Post-apocalyptica

Unbesiegbar
Verfügbare Informationen zu "Post-apocalyptica"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Wyrd
  • Forum: Unbesiegbar
  • aus dem Unterforum: Geschichten, Erzählungen, Überlieferungen
  • Antworten: 1
  • Forum gestartet am: Sonntag 19.08.2007
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Post-apocalyptica
  • Letzte Antwort: vor 13 Jahren, 10 Monaten, 3 Tagen, 1 Stunde, 49 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Post-apocalyptica"

    Re: Post-apocalyptica

    Wyrd - 21.06.2010, 19:27

    Post-apocalyptica
    Prolog: Götterdämmerung

    Es war 2:30 und Providence, Rhode Island an der Ostküste der USA lag im friedlichen Dämmerschlaf. Natürlich schlief die Stadt nicht wirklich, so wenig wie irgendeine Großstadt das jemals tat, doch es war ruhig in den Straßen. Nichts deutete darauf hin, dass heute noch irgendetwas passieren würde, was es wert war, dass Menschen sich daran erinnern würden.

    Officer Howard Phillips drehte seine Runde. Wie fast jeden Abend in den letzten zehn Monaten. Sein Partner John McArthur döste auf dem Beifahrersitz. Er hatte überlegt ihn zu wecken, doch er sah keinen wirklichen Grund dazu. Die Nacht war so ruhig und friedlich wie selten. Es würde nichts passieren, da war er sich mehr als sicher.
    Phillips lenkte den Wagen um die nächste Ecke, von der Chalkstone Avenue in die vom weißen Licht des Vollmondes hell erleuchtete Felixstreet, als…
    … sein Wagen plötzlich einen langen Schatten warf;
    … der bis eben noch so hell erscheinende Vollmond als Herrscher des Nachthimmels abrupt entthront wurde;
    … der gesamte Himmel plötzlich von einem gleißenden Feuerball taghell erleuchtet wurde.
    Der Polizist kniff die Augen heftig zusammen, während sein verwirrter Verstand noch zu begreifen suchte, wie die Sonne plötzlich mitten in der Nacht am Himmel erscheinen konnte. Sein Verstand raste und suchte nach Antworten auf die Frage, wie es sein konnte, dass die kosmische Ordnung so abrupt über den Haufen geworfen werden konnte.
    War die Welt wahnsinnig geworden? Ein Zeichen Gottes? Hatten die Russen sie angegriffen und gewagt, was den gesamten Kalten Krieg hindurch nicht passiert war? Sein Partner schreckte auf, verwirrt und nicht in der Lage Worte für das zu finden, was sein so rabiat geweckter Verstand präsentiert bekommen hatte. Die Dunkelheit war von gleißendem Licht verbannt worden und die nächtliche Sonne brannte mit einer Intensität, die mehr als nur furcht einflößend war.
    Überall erwachten die Menschen; sahen aus den Fenstern und gingen auf die Straßen, während sie die Augen vor der gleißenden Helligkeit abschirmten.

    Der Polizeifunk erwachte zum Leben, doch anstelle der Zentrale, die mit beruhigender Klarheit weitere Einsatzanweisungen gab, ertönten nur weißes Rauschen und schrille Pfeiftöne.
    Howard Phillips wendete und fuhr so schnell es ging zum Revier zurück. Dies war keine Nacht wie jede andere.
    Ganz und gar nicht.
    Mittlerweile hatte McArthur sich aus der Phase totaler Verwirrtheit und Teilnahms- sowie Nutzlosigkeit befreit und offensichtlich beschlossen dem Funkgerät irgendwelche nützlichen Informationen zu entlocken; der einzige Erfolg dieser Aktion war jedoch, dass Phillips entnervt die Zähne fletschte und wohl geschätzte 40 Meilen die Stunde zu schnell fuhr, während er auf den sich immer schneller füllenden Straßen einzelnen, auf die Straße gewanderten Vollidioten auswich, die in den Geschehnissen offensichtlich den Weltuntergang erkannt hatten und sich in den Kopf gesetzt hatten noch vor dem Morgengrauen durch einen Unfall mit einem Polizeiauto ums Leben zu kommen.
    Erst einige Straßenzüge später fiel ihm auf, dass sämtliche Lampen erloschen waren, dass jede einzelne Ampel den Geist aufgegeben hatte und das absolut kein einziges elektrisches Licht in der ganzen Stadt mehr brannte.
    McArthurs Stimme begann sich zu überschlagen, während er immer und immer wieder die gleichen Fragen in das Funkgerät plärrte; es war wohl nichts weiter als eine Alibi-Handlung, das verzweifelte Greifen nach einem einzelnen Grashalm Normalität in einer Welt, die gerade den Verstand verloren hatte, doch das Funkgerät weigerte sich standhaft irgendwelche Geräusche von sich zu geben, in denen die beiden Beamten auch nur irgend etwas hätten erkennen können.
    Schließlich riss Phillips’ Geduldsfaden. Er hielt das Steuer mit einer Hand, während die andere zum Funkgerät wanderte und es kurzerhand abschaltete.
    McArthur registrierte es zu Anfang nicht einmal und wiederholte seine Fragen weiter, bis sein Partner ihn auf äußerst gereizte Art darauf hinwies, dass er das Gerät abgeschaltet hatte.
    Von da an starrte John McArthur nur noch stumm himmelwärts aus dem Fenster, in Richtung des kosmischen Phänomens, dass in einem kurzen Augenblick die gesamte Welt ins Chaos gestürzt hatte.
    Sie erreichten die Polizeiwache um 3:25. Der letzte organisierte Tag der Menschheit hatte vor etwas mehr als 3 Stunden geendet.
    Und keiner von ihnen konnte sich auch nur im Entferntesten vorstellen, was noch kommen würde.





    I. Geisterhimmel


    Jegor Sergejewitsch Wolkow holte tief Luft, dann öffneten seine behandschuhten Finger den Verschluss des Filters seiner Gasmaske und lösten die verbrauchte Einheit. Mit der absoluten Sicherheit, die nur jemand beherrschte, der die selbe Handlung schon viele hundert mal durchgeführt hat, öffnete er die linke Brusttasche und schob die verbrauchte Filtereinheit hinein, bevor er sie wieder verschloss, die Rechte öffnete, einen neuen Filter hinaus zog und ihn in den Gasmaske hineinschraubte. Das ganze hatte nur wenige Augenblicke gedauert. Es war lästig, doch man gewöhnte sich daran, erstaunlich schnell, wie Jegor zugeben musste.- und jeder Einzelne, der sich in den letzten zehn Jahren noch lange an der Oberfläche aufhalten wollte hatte es lernen müssen. Sein Blick sondierte die Umgebung. Eine grau-schwarze Welt, über der ein in einem geisterhaften grün leuchtender Himmel stand.
    Die Nacht war wolkenlos- allerdings auch genauso frei von Sternen. Man konnte sie seit Dem Letzten Tag nicht mehr sehen, nur der Vollmond, ebenfalls grünlich schimmernd, leuchtete noch fahl am Himmel.
    Angeblich war es weiter im Süden anders, doch wer wusste das schon? Niemand aus Moskau war in letzter Zeit noch weit nach Süden gekommen. Man blieb in Moskau, man lebte in Moskau, man starb in Moskau.- unter dem grünen Geisterhimmel.
    Sein Weg hatte den Sammler zum Eingang eines großen Gebäudes geführt.
    Er blickte hinauf. Bürogebäude; zumindest war es das wohl einmal gewesen. Die Tür klemmte. Nichts Ungewöhnliches. Die meisten Dinge funktionierten nicht mehr so, wie sie es früher getan hatten. Jegor zog sein Messer und schob es in den Türspalt, bevor er anfing die Klinge leicht hin und her zu bewegen. Die Türflügel bewegten sich. Unmerklich, aber sie lockerten sich. Der Sammler schob das Messer weiter nach oben, bis er auf den Widerstand des Schlosses stieß. Es war nicht abgeschlossen, es klemmte nur. Wie so vieles. Ein weiterer heftiger Ruck, ein kurzer Stoß nach oben und die Tür gab schließlich nach. Seine Zeit wurde langsam knapp- und Jegor war sich dieses Umstandes mehr als nur bewusst. Bald würde die Sonne aufgehen- und ohne die schützende Wolkendecke, die den Himmel sonst sogar tagsüber verdunkelte, war es mehr als nur ungesund sich tagsüber im freien aufzuhalten. Aber schließlich war er deshalb hier. Im Moment herrschte der Geisterhimmel und die meisten anderen waren zu abergläubisch, zu feige oder hatten zuviel Angst vor der sengenden Sonne und dem giftigen Smog, um sich tagsüber nach draußen zu wagen. Doch das waren die besten Zeiten im Jahr um als Sammler Geld zu verdienen- wenn es wenig Konkurrenz gab. In ein paar Wochen würde der Himmel über Moskau wieder undurchdringlich mit Wolken verhangen sein und die anderen würden sich wieder aus der Metro heraustrauen. Doch bis dahin würde er wieder genug verdient haben um für eine ganze Weile keine Sorgen mehr zu haben. Natürlich nur, wenn er erfolgreich war und die nächsten Stunden so gut wie nur möglich nutzte.
    Das Foyer war leer, ausgestorben, bis auf einige Spinnen, die in den letzten Jahren eindrucksvoll kunstfertige Netze durch den Raum gespannt hatten. Glassplitter bedeckten den Boden; die Lampen waren zerstört. Das Gesicht unter der Gasmaske wandte sich nach oben. Es war genau wie Jegor befürchtet hatte, keine der Glühbirnen war noch intakt. Er schüttelte bedauernd den Kopf. Glühbirnen waren mittlerweile, wie so vieles, das vor der Katastrophe hergestellt worden war einiges wert. Einige der Fassungen waren leer. Er war mit großer Sicherheit nicht der erste Sammler, der hier hineingekommen war. Er blickte sich um.
    Fahrstuhl. Treppen nach oben. Treppen nach unten. 4 unterschiedliche Türen, die wohl zu Gängen mit unzähligen Büros führten. Eine leere Theke. Zerstörte Stühle. Erdgeschoss. Nein. Dass Erdgeschoss konnte er vergessen. Es war schon jemand vor ihm hier gewesen. Die Stühle hatten sich sicher nicht selbst zertrümmert und es war mehr als nur unwahrscheinlich, dass Moskaus neue Bewohner ihre Freude an der Zerstörung von Inneneinrichtung entdeckt hatten. Außerdem waren da noch die völlig leere Theke des Informationsschalters und die fehlenden Glühbirnen. Damit reduzierte es sich auf Fahrstuhl, Treppe nach oben und Treppe nach unten. Die schweren, fellgefütterten Stiefel wichen den Haufen aus Glassplittern gekonnt aus, während er sich in Bewegung setzte. Wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich war er alleine in diesem Gebäude. Aber man konnte nie wirklich wissen. Raider, Kultisten, Tiere, Mutanten. Es konnte so ziemlich alles hier sein. Und dem meisten davon wollte ein vernünftiger Mensch nicht begegnen. Die rechte Hand wanderte zum Pistolenhalfter an seinem Oberschenkel. Man konnte niemals wirklich sicher sein.
    Die Gasmaske bewegte sich immer wieder hin und her, während die Augen hinter der Plexiglasscheibe den großen Raum weiterhin absuchten und den Boden, auf den er trat vor jedem Schritt genau betrachteten, bis er schließlich die Treppe erreicht hatte. Keine Fallen, keine an die Wände geschmierten Zeichen und glücklicherweise auch keine Mutantenscheiße. Der Aufzug war keine Option, die Türen standen einen Spalt weit offen und dahinter lag nichts weiter, als gähnende Leere.
    Somit blieb Jegor nur das Treppenhaus.
    Rauf oder runter. Jegor spähte das Treppenhaus hinauf. Leer. Graue Wände, noch grauere Treppenunterseiten. Außerdem fehlte das Dach. Sein Blick wanderte nach unten. Noch mehr grau. Keine Lampen, nur fahles, grünes Geisterlicht. Der Boden war nicht zu sehen, nur Dunkelheit. Es half ihm wenig. Der Weg nach oben war doch etwas einladender. Wo hin würden wohl seine Vorgänger gegangen sein? Unten war man sicher vor der tödlichen UV-Strahlung, andererseits waren die meisten anderen Sammler bei klarem Himmel nicht unterwegs, sie hatten also genauso gut nach oben gehen können.
    Der Sammler zog die Luft tief ein und der Atemfilter machte ein rasselndes Geräusch.
    Oben. Die meisten würden nach oben gehen. Aber er war nicht die meisten.
    Also würde sein Weg in die Tiefen führen.



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Unbesiegbar

    Helden und Legenden - gepostet von Nailo am Montag 22.09.2008
    Eure liebsten Fabelwesen und Dämonen!! - gepostet von Silvanus am Montag 08.10.2007
    Allgemeines und Regeln - unbedingt lesen! - gepostet von Baphemot am Sonntag 14.03.2010



    Ähnliche Beiträge wie "Post-apocalyptica"

    Bilder uppen - gepostet von Timo am Dienstag 04.07.2006
    Fuin-WSG!! - gepostet von Anonymous am Freitag 15.09.2006