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Re: Wie spielt man ein Rollenspiel wie Das Schwarze Auge?
Markus - 01.08.2010, 23:29Wie spielt man ein Rollenspiel wie Das Schwarze Auge?
Man braucht nicht viel, um ein Rollenspiel wie Das Schwarze Auge zu spielen. Theoretisch benötigt man nur ein paar Würfel, ein paar Blatt Papier und Stifte. Ach ja, ein Tisch und ein paar Stühle sind hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig.
Trotzdem - wie spielt man das eigentlich, so ein Rollenspiel??
Man spielt ein Rollenspiel durch Verbalkommunikation - sprich: Man spricht miteinander. Da auch diese Antwort für die meisten eher unbefriedigend sein dürfte, hier noch eine etwas ausführlichere Erklärung.
Beim Rollenspiel gibt es 2 zentrale Rollen: Die des Spielers und die des Spielleiters. Die Spieler spielen ihren Charakter. Dieser Charakter ist eine fiktive Figur in einer Welt, die nur auf dem Papier und in den Köpfen der Spieler existiert. Die Spieler führen ihre Charaktere in diesem Spiel, handeln durch sie in der Spielwelt und erleben so spannende Abenteuer.
Der Spielleiter, auch 'Meister des Schwarzen Auges' oder kurz 'Meister' genannt, verkörpert (oder spielt) alles, was die Spieler nicht spielen. Sämtliche Nichtspielercharaktere (wie z.B. den Schankwirt in der Dorfkneipe, den Händler auf dem Marktplatz, den Stadtgardisten am Stadttor oder auch den Geweihten im Tempel), alle Tiere, die den Charakteren der Spieler begegnen (z.B. das Wolfsrudel, den Drachen, und was da noch so kreucht und fleucht), die Umwelt (z.B. Wetter), ja selbst die Götter. Der Meister kennt die Geschichte, in der die Spieler mittels ihrer Charaktere interaktiv spielen, sozusagen den 'Roten Faden', und alles, was damit zu tun hat.
Nun aber zum eigentlichen Spiel:
Am Anfang erhalten die Charaktere der Spieler, auch kurz 'Helden' genannt, einen Auftrag von...nun, irgendwem. Dies kann ein Fürst sein, ein Handelsmogul, aber auch der kleine Händler um die Ecke - im Prinzip fast jeder. Vielleicht erfahren die Helden aber auch durch Zufall von Schätzen, die sich in einer Ruine in den südlichen Sümpfen befinden sollen, oder ein Freund der Helden befindet sich in Not, oder oder oder. Die Liste lässt sich fast beliebig erweitern. Diese Ausgangssituation wird den Helden vom Meister oft geschildert, genauso oft entsteht diese Ausgangssituation aber auch erst im Laufe des Spiels. Ausgehend von dieser Situation entscheiden die Helden nun, was sie tun wollen, und das Abenteuer kann beginnen...
Das komplette Spiel läuft, wie oben bereits erwähnt, über Verbalkommunikation, man spricht miteinander. Der Meister beschreibt am Anfang oft eine Szenerie, wie z.B. das Innere einer Taverne, die die Helden gerade betreten haben. Die Helden reagieren nun darauf, indem sie im Tavernen-Beispiel sagen, an welchen Tisch in der Taverne sie sich setzen. Der Meister beschreibt daraufhin die Reaktionen der Umwelt auf die Entscheidung der Helden, worauf nun die Helden wieder reagieren und so weiter. Lassen sie mich das Tavernen-Beispiel etwas ausschmücken:
Der Krieger Alrik (A), Magier Beorn (B), der Zwergensöldner Runin (R) und die Elfe Immandra (I) haben die Taverne betreten, und setzen sich an einen Tisch. Der Meister (M) könnte die Szene in etwa so beschreiben.
M: Die Taverne ist ein Haus mit zwei Stockwerken. Im unteren Stockwerk befindet sich die verrauchte Schankstube, die bereits gut gefüllt ist. In der hinteten linken Ecke führt eine Treppe nach oben, wohl zu den Schlafräumen, die der Wirt an Reisende vermietet. Direkt neben der Treppe beginnt der Tresen, der etwas dickliche Wirt mit fleckigem Hemd und fettigen Haaren steht hinter dem Tresen. In der rechten Ecke ist noch ein runder Tisch mit fünf Stühlen frei.
B: Wir gehen zum Tisch und setzen uns. Ich sehe mich im Schankraum um. Was sehe ich?
M: Die meisten Gäste scheinen Bauern und Handwerker zu sein, doch am Tresen sitzt ein besser gekleideter Herr vor seinem Glas Wein. Der Wirt kommt an euren Tisch.
R: Ich bestelle ein Maß Bier.
A: Ich bestelle auch ein Bier, und einen Eintopf.
B: Ein Glas Wein bitte, Herr Wirt!
I: Gesüßtes Quellwasser für mich.
M: Der Wirt verschwindet wieder hinter dem Tresen. Kurz darauf bringt er die Getränke und eine Schüssel mit dampfendem, sättigendem Eintopf. Der Wirt möchte auch gleich sein Geld haben. 2 Heller pro Bier, 1 Heller für das Wasser, 5 Heller für den Wein und 3 für den Eintopf. Und nun?
R: Ich werfe mal nen Blick auf den besser gekleideten Typen am Tresen. Was ist denn das für einer?
M: Ganz offensichtlich ist das ein Händler, der Kleidung nach zu urteilen, aus dem Süden. Während der Wirt euch die Bestellung gebracht hat, hat er sich zu euch umgedreht und euch gemustert. Er leert sein Glas und setzt sich ungefragt an euren Tisch.
H(ändler): Seid gegrüßt, meine Dame, meine Herren. Ich benötige Eure Hilfe.
R: Ganz schön frech, sich ungefragt neben einen Zwerg zu setzen!
B: Ganz ruhig, Runin, ganz ruhig. (zum Händler) Verzeiht meinem Freund. Er kann manchmal etwas ungehobelt sein, wenn nicht alles nach seinem Köpfchen geht. Nun, sagt an, wer seid Ihr und wobei benötigt ihr unsere Hilfe?
H: Ich bin überfallen worden, nicht weit von hier. Meine gesamten Waren haben sie mir gestohlen, das räudige Pack! Ich stehe vor dem Nichts! Mein gesamtes Hab und Gut habe ich in diese Unternehmung gesteckt! Wovon soll ich denn nun meine Familie ernähren?
A (aufgebracht): Bei Rondra! Eine solche Ungerechtigkeit schreit geradezu nach rechten Männern und Frauen, die den Spitzbuben eine geziemende Lektion mit dem Schwerte lehren!
I (ruhig): Ja, so Ihr unserer Hilfe benötigt, so werden wir sie euch angedeihen lassen.
R (zu den Gefährten): Wisst ihr... Ich gehe dahin, wo ich bezahlt werde. Welche Waren wurden denn gestohlen, und welchen Anteil bekommen wir davon?
B (zu den Gefährten): Lasst mich das machen. (zum Händler) Wir sind nur allzu gern bereit, Euch eure Waren wieder zu beschaffen, doch benötigen wir noch diverse Informationen. Wo wurdet ihr überfallen? Wie viele waren es, wie sahen sie aus, und wohin sind sie geflohen?
M: Der Händler beschreibt euch die 5 abgerissenen Gestalten, die ihn etwa eine Meile nördlich von hier überfallen haben und seine Tuch- und Gewürzlieferung gestohlen haben. Sie flohen nach Westen in den Wald.
B: Habt Dank für diese Information, Freund. Es wird sicherlich ein wundervolles Gefühl sein, einem unschuldigen Opfer dieser Halsabschneider zu helfen und die Halunken der Gerechtigkeit zuzuführen, doch müsst ihr auch verstehen, dass dieses Gefühl weder unsere Mägen noch unsere Börse füllt, und mit leerem Magen fühle ich mich immer recht unwohl...
Verlassen wir nun diese Szene, die eine Möglichkeit des Einstiegs in ein Abenteuer darstellt. Im Laufe dieses Abenteuers verfolgen die Helden die Diebe, stellen sie schließlich in ihrem Versteck und bringen dem Händler seine Waren zurück. Der Händler bezahlt die Helden für die Wiederbeschaffung der Waren, und das Abenteuer ist zu Ende. Allerdings ist das nicht ganz so einfach, wie hier beschrieben.
Es ist zum Beispiel fraglich, ob die Helden die Diebe überhaupt finden. Dazu müssen die Helden die Spuren der Diebe verfolgen. Jedes Mal, wenn der Ausgang einer Aktion fraglich ist, wie in diesem Fall das Lesen der Spuren der Diebe, treten die Würfel in Aktion. Die Würfel entscheiden, ob es den Helden gelingt, die Diebe bis zu ihrem Versteck zu verfolgen. Das klingt sehr viel mehr nach Zufall, als es tatsächlich ist. Je besser ein Held ein Talent beherrscht (hier: Fährtensuche), desto wahrscheinlicher ist ein Erfolg. Gleiches gilt für alle anderen Talente, wie Klettern oder auch die Kampftalente. Auch bei solchen Talentproben, also wenn die Würfel entscheiden, ob eine Aktion gelingt oder nicht, beschreibt der Meister das Ergebnis. Eine gelungene Fährtensuche-Probe zeigt den Helden, welche die Diebe eingeschlagen haben, eine misslungene lässt die Helden die Spur verlieren. Dann müssen sich die Helden natürlich etwas anderes einfallen lassen, um die Halunken zu finden...
So ungefähr spielt man Das schwarze Auge. Natürlich kann ich hier nur einen klitzekleinen Ausschnitt des gesamten Spiels beschreiben - am besten sieht man es sich selbst mal an!
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