In großer Not wird das Leben "umdefiniert"

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    Re: In großer Not wird das Leben "umdefiniert"

    Susanne - 11.06.2010, 22:47

    In großer Not wird das Leben "umdefiniert"

    Mit der Überschrift "In großer Not wird das Leben umdefiniert" - meine ich so bekannte Phänome wie: Obdachlosigkeit ist plötzlich klasse und wird zum neuen Lebensgefühl erklärt - wobei die Not so ersichtlich groß eigentlich ist, dass sie zum Himmel schreit.

    Oder Körpergewicht, das lebensbedrohlich extrem aus den Fugen geraten ist - in welche Richtung auch immer - wird plötzlich zum absoluten Schönheitsideal erklärt.

    Aber auch in Notsituationen wie Entführungen etc. wo Opfer sich plötzlich mit den Tätern anfangen zu identifizieren, und sie sogar verteidigen.....

    irgendwie haben wir Menschen die Fähigkeit, in Extremsituationen unser Leben radikal neu zu bewerten, ein Schutzmechanismus, aber wie kommt man da wieder raus, wenn man da erst mal drin ist -

    bzw. wie kann es gelingen, Menschen da wieder herauszuholen - da geht ohne den HERRN wohl nicht so viel...

    naja, es ist auf jeden Fall eine Schutzfunktion für die Seele.

    Ich glaube, darauf muss man auch immer achten, wenn man mit Menschen in Not zu tun hat. Dass ihr Denken sich ganz unerklärlich von unserem "normalen" Denken unterscheiden kann - da dieses Schutzsystem eingesetzt hat, nach dem Motto: ehe die eigene Seele daran zerbricht, wird etwas elementar Wichtiges neu definiert.

    Dass dieses Schutzsystem nicht das Einzige ist, ist mir schon klar....


    das wären wohl meine Gedanken zum Freitag-abend,
    musste eben sein -

    dabei wollte ich mir eigentlich einen Kako machen gehen....


    Susanne


    .



    Re: In großer Not wird das Leben "umdefiniert"

    Eva - 12.06.2010, 21:08


    @ Susanne

    Nun ja, wenn der Mensch sich nicht hin und wieder anpasst, so denke ich, kann das Probleme mit sich ziehen. Allerdings geben mir deine Beispielse schon auch etwas zu denken. Ich meine, all diese von dir geschilderten Notsituationen wie Obdachlosigkeit, Essstörungen und so, das sind doch Dinge wo ich mich frage: Wie kam es dazu? Gab es wirklich keinen, der irgendwie hätte helfen können?
    Anfangs will man ja raus, bis man es akzeptiert - oder soll ich schreiben: bis man aufgibt dass es besser wird?

    Also deine Gedanken zum Freitag Abend, wie du es selber nennst, sind meiner Meinung nach gute, wichtige Gedanken... aber sie regen eindeutig zum weiteren Nachdenken an.

    Wie ist unsere Welt, dass ein Mensch das Leid akzeptieren muss, weil er keine Möglichkeit hat/ bekommt/ findet, dass er wieder raus kann?
    (jetzt ganz übertrieben formuliert)
    Man sieht vermutlich viel zu gerne weg! Sollen doch die Anderen was tun, aber ich halt mich da raus... wie man eben oft leichtfärtig denkt.

    Es gehört wohl Mut dazu aufzustehen, auf den Menschen zuzugehen und ihm zu helfen. Oft ist es doch wichtiger was die Anderen denken (was wenn das jemand sieht usw.) als das was der Mensch der in Not ist denkt. Wenn man daran vorbei geht, ist man einer von vielen, wenn man aber stehen bleibt und auf den Anderen zu geht, so denke ich, wird man von dem der einfach weiter geht, zu dem der einfach da ist.
    Aber ich weiß, viel viel viel viel leichter gesagt /geschrieben als getan...

    Soweit meine Samstags- Gedankgen zu den Freitags- Gedanken!

    lg Eva



    Re: In großer Not wird das Leben "umdefiniert"

    Reinhard CM - 13.06.2010, 07:46

    In großer Not wird das Leben umdefiniert
    So habe ich in der Reihenfolge sozusagen "Das gute Wort zum Sonntag" :D

    Viele Menschen sind unglaublich stark, wenn akute Not oder eine Krankheit über sie kommt.
    Es kann jedoch immer in beide Richtungen ausgehen: Manche zerbrechen daran, andere prägt diese Not im "Dagegen Ankämpfen" und macht sie zu starken Menschen.

    Meine Tante und Taufpatin Ida, die ich vorgestern - am Gedenktag des Unbefleckten Herzens Mariens - auf dem letzten Lebensweg in St. Gallen in der Steiermark begleitet habe, war auch so ein Mensch: Sie hatte 42 Jahre MS und trotzdem hat sie gegen die immer fortschreitende Krankheit angekämpft und ihr Leben gemeistert, so gut es ging. Auch als sie fast nichts mehr tun konnte, weil sie im Rollstuhl gefesselt war, sagt sie: " Ich koche euch heute das und das...." - auch wenn es letztlich die Haushaltshilfe gekocht hat. Aber so hat sie sich ihre Würde bewahrt. Auch fuhr sie mit dem Rollstuhl oft in den Ort und plauderte mit vielen Leuten.

    So war auch der ganze Ort auf beim Begräbnis auf den Füßen.



    Re: In großer Not wird das Leben "umdefiniert"

    Eva - 13.06.2010, 17:07


    Ja, solche Menschen gibt es, und ich bewundere sie ehrlich gesagt!
    Es gibt Situationen wo ich mir denke: Wow, ich würde das sicher nie im Leben schaffen! Aber dann gibt es sie immer wieder, jene Menschen die über allen Dingen zu stehen scheinen... es sind in meinen Augen jene Menschen die es fertig bringen immer wieder aufzustehen und weiter zu gehen, egal wie oft sie hinfallen.

    Da fallen mir spontan Menschen ein wie...

    Eine Frau mit Lungenkrebs und einigen Metastasen die im Krankenhaus in einem 4- Bett- Zimmer war und jeden in ihrem Zimmer zusprach, dass es immer ein Hoffnung gibt. Sie habe so viele Chemos gehabt, Bestrahlungen und so weiter, und es gibt immer einen Grund weiter zu machen. Sie brachte die Patienten zum Lachen, nahm sie in ihre Arme... und das obwohl ihre eigene Diagnose so schlimm stand, dass sie es nicht überleben würde (und sie überlebte es auch nicht) aber sie brachte die Menschen zum Lachen und gab ihnen Hoffnung - obwohl sie allen Grund gehabt hätte sich ins Zimmer zu sperren und auf den baldigen Tod zu warten.

    Ein anderer Mann ist mir bekannt, der in seinem Leben viel ertragen musste und auch viel Mist baute.
    Vom Vater als Kind geschlagen haute er mit 14 ab, kam auf die schiefe Bahn wie man es nennt mit Prostitution und Drogen, kam hinter Gitter, dann wieder raus - das gleiche wieder - wieder im Knast... und jetzt?
    Jetzt ist er ein erwachsener Mann mit Hoffnung in den Augen. Er ist in eine Gemeinschaft eingetreten und versucht jenen zu helfen denen es geht wie es ihm ging. - Er kam aus seiner Not heraus und nutzt seine Erfahrungen um jenen zu helfen die ähnliche Erfahrungen wie er machen.

    Eine weitere Person ist mir bekannt. Sie wurde vergewaltigt, vom Mann geschlagen, hat einen Sohn den sie liebevollst aufzieht und was macht sie? Sie hört zu wenn jemand etwas zu sagen hat, hilft und leidet mit wenn sie sieht, dass es jemanden schlecht geht, und durch ihre Erfahrungen kann man davon ausgehen, dass sie in gewissen Dingen genaustens weiß wovon sie spricht.

    Oder auch mein eigener Onkel, der vor 3 1/2 Jahren seine Frau tot, aufgehängt, in seiner Garage gefunden hat (Suizid), einge Wochen extrem trauerte, aber wie er selber sagte "für meine Buben!" wieder aus der Trauer heraus kam... machte einen Entzug (Alkohol) und würde alles für seine zwei Söhne tun, obwohl es alles Andere als leicht ist.


    Das sind solche Menschen, denen ich mit Hochachtung entgegen trete.
    All jene die durch Not und Schicksalsschläge tief gefallen sind, aber nicht aufgegeben haben.... Ich danke Gott für solche Menschen!
    Sie zeigen, dass es einen Sinn hat weiter zugehen, und dass es möglich ist wieder aufzustehen. Oft erinnern mich diese Einstellung an eine Aussage von Sam aus Herr der Ringe:

    "Es gibt etwas Gutes auf dieser Welt... und dafür lohnt es sich zu kämpfen!"

    lg Eva



    Re: In großer Not wird das Leben "umdefiniert"

    webmaster - 13.06.2010, 22:50

    Das Leben will etwas von dir!
    "Wenn du den Eindruck hast, dass du nichts mehr willst im Leben, dann werde dir bewußt, dass das Leben etwas von dir will!"

    Dieser Satz von Viktor Frankl passt hier auch gut her.



    Re: In großer Not wird das Leben "umdefiniert"

    Susanne - 13.06.2010, 23:01



    Also,

    eigentlich hätte ich mich hier jetzt stillschweigend herausgehalten, aber da ich den Thread nun einmal begonnen habe: eben noch ein Statement dazu von meiner Seite:

    Eure Beiträge sind wunderschön und ermutigend.

    Nur in diesem Zusammenhang helfen sie mir persönlich in dem obigen Anliegen nicht wirklich weiter.
    Mein Bezug lag eher auf Menschen, mit denen Lazaristen ja nun wirklich reichlich zu tun haben, bei denen es wirklich zu - ich nenne es mal so - seelischen, schwerwiegenden Veränderungsprozessen gekommen ist. Wo eine Ermutigung an sich nicht reicht - aber ok, vielleicht ist das hier auch vollkommen fehl am Platz, nur wollte ich mich eben noch einmal dazu gemeldet haben. Und ziehe mein obiges Anliegen zurück.

    Dennoch vielen Dank!!


    Susanne



    Re: In großer Not wird das Leben "umdefiniert"

    Eva - 14.06.2010, 19:30


    @ Susanne

    Ich kenne mich jetzt gard leider nicht ganz aus.

    Daher wäre ich dir sehr dankbar, wenn du kurz schreiben könntest, an welche "Fälle" du gedacht hast. Würde mich echt interessieren!

    Eva



    Re: In großer Not wird das Leben "umdefiniert"

    Susanne - 14.06.2010, 20:50


    Grüße Dich, Eva.

    Danke Dir für Dein Interesse - nur, ich tue mich nun etwas schwer damit, genaue Beschreibungen abzugeben -

    nur, um das Thema vielleicht damit zuende zu bringen, ein Beispiel, das es hoffentlich ein wenig klar macht.

    Menschen, die z.B. schwerwiegende Persönlichkeitsstörungen haben, ich denke jetzt gerade konkret an multiple Persönlichkeiten - je nachdem, welcher Persönlichkeitsanteil "sich nach vorne gearbeitet hat" entscheidet sich anders, handelt anders - das geht hin zu Fragen wie: wer bin ich eigentlich wirklich? Oder: wenn sich eine Person mit diesen Schwierigkeiten an Dich wendet und sagt: wir sind viele, wir sind an die 20. Aber nur 2 von uns haben sich für Jesus entschieden, sind wir dann gerettet? (klar ist meine Antwort "ja")

    Mir ging es generell nur um den Gedanken, dass wir oftmals nicht von sog. normalen Verhaltensweisen oder Sichtweisen ausgehen können, wenn wir mit Personen zu tun haben, die Schweres erlebt haben.

    Aber hiermit mache ich glaub ich besser einen Punkt und möchte mich dafür entschuldigen, wenn das Thema zu unkonkret geworden ist.


    Susanne



    Re: In großer Not wird das Leben "umdefiniert"

    Eva - 14.06.2010, 22:14


    @ Susanne

    Danke für deine Erklärung,
    und bitte, du brauchst dich nicht entschuldigen, dass der Thread recht offen thematisiert wird (von uns) - ist ja oft so leichter mal was zu schreiben, wenns nicht total fix festgelegt ist.

    Aber ich denke, du hast da einen wichtigen Punkt angesprochen.
    Was für uns "Normal" ist muss nicht für einen Anderen auch normal sein.
    Auf die Probleme und Einstellungen Anderer einzugehen, auch wenn
    sie für uns "daneben" sind... es gehört sicher viel dazu,
    und ist alles andere als leicht...

    lg Eva



    Re: In großer Not wird das Leben "umdefiniert"

    Susanne - 15.06.2010, 11:07


    Ja, - danke Dir, Eva.


    Susanne



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