Lucy

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    Re: Lucy

    Buecherjaegerin - 13.06.2006, 19:43

    Lucy
    Das Telefon klingelte. Gähnend setzte Lucy ihre Brille auf und griff nach dem Hörer. „Ja?“, fragte sie mit verschlafener Stimme. Es rauschte in der Leitung. „Was genau soll das denn? Haben Sie schon einmal auf die Uhr gesehen? Es ist erst 4 Uhr früh!“ Lucy wollte auflegen doch genau in dem Moment geschah es. „Du bist die Rettung, Lucy. Dein Leben wird über das Leben aller entscheiden!“, flüsterte eine raue Stimme, der Spiegel zerbarst und das Fenster klirrte. Stille. Lucy horchte, doch sie vernahm kein Geräusch. Sie legte auf und ging in die Küche um Kehrschaufel und Besen zu holen. Das Haus der Familie Higgers lag still um diese Uhrzeit da. Kein Laut war zu hören bis auf die leisen Schritte von Lucy, der jüngsten Tochter der Familie. Sie lief in die Küche. Es war ein neumodischer Raum mit einem Metalltisch und Metallschränken. Kein bisschen Farbe verwandelte den Raum in etwas, was Lucy gefallen hätte. Sie nahm Kehrschaufel und Besen und tastete sich im Dunkeln wieder die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Plötzlich fröstelte sie. Wie konnte nur ihr kostbarer Spiegel zerbrechen? Ihr Vater würde ausrasten und ihr einen Monat Hausarrest aufbrummen. Lucy erreichte ihr Zimmer. Es war wirklich eisig heute Morgen. Sie drehte den Türknauf und erschrak. Ein Wesen stand in ihrem Zimmer. ES hatte schwarze Flügel wie von einer Fledermaus und lange pechschwarze Haare. Lucy fiel auf die Knie. „Wer sind Sie?“, rief sie. Das Wesen lachte, es war ein kehliger rauer Laut. „Du fragst, wer ich bin, Miss Higgers? Ja, ich weiß genau, wer du bist. Ich bin dein Freund, Lucy, und wenn du dich nicht an die Regeln hältst, wirst du leiden“, sagte es und mit diesen Worten verschwand es in einer schwefelgelben Rauchwolke. In Lucys Gesicht war das Entsetzen gespiegelt. Was war das nur für ein seltsamer Tag? Lucy richtete sich auf und machte sich an die Arbeit. Sie musste die Scherben beseitigen, da könnten noch so seltsame Wesen daher gelaufen können, aber sie musste es machen. Sie seufzte. Lucy war zwar noch müde, aber schlafen würde sie jetzt nicht mehr können. Sie brachte die Scherben in den Müll und blickte sich in ihrem Zimmer um. Es war ganz in Rosa gehalten. Sie hasste Rosa, es war nur wieder eine weitere Idee von ihren Eltern gewesen, sie zu quälen. Selbst die Vorhänge waren rosa. Lucy hatte beschlossen, später in ihrer eigenen Wohnung alles in grün zu streichen. Das Mädchen ging zu ihrem Schrank, nahm einen weiten grünen Pullover und eine blaue Jeans heraus. Dann ging sie ins Badezimmer. Sie band ihre hüftlangen roten Haare zusammen, wobei sie Probleme hatte ihre Lockenpracht zu bändigen. Lucy setzte ihre Brille ab und wusch sich das Gesicht. Ihre roten Augen blitzten ihr entgegen. Das war eine sehr seltene Augenfarbe und auch wegen der Farbe war es, das niemand mit ihr sprach. Sie seufzte und setzte sich die Brille wieder auf. Lucy war so unnormal, wie es nur möglich war. Ihre roten Haare und Augen verliehen ihr ein mystisches Aussehen. Sie hatte keine Freunde an der Highschool und auch sonst mochte sie keiner, obwohl Lucy eine nette junge Frau war. Sie war siebzehn Jahre alt und besuchte die elfte Klasse an einer Highschool. Sie seufzte und ging zurück in ihr Zimmer. Lucy nahm ihren Block und begann zu zeichnen, wie immer, wenn sie traurig war, denn die Situation von gerade eben erinnerte sie, in welch misslichen Lage sie saß. Ihre Eltern, oder zumindest die Leute, die sich als diese ausgaben, hatten ihr aufgetragen, bis zu den Sommerferien einen Freund zu bekommen. Lucy verstand immer noch nicht so richtig, was das für eine Aufgabe sein sollte, was der Sinn war. Und warum ausgerechnet bis zum Anfang der Sommerferien? Okay, der erste Ferientag war Vollmond und ein Freitag, aber was machte das schon. Es gab viele Freitage, an denen Vollmond war. Lucy zuckte die Schultern. Wer weiß, wer weiß, dachte sie und legte ihren Block zur Seite. Sie hatte nicht wirklich etwas auf das Blatt gebracht. Lucy nahm ein Buch und las. Immer wieder glitten ihre Gedanken zu dem Anruf heute Morgen zurück. Was hatte der Typ gesagt? Lucys Leben wird über das Leben aller entscheiden? Das war genauso merkwürdig, wie der Auftrag ihrer Eltern. Auch den seltsamen Typen hatte Lucy nicht ganz verstanden. Ihr Freund, aber wenn sie die Regeln missachtete, würde es schlimme Folgen haben. Erstens, was waren das für Regelen und zweitens, was wären das für Folgen. Lucy schluckte, das war zu viel für sie so früh am Morgen. Sie blickte auf die Uhr. Halb sieben. Lucy beschloss, jetzt schon in die Schule zu fahren. Sie wollte mit ihrem Fahrrad fahren und nicht den Bus nehmen. Lucy ging in die Küche, um sich eine Kleinigkeit für die Schule mitzunehmen. Nach einigen Minuten machte sie sich auf den Weg, ihre Schultasche auf dem Rücken und einen kleinen Papierbeutel in der rechten Hand. Sie sprang auf ihr Rad und fuhr los. Sie seufzte, als es zu regnen begann und fuhr schnell unter eine Bushaltestelle. Dort stand schon ein Junge aus ihrer Schule. Lucy wusste, dass der Junge der beliebteste an der ganzen Schule war. Er war einen Kopf größer als Lucy, hatte kurz geschnittene schwarze Haare und kluge blaue Augen. Er war Kapitän der Schwimmmannschaft und der Footballmannschaft, schrieb gute Noten und war sehr beliebt. Kurz um, ein Allroundtalent. Lucy kam neben dem Jungen an. Leider war ihr sein Name entfallen. Sie war mittlerweile ziemlich durchweicht. Das Wasser tropfte ihr von den Haaren und von der süßen Stupsnase. Der Junge lächelte. „Du bist aber nass geworden“, sagte er mit seiner süßen tiefen Stimme. Lucy blickte ihn entgeistert an. Hatte dieser Typ gerade mit ihr gesprochen? Ihre Augen weiteten sich. „Hallo?“, fragte er und winkte mit der Hand vor ihrem Gesicht. Lucy blinzelte. „Hallo“, sagte sie leise. „Na, du bist aber schüchtern“, lachte er und reichte ihr seine Hand. „Ich bin Kai“, sagte er, als Lucy seine Hand genommen hatte. „Lucy. Mein Name ist Lucy“, antwortete sie mit schüchterner Stimme. Kai lachte wieder. „Willst du ein Handtuch von mir? Bis in ein paar Stunden zum Schwimmtraining ist es sicher wieder trocken und selbst wenn nicht, so ein bisschen Wasser mehr wird mir auch nicht schaden.“ Seine blauen Augen blitzten zu ihr herüber. Vorsichtig nickte Lucy. „Dankeschön. Aber eins versteh ich nicht“, begann sie. Kai reichte ihr ein Handtuch, blickte sie fragend an und nickte. „Wieso sprichst du mit mir? Ich bin doch gar nicht deine Liga.“ Daraufhin musste Kai schon wieder lachen. „Darf ich denn nicht mit dir sprechen? Was soll denn der Quatsch mit der Liga? Ich kann mir meine Freunde raussuchen wann immer ich möchte“, sagte er und er lächelte. „Natürlich darfst du mit mir sprechen. Ich war nur überrascht, weil du es noch nie getan hast“, murmelte Lucy und blickte auf ihre Füße. Kai verkniff sich ein weiteres Lächeln und reichte ihr ein Taschentuch. „Für deine Brille“, sagte er, als Lucy fragend seinen Blick erwiderte. „Danke“, murmelte sie und nahm es. Sie trocknete ihre Brille und bemerkte gar nicht, dass Kai ihrem Gesicht immer näher kam. „Was machst du da?“, fragte sie, doch es war schon zu spät. „Du hast ja rote Augen! Das ist krass. Sind das Kontaktlinsen?“ sagte er und Lucy blickte niedergeschlagen zu Boden. „Nein, die sind echt“, seufzte sie, gab Kai das Handtuch wieder und stieg auf ihr Fahrrad. „Lucy, wo willst du hin? Hab ich was falsch gemacht?“, rief er. Lucy schüttelte den Kopf und fuhr los. Es nieselte nur noch ein bisschen vor sich hin. Wahrscheinlich schlafe ich noch, dachte sie. Alles, was bisher passiert war, gehörte eindeutig in die Kategorie Traum. Anrufer, die merkwürdige Dinge sagen, Spiegel, die plötzlich zerbrechen, seltsame Wesen, die plötzlich in ihrem Zimmer standen, das Gespräch mit Kai. Wahrscheinlich wurde sie schon von dutzend Mädchen ihrer Highschool beneidet, weil sie zehn Minuten mit Kai gesprochen hatte. Sie seufzte und zwickte sich in den Arm. Es tat weh, das war der Beweis, dass sie nicht schlief. Sie blickte wieder auf die Straße und erschrak. Ihr kam ein Lastwagen entgegen. Lucy schrie und versuchte auszuweichen, doch der Lastwagen war schon viel zu nah heran. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Der Laster war schon fast vor ihr, als sie zur Seite gerissen wurde und die Böschung herunter rollte. Sie merkte, dass irgendetwas auf ihr lag, als sie ausgerollt war. Vorsichtig öffnete Lucy die Augen und hoffte, nicht schon wieder ein merkwürdiges Wesen zu sehen. Sie atmete hörbar aus, als sie in Kais blaue Augen sah. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er und lächelte. Lucy nickte. Kai rollte sich vorsichtig von ihr herunter. Er reichte ihr die Hand. „Jetzt hast du mir das Leben gerettet. Ich fass es nicht“, sagte Lucy und rang nach Atem. Dann nahm sie Kais Hand und richtete sich auf. Kai lächelte. „Ja, in der Tat. Ich rettete dein Leben. Das heißt, du stehst jetzt in meiner Schuld.“ „Ja, das habe ich fast befürchtet“, murmelte Lucy. „Was?“, fragte Kai und blickte sie an. Lucy schüttelte den Kopf. „Nichts. Wieso bist du mir gefolgt?“ Kai war verblüfft. „Würdest du jetzt lieber unter dem LKW begraben liegen wollen? Sei doch froh, das ich kurz nach dir weiter gegangen bin“, antwortete Kai verblüfft. Lucy biss sich auf die Lippe. „Du hast Recht, Kai. Es tut mir Leid“, sagte sie und lief die Böschung hinauf. Sie wollte wissen, was aus ihrem Fahrrad geworden war. Oben angekommen, blickte sie sich um. Ein platt gefahrener Rahmen lag auf der Straße. „Das hättest du sein können, Lucy.“ Kai tauchte neben ihr auf. Lucy nickte. „Dennoch wird mich meine Mutter umbringen. Das Fahrrad war sehr teuer gewesen“, sagte sie. Fragend blickte Kai auf seine neue Freundin, die er ganz und gar nicht verstand. „Wieso? Dir ist doch nichts passiert und das ist die Hauptsache“, sagte er. Lucy schüttelte den Kopf und hob ihre Schultasche auf. Sie seufzte. Ihre Papiertüte lag platt auf der Straße. „Gehen wir?“, fragte Kai und warf seine Schultasche über die Schulter. „Wir? Wäre dein Ruf nicht geschädigt, wenn du mit einer Vogelscheuche zur Schule kommst, die ihre Nase ständig in irgendwelche Bücher steckt?“, fragte Lucy ernst. Kai lachte. „Mein Ruf ist mir so was von total egal, Lucy. Und wenn ich mit einer wirklichen Vogelscheuche zur Schule kommen würde“, sagte er und ging los. Lucy blickte ihm verblüfft hinterher. Erst nach ein paar Augenblicken stürmte sie hinter ihm her. Was hatte sie schon für eine Alternative? Entweder wieder allein oder mit dem beliebtesten Jungen der Schule. „Du hast es dir ja überlegt“, sagte Kai, als sie neben ihm ankam. Er musste sich ein Grinsen verkneifen, denn Lucy war schon nach den paar Metern völlig außer Atem. „Kann es sein, das du nicht viel Sport treibst?“, fragte er. Lucy nickte. „Dann frage ich mich, wie du es schaffst, so eine toller Figur zu haben“, lachte er und auch sie lächelte jetzt. Sie blickte ihn verschmitzt an. „Das ist ein altes Familiengeheimnis.“ Kai lachte wieder. Lucy fand, er lachte ein bisschen zu viel. „Komm doch heute Nachmittag zum Schwimmtraining. Da kannst du uns zu sehen und danach können wir noch zusammen ein paar Bahnen schwimmen, wenn du Lust hast“, schlug Kai vor. Hatte sie gerade richtig gehört? War da gerade Kai Rush dabei sich mit Lucy Higgers zu verabreden? „Okay. Ich müsste noch etwas frei haben. Wann ist es denn?“, fragte sie und ihre Stimme hatte einen merkwürdigen Unterton. „Es beginnt um 16 Uhr.“ Lucy nickte. „Ja, da hab ich noch etwas frei“, sagte sie und lächelte. „Bist du viel beschäftigt?“, fragte Kai. Er zeigte tatsächlich Interesse an ihr. Lucy konnte es nicht fassen. „Na ja, es geht. Ich bin viel in der Bücherei. Dort arbeite ich als Aushilfe. Ansonsten helfe ich meiner Mutter in ihrem Hexenladen“, antwortete Lucy. „Interessierst du dich denn für Esoterik?“, fragte Kai und blieb stehen, weil ein Schnürsenkel aufgegangen war. „Nein, ich finde es irgendwie Humbug. Du etwa?“, fragte sie. „Wenn du es genau wissen willst, ja tue ich“ blaffte er. Anscheinend hatte Lucy einen wunden Punkt bei Kai getroffen. „Es tut mir Leid, Kai. Ich verärgere immer alle Menschen in meiner Nähe“, stammelte sie. „Ach, das muss dir nicht Leid tun. Ist schon in Ordnung. Aber weißt du, was merkwürdig war? Heute Morgen habe ich meine Tarotkarten gelegt und sie haben gesagt, ich würde heute jemanden ganz besonderen kennen lernen, mit dem ich einiges erleben werde.“ Kai blickte bedeutungsvoll auf Lucy hinunter. „Und ich glaube, ich habe diese Person bereits gefunden.“ Lucy blickte ihn an und er zwinkerte. „Du meinst mich damit, habe ich recht?“, fragte sie zweifelnd. „Nein, ich meine Eve aus der Cheerleadermannschaft. Natürlich meine ich dich“, lachte er. Lucy war verdutzt. „Wir sind da“, sagte Kai. „Du willst jetzt sicher zu deinen Freunden gehen, Kai. Dann geh ruhig“, sagte Lucy und konnte die Niedergeschlagenheit nicht ganz aus ihrer Stimmer verbannen. Plötzlich legte Kai seinen Arm um ihre Schultern. „Ganz im Gegenteil. Ich möchte, dass du mit zu ihnen kommst“, sagte er und zog sie mit sanfter Gewalt zu einer Gruppe Footballspielern. „Aber Kai, ich will nicht zu denen“, hauchte sie, doch Kai ließ nicht locker. „Komm“, flüsterte er. Sie waren bei den Jungs angekommen. „Guten Morgen, Jungs“, rief er und gab jedem die Hand. Die Jungs waren alle viel größer als Lucy und sie kam sich kleiner und verlorener denn je aus. „Wer ist denn die Kleine da bei dir, Kai?“, fragte einer mit schwarzer Hautfarbe und blonden Haaren. „Das ist Lucy. Wir haben uns heute früh kennen gelernt“, lachte Kai. „Ist das deine neue Flamme, Rush?“, fragte ein Inder mit grünen Haaren. „Soru, hast du schon mal von Freundschaft gehört? Nicht alles läuft auf das eine heraus“, antwortete Kai. Die Jungs lachten. „Klar, Freundschaft zwischen Jungs und Mädchen. Kai, es läuft bei dir doch immer nur auf das eine heraus“, lachte der Schwarze. War Lucy nur das Spielzeug von Kai? Aber vorhin war er so ganz anders. „Hilmer, stell dir vor, auch ich kann mal anders denken. Komm Lucy, wir gehen in die Schule“, sagte Kai und drehte sich demonstrativ um. Er ging los. Lucy stand noch einen Augenblick bei den Jungs. Diese blickten sie wie Tiere an und verschlangen sie mit ihren Blicken. Lucy wirbelte herum und lief Kai hinterher. „Sag mal, Kai. Wie konntest du vorhin meine Figur erkennen, wo ich doch nur solche Schlabbersachen an habe?“, fragte sie, als sie keuchend neben Kai ankam. „Ich hab es im Gefühl. Wegen heute Nachmittag. Hast du einen Bikini? Ich würde dich gerne in einem sehen“, sagte er und schmunzelte. Lucy war verdutzt. „Ich habe keinen Bikini“, sagte sie verlegen. Kai schaute sie verwirrt an. „Du hast keinen Bikini? Dann gehst du am besten vorher noch mal mit Eve einkaufen. Ich bezahl dir auch den Bikini“, sagte Kai. „Ich soll mit Evelyne Müller aus dem Cheerleaderteam einen Bikini kaufen gehen? Und du bezahlst den auch noch? Warum bist du so nett zu mir?“, fragte Lucy verwirrt. Kai lachte. „Ja, du hast richtig verstanden. Ich bin so nett zu dir, weil ich dich mag. Ganz einfach“, lächelte er. Sie waren vor Lucys Schrank angekommen. „Also sehen wir uns dann um vier an der Schwimmhalle. Ich schicke Eve nachher zu dir. Bis dann“, sagte Kai und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Er ging den Gang hinauf. Was genau war das gerade eben?, dachte Lucy. Kai hatte ihr einen Kuss auf die Wange gedrückt und sich mit ihr verabredet. Irgendetwas war heute gar nicht richtig. Lucy nahm ein Buch aus ihrem Schrank und einen karierten Block. Viele Menschen gingen an ihr vorbei, doch wie immer beachtete sie niemand. Lucy legte noch etwas in ihren Schrank. Einen kleinen Gegenstand, den Kai ihr in die Hand gedrückt hatte. Es war ein kleiner Anhänger für eine Kette in der Form eines Schlüssels. Es war aus Stein und sehr klein. Vielleicht zwei Zentimeter lang. Lucy verschloss ihren Schrank und ging zum Unterricht. Jetzt hatte sie Mathematik. Sie hasste dieses Fach und es lag nicht am Unterrichtsstoff. Der Lehrer war schlimmer als Pest, Cholera und Tripper zusammen. Lucy öffnete die Tür zu dem Klassenzimmer. Sie setzte sich ans Fenster. Langsam kamen auch die anderen Schüler dieses Kurses in das Zimmer. Keiner grüßte Lucy oder nickte ihr auch nur zu. „Guten Morgen, Klasse“, rief Herr Manchester, als er das Klassenzimmer betrat. „Guten Morgen, Herr Manchester“, antworteten sie monoton. „Heute beschäftigen wir uns mit Wahrscheinlichkeitsrechnung. Holt eure Bücher heraus und schlagt sie auf Seite 223 auf…“ Lucy öffnete ihr Buch. Ihr Leben würde über das Leben aller anderen bestimmen… Am liebsten wäre Lucy heute gar nicht aufgestanden. Um vier würde sie sich mit Kai an der Schwimmhalle treffen und vorher mit Evelyne einkaufen gehen. Was war heute nur los? Alles schien Kopf zu stehen. Noch nie hatte sich jemand auch nur annährend für Lucy interessiert. Nicht mal die beiden Leute, die vorgaben ihre Eltern zu sein. Natürlich glaubte das Lucy nicht, denn so konnten keine Eltern sein. Andauernd durfte sich Lucy anhören, dass sie nichts war und nichts konnte. Waren Eltern nicht dazu da, ihre Kinder aufzubauen? Und dann die Sache mit dem Fahrrad heute Morgen. Ihre Mutter würde ihr eiskalt den Kopf abschlagen ohne auch nur mit der Wimper zuzucken. Aber wieso hatte heute früh dieser komische Typ angerufen? Den Grund des Anrufs hatte Lucy nicht ganz verstanden. Es war merkwürdig. Ist der Spiegel durch den Anruf zerborsten oder war er einfach nur alt? Ihre Gedanken wirbelten herum, das Klassenzimmer verschwand und sie stand auf einer großen Lichtung. Vor ihr stand ein Auto und es brannte. Lucy hörte Schreie. Glas zersprang. Sie lief zu dem Auto. Vorne saßen zwei Menschen, eine Frau und ein Mann. Der Mann war bewusstlos und die Frau schrie. Irgendwoher kannte Lucy diese beiden Leute. Die Frau hatte rote Haare und Augen und eine süße Stupsnase. Sie war Lucy wie aus dem Gesicht geschnitten. Dann sah Lucy noch etwas. Ein Bündel lag auf dem Rücksitz aus dem ein kleines Kind herausblickte. Es war vielleicht zwei Jahre alt. Die Frau langte nach hinten, packte das Bündel und warf es in hohem Bogen ins weiche Gras. Dann explodierte das Auto. Flammen stoben hoch zum Himmel, als wollten sie den Wald gleich mit verschlingen. Metallteile flogen in sämtliche Himmelsrichtungen und… Lucy erschrak. Zwei durchsichtige Menschen flogen zum Himmel hinauf, begleitet von dem Wesen, das Lucy heute Morgen gesehen hatte. Ein Kind weinte hinter Lucy. Sie fuhr herum und blickte in die roten Augen, die sie nur zu gut kannte. Die siebzehnjährige Lucy blickte an die 15 Jahre jüngere Ausgabe ihrer selbst. Und dann sah Lucy noch etwas. Das Wesen mit den schwarzen Flügeln kehrte zurück. Es flog auf die kleine Lucy zu. „Nein!“, schrie Lucy und warf sich über ihre Vergangenheit. „Die will ich nicht, noch nicht jedenfalls. Ich will dich!“, rief das Wesen und stürzte sich auf Lucy. „Haben Sie nicht gesagt, wir wären Freunde, solange ich die Regeln befolge?“, rief Lucy zur Antwort. Das Ding lachte und flog wieder in den Himmel. Lucy fiel auf die Knie. Hatte sie gerade den Tod ihrer Eltern miterlebt? Dann hatte sie Recht und die Higgers waren gar nicht ihre Eltern. „Miss Higgers, würden Sie die Freundlichkeit besitzen und die nächste Aufgabe an der Tafel rechnen?“, riss sie Herr Manchesters Stimme aus den Gedanken und zurück in das Klassenzimmer. „Bitte was?“, fragte Lucy verwirrt. Die Klasse lachte. „Ah, Miss Higgers. Ich sehe, Sie sind nicht in der Lage, meinem Unterricht zu folgen. Nun, ich würde sagen, Sie arbeiten mir bis morgen die Seiten 223 und 224 durch. Der Unterricht ist beendet“, sagte er und blickte Lucy bösartig an. Diese war so entsetzt, dass sie nichts sagen konnte. Das waren so viele Aufgaben, dass Lucy wahrscheinlich nicht zur Schwimmhalle gehen konnte. Sie war sauer. Ihre Wut konzentrierte sich auf Herr Manchester, der zufrieden lächelnd auf seinem Stuhl saß. „Miss Higgers, Sie dürfen das Zimmer jetzt verlassen“, sagte er. Aber Lucy dachte gar nicht daran. „Herr Manchester, was fällt Ihnen ein, mich vor der Klasse zu demütigen?“, fragte Lucy und konnte ihre Wut nicht unterdrücken. Manchester lachte, doch plötzlich schnürte ihm eine unsichtbare Kraft die Luft ab. „Was zur…?“, presste er hervor. Lucy drückte in Gedanken die Kehle ihres Lehrers zu. „Sie sind ein mieses Stück Dreck, Manchester!“, schrie Lucy, nahm ihre Tasche und stürmte aus dem Zimmer. Jeder, der sie jetzt sah, nahm sie auch zur Kenntnis. Sie hatte die Aura der Wut um sich und bei der konnte niemand wegsehen. Plötzlich kam Kai auf sie zu gelaufen. Lucy nahm ihn nicht wirklich wahr. Sie sah nur noch Herr Manchester zusammen gekauert auf seinem Stuhl. Kai packte sie an den Schultern. „Lucy!“, rief er und schüttelte sie. Plötzlich, wie aus einer Trance, erwachte Lucy. „Lucy, die Leute gucken schon. Was ist los mit dir?“, fragte er voll Sorge. Lucy ließ sich gegen seine Brust sinken und Kai schloss sie instinktiv in die Arme. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf. Immerhin hätte sie fast einen Menschen umgebracht. „Es wird alles wieder gut“, flüsterte Kai. „Ui, Kai. Hast du eine neue Freundin? Auch noch eine Brillenschlange! Du hättest eine von uns coolen Mädchen abbekommen können“, höhnte eine Gruppe Mädchen, die an ihnen vor bei gingen, aber Kai achtete nicht auf sie. „Komm, Lucy. Ich bringe dich nachhause“, raunte ihr Kai ins Ohr und zog sie mit sich. Lucy weinte immer noch. Diese Vision zuvor nahm sie sehr mit. Plötzlich standen sie auf dem Schulhof. „Mister Rush, ist mit der jungen Dame alles in Ordnung?“, fragte der Sportlehrer, der gerade vorbeikam. Kai nickte. Sie gingen weiter. Irgendwann standen sie vor einem großen Einfamilienhaus. Kai schloss auf und setzte Lucy auf die Couch. „Willst du etwas trinken, Lucy?“, fragte er aus der Küche. „Nein“, rief Lucy und blickte sich in dem Haus um. Es war sehr vornehm. Die Couch war mit Schafsleder bezogen, eine teure Vase stand auf dem Glastisch vor ihr und goldene Vorhänge hingen vor den Fenstern. Kai kam ins Wohnzimmer. Er hatte ein Glas mit Cola in der Hand und setzte sich neben sie. „Was ist los mit dir, Lucy?“, fragte er sanft. Lucy blickte ihn an, aber eigentlich auch nicht. Sie nahm ihn gar nicht wahr. „Wo bin ich?“, fragte sie stattdessen. „Wir sind bei mir zuhause. Ich wusste nicht, wo du wohnst und da habe ich gedacht, du bist hier besser aufgehoben, als in der Schule“, antwortete er und seine blauen Augen forschten in ihren roten nach Informationen. „Meine Eltern… Autounfall…Himmel…“, stammelte Lucy vor sich hin. „Deine Eltern hatten einen Autounfall? Wann?“, fragte Kai alarmiert. „Vor 15 Jahren“, sagte Lucy. „Aber du wohnst doch bei deinen Eltern, Lucy. Sie sind nicht tot“, antwortete Kai. Lucy starrte ihn an. „Ich hab sie gesehen, Kai. Gerade eben. In Manchesters Unterricht. Ich fasse es nicht, dass ich richtige Eltern gehabt hatte“, rief Lucy aus. Kai hob beschwichtigend die Hände. „Ist ja gut.“ Dann schwiegen sie eine Weile. Plötzlich blickte Kai auf die Uhr. Zehn Uhr. Er stand auf und ging zum Telefon. „Hallo? Hier ist Herr Higgers. Ich möchte meine Tochter für den Rest des Tages krankmelden. Ja, richtig meine Tochter Lucy Higgers. Gut, danke. Auf Wiederhören“, sprach Kai in den Hörer, dann legte er auf. Er grinste zu Lucy. Dann nahm er wieder den Hörer und sprach mit hellerer Stimme hinein. „Guten Tag, Miss Meyer, hier ist Herr Rush. Mein Sohn kommt für den Rest des Tages nicht zur Schule. Er hat eine zusätzliche Trainingsstunde. Ja, genau. Kai Rush. Danke. Bye.“ Kai hängte auf und setzte sich wieder neben Lucy. „Jetzt sind wir bis um 15 Uhr alleine“, sagte er und legte den Arm um Lucy. Entsetzen machte sich in ihr breit. Kai nahm Lucys Brille ab und öffnete ihre Haare. „So siehst du doch gleich viel hübscher aus, Lucy“, sagte Kai leise. Lucy blickte ihn an. „Ach, darauf läuft es also heraus?“, fragte sie spitz. Kai sah ihr nicht in die Augen. „Ja. Wir haben gewettet, wie lange es dauern würde, dich zu mir nachhause zu bekommen und ich dich herum bekomme“, gestand er. Lucy sprang auf. „Und ich habe dir vertraut, Kai!“, rief sie. Kai stand ebenfalls auf und packte sie am Arm. „Lucy, bitte. Ich habe einen Ruf zu verlieren. Komm schon“, sagte er. Lucy schüttelte heftig den Kopf und ihre langen Haare flogen um sie wie ein Vorhang. „Niemals!“, kreischte sie. Lucy riss sich los, griff nach ihrer Tasche und stürmte nach draußen. Das war auch alles viel zu schön um wahr zu sein. Kai rannte ihr hinterher. „Lucy!“, rief er, doch Lucy achtete nicht auf ihn. „Lass mich in Ruhe!“, rief sie über ihre Schulter. Sie lief zu ihrem Haus. Riss die Tür auf und stürmte die Treppe hinauf. Lucy hielt diese falsche Welt nicht mehr aus. Sie war schon immer ohne Hilfe ausgekommen. Ihr ganzes Leben lang. Die paar Stunden, in denen sie einen Freund gehabt hatte, waren sehr schön, doch jetzt kehrte der Alltag zurück und Lucy fühlte sich einsamer als jemals zuvor. Sie warf ihre Tasche in die Ecke und setzte sich auf ihr Bett. Tränen liefen Lucy übers Gesicht. Sie hätte sich nie träumen lassen, dass ein Tag alles im Leben eines Menschen ändern könnte. Ihr ganzes bisheriges Leben fiel wie ein Kartenhaus zusammen. Lucy ging in das Arbeitszimmer ihres Vaters. Sie durchwühlte Akten und Papiere und nach einer halben Stunde fand sie, wonach sie gesucht hatte. Ein Adoptionsbericht. Herr und Frau Higgers hatten die zweijährige Lucy Dancer adoptiert. Ihre Eltern waren tatsächlich bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Aber wer war Lucy Dancer? Das war Lucy zu viel. Sie ging wieder in ihr Zimmer. Doch wäre sie einen Moment geblieben, hätte sie den Windhauch gesehen, der das Adoptionsblatt wegwehte und einen Zeitungsausschnitt zum Vorschein brachte. Die Schlagzeile hätte Lucy einiges erklärt. Zweijährige bei Autounfall überlebt. Wir gehen von den magischen Fähigkeiten des Mädchens aus. Und weiter sagte der Artikel: Die zweijährige Lucy Dancer wurde neben einem Wrack gefunden. Ihre Eltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. Lucy gibt den Ärzten und Psychologen ein Rätsel auf. Man geht davon aus, dass sie magische Fähigkeiten besitzt, denn sie kann Blätter anbrennen, Wasser zum Kochen bringen und Metall zum Schmelzen bringen. Das alles nur durch ihren Willen…. Aber Lucy war schon wieder in ihrem Zimmer. Sie wollte nichts mehr von ihrer Umwelt wissen. Der Tag schleppte sich nur so dahin.



    Re: Lucy

    Lee_Iminis - 13.06.2006, 20:27


    Ui :shock: ist ja recht viel auf einmal... aber ich finds gut. :for:
    Wenn ich dir noch einen Tipp geben dürfte, liebe BJ:
    1.) Hast du Lucys Namen ein bisschen zu oft geschrieben. Nimm doch Formulierungen wie >die junge Frau< oder so.
    2.) Schreibe etwas ausführlicher. Die Handlung zieht erst richtig in den Bann, wenn sie nicht zu schnell geht, sonst wirkt das ganze etwas unglaubwürdiger.

    Lee :angel:



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