Wie wird man zum Messie?

klaraputzich
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    Re: Wie wird man zum Messie?

    Anonymous - 23.08.2010, 11:03

    Wie wird man zum Messie?
    Angeregt durch Ferlins Begrüßung ging mir gestern die Frage durch den Kopf wie man eigentlich zum Messie wird. Da scheint es so viele Gründe zu geben.
    Solange ich mich erinnern kann habe ich schon Probleme Ordnung zu halten.
    Es gibt ein "Hörspiel", das ich mit 5 Jahren aufgenommen habe - in dem ausführlichst beschreibe wie ich mein Kinderzimmer aufräume :lol: Dabei sind dann sämtliche Geräusche, die dabei entstehen (Krempel wegräumen, Staubsauger, Wischer etc.) zu hören. Am Ende des "Hörspiels" kommt in meiner erfundenen Handlung dann jemand zu Besuch, ist von der Ordnung und Sauberkeit ganz geblendet... und mein letzter Satz lautet: "So sieht es hier immer aus!" :lol: Wirklich wahr!

    Weder meine Mutter noch mein Vater sind übertrieben ordentlich noch besonders unordentlich - sie sind da beide ganz normal würde ich sagen.
    Aber irgendwann nach ihrem Tod habe ich über meine Großmutter väterlicherseits erfahren, dass sie wohl auch ein ziemlicher Messie war. Zu ihren Lebzeiten habe ich das nicht bemerkt, aber ich war damals eben auch noch sehr klein und sie hatte wohl viele Strategien es zu vertuschen.

    Ich frage mich schon öfter ob ich diese Eigenschaft und dieses Verhalten vielleicht zum Teil auch ein bisschen "geerbt" haben könnte, da sowohl ich als auch mein Bruder quasi schon immer ausgesprochene Messies sind, wir aber nicht wirklich im äußeren Chaos aufwuchsen.
    Mein Bruder und ich mussten schon relativ früh im Haushalt mithelfen ... gelernt haben wir das alles also durchaus irgendwann ...
    Wir unterscheiden uns nur in so fern, dass ich etwas mehr zu Extremen neige als er. Während ich immer mal wieder Phasen hatte in denen ich eine mehr oder weniger "normale" ordentliche Wohnung (auch über längere Zeit) halten konnte, kann ich mich nicht erinnern sein Zimmer und später seine Wohnung jemals in einem wirklich ordentlichen Zustand gesehen zu haben.
    Andererseits war es bei ihm aber auch nie so extrem chaotisch wie bei mir zu meinen schlimmsten Zeiten. Er hält mehr so ein mittleres Maß an Chaos ;) und während bei mir in schlechten Zeiten einfach alles ohne Ausnahme im Chaos versinkt, hat er neben dem Chaos immer auch Bereiche gehabt die ordentlich waren (Bücher, Platten und Cds zum Beispiel).
    Wie ist das denn bei Euch? Seid Ihr die einzigen Messies Eurer Familie oder gibt es noch mehr?



    Re: Wie wird man zum Messie?

    Trockenfisch - 23.08.2010, 11:52


    Ich bin auf weiter Flur die einzige...alle Familienmitglieder sind sowas von sauber, ordentlich, organisiert, akkurat...wenn die ganze Menschheit so wäre, wie meine Familie, würde das Wort "schlampig" gar nicht existieren...

    Eine Ausnahme gibt es allerdings - meine mittlererweile schon lange tote Oma...bei der mochte ich als Kind nicht essen...das soll was heissen!



    Re: Wie wird man zum Messie?

    Anonymous - 23.08.2010, 14:24


    Meine Eltern (Kriegsgeneration) sammeln genauso wie ich, können nur schwer etwas wegwerfen ("könnte man noch mal brauchen").
    Bücher lieben wir alle, aber dennoch hat jeder noch seine eigenen "Sammelgebiete", wo dann auch die gegenseitige Toleranz schwerfällt.

    Ich denke, ich habe von ihnen auch eine gewisse Lebensunsicherheit und -angst geerbt, und die Dinge um mich herum geben mir Kraft.

    Natürlich war es auch nie piccobello daheim... Als Kind habe ich da oft gemeckert, wollte es einfach ordentlicher haben, doch meine Mutter war neben ihrem Beruf wohl auch ziemlich überfordert, da mein Vater nur Chaos verursacht, darüber schimpft, aber selber nichts daran ändern will :roll:



    Re: Wie wird man zum Messie?

    Trockenfisch - 23.08.2010, 22:50


    Wenn die Dinge um einen herum einem Kraft geben, ist es doch gut...

    Erst wenn sie einem Kraft entziehen, wenn sie übermächtig werden - dann muss was passieren...



    Re: Wie wird man zum Messie?

    Rumpelnöff - 24.08.2010, 08:13


    ich bin total clean aufgewachsen,
    meine Mama war früher zwanghaft putzig, das hab ich immer als Einengung erlebt, ich hab mich meiner Freiheit und Kreativität beraubt gefühlt.
    ...wer muss schon in den Keller, wenn er mit Wasserfarben malen möchte :?

    Allerdings glaube ich heute, dass auch meine Eltern von allem recht große Vorräte hatten, die total geordnet waren,
    aber in einem großen Haus fiel das nicht so auf!

    Meine Geschwister sind auch ordentlich (nicht zwanghaft, aber nachhaltig),
    allerdings hat meine Schwester einen klaren Hang zum Sammeln und Archivieren, an ihren Bücherfundus komme ich lange nicht ran,
    aber sie hat das alles irgendwie im Griff (zumindest scheint es mir so).

    Von meiner Ma und meiner Oma hab ich sicher die Kreativität geerbt, aus nichts etwas Brauchbares zu machen,
    meine Oma hatte alle möglichen Dinge in Kaffeedosen sortiert (Nähzeug, Schrauben,...) was bei mir eher dazu geführt hat, dass ich sagte: das könnte man ja nochmal brauchen und dies....
    ...und genau das ist mir dann auch zum Verhängnis geworden.



    Re: Wie wird man zum Messie?

    Anonymous - 24.08.2010, 22:41


    Ich wurde zum Messie erzogen. Wenn ich als Kind meine Spielsachen ausgemistet habe, wurde ich nicht etwa gelobt, sondern meine Mutter sagte: "Das willst Du wegwerfen??? Das ist doch noch gut!!! Was das mal gekostet hat!!! Das kann man doch noch... Irgendwann einmal..."

    Klar hat sie oft geschimpft, dass mein Zimmer unordentlich ist. Aber ich war einfach nicht in der Lage, nach ihren Regeln aufzuräumen. Denn die Regel lautete: "Du sollst nichts wegwerfen, was man noch einmal gebrauchen kann!"

    Als jüngstes Kind hatte ich auch noch das Pech, dass bei mir alle aussortierten Sachen meiner Schwestern gelandet sind. Mir fällt gerade auf, dass sie deswegen wahrscheinlich viel weniger Probleme damit haben, Sachen auszumisten, weil sie es ja immer durften! Ich konnte Sachen nur aus meinem Zimmer entfernen, wenn ich es heimlich getan habe (!) oder wenn die Sachen für arme Kinder gespendet wurden.

    Ich habe ja schon erwähnt, dass meine Mutter ein Messie ist. Mit den Jahren oder vielleicht auch mit den Umzügen ist es immer schlimmer geworden. Krempelberge wurden in Kartons verpackt, die nie wieder ausgepackt wurden. Und die Krempelkartons wurden von Mal zu Mal mehr. Wenn man sie darauf ansprach, sagte sie immer: "Das werde ich dann nach und nach... irgendwann einmal..."
    Und dieses "irgendwann" kam nie.

    Meine Mutter ist Meisterin im Erfinden von Ausreden:
    Warum sie jetzt nicht aufräumt... (mir gegenüber)
    Warum nicht aufgeräumt ist... (Besuch gegenüber)
    Dass sie keinen Handwerker bestellen kann, weil ja nicht aufgeräumt ist...
    Warum fast alles, was aus ihrem Haushalt stammt, klebrig ist...
    Warum sie etwas kaufen muss, dass sie gar nicht braucht...
    Warum sie etwas kaufen muss, dass sie sich nicht leisten kann...
    Warum sie etwas kaufen muss, dass sie schon mehrfach besitzt...

    Sie hat mich dazu erzogen, Ausreden zu benutzen. Wenn ich ein Problem hatte, empfahl sie mir: "Sag doch einfach, ...", anstatt mich zu ermuten, aufrichtig zu sein. Dagegen kämpfe ich heute noch. Ich will nicht lügen. Ich will keine Versprechen geben, die ich nicht halten kann. Ich will keine Schulden machen, von denen ich nie mehr runterkomme.

    Inwiefern die Gene bei mir eine Rolle spielen, kann ich nicht sagen.

    Eine größere Gemeinsamkeit sehe ich darin, dass meine Mama und ich keine ehrliche Anerkennung von Seiten der jeweiligen Eltern erfahren haben. Und manchmal sehe ich in ihr das kleine Mädchen, dass einfach nur geliebt werden will. Aber wenn man sie lobt, spielt sie ihre Leistung herunter. Ich weiß, dass es schwer ist, sich zu ändern. Ich kann sie auch nicht ändern. Aber ich kann auf mich selbst achten. Und auf mein eigenes Kind. Vielleicht kann ja wenigstens die nächste Generation ein Leben ohne Chaosberge führen.



    Re: Wie wird man zum Messie?

    Anonymous - 01.11.2011, 17:56


    Hallo, Leute, sehr interessant, was Ihr so schreibt.
    Bei mir hat sich das Ganze eher spät in meinem Leben entwickelt. Den Problemen, die ein Umzug mit sich bringen kann, stimme ich zu. Das war bei mir auch der Fall mit den abgestellten Kisten. Noch dazu mußte mein letzter Umzug hoppla-die-hop gehen, so dass ich alles einfach in die Wohnung reingequetscht habe. So gab es einfach keinen Platz mehr zum Wohnen.
    Das größte Hemmnis ist wohl aber das, dass sich bei mir eine Art "Angststörung" spezieller Art entwickelt hat. Alles Aufräumen braucht damit besonders viel Zeit, weil alles auch angstbesetzt ist. Wegen der Angst mach ich auch eine Therapie, aber die Wohnung bleibt mein täglicher Sorgenschauplatz :einsam:



    Re: Wie wird man zum Messie?

    Anonymous - 08.11.2011, 13:34


    Vorbildmäßig müßte ich ein Cleanie sein :D
    Genetisch, keine Ahnung, kenne meine genetischen ELtern nicht.. Aber ich vermute schon, dass die Messie neigung von dort kommt.
    Fand das ständige saubermachen und aufräumen auch eher als Einengung.

    Messie sein oder der Hang dazu hat ja auch viel mit leichter Ablenkbarkeit zu tun, sprich : ADS

    So, muss jetzt schnell fort, deshalb nur so kurze Gedanken.

    LG Mamaju



    Re: Wie wird man zum Messie?

    Anonymous - 09.11.2011, 22:53


    Ich kann auf zwei Generationen (mütterlicherseits) vor mir zurück blicken, die beide Messie-Tendenzen hatten:

    Meine Oma z.B. hatte eine "Gute Stube" (war damals so), wo man aber nur zu hohen Feiertagen reindurfte oder "wenn Besuch kommt". In der Küche und im Schlafzimmer was kruschelig und klebrig. Als sie starb hatte sie z.B. zwanzig Taschenschirme im Nachlass, weil sie immer, wenn sie in der Stadt war und es anfing zu regnen, einen neuen Schirm gekauft hat. Nie hat sie einen mitgenommen, wenn sie aus dem Haus ging. In meinem Besitz finden sich noch zwei Exemplare dieser Sammlung (einige habe ich zum Glück schon verloren oder kaputt gemacht).

    Meine Mutter ist eine Sammlerin, sie sammelt Puppen, Stofftiere, Kakteen, Bücher, hat über 100 Weihnachtskrippen. Sie kann dieser Sammelleidenschaft nachgehen, weil meine Eltern zwei Häuser haben. Bei ihr isses nicht klebrig, aber absolut verstaubt ist alles.

    Ich habe das Pech, dass ich (im Moment) nur wenig Platz habe: muss auf 27 qm alles unterbringen, und bei mir isses in meinen schlechten Zeiten klebrig und verstaubt.

    Ich kenne das auch, dass es hieß
    "das kannst du doch nicht weg werfen, das ist doch noch gut, das hat XY Mark gekostet"

    Und es wurde schlecht über Leute, die nicht alles aufheben, geredet "Denen braucht man gar nix zu geben, die würdigen das gar nicht, und wenn man das nächste Mal kommt, ist es im Abfall gelandet"

    Außerdem musste ich auch immer meinen Teller leer essen und auch Sachen essen, die ich nicht mag (logischerweise bin ich heute stark übergewichtig).

    Aber obwohl ich das alles vom Kopf her weiß, komme ich aus meinem Verhalten nicht raus. :oops:

    Liebe Grüße

    barbara



    Re: Wie wird man zum Messie?

    Trockenfisch - 10.11.2011, 15:39


    Aber obwohl ich das alles vom Kopf her weiß, komme ich aus meinem Verhalten nicht raus.

    Das IST auch schwer, wenn man auf etwas konditioniert ist.
    Und manchmal hat man auch so Vorstellungen, dass man sich komplett und von heute auf morgen umkrempeln will - womit man üblicherweise auf die Nase fällt...aber häppchenweise geht mehr, als man denkt...wenn man das dann übt..und sich zugesteht, dass es dabei auch Stillstände und Rückschritte gibt! :herz:



    Re: Wie wird man zum Messie?

    Anonymous - 09.01.2012, 01:32


    Wenn ich so darüber nachdenke wares bei mir auch so, das ich schon als Kind fast nur im Chaos lebte.
    Bin ein sogenanntes Sandwich Kind. Also bei fünfen die Mitte. Immer absolut Chaos, da wir nur ein Kinderzimmer hatten. Meine Mutter tat auch nur das nötigste.
    Immer hiess es das ist noch gut, das kann man noch brauchen, das hat mal ne Menge gekostet.
    Ich schätze das es auch darauf zurückgeht das ich so bin wie ich bin. Übergewichtig, da ja immer alles aufgegessen werden musste, auch was ich nicht mochte.
    Bei meinem älteren Bruder ist es genau anders angeschlagen, Er ist ein absoluter Ordnungsfanatiker.



    Re: Wie wird man zum Messie?

    Anonymous - 02.04.2012, 21:41

    Als Kinder unter Zwang gelitten/unsichere Bindung erfahren
    Das ist, was Dr. Rehberger, der eine Therapie für Messies entwickelt hat, dazu sagt.
    Zwang zum Beispiel in der Sauberkeitserziehung, indem ein Kind schon mit acht Monaten "trochen" sein muss....
    unsichere Bindung, wenn die Eltern mit sich selber und mit dem Partner mehr beschäftigt sind als mit dem Kind. Emotionale Vernachlässigung. Bei Angst z.B. keine Geborgenheit, Sicherheit und Trost von einem Elternteil oder einer Bezugsperson erfahren. All das kann verursachen, dass man später zum Messie wird, da man sich auf Menschen nie verlassen konnte und so das Risiko, verlassen zu werden, nicht mehr eingehen möchte. Deshalb werden persönliche Beziehungen zu Gegenständen aufgebaut, was sich schon komisch anhört, was aber nachvollziehbar ist, denn sie können einen nicht enttäuschen. Sie geben einem die Sicherheit und die Geborgenheit die man braucht. Hört sich das für Euch schlüssig an?
    Ich kann das schon nachvollzziehen, wenn auch momentan nur rational und nicht auf Gefühlsebene. Dazu ist es wahrscheinlich zu schmerzlich...

    LG Krabat48 :cry:



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