uilos tat es ihm gleich.
    "Ich werde Euch holen." wiederholte er und verließ den Raum.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 30.06.2006, 16:18


    Mithrandir fiel erneut für eine kurze Zeit in einen leichten Schlaf, der ihm dieses Mal keine Träume brachte, sondern nur die Ahnung von Licht und Wärme. So blieb er, nachdem er die Augen geöffnet hatte, noch eine Weile liegen und betrachtete das Spiel der Sonnenstrahlen an der Decke, bevor er sich langsam erhob.

    Auf einem Stuhl lagen säuberlichst gefaltet seine grauen Gewänder und Gandalfs Lächeln war eher gutmütig, als missbilligend zu nennen, als er die Feinheit des Stoffes bemerkte. Wie sollte er Elben vorschreiben, etwas nicht schön zu gestalten? Das würde dem lichten Volk nicht verständlich gemacht werden können.

    Mithrandir trat zu der Waschschüssel, in der neues Wasser zu finden war und spritzte sich ein wenig davon auf die Züge. Es erfrischte und klärte seinen Geist.

    Gandalf streifte Hose und Tunika über und zog das Untergewand darüber, Es war aus hellem, silbriggrauem Stoff und leicht in seiner Beschaffenheit. Die Ärmel reichten ein Stück über seine Handgelenke und an Säumen erkannte er unauffällige Verzierungen in Form von Linienmustern. Er schüttelte lächelnd den Kopf.
    Über das Untergewand kam das eigentliche, ein wenig schwerer in seinem Stoff und von der Farbe dunkler. Das Untergewand schaute darunter hervor, so dass die Verzierungen deutlich zu sehen waren. Die Kapuze war ebenfalls an ihren Rändern eingefasst, doch selbstredend ließ Mithrandir sie zurückgeschlagen. Da er Glamdring nicht zu gürten brauchte, ersetzte Gandalf seinen Gürtel, durch die silbrige, gedrehte Kordel, die zu seinem Gewand gelegt worden war. Er griff zu einer alten Spange, die aber immer noch deutlich zu erkennen elbischer Machart war und nahm vorsichtig einige der grauen Strähnen aus dem Gesicht, um sie am Hinterkopf zusammenzubinden.

    Der Graue Pilger sah schweigend zu seinem Stab, der an der Wand lehnte, schritt darauf zu und ergriff ihn. Es war ein angenehmes Gefühl ihn wieder bei sich zu wissen. Mithrandir löste vorsichtig den Kristall aus der Halterung und legte ihn auf den Nachttisch. Hier würde er nicht von Nöten sein. Auf diese Weise gerüstet trat er zu den torartigen Fenstern, hob sanft eines der Tücher an und ließ seinen Blick über Imladris schweifen.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 01.07.2006, 09:09


    Mithrandir spürte nicht wie die Zeit verging. Viele Sterbliche, die in Bruchtal gewesen waren, erzählten von solchen Vorkommnissen, doch Gandalf, der das Letzte Heimische Haus schon oft besucht hatte wusste, dass dem nicht so war. Die Zeit schritt auch an diesem Ort fort.

    Ein Windhauch streifte seine Wange und Gandalf fühlte die Kälte von Sarumans Ablehnung in sich aufsteigen, doch bevor sie es vollständig tun konnte, legte ihm jemand einen Hausumhang über die Schultern und Mithrandir brauchte sich nicht umzuwenden, um zu wissen, dass es Uilos war.

    Das Kleidungsstück glich keinem Reiseumhang, sondern reichte nicht über die Kniekehlen hinaus. Ähnlich einem Poncho der Waldläufer erlaubte es einem durch seinen Schnitt Armfreiheit und wirkte dank der elbischen Machart elegant, schlang man die beiden vorderen der drei Stoffteile, aus denen es gemacht war über die Schultern.

    "Ihr braucht heute Abend keine Kälte zu spüren, Mithrandir." sagte Uilos und lächelte.
    Gandalf erwiderte nichts, lächelte allerdings ebenfalls.
    Er spürte wie seine innere Ruhe zurückkehrte und die blauen Augen erneut zu leuchten begannen. Bald schon würde er wieder bei Kräften sein und damit fortfahren Sauron Widerstand zu leisten wo es möglich war.



    Re: Gemächer von Gandalf dem Grauen.

    Gandalf der Graue - 01.07.2006, 13:46


    "Erweist mir die Ehre, Euch führen zu dürfen." sagte der Elb freundlich und Mithrandir nickte langsam.
    Mit einem letzten Blick über Imladris wandte er sich ab, gestreift von einem kühlen Lufthauch.

    Seine Bewegungen waren langsam, aber sie gewannen an Entschlossenheit zurück. Ihnen würde in kurzer Zeit wieder die Kraft innewohnen, die man vom Grauen Pilger gewohnt war.

    Uilos passte seinen Gang ohne ein Wort an den Mithrandirs an und es wirkte natürlich und gerade so, als ob der Elb sich keine andere Geschwindigkeit vorstellen konnte.

    Gandalf lächelte in sich hinein und trat durch die von Uilos geöffnete Tür.

    tbc: Korridore



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