Das Feuer des Seth

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    Re: Das Feuer des Seth

    Aki_Hattu - 24.06.2006, 20:41

    Das Feuer des Seth
    Ok, mein erster Beitrag hier!^^
    Bei meiner Story geht es nicht um The Rasmus, sondern sie spielt im alten Ägypten. Es ist reine Fantasie und beruht auch nicht auf historischen Tatsachen. Ich hab nur bei der Kultur der alten Ägypter verucht mich an die Fakten zu halten. Es geht hauptsächlich um den Krieg zwischen Ägypten und Nubien, das sich versucht, gegen die Unterdrückung der Ägypter zu wehren.
    Ich würde mich über konstruktive Kritik freuen!^^
    Ok, dann viel Spaß!^^


    1. Kapitel: Die Entscheidung der Götter

    Semenchkare rannte durch die Straßen Thebens. In Gedanken versunken achtete er nicht darauf, wo er hinlief, doch das war auch nicht nötig, da seine Füße diesen Weg schon tausendmal gegangen waren. Sein Herz war schon längst im Tempel des Horus, als dieser endlich in sein Blickfeld kam. Es hieß, seine Mauern würden bis in den Himmel reichen und wer sie berühre, würde von göttlichem Schutz erfüllt sein. Sein Vater hatte diesen großartigen Tempel in seinen ersten Regierungsjahren bauen lassen, in der Hoffnung, Horus würde ihn auf seinen Feldzügen gegen Nubien unterstützen.
    Semenchkare hielt vor dem großen, von zwei Obelisken gesäumten Tor und blickte besorgt zum Himmel. Ras Strahlen brannten unbarmherzig auf Kemet herab und der Boden zu seinen Füßen schien zu glühen. Diese lange Dürre machte dem Volk des Landes schwer zu schaffen. Noch dazu war die letzte Überschwemmung des Nils spärlich ausgefallen. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten waren Ägyptens Getreidespeicher leer, und die Menschen wussten nicht, wie lange sie noch mit den wenigen Vorräten überleben konnten. Langsam aber sicher sank das Ansehen des Pharaos. Er war dafür verantwortlich, das Gleichgewicht zwischen Göttern und Menschen zu erhalten und jetzt musste er einen schwerwiegenden Fehler begangen haben. Die Götter sendeten deshalb diese gnadenlose Hitze, die das Land austrocknete, und Ägypten an den Bettelstab brachte. Denn nun blieb nichts anderes übrig, als von den Nachbarländern Lebensmittel teuer zu erkaufen.
    Langsam und würdevoll schritt Semenchkare durch das Tor und gelangte in einen weiträumigen Hof, der von einer doppelten Säulenreihe und Statuen des Pharaos, seines Vaters, umgeben war. An diesem Ort konnte das Volk der Gottheit begegnen, doch danach endete der Bereich in den gewöhnliche Menschen eintreten durften. Zu diesen zählte auch Semenchkare, selbst dann noch, als sein Vater ihn zum Regenten ernannt hatte. So blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten. Er setzte sich in den Schatten einer Säule und ließ seine Gedanken schweifen.
    Ein großer Krieg stand bevor, von dem das Schicksal des geliebten Landes abhing. Menenptah, ein mächtiger Heerführer, hatte es geschafft, die kriegerischen Stämme Nubiens unter einem Banner zu vereinen. Waren sie früher nur ein chaotischer Haufen und kaum gefährlich, so war ein Bündnis schwer zu besiegen.
    Doch um den Aufruhr zu unterdrücken musste Ägyptens Heer in den Kampf ziehen. Falls es verlieren sollte, hätte das die Unterjochung des Volkes zur Folge, aber, und bei diesem Gedanken schlug Semenchkare mit der Faust in den heißen, staubigen Boden, sie würden nicht verlieren! Noch war Ägypten noch nicht ganz am Ende, der Kampfgeist der Soldaten war noch groß genug um einen Aufstand niederzuwerfen. Sie warteten nur auf den Befehl des Pharaos.
    Semenchkare wusste, dass sein Vater Angst hatte, eine falsche Entscheidung zu treffen. Er hatte Angst, sein Land in die Vernichtung zu treiben. In Gedanken versunken sah Semenchkare erst auf, als ein Schatten Ras Licht verdunkelte.
    Er sah Pharao Amenhor in all seiner Pracht und Würde vor ihm stehen. Semenchkare sprang auf und verneigte sich demütig. Sein Vater war fast um einen halben Kopf kleiner als er, trotzdem war er eine eindrucksvolle Person.
    Er hatte ein fein geschnittenes Gesicht, schmale Lippen, eine lange, spitze Nase und dichtes schwarzes Haar. Seine Augenbrauen waren elegant geschwungen und vermittelten den Eindruck von Strenge. In seinen durchdringenden grünen Augen konnte man das Feuer fühlen, das in ihm brannte.
    Amenhor trug ein blau-gold gestreiftes Nemes-Kopftuch. Goldene Armreife zierten seine Oberarme und Handgelenke und auf seiner Brust lag ein goldener Halskragen, der mit Lapislazuli, Karneol und Türkisen verziert war, das Gegengewicht dazu fiel ihm weit über den Rücken und bestand aus einem grünen Smaragd. Der weiße Schurz reichte ihm bis zu den Knien und war in vornehme Falten gelegt. Die Sandalen an seinen Füßen machten das Bild perfekt. Doch diese Pracht war nicht entscheidend für Amenhors würdevolles Auftreten. Es war seine fast greifbare Aura von Macht, die ihn umgab und selbst den stolzesten Gauherren in die Knie zwang und Ägyptens Feinde zittern ließ.
    Ungeduldig erlaubte Amenhor seinem Sohn sich zu erheben. Als Semenchkare aufblickte, sah er mit Schrecken das von Sorgen verdunkelte Gesicht des Pharaos. Doch noch bevor er eine Frage stellen konnte, hob Amenhor Einhalt gebietend seine Hand. Auf einen Wink seines Vaters hin, folgte er ihm aus dem Tempel hinaus. Sobald sie die Schatten spendenden Mauern verließen, strich ein heißer Luftzug über sie hinweg, der den Sand zu ihren Füßen aufwirbelte.
    Amenhor führte ihn zu einer kleinen Anhöhe von der aus man den Nil und einen kleinen Teil Thebens überblicken konnte. Er bedeutete seinem Sohn sich umzusehen und Semenchkare ließ seinen Blick über die Umgebung wandern. Was er sah, erschreckte ihn. In der Ferne sah er Felder, die kahl und trocken in der Hitze schmorten. Kein einziger Bauer war darauf zu sehen, da nichts wuchs und sie zu Müßiggang verurteilt waren. Das einstmals grüne Ostufer hatte sich in eine braune Fläche verwandelt. Der Fluss schlängelte sich trübe dahin und verströmte einen unangenehmen Geruch.
    Es roch nach Tod.
    Kemet lag im Sterben.
    Semenchkare fröstelte trotz der Hitze. Er wandte sich um und sah in das traurige Gesicht seines Vaters. Mit leiser Stimme fing Amenhor an zu reden:
    „Letztes Jahr blieben die Überschwemmungen aus und dieses Jahr sind sie so niedrig, dass sie die Felder nicht befeuchten können. Das Nilwasser ist verschmutzt und die Menschen werden krank davon, aber sie müssen es trotzdem trinken, da sie nichts anderes haben und ich ihnen nichts geben kann. Sogar der Pharao und seine Familie haben kein genießbares Wasser mehr“, er schüttelte traurig den Kopf, „Das Volk macht mich dafür verantwortlich. Und es hat Recht, denn ich habe versagt. Die Götter sind unzufrieden mit mir und sie schicken Ägypten die schlimmste aller Strafen. Das Land vertrocknet unter Ras tödlichen Strahlen.
    Die nubischen Stammherren haben nur auf diese Schwäche gewartet. Sie rüsten zum Krieg“
    Semenchkare unterbrach ihn stürmisch:
    „ Ja und wir werden ihnen zeigen, wer der Stärkere ist! Wir werden über sie hinwegfegen wie ein Sandsturm. Danach werden sie einsehen, dass sie nur Staub unter deinen Füßen sind!“
    Seine Augen glänzten siegesbewusst, doch Amenhor hob nur müde die Hand: „Hör mir zu, mein Sohn: Du sagst, sie sind wie Staub unter meinen Füßen? Ja, vielleicht sind sie das, denn ich bin göttlich, ich bin Horus auf Erden. Aber Kemet ist nicht mehr so stark, wie es einst war. Die lange Dürre hat uns geschwächt. Wir werden einem Angriff nicht lange standhalten können. Die einzige Möglichkeit, die uns noch bleibt, ist ein Überraschungsangriff, den wir sofort führen müssten“
    „Und worauf wartest du dann noch? Uns bleibt kaum noch Zeit!“, lauernd sah Semenchkare in seine Augen und hoffte, dass sein Verdacht sich nicht bestätigte.
    „Ich kann keinen Angriff führen, solange Horus dem nicht zugestimmt hat. Ägypten darf diesen Krieg nicht verlieren!“
    Die Wut kochte in Semenchkare hoch und es kostete ihn einige Mühe, sie zu unterdrücken.
    „Sage mir, Vater, bist du der Pharao, oder bist du es nicht? Dein Wort ist heilig, was interessiert es dich also, ob den Göttern deine Entscheidungen gefallen, oder nicht?“
    „Schweig!“, sagte sein Vater aufgebracht, „Welcher böse Geist legte dir solche Worte in den Mund? Du sprichst wie ein unerfahrener Jüngling, der noch die Kindheitslocke trägt! Der Pharao muss das Gleichgewicht zwischen den Göttern und dem Volk wahren, sonst wird Ägypten untergehen. Nur wenn Maat herrscht, kann es Frieden und Wohlstand geben. Das zu gewährleisten ist die Aufgabe des Pharaos und nur das! Solange du das nicht begreifst, wirst du nicht in der Lage sein, über ein Land zu herrschen!“
    Missgestimmt schritt Amenhor davon, zurück in Richtung Stadt.
    Semenchkare blieb verwirrt allein zurück.
    Wie kam sein Vater nur dazu, ihn so zu demütigen? Obwohl er doch alles tat, um ihn zufrieden zu stellen, hörte er nie auch nur ein Wort des Lobes. Er war die Zeit der ewigen Prüfungen allmählich Leid.
    Vor seinen Füßen schlängelte sich eine Schlange durch den Sand und zog eine gewellte Spur hinter sich her. Sein Blick folgte ihr, bis sie hinter einem Felsen verschwand.

    ~~ ☼ ~~

    Menenptah stand auf und die Stammführer Nubiens verstummten. Erpicht seine Entscheidung zu hören, sahen sie zu dem kleinen Podest, auf dem er stand. Ein Lächeln umspielte die Lippen des Heerführers Nubiens.
    Der große Tag war endlich gekommen! Nach den Jahren der Mühen, wurde seine Entschlossenheit belohnt. Jetzt konnte ihn niemand mehr auf seinem Weg zur Doppelkrone aufhalten.
    Unter dem Vorwand, dass er Nubien seine Freiheit schenken würde, wenn er erst Pharao war, hatte er unter den Menschen dort den Aufruhr geschürt. Zuerst war er auf einigen Widerstand gestoßen, und er musste lange Reden führen um sein Ziel zu erreichen. Als er schon die Hoffnung aufgegeben hatte, brachte ihm sein Spion endlich die erhoffte Nachricht aus Ägypten: Die Überschwemmungen waren ausgeblieben und das Volk fing an gegen den Pharao zu murren. Das Land war stark geschwächt und konnte den wilden Kriegern Nubiens kaum noch etwas entgegensetzen. Menenptah würde sich des Pharaonenthrons bemächtigen und dank seiner treuen Verbündeten die ganze Welt erobern.
    So lange hatte er auf dieses Ziel hingearbeitet und jetzt rückte es endlich in greifbare Nähe.
    „Meine Freunde, Ägyptens Untergang hat in dieser Minute begonnen! Wir werden morgen aufbrechen, noch bevor Res Strahlen die Erde berühren. Der Sieg wird unserer sein!“
    Seine nächsten Worte gingen im johlenden Applaus seiner Anhänger unter. Befriedigt setze er sich wieder und lies seinen Blick in die Ferne schweifen.

    ~~ ☼~~

    Panebi, der königliche Schreiber, rannte durch die Gänge des Palastes und kam erst in der Amtsstube des Pharaos zum Stehen. Völlig außer Atem schaffte er eine halbwegs korrekte Verbeugung. Belustigt betrachtete Amenhor den jungen Mann, den er erst vor kurzem in sein Amt erhoben hatte.
    „Was könnte so dringlich sein, dass du dich fast zu Tode eilst?“, fragte er amüsiert, doch als Panebi den Kopf hob, erstarb das Lächeln auf den Lippen Amenhors. In den Augen des Höflings stand die nackte Angst geschrieben.
    „Majestät … die Späher melden ein großes Heer … es marschiert Richtung Ägypten!“, sagte er mit zitternder Stimme.
    Ruhig stand der Pharao auf.
    „Das habe ich erwartet, Nubien greift an!“
    „Wollt ihr nicht die Truppen bereitmachen?“
    „Schicke den Hohepriester des Horus zu mir, Panebi, er weiß besser, was zu tun ist!“
    Panebi nickte und verließ den Raum. Er lief erneut durch den Palast, bis er einen jungen Priester fand.
    „Bitte lauf zum Tempel und sage dem Hohepriester des Horus, er soll sich sofort beim Pharao einfinden!“, rief er ihm schon von weitem, mit beiden Händen wedelnd zu.
    Der Angesprochene blieb stehen und betrachtete Panebi kritisch, bis dieser vor ihm stand.
    „Was erdreistest du dich, mir Befehle zu erteilen? Und welche Angelegenheit sollte so wichtig sein, dass sie es wert ist, dass ich den Hohepriester damit behellige?“
    „Ich bin der königliche Schreiber!“, fauchte Panebi zurück, „du tust also besser was ich dir sage! Und wenn du den Grund erfahren willst, dann frag doch den Pharao, falls er bereit ist, Gesindel wie dich zu empfangen!“
    Verdutzt lief der Priester aus dem Palast in Richtung des Tempels. Panebi wollte schon weitergehen, als eine Hand wie aus dem Nichts kam, ihn am Oberarm packte und grob an die Wand drückte.
    „Was will mein Vater vom Hohepriester?“, zischte Semenchkares Stimme an seinem Ohr.
    Als Panebi keinen Mucks von sich gab, zog der Sohn des Pharaos ihn am Kragen seines Gewandes ein Stück hoch und sah ihm fest in die Augen.
    „Na los, sprich, oder es wird dir schlecht ergehen!“
    Der junge Schreiber erwiderte seinen Blick ungerührt und blieb weiterhin still.

    „Ich wähle die Besetzungen meiner hohen Ämter gut aus, das solltest du wissen!“
    Semenchkare wandte seinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam und sah erbost in das Gesicht seines Vaters.
    „Lass ihn los!“, befahl dieser ruhig und trat einige Schritte näher. Eine unerreichbare Energie ging von ihm aus, der sich Semenchkare nicht widersetzen konnte. Er löste seine Hände vom Gewand des Schreibers und trat einige Schritte zurück. Mit einem Kopfnicken bedeutete Amenhor Panebi, dass er gehen sollte. Dieser strich seinen Kragen glatt, warf Semenchkare einen triumphierenden Blick zu und hastete weiter.

    Als der Pharao mit seinem Sohn alleine war, ging er zurück in seine Amtsstube. Semenchkare folgte ihm, blieb aber im Türrahmen stehen und verschränkte die Arme.
    „Du benimmst dich wie ein kleines Kind, das trotzig versucht seinen Willen durchzusetzen. Aber das ist der falsche Weg, wann wirst du das endlich verstehen?“ Amenhor sah seinen Sohn kalt an und Semenchkare konnte die Enttäuschung in dessen Stimme fast fühlen. Verzweifelt versuchte er sich zu rechtfertigen:
    „Du schließt mich aus all deinen Entscheidungen aus und lässt mich überhaupt keinen Anteil an Kemets Regierung nehmen! Wieso hast du mich eigentlich zum Regenten ernannt?!“ Ungewollt schwang Zorn in seiner Stimme mit.
    Doch der Pharao blieb weiterhin ruhig.
    „ Ich ernannte dich zum Regenten, in der Hoffnung, du würdest die Bedeutung, die den Pharaonen zukommt endlich verstehen. Es geht nicht darum, Land zu erobern, sondern darum, das Volk glücklich zu machen und Ägyptens Wohlstand zu sichern und zu erhalten.“
    „Und wenn ein Pharao trotzdem auszieht und Land erobert?“, fragte Semenchkare inzwischen wieder etwas beruhigt.
    „Dann hat er den Weg der Maat verlassen und stürzt Ägypten in ewig währende Finsternis. Ich hoffe nicht, dass du diesen Weg einst gehen wirst!“
    „ Wie soll ich nach den Gesetzen der Maat handeln, wenn ich sie nicht kenne? Ich dachte, ich soll lernen, aber ich benötige auch den entsprechenden Lernstoff dafür.“
    Da verstand Amenhor, dass Semenchkare seinen Glauben an die Götter nie teilen würde. Bekümmert fragte er sich, wohin sein Sohn das Land führen würde, wenn er seine Reise in den Westen angetreten hatte. Von diesen Gedanken spiegelte sich keiner auf seinem Gesicht wider.

    Der Pharao reckte das Kinn und wieder wirkte er unermesslich erhaben.
    „Jetzt setz dich und lass Horus’ Hohepriester eintreten!“, befahl er mit kühler Stimme.
    Semenchkare machte widerwillig Platz und lies sich auf einem Stuhl nieder.
    Der Hohepriester des Horus war ein beleibter Mann, der schon seit vielen Jahren sein Amt innehatte. Er stütze sich auf einen Stock und verbeugte sich umständlich vor dem Pharao.
    „Was hat dir Horus offenbart?“, fragte dieser ohne Umschweife.
    „Wir haben alle nötigen Zeremonien abgehalten, Majestät, und seine Antwort war eindeutig! Der große Gott spricht sich ganz vehement gegen einen Krieg aus.“
    „Bist du dir vollkommen sicher?“
    „Vollkommen!“
    „Ich danke dir, dass du dich herbemüht hast!
    Der Hohepriester verbeugte sich erneut und verließ, sich schwer auf seinen Stock stützend, den Raum.
    „Was willst du jetzt tun?“, fragte Semenchkare sofort und sprang auf.
    Der König musterte seinen Sohn eine Weile nachdenklich. Schließlich sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete:
    „Folge mir!“,
    und schritt aus dem Raum. Semenchkare lief ihm erregt nach. „Was hast du vor?!“, fragte er mit vor Ungeduld leicht erhobener Stimme.
    „Ich werde dich zum Oberbefehlshaber der Einheit des Seth machen.“
    Das war eine der vier Einheiten, in die die ägyptische Armee gegliedert war. Jede Einheit unterstand einem erfahrenen Krieger, der seine verantwortungsvolle Aufgabe gewissenhaft erledigte.
    Semenchkare blieb nach dieser Auskunft jedoch ungläubig stehen.
    „Und…was muss ich dafür tun?“, fragte er schließlich zögernd.
    „Überleben, und jetzt komm!“, Amenhor packte ihn am Oberarm und schob ihn gereizt vor sich her. Unbeholfen stolperte Semenchkare seinem Vater voran zu dem erst kürzlich erbauten Seth-Heiligtum in Theben. Dort stoppte Amenhor abrupt.
    „Jetzt betrete das Allerheiligste und stelle dich dem Feuer Seths! Wenn du das überlebst, sehe ich dich als würdig an, eine so wichtige Aufgabe zu übernehmen!“
    Semenchkare warf ihm einen beunruhigten Blick zu.
    „Aber … das wird mich töten…. niemand kann Seths Zorn widerstehen!“, stieß er aufgebracht hervor.
    „Ich habe ihm widerstanden, noch bevor ich Pharao wurde. Jetzt beweise mir, dass du den Mut und die Kraft hast, gegen Seth anzutreten.“
    Amenhor legte seinem Sohn kurz eine Hand auf die Schulter. Unwillkürlich überkam ihm tiefes Mitleid mit Semenchkare. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er Seth vor langen Jahren gegenüberstand. Niemand konnte wissen, was ihn erwartete, bevor er sich dieser Prüfung nicht unterzogen hatte. Doch Amenhor schickte seinen Sohn nicht leichtsinnig in den Tod. Wenn Semenchkare seine Angst überwinden konnte, war er stark genug.
    Er nahm die Hand von Semenchkares Schulter und trat ein paar Schritte zurück.

    ~~ ☼~~







    Aus stumpfen Augen blickte der Mann zu Jaksamu auf. Aus seinem abgetrennten Hals sprudelte der rote Lebenssaft in Strömen heraus.
    Blut durchtränkte das weiße Priestergewand.
    Blut färbte den Sand rot.
    Blut tropfte von Jaksamus Händen, noch bevor es gerinnen konnte.
    Er sah in die blicklosen Augen. Lange stand er da und starrte diese Augen an, deren Glanz er gebrochen hatte. Dann umspielte ein sanftes, fast zärtliches Lächeln seine Lippen.
    Als er einen heftigen Stoß in die Seite bekam, stolperte er ein paar Schritte zur Seite. Es war Menenptah, der ihn geschubst hatte. Jetzt hob der Heerführer Nubiens den Kopf des Priesters auf und drehte sich um. Hinter ihm und Jaksamu, der zur Vorhut gehörte, hatte sich das gesamte Heer versammelt. Menenptah stieß die Hand mit dem Kopf hoch in die Luft, damit ihn jeder sehen konnte. Die wilden Krieger, die vor Blutgier zitterten, brachen in johlenden Applaus aus. Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, rief Menenptah mit gebieterischer Stimme:
    „Seht, was ich in der Hand halte! Dies ist der erste Ägypter, der für seine Untaten büßen musste! Er war der Erste, der seinen Kopf verlor! Tausende, Hunderttausende werden noch folgen! Die Zeit Pharao Amenhors ist zu Ende! Die Zeit Nubiens beginnt! Lasst uns den Ägyptern zeigen, wie schwach sie sind!!“
    Lautes Kampfgebrüll antwortete ihm. Die Soldaten schlugen mit ihren Speeren an die Schilde und stampften begeistert mit den Füßen in den Sand. Eine Staubwolke wirbelte um sie herum nach oben, und zerstreute sich langsam wieder.
    Menenptah lächelte zufrieden. Die Ägypter wussten nicht, was auf sie zukam. Schon allein der Anblick der kampfeslustigen Menschen aus Nubien, jagte den meisten ägyptischen Soldaten Angst ein. Doch genauso wild, wie sie aussahen kämpften die Nubier auch. Sie töteten alles und jeden, der ihnen im Weg stand und waren nicht aufzuhalten.
    Nein, es konnte nicht mehr lange dauern und Menenptah würde auf dem Thron Ägyptens sitzen. Der Sieg war ihm gewiss. Schon jetzt konnte er förmlich das Gewicht der Doppelkrone auf seinem Haupt spüren. Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde breiter, bis es sich zu einem irren Grinsen steigerte.
    Menenptah ließ den abgetrennten Kopf zu Boden fallen. Er zog sein Schwert aus der Scheide und schlug ihn mit einem Hieb in zwei Teile.
    Der Sand auf dem er stand war von Blut durchtränkt, und klebte ihm an den Sandalen.
    Sorgfältig wischte er sein Schwert an dem Gewand des Toten ab, und steckte es lachend wieder in die Scheide zurück.
    Er sah nach oben und sah einen Falken, der majestätisch über ihnen seine Kreise zog. Menenptah hörte seinen klagenden Schrei, dann flog er nach Norden und verschwand.


    ~~ ☼ ~~









    Semenchkare wandelte durch vollkommene Dunkelheit. Er wusste nur, dass der Weg leicht bergab ging. In der Legende hieß es, er würde bis in die Tiefen der Unterwelt führen, wo das Sethtier wartete, um die Schwachen zu verschlingen. Bei diesen Gedanken lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken und seine Schritte wurden immer zaghafter. Die Stille, die ihn umgab, war so vollendet, dass ihm sein eigener Atem vorkam, wie das Rauschen des Nils während der Überschwemmung.
    Semenchkare blieb stehen und warf unruhig einen Blick über seine Schulter nach hinten. Er hatte das Gefühl, die Wände des Ganges würden immer näher kommen bis sie ihn gnadenlos einschlössen. Panik drohte von ihm Besitz zu ergreifen.
    Da tauchte das Geicht seines Vaters vor ihm in der Dunkelheit auf und er glaubte seine Stimme zu hören:

    „Ich habe ihm widerstanden, noch bevor ich Pharao wurde. Jetzt beweise mir, dass du den Mut und die Kraft hast, gegen Seth anzutreten.“

    Die Erscheinung verschwand und Semenchkare begriff, dass sie nur ein Trugbild war, das sein Unterbewusstsein in seiner Angst beschworen hatte. Doch sie gab ihm neue Hoffnung. Energisch unterdrückte er die aufkeimende Panik und ging mit entschlossenen Schritten weiter.
    Der Gang machte einen scharfen Knick, den er allerdings erst bemerkte, als er mit voller Wucht gegen die Wand prallte. Er schürfte sich an den rauen, unbehauenen Felsen die Stirn auf und geriet ins Stolpern. Wild mit den Armen rudernd, um sein Gleichgewicht wieder zu finden, stürzte er schließlich zu Boden.
    Sein Kopf schlug mit solcher Wucht auf dem Boden auf, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Semenchkare blieb ein paar Minuten regungslos liegen. Als der Schmerz etwas nachgelassen hatte, setzte er sich leise stöhnend auf und öffnete die Augen.
    Da fing seine Herz an vor Erleichterung zu jubeln und zu tanzen. Vor ihm war der Gang mit Fackeln erhellt, die in goldenen Haltern an der Wand hingen.
    Der Fels war nicht mehr unbearbeitet, sondern wurde von farbenfrohen Wandmalereien geschmückt. Semenchkare konnte Bildnisse eines Pharaos sehen, der Seth opferte, während die Göttin Nephtys schützend eine Hand über sein Haupt hielt.
    Der Boden zu Semenchkares Füßen war mit roten Fließen bedeckt, die in gleichmäßigen Abständen von Schwarzen umrandet wurden. Während er sie betrachtete hatte er das Gefühl auf einem riesigen Senet-Spielbrett zu stehen.
    Sein Blick folgte dem Verlauf des Ganges, doch er war so lang, dass er sein Ende nicht erkennen konnte. Er drehte sich um und fixierte den Weg, den er gekommen war.
    Noch konnte er umkehren.
    Er konnte ganz leicht der Gefahr entfliehen, er musste nur zurück zum Ausgang gehen.
    Niemand würde ihm Vorwürfe machen.
    Für einen Moment geriet Semenchkare ernsthaft in die Versuchung, doch dann tauchte abermals das Gesicht seines Vaters vor ihm auf. Die Vorstellung Amenhor zu enttäuschen, bereitete Semenchkare fast körperliche Schmerzen. Er riss sich zusammen und trat in den vom Licht vieler Fackeln erhellten Gang ein.



    Es schien ihm, als liefe er eine Ewigkeit, bis er am Ende des Ganges den Umriss einer Gestalt ausmachen konnte.
    Unwillkürlich verlangsamten sich seine Schritte. Angst stieg wieder in ihm auf. Gleich würde er einer Gottheit gegenüberstehen, durch welche schon viele mutige Männer vor ihm den Tod gefunden hatten. Wie konnte er glauben, er hätte auch nur die geringste Chance zu überleben?

    Semenchkare blieb vor Seth stehen und hob langsam den Blick. Die Statue war nur etwa einen Kopf größer als er und bestand aus schwarzem Basalt, auf dem sich der Schein der Fackeln widerspiegelte.
    Das linke Bein der Statue war in Schrittstellung nach vorne geschoben und in einer Hand hielt sie das Was-Szepter, einen langen Stab, der oben in einem Schakalkopf endete.
    Semenchkare legte den Kopf in den Nacken und sah Seth in die Augen. Seine Selbstzweifel schlugen wie eine Welle über ihm zusammen, während er mit wachsender Verzweiflung in diese steinernen Augen starrte.
    Zuerst geschah gar nichts. Doch dann schienen sie seinen Blick zu erwidern. In ihnen begann ein Feuer zu brennen, dass so heiß wurde, dass es Semenchkares Haut zu versengen drohte. Er wollte wegsehen, gar zurücktreten, doch er konnte sich nicht rühren. Unbeweglich stand er da, als wären seine Glieder zu Stein geworden. Dafür schienen sich seine Sinne zu schärfen.
    Er hörte das Fauchen wütender Flammen.
    Ihm stieg der Geruch von brennendem Holz in die Nase, sein Blick richtete sich regungslos auf das Feuer in den Augen der Statue und am ganzen Körper konnte er die Hitze spüren, die von ihr ausging.
    Semenchkare hatte das Gefühl bei lebendigem Leibe zu verbrennen und er konnte nichts dagegen tun. Der Schmerz wurde unerträglich und raubte ihm fast den Verstand. Er wollte schreien, doch kein Laut drang über seine Lippen.
    In seiner Qual verwünschte er seinen Vater und alle Götter, dass sie ihn in so eine Lage gebracht hatten. Tränen der Verzweiflung rannen ihm über die Wangen und noch immer stand er, ohne sich bewegen zu können, vor Seth und sein Mund blieb fest verschossen. Da, als er glaubte sterben zu müssen, hörte er wieder die Stimme Amenhors:
    „Kämpfe dagegen an, mein Sohn! Du kannst nur entkommen, wenn du Seth kraft deiner Gedanken niederringst und dich befreist. Beweise, dass du stark genug bist!“
    Semenchkare wollte nicht scheitern. Er wollte zeigen, dass er stark genug war, eine Einheit der ägyptischen Armee zu befehligen.
    Nur mit Hilfe seiner Willenskraft fing er an, gegen die Macht, die ihn gefangen hielt zu kämpfen. Er zwang den Schmerz aus seinen Gedanken und konzentrierte sich nur auf sein Ziel, doch Seths Kraft war so groß, dass er kurz davor war aufzugeben.
    Doch dann sammelte er noch einmal seine gesamte Energie und drängte Seths Einfluss auf seinen Körper zurück. Mit einen lauten Aufschrei sank er auf die Knie und kippte nach vorne um.
    Eine gnädige Ohnmacht umfing ihn und wischte alle Schmerzen weg.



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