Kulturflatrate/Alternative Finanzierungsmodelle

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    Re: Kulturflatrate/Alternative Finanzierungsmodelle

    Moroquen - 26.06.2006, 00:37

    Kulturflatrate/Alternative Finanzierungsmodelle
    4. Kulturflatrate und Co.

    Den Kritikern von Urheberrecht und "geistigem Eigentum" und deren Alternativmodellen wird häufig "Planwirtschaft" oder gar "Enteignung und Ausbeutung" der Urheber vorgeworfen. Wir verwahren uns hiergegen aufs Schärfste. Als Verfechter einer freien, vielfältigen und produktiven Wissensgesellschaft ist uns die Entlohnung der Kreativen und die wirtschaftliche Förderung von kreativen Prozessen ein zentrales Anliegen.

    Allerdings basiert wie bereits ausgeführt (s. Abs. "Urheberrecht") das auf Analogien zum materiellen Warenhandel Wirtschaftsmodell beruhende derzeitige Urheberrecht auf einem mangelnden Verständnis der Eigenschaften von Informationsgütern und deren Verwertungsprozesse. Das daraus resultierende System stellt eine der ineffizientesten Ausprägungen des marktwirtschaftlichen Prinzips dar (Mono-/Oligopol). Es gilt daher, diese Schwachstellen zu beseitigen und ein wettbewerbsorientiertes, selbstregulierendes und leistungsorientiertes System zur Entlohnung von Informationsgütern zu entwickeln und umzusetzen.

    *Anmerkung* Ich werde im folgenden mehrere Modelle vorstellen. Wir sollten uns auf eines einigen, bzw. aus den Elementen das sinnvollste kombinieren. Falls ich einen Aspekt/Modell übersehen haben sollte, bitte ich euch das zu ergänzen.

    Modell 1: Totale Deregulierung
    Das eigentliche urheberrechtlich geschützte Werk ist trotz seiner wachsenden Loslösung von materiellen Trägern durch die Digitalisierung nur von nachrangiger wirtschaftlicher Bedeutung. Die Erlöse werden meist durch mit dem Werk zusammenhängende materielle Güter (Buch, CD, usw.) oder Dienstleistungen (z.B. Konzerte, Filmvorführungen im Kino, Supportverträge bei Software) erzielt. Eine zusätzlicher wirtschaftlicher Schutz für Urheber ist daher überhaupt nicht notwendig, so lange das Recht auf wirtschaftliche Verwertung nur vom Urheber erteilt werden kann.

    Modell 2: Kulturflatrate
    Die Nutzung von Informationsgütern sollte im Hinblick auf deren strategische Bedeutung in der Wissensgesellschaft von staatlicher Seite so weit wie möglich gefördert werden. Analog zum verbreiteten Flatrate-Modell für Internetzugänge, die diesen zu einem breiten Durchbruch und hoher Popularität verholfen haben, ist eine Flatrate zur Nutzung von digitalen Reproduktionseinrichtungen wünschenswert, um Urheberrechtsvergütungen pauschal abzugelten. Eine solche Gebühr könnte z.B. auf breitbandige Internetzugänge erhoben werden, die als inzwischen Hauptmittel für die individuelle Nutzung von Informationsgütern genutzt werden. Ein solches System sollte die bisherigen Verwertungsgesellschaften (GEMA, VG Wort) ersetzen.
    Dabei sollte bei deren Umsetzung auf eine transparentere und gerechtere Verteilung der Einnahmen auf die Urheber geachtet werden, um eine höhere gesellschaftlichere Akzeptanz als bei den bisherigen Systemen zu erreichen. Da eine Messung der tatsächlichen Nutzung von einzelnen Werke nicht nur technisch nahezu unmöglich, sondern auch vom Standpunkts des Datenschutzes höchst bedenklich ist, sollte eine alternative Erfassungsmethode der Popularität (und damit Vergütung) der einzelnen Werke gewählt werden. In Frage käme hier z.B. ein anonymes und kryptografisch gesichertes Wahlsystem, welches gleichzeitig zur Erprobung weiterführender digitaler Wahlen dienen könnte.
    Die Höhe der Gebühr sollte von unabhängiger Seite festgelegt werden und könnte sich z.B. an der Gesamtnutzung durch alle Konsumenten (z.B. über repräsentative Statistiken) oder die Zahl der zur Verfügung stehenden Werke richten. (*Anmerkung* Das sollte noch irgendwie sinnvoller ausgearbeitet werden.)

    Modell 3: Kulturversicherung
    Das Modell einer Kulturflatrate hat zwei zentrale Nachteile: Zum einen ist es nicht sozial gerecht, da die Gebührenhöhe unabhängig von den Einkommensverhältnissen ist und damit sozial Schwache über Gebühr strapaziert. Zum anderen werden damit die mit den Gebühren verbundenen Geräte oder Internetzugänge unnötig verteuert und damit ihre Attraktivität geschmälert.
    Daher sollte eine Kulturversicherung als Sozialleistung analog zu Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung etabliert werden, die sich nach der Höhe des Einkommens richtet. Zusätzliche "Steuern" sind zwar politisch meist schwer zu vermitteln, aber eine solche Regelung hätte einige Vorteile: Zum einen würde sich ihr Gesamtaufkommen an der wirtschaftlichen Situation in Deutschland richten und müsste nicht ständig neu ausgehandelt werden. Desweiteren müsste kein zusätzlicher Verwaltungsapparat zur Gebührenerhebung geschaffen werden, sondern weite Teile der bisherigen Finanzverwaltung mitgenutzt werden, was den Verwaltungsanteil senkt. Tatsächlich könnte ein guter Teil der Gebührenverwaltung bei den bisherigen Verwertungsgesellschaften eingespart werden. Darüber hinaus würden sogar die Preise auf bisher mit Gebühren belegte Produkte (CD-Rohlinge, Kopierer, Scanner, Brenner, usw.) sinken.



    Re: Kulturflatrate/Alternative Finanzierungsmodelle

    Lichtblind - 26.06.2006, 21:56


    Das Konzept der Kulturflatrate steht zunächst einmal der Freiheit des Einzelnen entgegen, da ihm die freie Entscheidung genommen wird. Andererseits wäre es das einzige denkbare System, das in Zukunft eine direkte Bezahlung von Kulturschaffenden erlaubt (ohne die Freiheit des Bürgers !maßgeblich! zu beschneiden).
    Eine totale Deregulierung wäre also zu bevorzugen. Da diese allerdings einen schweren gesellschaftlichen Eingriff bedeuten würde (darüber sollte man sich im klaren sein) sollte man sich vor dem Konzept einer Kulturflatrate nicht verschließen. Am besten wäre es die Entscheidung den Bürgern per Volksabstimmung zu überlassen. Sie würden zwischen totaler Deregulierung und Kulturflatrate wählen.

    Noch ein paar Worte zur Kulurflatrate:
    Weder Verwaltung noch Vergütung wären kompliziert. Man müsste lediglich die Vergütungshöhe für jedes heruntergeladene Stück anhand des Typs (Film, Musik, Klingelton, Buch...) und der Datenmenge festlegen.
    Sofern es einen zentralen Server gibt (so wie Bit-Torrent) über den die Adressen verwaltet werden, kann auch die Anzahl an geladenen Stücken gezählt werden. Dabei muss natürlich der einzelne anonym bleiben!!! Das stellt aber auch kein Problem dar. Es geht ja nicht darum, wer was läd, sondern nur wie viel geladen wurde.
    Konkurenz lässt sich nahezu ausschließen, wenn ein oder mehrere offizielle Server dem Benutzer die besten Konditionen (Bandbreite, Verbindungen etc.) bieten.
    Ein Nachteil wäre allerdings, dass ein auf diese Weise zentral organisiertes System angreifbar für staatliche Überwachung wäre.



    Re: Kulturflatrate/Alternative Finanzierungsmodelle

    Moroquen - 27.06.2006, 00:40


    Für heute bin ich zu müde, um auf deine Argumente eingehen zu können. Das muss leider bis morgen warten.

    Aber ich habe mal versucht herauszufinden, was durch die Gebühren der Verwertungsgesellschaften im Jahr so zusammen kommt. Leider sind diese Läden ziemlich undurchsichtig und ich kein Experte in Bilanzdeutung bin, daher hier nur eine Skizze ohne Gewähr.

    GEMA 852 Mill. (2005) 14% Verwaltungsaufwand
    GVL unbek.
    VG Wort 79 Mill. (2004) 9% Verwaltungsaufwand
    VG Bild-Kunst 34 Mill. (2004) 10% Verwaltungsaufwand
    VG Musikedition unbek.

    Die größten sind also die GEMA, der Rest scheint unter ferner liefen zu laufen. Summa Summarum ist man also mit einem Gesamtvolumen von 1-2 Mrd. Euro für die Kulturflatrate/-versicherung gut aufgestellt. Im Gegenzug könnten all diese Gebühren auf Rohlinge, Brenner, Kopierer, usw. wegfallen. Worauf die GEMA welche Gebühren erhebt, ist auf http://www.microboss.de/gema_aktion/gema_protest.htm (nicht erschöpfend) aufgeschlüsselt. Eine Wegfall dieser Gebühren dürfte nicht nur Konsumenten freuen, die für übermäßigen Kultur- und Informationsgenuss nicht mehr abgestraft werden, sondern auch die Gerätehersteller, die über billigere Preise attraktivere Produkte bieten können.

    Der Verwaltungsoverhead der VGs scheint durch die Bank jenseits von Gut und Böse zu sein und bedarf daher das System ohnehin einer dringenden Reform.

    Wenn man also mit den GEZ-Gebühren von ca. 200 Euro/Jahr und Haushalt auf 7 Mrd. Euro kommt, sollte eine Kulturflatrate/-versicherung nicht mehr als 30-60 Euro pro Haushalt und Jahr kosten. Das wären als 2,50-5 Euro pro Monat!



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