Der Versammlungssaal

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    Re: Der Versammlungssaal

    Gai - 05.04.2010, 19:37

    Der Versammlungssaal
    Der Ri Goro in jungem Alter kletterte durch das Unterholz des dichten Waldes von Unaxius. Er trug die typischen Kleider eines Ri Goros in der Phase des Turai – der Wanderjahre. Sein Haar war leicht gewellt und von einem hellen Braunton, der sich auch in dem Fell auf seiner Brust, den Unterarmen und auf den Handrücken wiederfand. Gai Sai, wie der Ri Goro im letzten Abschnitt der Wanderung mit Namen hieß, war von den seinen entsannt worden, an der Ratsversammlung teilzunehmen. Er war Teil des Rates und vertrat seine Rasse in jener von Prinzessin Lira einberufenen Versammlung. Gai war von schlankem Wuchs, seine Gliedmaßen wirkten überlang, doch in der Art, wie er sich bewegte, machte er keineswegs einen staksigen Eindruck. Sobald er auf einer Lichtung angelangt war, von der aus man hinab ins Tal blicken konnte, blieb er stehen. Er setzte seinen Rucksack ab und schirmte mit den Augen die Sonne ab, gegen die er in die Ferne sah.
    “Meister Rai, wie weit schätzt Ihr den Weg noch?“, fragte er seinen Lehrer und Begleiter. Rai Kai, ein Ri Goro im Abschnitt des Kitai weit fortgeschritten – trotzdem ihn die Weisheit noch nicht hatte ergrauen lassen – trat neben ihn. Sein Körper war kräftiger und wurde seinem Titel Meister in jener Kunst der Selbstverteidigung zu sein, die nie Angriff war, vollkommen gerecht. Das schwarzbraune Haar des Ri Goro war von glatter Struktur. Da Meister Rai es am Kopf länger trug, hatte er es zu einem Zopf zusammengebunden. Anstelle der für die Tage des Lehrens üblichen weitfallenden Stoffes, war auch Meister Rai in die Wanderkluft der Ri Goros gewandet. In seiner Hand lag ein mit Malerei verzierter Stab, an den sich der Meister stützte. Äußerlich schien er nur hundert Zyklen älter als Gai, doch das Alter der affenähnlichen Rasse war schwer zu schätzen, denn es bestimmte sich äußerlich nach dem Wissenstand, den der jeweilige Ri Goro erlangt hatte. Wissen war dabei nicht gleich Erfahrung, so dass man daraus kaum Schlüsse ziehen konnte, wenn man nicht einer der Ihren war und so ein genaues Wissen über die Ri Goros sein eigen nannte. Kaum ein anderes Wesen in Kiamara wusste etwas über die Ri Goros. Sie galten als eine mystische Rasse, die ab dem Beginn des Kitai selten die Hallen der großen Bibliotheken Asgarons verließen. Und jeder junge Wanderer der Rasse war dazu verpflichtet, Schweigen über sein Leben und sein Wissen zu bewahren, sofern es nicht der Situation half. Es galt als Unart, sein Wissen mit anderen zu teilen, noch bevor man den Abschnitt des Lehrens erreicht hatte.
    Der ältere Meister trat neben Gai. Seine Füße waren wie jene Gais in gewickelten Stoffstiefeln mit dünnen Ledersohlen verborgen. Dass sie ebenso gekrümmt waren, wie die Hände der Ri Goros wussten nur Wenige.
    Gais nussbraune Augen warfen dem Schweigen des Meisters einen fragenden Blick zu. Er wartete noch immer auf eine Antwort.
    “Dort liegt die Grenze des magischen Waldes.“ Mit der Spitze seines Stabes deutete er auf die im Tal verlaufenden Waldrand. Die Wipfel und Kronen erstreckten sich für Gais Auge unendlich bis zum Horizont und so geschlossen, dass Gai enttäuscht feststellen musste, er konnte den sagenumwobenen Mondpalast nicht ausmachen.
    Meister Rai schlug vor, weiter zu gehen. Die Sonne stand hoch am Himmel und so war auch Gai einverstanden, so dass sie es bis zur Dämmerung an den Waldrand schaffen würden. Er setzte den Rucksack wieder auf die Schultern und folgte Rai einen klug gewählten Weg ins Tal. Die Ri Goros waren Meister in der Kletterkunst, ohne dass sie dafür all ihr Wissen benötigten. Es war eines der Talente, die ihnen in die Wiege gelegt wurde.
    Die beiden Gesandten benötigten wirklich die Zeit bis zur Dämmerung, dann erhoben sich die massiven Bäume des magischen Waldes vor ihnen.
    Gai war noch nicht in diesem gewesen und auch die Zeiten, in denen Meister Rai den Wald besucht hatte, waren lange her. Damals war Rai noch ein junger Ri Goro zu Beginn des Turai gewesen.
    Die beiden Männer warteten am Rande des Waldes auf die Eskorte, die sie begleiten würde. Sie schlugen ihr Lager wie an jedem Abend auf. In Form von zwei Waldalben tauchte am nächsten Morgen eben diese auf.
    Gai bereitete gerade das Frühstück und Meister Rai praktizierte in der Zeit seitdem Sonnenaufgang eine besondere Form der Meditation, die den Ri Goro half, ihre Gedanken zu ordnen.
    Gai sah die beiden Alben schon als Schatten, noch bevor sie aus dem Wald traten. Erst als sie beide ganz aus dem schützenden Grün getreten waren, unterbrach auch Rai sein Tun und griff nach dem Stab, der neben ihm lag. Gai bat die männliche und weibliche Albe, sie sollen sich an das Feuer setzen, das den beiden Ri Goros als Lagermittelpunkt diente. Die beiden Alben kamen dieser bitte nach, lehnten das Angebot an Frühstück aber mit Dank ab. Dennoch entwickelte sich währenddessen eine Unterhaltung. Auch wenn die Alben eher verschwiegen waren, so erfuhr Gai doch ihre Namen. Eblin und Nevren hießen die beiden Alben, die nicht nur einfache Waldalben, sondern Kampfalben waren. Meister Rai berichtete von den Gefahren des Hinweges. Und als das Frühstück beendet war und die Gesandten ihre Habe zusammen gepackt hatten, tauchten auf einer nahen Lichtung im Wald vier wunderschöne, reinweiße Pferde auf.
    Von Rai erfuhr Gai, dass es sich um Laos handelte – die weißen Einhörner standen für die Reinheit Kiamaras.
    Auf dem Rücken der Laos ritt die kleine Gruppe zum Mondpalast. Die Ri Goros waren nicht misstrauisch wie die Thalin. Sie kamen nicht auf die Idee, sich den weg einzuprägen, dem sie gefolgt waren. Ri Gorors vertrauten auf das unerschöpfliche Wissen in ihnen, aber auch auf das Jetzt und die Umstände einer Situation. Vergangenheit und manchmal auch Zukunft existierten für sie nur auf dem Papier.
    Als die Laos anhielten, musste Gai den Kopf nur noch drehen, um die weiße Treppe zum Eingang des edlen Palasts zu sehen. Der Mondpalast war von unbeschreibbarer Schönheit, die schwer in die Aufzeichnungen passen würde. Kein ihm bekanntes Wort würde ihm gerecht werden. Eblin und Nevren brachten die beiden Gesandten in den Palast. Die Ri Goros sahen sich um, doch niemals waren ihre Augen von einer unerforschbaren Neugier getrieben. Alles sahen sie mit Maß und ohne aufdringliche Neugier.
    So brachte man die beiden Gesandten erst einmal auf ihre Zimmer, die man ihnen im Mondpalast gegeben hatte.
    Ein Mondelf klopfte etwas später, als Gai seine Habseeligkeiten ausgepackt hatte und sich eingerichtet, an die Tür des Ri Goro und bot ihm an, ihm den Palast zu zeigen. Meister Rai, den Gai ebenfalls fragen wollte, war so in Meditation vertieft, dass Gai allein ging. Der junge Mondelf mit Namen Tyr führte ihn herum, vorbei an verschiedenen Sälen, Gärten und allem, was so ein Palast zu bieten hatte.
    Gai war von jener Krönung seiner Zeit des Turai begeistert, zeigte es aber nicht. Als der Mondelf ihn wieder zu Gais Zimmer geführt hatte, verabschiedete er sich. Gai ruhte sich daraufhin ein wenig aus, dann suchte Meister Rai ihn auf. Gemeinsam gingen die Ri Goros zu dem Saal, zu dem sie wiederum von einer Albe geführt wurden.
    Als Gai den wohl schönsten und prächtigsten Saal des Palastes betrat, fiel jener glitzernde Thron ins Auge, der an der Stirnseite des Saals stand. In der Mitte des leicht rechteckigen Raumes stand ein runder Tisch mit dem Durchmesser von sechs weiten Schritten. Gai wandte sich fragend an Meister Rai, der hinter ihm ging und ihn daraufhin in eine Ecke des Raumes geleitete. Anwesend waren zwei exotisch wirkende Männer von großem Wuchs und spärlicher Kleidung. Es musste sich um Shie handeln. Gai hatte von ihnen nur gelesen und er deutete einen der beiden Männer als jenen König Balir, wie er in den Chroniken Kiamaras zu finden war. Weit entfernt von den Shie stand eine Gruppe blasshäutiger Menschen – Frauen und Männer -. Ihr Haar war weiß, ihre Mienen deuteten daraufhin, dass sie miteinander sprachen. Doch ihre Münder blieben gerade.
    Eine weitere, kleine Gruppe … sie war im wahrsten Sinne klein, denn es waren Feen – tuschelte in einer Ecke weit ab von den anderen beiden Gruppen. Bei ihnen stand ein Mann mit spitzen Ohren, einem Lächeln und etwas an sich, dass Gai als Unernst beschrieben hätte. Er war einfach gekleidet und wippte mit einem Fuß, was wohlklingendes Geräusch erzeugte, das dem Plätschern eines kleinen Baches ähnelte.
    Sie standen alle weit auseinander, stellte Gai in Gedanken fest. Sein Ansinnen, mit Meister Rai darüber zu sprechen war jedoch nicht mehr in die Tat umzusetzen, denn mit einer feierlichen Fanfare kündigten sich die fehlenden Ratsmitglieder an. Angeführt von Alben, erkannte Gai sowohl den Kanzler Asgarons, als auch den Captain der Garde Asgarons wieder. Ihr Geleit bestand aus streng drein schauenden Alben, rechts und links der Thalin. Der Ri Goro betrachtete das Schauspiel von seiner Position aus und wartete darauf, wann es losginge.



    Re: Der Versammlungssaal

    Cirthanja - 05.04.2010, 19:37


    Alle standen sie weit auseinander. Standen in ihren Gruppen und tuschelten leise, den anderen Mitgliedern des Rates und ihren Begleitern Blicke zuwerfend. Während die Laos die Stillsten unter ihnen waren, denn sie brauchten bei Unterhaltungen untereinander nicht ihre Stimmen nutzen, waren die Feen und Jenks der Elf am Lautesten. Ihre Heiterkeit stellte den feinen Schein der Sonne, der durch die Fenster einfiel, in den Schatten und die Melodie die sich aus dem Fußwippen Jenks entwickelte, bildete zu den melodiösem Stimmegewirr der Feen bald eine so eigenständige Melodie, das man hätte meinen können, Musik würde leise gespielt.
    Auch der Kanzler, sein Berater und Captain der Garde und Maja waren eingetroffen. Diese schickte die sie begleitenden Elben aus dem Saal. Sie blieb zurück, weil sie als Ratsmitglied die Elben vertrat.
    Die Stimmung änderte sich mit dem Eintreffen der Thalin, was auch daran hätte liegen können, dass die Ratsversammlung nun vollständig war. Bevor aber aus dem vorsichtigen Abtasten eine tatsächlich angespannte Stimmung aus Misstrauen und Ablehnung hätte entstehen können, betrat Lira flankiert von ihrem Berater Eskim, dem weisen älteren Mondelf Sirokim und ihrem Leibwächter Eto, den Saal.
    Die Stimmung änderte sich augenblicklich. Als wäre in dem von Reinheit strahlenden Saal die Sonne aufgegangen, durchschritt Lira umgeben von einer Aura der Wärme die Reihen und einer Königin nicht länger nur der Prinzessin, auch wenn sie darauf bestand, würdig, hatte sie für jedes Ratsmitglied und jeden Begleiter ein freundliches, schätzendes Lächeln übrig.
    Vor der Tafel blieb sie stehen und nahm den Platz vor Kopf ein, auf einem der zerbrechlich wirkenden, gläsernen Stühle. Sobald die Prinzessin sich gesetzt hatte, traten auch die Ratsmitglieder vor und nahmen ihren Platz ein. Die Begleiter hielten sich im Hintergrund, den sie hatten an der Tafel des Rats keinen vorgesehenen Platz und auch keine Entscheidungsgewalt. Ob sie eine Stimme erhielten, um gehört zu werden, entschied Lira. Das würde die Diskussion, das Gespräch der Runde, die Entwicklung der Dinge zeigen.
    Es ist an der Zeit , empfand die junge Priesterin, die sich aus dem Schneidersitz erhob und die Bilder des Saals verblassten.
    Für Cirthanja war es ein Leichtes die Dinge zu sehen, die sich im Jetzt befanden. Leichter als Bilder der Vergangenheit zu beschwören, die sie erlebt, oder nicht erlebt hatte. Viel leichter, als die Zukunft zu beschwören, die in ihren Bildern viele Fallen und trickreiche Szenen bereithielt. Allein der Glaube und die innere Stärke auf die Stimme in sich zu hören, konnten einer Priesterin helfen, sie richtig zu deuten.
    Cirthanja hatte keine Zweifel, dass sie dazu in der Lage war und die Zukunft, die sie gesehen hatte, eintreffen würde, wenn sich der Rat Kiamaras heute nicht richtig entschied.
    Selbst eine positive Entscheidung musste nicht die Richtige sein, denn selbst dann warteten viele Entscheidungen, viele Dinge auf sie alle, die sich erfüllen würden, wie sie sich erfüllen sollten und es war nicht möglich einen Weg vorzuweisen, der der einzig wahre war und am Ende zu ihrer aller gemeinsamen Ziel führte. So einfach war der Lauf der Welt nicht zu beeinflussen, dazu gehörte mehr.
    Aber die junge Priesterin besaß viel mehr Macht, viel mehr Weisheit und viel, viel mehr Magie, als alle wussten. Selbst die Prinzessin war sich nicht über die Möglichkeiten bewusst, die Cirthanja offen standen. Sie verbarg die vielen goldenen Linien der Magie auf ihrer Haut unter ihrem dunkelblauen Gewand nicht ohne Grund. Es war nicht gut, wenn die Bewohner dieser Welt sich einzig und allein auf ihre Magie verließen und hofften das Problem in Form von Aramandis dunkler Bedrohung so lösen zu können. Dass das nicht der Weg Kiamaras sein konnte, hatte schon ihre Lehrerin lange vorher vorhergesehen und Cirthanja zweifelte nicht an dieser Wahrheit, auch wenn sie noch nicht sicher über ihre eigene Bestimmung, über ihre eigene Zukunft war, die noch im Dunkeln lag. Cirthanja beließ es dabei.
    Sie erhob sich in einer fließenden, leichten Bewegung und schlug die Kapuze über ihr dunkelbraunes, beinah schwarz schimmerndes Haar. Ihre Haut war so blass, beinah noch blasser, als die der Mondelfen und so wirkte die Frau, wenn man sie ansah nicht nur wie junge sechzehn, sondern von einer durchsichtigen Zerbrechlichkeit, die gut vertuschte, welch Macht, welch Weisheit sich hinter den dunkelgrauen Augen versteckte, die stets in einer weit entfernten Art auf ihre Mitmenschen sahen, als wäre sie nicht wirklich da.
    Als sie die Treppe zum Palast hinauf und dann durch die Einganstore schritt, wurde sie von den Wachen gemustert, die aber kannten die Hohepriesterin und es reichte ein kurzer Blick unter die tief sitzende Kapuze der jungen Magierin, um sie passieren zu lassen.
    Den Weg zu dem Saal der Versammlung fand Cirthanja ohne fremde Hilfe und als sie den Saal betrat, wusste sie das Lira auf sie gewartet hatte. Auch wenn Cirthanja sich selbst eher als Außenstehendes Medium in der Geschichte Kiamaras sah, so wie es die Rolle der Hohepriesterin einst einmal gewesen war, so gehörte sie doch in der heutigen Zeit als Ratsmitglied zur Versammlung, die also erst mit ihrem Erscheinen wirklich komplett war.
    In sicheren, leichtfüßigen und doch schwer wirkenden Schritten, die leise klirrten, weil die Armbänder um ihre nackten Füße wie kleine Glöckchen Geräusche machten, kam Cirthanja zu der Tafel und nahm gegenüber von Lira an der anderen Stirnseite Platz.
    Die Prinzessin begrüßte daraufhin aufstehend alle Anwesenden und fand die richtigen Worte, weshalb sie die Versammlung einberufen hatte.
    „Gerüchte erschweren mein Herz und lassen dunkle Wolken am Licht durchfluteten Himmel unserer Welt aufziehen. Sicher wisst ihr alle von welchen Gerüchten ich spreche.“
    Auch wenn niemand etwas sagte, wussten doch alle wovon sie sprach. Die einen hatten mehr die anderen weniger gehört. Die einen glaubten es mehr, als andere und wieder andere wollten nicht glauben, was sich so deutlich anbahnte, das Lira aussprach, was die Gerüchte nicht länger nur zu Gerüchten machte.
    „Spähertrupps meiner Garde haben Beweise erbracht, die mich zur großen Nachdenklichkeit und auch zu großer Sorge aufriefen. Der Grund für euer Einberufen liegt in der Nachricht begründet, dass der dunkle Lord Aramandis aus seinem Gefängnis entflohen ist und zurück nach Kiamara gekehrt ist. Wessen seine düsteren Pläne und Absichten sind, können wir nur ahnen und doch ist diese Ahnung nicht kompliziert auszudenken und Grund für eine wichtige Entscheidung, die ich heute mit euch gemeinsam treffen möchte.“
    Es herrschte Stille und doch wog eine Unruhe durch die Halle, in der sich Aramandis Rückkehr wie ein Geschwür in der Luft ausbreitete.
    „Einzig durch die Hilfe der Magic Lights, der Wächter Kiamaras konnte Aramandis damals von meiner Mutter besiegt und verbannt werden. Der Preis, den unsere Welt zahlte war hoch.“
    Lira überspielte den Verlust ihrer Mutter einer Prinzessin gebürtig und doch sah Cirthanja die Trauer für einen Moment in den Augen der noch unerfahrenen Herrscherin.
    „Meine Mutter entschied sich damals entgegen aller Bedenken dazu, die Wächterinnen in unsere Welt rufen zu lassen und ich möchte diese Entscheidung mit euch an dieser Stelle, an diesem Tag erneut treffen. Bitte, sagt eure Meinung offen zu diesem Thema und teilt euch mit.“
    Cirthanja blieb ruhig und wartete, welches Volk sich als erstes an der Diskussion beteiligen würde und welch Meinungen die Völker Kiamaras vertraten, die hier und heute versammelt waren, um wie zu den schlimmsten Zeiten, die ihre Welt erlebt hatte, über Untergang oder Fortbestehend dieser Welt zu entscheiden.
    Vielleicht war die Bedrohung damals inmitten eines schrecklichen Krieges greifbarer, aber diesmal war sie umso schrecklicher, auch wenn das bisher keiner der hier versammelten ahnte. Nur sie hatte es gesehen und wenn es notwendig würde, war sie hier um die Zukunft ihrer sterbenden Welt mit ihnen zu teilen und ihnen Augen und Herzen für das Unvermeidbare zu öffnen.



    Re: Der Versammlungssaal

    Calem - 02.05.2010, 12:32


    Die Ankunft im Mondpalast war für Calem nicht das erste Mal, das er jenen betreten hatte und doch war es wie die Male zuvor ein überwältigender Anblick der beinah alle Vorstellungskraft der Thalin übertreffen konnte. Calem sah es an dem Ausdruck im Gesicht des Kanzlers, der sich noch besser als seine beiden Wächter unter Kontrolle hatte. Diese standen mit weit geöffneten Mündern vor den Treppen, die in den Palast führten. Calem gab die Anweisung, dass sie gehen sollten. Geleitet von Maja, deren weg sie auch zu dme Saal führte, in dem die Versammlung statt finden sollte, folgten die Thalin der Albe und ihren Begleitern. Calem sprach nciht mit ihr, sondern giing neben dem Kanzler und erklärte hier und dort eine Besonderheit oder die Magie, die selbst in den unscheinbarsten Dingen hier im Palast wirkte. Der Mondpalast war wohl der magischste Ort in ganz Kiamara.
    WWissbegierig udn interessiert folgte der Kanzler Calems Erzählungen. Das ein oder andere Mal warf Maya ihm unauffällig einen Blick zu, einen Blick der Warnung, er solle nciht zu viele de rGeheimnisse preis geben. Aber diese Blicke waren so verborgen, so unscheinbar, dass keiner der anderen sie bemerkte.
    Dan war es soweit. Gerade rechtzeitig, so schien es, ertönten Fanfaren udn die Tore des glitzernden Saales öffneten sich, so dass nicht nur die Sprecherin der Alben - Maya - angekündigt wurde, sondern auhc der Kanzler der Thalin, der hier im Rat das Recht besaß, zu sprechen. Es dauerte keinen Augenaufschlag, bis die Aufmerksamkeit von ihrer Ankunft auf die Ankunft einer bedeutenden Person Kiamaras gelenkt wurde.
    Die Prinzessin dieser Welt trat in Erscheinung und Calem hatte sie noch nie in der Wirklichkeit gesehen. Alles, was man von ihr erzählte, stimmte. Sie war von so reiner Schönheit, dass man als Thalin nciht glauben konnte, dass sie real war.
    Weil er als Begleiter kein Sprachrecht besaß, hielt sich Calem, wie auch die anderen Begleiter im Hintergrund, während der Kanzler sich auf den ihm angedachten Platz setzte. Calem sah sich um, er kreuzte einen Blick mit einem Ri Goro, der als Begleiter für den bekannten Meister Rai gekommen war und nickte ihm höflich zu.
    Von anderen, als diesem Ri Goro wurde er auch nciht für voll genommen. Aufgrund der Lebensweise der Thalin waren sie in den Kreisen der magischen Wesen von Kiamara nicht sehr hoch angesehen und kaum eines der Wesen, die mehrere Leben eines Thalin alt wurden, beachteten sie.
    Das wiederum gab Calem genug Zeit, die Anwesenden zu mustern, die alle auf die Ankunft der Hohepriesterin warteten.
    Neben den am tisch sitzenden Verstretern der großen Rassen Kiamaras, versuchte Calem die Begleiter der verschiedenen Rassen zu identifizieren, aber er kannte sie nicht.
    Das ärgerte ihn ein wenig, denn so bekam er das Gefühl, die Situation nicht im Blick zu haben. Nciht ganz jedenfalls.
    Doch bevor Calem einen weiteren Gedanken daran verschwneden konnte, schritt eine Frau eine Treppe herunter. Ihre Haut war blass wie die Monde, ihre Augen schwarz wie die Nacht, die über Kiamara herreinbrechen konnte.
    Dann begann Lira, die Prinzessin zu sprechen. Sie begrüßte die Anwesenden und kam gleich dazu, weshalb diese Versammlung einberufen worden war. Calem wunderte sich über die direkte Ansprache eines unangenehmen Themas. Er schätzte ein, dass nciht viel Zeit für eine Entscheidung blieb, die Lira ihnen allen gerade unterbreitete.
    Jeder kannte die Legende der Magic Lights - fünf an der Zahl - die von Liras Mutter gerufen worden waren. Jeder kannte auch das Schicksal der Königin und den Ausgang der Legende, wie Aramandis verbannt worden war.
    Dieser sollte zurück sein...
    Thul, das von allen Reichen am nähsten an dem Reich der ehemaligen verbündeten des dunklen Magiers lag - war schon seit Wochen immer wieder von solcehn Gerüchten erschüttert worden. Calem zweifelte nciht an dem Funken Wahrheit das Aramandis zurückgekehrt sien könnte. Kein Gefängnis war so sicher, das man es nciht wenigstens einbeziehen müsste, das ein Ausbruch möglich wäre. Und wenn dem so wre ...
    dann bestand größter Handlungsbedarf.
    Der Vorschlag Liras, die Magic Lights erneut zu rufen und diesen zur Disskusion zu stellen, beschwor leises Tuscheln der Begleiter herauf. Doch um die Tafel der Oberhäupter blieb es still. Mit einer Geste gebot Lira der Unruhe Einhalt. Es war einer der Laos - Sesaya ihr Sprecher - der sich erhob und mit einem Nicken um das Wort bat, das ihm Lira gewährte. Wie alle Laos hatte er nicht die Stimme eines Redners. Das weiße Volk nutzte die Fähigkeit, mit Worten zu sprechen kaum, wenn dann nur, wenn Völker anwesend waren, denen sie sich nicht per Gedanken mitteilen konnten.
    Und so machte der Wortführer der Laos zwar keinen akustischen Eindruck, sein Auftreten war dennoch von so strahlender Reinheit, dass jeder im Saal ihm Aufmerksamkeit schenkte. Der weißhaarige Laos wandte sich vor allem an Lira und bediente sich keiner rethorischen Gesten.
    "Das Volk von Yamasal ist von dieser Nachricht sehr betroffen. Die Dekaden von Aramandis Herrschaft sind als Narben noch immer in unserem Volk zu sehen. Und doch spreche ich im Namen aller Laos: Unser Vertrauen in die Verbannung dieser dunklen Kreatur ist groß. Man möge uns beweisen, das dass Siegel aufgebrochen udn Aramandis entkommen ist. Dunkle schatten stellen sicher eine Gefahr dar. Wir sind sehr besorgt, meine Prinzessin." Still setzte sich der Laos wieder und eine weitere Wortmeldung ließ nicht lange auf sich warten. Es war ein Vertreter, der den Elfen angehörte. Calem hatte in selnem Leben schon Elfen gesehen und er wusste sie somit von Alben zu unterscheiden. Das eindeutigste Merkmal dessen war wohl die gute Beziehung des Elfen zu dem Volk der Feen. Alben konnte man mit diesen Völkern wenig Gutes tun, so hatte es ihm Maya einmal erklärt.
    Calem lächelte innerlich, während Jenks Worte wie das Plätschern eines Baches an ihm vorbei gurgelte, untermalt vom Singen der Waldvögel.
    "Wehrter Rat, meinem Vorredner will ich mich anschließen." Der Elf machte eine verspielte Geste, die weit ausladend war. In der Art, wie er auf den Füßen balancierte, während er den Oberkörper durchgedrückt hatte um die fehlende Größe zu relativieren, wirkte so leicht wie eine Feder. "Wehrte Prinzessin, ich, Jenks - Vertreter der Elfen spreche nur zu gern vor Euch und auch den anderen." Weil es nicht gewünscht war, dass die Botschafter ihre Plätze verließen, blieb der Elf sichtlich ungern an seinem Platz stehen.
    "Wir Elfen sind ein Volk, dass nicht anders als andere unter der dunklen Zeit litt. Aber gerade jetzt sind die Wunden vernarbt. Wer streut Gerüchte von etwas, das so schwarz ist, wie die Abgründe von Tirlat?! Noch haben wir keine Gewissheit darüber. Sind die Helfer aus der Fremde hier nicht fehl am Platz, wenn es sich nur um einen Trug von Eron handeln würde.", gab Jenks zu bedenken und erntete damit leichte Zustimmung unter den Feen. "Der Wald wird uns beschützen, wie er es schon immer getan hat. Und wenn Aramandis tatsächlich zurück gekehrt ist..." Ein leises, ängstliches Raunen ging durch die Reihen der Feen. " Denke wir nciht an die Fremden, sondern bündeln wir unsere Kräfte und versiegeln den Wald, so wie wir es hätten damals tun sollen." Die Auffordeurng des Elfen war nicht agressiv, sondern so überzeugend, dass der sich daraufhin setzte und abwartete.Calem konnte dem dauernden Lächeln des Waldvolks niht viel abgewinnen. In Wahrheit fand er es sogar eerschrekcend, dass diesen Kindern Mitspracherecht in solchen Entscheidungen gegeben wurde. Calem verschränkte abwartend die Arme vor der Brust. Er warf einen Blick zu Maya, die abwartend schien. Doch er erwartete auch von ihr eine Meinung, die für ihr Volk sprechen würde.
    Dass Moron noch nicht das Wort ergriff, lag am Stand der Thalin in dieser Versammlung. Umso näher die Botschafter am Mondpalast lebten, umso offener wurden ihre Meinungen angenommen. Die Thalin mussten vorsichtig sien mit dem, was sie sagten. Denn als Raum zwischen den Eisalben udn dem magischen Wald waren sie diejenigen die nciht davon profitierten, wenn amns cih für die Lösung des Elfen entschied.
    Dass es die Shie auch nciht taten, bewies deren Vertreter. Calem sah auf den hochgewachsenen, mit Muskeln bepackten Mann, dessen Haut von der Sonne tief dunkel gebräunt war. Bei ihnen in Thul riss man Wtze über die Rückständigkeit der Shie, aber keiner aus den Tavernen und Pubs hatte so einem Shie schon einmal gegenüber gestanden. Auch Calem hatte bis heute keinen Shie aus dieser Nähe gesehen.
    Ob König oder nicht, Balir von den Shie war durchaus beeindruckend und Calem hörte ihm zu, nachdem er aufgestanden war. Dabei lag sein Umhang über sienem Arm... Er wirkte wie einer der Könige der Thalin aus früheren Zeiten, als es noch kein Magistrat und den Kanzler gab - edel und mächtig.
    "Bei allem Respekt gegenüber den Laos und den Elfen, für mich ist die Sache nicht so kompliziert, wie für euch. Wenn Aramandis auf Kiamara ist, dann ist jetzt die Zeit, zuzuschlagen. innerhalb von wenigen Tagen können wir aufbrechen und ihn jetzt zerschlagen, wo er schwach ist und seine Kräfte sammelt." Er sah zu dem Elfenvertreter, dann zu der Prinzessin. Seine Worte waren belächelnd. Auch Calem konnte es ihm nicht verdenken. "Den Wald könnt ihr versiegeln, aber kein Shie wird freiwillig hier her kommen dun sich wie eine Maus verkriechen, wenn sie den schatten eines Raubvogels über sich Kreisen sieht."
    Der Elf schlug mit einem Lächeln zurück. "Wenn ihr darauf vertraut, dass er euch wieder ausspuckt, dann bleibt es euch ja frei, als Maus gegen einen Greifen zu bestehen." Jenks lächelt, der König der Shie verbarg hinter seinen harten Gesichtszügen bestimmt sein Temperament. Wahrscheinlich war er deshalb König, weil er dme Elfen nciht den Hals umdrehte, sondern sich sehr würdig wieder setzte. Calem war von dem schauspiel fasziniert und gespannt, wer sich als nächstes zu Wort melden würde.
    Was konnten ihnen die Magic Lights bringen?
    Waren sie denn wirklcih mächtig genug, wenn es Aramandis geschafft hatte, aus seinem Gefängnis auszubrechen?!
    In jedem Fall war es jetzt schon klar für Calem, dass ein bevorstehender Kampf Kiamara verändern würde - egal, was an diesme Tag an diesem Tisch entschieden werden würde.



    Re: Der Versammlungssaal

    Maja - 14.03.2011, 00:13


    Maja hatte den Kanzler zum Saal indem die Ratsversammlung stattfinden würde gebracht, wie es ihre Aufgabe gewesen war. Das alles sicher und ohne Zwischenfälle verlaufen war, schien im Grunde alltäglich und doch hatten die Gerüchte sie wachsam sein lassen. Sie wäre darauf vorbereitet gewesen – auf Zwischenfälle – auch wenn sie sie nicht erwartet hatte. Das sie die einzige war, die den Kanzler und Calem in den Saal begleitete, lag daran, dass sie nicht nur die Anführerin der albischen Verteidigungstruppen waren, sondern auch das gewählte Mitglied des Rats, das die Alben als gesamtes Volk vertreten sollte. Sie fürchtete die Verantwortung dieser Aufgabe nicht. Verantwortung zu tragen, lag in ihrem Wesen und in ihrer Art zu leben. Als Truppenanführerin hatte sie immer mit schwierigen Entscheidungen zu tun gehabt und so war Verantwortung nicht etwas, das sie als Bürde empfand, sondern als Ehre. Es ehrte sie das Vertrauen, das so viele in sie setzten.
    Bei ihrer Rolle im Rat verhielt sich die Sache jedoch etwas anders. Maja scheute auch hier nicht die Verantwortung oder das Gewicht einer Entscheidung. Aber es war etwas anderes. Die Entscheidungen, die es hier zu treffen galt, waren von größerem Zusammenhang. Sie mochte nicht unmittelbar über Leben und Tod entscheiden, wie im Kampfessituationen. Aber dafür galt es mehr zu betrachten als den Kosmos der Alben. Es ging um das Schicksal Kiamaras. Einer ganzen Welt mit all ihren unterschiedlichen Bewohnern, von denen nur wenige den Ernst einer Lebensbedrohlichen Entscheidung kannten. Noch weniger Erfahrung darin besaßen, sie zu treffen. Maja konnte nicht nur einfach die Meinung ihres Volkes vertreten, sie musste eine Meinung für ihr Volk bilden und nachdem sie sie hier vertreten hatte, würde sie sie auch den Alben gegenüber vertreten müssen.
    Bisher war es nicht sonderlich schwer gewesen, heute stellte es eine Herausforderung dar, die sie soweit beschäftigte, dass sie sich zurückhielt. Vielleicht hatte Lira erwartet, dass sie sich früher äußern würde, schließlich war es ihr Spähertrupp gewesen, von dem Lira gesprochen hatte. Sie hatten den Grund zur Annahme, das Aramandis zurück war. Leider waren es mehr als Spekulationen, mehr als Gerüchte. Auch wenn er sich nicht gezeigt hatte und sie keinen unmittelbaren Beweis seiner Existenz hatten, so hatten sie dunkle Magie wirken sehen in den hintersten Bergen des uralten Eislandes, die nur ein Magier seiner Fähigkeiten beschwören konnte. Und dann war da noch Cirthanja…
    Maja wusste, dass Lira sich mit der Hohepriesterin beraten hatte. Sie empfand nicht, dass es ihrem Amt entsprach Entscheidungen zu fällen, oder diese zu beeinflussen. Sie mochte es nicht die Zukunft zu weisen, denn diese war so veränderlich wie der Flusslauf. Ständig in Bewegung, denn jede noch so kleine – unwichtig erscheinende – Entscheidung beeinflusste die Gegenwart, die wiederum die Zukunft zu beeinflussen wusste. Sie war so veränderlich, so flüchtig wie ein Windhauch. Sie konnte nicht mit Gewissheit vorhergesagt werden. Die Vergangenheit dagegen … das was geschehen war, ließ sich nicht verändern. Und Lira musste genug Beweise in dieser gesehen haben, die Lira überzeugt hatten eine Versammlung dieses Ausmaßes einzuberufen. Es war der Prinzessin ernst. Sie nahm die Bedrohung einer uralten bösen Kraft ernster als ein Gerücht.
    Maja wusste das. Und weil es so war, gab es keinen Grund es zu leugnen oder davor wegzulaufen. Vor dem was sie alle früher oder später erwarten würde. Sie mussten sich vorbereiten, denn wenn sie es nicht täten, würde Aramandis sie überrollen, wie er es beinah schon einmal geschafft hatte.
    Trotzdem wartete sie. Sie hörte jene Worte von Sesaya und Jenks, die sie nicht überraschten. Auch wen Jenks weniger ernst wirkte bei dem was er sagte, verglich man es mit der einfachen Rhetorik von Sesaya, so wusste Maja doch den Elfen ernst zu nehmen. Sie waren eines der Völker, das aufgrund ihrer kindlichen Sichtweise schnell übergangen wurden. Sie ernst zu nehmen, in solch schwerwiegenden Entscheidungen war nicht leicht. Sie waren eine Gruppe von jenen, die keine Ahnung hatten von solchen Entscheidungen. Dafür litten sie unter der Gewalt und der Zerstörung, unter der Dunkelheit kriegerischer Zeiten sicher am meisten. Sie waren Kinder, im Körper von Erwachsenen. Sie mussten kämpfen, weil sie gebraucht wurden und doch war ein Kriegsplatz kein Ort für einen Elf. Viele von ihnen waren nicht im Kampf sondern an dem Schrecken der Ereignisse dort gestorben, weil ihr Herz das nicht hatte ertragen können. Der Verlust ihrer Unschuld hatte sie schwerer getroffen als Aramandis selbst. Viele waren von ihnen gegangen und es hatte Zeit gebraucht bis die Wunden geheilt und das fröhliche, unschuldige Lied der Elfen wieder im magischen Wald zu hören gewesen war. Ähnlich war es den Laos ergangen, die ebenfalls mit dem Verlust der Unschuld und Reinheit zu kämpfen gehabt hatten. Aber ihre Lebensgeister waren so alt wie Kiamara selbst. Sie hatten sich zurückgezogen unter ihresgleichen und waren erst viele, viele Jahre später zum Palast und in den Wald zurückgekehrt, als klar war, das die Laos wieder Laos waren und Kiamara, die Welt die sie vor Aramandis gewesen war.
    Bis auf jene Schatten, die er hinterlassen hatte, dachte Maja. Die Schatten der Erinnerung, die sie alle besaßen. Sie würden nicht vergessen, wie es gewesen war. Wie sich der Krieg angefühlt hatte. Kein Volk konnte es.
    Darum saßen sie jetzt hier.
    Wenn auch weit auseinander im Inbegriff ihrer Meinungen. Die Laos neutral und doch bedeutend. Sie würden tun, was ihre Prinzessin entschied. Sie waren das Volk des Ertragens nicht des Entscheidens. Das hatte sich nicht geändert. Und die Elfen? Jenks war ihr Anführer. Der, den sie gewählt hatten um ihre Unschuld zu schützen. Er würde versuchen sie zu bewahren und sie im Wald einzuschließen, war sein Vorschlag. Aus seiner Perspektive gesehen eine logische Forderung.
    Das sie mit der kommenden Realität nichts gemein haben würde, war ihm nicht übel zu nehmen. Er war geprägt von dem was das Volk der Elfen, wie alle Völker, geprägt hatte und doch war er ein Kind, das dazu tendierte sich zu verstecken und das zu bewahren, was es beschützen wollte, anstatt zu kämpfen und das Übel selbst zu vertreiben. Die Elfen neigten nicht zu Streit, schon gar nicht zum Kampf.
    Ganz im Gegensatz zu den Shie. Sie würden sich niemals im Wald verstecken. Egal was heute entschieden würde, eine solche Entscheidung würden sie nicht mit tragen. Und das war es was es zu befürchten gab, Maja sah das deutlich. Wenn sie versuchten sich als Völker alleine gegen Aramandis zu behaupten, dann hatte er noch leichteres Spiel. Dann würde ihm sicher gelingen, was er beim letzten Mal nicht geschafft hatte, davon war Maja überzeugt. Das war die grundlegende Meinung, die sie hatte. Welche Entscheidung sie befürwortete, was für einen Vorschlag sie hatte?
    Die Mitglieder würden erwarten, dass sie einen hatte. Sie war die Vertreterin der Alben. Waren sie nicht das Volk, das die Nase in den Wolken hielt und schon immer vorher alles geplant hatten und die Entscheidungen nur versuchten anderen so zu präsentieren, das sie zustimmten?
    Maja schielte zu Calem. Dachte er das? War es das was er erwartete, von ihr?
    Er kannte sie wenigstens gut genug …
    Was war wohl seine Meinung?
    Die des Kanzlers sicher geprägt durch die verwundbare Position der Thalin. Sie konnten nicht alleine bestehen, sie waren Aramandis und seiner Magie unterlegen und doch am direktesten betroffen, sollte er vorstoßen. Aber was dachte Calem, dem nicht die Verantwortung für ein ganzes Volk auf den Schultern lag? Was würde er vorschlagen, wenn man ihn fragte?
    „Wir stimmten Jenks Ansicht zu. Sollte Ara … Aramandis tatsächlich zurück sein, dann sehen wir keine andere Wahl als unsere Kraft im Schutz zu suchen. Wenn wir sie bündeln, bevor wir zu geschwächt sind, sollte er alleine sie nicht zu bewältigen wissen. So können wir verhindern, dass es erneut zu einem Blutvergießen kommt, das, sollte sich seine Rückkehr als wahr herausstellen, dann doch schon einmal nicht völlig von Erfolg gekrönt war. Trotz des hohen Preises der gezahlt wurde. Wir sollten diesmal das Leben schützen und bewahren, was damals verloren ging.“
    Ivabelle hatte sich für ihre Worte in die Luft erhoben. Sie war eine Fee, eine andere Möglichkeit sich Aufmerksamkeit zu verschaffen hatte sie nicht. Das man sie noch weniger ernst nahm, als die Elfen, lag nicht nur an der Größe. Sie waren das Volk, das am wenigsten auszurichten vermochte. Sie konnten die Natur beeinflussen und ihnen Zeit sichern. Sie konnten helfen die Magic Lights zu holen. Sie konnten helfen den Wald zu versiegeln. Sie konnten spionieren durch ihre Gabe sich unsichtbar zu machen. Aber kämpfen konnten sie nicht. Sie waren nicht nur verwundbar, sondern so mit Kiamara verbunden, das sie starben, wenn die Natur aus dem Gleichgewicht geriete. Sie waren auf Schutz mehr als alle anderen angewiesen und doch war er ihnen am schwierigsten zu geben.
    Ivabelles Worte, die sicher vor allem bei den Shies kein Gehör finden würden, hatten Maja aus ihren eigenen Gedanken gerissen. Sie fand nicht, dass es an der Zeit war, etwas zu beweisen. Aber es war an der Zeit für Gemeinschaft zu sorgen. Und die Richtung zu ändern …
    „Er ist zurück. Zu wissen wie spielt an diesem Punkt keine Rolle mehr. Er ist zurück. Und was er vorhaben wird, sobald er die Kraft dazu verspürt und seine Vorbereitungen getroffen sind, ist kein Geheimnis. Es zeugt von großer Dummheit ignorierten wir diese Wahrheit. Vor ihr wegzulaufen, macht uns schwach. Uns nicht vorzubereiten macht uns angreifbar. Unsere Uneinigkeit und die Tendenz das jedes Volk es auf seine Weise zu lösen wünscht,“ Maja machte eine Pause in der sie einatmete. „zerstört uns ohne große Mühe.“
    Sie schüttelte in einer ruhigen aber bestimmten Geste den Kopf. „Keiner von uns hat vergessen, wie es damals gewesen ist. Keiner hat die Opfer vergessen, das was verloren ging. Aber wir haben auch nicht vergessen, was gewonnen wurde. Wir sollten uns daran erinnern, wie wir es gewannen. Gemeinsam. Sich zu verstecken und nur an jene zu denken, die davon profitieren, kann nicht der richtige Weg sein, wenn wir uns erinnern. Und die Erinnerung an das was war, ist das einzige was wir haben um uns auf das vorzubereiten, was uns erwartet. Und dass uns das erwartet, davon sind die Alben überzeugt. Ich stimme König Balir zu. Unser Weg kann kein überstürzter und ungeplanter Angriff sein. Das alleine kann nicht ausreichend sein. Aber wir sollten uns auf einen frühen Angriff vorbereiten, in der Hoffnung den Schauplatz der Gewalt diesmal nicht bis ins Herz des Landes vordringen zu lassen. Noch bleibt uns die Zeit, sich zu einen und sich zu wappnen.“
    Es war besser als sich überrollen zu lassen.
    Zu den Magic Lights wollte sich Maja nicht äußern. Noch war sie nicht entschlossen. Es würde dauern bis diese so weit waren. Und im Augenblick glaubte sie das Zeit ein entscheidender Faktor war, der ihnen vielleicht auch alleine zu einem Sieg über Aramandis verhelfen könnte.



    Re: Der Versammlungssaal

    Moron - 14.03.2011, 00:20


    Die Reise des Kanzlers war beschwerlich gewesen. Aber im Vergleich zu dem, was er hier zu Gesicht bekam, war die Reise über das Tirlatgebirge schnell vergessen. Soviel Magie hatte er nur in den Aufzeichnungen der Ri Goros oder von dem einen oder anderen Botschafter gelesen. Geahnt, dass dieser Palast im magischen Wald lag, hatte der Kanzler nicht. Nicht diesen Glanz, der ihn überwältigt hatte. Alles hier war Magie und Moron spürte es wie ein Prickeln auf der Haut.
    Als Thalin lebten sie von dieser Pracht Kiamaras beinah unberührt. Kaum ein Thalin hatte schon einmal einen Fuss hier her gesetzt. Morons Führer, Calem – Hauptmann der Asgarodschen Truppen - war einer der wenigen gewesen. Deshalb hatte der Kanzler darauf bestanden, dass Calem ihn begleitete. Ohne Zweifel war sein Volk das am wenigstens magische von denen, die sich um diesen Tisch versammelt hatten. Kanzler Moron hatte von Wesen, wie dem berüchtigten König Balir und seinem barbarischen Wüstenvolk ebenso nur Legenden gelesen, wie von jenen reinen Wesen, die ihm beim Anblick die Tränen in die Augen trieben, ohne dass Moron wusste, weshalb es so war. Die Laos waren so rein, dass jeder in diesem Saal dunkel und befleckt wirkte. Wahrscheinlich war es für das Empfinden eines Thalin so. Ob die Anderen es ähnlich sahen.
    Moron, erwählter Vertreter des Thalinvolks, beobachtete, was die anderen Rassen Kiamaras hervorbrachten.
    Er war ein guter Schüler des Ri Goros Lei gewesen, der in der Hauptstadt von Thul als einer der besten Redner und Lehrer galt. Ganz nach den Lehren von Lei beobachtete Moron auch, wie die Völker sich selbst beschränkten, in dem, was sie waren. Er behielt so viel Würde, wie es ihm möglich war, doch als er schließlich aufstand, räusperte er sich, um sich Gehör zu verschaffen. Weder wirkte er so elegant, wie seine Vorrednerin, noch so wichtig, wie die Feen und Elfen. In der Erscheinung kam Moron auch nur schwer an die Laos oder den König der Shie heran.
    Aber dennoch beherrschte er eines ohne Zweifel.
    Er suchte den Blickkontakt zu der Prinzessin, die ihm gegenüber in ihrem Thron saß. Zwischen all den Nachteilen, die er als Thalin scheinbar besaß, so dass ihn alle Anwesenden hier leicht übervorteilen würden, beherrschte er gut jene aufgeschlossene Überzeugung eines Sprechers für das zahlenmäßig größte Volk in Kiamara.
    “Ich bin Moron, Kanzler des Reiches Thul und Vertreter der Thalin. Meine Reise zu Euch war lang, doch ich sehe es als meine Pflicht auf Eure Einladung hin hier vor dem Rat zu sprechen. Ich danke Euch allen, dass ihr auch der Stimme der Thalin Gehör schenkt.“ Moron sah in die Gesichter der verschiedenen Sprecher der Rassen. Und kein falscher Stolz hinderte ihn daran, jeden von ihnen anzusehen und auch die Gleichgültigkeit in ihren Gesichtern zu erkennen.
    Was immer in einer Rede passierte, so hatte es Moron in den vielen Lehrstunden an der großen Universität erlernt, es war wichtig, die Stimmung der Zuhörer zu erkennen. Es war wichtig, deren Stimmung zu seinem Vorteil zu nutzen, denn wenn sie so offensichtlich wenig an der Meinung der Thalin zu solch epischer Bedrohung interessiert waren, dann unterschätzten sie die Menschen jenseits von Tirlat zu viel.
    Den Kanzler brachte es dazu, deutliche Worte zu finden, nachdem er ebenfalls nicht abstritt, dass die Bedrohung durch Aramandis vor ihnen lag. Abertausende Thalin waren der letzten Schreckensherrschaft des Zauberers zum Opfer gefallen. Mehr, als jedes andere Volk von Kiamara zu beklagen gehabt hatte.
    “Die Unterstützung der Thalin ist an mein Wort gebunden. Wie ihr alle wisst, waren die Thalin in der dunklen Zeit das Volk Kiamaras, das die höchsten Verluste erlitten hatte. Dementsprechend werden wir bereit sein, der Bedrohung durch einen altbekannten Feind zu entgegnen.“ Moron machte eine rhetorische Geste.
    “Viele Jahrzehnte dauerte es, bis wir uns vom Wüten dieser Schreckensherrschaft erholten. Unwiederbringliche Schätze der Geschichte Kiamaras sind den Flammen und der Zerstörung durch Aramandis zum Opfer gefallen. Und letztendlich bin ich hier, um das Wort der Thalin an alle hier zu richten: Es darf nicht noch einmal geschehen, was damals geschah. Der Schrecken und die Angst, die Aramandis verbreitet sind schon jetzt unweigerlich an den Grenzen von Thul zu spüren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie herüber schwappen.“ Moron löste sich von seinem Platz direkt vor seinem Stuhl. Wie es einem guten Rhetoriker inne war, baute er sich vor der Stirnseite es Tisches auf. In ihm spiegelte sich nicht der Glanz vergangener Könige wieder, sondern das, was aus den Thalin geworden war – Redner, Politiker, Strategen. Ein Mann, der nahezu tagtäglich vor dem Senat sprach.
    “Ich ehre die Bestrebungen, Aramandis den Kampf anzusagen. Ich schließe mich jenen vorbehaltlos an.“ Seine Stimme schwoll etwas an. “Doch ich bin hier her gekommen, um eine Bitte hervorzubringen, die nicht auf verschlossene Ohren treffen darf. Solange ich mich in diesem Palast befinde, überflutet mich die Magie, die man in Thul nur selten in solcher Weise antrifft. Nun frage ich mich, warum!“
    Er setzte eine gekonnte Pause. “Warum wird hier von einer Schlacht gesprochen? Warum spricht man davon, diesen Wald zu verschließen? Warum scheint es keinen Zweifel daran zu geben, Aramandis auf den blühenden Wiesen und den goldenen Feldern Thuls zu stellen. Viel haben wir seit damals dazu gelernt. Die Streitkräfte des Reiches werden mobilisiert. Unsere Technik, unsere Waffen sind verbessert. Und dem entsprechend komme ich zu dieser Versammlung mit der Bitte an alle hier versammelten, nicht zuzulassen, dass das Blut der Kinder und Frauen Thuls den Killhain rot verfärben wird.“
    Er legte seine Hände auf den Tisch vor sich, so dass er größer wirkte. Zu Kompromissen bereit. Aber nicht zu mehr. Es lief seiner Ansicht nach nicht optimal, aber besser, als er angenommen hatte, denn zumindest war er sich der Aufmerksamkeit der Zuhörer sicher.
    Er war hier, um zu verdeutlichen, dass die Thalin in dieser Auseinandersetzung das Zünglein an der Waage sein konnten, wenn man sie, wie in der Vergangenheit einfach überging.
    “Ich fordere von diesem Rat ein, dass eine Lösung präsentiert wird, die Thul nicht zu einem Bauernopfer macht.“ Die Härte in Morons Stimme war klar wie sein Standpunkt. “Uns fehlen die Mittel, allein gegen Aramandis zu bestehen. Doch wie meine Vorrednerin es beschrieb: Sie fehlen jedem hier, wenn er es allein versuchen will. Seit langer Zeit sind wir die Leidtragenden von den Übergriffen der Eisalben. Eron ist ein Herrscher, der nicht zögern wird, Aramandis ergeben zu sein. Und wir sind es, die die Erfahrung haben, mit diesen Truppen umzugehen.“
    Moron kehrte zurück zu seinem Platz. Er stand vor dem Stuhl, der ihm zugedacht war und bevor er sich wieder setzte, gab er zu bedenken.“Der Weg der Thalin entscheidet sich mit dem letzten Wort, das in dieser Versammlung gesprochen wird. Unser Volk ist kampfbereit und mutig genug, sich Aramandis entgegen zu stellen. Ob es dabei an eurer Seite sein wird, darüber entscheide nicht ich, sondern das weise Wort der Prinzessin selbst.“ Er nickte dieser in einer respektvollen Geste zu, dann setzte er sich, überzeugt davon, den Standpunkt des Senats klar gemacht zu haben.
    Der Gelehrte Rai, Vertreter der Ri Goros, der ebenso angereist war, erhob sich, nur um in seiner kurzen Rede Morons Worten zuzusprechen. Denn wo die Thalin von jenem Bauernopfer betroffen waren, war die unkriegerische Rasse von Gelehrten vom Schutz des magischen Waldes abhängig.
    Schließlich lagen erneut alle Augen auf Prinzessin Lira und der Priesterin, die nicht von der Seite der Prinzessin gewichen war.
    Es lag nun an ihnen, all die unterschiedlichen Meinungen zu vereinen und sie gemeinsam gegen Aramandis zu verbünden. Ob es gelang… persönlich hoffte Moron es. Doch auch er konnte sich früher oder später nur dem Willen des Senats beugen.



    Re: Der Versammlungssaal

    Cirthanja - 14.03.2011, 00:21


    Cirthanja hatte sich während der gesamten Versammlung ruhig verhalten. Sie sah es nicht nur als ihre Aufgabe an, oder ihrer Rolle gemäß, sondern es lag in ihrem Wesen. Sie fühlte sich durch das was sie war, zur Beobachterin geboren, weniger zu der Person, die eine Entscheidung traf. Vielleicht wäre die Gefahr auch zu einfach gegeben, zu versuchen die Welt und deren Lauf nach ihren Wünschen zu steuern, oder es zumindest zu versuchen. Sie kannte zu viele Geheimnisse, zu Vieles was anderen verborgen war. Sie kannte zu viele Bruchstücke einer Zukunft, die dennoch nicht eintreffen musste, es aber gut und gerne konnte. Wenn es so wäre, musste sie stark genug sein, damit zu leben nicht mehr getan zu haben. Ebenso musste sie damit leben, wenn sie die Entscheidungen anderer beeinflusste und sie sich am Ende als Falsch herausstellten, weil ihre Vorhersage doch nicht so eingetroffen war, wie geweissagt.
    Es war eben ihre Rolle, eben das was sie war. Sie hatte eine lange Ausbildung hinter sich – auch weniger in Jahren als in gefühlter Zeit – so dass sie diese Rolle lange schon akzeptiert hatte. Auch heute würde sie ihr gerecht werden. Sie hatte den Meinungen der Vertreter nicht nur deswegen zugehört, weil es nicht ihre Aufgabe war zu sprechen. Sie vertrat das Mondvolk nicht, aus dem sie stammte, weil sie wie alle Elfen die Entscheidung der Prinzessin trugen und von ihr vertreten wurde. So wie die Onuk, die Satyre oder die Hwendi, die ebenfalls keinen Platz an dieser Tafel hatten. Ob sie es nun selbst so gewählt hatten oder nicht. Ganz zu Schweigen von den Eisalben, deren Oberhaupt Eron es sowieso verweigert hätte, an einer solchen Versammlung teilzunehmen. Moron hatte diesbezüglich durchaus Recht. Der Führer der Eisalben würde nicht zögern, seinem zurückgekehrten Meister erneut die Treue zu schwören. Unerbittlich, wie schon beim ersten Mal, würde er sich dessen Plänen zur Verfügung stellen und dabei jeden vernichten, der ihm im Wege stand. Ob es sich nun um ein Thalin, ein Shie oder gar ein Eisalb aus seinem eigenen Volk handelte, der aufbegehrte. Das er nicht eingeladen war, entsprach also nur einer unausweichlichen Gegebenheit. Dass es bedeutete, dass ein weiteres Volk hier keine Stimme fand, war Teil dieser Gegebenheit.
    Cirthanja hielt es nicht für Falsch. Die Prinzessin war nicht ohne Grund, was sie war. Sie war Kiamaras Leben und sie würde ihr Ende sein. Es war Liras Bestimmung, so wie sie alle eine hatten. Und wer wäre würdiger ein Volk zu vertreten, als jene, die mit ihrem Leben über das Bestehen einer Welt entschied. Wenn sie verging, verging alles in Kiamara, was diese Welt ausmachte, was sie zu dem machte, was sie war. Ohne Lira gab es keinen Morgen mehr für ihre Welt, es sollte ihre Entscheidung sein, egal wie uneins sich die Völker waren, egal ob sie gehört worden waren oder nicht. Dass sie sie dennoch nicht überhörte und nach einem Kompromiss suchte, das sie nach ihrem Verständnis ebenso suchte, wie nach ihrer Unterstützung, zeigte nur, was für ein reines Herz und welch sanfte Seele sie besaß. Nicht wer sie war.
    Denn das konnte sie nicht weiterreichen. Die Entscheidung, so sehr sie für Gemeinsamkeit sorgen wollte, musste am Ende sie treffen. Und sie alle konnten dann nur darauf vertrauen, dass es die Richtige sein würde. Deswegen war die Einheit so wichtig, der Ausgang so entscheidend. Verließ nur einer der Vertreter den Raum unzufrieden oder enttäuscht, konnte das schon genügen um jedwedige Entscheidung – wie richtig sie gewesen sein mochte – zu Fall zu bringen und sie alle ins Verderben führen. Ob es den Anwesenden klar war, wusste Cirthanja nicht. Das es Lira bewusst war schon. Sie versuchte es zu verdrängen, weil sie jung war und selbstlos. Aber sie konnte nicht vor ihrer Verantwortung fliehen. Keiner konnte das.
    Auch Cirthanja nicht und so konnte sie nicht ewig in der Rolle der Beobachterin bleiben. Sie musste ihre Rolle im großen Ganzen ebenso einnehmen, wie alle Beteiligten. Vielleicht gab sie dem ganzen nun die Richtung vor. Alles was sie tun konnte, war zu hoffen, das Lira und die Anwesenden die richtigen Schlüsse daraus zogen und der Weg den sie wählten sie ins Licht und nicht in Finsternis führen mochte. Dabei war Hoffnung so zerbrechlich wie das Lachen der Feen. So leichtfüßig wie das Trippeln der Kobolde und doch so rein, wie die Seele der Laos, wenn sie sich gen Himmel erhoben und Kiamara für ihre letzte Reise in die Ewigkeit verließen. Es war alles was sie von der Finsternis unterschied und auch wenn sie der Zukunft nicht gewiss war, so doch dem Gefühl, das es ihr einziger Vorteil vor Aramandis dunklen Künsten sein würde. Es war das Einzige was er nicht besaß und nie besitzen würde.
    Als Moron verstummt war, sah sie das Lira alle Anwesenden betrachtete. Sie dankte ihnen für ihre Meinung und bat darum gemeinsam eine Lösung zu finden. Sie sprach es nicht aus, aber ihr Blick war deutlich. Unwiderstehlich, wie es ihr im Blut lag. Sie war nicht nur hübsch. Sie war nicht dumm.
    „Ihr sollt nicht enttäuscht werden, mein Freund. Ich habe euch nicht hergebeten, um auch nur einen von euch ohne Schutz und ohne Sicherheit zurückkehren zu lassen. Diese Versammlung dient nicht mir. Nicht dem Wald und nicht einmal uns allen, die wir hier sitzen. Sie soll denen dienen, die ihr vertreten. Den Völker Kiamaras. Allen, auch jene die schnell vergessen werden, weil sie nicht an dieser Tafel sitzen. Aber mein Bestreben, mein sehnlichster Wunsch und meine Absicht sind es alle Völker – unsere ganze Welt – vor Aramandis zu beschützen, nicht Einzelne. Schaffen, werden wir es allerdings nur zusammen, weswegen ich euch bitte, nicht nur eure Meinung zu vertreten, sondern nach Wegen der Kommunikation zu suchen. Lasst uns nicht sehen, was uns unterscheidet. Sondern was uns eint. Wo wir uns ergänzen. Gemeinsam besitzen wir eine Macht, die Aramandis nicht teilen kann, denn er ist allein. Welche Kreaturen er auch ruft, wer immer ihm folgt, wird es keine Gemeinschaft geben, kein Vertrauen und keine Miteinander. Wir sollten uns an diese Vorteile erinnern und ich bitte euch, die ihr diejenigen seid, die im Sinne unserer aller Zukunft entscheiden sollen, diese zu vereinen und nicht die Grenzen zu festigen, die uns Aramandis aufzwang. Wir müssen sie vergessen und zusammen halten, dann werden wir wieder verhindern, was schon einmal verhindert wurde, auch wenn der Preis hoch war.“
    Sie hatte viel geredet und als sie sich setzte, sah sie beinah erschöpft aus. Die Bilder, die Cirthanja mit ihr geteilt hatte, beschäftigten sie. Sie lagen auf ihrem Gemüt und trübten schon jetzt ihr strahlendes Licht. Es hatte längst angefangen, ohne das es die Anwesenden bemerkt hatten.
    Es war an der Zeit …
    Cirthanja erhob sich und wurde sich de bewusst, das alle Augen auf ihr lagen. Sie spürte wie die Wärme der Magie sie wie eine unendliche Kraft durchflutete. Sie brannte heiß in ihrem Körper und doch verzehrte sie sie nicht, weil jahrelange Konzentration und Übung sie vor den verbrennenden Kräften der Mächte in ihr, schützten.
    „Sehet, was geschah. Sehet was geschieht. Sehet was geschehen könnte. Sehet worüber ihr entscheidet und trefft dann eure Wahl, ob ihr jenem Schrecken gegenüber treten wollt. Ob ihr den Mut dazu alleine aufbringen könnt, oder den Mut besitzt euch der Zukunft gemeinsam zu stellen, auf das sie verändert wird.“
    Mehr sagte sie nicht, den mit dem Verebben des letzten Wortes, durchflutete den dunkel gewordenen Raum jene Bilder, die sie in vielen Meditationen beschworen hatte. Monate hatte sie daran gearbeitet, sie klar werden zu lassen, nach wie vielen diese einzelnen Bruchstücke hatte sie suchen müssen, bis sich das einzelne Bild zusammengesetzt hatte? Wieder und wieder. Viele Nächte erschöpften Schlafs. Tage in denen sie ihre Höhle nicht hatte verlassen können, zu entkräftet auch nur die Augen zu öffnen. Ohne die Hilfe von Eto, wäre sie vielleicht verdurstet, denn selbst zum Trinken fehlte ihr die Kraft.
    Ob es sich gelohnt hatte …
    Cirthanja hoffte es, als sie versuchte die Herzen der Anwesenden ebenso zu öffnen, wie ihre Augen, die mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der möglichen Zukunft ihrer Welt konfrontiert wurde. Einer Welt die im Begriff war zunichte zu gehen. In Dunkelheit, Gewalt, Terror und Tod zu versinken.
    Eine Vergangenheit, näher liegend als der letzte Triadenwechsel, in dem Aramandis sein Verließ aufgebrochen hatte. Nicht die Schuld der Magic Lights war es gewesen, nicht die Schuld ihrer gewobenen Magie. Die Magie war schwach geworden, weil sie alle sich sicher gewähnt hatten. Weil sie vergessen hatten, was nicht hätte vergessen werden dürfen und so hatte sich eine treue Anhängerin aufgemacht ihren Herrn mit der Macht erfüllen die ausgereicht hatte, die brüchigen Siegel seines in Vergessenheit geratenen Gefängnisses aufzubrechen. Ein Blick in das aktuelle Geschehen, verschwommen und nicht lang, denn es war zu gefährlich sein Versteck lange aufzusuchen. Noch war er zu geschwächt, zu vorsichtig, als das sie es wagen konnte, ihn wahrlich auszuspionieren. Aber was sie sahen, reichte, um allen klar zu machen, das er noch immer geschwächt war, seine Schwäche aber schon jetzt der Stärke glich, die er damals zu seinem Höhepunkt erlangt hatte. Die Dimension in der sie ihn gefangen gehalten hatte, hatte seine Wut, seinen Zorn seinen Machthunger nur noch mehr genährt. Aramandis hatte Zeit gehabt, sich vorzubereiten. Er hatte seine Magie trainiert und seine düstere Fantasie, die ohnehin von Bösem beseelt gewesen war, hatte in den finsteren Höllenwesen, die ihn bewachen sollten nicht nur Verbündete gefunden, sondern Anregung noch schlimmere Kreaturen zu schaffen. Sie waren so schrecklich, dass die Hallen des Mondpalastes nicht lange aushielten. Cirthanja schwankte in eine Zukunft, die einem dem Atem raubte und einen vor Angst und Schrecken erstarren ließ. Nichts konnte sich gegen die Macht von Aramandis und seinen Schrecken durchsetzen. Nicht die neuen Waffen der Thalin, nicht der Mut und der Kampfeswille, nicht die wendige Intelligenz der Kampfalben und auch nicht die vereinte Magie der Mondalben, Feen und Elfen. Thuls Städte standen in Brand, so dass die Eislandschaft in der Nähe kaum mehr zu erkennen war. Die Shie verendeten in einer Wüste, die so blutrot war wie das Rote Meer selbst. Verschlungen von dem was sie jahrelang beherbergt hatte, als ob der Sand selbst sich gegen sie erhebe. Onuk die von ihren eigenen Drachen vernichtet wurden, die unter dem Einfluss von Aramandis zu fürchterlichen Grauen getrieben wurden. Hwendi abgeschlachtet von Freund und Feind, weil sie vor keinem Misstrauen mehr sicher waren. Und selbst der Wald, das letzte bisschen Frieden dieser Welt war düster. Da wo einst der Palast stand klaffte ein finsteres Loch, dessen Tiefe so unendlich war, das sie sie alle verschluckte.
    An diesem Punkt erlöste Cirthanja alle von den Bildern. Nicht weil es genug war. Sie war erschöpft und konnte die Visionen nicht länger mit so vielen teilen. Schwerfällig als wäre sie mehrere Jahrtausende alt, ließ sie sich auf ihrem Platz nieder. Ihr Atem ging jedoch so ruhig, wie ihre Stimme.
    „Entscheidet euch für die Angst. Oder entscheidet euch für die Hoffnung auf jene Zukunft, die gegen diese bestand halten soll. Entscheidet euch für Finsternis oder Licht. Dafür alleine zu sterben, oder gemeinsam zu kämpfen. Einen anderen Weg gibt es nicht.“
    Einen Moment war es so still im Raum, das kein Geräusch zu hören war. Als hielten selbst die Tiere im Wald den Atem an.
    „Ich bitte euch nacheinander zu sagen, ob ihr für das Kommen der magischen Fünf seid, um sie in unseren Reihen aufzunehmen, wie einst. Oder ob ihr dagegen stimmt. Niemand soll wegen seiner Meinung gewertet oder von diesem Tisch verstoßen werden. Es gibt über dies hinaus, noch viel zu besprechen.“ , bat Lira und sah dann der Reihe nach zu den Vertretern.
    Moron, Rai, Ivabelle, Jenks, Balir, Maja und Sesaya. Sieben Stimmen, die ihr die Einheit geben konnten, wenn sie ihre Entscheidung treffen musste, so wie es von ihr erwartet wurde. Wie es ihre Bestimmung war.
    Cirthanja schloss die Augen und lauschte den Stimmen, die begannen die Zähnchen der Zukunft ins Rollen zu bringen, ein singendes Geräusch in ihren Ohren, gleichsam schmerzhaft wie sanft.



    Re: Der Versammlungssaal

    blake - 14.03.2011, 00:24


    Auf der anderen Seite Tirlats – dort wo das Reich Thul lag, hatte er gerade ein wenig herumge…streunt. Da hatte ihn die Nachricht aus dem magischen Wald erreicht. Ein Zauber hatte sie ihm gebracht, worauf hin blake seine Vorhaben im Süden von Thul aufgeschoben hatte.
    Denn der Bitte der Prinzessin kam er in jeder Lebenslage nach. Auch, wenn es ihm gerade gar nicht recht gewesen war. Erst einen halben Zyklus zuvor hatte er für den Mondpalast eine lange Reise zu den hwendi unternommen. Als Botschafter des Palasts war er unterwegs gewesen, in seine alte Heimat, in der man den Verräter mit Missachtung strafte. Kein sehr angenehmer Ort für ihn.
    Aber wie er so hier war, hatte er es ja überlebt.
    Also auf der anderen Seite des Tirlatgebirges hatte blake seiner Begleiterin Bess vorgeschlagen, sie könnten doch dieses eine Mal ihren Drachen nehmen…
    Er hatte es nur angedeutet. Sie war strikt in ihrer Meinung. Bess stammte vom Drachenvolk ab, blake und sie reisten seit zwei Zyklen die meiste Zeit gemeinsam durch Kiamara. Er hatte damals, als er sie getroffen hatte, gedacht, wie praktisch doch so ein Onuk ohne Verpflichtungen war. Ihr Drache, den sie hatte, war blake besonders hilfreich vorgekommen. Bis sich herausgestellt hatte, dass sie zwar einen Drachen hatte, der ihr wie ein Hund folgte - und er als Gestaltenwandler, dessen Form ein Hund war, meinte das keinesfalls abwertend – sie auf diesem Drachen aber nicht ritt. Bess hatte Höhenangst. Ganz akute Höhenangst.
    Zwar war so ein Drache im Gepäck ein guter Schutz vor den Gefahren, die in Kiamara lauerten. Aber manchmal wäre so ein Flug schon praktisch gewesen. Er schlug ihr immer wieder vor, er könne ihr ja die Augen zuhalten, während sie flögen, dann sah sie gar nicht wie hoch es war. Er hatte keine Höhenangst.
    Aber Bess meinte, es funktioniere so nicht.
    Es funktionierte auch nicht, dass er den Drachen flog.
    Damit hatte blake sich abfinden müssen. Dass es wohl keinen Unterschied gemacht hätte, wenn Bess einen Flug über Tirlat gemacht hätte oder den beschwerlichen Weg auf sich nahm, den sie schließlich durch die Schluchten des Hochgebirges gewählt hatten, behielt blake für sich. Geflogen wären sie einen Tag, so waren sie ununterbrochen 4 Tage und Nächte unterwegs gewesen. Und das Beste daran war gewesen: Luna – Bess Drache – hatte ihnen in die Schluchten nicht folgen können und so hatte sie drei Tage lang auf der anderen Seite warten müssen.
    Er nahm es seiner Begleiterin nicht übel. Sie hatten sich den Weg über wenigstens gut unterhalten, wenn er Bess nicht mit verbundenen Augen über steile Pässe hatte führen müssen. Einen Teil des Weges hatte blake sie getragen, weil sie keinen Fuß mehr vor den anderen setzen wollte.
    Nach diesem Kampf kam es noch besser, als sie endlich die Berge von Unaxius hinter sich wussten und zur Grenze des magischen Waldes gelangt waren. Aufgrund der äußerst magischen Einladung aus dem Palast hatte auf sie keine Eskorte gewartet. Der Wald hatte sie noch zwei Tage in die Irre geführt bevor sich endlich die strahlenden Türme des Palastest vor ihnen erhoben hatten. Der Wald konnte das, wusste blake nur zu gut. Einmal hatte der Wald ihn drei Tage lang im Kreis geschickt. Da hatte blake sich einfach ins Moos an den Fuß eines Baumes gelegt und solange gedöst, bis der Palast ganz von selbst vor ihm auftauchte. Leider hatte blake bis heute nie ein zweites Mal ausprobiert, ob es wieder funktionieren würde. Man rief ihn immer mit betonter Eile.
    Nach einer Reise also von sechs vollen Tagen und fünf Nächten hatte man sie an den Stufen des Palastes empfangen und in ein Zimmer gebracht, wo sie hatten warten sollen. Nach einer Weile war ein Mondalb gekommen, um sie in eine Halle zu führen, wo sie wieder… warten durften.
    Blake war es genug. Er saß mit verschränkten Armen auf der langen Steinbank, die sich an einer Seite der Halle entlang zog. Er atmete gleichmäßig, schnarchte eigentlich nie und … schlief.
    Dementsprechend wenig bekam er mit, bis er wachgerüttelt wurde. Er blinzelte durch verengte Augen zu Bess, die auf den Halleneingang deutete. Da standen zwei ungeduldige Kampfalben, was wohl hieß, sie durften in eine neuen Raum, wo sie warten konnte. Er rieb sich die Wangen, dann strich er mit den Fingern durch den Bart an den Wangen. Er streckte sich, nachdem er aufgestanden war.
    “Es ist soweit. Die Prinzessin erwartet euch.“
    Wofür sie ihn erwartete, wusste blake nicht. Aber er hatte herausgefunden, dass sich im Augenblick alle Vertreter der Völker hier im Mondpalast befanden und sich berieten. Sicher ging es um die Gerüchte, die von Aramandis handelten.
    Der Name bescherte ihm einen unangenehmen Schauer im Nacken, den er gern abgeschüttelt hätte.
    Welche Aufgabe ihm zugedacht werden würde, das ahnte blake in keiner Faser seines Körpers, obwohl er viel Instinkt besaß. Seine schlanke Gestalt folgte den Waldalben, Bess ging neben ihm. Er erwartete stets, dass etwas zu Bruch gehen können, weshalb er ein Auge auf seine Begleiterin warf.
    Sie war dann immer so geknickt, wenn durch eine tollpatschige Geste etwas kaputt ging. Er wollte das verhindern.
    Vor prachtvollen, hohen Flügeltüren bat man sie, zu warten. Das war ihr großer Auftritt, blake witterte das. Er strich sein Hemd glatt, putzte den Staub von der Lederhose und zog den Mantel über den Schultern glatt. Noch einmal strich er über seinen Bart, dann öffneten sich die Türen, er nahm an, er war nicht angekündigt worden. Ihm fehlten da die Beititel, um es festlich zu machen.
    Er ging mit sicherem Schritt und gehobenem Kinn voran, seine Augen leuchteten auf jene hwendi-Art, die anderen Völkern sofort zeigte, woher er stammte. In jenen Schritten zum Inneren des prachtvollen Saals hin erfasste er die Situation. Jene Vertreter, von denen er wusste, waren um den großen Ratstisch versammelt. Ihre Begleiter standen etwas im Hintergrund. Auch einige Mondalben hatten sich in dem Ratssaal eingefunden.
    Als er an dem Platz stehen blieb, der für ihn vorgesehen war, noch einige Schritte vor dem großen Ratstisch, wäre Bess beinah auf ihn aufgelaufen. Sie war noch nie hier gewesen und er fühlte ihre Überwältigung.
    Blake kniete sich in einer Geste hin, die einer Prinzessin würdig war. Er senkte den Kopf, seine samtige Stimme war fließend, wenn auch nicht dunkel.
    “Eure Hoheit, meine Begleiterin und ich kamen, sobald eure Nachricht uns erreichte. Wie können wir Kiamara dienen?“



    Re: Der Versammlungssaal

    Lira - 24.03.2011, 21:04


    Lira hatte nicht Cirthanjas Vision gebraucht um von der Wahrheit überzeugt zu sein. Bereits das erste Mal als ihr die Alben von den Gerüchten aus dem Norden berichtet hatten, war sie gewillt an die Rückkehr des Grauen zu glauben. Cirthanja hatte es damals bestätigt und so hatte sie diese Versammlung einberufen lassen. Dass die Hohepriesterin gezwungen war ihre Worte mit solch Macht zu unterstreichen, hätte Lira vorher nicht vermutet. Sie war sich bewusst, wie jung und unerfahren sie im Vergleich zu ihrer Mutter war. Sicher hätte sie vorhergesehen, dass die Mitglieder des Rates nicht anders davon überzeugt werden konnten, welche Gefahr ihnen allen drohte. Die abschließenden Worte Cirthanjas jagten ihr einen eisigen Schauer den Rücken hinunter und Lira fühlte eine dunkle Kälte in dem erleuchteten Raum, die so umfassend war, das die Sonne sie nicht zu vertreiben mochte. Angestrengt bat sie die Mitglieder um ihre Entscheidung und bemerkte nicht, wie sie während dessen die Hände zu Fäusten verkrampft hatte. Die Anspannung lag aber sehr wohl auch in ihrer ernsten Miene, die selten so verkniffen war. Momentan fehlten ihr Wärme und das Leuchten ihres Lächelns, denn dies war in solch Moment nicht angebracht. Die Situation verbot es.
    Am Ende war die Entscheidung denkbar knapp. Wie nicht anders zu erwarten, teilten alle Vertreter ihre Meinung mit überzeugtem Standpunkt dar und es gab keinen Zweifel, das sie diese Meinung für richtig und auch unveränderlich ansahen. Dennoch konnte sie in den Gesichtern der Anwesenheit jenes Vertrauen spüren, das sie sich wünschte. Keiner gab ihr das Gefühl, das sie ihre Entscheidung nicht billigen würde, entspräche sie nicht dem gleichen Standpunkt. Vielleicht war ihnen allen klar, dass sie sich ohnehin für die Magic Lights aussprechen würde, so wie auch ihre Mutter auf die Hilfe dieser Erdenmenschen vertraut hatte. Aber selbst wenn es so war, ehrten sie sie mit ihrer Ehrlichkeit und mit ihrem Vertrauen, das sie als Herrscherin von Kiamara ihr Schicksal weise entscheiden würde und nicht übereilt handelte. Und nicht falsch lag.
    Lira spürte den Zweifel, der sie quälte und der ausgelöst wurde durch ihre Unerfahrenheit. Sie wünschte sich ihre Eltern wären noch hier, um ihr zur Seite zu stehen. Aber es war nun ihre Aufgabe solche Entscheidungen zu treffen. Sie durfte weder vor der Verantwortung den Mut verlieren, noch durfte sie schwanken im Angesicht der Bedrohung. Sie alle konnten nur so viel Mut und Vertrauen haben in das Licht, wie sie selbst. Und wenn sie es nicht hätte, stände es wirklich schlecht um ihre Welt, denn war sie nicht das Licht der Welt? Verkörperte sie nicht, was Aramandis zu vernichten suchte?
    Solange sie das Vertrauen besaß, die Kraft den Weg zu leuchten und an das Gute und Schöne glaubte, konnten es auch die Völker ihrer Welt. Solange würde immer Grund zur Hoffnung bestehen. Lira musste glauben, dass das reichte. Und das sie die richtige Entscheidung traf.
    „Ich danke euch allen für eure Offenheit. Ihr habt euren Völkern große Ehre gebracht durch eure Anwesenheit, durch den Willen hier zusammen zu kommen und der Bedrohung gemeinsam gegenüber zu treten. Ich danke euch für die Sichtweise eurer Völker und das ihr sie mit allen Anwesenden geteilt habt.“
    Sie sah zu jedem Einzelnen, der hier vertreten war und hatte für sie alle ein Lächeln. „Solange Kiamaras Völker eine Stimme haben, solange sie den Mut waren für das Gute und Wahre einzustehen, solange sie die Gabe besitzen einander zuzuhören und beizustehen, ist das Licht dieser Welt nicht in Gefahr. Solange an wir an diesem Tisch zusammen kommen, ohne Hass und Zorn, sind wir nicht blind dem Schatten gegenüber und solange wir ihn sehen, können wir ihn bekämpfen.“
    Lira erhob sich nun und ihre zierliche Gestalt schien von einem Leuchten beseelt zu sein, das sie älter erscheinen ließ, als sie war. Was ihr an Erfahrung fehlte, machte das Licht ihrer Macht, die Güte ihres Herzens und die Reinheit ihres Geistes weg. „Und das werden wir. Gemeinsam werden wir verteidigen, was bewahrt werden muss und den Verräter all dessen was Gut und Wahr ist ein für allemal aus unserer Welt verbannen. Was geschah soll sich nicht wiederholen und dies soll das letzte Mal sein, das er bedroht was wir zu schützen versuchen.“
    Sie schwieg nach diesen Worten einen Moment, als sie danach wieder zu den Vertretern sah, war klar, dass sie ihre Entscheidung getroffen hatte. Sie wirkte nicht, als sei sie von Anfang an klar gewesen und auch das gehörte zu ihrem Wesen. „Wir werden die Hüterinnen nicht nur für uns kämpfen lassen. Sie sollen nicht unsere Werkzeuge sein und wir werden uns nicht hinter ihnen verstecken. Wir lassen sie ein Teil unserer Welt sein, werden sie lehren was es heißt ein Bewohner dieser Welt zu sein. Ein jedes Volk soll seinen Anteil haben, denn sie können nur bewachen und für etwas kämpfen, was sie verstehen, was sie teilen und was Teil von ihnen ist. Ein jedes dieser Mädchen und Jungen soll eine fundierte Ausbildung erhalten, doch ich werde ihnen Begleiter an die Seite stellen, die sie nur dann erhalten, wenn sie die Aufgabe bestehen, die zeigt ob sie bereit sind ein Wächter zu sein. Ein jeder von euch wird einen solchen Begleiter auswählen und damit die Prüfung des Wächters. So könnt ihr selbst entscheiden, ob sie würdig sind. Danach werden wir gemeinsam kämpfen gegen das was uns bedroht, denn es bedroht uns alle.“
    Nach einer Pause fügte sie an, dass dies ihre Entscheidung sei.
    In diesem Moment öffneten sich auch schon die Flügeltüren, als hätten die Wachen nur darauf gewartet und ließen jene zwei ein, denen sie die Aufgabe anvertrauen würde, die Wächter zu finden. Sie hatten ihr Vertrauen, es gab keinen anderem dem sie diese Aufgabe anvertrauen würde. Er war der einzige.
    Ihr Lächeln lag auf Blake als er sich vor sie kniete und in aller Höflichkeit zu ihr sprach.
    Lira verzog auch nicht die Miene, als seine Begleiterin, die zum ersten Mal die Hallen des Palasts betrat auf ihn auflief, weil sie zu gebannt war, um zu bemerken, das Blake stehen geblieben war. Zeitverzögert besah sie sich Blake dann sah sie zu Lira und lächelte unsicher, dabei vergaß sie sich nieder zu knien, was zu Naserümpfen bei einigen Anwesenden führte. Lira löste die Stimmung auf, indem sie Blake bedeutete sich aufzurichten. Mit seiner Anwesenheit was die bedrückende Finsternis von ihr genommen. Licht durchflutete auch für sie wieder den Raum und das zeigte sich in ihren Gesichtszügen, die sanft lächelten, ebenso wie in ihrer klaren Stimme.
    „Ihr seid gekommen, Blake. Genau im rechten Augenblick, wie stets.“
    Sie bedachte auch Bess mit einem Lächeln, denn dies galt auch für sie. Dann wurde sie wieder ernster, als sie zurück zu dem Hwendi sah. „Wie so oft benötige ich Eure Hilfe, Freund. Es ist eine Aufgabe, die ebenso dringend ist, wie vertraulich. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass sie unbemerkt bleibt und schnell ausgeführt wird. Ich kann sie niemanden als Euch anvertrauen und doch verlange ich viel.“
    Sie erklärte Blake das die Versammlung über die Rückkehr Aramandis gesprochen habe. „Die Gerüchte entsprechen einer unfassbaren Wahrheit, die finsterer und bedrohlicher ist, als die Gerüchte es darstellen könnten. Es ist an der Zeit das Rad der Zeit zurückzudrehen und die Vergangenheit neu zu schreiben, für eine bessere Zukunft, oder es wird keine für uns geben. Die Magic Lights müssen auf der Erde gefunden werden. Sprecht offen, wenn ich zu viel verlange, wenn ich Euch die Aufgabe gebe, sie hierher zubringen.“
    Alle Anwesenden wussten, dass Lira das Portal öffnen würde. Das sie es nur so lange geöffnet lassen konnte, wie ihre Macht ausreichte und das es nur das eine Mal geschehen konnte, ohne das Kiamara aus dem Gleichgewicht geriet. Es bestand die Gefahr, das Blake und Bess nicht mehr zurück konnten, wenn sie nicht schnell genug waren. Auf ihnen ruhte gleichsam die Hoffnung aller, das sie mit den Wächtern kamen und nicht alleine. Alle wussten es, alle vielleicht außer Bess, die die einzige schien, die nicht ahnte von welchen Bürden Lira hier sprach. „Seid offen mit mir Freund und sagt mir Eure Meinung zu diesem Auftrag, denn ich kann ihn nur dieses eine Mal aussprechen und ich werde Eure Sicht nicht voreilig beurteilen.“



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