Haarpflegerezepte von 1893

Haarmonie
Verfügbare Informationen zu "Haarpflegerezepte von 1893"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Sagi - Rhea - cookie - Philomena - Narnia
  • Forum: Haarmonie
  • Forenbeschreibung: Der Name ist Programm!
  • aus dem Unterforum: Selbstgepanschtes
  • Antworten: 18
  • Forum gestartet am: Dienstag 10.02.2009
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Haarpflegerezepte von 1893
  • Letzte Antwort: vor 13 Jahren, 7 Monaten, 30 Tagen, 9 Stunden, 14 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Haarpflegerezepte von 1893"

    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:26

    Haarpflegerezepte von 1893
    Hab einen sehr interessanten Link gefunden - aus heutiger Sicht halb brauchbare Rezeptsammlung, halb Kuriositätenkabinett ;) . Ich traue euch die Abschätzung, ob ihr mit Gefahrenstoffen (einige Rezepte verwenden Säuren u. ä.) oder seltsamen Ingredienzen wie Kantharidenextrakten (ich weiß, was das ist! :D Wikipedia auch...) hantieren wollt, selbst zu, ihr seid schon groß... ;D *LINK*

    Ich hab im Copy-and-paste-Verfahren etwas zur Haarpflege rauskopiert, da es ja durchaus möglich wäre, dass die Bibliothek-Seite eines Tages nicht mehr online ist; bitte wundert euch nicht über den Mehrfachpost (soweit ich weiß, zeigt die Forensoftware x Beiträge je Seite, egal wie lang; würde ich alles in einen Post packen, wäre die Seite nachher endlos... :lach: )



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:28


    145

    Mittel zur Pflege der Haare.
    Die von Lassar vertretene Ansicht wird übrigens von vielen anderen Forschern nicht getheilt. Diese behaupten, dass, wenn die Lassar'sche Ansicht richtig sei, in einer Familie, wo ein Mitglied an einer Haarkrankheit leide, dieselbe alsbald auf alle Mitglieder übertragen würde, sobald diese gleiche Haarkämme oder Haarbürsten benutzen, eine Erscheinung, die sich nirgend bestätigt habe.

    Die Krankheiten der Haare betreffen nur in selteneren Fällen diese allein, sondern sind meist begründet in abnormen Zuständen des Haarbodens, in welchem sie eingepflanzt sind. Zu den ersteren, nur das Haar selbst betreffenden Krankheitserscheinungen, gehören das Spalten und Brechen der Haare; beides sind wahrscheinlich Folgen von Fettmangel und lassen sich daher durch rationelle Zuführung von Fett verringeren und auch ganz beseitigen. Der sog. Weichselzopf und das Verfilzen der Haare sind gar nicht eigentliche Haarkrankheiten, sondern nur eine Folge von Unreinlichkeit oder auch eine Folge der Unmöglichkeit des Kämmens und der Haarpflege während langer und schwerer Krankheiten. Eine andere Veränderung im Haare selbst, die der Haarfarbe, sei es durch Krankheit, Sorgen oder wie in den meisten Fällen durch das Alter, ist durch irgend welche arzneiliche Mittel auf keine Weise zu beseitigen. Soll dieses Uebel verdeckt werden, so bleibt eben nur die zeitweilige künstliche Färbung des Haares übrig.

    Eine andere krankhafte Erscheinung, das starke Ausfallen des Haares und ein dadurch bedingtes Kahlwerden der bisher behaarten Stellen, (wir sprechen hier immer nur von den längeren Haaren des Kopfes, des Bartes und (fer Augenbrauen), hat fast immer seinen Grund in krankhaften Veränderungen des Haarbodens, sei diese bedingt durch allgemeine Krankheit oder durch anormale Zustände der Haut, wie sie sich auch bei sonst gesunden Menschen zeigen. Es sind dies dieselben Veränderungen, wie wir sie schon in den Vorbesprechungen zur Pflege der Haut kennen gelernt haben. Namentlich die zu grosse oder zu geringe Fettabsonderung der Talgdrüsen ruft vielfach Störungen im Haarwuchs hervor und bedingt ein starkes Ausfallen der Haare; hier muss also entweder eine Fettzuführung oder eine Fettentfernung stattfinden. Es sei hier gleich bemerkt, dass die Haare im normalen Verlauf nur eine bestimmte Lebensdauer haben, sie sterben allmälig (3-6 Jahren) ab, fallen aus, werden aber durch neuen Nachwuchs ergänzt. Von einem Ausfallen der Haare in krankhaftem Sinne kann also nur die Rede sein, wenn das Ausfallen über das normale Mass hinaus (nach Paschkis 50-60 Haare per Tag) geht, Ein solcher Zustand tritt häufig ein nach schweren allgemeinen Erkrankungen oder nach lokalen Erkrankungen der Kopfhaut. Im ersten Falle tritt die Heilung sofort ein, wenn die eigentliche Krankheit gehoben, im anderen Falle lässt sich durch eine richtige Behandlung des Haarbodens Vieles erreichen. Zu- und Abfuhr von Fett, unter Zuhülfenahme von tonisirenden und reizenden Mitteln, welche eine vermehrte Hautthätigkeit bewirken
    sollen, führen, wenn zur rechten Zeit angewandt, fast immer zu guten Resultaten.

    Alle Hoffnung auf Heilung ist aber vergeblich, sobald die kahlwerdenden Stellen auch die feinen sog. Wollhaare verlieren. Diese, welche fast den ganzen Körper bedecken, finden sich auch unter den langen Haaren, sobald auch sie verschwinden, ist das ein Zeichen, dass der Haarboden völlig abgestorben, er wird dann glänzend und blank und alle weiteren Versuche, neues Haar hervorzurufen, sind vollständig erfolglos.

    Aus den vorherbesprochenen Verhältnissen geht hervor, dass die Behandlung des Haares und des Haarbodens sich vor Allem auf die eigentliche Pflege, d. h. die Verhütung schädlicher Einflüsse, beschränken muss. Die Mittel hierzu lassen sich gewissermassen eintheilen, und Paschkis führt diese Eintheilung auch durch, in 1. Fette; 2. entfettende und austrocknende Mittel; 3. Mittel zur Beförderung des Haarwuchses und 4. Haarfärbemittel. Diese Eintheilung erscheint so praktisch, dass auch wir sie benutzen.

    Fette.

    Diese werden theils flüssig, als Haaröle, theils salbenartig, als sog. Pomaden und endlich in der Art der Cerate, als sog. Stangenpomaden angewandt.

    Die hierbei verwendeten Fette sind mannigfacher Natur, theils pflanzlichen, theils thierischen Ursprunges, wenn auch viele der letzteren, wie Bärenfett, Kammfett (vom Pferde), Ochsenmark u. A. m. ihren früheren Nimbus verloren haben.

    Von den flüssigen Fetten sind es namentlich Mandel-, Oliven-, Erdnuss- und Behenöl (das Sesamöl, als ein wenn auch nur sehr schwach trocknendes Oel, ist zu verwerfen) Ricinussöl, dem man vielfach eine Haarwuchs befördernde Kraft zuschreibt, darf nur mässig verwandt werden, da es bei anhaltendem Gebrauch die Haare schmierig und klebrig macht. Sehr vortheilhaft ist seine Verwendung zu sog. Kräuselpomaden, weil hier gerade eine gewisse Klebrigkeit gewünscht wird.

    Von den festen und halbfesten Fetten sind die wichtigsten Walrat, Wachs, Kakaobutter, Talg und Schmalz. Bei der Verwendung von Wachs ist zu bemerken, dass man bei irgendwie gefärbten Pomaden stets gelbes Wachs verwenden sollte, weil dies dem Ranzigwerden weit weniger unterworfen ist als das gebleichte, weisse Wachs, letzteres wird vortheilhaft durch Ceresin (paraffinum solidum) ersetzt.

    Zu den hier genannten Fetten kommt nun in neuerer Zeit noch das Lanolin (Wollfett) hinzu. Wo es irgendwie nicht auf den Preis ankommt, sollte das Lanolin stets verwandt werden, da kein anderes Fett mit solcher
    Leichtigkeit von der Haut und namentlich von der Hornsubstanz der Haare aufgesogen wird. Am unvortheilhaftesten in dieser Beziehung sind die reinen Mineralfette, das Vaselin, das daneben noch den Uebelstand besitzt, die Wohlgerüche nicht besonders festzuhalten. Indirekt zu den fettenden Mitteln gehört auch das Glycerin, welches vielfach, namentlich zu Haarwaschwässern benutzt wird. Paschkis hält seine Verwendung zu diesem Zweck für nicht geeignet; einmal, weil es die Haare schmierig, anderntheils aber, weil es denselben Wasser entzieht und sie auf diese Weise spröder und brüchiger macht.

    Die erste Bedingung für alle zu verwendenden Fette ist absolute Reinheit und Frische. Schmalz, Talg und Olivenöl werden, wenn irgend möglich, als Benzoefette (s. d.) verwandt. Für Pomaden, die eine lange Haltbarkeit besitzen sollen, muss das Fett möglichst wasserfrei sein; nur für billige, rasch zu verkaufende Waare ist ein Zusatz von Wasser, am besten mit Zuhülfenahme von einer Boraxlösung angängig.

    Betreffs der Parfümirung muss als Regel gelten, dass der Duft zart und nicht zu stark ist. Das Gegentheil ist bei Pomaden und Haarölen geradezu unangenehm.

    Zur Färbung bedient man sich für Roth des Alkannins, für Gelb der Kurkuma, für Grün des Chlorophylls, für Braun der Katechutinktur, des Karamels oder der präparirten Kakaomasse; nur für die sog. Stangenpomaden, welche direkt färben sollen, benutzt man unlösliche Erdfarben und Kienruss.

    Von den Franzosen werden oft als Pomadenkörper, sowie für Haaröle die Fette in den Handel gebracht, welche zur Absorbtion der Blumendüfte benutzt sind. Dieselben halten, nachdem sie für die Bereitung der Extraits mit Alkohol ausgezogen sind, noch immer so viel Duft zurück dass sie als Pomadengrundlage von einer Feinheit des Geruches sind, die auf keinem anderen Wege erreicht werden kann. Leider tragen sie den Keim des Verderbens, d. h. die Anlage zum Ranzigwerden von vornherein in sich. Sie halten sich, besonders in nicht gut schliessenden Gefässen, sehr schlecht und nehmen dann einen ekelhaften, unangenehmen Geruch an.

    Man hat vielfach, namentlich Dieterich hat dies in seinem Manual gethan, eine ganze Reihe von sog. Pomadengrundlagen zusammengestellt, die für die einzelnen Pomaden, je nach dem Preis, der sich damit erzielen lässt, benutzt werden können. Wir wollen der Vollständigkeit halber die Dieterich'schen Grundlagen aufführen, obgleich es uns scheinen will, als ob mindestens die Hälfte derselben leicht entbehrt werden kann. Wir empfehlen ganz besonders für feine Pomaden eine Mischung aus 2 Th. Kakaobutter und 1 Th. Olivenöl; für billigere Benzoeschmalz mit einem entsprechenden Zusatz von Wachs oder Ceresin.



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:30


    148
    .
    Pomaden-Grundlagen n. Dieterich.

    1. Schmalz 725,0
    Wachs, weisses 75,0
    Borax 10,0
    Wasser 200,0

    Die geschmolzene Fettmischung wird bis zum beginnenden Erstarren stark gerührt und dann erst die Boraxlösung zugemischt.

    2. Schmalz 100,0
    Kokosöl 400,0
    Ceresin 100,0
    Borax 10,0
    Wasser 400,0.

    Bereitung wie bei 1.

    3. Paraffinöl 750,0
    Ceresin 250,0
    schmilzt man und rührt die Masse bis fast zum Erkalten.

    4. Schmalz 500,0
    Benzoeschmalz 250,0
    Ochsenmark 250,0.

    Bereitung wie bei 3.

    5. Schmalz 500,0
    Benzoeschmalz 250,0
    Kakaoöl 250,0.

    Bereitung wie bei 3.

    6. Wachs, weisses 200,0
    Benzoeschmalz 200,0
    Provenceröl 600,0.

    Bereitung wie bei 3.

    7. Wachs, weisses 200,0
    Benzoeschmalz 300,0
    Ricinusöl 500,0.

    Bereitung wie bei 3.

    8. Wachs, weisses 100,0
    Mandelöl 300,0
    Kakaoöl 600,0.

    Bereitung wie bei 3.

    9. Mandelöl 100,0
    Walrat 100,0
    Schmalz 800,0.

    Bereitung wie bei 3.
    Diese Vorschrift giebt eine ungemein weisse Grundlage.

    10. Schmalz 400,0
    Benzoeöl 300,0
    Lanolin 300,0.



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:37


    149
    Pomaden-Grundlagen - Apfel-Pomaden.Man schmilzt das Fett und rührt, nachdem man vom Dampf genommen bat, das Lanolin und schliesslich das Benzoeöl unter.

    Bei der Bereitung der Pomaden darf das Parfüm selbstverständlich erst nach dem Erkalten zugefügt werden. In Gläsern abgefasste Pomaden sind kühl, gut verschlossen und vor Licht geschützt aufzubewahren.

    Wir geben in dem Nachfolgenden eine ganze Reihe verschiedener Vorschriften, noch dabei bemerkend, dass die Namen dieser Präparate meistens vollkommen willkürlich gewählt sind und daher beliebig geändert werden können.

    Pomade, ordinär.
    Schmalz 700,0
    Ceresin 100,0
    Borax 10,0
    Wasser 180,0
    Pomadenparfüm (s. d.) 10,0.

    Soll die Pomade rosa gefärbt werden, so rührt man 20-30,0 Karminlösung zu.

    Pomade gegen das Ausfallen der Haare.
    Kakaobutter 560,0
    Olivenöl 290,0
    Tannin 20,0
    Chinin 15,0
    Kölnisch Wasser 100,0
    Perubalsam 15,0

    Tannin, Chinin und Perubalsam werden im Kölnischen Wasser gelöst und dem fast erkalteten Fettgemisch zugemengt.

    Pomade, hochfein.
    Schmalz 900,0
    Benzoesäure 10,0
    Walrat 75,0
    Bergamottöl 5,0
    Rosengeraniumöl 1,0
    Cumarin 0,5
    Bittermandelöl 1 Trpf.
    Veilchenextrakt 10,0
    Moschustinktur 5 Trpf.

    Die Pomade muss bis zum Erkalten sehr stark gerührt werden.

    Apfel-Pomade.
    Schmalz 700,0
    Ceresin 100,0
    Borax 10,0
    Wasser 180,0
    Pomadenparfüm 5,0
    Apfeläther 2,0
    Citronensäure 3,0.

    Die Citronensäure wird im Wasser gelöst und mit diesem der Fettmischung zugesetzt. Die Pomade wird vielfach schwach grünlich gefärbt.

    Benzoe-Pomade n. Dieterich.
    Benzoeschmalz 1000,0
    Jasminöl, fettes 10,0
    Rosenöl 5 Trpf.
    Veilchenwurzelöl 1 Trpf.
    Cumarin 0,05.

    Pomade (Crême) Circassienne.
    Schmalz 230,0
    Benzoeschmalz 230,0

    Rosenpomade, französ. 100,0
    Mandelöl 440,0
    Rosenöl 3,0
    Alkannin 0,01

    China-Pomade.
    Kakaobutter 650,0
    Olivenöl 320,0
    Chinaextrakt 10,0
    Perubalsam 15,0
    Bergamottöl 4,0
    Rosengeraniumöl 1,0

    China-Pomade (unächt).
    Schmalz 850,0
    Ceresin 100,0
    Kakaomasse 30,0
    Perubalsam 15,0
    Bergamottöl 4,0
    Rosengeraniumöl 1,0

    Die Kakaomasse wird im Mörser für sich geschmolzen, dann die Fettmischung und zuletzt das Parfüm hinzugerührt.

    Denstorff-Pomade.
    Olivenöl, feinstes 800,0
    Walrat 200,0
    Rosenöl 1,0
    Alkannin 0,5

    Die Pomade wird, wenn geschmolzen, in Glasdosen gefüllt und langsam erkaltet.

    Eis-Pomade, Kräuselpomade.
    Ricinusöl 850,0
    Walrat 150,0
    Parfüm, feines, nach Belieben. Bereitung wie bei der vorigen.

    Familien-Pomade.
    Vaselin, gelb 970,0
    Ceresin 20,0
    Pomadenparfüm (s. d.) 10,0.

    Frangipani-Pomade n. Dieterich.
    Grundlage 7. 1000,0
    Jasminöl, fettes 30,0
    Rosenöl 10 Trpf.
    Bergamottöl 3 Trpf.
    Sandelholzöl 1 Trpf.
    Linaloeöl 1 Trpf.
    Rosengeraniumöl 5 Trpf.
    Veilchenwurzelöl 1 Trpf.
    Moschustinktur 5 Trpf.
    Zibethtinktur 5 Trpf.
    Cumarin 0,05.

    Gurken-Pomade (Pomade de concombre).
    Benzoeschmalz 800,0
    Ceresin, weisses 50,0
    Gurkensaft, ausgepresst 150,0
    Pomadenparfüm 10,0

    Wird zuweilen mit Chlorophyll schwach grün gefärbt.

    Heliotrop-Pomade.
    Kakaobutter 666,0
    Heliotropöl, französ. 100,0
    Olivenöl, feinstes 133,0
    Chlorophyll 1,0
    Moschustinktur 5 Trpf.

    Das Heliotropin, welches so sehr schöne spirituöse Lösungen liefert, eignet sich nach unserer Erfahrung nicht zum Parfümiren von Fett.

    Kräuter-Pomade.

    Diese in vielen Gegenden sehr beliebte Pomade kann mit einer beliebigen, mittelfeinen Grundlage hergestellt werden. Sie ist mit Chlorophyll grün zu färben und mit kräftigen Kräuterölen, wie Thymian, Feldkümmel, Pfefferminze, Origanum u. A. zu parfümiren.

    Lanolin-Pomade.
    Benzoeschmalz 600,0
    Lanolin 200,0
    RosenwRasser 200,0
    Bergamottöl 5,0
    Rosengeraniumöl 1,0
    Benzoetinktur 5,0

    Soll die Pomade roth gefärbt werden, benutzt man entweder Alkannin oder noch besser Karminlösung,

    Mark-Pomade.
    Schmalz 750
    Olivenöl 240,0
    Pomadenparfüm 10-15,0.

    Die Pomade wird am besten mit einem Schaumbesen bis zum Erkalten geschlagen, damit sie schaumig wird, und mit einigen Tropfen Butterfarbe gelblich gefärbt.



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:40


    Pomade philocome, ff.
    Wachs, weisses 100,
    Tuberosenöl, fettes 200,0
    Rosenöl, fettes 200,0
    Orangenblüthenöl, fettes 200,0
    Jasminöl, fettes 150,0
    Akazienöl 150,0

    Pomade philocome, ordinär.
    Wachs, weisses 100,0
    Olivenöl 900,0
    Pomadenparfüm 10-15,0.

    Diese beiden Pomaden werden fast bis zum Erkalten gerührt und wenn sie dickflüssig geworden, in Gläser gegossen.

    Veilchen-Pomade.
    Benzoeschmalz 900,0
    Ceresin 60,0
    Veilchenextrakt 40,0
    Veilchenwurzelöl 2 Trpf.
    Bittermandelöl 1 Trpf.
    Moschustinktur 5 Trpf.

    Stangen- und Bartpomaden.
    Diese Pomaden haben neben dem Zweck des Fettens den weiteren des Klebens. Sie dienen zum Befestigen des Haares und um den Bart in bestimmte Formen zu bringen. Sie müssen also, um diesem Zweck zu entsprechen, klebende Bestandtheile, wie Harz und Wachs in grösseren Mengen enthalten. Sie sind eine Art von Ceraten; nur die ungarische Bartwichse ist eine Wachsemulsion. Da die meisten derselben auch direkt färben sollen, werden ihnen Farbenpulver in Mengen von 5-10 % zugesetzt.

    Bei der Bereitung rührt man die Masse fast bis zum Erkalten und giesst sie erst dann in die betreffenden Formen aus. Die Parfümirung ist eine beliebige, darf aber nicht stark sein. Man pflegt gewöhnlich 2 Grade der Härte vorräthig zu halten.

    Ungarische Bartwichse.
    Wachs, weisses 220,0
    Seifenpulver 110,0
    Rosenwasser 560,0
    Gummi Arabicum 110,0
    Rosengeraniumöl 1,0.

    Man reibt zuerst das Gummi Arabicum mit dem Seifenpulver und einem Theil des Wassers zu einem Schleim an. Diesen erwärmt man im Wasserbade soweit, dass das Wachs schmilzt, rührt stark durch und fügt nun allmälig, unter stetem Umrühren, das übrige ebenfalls erwärmte Wasser hinzu und rührt bis zum völligen Erkalten. Wird die Pomade gefärbt verlangt, setzt man die gewünschten Farbstoffe hinzu. Zuweilen wird
    auch, um ein zu starkes Austrocknen zu vermeiden, ein Theil des Wassers (ca. 10 %) durch Glycerin ersetzt.

    Die Bartwichse wird in gutschliessende Glasgefässe gefüllt.

    Für die Stangen- und Bartpomaden hat man verschiedene Grundlagen, von denen wir hier mehrere anführen.

    1. Olivenöl 380,0
    Wachs 300,0
    Walrat 160,0
    Talg 160,0

    2. Wachs 470,0
    Olivenöl 470,0
    Harz 60,0

    3. n. Dieterich.
    Wachs 450,0
    Benzoeschmalz 350,0
    Olivenöl 100,0
    Terpentin Venetianer 100,0

    4. n. Dieterich (hart).
    Wachs 500,0
    Benzoeschmalz 300,0
    Terpentin Venet 150,0
    Elemiharz 50,0

    5. Wachs 280,0
    Schmalz 160,0
    Talg 560,0

    Falls man Talg verwendet, thut man der Haltbarkeit wegen gut, Benzoetalg zu nehmen, welches auf dieselbe Weise wie Benzoeschmalz bereitet wird.



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:42


    Haaröle.

    Die Haaröle verdienen vor den Haarpomaden zum Fetten der Haare entschieden den Vorzug, weil sie leichter zu vertheilen sind. Ihre Bereitung ist eine so einfache, dass die Aufzählung zahlreicher Vorschriften, wie sie sich vielfach in den Rezepttaschenbüchern finden, höchst überflüssig erscheint. Bedingungen sind nur: feines, möglichst geruchloses, fettes Oel und zartes nicht zu starkes Parfüm. Als fette Oele benutzt man, da das Mandelöl in den meisten Fällen zu theuer ist, fast immer Provenceröl; ferner Behen- und Erdnuss-(Arachis-)öl. Das letztere wird neuerdings als sog. "Kronenöl" vollkommen farblos geliefert und eignet sich, da es nicht leicht ranzig wird, sehr gut zur Bereitung von Haarölen. Auch feines Baumwollsamenöl ist für billige Haaröle zu verwenden; niemals
    aber sollte für diese letzteren, wie es vielfach geschieht, Rüböl genommen werden. Dasselbe erfordert zur Verdeckung seines nichts weniger als angenehmen Geruches eine weit grössere Menge von ätherischem Oel, so dass dadurch der billige Preis rein illusorisch wird.

    Bei der Parfümirung kommt es selbstverständlich auf den zu erzielenden Preis an. Kommt dieser nicht in Betracht, so verwendet man am besten französische Blüthenöle (Huile antique); aber auch mit ätherischen Oelen lassen sich sehr liebliche Gerüche erreichen. Hier sind es namentlich Rosen-, Orangenblüthen-, Bergamottöl in kleinen Mengen, Cumarin, Vanillin etc. Einen sehr angenehmen Duft giebt z. B.

    Bergamottöl 1,0
    Rosengeraniumöl 0,5
    Cumarin 0,5
    auf 1kg. fettes Oel.

    Soll das Haaröl gefärbt werden, so verwendet man für Roth Alkannin, für Grün Chlorophyll.

    Nach dem eben Gesagten wird ein jeder Fachmann im Stande sein die Haaröle nach eigenem Belieben zu mischen. Bei dem Abschnitt "Parfümerien" werden ohnehin noch verschiedene Haaröl- und Pomaden-Essenzen aufgeführt werden.

    An dieser Stelle fügen wir nur einige Vorschriften von besonderen Haarölen auf.

    Krystall-Haaröl (Huile crystallisé Bernatzick).
    Walrat 145,0
    Paraffin 55,0
    Rosenöl, fettes 240,0
    Veilchenöl, fettes 240,0
    Tuberosenöl, fettes 240,0
    Orangenblüthenöl, fettes 80,0

    Man schmilzt zuerst Walrat und Paraffin und lässt sehr langsam erkalten.

    Klettenwurzelöl, (ächtes).
    Klettwurzeln, geschnitten 250,0
    Olivenöl 1000,0

    Man digerirt die Wurzeln mehrere Tage mit dem Oel, filtrirt ab und parfümirt nach Belieben.

    Rowland's Maccassar-Haaröl.
    Olivenöl 1000,0
    Alkannin 0,5
    Zimmtöl 1,0
    Nelkenöl 1,0
    Rosenöl 5 Trpf.



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:43


    Brillantine.

    Unter diesem Namen versteht man Mittel, welche das Haar, namentlich den Bart, fetten und zugleich etwas steifen soll. Es sind durchgängig alkoholische Lösungen von Ricinusöl oder Glycerin, parfümirt mit irgend einem Blüthenextrakt, vielfach auch mit kräftigeren Parfüms, wie Patchouli, Jokayklub oder Heuduft.

    1. Ricinusöl 100,0
    Spiritus 890,0
    Heuduft 10,0

    2. Glycerin 500,0
    Spiritus 480,0
    Veilchenduft 20,0

    3. n. Dieterich.
    Ricinusöl 100,0
    Benzoetinktur 50,0
    Seife, medizin 10,0
    Spiritus 840,0
    Rosenöl 5 Trpf.
    Bergamottöl 1,0

    4. n. Dieterich.
    Ricinusöl 45,0
    Glycerin 45,0
    Benzoetinktur 45,0
    Seife, medizin. 9,0
    Spiritus 855,0
    Pomadenparfüm, ff. 0,5
    Essigäther 1,0

    Bandoline.

    Unter diesem Namen werden schleimige und etwas parfümirte Flüssigkeiten verkauft, welche zum Befestigen der Haare dienen. Man verwendet dazu Gummi Arabicum, Quittenkerne, Flohsamen, Traganth und Agar Agar. Weitaus am besten eignen sich dazu die beiden letzten.

    1. Traganth, gepulv. 10-15,0
    Kölnisch Wasser 30,0
    Rosenwasser 960,0

    Das Traganthpulver wird zuerst mit dem Kölnischen Wasser durchfeuchtet, dann das Rosenwasser rasch hinzugefügt und scharf umgeschüttelt.

    2. n. Dieterich.
    Agar Agar 2,0
    Wasser 700,0
    Glycerin 300,0
    Jasminextrakt 10,0
    Rosenöl 2 Trpf.
    Orangenblüthenöl 2 Trpf.
    Moschustinktur 2 Trpf.



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:45


    Austrocknende und entfettende Mittel zur Haarpflege.

    Unter diese Rubrik gehören alle die Mittel, welche zur direkten Reinigung der Haare und Kopfhaut dienen. Diesem Zwecke entsprechend sind es vor Allem Lösungen von Alkalien, Seifen und spirituöse Flüssigkeiten. Alle diese Mittel, namentlich die Alkalien und die Seifen müssen mit einer gewissen Vorsicht angewandt werden, da die Kopfhaut ungemein empfindlich und reizbar ist. Die Alkalien dürfen nur in sehr verdünnten Lösungen und die Seifen möglichst alkalifrei verwandt werden. Um die reizenden Wirkungen der Alkalien und der Seifen zu vermeiden, verwendet man neuerdings, namentlich für sehr empfindliche Haut, Auszüge von Quillajarinde zum Waschen des Kopfes. Auch der Spiritus ist wegen seiner austrocknenden Eigenschaften nicht immer ohne Nachtheil für Haare und Kopfhaut. Die ersteren werden spröde und verlieren ihren Glanz, die letztere wird so trocken, dass ein Gefühl der Spannung entsteht. Um diesen Uebelständen abzuhelfen thut man gut, den spirituosen Waschmitteln einige Procent Glycerin oder Ricinusöl zuzusetzen.

    Man darf die Kopfreinigungsmittel überhaupt nicht zu häufig anwenden, höchstens 1-2 mal in der Woche und thut gut, zwischendurch in mässiger Weise Haut und Haare einzufetten. Die Seifenlösungen sollen am besten mit einem weichen (Rasir-) Pinsel auf der Kopfhaut vertheilt werden; Alkalien und Spiritus werden mit einem Schwämmchen oder weichem Lappen eingerieben. Nach hinlänglicher Einwirkung wird der Kopf mit lauwarmem Wasser nachgewaschen und strichweise, nicht durch kreisförmiges Frottiren, getrocknet. Bei sehr starken Kopfschuppen (Schinn). ist zu empfehlen, die Kopfhaut einige Stunden vorher mit lauem Oel einzureiben, um erst nach genügender Aufweichung mit dem betreffenden Kopfreinigungsmittel nachzuwaschen.

    Zu den austrocknenden Mitteln für die Haare gehört endlich auch der Haarpuder. Er ist angezeigt bei sehr fettem Haar und empfindlicher Kopfhaut, verlangt aber nachher eine gründliche Reinigung des Haares durch laues Wasser. Vorzüglich anzuempfehlen ist die Puderung des Haares bei Frauen mit langem und dichtem Haar während des Wochenbettes oder schwerer Krankheiten. Er verhindert hier das Verfilzen der Haare, und ein dadurch bedingtes starkes Ausfallen derselben. Man thut aber gut, in solchen Fällen dem sonst nur aus Stärkemehl bestehenden Haarpuder etwas Salicylsäure beizufügen.

    Die Salicyl- und Karbolsäure dienen ebenfalls in sehr verdünnten Lösungen, namentlich bei starker Schweissabsonderung, zu Kopfwaschmitteln.



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:47


    Kopfschuppenwasser n. Paschkis.
    1. Kaliumcarbonat 20,0
    Wasser 980,0
    Parfüm nach Belieben.

    2. n. Paschkis.
    Borax 50,0
    Wasser 950,0
    Parfüm nach Belieben.

    3. n. Paschkis.
    Seife, Venet. 60,0
    Kölnisch Wasser 300,0
    Franzbranntwein 640,0

    4. n. Paschkis.
    Kaliumcarbonat 40,0
    Eigelb 12 Stück
    Wasser soviel als nöthig zu 1000,0

    Das Eigelb wird zuerst mit dem Kaliumcarbonat und einem Theil des Wassers geschlagen und dann erst das übrige Wasser allmälig hinzugefügt.

    Diese Schuppenwässer sind Abends mit einem Schwämmchen energisch in die Kopfhaut einzureiben, bei hartnäckigen Fällen darauf eintrocknen zu lassen und erst nach mehreren Tagen mit Eidotter und lauem Wasser oder mit Eidotterseife (s. d.) abzuwaschen.

    Eidotterseife n. Auspitz.
    Kokosöl 250,0
    Talg 250,0
    Natronlauge, (30° B.) 250,0
    Eigelb 36 Stück

    Das Fett wird auf gewöhnliche Weise bei 40-60° C. durch Rühren mit der Lauge verseift und dann das Eigelb zugefügt.

    Schuppenwässer n. Kaposi.
    Karbolsäure 1,25
    Glycerin 125,0
    Spiritus 874,0

    Viktoria Haarwaschwasser.
    Mandelöl, fettes 60,0
    Salmiakgeist 60,0
    Rosmarin spiritus 240,0
    Macisöl 10,0
    Rosenwasser 630,0

    Atheniensisches Waschwasser.
    Kaliumcarbonat 8,0
    Sassafrasholz 30,0
    Spiritus 100,0
    Rosenwasser 900,0

    Das Sassafrasholz wird mit dem Rosenwasser heiss ausgezogen, die Kolatur mit dem Kaliumcarbonat und Spiritus gemengt und nach einigen Tagen filtrirt.



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:49


    Seifen-Haarwasser.
    Seife, Venet. 10,0
    Spiritus 100,0
    Blumenextrakt 50,0
    Wasser 840,0

    Die Flüssigkeit wird mit Saffrantinktur gelb gefärbt und erst nach längerem Stehen filtrirt.

    Rosmarin-Haarwasser n. Askinson.
    Kaliumcarbonat 10,0
    Rosmarinspiritus 50,0
    Rosenextrakt 200,0
    Wasser 740,0

    Lorbeer-Haarwasser n. Askinson.
    Ammoniumcarbonat 25,0
    Borax 25,0
    Lorbeeröl, ath. 3,0
    Rosenöl 1,0
    Rosenwasser 946,0

    Honey-Water n. Dieterich.
    Honig, gereinigter 50,0
    Quillajatinktur (1:5) 50,0
    Rum 50,0
    Borax 20,0
    Rosenwasser 630,0
    Orangenblüthenwasser 100,0
    Spiritus 100,0
    Cumarin 0,05

    Shampoon-Créme.
    Eidotterseife 300,0
    Salmiakgeist 5,0
    Wasser 695,0
    Geraniumöl 1,0
    Citronenöl 2,0
    Shampoon-Water.
    Seifenspiritus 100,0
    Eigelb 4 Stück
    Salmiakgeist 10,0
    Wasser 830,0
    Citronenöl 3,0
    Rosengeraniumöl 1,0

    Eigelb wird zuerst mit dem Salmiakgeist und dem Seifenspiritus durch Schlagen innigst gemengt, dann das Wasser und Parfüm hinzugefügt, stark durchgeschüttelt, kolirt und auf Flaschen gefüllt.

    Shampoon-Water.
    Eidotterseife 50,0
    Spiritus 150,0
    Wasser 800,0



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:55


    Shampoon-Water.
    Ueberfettete Seife (feste) 50,0
    Spiritus 150,0
    Wasser 800,0
    Mit Saffrantinktur schön gelb zu färben und nach Belieben zu parfümiren.

    Seifenspiritus zum Kopfwaschen.
    Seifenspiritus 500,0
    Glycerin 25,0
    Wasser 474,0
    Rosengeraniumöl 1,0
    mit Saffrantinktur gelb zu färben.

    Haarspiritus n. Friedrich.
    Quillajatinktur (1:10) 768,0
    Spanisch Pfeffertinktur 20,0
    Kölnisch Wasser 80,0
    Glycerin 120,0
    Ammoniumcarbonat 12,0
    Wird nach Belieben parfümirt.

    Amerikanisches Haarwasser n. Hoffmann.

    Lösung 1.
    Kampfer 90,0
    Kantharidentinktur 120,0
    Spiritus 1700,0
    Citronenöl 2,0
    Orangenblüthenöl 0,5
    Lavendelöl 1,0
    Muskatnussöl 0,5
    Heliotropin 0,05

    Lösung 2.
    Ammoniumcarbonat 60,0
    Salmiakgeist 90,0
    Orangenblüthenwasser 120,0
    Wasser 1000,0

    Man mischt beide Lösungen zu einander, fügt Glycerin 940,0 hinzu, stellt einige Tage bei Seite und filtrirt.
    Dieses Haarwasser kann des besseren Aussehens halber, gelb oder schwach roth gefärbt werden.

    Schuppenessenz n. Paschkis.
    Salicylsäure 10,0
    Franzbranntwein 990,0



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:58


    Haarwuchs befördernde Mittel.
    Wenn auch von Haarwuchsmitteln im strengen Sinne kaum die Rede sein kann, Namen, wie Barterzeugungspomade, sind eben nur Namen ohne reellen Hintergrund, so ist doch auf der anderen Seite nicht zu bestreiten, dass es durch eine rationelle Haarpflege möglich ist, lose gewordenes Haar wieder zu befestigen, oder bei schon eingetretenem Haarschwund das
    Uebel zum Stillstehen zu bringen, das Ausfallen der Haare auf seinen normalen Verlauf zurückzuführen und so, allerdings auf indirektem Wege, den Haarwuchs zu befördern.

    Die Zahl der zu diesem Zweck in den Handel gebrachten Mittel ist eine überaus grosse. Unter den pomphaftesten Namen werden sie vertrieben, und die enorm hohen Preise, welche oft für derartige Mittel gezahlt werden, sind ein Beweis, wie begehrt sie sind. Anders liegt die Sache, wenn man die Stoffe betrachtet, welche zur Bereitung von Haarwuchsmitteln benutzt werden; da zeigt es sich bald, dass deren Zahl eine verhältnissmässig geringe ist. Sie beschränken sich auf einige tonische Mittel, wie Chinin und Chinarinden überhaupt; auf ein Adstringens, die Gerbsäure; verschiedene reizende Mittel, wie Kanthariden, spanischer Pfeffer, Niesswurz, zu welchen neuerdings noch das Pilocarpin gekommen ist; einige Balsame und die ätherischen Oele und endlich in sehr geringem Masse verdünnte Säuren.

    Ihre Anwendung geschieht überwiegend in spirituöser Lösung; weit seltener als Pomaden mit Fett gemischt. Wir halten diese letztere Anwendung für weniger empfehlenswerth, da die wirksamen Stoffe in dieser Form entschieden schwieriger von der Haut aufgesogen werden, als dies in spirituöser Lösung der Fall ist. Wird die Form aber dennoch gewählt, so sollte man als Pomadengrundlage immer Lanolincrême verwenden, da das Lanolin erfahrungsmässig am leichtesten von der Haut aufgesogen wird. . Ueber die Anwendung derartiger Haarwuchsmittel giebt Paschkis in seiner Kosmetik einige beherzigenswerthe Winke. Er macht darauf aufmerksam, dass ihre Anwendung nur dann von Nutzen sein könne, wenn sie in wirklich rationeller Weise geschähe. Für eine solche ist es nothwendig, die Haarwuchs befördernden Mittel in richtigem Wechsel mit den übrigen Mitteln für die Haarpflege zu verwenden. In den meisten Fällen hat der Haarschwund seinen Grund in zu starker Fettabsonderung der Kopfhaut und dadurch bedingter Schuppenbildung. In allen diesen Fällen empfiehlt es sich zuerst, eine gründliche Reinigung des Kopfes mit entfettenden Waschmitteln vorzunehmen, dann ein oder zwei Tage später Anwendung der Haarwuchs befördernden Mittel und, wenn diese spirituöser Natur waren, wiederum einige Tage später eine gelinde Fettung der Kopfhaut folgen zu lassen. In dieser Reihenfolge muss die Behandlung dann eine längere Zeit in nicht zu kurzen Zwischenpausen fortgesetzt werden.

    Im entgegengesetzten Falle, wenn die Kopfhaut zu trocken ist, also nicht genügend Fett absondert, fällt die Behandlung mit entfettenden Mitteln selbstverständlich fort. Werden Pomaden verwandt, so sind diese besonders sorgfältig zu verreiben, indem man die Haare mittelst eines Kammes strichweise theilt, und so die freigelegten Kopfhautstellen mit der Pomade einfettet. Bei spirituosen Lösungen ist ein Auftragen der Flüssigkeiten mittelst eines weichen Pinsels am vortheilhaftesten.
    Wie schon früher erwähnt, ist jede Behandlung nutzlos, so bald die Kopfhaut auch vom Wollhaar entblöst ist, da sie in diesem Falle für die Hervorbringung neuer Haare völlig abgestorben ist.



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 18.08.2010, 13:59


    So und jetzt hab ich kein Lust, hier rumzuspammen, von daher...
    *HIER* gehts weiter.



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Rhea - 18.08.2010, 17:04


    Man warst Du fleissig, liebe Sagi! Herzlichen Dank!

    Was unsere Vorväter sich alles auf den Kopf schmierten...

    ist mMn. immer noch besser... als das, was wir heute verwenden. :ja:



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    cookie - 18.08.2010, 17:29


    *Fleißkärtchen verteil*

    Man merkt, dass es sich um sehr frühe Haar-Pomadenrezepte handelt. Als die Pomade ein paar Jährchen später "in" war hat man nicht mehr mit Schmalz, Walrat und co rumgematscht. Schmalz wurde nur von Leuten verwendet, die sich keine Pomade leisten konnten.

    Einige Zutaten sind echt abenteuerlich. :lach: Ich habe gerade noch die Rubrik Haarfärbemittel auf der verlinkten Seite gelesen. *grusel*



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Sagi - 20.08.2010, 19:38


    :D
    Nöö, ich hab nur kopiert... :lach:
    Abgesehen davon, dass ich Schmalz am Schädel für ethisch nicht ganz koscher halte, wird es wohl weniger Schaden anrichten als heutige Mineralöle...
    Wobei: Kantharidenextrakt find ich immer noch äußerst gruselig :shock: ... warum nicht gleich pürierte Kakerlake?



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Philomena - 24.08.2010, 03:22


    Vielen Dank fürs kopieren Sagi. :knuddel:

    Ich stehe nämlich total auf die alten Rezepturen unserer Grossmütter :top: , auch wenn bei manchen wahrlich abenteuerliche Zutaten bei sind. :lach:

    Doch die kann man beim ausprobieren ja weglassen oder durch andere mit ähnlicher Wirkungsweise ersetzen welche mir nicht als gefährlich bekannt sind. :ja:



    Re: Haarpflegerezepte von 1893

    Narnia - 24.08.2010, 06:53


    abenteuerlich ist passend ja :lach:
    Aber ich kann das mit den Schuppen bestätigen obwohl das nichts mit fettiger Kopfhaut zu tun hatte bei mir, ganz im Gegenteil, aber an den Stellen gingen die Haare auch total locker aus :/

    Und mein geliebtes Lanolin ist da auch erwähnt :rolleyes:
    Allerdings nehme ich das eher für die Haare selber und für Hände oder so ;)

    Danke fürs reinstellen :)



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Haarmonie

    Geisha/Geiko und Maiko - gepostet von Sagi am Montag 25.01.2010



    Ähnliche Beiträge wie "Haarpflegerezepte von 1893"

    Rostock <-> Aachen - bastikFCU (Samstag 12.08.2006)
    Wir lassen es ROCKEN - Teddy (Donnerstag 04.05.2006)
    lautern vs. Rostock - Droste (Samstag 10.02.2007)
    Rostock 14.03.2007 - christinafan (Freitag 29.09.2006)
    Crowmania Rostock vs Vendetta - grawler (Montag 02.07.2007)
    Essen - Rostock - Locke (Mittwoch 04.04.2007)
    [MSG] Elves Legend - Sternenvogel (Donnerstag 25.08.2011)
    Frage an alle mit CIH-Motor:Welches Getriebe im Aero ? - kadett aero (Dienstag 14.04.2009)
    7.Spieltag | Hansa Rostock - Alemannia Aachen - APE|Aachen-Fanatic (Dienstag 27.09.2005)
    Neardown rocken Lemgo - neardown (Donnerstag 31.05.2007)