Vinzenz von Paul - Biografisches - Erzähltes

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    Re: Vinzenz von Paul - Biografisches - Erzähltes

    Reinhard CM - 18.06.2010, 08:11

    Vinzenz von Paul - Biografisches - Erzähltes
    Vinzenz von Paul (1581 - 1660) stammt aus dem Südwesten Frankreichs, genauer gesagt aus Pouy. Heute heißt der Ort ihm zu Ehren "Berceau de St. Vincent de Paul." (auf deutsch: Wiege des Heiligen Vinzenz)

    Dieser Ort liegt fast schon am Atlantik, rund 10 km von Dax entfernt und südlich von Bordeaux an der Südwestküste Frankreichs. Die Gegend nennt mann "Les Landes", die Menschen sind geprägt von bäuerlicher Lebenskultur und einem schalkhaften Charme, einer gewissen Leichtigkeit des Seins, die das Leben nicht so bitter ernst nimmt und so Manchen einfach einmal "aufs Korn nimmt".

    Vinzenz war eines von sechs Kindern in einer armen Bauernfamilie und hütete selber oft das Vieh auf der Weide. Für sein Theologiestudium verkaufte sein guter Vater zwei Ochsen, um die Kosten bezahlen zu können.

    Genau im Jahr 1600 wurde er mit 19 Jahren (viel zu früh, wie er später oft bemerkte) zum Priester geweiht, danach folgten abenteuerliche Jahre, geprägt vom Wunsch nach Ansehen, Karriere und sozialer Absicherung. Einige Briefe an seinen Gönner, den reichen Anwalt M. Comet, berichten sogar von einer Entführung nach Nordafrika durch türkische Seeräuber und abenteuerlichen Geschichten, die Vinzenz dort in Nordafrika erlebt hat.

    Nach seiner abenteuerlichen Rückkehr und einer Zeit des Suchens, wo wir manchmal sogar nichts Biografisches von ihm finden, weil er einfach irgendwie untertauchte, lernte er als junger Priester in Paris ab dem Jahr 1610 die Lebensbedingungen vieler Menschen kennen, die die Gesellschaft ausgestoßen hatte. Das ging ihm als Priester, der aus den südwestfranzösischen "Landes" stammte, sehr zu Herzen. Bald sammelte er um sich Männer und Frauen, die sein Anliegen, diesen Menschen zu helfen, teilten und die bereit waren, ihre Nächstenliebe in die Tat umzusetzen.

    Als Hauslehrer für die Erziehung der Söhne der angesehenen Pariser Adelsfamilie "De Gondi" kam er viel auf deren Ländereien in Frankreich herum und begleitete "Madame" als persönlicher Beichtvater und Seelenführer auf ihren Reisen durch Nordfrankreich. Bei einer dieser Reisen ereignete sich etwas Folgenschweres: Nach der Lebensbeichte eines sterbenden Bauern in Gannes (Nordfrankreich) predigte Vinzenz auf flehentliches Bitten seiner reichen Dienstgeberin Madame de Gondi, der sich der Bauer in großer Dankbarkeit über den priesterlichen Dienst ihres Beichtvaters anvertraut hatte, am darauf folgenden Tag, es war der 25. Januar 1617, das Fest Pauli Bekehrung, in der Kirche von Folleville über die Umkehr und die Liebe Gottes mit dem Erfolg, dass so viele Menschen zur Beichte gehen wollten, dass Jesuiten aus Amiens geholt werden mussten, um dem Andrang des bußwilligen Volkes gerecht zu werden. Dieser biblisch gesprochen "reiche Fischfang" wiederholte sich noch viele Male in anderen Dörfern der Ländereien von "Madame de Gondi".

    Der 25. Jänner 1617 so bis heute gilt als der Gründungstag der "Kongregation der Mission". Dieser Name ist ein spiritueller Titel: ein Zusammenschluß von Gleichgesinnten (congregatio), um die Sendung (Mission) Christi heute fortzusetzen.
    Vom Haus Bons-Enfants ("das Haus der guten Kinder"), welches Madame de Gondi als Sitz für die kleine "Congregation de Mission" gestiftet hatte, darauf folgten ausgedehnte Volksmissionen. Interessierte Priester folgten Vinzenz auf seinem Weg der Evangelisierung. Auf diese Weise entstand nach und nach die Gemeinschaft der Lazaristen.
    Mit den Priestern, die mit ihm im selben Geist zusammenarbeiteten, gründete Vinzenz aufgrund der beachtlichen Stiftung von Madame de Gondi die Gemeinschaft nach dem Motto:


    "Es ist nicht genug, dass wir selber Gott lieben.

    Wir müssen auch dafür Sorge tragen,

    dass andere ihn lieben.

    Unsere Sendung ist es,

    den Armen eine frohe Botschaft zu bringen."

    Ein weiteres wichtiges Ereignis des Jahres 1617 ereignete sich in seiner Zeit als Pfarrer in Chatillon. Vinzenz zog sich gerade in der Sakristei zur Messe an, als eine Frau ganz aufgelöst zu ihm kam, um zu berichten, dass eine arme Familie am Rande der Stadt vor Hunger fast umkomme. Vinzenz entschied sich spontan, darüber zu predigen. Am Nachmittag wollte Vinzenz die Familie besuchen und er begegnete einer wahren Prozession von Menschen. Diese hatten der armen Familie mit einer großen Menge an Lebensmitteln geholfen. Um das Ganze in Zukunft besser zu organisieren, gründete Vinzenz einen Caritas-Verein, die "Damen der Caritas", welche 1633 von den "Barmherzigen Schwestern" abgelöst wurden.

    So entstand im Jahre 1625 die Gemeinschaft der Lazaristen, die Vinzenz die "Congregation der Mission" (in der Kurzform CM) nannte und die im Volksmund schon bald "Lazaristen" genannt wurden, da das kleine Haus der Stiftung von Madame de Gondi bald zu klein wurde und Vinzenz nach langer Überlegung das Geschenk annnahm, das mehrere Quadratkilometer große alte Priorat "Saint Lazare" ("Heiliger Lazarus") anzunehmen. Dort gab es regelmäßig Armenausspeisung für rund 2000 hungernde Menschen in Paris. Das Land Frankreich befand sich gerade wieder in einem furchtbaren Krieg, so dass viele Menschen vom Land in die große Stadt Paris flüchteten, um den Versuch zu starten, überleben zu können.

    Saint Lazare wurde zu einem Stützpunkt der Armenfürsorge für ganz Paris und ebenso für die weiter ausgebaueten Volksmissionen auf dem Lande, für eine große Zahl von Liebeswerken, die der heilige Vinzenz alle koordinierte und sowohl geistlich als auch mit seiner gesamten Tatkraft begleitete.


    Es gäbe noch so viel über das Leben des Heiligen Vinzenz zu berichten, aber ich werde ja nicht der Einzige sein, der etwas von ihm und seinem reichhaltigen Leben erzählen kann ...



    Re: Vinzenz von Paul - Biografisches - Erzähltes

    Reinhard CM - 13.07.2010, 22:48


    Fest überzeugt von der dringenden Notwendigkeit irgendeiner Art von Missionierung der entchristlichten Landbevölkerung Frankreichs, organisierte der heilige Vinzenz 1618 einen regelrechten Schlachtenplan für die Evangelisation auf den Besitztümern der Familie Gondi. Dort war es, wo die Landmissionen ihren Anfang nahmen.

    Am Anfang stand der Wille, etwas zu tun gegen die erschreckend weit verbreitete religiöse Unwissenheit und die moralische Verwüstung in einer kriegsgeschädigten, schweren Zeit für Frankreich.
    Vinzenz von Paul zieht auf Anraten von Madame de Gondi, der angesehenen Frau des Großadmirals der königlichen Galeerenflotte, für deren Söhne Vinzenz bisher der Erzieher war, das ganze Jahr 1618 von Dorf zu Dorf und hält Missionen. Unermüdlich ist er in der Gründung der Caritasbruderschaften, um dem sittlich und religiös verwahrlosten Landvolk die Möglichkeit zu tätiger Nächstenliebe zu geben. Diese Gemeinschaften der Caritas (Confreriés de la Charité), sind in der Tat die rechtlich erste Gründung des heiligen Vinzenz. Der Gründungsvertrag der ersten Confrerié trägt das Datum vom 23. August 1617.
    Anlaß war die äußerste Not einer Familie aus der Pfarre Châtillon-les-Dombes in der Nähe von Lyon, wo Vinzenz seit Juli 1617 Pfarrer war und wo er aus innerer Ergriffenheit über die Not diese Familie beim Sonntagsgottesdienst predigte und eine wahre Welle der materiellen Hilfe für diese Familie auslöste, so daß die nun reich Beschenkten damit auf einmal zu viel an Gaben hatten. Schon wenige Tage später, am Mittwoch nach diesem Sonntagsereignis, kam Vinzenz mit einigen Damen zusammen, um die Lage zu beraten und einen vorläufigen Vertrag festzulegen, in dem die Art und Weise des Helfens und Vorgehens in ähnlichen Fällen beschrieben ist. Vinzenz gab den zu jeder Hilfe entschlossenen Damen der Caritas ("Dames de charité") einige Monate später auch offizielle Regeln.



    Re: Vinzenz von Paul - Biografisches - Erzähltes

    Reinhard CM - 13.07.2010, 22:54

    Die erste Regel der Damen der Caritas von Catillon
    Liest man in der Regel, die Vinzenz im Jahr 1617 für seine erste Gründung ausgearbeitet hat, einem klassischen vinzentinischen Dokument, so ist daraus der praktische Sinn und der Blick für das Detail ersichtlich, zwei Eigenschaften, die den Gründer auszeichneten:

    "... Jene, die den Tagdienst hat, bereitet das Essen und bringt es den Kranken. Sie sagt dem Kranken einen frohen, liebevollen Gruß. Dann stellt sie das Tablett auf dem Bett zurecht, legt die Serviette auf und stellt das Trinkgefäß und das Brot bereit. Sie läßt den Kranken die Hände waschen, spricht das Benedicite, schöpft die Suppe ein, legt das Fleisch auf den Teller und richtet das Ganze auf dem Tablett her. Darauf lädt sie den Kranken liebevoll ein, zu essen um der Liebe Jesu und seiner heiligen Mutter willen. Das alles tut sie mit solcher Liebe, als habe sie ihren eigenen Sohn oder vielmehr Gott selber vor sich, der das Gute, welches sie den Armen erweist, so ansieht, als werde es ihm getan ... "

    In der ersten Regel kommt auch schon der Aspekt der Verkündigung vor, die den Damen aufgetragen ist, wie dies aus dem obigen Auszug aus der Regel ersichtlich wird. Noch deutlicher wird dies in folgender Anweisung ausgedrückt:

    "... Zwischendurch sagt sie dem Kranken ein paar Worte über den Herrn. In dieser Gesinnung versucht sie, wenn er sehr betrübt ist, ihn aufzuheitern ..."


    Bereits am 8. Dezember 1617 übergibt Vinzenz die Regeln den Caritasdamen, begüterten und sozial tätigen Frauen der Pfarre Châtillon, feierlich in der Kapelle des Krankenhauses von Châtillon. An diesem Tag werden auch die ersten elf Mitglieder, verheiratete und unverheiratete Frauen, in die neu gegründete Gemeinschaft aufgenommen. Die Mitglieder der Bruderschaft nannten sich "Diennerinnen der Armen" bzw. "Dienerinnen der Nächstenliebe".
    Es war eine Gemeinschaft, die sich auch monatlich zur Heiligen Messe mit gemeinschaftlicher Kommunion traf und die eigene Bruderschaftsgebete bei den Zusammenkünften hatte. Das Wichtigste war jedoch der organisierte und mit Liebe und Gewissenhaftigkeit durchgeführte Dienst an den Armen.



    Re: Vinzenz von Paul - Biografisches - Erzähltes

    webmaster - 29.09.2010, 22:11

    Die letzten Monate im Leben des Heiligen Vinzenz
    Vinzenz von Paul – Vollendung eines langen Lebens der tätigen Liebe

    Am 27. September 1660 legte Vinzenz von Paul nach einem reichen Lebenswerk in Saint Lazare in Paris im Alter von 79 Jahren sein Leben in die Hände des Schöpfers zurück. Heuer sind es 350 Jahre, dass Vinzenz von Paul in die Ewigkeit heimgegangen ist. So möchte ich als Lazarist auch einige historische Festgaben zu diesem Anlass beisteuern.

    Bernard Pujo, ein zeitgenössischer französischer Historiker, hat über Vinzenz von Paul ein neues lesenswertes Buch mit dem Titel „Pionier der Moderne – Das abenteuerliche Leben des Vinzenz von Paul“, erschienen 2008 im Herder-Verlag, geschrieben, aus dem ich nun die folgenden Texte über die letzten Lebensmonate des Heiligen zusammenfasse: Vinzenz, ein Mann, der tief durchdrungen war vom Leben aus dem Evangelium, ein Mann, der Generationen von Menschen mit seiner besonderen Art der konkreten Nachfolge faszinierte und prägte, ging in seiner letzten Lebensphase noch durch eine Schule des Loslassens: Sein erster und treuer Mitarbeiter und Mitbruder als Lazarist, Herr Anton Portail und Luise von Marillac, seine große und unentbehrliche Stütze und die Mitbegründerin und erste Generaloberin der Barmherzigen Schwestern, verstarben im selben Jahr 1660 – beide vor ihm. Das hat ihn schwer getroffen, Aber er ertrug diese Schläge mit erstaunenswerter Ergebung in den Willen Gottes. Auch sein gebrechlicher Körper konnte mit seinem großen und zutiefst karitativen Geist mithalten. Ein Beinleiden, das er sich in jungen Jahren zugezogen hatte, machte ihm nun ordentlich zu schaffen.
    An einen Mitbruder schreibt Vinzenz im März 1660: „Ich bin ziemlich gesund, nur meine Beine erlauben mir nicht mehr, die heilige Messe zu lesen, und zwingen mich, ständig zu sitzen.“ Trotz seines Alters und seiner Gebrechlichkeit war Vinzenz aber voll unbezwingbarer Energie. Von seinem Zimmer aus, das er nicht mehr verlassen konnte, beseelte er weiter hin die Kongregation der Mission und schrieb zahlreiche Briefe an seine Missionare. Ja, er dachte in diesem Zustand sogar an die Zukunft der Kongregation der Mission, indem er für die Errichtung von Archiven den Superioren der Häuser die Richtlinie gab, besondere Briefe aufzubewahren. Er führte auch die Gespräche mit den Barmherzigen Schwestern weiter, die man dafür eigens in einen Saal neben seinem geheizten Kaminzimmer in Saint Lazare zusammen rief. Auch seine Mitbrüder erhielten weiterhin wöchentliche Konferenzen. Besonders wichtig war ihm die Auslegung der Allgemeinen Regeln der Kongregation der Mission, die erst 1658, 2 Jahre vor seinem Tod, von Rom approbiert wurden. Zusehends wurde Vinzenz schwächer, auch wenn sein Geist noch voller Tatendrang war. Pierre Coste, sein treuer Biograf, der zwölf Bände über Vinzenz von Paul verfasste, schreibt schließlich über den letzten Tag seines irdischen Lebens: „Er ließ sich am 26. September in das Oratorium auf seinem Stockwerk tragen, wo er, nur halb bei Bewusstsein, der Messe beiwohnte. Er empfing am Abend des 26. September das Sakrament der Krankensalbung und entschlief sanft am nächsten Morgen. Er blieb sitzen, wie er war: Er starb auf seinem Stuhl, vollständig angezogen, in der Nähe des Feuers. Es war gegen vier Uhr morgens, zu einer Stunde, in der er seit so langer Zeit die Gewohnheit hatte, sich zu erheben, um einen Tag des Gebetes und der tätigen Nächstenliebe zu beginnen.“

    Eine Zeit der Fürsprache und des Einsatzes für Viele begann, denn bald schon merkten die Seinen, dass sie nun ihren hochverehrten Gründer in anderer Weise bei sich hatten. So dürfen wir am So, den 26. September bei unserem Vinzenzfest gleichsam den 350. überirdischen Geburtstag desjenigen feiern, der durch ein Leben der Hingabe an die Armen ein Werk in die Welt gesetzt hat, das sich in vielfacher Weise bis heute fortsetzt.

    Kaplan Reinhard Kofler CM



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