Die andere Seite des Lebens

Maya und Domenico
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    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 20.03.2010, 23:21

    Die andere Seite des Lebens
    Ich hab eine Geschichte angefangen. Ich dachte, ich stell zuerst mal den Prolog rein. Wenn es euch gefällt, dann mach ich weiter. Also:

    Sofie ist ein Traumkind. Stets vernünftig, verantwortungsbewusst, hilfsbereit, lieb, klug und immer glücklich. Doch das denken nur die anderen. Denn Sofie hat einen Traum, eine Sehnsucht: Sie will ein Abenteuer erleben. Doch sie lebt ihren Traum nicht. Sie lebt den ihrer Eltern. Sie soll eine berühmte Springreiterin werden und einen guten Job haben. Genau wie ihre Schwester... Doch nach einem Unfall ändert sich alles. Sie lernt Diego kennen. Er ist hübsch, liebevoll, träumerisch, aufregend, wild, geheimnisvoll und faszinierend. Sie verliebt sich in ihn. Er öffnet ihr die Tür zu einer neuen Welt: Die Welt der Abenteuer. Doch was am Anfang so vielversprechend und aufregend scheint, entwickelt sich oft ganz anders, als man es erwartet. Bald lernt sie die andere Seite des Lebens kennen. Und ihr Leben beginnt sich dramatisch zu ändern. Sie wird zum Albtraum aller Eltern. Nur weiss es niemand. Auch sie weiss es nicht. Sie denkt, sie hat ihr Leben unter Kontrolle, merkt nicht, wie tief sie schon gefallen ist. Dann kommt der totale Zusammenbruch. Und wieder verändert sich ihr Leben komplett...

    Ich hoffe es gefällt euch.



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Loveforgod - 22.03.2010, 13:46


    Hört sich vooooooll toll an! Unbedingt schreiben!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Pauline - 24.03.2010, 21:57


    hört sich echt spannend an. Ich bin auf jeden Fall neugierig.



    Re: Die andere Seite des Lebens

    noname - 25.03.2010, 16:14


    Jop ich auch! ;)



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 25.03.2010, 18:50


    Danke viel mal für die lieben Comments! Ihr macht mir Mut!! Also gut. Ich hab mal angefangen zu schreiben. Is etwas lang geworden, aber ich konnte nicht in der Mitte aufhören zu schreiben. Sorry!! Ich hoffe es gefällt euch! :lol:

    Es war ein wunderschöner Sonntagnachmittag. Der Sonntagnachmittag, den ich nie vergessen werde. Die ganze Geschichte begann an diesem Sonntag. Die Geschichte, in der mein Leben begann sich zu ändern. Ich wurde aus meiner heilen Welt herausgezerrt und Auge in Auge der harten Realität gegenübergestellt.

    Doch als ich mit meiner besten Freundin Kate die Pferde von der Koppel holte, um einen Ausritt zu machen, ahnte ich davon noch nichts. Meine Stute Silver Angel, genannt Silver oder Silvi, begrüsste mich gleich freundlich. Sie wieherte mir leise zu und trabte zu mir, um sich ihr Erdbeerbonbon zu holen. Silver Angel war regelrecht süchtig nach Erdbeerbonbons. Kate holte Micky, ein Pony vom Reitstall Sieben Eich, in dem wir ritten. Wir putzten die Pferde und Silver liess sich die warme Herbstsonne auf den Rücken scheinen, während ich ihre lange, graue Mähne kämmte. Sie glänzte wie ein Silberner Engel, wie es ihr Name schon sagte. Sie war ein wunderschönes Pferd. Sie hatte auch einen ganz tollen Charakter und viel Springtalent. Kein Wunder, dass sie so teuer war. Aber meine Eltern hatten ja genug Geld…

    Wir trabten den Feldweg entlang und veranstalteten ein kleines Wettrennen auf der Galoppstrecke. Natürlich gewann Silver das Rennen, denn ihre Grossmutter war eine Araberstute und sie hatte die Schnelligkeit von ihr geerbt. Im Wald sprangen wir über ein paar Baumstämme. Unsere Pferde liebten das. Hier hatten wir auch das Springtalent von Micky entdeckt, denn er liebte nichts mehr, als über Baumstämme zu springen. Doch Micky war kein einfaches Pony. Er hatte keine richtige Ausbildung. Er war sehr störrisch und wild. Kate hatte schon vielmal den Boden geküsst, als sie im hohen Bogen von Micky fiel. Doch er hat schon viel gelernt in dieser Zeit. Voller Eifer überwanden die Pferde die Baumstämme. Wir hatten sehr viel Spass und super Laune.

    Doch bald war der Spass beendet. Wir ritten den Waldweg entlang, als plötzlich ein grosser Vogel aus dem Gebüsch schreckte. Die beiden Pferde erschraken und galoppierten los. Sie rannten, als sei ein Tiger hinter uns her. Ich konnte Silver nach einer Weile wieder gut bremsen, doch Micky rannte ungehindert weiter und Kate hatte keine Chance. Micky war sehr stark und es kümmerte ihn nicht, dass Kate wie wild an den Zügeln zog. Als Silver merkte, dass Micky weiterrannte, rastete sie aus. Sie wollte ihm hinterher, doch ich liess sie nicht. Also begann sie zu bocken. So, wie ich es selten erlebt hatte. Ich hatte alle Hände voll zu tun. Nur nicht vom Pferd fallen. Nur das nicht. Ich bemerkte nicht, wie Kate von Micky fiel und wie Micky wieder zu Silver zurücktrabte. Silver stieg zum letzten Mal, ehe sie sich etwas beruhigte. Ich war ausser Atem. Silver anscheinend auch. Sie gab auf, wohl weil sie merkte, dass sie mich nicht so schnell runter kriegte.
    Ich sprang von Silvers Rücken und rannte mit ihr zu Kate, die mittlerweile schon wieder auf den Beinen war.
    „Hey Kate, bist du okay?“, fragte ich, noch ganz ausser Atem.
    „Ja, geht schon. Nur mein Rücken schmerzt ein wenig, aber es geht schon. Das war mal wieder eine Aktion. Typisch Micky und Silver!“, Kate lächelte mich an.
    Anscheinend ging es ihr schon wieder gut.
    „Ja, da haben wir wieder mal Glück gehabt. Wir müssen nur noch Micky einfangen.“
    Micky graste genüsslich am Wegrand. Er genoss seine Freiheit sichtlich. Wir hatten ein Weilchen, bis wir ihn endlich eingefangen konnten. Dank der Tatsache, dass er extrem verfressen war, konnten wir ihn schliesslich mit ein paar Leckerlis zu uns locken. Langsam begann es einzudunkeln. Wir hatten noch etwa eine halbe Stunde, bis es ganz dunkel wurde. Wir hatten nicht gedacht, dass unser Ausritt so lange dauerte, doch wir hatten recht viel Zeit verloren bei diesem Zwischenfall. Und da wir kein Leuchtzeug dabei hatten, wollten wir möglichst bald zurück sein in Sieben Eich.
    Doch wir rechneten nicht damit, dass die Pferde immer noch voller Power waren. Sie waren noch ziemlich durcheinander von der vorherigen Aktion. Beide Pferde waren jetzt sechs Jahre alt. In diesem Alter sind die Pferde manchmal eben noch wie kleine Kinder, die sehr übermütig sein können. Sie begannen sich gegenseitig aufzuheizen. Micky versuchte ständig, loszurennen und Silver machte immer wieder übermütige Bocksprünge. Wir konnten die beiden zwar gut kontrollieren, aber so richtig geheuer war uns das Ganze doch nicht.

    Wir ritten einer Waldstrasse entlang. Sie war gerade so breit, dass ein Auto durchpasste. Wir wussten, dass hier selten Autos durchfuhren.
    Plötzlich hörten wir den lauten Motor eines Lastwagens hinter uns. Ich erschrak ziemlich. Wir versuchten, uns an den Wegrand zu retten. Doch die Strasse war sehr schmal und auf einer Seite der Strasse ging es steil herunter und auf der anderen Seite hinauf. Wir ritten an den Rand. Die Pferde waren wahnsinnig aufgeregt. Wie ich.
    Der Lastwagen war plötzlich direkt hinter uns. Der Fahrer sah uns offensichtlich viel zu spät, denn er raste mit voller Geschwindigkeit auf uns zu. Ich spürte, wie Silver jeden Muskel anspannte. Ich spürte die Power unter mir. Die Power eines Vulkans, der kurz davor war, auszubrechen. Ich versuchte mit aller Kraft, Silver am Strassenrand zu halten. Sie wäre am liebsten in die Strasse gerannt. Dann sah ich alles wie in Zeitlupe. Der Lastwagen raste an uns vorbei. Der Vulkan unter mir brach aus. Es war ein plötzlicher Ausbruch. Völlig unkontrolliert. Viel zu schnell und zu gewaltig, um rechtzeitig zu reagieren. Silver Angel stieg kerzengerade in die Luft. Die reine Panik stieg in ihre Augen. Ebenso in meine. Ich war unfähig, mich zu halten. Ich fiel. Hatte das Gefühl eine Ewigkeit zu fallen. Dann prallte ich mit voller Wucht auf den Beton. Ein stechender Schmerz in meinem Bein. Silver Angel, die in voller Panik davonrannte. Kate, die Micky mit grösster Mühe zum stehen brachte und sofort zu mir rannte. Der Schmerz, der mich zum Schreien brachte. Der Schock der mich zittern liess. Dann wurde mir schwarz vor Augen. Alles war schwarz.

    Freue mich immer auf Comments!!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    jesusfreak - 25.03.2010, 20:07


    hey,

    mir ist aufgefallen, dass du manchmal eine phrase falsch verwendest. aber das ist nicht weiter schlimm.
    den schluss finde ich ausgezeichnet! du beschreibst das zeitlupengefühl während des sturzes sehr gut.



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 25.03.2010, 20:35


    thx.
    Wie meinst du das mit den Phrasen? Is gut wenn ich solche rückmeldungen bekomm, ich will mich schliesslich verbessern!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    jesusfreak - 27.03.2010, 17:58


    Der Satz "Langsam begann es einzudunkeln." zum Beispiel. Es heißt, denke ich, dämmern. Aber wie gesagt, man weiß, was du ausdrücken willst.
    Ich freu mich übrigens über eine Fortsetzung!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 27.03.2010, 19:11


    Hey, die Geschichte ist echt toll....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 30.03.2010, 16:16


    Danke.
    @jesusfreak: Ich glaub das liegt daran, dass ich schweizerin bin. Da mischt sich das ein oder andere Schweizerdeutsche Wort ein. :wink: Aber ich gebe mir Mühe!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    JOANAwhoelse - 30.03.2010, 16:25


    find ich gut, mehr davon ;)



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 01.04.2010, 18:14


    Also. Ich hab jetzt mal weiter gemacht, d.h. ich hab eigentlich schon etwas länger weitergemacht, aber das Internet hat nicht mehr funktioniert. Jetzt hab ich aber endlich wieder die Chance, einen neuen Teil reinzustellen! Ich hoffe es gefällt euch!

    Ich kam wieder zu mir, als mich jemand schüttelte. Es war Kate. Sie hatte mich mühsam an den Strassenrand getragen. Micky war nicht mehr bei ihr. Sie schaute mich sehr besorgt an. „Sofie! Gott sei Dank bist du wieder wach! Du hast mir einen riesigen Schreck eingejagt! Wie fühlst du dich? Wo schmerzt es?“ Ja, es schmerzte. Es schmerzte so sehr, dass ich erst gar nicht fühlte woher der Schmerz kam. Die Tränen liefen mir über die Wangen. „Sofie, bitte sag etwas!“ Kate sass noch immer neben mir. Ich konnte die Verzweiflung in ihrer Stimme deutlich hören. Doch ich war irgendwie unfähig etwas zu sagen. Der Schock sass noch immer tief in meinen Knochen. Ich schluchzte, denn der Schmerz in meinem Bein war fast untragbar. Doch irgendwie brachte ich es doch fertig, ihr verständlich zu machen, dass mein Bein schmerzte. Kate hatte sich entschieden, den Krankenwagen zu rufen. Dann telefonierte sie mir Herrn Kaufmann, der die Pferde holen kam. Ich hatte das Gefühl, eine Ewigkeit am Strassenrand zu liegen. Kate versuchte mir zu helfen, doch sie hatte selbst auch keine Ahnung was sie tun könnte. Dann kam endlich der Krankenwagen. Ich wurde auf die Rampe gelegt und in den Krankenwagen geladen. Die Fahrt war sehr holprig mir wurde schlecht. Ich musste noch während der Fahrt erbrechen und die Krankenschwester hatte zum Glück auch gerade einen Eimer für mich bereit.

    Im Spital wurde ich geröntgt. Es war wie alle es erwartet hatten: Ich hatte das Bein gebrochen. Ich wusste was das hiess: Sechs Wochen einen Gips tragen und ebenso lange keinen Sport mehr machen. Sechs Wochen nicht mehr reiten! Das konnte ich mir gar nicht vorstellen! Ich wusste nicht, wie lange es her war, dass ich das letzte Mal so lange Zeit nicht auf dem Pferd sass.

    Meine Mutter kam zu mir. Sie war Krankenschwester am selben Spital. Sie war die ganze Zeit bei mir und assistierte dem Arzt, als er mein Bein eingipste. Zum Glück hatte ich keinen komplizierten Bruch und ich konnte schnell nach Hause gehen.

    Zuhause bekam ich noch ein Anruf von Kate und sie versicherte mir, dass die Pferde gut in Sieben Eich angekommen sind. Ich erklärte ihr, dass mein Bein gebrochen sei, und dass ich sechs Wochen nicht mehr reiten könne. Wir verabschiedeten uns, denn ich fühlte mich unglaublich müde. Mein Vater kam noch kurz zu meinem Bett, um sich nach meinem Zustand zu erkundigen.

    Dann schloss ich meine Augen und um mich herum wurde alles schwarz. Ich war ganz allein in der Dunkelheit. Ich hatte Angst und ich fühlte mich verlassen. Da galoppierte ein weisses Pferd auf mich zu. Es war Silver Angel. Sie hielt vor mir an. Ich stieg auf ihren Rücken, ohne Sattel und ohne Zaum. Ich ritt mit ihr durch die Dunkelheit. Ich fühlte mich unheimlich sicher auf ihrem Rücken. Plötzlich hörte ich einen lauten Knall. Silver war weg und ich lag am Boden. Die Angst lief kalt meinen Rücken herunter und ich hatte das Gefühl, zu erfrieren. Ich war ganz alleine und niemand hörte meinen Hilfeschrei.

    Ich freue mich immer auf Coments! :wink:



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 01.04.2010, 20:26


    wow..... das ist echt gut..... Darf ich fragen wann du weiter schreibst?



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 03.04.2010, 14:49


    Danke. Das Internet hat leider eine Zeit lang nicht funktioniert. Und ich habe auch nicht sehr viel Zeit zum Schreiben, aber ich habe trotzdem noch einen Teil geschrieben.


    Kapitel 2
    Am Morgen erwachte ich schweissgebadet. Ich hasste diese Träume. Die Träume, die mich in der Nacht gefangen hielten und die ich noch am Morgen in meinem ganzen Körper spürte. Es waren diese Träume, die immer dann kamen, wenn ich sie am wenigsten gebrauchen konnte, nämlich dann, wenn ich meine eigenen Gefühle nicht im Griff hatte. Diese Gefühle vom Tag verfolgten mich dann in meinen Träumen, bis ich am Morgen schweissgebadet erwachte.
    So war es auch an diesem Tag. Ein leichter Schmerz erinnerte mich an mein gebrochenes Bein. Sechs Wochen nicht mehr reiten! Das war das erste was mir an diesem Morgen einfiel. Ich humpelte die Treppe hinauf zum Esstisch. Meine Mutter hatte den Tisch schon gedeckt, denn sie blieb heute extra für mich zuhause. Das war eine wahnsinnig grosszügige Geste von ihr, die ich sehr zu schätzen wusste. Denn es kam nicht oft vor, dass sie sich einen Tag frei nahm, schon gar nicht wegen mir. Ich ass Frühstück und erledigte kurz meine Morgentoilette. Meine Mutter fuhr mich sogar zur Schule.
    In der Schule wurde ich von allen Seiten mit verwunderten Blicken attackiert und ich musste etwa tausendmal dieselbe Frage beantworten: „Was ist denn passiert?“ Meine beste –und einzige- Schulfreundin Livia beschützte mich den ganzen Tag. Sie folgte mir überall hin, sogar als ich auf die Toilette musste. Dabei bestand sie fest darauf, dass sie alle meine Sachen herumschleppte. Sie war ja wirklich eine tolle Freundin. Für mich war es einfach unbegreiflich, wie sie jeden Morgen zu spät in die Schule kam. Sie machte die Hausaufgaben fast nie und schrieb sie dann immer von mir ab, es sei denn ich hatte sei auch nicht gemacht. Livia schaffte es mit meiner Hilfe knapp, in die nächste Klasse zu kommen. Trotzdem hatte sie nie das Gefühl, dass sie etwas für die Schule tun sollte. Tja, das war eben Livia. Dafür war sie immer für einen Spass zu haben. Sie war wie gesagt meine einzige Freundin in der Schule. Die meisten Mädchen unserer Klasse waren nicht auf meiner Wellenlänge und die Mädchen die ich mochte, die konnten mich nicht ausstehen. Ich war eben die langweilige Streberin der Klasse. Aber die hatten ja gar keine Ahnung, denn ich lernte gar nicht viel. Ich hatte auch nicht viel Zeit, denn ich musste ja fast jeden Tag reiten. Leider hatte ich darum auch sehr wenig Zeit um meine wenigen Freunde zu treffen. Doch das war jetzt kein Problem mehr…

    Es kam wirklich selten vor, dass die ganze Familie zum Abendessen kam. Doch heute war das der Fall. Meine grosse Schwester Delia erzählte meinen Eltern gerade in allen Details von ihrem geglückten Referat. Als ob das jemanden interessieren würde. Ich mochte Delia nicht besonders. Sie war 18 Jahre alt und war gerade dabei das letzte Schuljahr des Gymnasiums abzuschliessen. Delia war ein Genie in der Schule und leider auch eine sehr erfolgreiche Springreiterin. Sie hatte zwei teure Pferde, die aber nicht auf Sieben Eich standen, sondern in einem Luxusstall. Sie konnte dort mehr lernen, sagte sie. Ich beneidete sie oft um ihr Talent. Meine Eltern liebten sie viel mehr als mich. Das wusste ich. Meine Eltern haben sie schon immer bevorzugt. Schon als ich ganz klein war. Ich war nicht halb so erfolgreich wie sie. Ich ging auf die normale Oberstufe und ich war auch nicht gerade ein super Sporttalent. Aber meine Eltern waren auch praktisch nie zuhause. Meine Mutter arbeitete ja wie gesagt als Krankenschwester und mein Vater war Anwalt. Daher das viele Geld. Doch Geld allein zählt nicht. Ich hätte viel darum gegeben, weniger Geld zu haben und dafür mehr von meinen Eltern. Doch das war nicht das einzige Problem. Ich habe immer unter dem vielen Druck gelitten. Meine Eltern haben immer viel Druck gemacht. Ich musste gut sein in der Schule, viel trainieren und viele Turniere gewinnen. Dabei war reiten nicht einmal meine Leidenschaft. Es war die Leidenschaft meiner Eltern. Doch das wusste niemand. Niemand kannte mich. Niemand kannte meine Träume und meine Sehnsucht. Und niemand würde von meinen Träumen erfahren. Nie. Niemand würde je mein wahres ich sehen. Denn ich würde meine Träume nie leben. Nie. Weil es unmöglich war. Es ging einfach nicht. Doch im Leben geschehen Wunder. Es geschehen Dinge, die niemand für möglich hält. Träume werden wahr, doch sie können auch wieder zerstört werden. Am Schluss ist es das Schicksal, das entscheidet, was aus den Träumen wird. Und mein Schicksal hatte einiges vor mit mir. Doch das wusste ich nicht. Und ich glaubte auch nicht an ein Schicksal. Ich glaubte nicht an meine Träume. Ich glaubte nicht an mich.

    So, jetzt habt ihr Sofie einbisschen kennengelernt. Ich hoffe es gefällt euch!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    KleeneSunny - 03.04.2010, 14:57


    echt gut...

    den letzten teil hab ich noch nicht gelesen aber sonst ist es echt gut =)



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 03.04.2010, 16:04


    Super !!..... Das erinnert mich an mich selbst vor paar Jahre....

    Das ist interessant.... Echt, du musst die Geschichte einfach weiterschreiben...



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 04.04.2010, 21:44


    Danke für die lieben Commis! Freue mich immer!! Also, hab noch mal einbisschen weitergeschrieben. Aber leider gehe ich morgen in ein Vierkampflager und kann dann bis am Donnerstag nichts mehr reinstellen! SORRY Aber da ist ja noch ein Teil! Ich hoffe es gefällt euch!

    Am Abend sass ich auf meinem Bett und schaute zum Fenster raus. Ich konnte den See sehen und der Weg, der um den See führte. Am Wegrand hatte es Bänke, auf denen oft verliebte Paare sassen. Oft schaute ich hier aus dem Fenster und träumte vor mich hin. Ich träumte davon, wie ich Abenteuer erlebte. Ich war Anführerin einer Clique. Die Clique war beliebt und viele wollten auch dazugehören, aber wir liessen nur die coolsten und liebsten Leute in unsere Clique. Wir alle liebten einander und es gab nie Streit. Ich war die Anführerin und alle respektierten mich. Wir erlebten viele Abenteuer zusammen und wir setzten uns für die Schwachen ein und kämpften gegen die Bösen. Doch leider war das nur ein Traum. Ein unrealistischer Traum. Doch trotzdem verbrachte ich Stunden damit, von meiner Clique zu träumen. Wäre die Realität doch nur nicht so hart. Ich mochte mein Leben nicht. Immer wenn ich aus dem Fenster schaute und träumte, merkte ich, dass ich mein Leben sogar hasste. Viele wären mit meinem Leben zufrieden gewesen, doch ich fand mein Leben einfach nur langweilig! Doch ich hatte trotzdem irgendwie Angst, etwas daran zu ändern.
    Die Tage vergingen schleichend. Tagsüber war ich normal in der Schule und nach der Schule sass ich deprimiert in meinem Zimmer. Es kam mir vor, als ob sich die Erde auf einmal langsamer drehen würde. Ich hatte so viel Zeit, dass ich Langeweile hatte. Normalerweise hatte ich nie Langeweile, denn ich hatte immer so viel zu tun. Ich hatte mir immer gewünscht, mehr Zeit zu haben, doch jetzt machte mich die Langeweile fertig. Ich hatte das Gefühl, ich würde die Tage nur noch in Trance erleben, als stecke ich tief in einem Loch, aus dem ich mich nicht mehr befreien konnte. Die Traurigkeit steckte tief in mir drin. Ich wusste selbst nicht, weshalb ich so traurig war.
    Doch am Freitagabend wurde mir eins klar: Ich wollte das ändern. Ich sass auf meinem Bett und schaute auf den See. Da wurde mir plötzlich bewusst, dass ich der Grund war, weshalb ich traurig war. Ich hatte mir jahrelang gewünscht ein Abenteuer zu erleben. Nie hatte ich eines erlebt. Mein Leben war wie eine öde Wüste. Ich hatte mir immer eingeredet, ich hätte nicht genug Zeit um mich mit meinen Kolleginnen zu treffen, oder neue Freunde kennenzulernen. Weil ich eben reiten musste. Jetzt hatte ich alle Zeit der Welt, und trotzdem sass ich nur deprimiert in meinem Zimmer. Je länger ich studierte, desto aufgeregter wurde ich. Mein Entschluss stand fest: Ich wollte in die Stadt gehen, dort ein paar Leute kennenlernen, und schon war das Abenteuer bereit. Schon am nächsten Tag wollte ich in die Stadt fahren. Es war ja Samstag. Ich wollte shoppen gehen und dann jemanden ansprechen, am liebsten einen süssen Jungen.
    Ich legte schon an diesem Freitagabend meine Sachen bereit. Ich stand vor den Kleiderschrank und probierte verschiedene Kleidungsstücke an. Eigentlich war es nicht nötig, super gestylt in die Stadt zu gehen, doch ich hatte einfach Freude daran. Ich entschied mich schliesslich für blaue Jeans, einen violetten Gurt, einen schwarz-weissen Pullover und einen violetten Schal. Dazu meine schwarzen Stiefel. Ich war sogar halbwegs zufrieden mit mir. Ich brachte meinen braven Look einfach nicht weg, doch im Moment störte mich das herzlich wenig. Ich war bereit, das Abenteuer zu starten! Doch noch ahnte ich nicht, dass dieses Abenteuer mein ganzes Leben -und das Leben anderer Leute- vollkommen verändern, und meine Gefühle für lange Zeit in ein wildes Chaos verwickeln würde.

    So, jetzt wird ihr Abenteuer endlich starten! Ich hoffe es gefällt euch!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 04.04.2010, 23:11


    Wow... ich glaub ich werd knapp bis Donnerstag aushalten....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 09.04.2010, 20:50


    Sorry, ich hatte gestern keine Zeit und heute auch nicht viel, aber ich versuch den neuen Teil möglichst bald zu schreiben. vielleicht heute noch! bb



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Pauline - 11.04.2010, 12:19


    deine geschichte ist echt gut, du hast voll Talent, schreib unbedingt weiter! :schreiben:



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 13.04.2010, 00:42


    Danke. Dieses Kompliment kann ich dir aber nur zurückgeben Pauline!

    Also hier kommt endlich der neue Teil. Das ging jetzt etwas lang, aber dafür ist es ein ziemlich langer Teil! Viel Spass...

    Ich stand auf dem Bahnhof und blickte mich um. Ich hatte es tatsächlich getan. Humpelnd schlich ich die Strasse entlang, Richtung Shoppingstreet. In den Schaufenstern waren alle möglichen Kleider zu sehen. Ich hatte noch keinen Plan, in welche Läden ich gehen wollte. Ich steuerte einfach auf den vierten Laden zu. Ich hatte mir den Laden ausgesucht, weil vier meine Lieblingszahl war. Der Laden war vollgepackt mit Punkklamotten. Nicht so mein Geschmack. Ich packte das erst-beste Teil und humpelte damit zur Umkleidekabine. Es war ein gelbes Oberteil mit dem Schriftzug „Punky Girl“. Ich war zwar kein „Punky Girl“, aber das Oberteil war gar nicht so übel. Doch ich wusste jetzt schon, dass ich mich niemals getrauen würde, es zu tragen. Das Anprobieren war allerdings gar nicht so einfach. Die Kabine war klein und meine Krücken fielen ständig um wenn ich mich bewegte. Ich hüpfte mit einem Bein umher, um sie aufzustellen, wobei ich fast hinfiel. Als ich sie aufgestellt hatte, fielen sie gleich wieder. Ich beschloss, das Oberteil zu kaufen, ohne es anzuprobieren.
    Als ich wieder zurück auf der Strasse war, hatte ich plötzlich keine Lust mehr zu shoppen. Alleine machte shoppen einfach keinen Spass. Ich sollte besser mal mit Kate oder Livia gehen. Da passierte es wieder. Meine gute Laune war wie weggeblasen und ich wurde wieder von tiefer Traurigkeit umhüllt. Ich schlenderte die Strasse entlang, ohne die Schaufenster auch nur anzuschauen. Dann hielt ich den Anblick der Mädchen nicht mehr aus, die mit ihren Freundinnen Spass hatten. Ich bog in irgendeine Seitenstrasse ab, ohne zu schauen wohin ich lief. Einfach geradeaus. Immer weiter. Nicht überlegen, einfach laufen. Solange, bis ich keine Ahnung mehr hatte, wo ich war.
    Ich blickte den hässlichen, grauen Wände der Wohnblöcke entlang. Anscheinend war ich in einer ziemlich miesen Gegend gelandet. Die Balkone der Häuser waren so winzig, und sahen aus, als würden sie nächstens zusammenbrechen. Die meisten Wände waren mit Graffitisprüchen besprüht, teilweise auch mit richtigen Kunstwerken. Es roch eklig nach Urin und Hundekot. So schnell ich mit meinem gebrochenen Bein eben konnte, ging ich weiter. Immer weiter. Hoffte, dass ich einen Weg zurück zur Shoppingstreet finden würde. Ich lief weiter. Bis ich zu einer Bank kam. Ich konnte nicht mehr gehen, mein gesundes Bein und meine Armen konnten auch nicht mehr und mein Gehirn war auch nicht mehr funktionstüchtig. Ziemlich dumme Situation. Ich wollte mich nur mal kurz ausruhen und warten, bis jemand kam, den ich nach dem Weg fragen konnte.
    Ich brauchte nicht lange zu warten. Ein Junge kam mit schwankendem Gang auf mich zugetrottet. Er sah nicht sehr freundlich aus. Ihn wollte ich nicht nach dem Weg fragen. Doch er blieb stehen und baute sich vor mir auf. Er roch stark nach Alkohol und Zigaretten. Er hatte eine Bierflasche in der Hand und eine Zigarette zwischen den Lippen. Mit grimmiger Miene schaute er mich an.
    „Verpiss dich! Das ist meine Bank!“, brüllte er unerwartet heftig los. Sein Atem roch so stark nach Alkohol, dass ich es nicht aushielt ihn anzuschauen.
    „Warum sollte das deine Bank sein?“ Was hatte ich gerade gesagt? Am liebsten hätte ich diesen Satz gleich in der Luft zerrissen. Das gerade eine ziemlich unangebrachte Bemerkung gewesen. Er schaute wütend auf mich nieder. Er war betrunken, keine Frage. Da packte er mein Arm.
    „Verzieh dich! Das ist meine Bank!“, brüllte er. Sein Griff um mein Handgelenk verstärkte sich. Was sollte ich tun? Dieser Typ machte mir Angst.
    „Ich geh ja schon“, piepste ich kleinlaut.
    „Was soll das! Du hast hier nichts zu suchen! Zisch ab!“ Nichts hätte ich lieber getan als das. Doch er hielt mich noch immer fest. Mein Handgelenk schmerzte richtig. Ich hatte riesige Angst vor diesem abscheulichen Typen. Er war stark. Und er war aggressiv. Und ich hatte ihn verärgert. Das waren keine guten Voraussetzungen.
    „Was ist? Muss ich dir eine scheuern?“ Bemerkte er überhaupt, dass er mich immer noch festhielt? Ich konnte ja gar nicht gehen. Ich versuchte ihm schonend beizubringen, dass er mich erst loslassen musste.
    „Kannst du mich bitte loslassen? Ich werde auch gleich verschwinden.“ Endlich liess er mein Handgelenk los. Er gab mir einen ziemlich heftigen Stoss und ich fiel zu Boden. Mein Bein schmerzte höllisch. Wie gern wäre ich jetzt einfach weggerannt. Doch wie konnte ich? Ich hoffte, dass er mich einfach in Ruhe lassen würde, aber das tat er nicht. Er zog mich wieder auf die Beine und hielt meinen Arm wieder fest.
    „Verpiss dich endlich, mann! Oder soll ich dir zeigen wie es sich anfühlt eine gescheuert zu bekommen?“ Dieser Typ jagte mir richtig Angst ein. Ich hatte keine Lust von dem zusammengeschlagen zu werden. Er war stark. Ausserdem betrunken.
    Plötzlich hörte ich eine Stimme hinter mir.
    „Spinnst du? Lass sie gefälligst los!“ Es war ein Junge. Ich kannte ihn nicht, aber ich hatte das Gefühl, er hätte mir gerade das Leben gerettet. Und dafür war ich ihm mehr als nur dankbar. Der betrunkene Schläger liess mich widerwillig los und gab mir nochmals einen Stoss. Erneut prallte ich auf den Asphalt.
    „Du hast doch echt n`Knall. Und jetzt verzieh dich! Das tust du nie wieder, klar?“, rief der Junge. Er stand jetzt neben uns. Es war eindeutig klar, wer hier das Sagen hatte.
    „Mach kein Stress Alter. Ich geh ja schon.“, murmelte der Besoffene und schlurfte mir schwankem Gang davon. Ich war erleichtert. Nein, das war untertrieben. Ich fühlte mich, als hätte mir gerade jemand das Leben gerettet. Stimmt, wo war denn mein Retter? Ich hatte ihn ganz vergessen. Der Schock von vorhin wich langsam aus meinem Körper. Ich schaute mich um und bemerkte, dass ich noch immer am Boden lag. Langsam richtete ich mich auf. Da kam der Junge herangeeilt, um mir zu helfen.
    „Lass mich helfen“, sagte er mit ruhiger Stimme. Seine starken Arme stützten mich. Ich wollte ‚Danke‘ sagen, aber ich schaffte es nicht. Ich war irgendwie überwältigt. Ich fand keine Worte. Ich wusste selbst nicht, was mich so durcheinanderbrachte. War es der Schock? Oder der Zufall? Auf jeden Fall war ich ziemlich erschöpft. Tränen rannten über meine Backen. Ich weinte tonlos. Ich hätte nicht weinen sollen. Ich hätte hier nicht hingehen sollen. Ich hätte nicht in die Stadt fahren sollen an diesem Tag. Dann wäre vielleicht vieles nicht geschehen. Dann wäre mein Leben so langweilig und normal geblieben, wie zuvor. Ich wäre Springreiterin geworden und hätte einen guten Job bekommen. Meine Eltern hätten mich geliebt und wären stolz auf mich. Doch ich habe es getan. Ich ging shoppen an diesem Samstag und ich bin hierhin gegangen und ich habe geweint. Ich konnte es nicht mehr ändern. Also stand ich an diesem Samstag zwischen grauen Häusern und weinte. Ich ahnte nicht, dass sich ab diesem Tag vieles verändern würde. Ich ahnte nicht, dass ich nicht nur mein Leben, sondern auch das anderer Personen, völlig durcheinander bringen würde. Denn an diesem Tag begann sich mein Leben zu ändern. Ohne dass ich es merkte.
    „Hey“, sagte er mit lieber Stimme und streichelte mir über den Rücken, „was ist los? Was hat er dir getan?“ Er hatte eine wunderschöne Stimme. Ich strich mir die Tränen aus dem Gesicht und hob den Kopf. Ich schaute direkt in seine wunderschönen Augen. Und er in meine. Ein magischer Moment. Es war, als wäre einen Seidenfaden zwischen uns gespannt. Eine zarte Verbindung. Ich spürte sie. Etwas, das uns zusammenhielt. Ich kannte ihn nicht, aber er war mir so vertraut, so nah. Seine Augen waren so zärtlich, so lieb. Dann veränderte sich sein Blick. Traurigkeit stieg in sein Gesicht. Er musterte mich mit einem Laserblick. Mir wurde ganz heiss. Doch sein Gesicht wurde immer dunkler. Als wäre in diesem Moment etwas in ihm aufgebrochen. Vielleicht eine schmerzhafte Erinnerung…
    Er war es, der die Stille brach. „Bist du okay?“ Ich nickte nur, immer noch unfähig etwas zu sagen. Dann humpelte ich zur Bank, um meine Krücken zu holen. Ich ärgerte mich, dass ich kein Ton rausbekam. Ich gab mir schliesslich einen Ruck und fragte mit piepsiger Stimme: „Wie heisst du eigentlich?“
    „Diego“, sagte er, „und du?“
    Ich erschrak. Diese Frage war eindeutig an mich gerichtet. ‚Reiss dich gefälligst zusammen‘, sagte ich mir.
    „Ich bin Sofie“, kam es schliesslich von mir.
    Wir standen einfach da. Schauten einander an. Er war hübsch. Sehr hübsch. Er war faszinierend. Unglaublich. Ich fühlte mich auf seltsame Weise zu ihm hingezogen. Doch gleichzeitig warnte mich eine innere Stimme vor ihm. Doch ich ignorierte sie. Heute weiss ich, dass ich damals auf diese Stimme hätte hören sollen. Doch ich hatte sie ignoriert.
    Es war nicht sein Aussehen, das mich so faszinierte. Er war schön, aber das war es nicht. Es war etwas ganz besonderes. Seine Art, die mir so vertraut und doch so fremd war. Oder sein Blick, der mich innerlich so sehr aufwühlte. Ich wusste nicht was es war. Ich wusste nur, dass er der faszinierendste Mensch war, den ich kannte. Oder auch nicht kannte. Irgendetwas sagte mir, dass er viele Geheimnisse verbarg. Und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als ihn kennenzulernen.
    „Ehm…kann ich dir helfen Sofie?“, fragte er nach einer Weile.
    „Ja gern. Ich glaub, ich hab mich verlaufen.“
    „Wo musst du denn hin?“, fragte er weiter.
    „Zum Bahnhof“, sagte ich.
    „Gut. Ich bringe dich hin.“
    Zusammen liefen wir zum Bahnhof. Wir redeten fast kein Wort. Ich genoss es einfach, neben ihm zu gehen. Irgendetwas an ihm wirkte extrem anziehend auf mich. Ich verbrachte viel Zeit mit überlegen. Überlegen, wie ich es ihm sagen konnte. Ich musste es sagen. Ich musste. Ich wollte nicht, dass alles verloren ging. Als wir am Bahnhof angelangt waren, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen.
    „Können wir uns wiedersehen?“ Ich war gespannt wie eine Feder. Er sah mich an. Ich wusste seinen Gesichtsausdruck nicht zu deuten. Etwas ging in ihm ab. Ich wusste nicht was es war, aber irgendetwas hatte ihn ziemlich aufgewühlt. Er schaute mich lange an. Ich bewegte mich nicht. Traute mich nicht, mich zu bewegen. Stand einfach da. Die Zeit verstrich.
    Dann, endlich sagte er etwas: „Ich weiss nicht, ob das eine gute Idee ist.“ Die ganze Spannung war mit diesem Satz weg. Ich war entäuscht.
    „Bitte“, war das einzige was ich dazu sagen konnte.
    „Warum denn?“, fragte er mich. Das war zu viel. Ich wusste selbst nicht warum, aber ich wollte ihn einfach kennenlernen.
    „Einfach“ meine Stimme brach fast. Er bemerkte es. Seine Augen hatten wieder diesen lieben Ausdruck.
    „Wenn du meinst“, sagte er in einer ruhigen, aber unsicheren Stimme, „wann willst du mich denn treffen?“ Das war mir so was von egal. Ich wollte ihn einfach wiedersehen.
    „Egal“, sagte ich, „Vielleicht morgen?“
    „Können wir machen“, er schien jetzt auch entschlossen zu sein, „ich kann dich hier abholen.“ Ich hätte am liebsten vor Freude losgeschrien! Mein Abenteuer hatte begonnen! Ja, mein Traum vom Abenteuer war kurz davor, Wirklichkeit zu werden! Diese Erkenntnis brachte mich zum glühen. Wir machten noch die Zeit ab und mit einem kurzen „Ciao“ trennten sich unsere Wege wieder. Doch nur für kurze Zeit

    Danke an alle die meine Geschichte lesen und noch ein grösseres Danke an alle die einen Commi schreiben! Hel



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 13.04.2010, 00:44


    Ooops... Ist doch ein bisschen zu lang geworden!! Tut mir leid!!!
    Aber ich konnte ja nicht einfach in der Mitte aufhören... Sorry



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Pauline - 13.04.2010, 19:44


    Ich weiß, ich wiederhole mich aber ich find deine Geschichte echt hamma gut. mir machts überhaupt nichts aus, wenn der neue Teil wieder so lang (oder am besten noch länger) wird :)



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 13.04.2010, 22:48


    Okay dann bin ich beruhigt. Dieses mal ist es leider nur ein kleiner Teil. Aber egal. Bitte Commis machen!! Danke

    Abends lag ich in meinem Bett und konnte nicht schlafen. Das war ja klar. Lange schaute ich aus dem Fenster und stellte mir vor, wie ich mich wieder mit Diego treffen würde. Ich freute mich schon wahnsinnig auf unser Wiedersehen. Er war wirklich der faszinierendste Typ, den ich je kennengelernt habe. Ich stellte mir sein Gesicht vor. Ich sah ihn ganz klar vor mir, fast spürte ich seinen Blick auf mir ruhen, fühlte die Wärme die er ausstrahlte. Er war wirklich hübsch. Seine pechschwarzen Haare hatte er zu einem kleinen Kamm frisiert. Es sah cool aus, aber nicht zu krass. Seine Augen waren ganz dunkelbraun, fast schwarz. In seinem Gesicht war alles ganz präzise und fein, als hätte sich Gott dabei besonders viel Mühe gegeben. Und trotzdem konnte man auch viele harte Züge in seinem Gesicht erkennen. Ich war mir sicher, dass er in seinem Leben schon sehr viel erlebt hat. Viel mehr als ich. Er war geheimnisvoll. Bestimmt hatte er viel zu verbergen. Aber genau das machte ihn interessant. Doch interessant war untertrieben. Er war bestimmt der aufregendste Mensch auf diesem Planeten. Das wusste ich. Obwohl ich ihn nicht kannte.
    Ich konnte es kaum noch erwarten ihn wieder zu treffen. Mein Abenteuer hatte begonnen! Doch stellte ich mir ein Abenteuer viel zu schön vor. Romantisch, spannend, glücklich. Doch das Leben hat nicht nur schöne Seiten. Und diese anderen Seiten des Lebens würde ich bald kennenlernen. Aber noch ahnte ich nichts von all dem.

    Ich hoffe es ist gut...



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Pauline - 15.04.2010, 14:44


    wow, man wird richtig neugierig



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 18.04.2010, 00:39


    Der TEil ist super toll....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 22.04.2010, 17:04


    Uff, ich habe schon gedacht Pauline ist die einzige die meine Story noch liest. Darum habe ich irgendwie keine Lust mehr gehabt zum weiterschreiben. Na ja. Ich werde mich wieder einmal an die Arbeit machen und den neuen Teil schreiben. Vielleicht noch heute.



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 23.04.2010, 21:10


    Hey, das ist Toll....

    Natürlich lesen auch noch mehr deine GEschichte....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 25.04.2010, 14:21


    ALsoo. Neuer Teil. Ich hoffe er gefällt euch.!

    „Hi Sofie“, ertönte Diegos Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und schaute geradewegs in seine wunderschönen Augen. Fast vergass ich den Gruss zu erwidern.
    „Hallo Diego“, sagte ich, „wie geht’s denn so?“
    „Okay. Und dir?“
    „Gut.“
    „Was willst du tun, Sofie?“
    „Ist mir egal. Du kennst die Stadt besser als ich.“
    „Easy. Soll ich dir meine Leute vorstellen?“
    Ich war leicht verwirrt über seine Frage. Wer waren seine Leute? Ich hatte mir eher ein Treffen zu zweit vorgestellt. Aber ich konnte ja schlecht „nein“ sagen. Ausserdem war es bestimmt spannend, seine Freunde kennenzulernen. Also willigte ich ein.
    „Also, komm mit!“, sagte er und schon machte er sich auf den Weg. Ich folgte ihm. Wir spazierten gemütlich durch die Stadt. Wir sprachen nicht sehr viel miteinander. Er erzählte mir ein bisschen was über die Leute seiner Clique. Ab und zu steckte er sich eine Zigarette in den Mund, was mich aber nicht weiter störte.
    Wir waren in einem ziemlich miesen Stadtviertel gelandet. Er steuerte auf eine Gruppe Teenager zu. Das musste seine Clique sein. Sie standen an der Wand oder hockten auf dem schmutzigen Betonboden. Fast alle von ihnen hatten eine Zigarette im Mund.
    „Ey Leute! Das ist Sofie“, sagte Diego in die Runde.
    Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Es war mir extrem peinlich.
    „Hallo“, sagte ich und versuchte zu lächeln. Doch es gelang mir nicht wirklich. Keine Antwort. Diego setzte sich neben die anderen und liess sich noch eine Zigarette anzünden. Ich stand da wie gelähmt. Die drei Mädchen musterten mich misstrauisch. Ich wusste nicht, was ich falsch gemacht hatte, denn die Mädchen schauten mich so abschätzig und feindselig an und die beiden anderen Jungs ignorierten mich einfach. Ich fühlte mich so fremd. Es war nicht zu übersehen, dass ich nicht dazugehörte. Die Mädchen waren extrem aufgestylt und geschminkt. Sie sahen aus wie Puppen in Lebensgrösse. Das Make-up war perfekt aufgetragen und die Wimpern versanken in Schwarzer Mascara. Dazu kam eine Menge Kajal. Ich hingegen war ungeschminkt. Ich fühlte mich irgendwie hässlich. Sonst war es mir immer mehr oder weniger egal gewesen, wie ich aussah. Aber diese Mal wünschte ich mir, ich hätte mich geschminkt und ein wenig hübsch gemacht.
    Ich stand noch immer wie angewurzelt da, als Diego endlich etwas sagte: „Setz dich doch zu uns.“ Ich setzte mich neben ihn.
    Da hielt mir einer der Jungs eine Zigarettenschachtel entgegen. „Nein danke“, murmelte ich.
    „Du rauchst nicht?“ Er war ganz erstaunt.
    „Nein, nicht wirklich“
    Er zog die Zigarettenschachtel zurück. Dann widmeten sich alle wieder dem Stummgespräch. Anscheinend unterhielten sie sich nur durch Gedanken. Es war sehr speziell. Lange wurde fast kein Wort gesprochen, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass eine tiefe Verbundenheit herrschte. Jeder mochte jeden. Und jeder brauchte jeden. Es war wie ein durchsichtiges Band, das zwischen ihnen gespannt war. Sie brauchten keine Worte um sich zu verstehen. Genau so hatte ich mir das in meinen Träumen immer vorgestellt. Sie hatten bestimmt schon so viel zusammen durchgemacht, dass sie einfach zusammengehörten. Nur ich gehörte nicht dazu. Doch ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dazuzugehören.
    Plötzlich erhob sich Diego und alle anderen taten dasselbe. Er lief vor und die anderen folgten ihm. Ich folgte nicht. Ich wusste nicht, ob ich durfte, oder nicht. Vielleicht war das ein Zeichen, dass sie alleine sein wollten. Doch Diego winkte mir zu. Also folgte ich ihnen trotzdem.
    Wir fanden uns in einer kleinen, stinkigen Wohnung wieder. Es hatte nur zwei winzige Zimmer, aber dafür vier Matratzen. Es herrschte eine schreckliche Unordnung. Es roch nach Zigarettenqualm und verfaultem Essen. In der Miniküche häufte sich tonnenweise schmutziges Geschirr. Bierflaschen, Zigaretten, überfüllte Aschenbecher, DVDs und CDs bedeckten den Tisch. Nur auf den Matratzen war es einigermassen gemütlich. Es war natürlich nicht gebettet, aber es gab einige Kissen und zwei Decken, die sogar einigermassen frisch aussahen. Alle machten es sich auf den Matratzen bequem, also tat ich dasselbe. Einer der Jungs blieb stehen. Er hielt zwei Filme in den Händen.
    „Welchen wollt ihr gucken?“
    „Egal“, sagte eines der Mädchen.
    „The day after tomorrow“, sagte einer der Jungs.
    „Nee der andere is besser!”, ein Mädchen.
    „Ey Sofie ist unser Gast, also darf sie wählen!“, bestimmte Diego.
    Jetzt war also ich gefragt. Ich kannte beide Filme nicht. Ausserdem war es mir egal, welchen Film wir uns ansahen.
    „Ehm… the day after tomorrow“
    Prompt erntete ich böse Blicke von den Mädchen. Diego schaute mich lieb an und zwinkerte mir zu. Wenigstens er hielt zu mir.
    Der Film war nicht gerade mein Geschmack. Es handelte irgendwie von einem Weltuntergang. Ich konzentrierte mich gar nicht auf den Film.
    Nach dem Film blieben wir auf den Betten sitzen und quatschten ein bisschen. Endlich wurde ich auch von den anderen wahrgenommen. Von den Jungs wenigstens.
    „Ehm… ich bin übrigens Chris“, sagte der einte Junge und hielt mir die Hand hin für einen Handschlag.
    „Hi Chris“, sagte ich und schlug ein. Ich hatte den Gruss schon bei den anderen gesehen. Es war wahrscheinlich eine Art Cliquengruss.
    „Und ich bin Dave“, sagte der andere.
    Wir wiedeholten den Gruss. Ich fühlte mich schon nicht mehr so fremd. Doch die Mädchen schauten mich immer noch sehr feindselig an. Sie machten keine Anstalten, sich vorzustellen. Anscheinend war ich für sie eine Art Eindringling.
    „Und du hast wirklich noch nie geraucht?“, fragte Chris. Er konnte es anscheinend immer noch nicht glauben.
    „Nein“, wiederholte ich.
    „Lass sie“, sagte Diego. Ich war ihm sehr dankbar dafür.
    „Gehört diese Wohnung jemandem von euch?“, fragte ich.
    „Ja, ich wohne hier mit Darko“, sagte Chris.
    „Wer ist denn Darko?“, fragte ich weiter.
    „Du hast ihn gestern kennengelernt“, antwortete Diego.
    „Habe ich das?“ ich war etwas verwirrt. Ich konnte mich nicht erinnern, einen seiner Kollegen kennengelernt zu haben.
    „Ja, er war der bescheuerte Idiot, der dich an den Boden geschubst hat, als er betrunken war“ sagte Diego. Prompt fingen die Mädchen an zu lachen. Ich fand das nicht besonders witzig.
    „Geschieht ihr recht“, sagte eines der Mädchen spöttisch. Ich dachte ich hätte nicht recht gehört.
    „Was?“
    „Sofie, ignorier sie einfach“, sagte Chris. Wenigstens hassten mich die Jungs nicht. Aber ich wusste wirklich nicht, was die Mädchen gegen mich hatten. War ich denn so schlimm? Es schien als hätten sie sich gegen mich beschwört.
    Dave brachte ein paar Biere. Er drückte auch mir eines in die Hand. Ich mochte Bier eigentlich nicht. Es war mir viel zu bitter. Trotzdem nahm ich ein Bier und sagte brav „danke“. Ich wollte schliesslich nicht unanständig sein.
    Es war wieder ziemlich still, als Diego plötzlich fragte: „Sofie, wann musst du überhaupt nach Hause?“
    „Ist egal, es ist wahrscheinlich niemand zuhause.“
    „Ich bring dich jetzt nach Hause, das ist besser“, sagte Diego.
    „Ich kann wirklich noch bleiben“, sagte ich. Ich wollte noch nicht gehen.
    „Nein, das ist nicht gut. Ich bring dich nach Hause.“ Seine Stimme klang sehr ernst. Er war der Boss. Er war auch in der Gruppe der Boss, das merkte man nur zu gut. Es gab keine Widerrede. Es war wohl eine ungeschriebene Regel, dass man das machen musste, was er sagte. Aber wahrscheinlich war es nur zu gut, dass ich nach Hause ging. Die Mädchen schauten mich auffordernd an. Anscheinend wollten auch sie, dass ich ging.

    Na ja. Es kommt wahrscheinlich bald wieder ein neuer Teil, aber es ist im Moment ziemlich anstrengend zuhause und ich habe leider nicht viel Zeit.



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Ticktackgirl - 26.04.2010, 21:31


    hey, geile stor


    und sauschön geschrieben!!!!!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 29.04.2010, 19:48


    Der teil ist super.....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Pauline - 30.04.2010, 14:54


    da kann ich mich nur anschließen :wink:



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 01.05.2010, 22:51


    Hmm... ich kann fast nicht abwarten bis der nexte Teil kommt....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 03.05.2010, 17:39


    Im Moment ist es leider echt stressig bei mir. Aber ich habe mal wieder einen Teil geschrieben, wenn auch nur ein sehr kurzer. Ich hoffe er gefällt euch!

    Diego und ich gingen lange schweigend nebeneinander her. Ich genoss es, einfach neben ihm herzugehen. Ich fühlte mich irgendwie vertraut und geborgen. Ich versuchte immer wieder ihn von der Seite zu betrachten, aber er merkte es immer sofort. Spürte er etwa meinen Blick? Dann plötzlich fragte er:
    „Kommst du wieder einmal?“
    Diesmal war ich diejenige die zögerte.
    „Ehm… ich weiss nicht so genau.“
    „Warum denn nicht?“
    „Ich weiss nicht…ich glaube das ist keine gute Idee.“
    „Meinst du wegen den Girls?“, fragte er weiter.
    „Vielleicht…ich glaub die mögen mich überhaupt nicht.“
    „Mach dir wegen ihnen keine Gedanken. Sie sind bloss eifersüchtig. Das legt sich mit der Zeit.“
    „Wenn du meinst…“
    „Hey. Ich würde mich auf jeden Fall freuen wenn du wieder kommst.“ Er sah mir direkt in die Augen. Mir wurde ganz heiss. Wieder war diese tiefe Verbundenheit zu spüren. Wir wurden zusammengehalten. Wir gehörten zusammen. Ich spürte es. Noch nie war ich mir einer Sache so sicher. Ich kannte ihn erst seit zwei Tagen und trotzdem fühlte ich mich so geborgen und vertraut in seiner Gegenwart. Ich wollte ihn wiedersehen. Das war mir in diesem Moment klar.
    „Okay.“
    „Okay. Wie wär’s mit nächstem Samstag? Ich könnte dich am Bahnhof abholen, wenn du das willst.“
    „Ja, das wär toll.“
    „Und Sofie: Mach dir keine Sorgen wegen den Girls oder wegen Darko. Ich bleibe bei dir und ich beschütze dich. Versprochen.“
    „Danke“, sagte ich und wir liefen den Rest des Weges wieder in Schweigen.
    Wir waren leider viel zu schnell am Bahnhof.
    „Samstag um 14.00 Uhr?“, sagte Diego und ich nickte.
    Dann stellte er sich vor mich und schaute mir noch einmal in die Augen. Er umarmte mich. Nur kurz. Aber es war die schönste Umarmung, die ich je bekommen habe. Ich spürte die Schmetterlinge im Bauch. Ich war verliebt. Ja, ich liebte ihn. Ich kannte ihn zwei Tage, aber ich liebte ihn wie noch kein anderer Junge zuvor. Das erste Mal verliebt. Doch diese Liebe war verboten und gefährlich. Doch ich war bereit, mein Abenteuer zu starten. Mit ihm. Dem wohl faszinierendsten Junge der Welt.

    Alsoo. Ich freue mich auf Commis von meinen treuen Lesern.! Und natürlich auch von allen anderen! XD



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Ticktackgirl - 03.05.2010, 17:47


    SCHÖN!!!

    du beschreibst des voll schön, find echt nix auszuetzen *beleidigt sein*

    xDDD



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Pauline - 03.05.2010, 17:55


    bin ganz deiner meinung!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 05.05.2010, 22:23


    Toll!!!! Man kann nicht erkleren wie Toll....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 06.05.2010, 22:33


    Danke viel Mal Leute!! Ich habe gedacht, fast niemand liest meine Story und jetzt bekomm ich auf ein Mal so viele Comments. DANKE!! Jetzt bin ich auch wieder viel motivierter zum Schreiben!
    Alsooo: Neuer Teil!!

    Doch die Woche war alles andere als ein rosaroter Traum. Denn natürlich musste ich zur Schule, auch wenn ich verliebt war. Das kümmerte keinen. Aber es wusste auch keiner. Es wäre mir viel zu peinlich gewesen, das zuzugeben.
    Die Schule war gerade recht streng und wir schrieben diese Woche drei Prüfungen. Ich hatte viel zu wenig gelernt und ich war auch entsprechend schlecht. Das freute meinen Vater gar nicht. Ich hatte zwar erst eine Prüfung zurückbekommen, bei der ich wirklich unerwartet schlecht abgeschnitten hatte, aber ich hatte bei allen Prüfungen ein schlechtes Gefühl. Mein Gefühl war in Sachen Prüfungen fast immer richtig. Leider.
    Ausserdem stritt ich mich mehrere Male mit meinem Vater. Seine Meinung: Sofie hat jetzt genügend Zeit, um sich um die Schule zu kümmern, denn sie kann ja nicht reiten gehen. Dass soll sie gut ausnützen, denn bald wird es wieder anstrengend. Sie kann jetzt alles vorarbeiten, weil sie bald wieder viel trainieren muss, denn sie verpasst ja eine Menge in ihrer Reitpause.
    Meine Meinung: Ich habe jahrelang trainiert und alles gegeben. In der Schule wollte ich gute Prüfungen schreiben und ich wollte dass meine Eltern stolz waren, wenn sie mich reiten sahen. Ich habe immer versucht, ihnen zu gefallen. Ich wollte bloss dass sie stolz waren auf mich. Aber das waren sie nie. Delia war immer die Gute. Das ist sie auch noch heute. Jetzt habe ich ein Bein gebrochen. Ich muss mir für ein Mal nicht Mühe geben. Ich will auch mal Freizeit. Ich muss nicht immer volle Leistung zeigen. Ich habe es verdient, am Abend gemütlich ein Buch zu lesen oder einen Film zu gucken. Ich entfliehe dem ständigen Leistungsdruck für sechs Wochen. Und ich will, dass meine Eltern das respektieren.
    Doch das taten sie nicht. Mein Vater verlangte von mir, dass ich jeden Abend lernte. Meine Mutter verlangte, dass ich noch mehr im Haushalt half. Und ich? Ich hatte die Nase voll. Ich machte die Hausaufgaben nicht, sondern schrieb sie in der Schule ab. Das tat ich immer, wenn ich Streit mit meinem Vater hatte. Es war eine dumme Angewohnheit, aber es war eben meine Art, mich an ihm zu rächen.
    Das Wetter war die ganze Woche regnerisch und trüb. Das passte zwar hervorragend zu meiner Stimmung, es heiterte mich allerdings kein bisschen auf. Kate rief jeden Abend an und erzählte mir von Silver. Ihr gehe es gut, hat sie gesagt. Ich besuchte Silver ein Mal, aber es war nicht so toll. Ich hatte gar keine Lust, sie zu sehen. Das konnte ich mir selbst nicht erklären, denn ich liebte sie, aber ich hatte einfach zu nichts Lust. Meine Welt war öde und grau.
    Es gab nur einen kleinen Lichtblick. Samstag. Es verging keine Stunde in der ich nicht an Diego dachte. Seine wunderschönen Augen, dunkel wie die Nacht. Sein warmer Atem, ein Hauch der Liebe. Seine raue Stimme, vertraut wie meine eigene. Ich fühlte seine weichen Lippen an meinem Mund. Ich spürte seinen warmen Körper, der mich hielt und beschützte. Ich spürte seinen Blick, der sagte: Ich liebe dich!
    Doch all das war leider nur Fantasie. Doch sie hielt mich diese Woche am Leben. Samstag war ein kleiner Fleck rosarot in meiner grauen Welt. An diesem Fleck hielt ich mich fest.

    Okaaiij... Ich hoffe es gefällt euch!!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 07.05.2010, 00:14


    Ich finde denn teil super toll.... Fru mich wahnsinig auf weiter, besonders auf dem Super Samstag....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Pauline - 07.05.2010, 13:53


    echt voll gut
    du kannst voll gut die gefühle beschreiben, ech hamma
    :respekt:



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Ticktackgirl - 07.05.2010, 15:54


    jap....kann ich nur zustimmen :ja:

    boah und jetzt noch was: die is ja voll die streberin gewesen!!! kein tag an dem ich keine ha´s abschreibe xDD

    wollt ich nurmal loswerdn xD



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 08.05.2010, 19:38


    Hihi.... Mir gehts fast so, ich mach die bevor der Lehrer in die Klasse kommt.....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 09.05.2010, 13:35


    Ja, bei mir ist es eben auch ähnlich... Ich schreibe meine Hausaufgaben immer den anderen ab. Sollen die büffeln und ich geniesse das Leben... ^^ hehe.



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 09.05.2010, 16:30


    Ich schreib die nicht ab, ich mach die schnell....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 10.05.2010, 20:14


    Ja, das ist schlau von dir. Ich habe am Morgen einfach keine Zeit um die Hausaufgaben noch zu machen, weil ich immer auf die letzte Minute in die Schule komme. ^^
    :D



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 10.05.2010, 21:36


    Hmm... meistens haben wir nix für die erste Stunde auf, und wenn ja, dann schreib ich die schnell ab...



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 13.05.2010, 21:49


    Okaaiij. Ich hab wieder mal einen Teil fertiggeschrieben!
    ^Sorry, dass es so lange gedauert hat, dafür ist es ein langer Teil. Viel Spass beim lesen!


    Endlich Samstag! Ich wartete furchtbar aufgeregt auf Diego. Das Wetter hatte sich ein bisschen gebessert. Die Sonne kämpfte sich durch die Wolken, aber man konnte spüren, dass sie nicht mehr so stark war wie im Sommer. Der Herbst neigte sich langsam dem Ende zu.
    Zuhause hatte ich mich im Bad eingesperrt und von Mamas Beautycase eine Wimperndusche geklaut. Es war das erste Mal, dass ich mich bewusst schminkte, um jemandem zu gefallen. Überhaupt schminkte ich mich fast nie. Ich fand das irgendwie überflüssig. Doch heute war das anders. Diego sollte mich hübsch finden. Ausserdem hoffte ich, dass die drei Mädchen mich ein bisschen mehr mögen, weil ich mich schminkte. Ich war jetzt wenigstens ein bisschen wie sie.
    Diego war schon eine halbe Stunde zu spät. Ich fürchtete, dass er mich vergessen hatte. Oder dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Ich wurde langsam nervös. Doch plötzlich hörte ich Diegos wunderschöne Stimme.
    „Hi Sofie“, sagte er. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht.
    „Hallo“, sagte ich und strahlte. Mein Herz schien schneller zu schlagen. Wie hübsch er aussah…
    „Du… siehst hübsch aus…“, sagte Diego etwas verlegen. Ich hatte das noch nie von einem Jungen gehört. Ich war überglücklich! Ich hätte nie gedacht dass er mich hübsch findet.
    „Danke… du auch“, stotterte ich.
    „Na ja…“, er war sehr verlegen. „Es tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich musste noch was erledigen.“
    „Ach, schon okay“
    „Wollen wir gehen?“, fragte er und nickte in Richtung Strasse.
    „Ja, gehen wir“
    Wir spazierten gemütlich durch die Stadt und genossen die wenigen Sonnenstrahlen. Bald trafen wir auf die anderen Mitglieder seiner „Gang“. Darko war auch da. Sein Anblick machte mich nervös. Ich konnte es einfach nicht vergessen, dass er mich damals verschlagen wollte. Er sah momentan zwar recht friedlich aus, aber ich hatte trotzdem grossen Respekt vor ihm. Zum Glück war Diego da. Ein kleiner Junge war auch da. Ich schätzte ihn auf vier Jahre. Er war sehr klein und niedlich. Er hielt die Hand eines Mädchens, aber als er Diego sah, rannte er zu ihm und umarmte ihn.
    „Hallo“, sagte der Junge.
    „Hey Kleiner“, antwortete Diego und nahm seine Hand.
    „Und wer bist du?“, fragte der Junge und schaute mich an.
    „Ich bin Sofie. Und wie heisst du?“
    „Ich heisse Timmy. Was hast du an deinem Bein?“
    „Ich habe es bei einem Reitunfall gebrochen.“
    „Aha. Bist du eine neue Freundin von Diego?“, fragte er weiter. Das war mir ziemlich peinlich. Was sollte ich antworten?
    „Nein, ist sie nicht!“, sagte ein Mädchen. Sie hassten mich also immer noch. Schade. Das Mädchen war auch recht klein und hatte lange, glatte Haare. Die oberen Haare waren rabenschwarz und die untere Haarschicht war dunkelblau gefärbt. Das war nicht gerade mein Geschmack, aber es passte zu ihr. Sie trug knallpinke Armstulpen mit schwarzen Sternen drauf. Ich erinnerte mich, dass sie letztes Mal giftgrüne Stulpen getragen hatte. Anscheinend mochte sie solche Dinger. Ansonsten war sie recht dunkel gekleidet. Ihre Augen waren sehr fest geschminkt. Ihre Augen funkelten wie Bernstein und ihrem Gesicht sah man an, wie selbstbewusst sie war. Sie war einfach wunderschön. Absolut perfekt. Besonders. Ich sah ganz durchschnittlich aus. Aber sie war so einzigartig. Nur schade, dass sie mich hasste. Aber ich nahm mir fest vor, mich mit ihr anzufreunden.
    Wir setzten uns zu den anderen auf den Boden und Dave holte Bier und Zigaretten. Zum Glück bot er mir keine Zigarette mehr an. Er schien es akzeptiert zu haben, dass ich nicht rauchte. Ich nahm ein Bier. Es schmeckte schon besser als letztes Mal. Ich gewöhnte mich langsam an den bitteren Geschmack. Sogar Timmy trank ein Bier. Ich hätte nicht gedacht, dass die ihm ein Bier hinstellen, obwohl er noch so jung war. Doch er trank es, als wäre es Cola. Aber nach der Hälfte hatte er genug und gab das Bier dem Mädchen mit den Armstulpen, welches Becky hiess.
    Wir hörten laute Musik. Kopfschüttelnd spazierten die Leute an uns vorbei. Ich fühlte mich komisch, aber den anderen schien das nichts auszumachen. Ich unterhielt mich mit den Jungs ein wenig, aber die Mädchen weigerten sich immer noch, mit mir zu sprechen.
    Etwa eine halbe Stunde später stand Diego auf. Er hielt mir seine Hand hin und sagte: „Komm Sofie. Ich will dir etwas zeigen.“
    Ich nahm seine Hand und folgte ihm. An einer Mauer stand ein rotes Motorrad. Es sah nicht sehr neu aus, aber es war anschaulich. Jemand hat es angesprayt und ein bisschen aufgemotzt.
    „Soll ich dir die Stadt zeigen, Sofie?“, fragte Diego, während er das Motorrad aufschloss. Ich spürte, wie die Schmetterlinge in meinem Bauch ein Fest feierten. Mit Diego die Stadt erkunden… Mit Diego auf einem Motorrad sitzen… Wie aufregend! Richtig Abenteuerlich! Genau so hatte ich mir meine Abenteuer immer vorgestellt. Damals waren es nur Träume, aber diesmal war es Wirklichkeit. Ich freute mich wahnsinnig. Aber leider brachte ich kein richtiges Wort heraus. Da konnte ich nicht mehr anders. Ich umarmte Diego. Ich hielt ihn fest und lachte. Ich habe noch nie zuvor ein Junge umarmt. Es war ein unglaubliches Gefühl. Frei und glücklich.
    Diego grinste mich an.
    „Das heisst ja?“
    „Ja“, sagte ich und stieg mit ihm auf das Motorrad. Am Anfang war es recht schwer, das Gleichgewicht zu finden. Mein verletztes Bein hatte keinen guten Halt, wegen dem Gips. Doch nach einer Weile fühlte ich mich recht wohl auf dem Motorrad. Ich versuchte mir vorzustellen, es sei ein Pferd. Bald machte es sogar richtig Spass. Wir hatten keine Helme, aber das störte mich nicht. Ich fühlte mich sicher an Diegos Seite. Er fuhr schnell und sicher durch die Gassen. Er beherrschte Gas und Bremse perfekt. Es war, als würde er mit dem Motorrad verschmelzen. Ein unglaubliches Gefühl.
    Vor dem See stoppte er das Motorrad.
    „War die Fahrt okay?“, fragte er. Ich glaube, jeder der mein Gesicht sah, wusste wie überglücklich ich war. Mein Kopf glühte und ich strahlte vor Glück.
    „Toll“, sagte ich. Diego lachte. Er war so hübsch wenn er lachte.
    „Ich habe gehofft, dass es dir gefällt. Komm“ Ich folgte ihm. Es begann zu regnen. Am See entlang führte der Weg, den ich auch von meinem Zimmer aus sah. Aber jetzt waren wir auf der anderen Seite des Sees. Der See hatte eine kleine Einbuchtung, die Aussah, wie ein kleiner Arm. Dort ging der Weg nicht dem See entlang, sondern aussen herum. Bäume verdeckten die Sicht zum See. Es waren Trauerweiden. Wir verliessen den Weg und suchten uns einen Weg zwischen den Bäumen und Büschen. Es war allerdings eine grosse Herausforderung, weil ich meine Krücken nicht hier hatte. Diego stützte mich, so gut es ging. Es tropfte von den Bäumen und die Büsche waren auch ganz nass. Ich war nicht sehr warm angezogen und ich fror am ganzen Körper. Aber ich sagte nichts. Ich folgte nur Diego. Immer weiter weg vom Weg. Plötzlich hatte es keine Bäume mehr. Man hatte eine wunderschöne Sicht auf den See und die ganze Umgebung. Es war wunderschön. Wir setzten uns auf einen grossen, flachen Stein.
    „Es ist wunderschön da“, sagte ich. Es war echt unglaublich. Man konnte die ganze Umgebung sehen, aber man war so abgelegen vom Weg, dass man immer ungestört war. Alles war schön abgedichtet von den Bäumen.
    „Ich weiss. Ich liebe diesen Platz“, sagte Diego.
    „Geht ihr hier im Sommer manchmal baden?“
    „Ja, wir können im Sommer zusammen baden gehen“, sagte Diego.
    „Das wird bestimmt toll“
    „Ja, wir haben immer viel Spass im Sommer“
    „Ich freue mich jetzt schon auf den Sommer, da ist es nicht immer so kalt“, sagte ich. Ich spürte, wie ich ein bisschen zu zittern begann. Alles war nass und ich hatte kalt. Diego merkte es.
    „Hast du kalt?“
    „Es geht schon“
    „Nein, du zitterst ja am ganzen Körper“ Er rückte näher an mich heran und nahm mich in den Arm. Sein Körper war ganz warm und ich spürte wie sich die Wärme auch in meinem Körper langsam ausbreitete. Es tat so gut, ihm einfach nur nah zu sein. Seine Haut zu fühlen. In seinen Armen zu liegen und zu wissen, dass er mir nah war. Ich wünschte, ich könnte diesen Moment festhalten und nie wieder loslassen. Ich wünschte, die Zeit würde für immer stehen bleiben. Ich wusste, diesen Moment würde ich nie vergessen. Nie in meinem ganzen Leben. „Du wohnst auf der anderen Seite vom See. Nicht wahr?“, fragte Diego in die Stille hinein.
    „Ja, ich wohne direkt am See. Oft sitze ich am Abend auf meinem Bett und schaue stundenlang den See an und träume vor mich hin“
    „Wovon träumst du, Sofie?“
    „Ich weiss nicht. Von allem möglichen“, ich wurde rot. Ich wollte ihm nicht von meinen Träumen erzählen. Dem Traum vom Abenteuer. Ich dachte er findet das kindisch. Ich lenkte schnell vom Thema ab.
    „Und wo wohnst du?“
    „Ach! Mal da, mal dort“, sagte er leise.
    „Was? Wohnst du nicht bei deiner Familie?“, das konnte ich nicht glauben.
    „Sofie, nicht jeder hat eine Familie“, flüsterte er.
    „Aber das kann nicht sein! Du kannst ja nicht alleine leben! Warum hast du keine Familie? Wo lebst du dann?“
    „Sofie…“, mehr sagte er nicht. Anscheinend wollte er nicht darüber sprechen. Das musste ich respektieren. Aber ich konnte es trotzdem nicht verstehen. Jeder hatte eine Familie! Das konnte doch nicht sein! Vielleicht lebte er bei einer Pflegefamilie. Oder vielleicht war er von zuhause abgehauen. Oder vielleicht war seine Familie tot. Ich wusste es nicht. Aber ich wusste, dass es eine traurige Geschichte war. Ich spürte es einfach. Deshalb beschloss ich, ihn nicht mehr darauf anzusprechen.
    Es begann zu regnen. Immer mehr und mehr. Es war furchtbar kalt.
    „Diego, ich habe kalt“, sagte ich.
    „Okay. Komm mit“, sagte er und wir standen auf. Er nahm meine Hand und führte mich wieder zu den Bäumen. Zwischen den Bäumen war ein kleiner Unterstand. Es war nicht viel mehr, als ein paar Bretter, aber es hatte sogar eine Tür. Wir gingen hinein und im Holzschuppen war eine Matratze mit einer Decke und zwei Kissen. Das war alles. Aber es war noch recht gemütlich. Auf jeden Fall gemütlicher, als draussen, wo es inzwischen in Strömen regnete.
    „Hier wohne ich manchmal“, sagte Diego leise. Ich getraute mich nicht, etwas darauf zu antworten.
    Ich sagte nur: „Es ist gemütlich hier“
    „Ja, aber im Winter ist es sehr kalt“
    „Hast du keine Heizung?“, fragte ich und im selben Moment ärgerte ich mich, weil es eine sehr dumme Frage gewesen war.
    „Siehst du hier irgendwo Strom?“, Diego grinste mich an.
    „Nein, ich weiss. Dumme Frage“, sagte ich verlegen.
    „Du bist so süss“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich wurde hochrot im Gesicht und die Schmetterlinge tanzten in meinem Bauch um die Wette. Mir wurde ganz heiss. Ich konnte nichts sagen.
    „Erzähl mir ein bisschen von deinem Leben, wenn du das willst“, sagte er.
    „Na ja, das ist nicht sehr spannend, aber wenn du willst…“
    Wir setzten uns auf das Bett und ich erzählte ihm von meiner Familie. Von meiner Schwester, die immer alles perfekt machte. Von meinen Eltern, die immer vollen Einsatz von mir erwarteten. Von Silver Angel und vom Reiten und von meinem Umfall. Ich erzählte von meinen wenigen Kolleginnen und von der Schule. Nur über meine Träume erzählte ich nichts. Das war mein Geheimnis. Es tat so gut, endlich mal mit jemandem über all meine Probleme und Sorgen zu sprechen. Diego hörte mir aufmerksam zu. Er verstand mich. Ich musste nicht alles erklären, er verstand einfach. Er nahm mich in den Arm und tröstete mich. Es gab eigentlich auch schöne Dinge in meinem Leben, Silver Angel und Kate zum Beispiel. Aber ich fühlte mich so verlassen und traurig. Die Tränen rannten über mein Gesicht. Ich kam mir ganz leer vor. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, wie langweilig mein Leben war. Ich hasste mein Leben. Es war Zeit, etwas Neues zu beginnen. Mit Diego. Ein neues Leben. Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum. Dieser Satz ging mir immer und immer wieder durch den Kopf. Lebe deinen Traum. Diego wusste nichts von meinen Gedanken. Aber vielleicht fühlte er es. Er hielt mich einfach fest. Er sagte nichts, er hielt mich einfach. Und das war gut so.
    Dann, irgendwann, sagte er etwas: „Du erinnerst mich irgendwie an meine Schwester.“
    Er sagte es ganz leise. Er sagte es, als sei er mit den Gedanken meilenweit von unserer Welt entfernt. Er sagte es, als hätte er es noch nie gesagt. Vielleicht wusste er nicht, dass ich ihn hörte.
    „Du hast eine Schwester?“, es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Er hat doch gesagt, er habe keine Familie.
    Diego schaute mir tief in die Augen. So, wie nur er es konnte. Ich fühlte mich unwohl. In seinen Augen war Schmerz zu sehen. Grosser Schmerz. Und Trauer.
    „Ich hatte eine Schwester“, seine Stimme brach fast. Das traf mich wie der Schlag! Er hatte eine Schwester!
    „Sie lebt nicht mehr, verstehst du?“ Und ich hatte gedacht mein Leben sei schlimm. Aber seine Schwester war gestorben! Und ich erinnerte ihn an seine tote Schwester! War das nicht extrem schmerzhaft für ihn?
    „Das tut mir sehr Leid“, sagte ich leise. Diesmal hielt ich ihn fest. Aber er weinte nicht. Wir hielten uns gegenseitig fest und ich weinte. Leise liefen die Tränen über mein Gesicht. Aber er weinte nicht. Ich hatte noch nie einen Menschen verloren, nur mein Pony Bella. Das war schlimm. Ich hatte tagelang geweint. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie schlimm es sein musste, eine Schwester zu verlieren. Klar, ich mochte Delia meistens nicht, aber ich wäre trotzdem unglaublich traurig, wenn sie sterben würde. Er weinte nicht, aber seine Augen waren voller Schmerz.
    Draussen war es inzwischen dunkel. Es regnete immer noch in Strömen. Wir hatten keine Uhr, aber bestimmt vermissten mich meine Eltern schon. Diego fuhr mich mit dem Motorrad nach Hause, damit ich nicht mit dem Zug gehen musste. Das war eine unglaublich liebe Geste von ihm.
    Vor meinem Haus stoppte er das Motorrad.
    „Danke viel mal“, sagte ich.
    „Easy“, erwiderte er.
    „Werden wir uns wieder sehen?“, fragte ich leise.
    „Ja, das wäre toll. Weißt du, nächsten Freitag ist Disco in der Stadt. Wir alle gehen hin. Willst du nicht auch kommen?“
    „Ich weiss nicht. Ich kann ja nicht tanzen mit einem gebrochenen Bein!“, antwortete ich.
    „Stimmt. Aber du musst auch nicht tanzen. Wir können auch einfach chillen und wenn du willst, dann können wir auch noch zu zweit etwas unternehmen. Okay?“
    „Hört sich gut an“, sagte ich.
    Wir besprachen noch die Zeit und er versprach, mich mit dem Motorrad vom Bahnhof abzuholen. Er umarmte mich kurz und wir verabschiedeten uns ohne Worte. Das war eben seine Art. Er konnte auch ohne Worte viel ausdrücken.

    Ach jaa...: ich freue miich auch über ehrliche Kritik, dann kann ich mich auch verbessern!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 14.05.2010, 15:20


    Kritik?!

    Ich find den teil einfach super... Ne, man könnte schon Parfekt sagen...



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Pauline - 15.05.2010, 10:45


    ich find auch, dass du voll gut schreiben kannst. der teil gefält mir bis jetzt am besten. du kannst voll gut ausdrücken wie sie sich fühlt und so.

    mir ist nur aufgefallen dass du öfter so was geschrieben hast wie "ich hatte kalt" den ausdruck kenn ich nicht. kann ja sein das man des in der schweiz sagt. ich würde sagen "mir war kalt".
    und ich würde statt mit dem zug gehen, mit dem zug fahren schreiben =)

    ich find die geschichte total gut!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Violett_Cat - 15.05.2010, 11:48


    ooh ich find deine geschichte toll :D :D
    und das mit den schweizerdeutschen stellen ist mir garnicht aufgefallen, was vieleicht daran liegt das ich auch in der schweiz lebe^^
    auf alle fälle ist deine geschichte top :top: :top:



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 15.05.2010, 16:25


    Hmmm.... ja stimmt, das ist mir nicht aufgefahlen.... Und ich bin normalerweise die erste die sowas sieht....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 15.05.2010, 21:29


    Oh Danke Leute.!
    Das mit den Schweizerdeutschen Ausdrücken hat mir schon mal gesagt. Das ist eben ein Problem von mir. Na ja. Ich versuch mich zu bessern..:-)
    Danke für die Commis und die Kritik!
    hül



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 16.05.2010, 01:16


    Aber die Geschichte ist toll!!!!!!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 19.05.2010, 17:18


    Okeeij. Ich habe versucht, mich zu verbessern. Weiss aber nicht, ob es mir gelungen ist. Na ja...
    Es ist leider nur ein kurzer Teil...

    Freitag. Ein neues Treffen mit Diego.
    Die gleichmässigen, monotonen Töne, die der Zug von sich gab und die vorbeiziehende Landschaft machten mich ganz schläfrig. Ich starrte aus dem Fenster, ohne irgendetwas wahrzunehmen.
    Eigentlich sollte ich mich freuen, denn ich war mit Diego verabredet. Aber ich konnte mich nicht freuen. Voller Sorge dachte ich an die vergangene Woche.
    Ich hatte meine Eltern angelogen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich bei Kate übernachte. Es war das erste Mal, dass ich meine Eltern angelogen hatte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Ausserdem hatte ich noch keinen Schlafplatz für die Nacht. Ich konnte ja kaum mitten in der Nach nach Hause gehen und sagen: „Ich übernachte doch nicht bei Kate.“ Das hätten sie mir nicht geglaubt. Ich konnte auch nicht zu Kate gehen, denn sie wusste nicht, dass ich zu Diego ging. Sie wusste nicht mal, dass es Diego gab. Niemand wusste, dass ich mich mit Diego traf. Also musste ich mir einen anderen Schlafplatz suchen. Wenn das nur gut ging!
    Diese Woche ging ich zwei Mal in den Stall zu Silver Angel. Doch ich verspürte gar keine Lust, wieder zu reiten. Auch Kate war dort. Doch sie hatte sich verändert. Oder vielleicht hatte auch ich mich verändert. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte auch keine Lust mehr, mit ihr rumzuhängen. Ich hatte nichts mit Kate gemeinsam, ausser dass wir beide reiten. Oder geritten haben. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns auseinander lebten. Doch ich war ihr dankbar, dass sie sich so gut um Silver Angel kümmerte. Sie war schliesslich meine beste Freundin.
    Mein Vater hat mir schon ein Trainingsprogramm organisiert, um die Kondition und die Kraft in meinem Bein wieder zu steigern. Sobald ich den Gips los war, musste ich wieder beginnen zu trainieren. Da wurde ich richtig wütend auf meinen Vater. Ich wollte nicht schon wieder an das Training denken! Ich wollte einfach mal ohne den ganzen Druck leben. Einfach meine Freizeit geniessen. Nicht schon wieder ans Reiten denken. Doch ich habe nichts gesagt. Wie schon so oft. Ich habe mich beherrscht und meinen Vater glauben lassen, dass ich Springreiterin werden wollte. Doch das wollte ich nicht.
    Auch die Schule war der reinste Horror. Livia war die halbe Woche krank und ich vermisste sie schrecklich. Ohne Livia war ich alleine. Sie war meine einzige Freundin in der Klasse. Ausserdem bekamen wir die Prüfung von letzter Woche zurück. Es war genauso, wie ich es befürchtet hatte. Mein Vater wurde richtig wütend und hielt mir eine Moralpredigt. Ich sollte mehr lernen, mehr Disziplin zeigen, usw. Ich hörte gar nicht zu. Ich hatte einfach keine Lust mehr!
    Meine Gedanken wanderten zur Disco. Bestimmt musste man 16 sein. Ich war 14. Ich hatte auch kein Ausweis hier, nur ein bisschen Geld. Ich fragte mich, was ich mit einem gebrochenen Bein in einer Disco verloren hatte. Tanzen war auf jeden Fall unmöglich! Aber dann entschied ich mich, das grübeln aufzugeben und an Diego zu denken. Das würde schon gut kommen!
    Als der Zug sich der Endstation näherte, begann ich mich endlich auf den Abend zu freuen. Schwach spürte ich die Schmetterlinge im Bauch. Ich dachte an Diegos wunderschöne Augen und plötzlich freute ich mich wahnsinnig.
    Mit Diego konnte ich die Sorgen vergessen!

    Hoffe es gefällt euch! :D



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Violett_Cat - 19.05.2010, 17:47


    jaap gefällt mir super :D ich mag dein schreibstil :lol:



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 19.05.2010, 22:17


    Ich finde die STory sooo toll......

    Ich kann immer kaum abwarten bis du weiterschreibsts....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Pauline - 28.05.2010, 16:28


    oha, des is vol gut geworden!
    ma merkt richig, wie´s sophie geht und man fühlt richtig mit ihr mit!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 28.05.2010, 22:25


    Hmmmmm

    Ganz klein wenig denk ich da an dem Film Gangs, kann aber auch nur sein weil es der Name ist....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 05.06.2010, 15:51


    Na jaa... ich habe den Film Gangs nicht gesehen! Aber es kann schon sein, dass es gewisse Ähnlichkeiten hat, ich weiss es nicht! Auf jeden Fall ist es nicht bewusst so. Ist der Film gut? Lohnt es sich, den zu gucken?



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 05.06.2010, 19:09


    Okay. Ich hatte heute genügend Zeit und ich habe einen neuen Teil geschrieben. Er ist etwas lang geworden, aber ich konnte nicht in der Mitte aufhören! Viel Spass beim lesen und bitte hinterlässt eine Kommentar!!

    Diego wartete schon am Bahnhof auf mich. Er strahlte, als er mich sah.
    „Wow!“, sagte er und pfiff durch die Zähne. Das sollte wohl ein Kompliment sein, dachte ich. Ich freute mich darüber. Ich habe mich heute besonders hübsch gemacht. Sogar Kajal habe ich benutzt. Ausserdem trug ich einen Minirock und lange Leggins, denn es war ja nicht mehr Sommer. Dazu ein Weisses Oberteil mit silbernen Pailletten und grosse Kreolen. Das Oberteil und die Kreolen hatte ich von meiner Schwester heimlich aus dem Schrank genommen. Wenn sie das wüsste...
    „Los, gehen wir!“, sagte Diego nach einer kurzen Begrüssung und ich stieg auf das Motorrad. Am Anfang musste ich mich wieder ein bisschen an die Bewegungen des Motorrades gewöhnen, aber es ging schon besser als letztes Mal.
    Es war schon dunkel, als wir ankamen, doch die Disco war hell beleuchtet. Lämpchen in allen Farben schmückten den Eingang. Schon von draussen hörte man die lauten Bässe der Musik. Diego legte einen Arm um mich, als wir uns dem Lokal näherten.
    Plötzlich hatte ich ein wenig Angst. Was war, wenn ich nicht reinkam? Weil ich zu jung war?
    „Du Diego, man muss bestimmt 16 sein, nicht wahr?“, fragte ich.
    „Ja, aber du kommst da schon rein.“
    „Was wenn ich nicht rein komme?“
    „Vertrau mir, Sofie. Ich kenn´die Leute. Ich sag einfach du seist meine Freundin. Ausserdem siehst du heute aus wie 16.“
    „Ich weiss nicht...“
    „Sofie, vertrau mir einfach“, sagte er, als wir schon fast beim Eingang waren.
    „Okay“, sagte ich, doch sicher war ich mir nicht.
    Er hielt mich fest und das gab mir Sicherheit. Es tat so gut, seinen Körper zu spüren.
    „Diego, Alter! Wieder mal Lust auf Party?“, sagte der Türsteher zu Diego.
    „Na klar! Was denn sonst?“
    „Und wer ist deine Kleine?“, fragte er und musterte mich mit einem skeptischen Blick. Mir wurde ganz heiss.
    „Das ist Sofie“
    „Aber sag mal, Kleine, was willst du denn mit einem gebrochenen Bein in der Disco?“ Ich konnte den Spott in seiner Stimme hören. Es war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich wollte etwas antworten, doch mir fiel nichts ein. Ich wusste selbst nicht mal, was genau ich in der Disco wollte.
    Zum Glück antwortete Diego für mich: „Das geht dich nichts an. Können wir jetzt rein?“
    „Klar, geht!“, der Spott in seiner Stimme war verschwunden und er lächelte uns freundlich an. „Viel Spass!“
    „Danke“, piepste ich und schon war auch das geschafft.
    Während wir die Treppe hinunterstiegen, wurde die Musik immer lauter. Ich konnte den Beate in meinem ganzen Körper spüren und meine Ohren schmerzten grausam. 'Ich werde das durchstehen', sagte ich mir immer wieder.
    Die Disco war ganz anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Es war ein riesiger Saal, vollgestopft mit Jugendlichen. Ich hatte mir eine gemütliche, kleine Disco vorgestellt, mit einer Discokugel, Popmusik und ein paar Jugendlichen die tanzten. Aber die meisten Leute standen in Gruppen und rauchten oder tranken farbige Drinks. Es gab nur eine kleine Bühne, auf der ein Paar Leute ausgelassen tanzten. Die grosse Beleuchtung änderte alle paar Sekunden die Farbe und es gab verschiedene Muster. Sterne, Kreise, Herzen, Dreiecke... Aber gesamthaft war der Raum recht dunkel. Es war eine unglaubliche Hitze und die Beates der Musik lähmten mich fast. Ich krallte mich wie eine Ertrinkende an Diego fest. Diego steuerte auf eine Bar zu und kaufte mir einen grünen Drink, von dem ich keine Ahnung hatte, was drin steckte. Er war extrem süss, aber lecker. Ich vermutete, dass einen Alkoholmix war. Wir irrten mit unseren Getränken ein wenig umher und Diego grüsste mal hier, mal da jemanden, bis wir Dave, Chris, Darko und die Mädchen fanden. Allerdings waren nur zwei Mädchen dabei.
    Zum ersten Mal interessierte ich mich wirklich für die Freunde von Diego. Ich versuchte, sie möglichst unauffällig zu beobachten.
    Becky war die grosse Schwester von Timmy. Das hatte mir Diego erzählt. Sie war das hübsche Mädchen mit den crasy Armstulpen, die heute violett waren.
    Das zweite Mädchen wurde Claire genannt. Mit ihr habe ich noch nie ein Wort gewechselt. Sie hatte kurze, gestylte Haare mit pinken Strähnen. Es sah cool aus, obwohl ich selbst nie den Mut hätte, eine solche Frisur zu tragen. Doch es passte zu ihr. Aber leider hatte sie ziemlich viele fettige Pickel im Gesicht und eine recht grosse Nase. Hübsch war sie nicht gerade... Aber dafür selbstbewusst. Ich habe sie noch nie lachen gesehen, sie war immer recht ernst und zurückhaltend. Doch heute schien sie sich blendend zu amüsieren. Sie kicherte andauernd und alberte herum wie ein kleines Kind. Sie schaute mich auch gar nicht feindselig an, sondern ganz freundlich. So kannte ich sie gar nicht. Wen kannte ich denn überhaupt von hier?
    Chris war der Junge, dem die kleine Wohnung gehörte. Er sah richtig ausgeflippt aus. Seine Rastahaare standen wild von seinem Kopf ab. Seine Lippe war gepierct, genauso wie seine Augenbrauen. Aber sein Gesicht war freundlich und er lächelte mich oft an. Ich mochte ihn. Er hatte mir erzählt, dass er 17 Jahre alt war.
    Dave hatte recht dunkle Haut und rabenschwarze Haare, die er ziemlich fest gestylt hatte. Er brauchte bestimmt jeden Morgen eine halbe Tonne Gel. Er hatte einen grossen Kamm und die restlichen Haare standen wie Stacheln von seinem Kopf ab. Auch seine Lippen und Augenbrauen waren gepierct. Seine Augen waren fast schwarz. Er könnte einem glatt Angst einjagen mit seinem krassen Aussehen. Aber ich hatte ihn als sehr zurückhaltend erlebt, fast ein bisschen scheu.
    Aber von einem von ihnen hatte ich immer noch grossen Respekt: Darko. Ich konnte es einfach nicht vergessen, dass er mich einmal bedroht hatte. Er hatte ganz kurze, blonde Haare. Auch seine Augenbrauen waren blond und ziemlich buschig. Er war recht bullig und muskulös. Aber er war eindeutig nicht hübsch. Daran änderten auch seine blaugrauen Augen nichts.
    Wir chillten ein bisschen auf einem Sofa und lachten. Wir schauten den Leuten beim Tanzen zu und quatschten über dies und das. Zum ersten Mal fühlte ich mich richtig wohl in der Clique. Ob ich jetzt auch dazugehörte?
    Nach einer Weile verschwanden die Jungs, weil sie auf die Toilette mussten. Auch Becky und Claire standen auf. Ich folgte ihnen durch die Menschenmenge. Ich durfte sie nicht verlieren, sonst hätte ich ein Problem. Plötzlich war von Claire nichts mehr zu sehen und ich folgte nur noch Becky. Egal, was passieren würde, ich durfte sie auf keinen Fall aus den Augen lassen. Becky blieb stehen und drehte sich zu mir um. Sie schaute mir direkt in die Augen. Sie musterte mich von oben bis unten mit ihren wunderschönen Augen. Es war mir richtig peinlich.
    Da hörte ich eine Männerstimme hinter Becky.
    „Verzieh dich, Kleine! Du stehst mir im Weg.“, sagte ein ziemlich grosser, bulliger Typ zu Becky. Er jagte mir einen ziemlichen Schrecken ein. Doch ich hatte nicht mit Becky gerechnet. Sie drehte sich um und stand nun direkt vor diesem Riesen. Der Grössenunterschied war extrem.
    „Was hast du gerade gesagt? Kleine?“, sie stellte sich vor ihm hin und schaute selbstbewusst zu ihm hoch.
    „Ich hab gesagt: Kleine, mach dich aus dem Staub!“
    „Nenn´mich nie wieder Kleine!“, rief Becky trotzig. Der Junge musste grinsen.
    „Wie du willst, Kleine!“
    „Halt die Klappe du grosses Monster!“, sagte Becky. Ich dachte, das ging zu weit, doch sein Grinsen wurde noch breiter.
    „Klein, aber oho. Das gefällt mir“, sagte er. Nun grinste auch Becky.
    „Man sieht sich“, sagte sie und wir gingen weiter. Ich war beeindruckt. Sie hatte wirklich etwas auf dem Kasten. Gerne wäre ich so gewesen wie sie. Ich liess mich viel zu schnell einschüchtern. Ob Becky mich immer noch hasste? Ich habe noch nie direkt mit ihr gesprochen. Da nahm ich meinen ganzen Mut zusammen.
    „Das war toll, Becky“, sagte ich. Sie drehte sich zu mir um und lächelte mich an. Es war kein überlegenes grinsen und es war auch keine Ablehnung in ihrem Gesicht. Es war ganz einfach ein nettes, freundschaftliches Lächeln. Ich freute mich darüber und lächelte aus ganzem Herzen zurück.
    Wir verliessen die Disco und setzten uns draussen an die frische Luft. Wir sprachen nicht miteinander, wir sassen einfach nur da und lauschten der Musik, die man sogar hier draussen hören konnte. Nach einer Weile kamen Darko und die kichernde Claire zu uns und setzten sich neben mich. Claire umarmte mich und rief: „Es ist so schön, dass du wieder bei uns bist! Ich habe dich so vermisst!“
    Ich war so überrascht, über diese plötzliche Umarmung, dass ich ganz vergass, sie zu erwidern. Hatte Claire gerade gesagt, sie hätte mich vermisst? Das konnte ich nicht fast nicht glauben. Dann begann sie zu singen und kurz darauf verschwand sie wieder in der Disco. War das wirklich Claire? Sie hasste mich anscheinend auch nicht mehr. Darko blieb bei uns. Da streckte mir Becky eine Zigarettenschachtel hin.
    „Willst du eine?“
    Soll ich? Soll ich nicht? Ich habe noch nie geraucht und ich hatte auch nicht vor, damit anzufangen. Aber wegen einer Zigarette... Wegen einer einzigen Zigaretten wurde man nicht süchtig. Ausserdem rauchten die anderen auch alle. Bestimmt würde mich Becky für eine brave Streberin halten, wenn ich keine nehmen würde.
    „Ja gerne“, sagte ich. Meine Stimme zitterte und das ärgerte mich.
    „Warte, ich gebe dir Feuer“, sagte Darko und zündete meine Zigarette an. Ich war ein bisschen nervös, denn ich wusste, dass ich damit eine der strengsten Regeln meines Vaters brach. Sportler rauchen nicht. Aber wollte ich überhaupt Sportlerin sein?
    Ich nahm meinen ersten Zug und spürte, wie der Rauch sich auf den Weg zu meinen Lungen machte. Es war eklig! Es war abscheulich! Mein ganzer Körper und mein Verstand sträubten sich gegen diese Zigarette. Doch irgendetwas in mir wollte sie fertig rauchen. Und irgendwie freute ich mich, weil ich mich an meinem Vater rächte. Ich musste einen Hustenanfall unterdrücken. Aber mit der Zeit wurde es besser. Wärme breitete sich in meinem Körper aus und ich fühlte mich wohl. Zwar war der Geschmack immer noch scheusslich, aber immerhin besser, als am Anfang.
    Ich hatte die halbe Zigarette geraucht, als Diego kam. Er stand vor mich hin und musterte mich mit seinen dunklen Augen. Da wurde er plötzlich wütend.
    Er fuhr Becky und Darko an: „Habt ihr Sofie eine Zigarette gegeben? Habt ihr nen´Knall oder was?“
    „Sie muss ja keine nehmen, wenn sie nicht will“, sagte Becky leise. Ihre Stimme hatte sich verändert. Ich fühlte, dass sie mächtig Respekt vor Diego hatte. Auch ich hatte sehr grossen Respekt vor ihm.
    Dann schaute er mich an. Sein Blick veränderte sich. Er wurde traurig. Er musste sich aus irgendeinem Grund wahnsinnig beherrschen. Er sah mir direkt in die Augen, während er leise sprach: „Sofie, du gehörst hier nicht hin. Ich will nicht, dass du rauchst.“
    Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich konnte fast nicht glauben, was ich da gehört hatte. Ich stand auf.
    „Was?“, fragte ich verwirrt.
    „Du darfst nicht rauchen“, sagte er mit aufgebrachter Stimme. Da wurde ich wütend. Warum durfte ich nicht rauchen, aber alle anderen schon? Was war los mit ihm?
    „Warum denn nicht? Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich tun soll!“, rief ich eine Spur zu laut. Was war nur in mich gefahren? Warum getraute ich mich plötzlich, ihm so zu widersprechen? Und was war in ihn gefahren?
    „Sofie, geh nach Hause! Du gehörst hier nicht hin!“, er sprach immer noch ziemlich leise, aber ich merkte, dass er sich beherrschen musste.
    „Warum?“
    „Geh, Sofie! Geh zurück in deine heile Welt! Das hier ist nichts für Leute wie du!“
    „Aber...“
    „Nein! Geh! Ich will dich nie mehr sehen! Geh zurück in deine Familie und zu deinem Pferd und lass dich hier nie wieder blicken!“
    Dann konnte ich nicht mehr. Ich konnte nicht glauben, was er eben gesagt hat. Aber ich konnte nicht gehen. Irgendetwas hielt mich zurück. Dann kam, was kommen musste. Ich begann zu weinen. Ich setzte mich wieder und weinte leise vor mich hin. Bestimmt hielten mich Becky und Darko jetzt für eine Heulsuse. Aber das war mir egal.
    „Sofie“, war das letzte was Diego sagte, ehe er verschwand. Und ich sass auf dem Boden, neben Becky und Darko und weinte leise vor mich hin. Ich konnte immer noch nicht glauben, was eben passiert war. Ich hatte gedacht, das mit Diego und mir sei etwas besonderes. Und dann das. All meine Träume waren geplatzt. Ich fühlte mich unglaublich müde und traurig und leer.
    Zu meiner Überraschung lag plötzlich eine warme Hand auf meiner Schulter. Ich schaute auf und sah Darko neben mir. Ich vergass für einen Moment, dass er mich damals bedroht hatte und schaute ihm in die Augen. Auch Becky kam und warf mir einen mitleidigen Blick zu. Darko zog mich auf die Beine und brachte mich zum Motorrad.
    „Komm, ich bring dich zum Bahnhof“, sagte er und half mir beim Aufsteigen. Becky war uns gefolgt, aber sie blieb dann stehen. Ich nahm noch wahr, wie Claire kam, kicherte und rief: „He, bleibt hier!“
    Dann fuhr ich mit Darko in die dunkle Nacht.

    Lg purple_angel<3



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 07.06.2010, 01:12


    Ich kann es nicht glauben.......

    Warte, ... Die wird aber jetzt nicht mit Darko zusammenkommen, oder x-sowas, Oder?¿?

    überhaupt, sie kann doch nciht nachhause, denn sie ist ja scheimbar bei ihrer Freundin zunacht....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 09.06.2010, 22:01


    Du wirst es sehen...

    Ich hoffe es ist spannend geworden.!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Annski - 10.06.2010, 21:03


    Ja, spannend ist es geworden (:
    auch wenn dr teil noch nich lang drinnen is.... schreib weiter so schön! :D



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 11.06.2010, 23:03


    Hey,.... bitte, bitte bittebittebittebittebitte schreib weiter.....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 13.06.2010, 15:21


    Okeeij...
    Ich hab weitergeschrieben, aber der Teil ist recht kurz... Aber ich hoffe trotzdem, dass er euch gefällt!

    Als wir beim Bahnhof ankamen war es bereits nach Mitternacht. Darko half mir vom Motorrad. Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen. Es war mir peinlich, doch Darko schien es nicht zu stören. Ich war ihm unheimlich dankbar, dass er mich zum Bahnhof gefahren ist. Wir standen einander gegenüber, doch keiner sagte ein Wort. Die Situation war uns beiden peinlich. Ich nahm meine Handtasche, aber ansonsten rührte sich keiner von uns. Wir standen einfach da und die Zeit schien stehen zu bleiben. Bis Darko meine Hand nahm und mit den Fingern zart darüber strich.
    „Gehst du jetzt nach hause?“, fragte er.
    „Ich weiss es nicht“, meine Stimme zitterte.
    „Kann ich dir helfen?“
    „Nein, ich komm schon alleine zurecht!“, sagte ich leise, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich als nächstes tun könnte.
    Darko hielt mein Gesicht mit beiden Händen.
    „Diego hat recht. Du gehörst hier nicht hin. Du bist viel zu zart und lieb für diese Welt. Aber ich werde dich vermissen!“, sagte er leise und küsste mir eine Träne weg. Und dann küsste er mich noch mal und noch mal. Er küsste mich auf die Nase, die Stirn und die Backen. Ich wollte es nicht, liess es aber doch über mich ergehen. Er küsste meinen Mund und ich wollte ihn stoppen, hatte aber nicht die Kraft dazu. Er zog mich an sich und fuhr mit der Hand unter mein T-Shirt. Da wurde es mir zu viel.
    „Ich will das nicht!“, sagte ich und riss mich los von ihm. Doch er hielt mich immer noch fest.
    „Lass mich los!“, schrie ich. Da liess er mich los und ich ging so schnell es ging in das Bahnhofgebäude hinein. Darko blieb in der Dunkelheit zurück.
    Die Tränen rannten über mein Gesicht und ich liess ihnen freien Lauf. Ich musste lange auf den Zug warten. Alleine wartete ich im verlassenen kleinen Wartehäuschen und weinte leise vor mich hin.
    Ich kam an unserem heimischen Bahnhof an und begann der Strasse entlang zu gehen. Wo sollte ich hin? Ich ging einfach weiter, ohne zu überlegen, wohin ich eigentlich ging. Plötzlich stand ich vor Livias Haus. Genau, das war perfekt. Ich rief sie auf das Handy an. Einmal, zweimal, dreimal, viermal... niemand ging ran. Doch so wie ich Livia kannte, hatte sie das Handy sogar in der Nacht eingeschaltet. Nach etlichen Versuchen meldete sich endlich Livias verschlafene Stimme.
    „Hallo?“, sagte sie müde.
    „Hey. Ich bin Sofie“
    „Weiss ich doch. Ich bin noch am pennen! Warum rufst du mich mitten in der Nacht an?“, fragte sie noch halb im Schlaf.
    „Ich stehe vor deinem Haus. Bitte lass mich rein. Ich erkläre dir nachher alles“
    „Okay. Ich komm herunter“
    Ich musste fast eine halbe Ewigkeit auf sie warten. Ich dachte schon, sie sei eingeschlafen. Ich wollte ihr gerade noch mal anrufen, als sie endlich kam.
    „Sofie“, sagte sie und umarmte mich. „Du hast ja ganz verweinte Augen! Was ist passiert?“
    „Das kann ich dir später noch erklären“, sagte ich.
    „Ja du hast recht! Willst du bei mir übernachten?“
    „Ja, das wäre lieb. Aber was ist mit deinen Eltern?“
    „Ach, die merken das nicht. Und wenn auch...denen ist das doch egal“,erwiderte sie und zog mich ins Haus.
    Ich war unglaublich froh, dass ich bei ihr übernachten konnte. Was hätte ich sonst tun sollen?
    Wir sassen auf Livias Bett (Livia war inzwischen hellwach und unglaublich neugierig) und assen Schokolade. Sie fragte mich aus und ich erzählte ihr von Diego. Und während ich erzählte, musste ich ununterbrochen die Tränen abwischen. Ich erzählte von unserem ersten Treffen, von seiner Clique und von der Disco. Zum Schluss erzählte ich ihr in wenigen Worten, wie er mich weggeschickt hatte. Sie konnte es nicht fassen. Doch es gab auch vieles, was ich nicht erwähnte. Zum Beispiel, dass ich in Diego verliebt war, dass ich mit ihm eines Nachmittags am See gesessen hatte und wir über das Leben diskutiert hatten, ich erwähnte nicht, dass er eine verstorbene Schwester hatte, dass ich Bier getrunken und geraucht hatte, dass Darko mich erst verprügeln und dann betatschen wollte und dass Diego keine Familie hatte. All das sollte mein Geheimnis bleiben. Das war gut so.
    Irgendwann am frühen Morgen wurden wir unendlich müde und schliefen ein. Ich fühlte mich schon viel besser und ich war glücklich, dass ich so eine tolle Freundin hatte. Doch ich ahnte, dass das noch nicht das Ende gewesen war. Ich spürte, dass noch etwas kommen musste. Doch ich ahnte auch, dass noch eine schwierige Zeit vor mir stehen würde.

    Freue mich auf viele Comments!^^



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 13.06.2010, 16:31


    WOW... echt gut



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Pauline - 15.06.2010, 16:18


    ja, es wird echt spannend



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Annski - 18.06.2010, 16:52


    super, du machst es wirklich immer spannender!
    der teil ist wirklich gut gelungen, aber das mit Darko kam ziemlich plötzlich....
    trotzdem toll! :D



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 18.06.2010, 22:00


    Ich frag mich wo du die superideen her hast....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 30.06.2010, 10:45


    Ich weiss auch nicht woher die kommen. Vielleicht einfach Fantasie...^^ Manchmal hilft mir eine Freundin namens Maya und dann denken wir weiter an der Geschichte beim Ausreiten. Beim Reiten fallen mir immer so viele Ideen ein. Ach ja... Sofie hat auch ein paar Sachen von mir geerbt...^^



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 02.07.2010, 22:10


    Aha,....

    darf ich fragen wann es weiter geht?



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 16.07.2010, 19:51


    Okay, ich hab weiter geschrieben. Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, ich hatte einfach sehr wenig Zeit und ich fand einfach nicht die richtigen Wörter für den neuen Teil. Auch jetzt bin ich noch nicht 100%ig zufrieden damit, aber lest es trotzdem mal. Freue mich auf Kommentare...^^

    Weiter. Immer Weiter. Weit weg. Vor mir endlose Strasse. In mir schreckliche Leere. Meine Lunge schien zu zerbersten. Die Luft wollte nicht mehr in meinen Körper gelangen. Mein Kopf explodierte fast und ich hatte Seitenstechen. Und trotzdem rannte ich weiter. Immer weiter. Das war das einzige das zählte. Ich hörte meine gleichmässigen Schritte und mein angestrengter Atem. Einatmen, ausatmen. Ich musste mich dazu zwingen, nicht aufzuhören. Jede Faser meines Körpers wollte stehenbleiben, doch ich ging weiter. Die endlose Strasse entlang. Und langsam fühlte ich, wie das Leben in mich zurückkehrte.
    Rennen war für mich wie eine Droge. Meine ganz persönliche Droge. Sie hielt mich davon ab, an all die schrecklichen Dinge meines Lebens zu denken. Denn wenn ich rannte, konnte ich nicht mehr denken. Dann gab es nur noch die endlos lange Strasse.
    Es war inzwischen Mitte Dezember und mein Herz war so kalt, wie das Eis auf dem See. Das Liebste, was ich hatte, wurde mir genommen. Silver Angel war verkauft. Es war eine verzweifelte Tat meines Vaters. Ich war den Gips los, wollte aber trotzdem nicht mehr reiten gehen. Ich ging nur noch selten in den Stall, und wenn, dann führte ich Silver Angel nur spazieren. Ich liebte Silver Angel immer noch und sie war wahrscheinlich die Einzige, die mich verstand. Doch ich wollte nicht mehr reiten. Ich wollte keinen Druck mehr. Doch Silver tat mir Leid. Ich wollte für sie da sein, denn sie hatte so viel für mich getan. Sie hat mir viele schöne Stunden im Sattel geschenkt und sie war immer sehr geduldig mit mir. Trotz ihres Jungen Alters war sie sehr gutmütig und verschmust. Sie war das beste Pferd, das ich je hatte. Ich wusste, dass ich sie vernachlässigte. Doch sie hat mich trotzdem geliebt, und das machte mich noch trauriger. Als ich meinem Vater dann schonend beibringen wollte, dass ich keine Springreiterin werden wollte, rastete er aus. Er hatte mir ein teures Pferd gekauft und viel Geld in Reitstunden und Zubehör investiert. Für ihn war es immer logisch gewesen, dass ich eine erfolgreiche Reiterin werde. Ich zerstörte seinen Traum und dafür nahm er mir alles, was ich hatte. Er verkaufte Silver Angel. Ohne Vorwarnung. Einfach so. Viele Leute interessierten sich für Silver. Mein geliebtes Pferd. Ich hasste meinen Vater. Ich konnte ihm nicht verzeihen. Noch nicht.
    Und es gab noch etwas anderes, das mir schwer zu schaffen machte. Ich konnte Diego nicht vergessen. Ich dachte immer an seine dunklen Augen. Ich wollte seine schöne Stimme hören und seinen Körper spüren. Er war so hübsch. So unglaublich. So faszinierend. Zu faszinierend, um ihn zu vergessen. Also verbrachte ich fast jede Nacht damit, über ihn zu grübeln. Wer war er? Wo wohnte er? Was tat er, wenn ich nicht da war? Ging er zur Schule? Warum hatte er keine Familie mehr? Und vor allem: Warum wollte er mich nicht mehr sehen? Hatte er die tiefe Verbundenheit nicht gespürt? Würde ich ihn je wieder sehen? Wie war seine Welt, in die ich anscheinend nicht passte? Trotz all meinen Bemühungen, ihn zu vergessen und aufzuhören mit dem Grübeln, merkte ich auch nach drei Monaten, dass ich ihn immer noch liebte. Doch genau genommen kannte ich ihn gar nicht. Ich wusste nicht einmal, wie sein Familienname lautete. Und trotzdem hatte ich mich auf seltsame Weise in ihn verliebt. Doch leider war ich unglücklich verliebt. Unglücklich war genau das richtige Wort, denn seit drei Monaten war meine Welt zerstört und mein Leben war so öde und langweilig wie nie zuvor. Es war richtig deprimierend. Als hätten mir alle den Rücken zugedreht. Meine Eltern waren ständig wütend, wegen meiner schlechten Laune und meine Schwester machte mich mit ihrem besserwisserischen Gehabe fast wahnsinnig. Kate und Livia wollten mich einerseits glücklich machen, aber andererseits wurden sie selbst immer genervter von meiner Laune. Die Lehrer erteilten mir in letzter Zeit immer schlechte Noten, was meine Eltern noch wütender machte. Und ich? Ich wollte gar nichts mehr. Ich wollte nur noch rennen, weg von dieser Welt. Doch das ging leider nicht. Das Leben ging weiter und nahm seinen Lauf. So wie es immer war. Menschen waren unglücklich, sie blieben unglücklich und unter ihnen drehte sich die Erde weiter. Sie konnten nichts dagegen tun. Man konnte die Zeit nicht anhalten oder zurückdrehen, man musste einfach damit klar kommen. Und manche Menschen waren so unglücklich, dass sie gar keinen Ausweg mehr sahen. So verzweifelt, dass sie von einer Brücke sprangen, oder sich vor einen Zug warfen. Doch so wollte ich nicht enden. Denn ein ganz ganz ganz kleiner Teil meines Herzens glaubte noch immer daran, dass die Liebesgeschichte noch nicht zu Ende ist.

    Hoffe es gefällt euch!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Annski - 19.07.2010, 11:41


    Wow. Auch wenn ich anfangs etwas verwirrt war, was auf einmal los ist... aber je weiter man gelesen hat, desto gefesselter war man davon! :D



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 20.07.2010, 01:16


    Toll..... Ich war etwas durcheinander, doch dann kam ich wieder mit..... Die geschichte ist super...



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 28.07.2010, 17:28


    Okay. Toll, das es euch gefällt. Neuer Teil:

    Es war Freitag, als ich erfuhr, dass Livia sitzenbleiben musste. Ich kannte keine andere Schule, in der man mitten im Jahr sitzenbleiben konnte. Livia hatte dieses Semester nicht genügend gute Noten gehabt und sich auch nach mehreren Mahnungen des Lehrers nicht angestrengt. Das waren die Konsequenzen. Sie musste sie akzeptieren. Doch sie war nicht die einzige, die litt. Auch ich hatte jetzt keine Kollegin mehr in meiner Klasse.
    Livia war weinend zu mir gekommen und hatte mir alles erzählt. Dann umarmten wir uns und weinten zusammen. Als wir uns wieder eingekriegt hatten fluchten wir über die Lehrer, obwohl wir beide wussten, dass es nicht die Schuld der Lehrer war, sondern Livias . Ich fühlte mich auch schuldig, ich hätte mehr mit ihr lernen sollen. Aber nun war es geschehen und ich werde für die nächsten Jahre alleine in der Schule vergammeln und Livia wird mit den Kindsköpfen aus der unteren Stufe in die Schule gehen. So war das Leben. Nur schade, dass ich jetzt einen Grund mehr hatte, mein Leben zu hassen.
    Es war also kein Wunder, dass ich an diesem Tag mit meiner miesesten Laune in unsere Wohnung trat. Noch mieser wurde meine Laune, als ich den Zettel auf dem Küchentisch las.

    Liebe Delia, liebe Sofie
    Muss heute leider arbeiten, da eine Arbeitskollegin ausgefallen ist. Habe Nachtschicht. Kocht etwas zusammen und amüsiert euch.
    Liebe Grüsse,
    Mama

    Na toll! Das war ja typisch! Wie viele Abende mussten Delia und ich schon alleine zuhause sein und uns etwas zum Essen kochen. Es war schon beinahe so etwas wie normal, dass meine Eltern am Abend nicht zuhause waren. Jetzt durfte ich mich also wieder einmal mit meiner grossen Superhirnschwester amüsieren. Wie toll!
    Als wir dann am Abend zusammen Spaghetti Napoli kochten, hatte Delia seltsamerweise sehr gute Laune. Laute Musik dröhnte aus der Stereoanlage und Delia tanzte wie eine Irre in der Küche. Obwohl ich Delia selten so gut gelaunt erlebt hatte, besserte sich meine Stimmung nicht wirklich. Das blieb nicht unbemerkt.
    „Ist dir ne Laus über die Leber gekrochen, oder was hast du sonst für ein Problem?“, fragte sie mich neckisch.
    „Geht dich nichts an!“, fauchte ich zurück.
    „Komm schon, sags mir!“
    „Nee“
    „Biiiiiteee!“
    Hilfe, war die heute hartnäckig! Und sie benahm sich wie ein kleines Kind. Gar nicht Delia-like!
    „Na gut. Livia muss sitzenbleiben!“, gab ich schliesslich nach.
    „Livia“, sie hatte die nachdenkliche Miene aufgesetzt, „ist das nicht die, die immer so schlechte Noten hat?“
    „Ja“
    „Aber sie hat auch nicht sehr viel gelernt für die Schule, oder etwa schon?“
    „Nein, hat sie nicht“, gab ich zu und fühlte mich irgendwie schuldig an Livias Stelle.
    „Na, siehst du, dann ist sie selber schuld!“ und damit war dieses Thema für sie abgeschlossen. Mit Delia konnte man einfach nicht reden.
    Meine Laune wurde auch nicht besser, als wir am Tisch die Spaghetti assen. Delia schien meine Laune sattzuhaben und suchte nach einer Ablenkung für mich.
    „Weisst du was? Ich finde, du sollst wieder reiten gehen!“, sagte sie plötzlich aus heiterem Himmel.
    „Wie denn, wenn ich kein Pferd mehr habe?“
    „Kannst ja ab und zu mal Luke reiten. Ich geb dir sogar eine Reitstunde“, schlug sie vor. Luke war Delias Pferd. Ich hätte nicht gedacht, dass sie mir je erlauben würde, ihn zu reiten. Aber der Gedanke an eine Reitstunde bei Delia killte auch noch meine letzte Lust auf reiten. Eine ganze Stunde lang ihren besserwisserischen Sprüchen ausgesetzt sein? Nein danke.
    „Nein Danke. Ich will nicht mehr reiten“, sagte ich deshalb.
    „Ich kann das nicht verstehen“, sie war nun auch ziemlich genervt, „früher hast du das Reiten geliebt! Aber seit deinem Unfall warst du kein einziges Mal auf dem Pferd. Ausserdem hast du immer schlechte Laune! Das nervt mich langsam wirklich!“
    „Lass mich doch einfach!“, schrie ich. Ich konnte es nicht mehr hören! Alle meckerten über meine Laune. Das konnte ihnen doch egal sein!
    Delia war wieder still. Sie schien nachdenklich. Wir hatten gerade die Küche aufgeräumt, als sie plötzlich wieder top Laune hatte.
    „Wie wärs, wenn wir heute zusammen einen lustigen Film gucken?“ Das kam ziemlich unerwartet. Es war äusserst selten, dass wir mal freiwillig etwas Zeit zusammen verbrachten. Doch ich wollte ihre gute Laune nicht schon wieder zerstören und ausserdem würde mich ein Film vielleicht ablenken.
    Also schauten wir zusammen einen witzigen Film, assen eine ganze Tüte Chips und lachten uns halbtot. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. Delias Laune hatte meinen Abend gerettet.
    Es war bereits elf Uhr, als ich mit Schrecken feststellte, dass Kate am Montag Geburtstag hat. Und ich hatte noch kein Geschenk für sie! Wenn ich ihr das Geschenk am Montag geben wollte, dann musste ich das es am Samstag kaufen. Und Samstag war morgen! Ich wollte ihr etwas besonderes kaufen. Ich musste also in die Stadt gehen. Die Stadt... Ich war seit drei Monaten nicht mehr dort gewesen. Genau genommen, seit Diego mich weggeschickt hatte. Aber ich wollte wieder in die Stadt. Morgen.
    Ich wusste noch nicht, was ich für sie kaufen wollte und ich wusste noch nicht, um welche Zeit ich aufbrechen wollte. Aber eins war klar: Ich wollte wieder einmal so richtig lange schlafen!
    Ich hatte irgendwie ein mulmiges Gefühl, als ich im Bett lag. Doch ich wollte das durchziehen. Ich war schliesslich fünfzehn und schon viel mal alleine in der Stadt gewesen. Ich ahnte noch nicht, dass dieses mulmige Gefühl mehr als nur berechtigt war. Aber wie konnte ich damals schon wissen, was mich erwartete...?

    Hoffe es gefällt euch! Ich schreib glaub bald weiter...



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 31.07.2010, 00:10


    Der Tiel ist super.... DIe ganze Geschichte find ich toll



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 08.08.2010, 15:30


    Okay ich hab wieder einen neuen Teil geschrieben. Hoffe es gefällt euch! Und freue mich auch auf Kommentare!

    Ich schloss die Wohnungstür und trat ins Freie. Die kalte Winterluft schlug mir gegen das Gesicht. Ich hatte meine dickste Winterjacke und die violetten Kuschelhandschuhe angezogen und trotzdem fror ich schon nach kurzer Zeit. Kein Wunder, in einer Woche hatten wir ja auch schon Weihnachtsferien. Ich konnte den Winter nicht ausstehen, schon gar nicht an Tagen wie diesem, wenn der Nebel die ganze Stadt bedeckte und es schon so früh dunkel wurde. An solchen Tagen verkroch sich jeder am liebsten vor dem Kamin oder unter der Bettdecke und niemand ging freiwillig in die Stadt. Es war also kein Wunder, dass ich fast das ganze Zugabteil für mich allein hatte. Das war mir ganz recht so. Ich kuschelte mich in den Sitz und hielt meine Hände über die Heizung. Das tat gut.
    Ich war ganz vertieft in meine Gedanken, als ich plötzlich den Mann wahrnahm, der sich gegenüber von mir setzte.
    „Hi, Lady. Kann ich mich setzen?“, fragte er höflich.
    „Ja, klar“, erwiderte ich, immer noch in Gedanken versunken. Ich hoffte einfach, dass er mich in Ruhe lassen würde. Doch das hatte er nicht vor. Er begann auf mich einzureden. Redete mit mir über das Wetter und was ich denn in der Stadt wolle. Ich dachte mir nicht viel dabei, dachte er wäre nur ein einsamer Mann, der etwas Unterhaltung suchte. Doch irgendwie war es schon komisch, er hätte sich an jeden beliebigen Platz setzen können, aber er setzte sich ausgerechnet neben mich.
    Sein Gesicht hatte irgendetwas sonderbares an sich. Ich begann jedes Detail, jeden Gesichtszug von ihm zu studieren, während er auf mich einredete. Er hatte blaue, wässrige Augen die hinter einer hässlichen Brille versteckt waren. Sein Blick war aufdringlich und schien durch mich durchzusehen. In meinem ganzen Körper breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Seine dunklen Augenbrauen waren richtig buschig und die dicke, klumpige Nase liess das Gesicht ziemlich fleischig aussehen. Das schlimmste aber war sein Mund. Die Lippen waren richtig fett und er liebte es, sich mit seiner schlabbrigen Zunge seine Oberlippe zu lecken. Ich konnte mir schon bildlich vorstellen, wie der Speichel aus seinen Mundwinkel tropfte. Dazu hatte er einen richtigen Po-kinn, der in der Mitte eine Tiefe Grube hatte.
    Er erzählte mir, dass er 42 Jahre alt war und noch bei seiner Mutter wohnte. Er arbeitete als Automechaniker und ging in seiner Freizeit gerne in die Stadt, um auf den grossen Dampfer zu helfen, die auf dem See die Leute von A nach B brachten. Ausserdem stellte er Unmengen von Fragen zu meinem Privatleben, die ich ihm ungern beantwortete.
    „Du hast wunderschöne Haare“, sagte er und schaute mich schmachtend an.
    „Oh...ääh...danke...“, ich hatte nicht mit solch einem Kompliment gerechnet.
    „Sie sind so seidig und glänzend...“, schwärmte er und berührte mein Haar, als hätte er noch nie so etwas schönes gesehen. Das wurde mir zu viel. Er hatte kein Recht, meine Haare zu berühren. Doch ich traute mich nicht, etwas zu sagen. „Du musst sie immer gut pflegen, versprichst du mir das?“
    Er war ein Fremder und er war richtig abstossend. Ich wollte einfach meine Ruhe. Doch dieser Intensive Blick in seinen Augen zwang mich regelrecht zu einer Antwort. „Ja“, meine Stimme begann zu zittern.
    Er fragte mich lauter Dinge über meine Haare. Er wollte wissen, wie oft ich zum Coiffeur gehe, wie ich meine Haare wasche, ob ich meine Haare mochte und ob ich oft verschiedene Frisuren ausprobierte. Er hing förmlich an meinen Lippen, als interessiere ihn das alles brennend. Dabei wirkte er extrem verspannt und sein Kopf wurde richtig rot. Er rückte so nah an mich heran, dass unsere Knie sich berührten. Ich wollte mich weiter zurückziehen, doch es ging nicht mehr.
    „Hast du einen Freund?“, fragte er plötzlich. Was fiel ihm eigentlich ein? Das war einfach zu privat. Ich wollte nicht antworten und ich bemühte mich, aus dem Fenster zu starren. Da legte er plötzlich seine Hand auf mein Bein. Sie zitterte und war nass vom Schweiss. Alles in mir begann sich gegen diese Hand zu wehren. Jeder meiner Muskeln verspannte sich und mein Magen wollte sich übergeben. „Sags mir! Hast du einen Freund?“, zwang er mich zur Antwort. Ich konnte nicht anders. „Nein“, kam es schliesslich von mir.
    „Ich habe es gewusst“, sagte er und nahm seine Hand endlich von meinem Bein, „du bist anders. Ganz anders als all die anderen Mädchen.“ Sein Blick verschlang mich fast.
    In was war ich da hineingeraten? Warum half mir niemand? Ich schaute durch das Abteil, doch niemand war in meiner Nähe, der mir hätte helfen können. Niemand bemerkte meine Angst. Ich wollte fliehen. Ich wollte wegrennen. Doch sein Blick fesselte mich. Ich war wie gefangen auf meinem Platz. Jeder normale Mensch wäre aufgestanden und gegangen, doch ich konnte nicht. Eine unsichtbare Mauer war um mich herum aufgebaut und hinderte mich daran, aufzustehen. Es gab kein Entkommen.
    „Du bist das schönste und faszinierendste Mädchen, dass ich je gesehen habe!“, schwärmte er. Er war so widerlich! Konnte der Zug nicht schneller fahren? Es kam mir vor, als sitze ich schon eine Ewigkeit hier. Und der Zug schien einfach nicht vom Fleck zu kommen. Hätte ich diesem Fremden nicht gesagt, dass ich bis zur Endstation fahren wollte, dann wäre ich wahrscheinlich einfach schon früher ausgestiegen und hätte auf den nächsten Zug gewartet. Doch ich war immer noch an den Sitz gefesselt. Ich wagte mich nicht zu bewegen.
    Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute mir direkt in die Augen.
    „Blau wie der tiefe Ozean...“, murmelte er gedankenverloren. Seine Hand zitterte, als er mein Gesicht festhielt. Panik stieg in mir hoch. Das Blut gefror in meinen Adern und ich fühlte mich wie in einem Käfig, zusammen mit hunderten von Schlangen, die mich beissen wollten. Und es gab keinen Weg raus. Ich fühlte mich gefangen. Gefangen in den nassen, zittrigen Händen dieses Widerlings. Ich wollte seine Hand wegnehmen, doch ich konnte nicht. Sein Blick fixierte mich und lähmte meine Hände. Ich hatte das Gefühl, mich nicht bewegen zu können.
    „Du machst mich einfach verrückt! Du bist so sexy“, seine Zunge schlabberte wieder in seinem Gesicht herum, „Hast du schon mal einen Jungen geküsst?“
    „N...nein...nicht wirklich...nein...“, meine Stimme zitterte. Ich dachte an Darko. Er war bis jetzt der einzige Junge, der mich geküsst hatte. Ich hatte es nicht gewollt, doch lieber tausendmal ihn küssen, als einmal diesen schrecklichen Typen.
    „Ich wusste es! Du bist so anders!“
    Er legte seine Hände wieder auf meine Beine und rückte noch näher an mich heran. Dann fuhr seine Hand immer weiter hinauf, immer näher an mich ran. Ich war noch immer unfähig, etwas zu tun, oder zu sagen. Die Panik lähmte meinen Körper. Jeder Muskel verspannte sich. Ich fühlte nichts mehr, ausser die nackte Furcht. Er begann leise zu stöhnen. Er war sichtlich erregt. Und ein schrecklicher Gedanke jagte durch mein Gehirn: Was, wenn er mich packen und vergewaltigen wollte? Konnte es sein, dass er mich entführen wollte? Doch ich verdrängte diesen Gedanken schnell wieder, doch ohne es zu wollen, musste ich immer daran denken, wie viele Kinder jedes Jahr verschwanden. Und niemand hörte meine stummen Schreie...
    Seine Augen waren ganz glasig geworden und er starrte mich an. Er nahm seine Hand von meinen Beinen weg und nahm meine Hände. Ich bemühte mich wieder aus dem Fenster zu schauen. Ich brauchte eine halbe Ewigkeit, bis mir bewusst wurde, dass wir bald an der Endstation angelangt waren. Ich hatte Angst, dass er mich gleich packen und entführen würde.
    Da explodierte ich. Ich nahm meine Tasche und rannte durch den Zug zum Ausgang. Ich hatte Todesangst. Der Zug stoppte und ich rannte hinaus. Rannte durch den ganzen Bahnhof, hinaus auf die Strasse. Ich scherte mich nicht um die Leute, die mir verwirrte Blicke zuwarfen. Die Leute hatten keine Ahnung. Sie sahen nicht, dass ich Panik hatte. Sie ärgerten sich nur, wenn ich sie fast umrannte. Einen Teil der Anspannung begann sich zu lösen, als ich sah, dass mir niemand folgte. Doch der Schock sass noch tief in meinen Knochen. Eine erste Träne löste sich und lief über meine Wange. Darauf folgten viele weitere. Ein ganzer Fluss voller Tränen kam aus meinen Augen und tropfte auch meine Jacke. Und ich rannte immer weiter. So wie ich schon so viele Male gerannt war, wenn ich Sorgen hatte. Nur, dass mich dieses Mal die Angst verfolgte. Ich rannte so schnell ich konnte. Irgendwo hin. Es war mir egal, wohin.
    Ich schreckte auf, als ich das Geräusch eines Motorrades hörte. Hinter mir war ein rotes Motorrad und verfolgte mich. Sofort hatte ich wieder Panik. Ich rannte schneller. Das Motorrad fuhr hinter mir her. Es hätte genug Platz zum überholen gehabt, doch das tat es nicht. Ich rannte weiter, voller Panik. Der Fahrer lenkte sein Motorrad nun neben mich, um mich zu überholen. Er schaute mich an und fuhr an mir vorbei.
    Es gibt manchmal Zufälle im Leben. Oder vielleicht war es auch das Schicksal, das seine Finger hier im Spiel hatte. Auf jeden Fall wartete der Motorradfahrer an der nächsten Ecke und zog seinen Helm aus. Den kannte ich doch... Diese Rastalocken und das gepiercte Gesicht kamen mir bekannt vor. Freundlich lächelte mich die Gestalt auf dem Motorrad an.
    „Sofie?“, sagte er.
    „Chris?“, ich konnte meinen Augen kaum glauben.
    „Was ist los mit dir? Warum rennst du so schnell?“, fragte er, als ich bei ihm angekommen war, „oh...du weinst ja!“
    Beschämt strich ich mit dem Händen die Tränen aus dem Gesicht. Erst jetzt merkte ich, wie heiss mir war. Das Rennen hat mich ziemlich fertig gemacht.
    „Was ist passiert? Du kannst es mir sagen“, wieder lächelte er mich so freundlich an.
    „Oh...mein Gott...“, war das einzige, das ich sagen konnte. Überwältigt von der Situation, geschockt von meinem Erlebnis.
    „Ja, das kannst du laut sagen! Du bist ganz bleich. Was ist passiert?“
    „Ich...im Zug...ich...der Mann...Oh mein Gott!“, mehr als ein paar zusammenhangslose Wörter brachte ich nicht raus.
    Chris stieg vom Motorrad und nahm mich in den Arm.
    „Du siehst voll geschockt aus. Voll krass!“, sagte er, „ willst du mitkommen und mir in meiner Wohnung alles erzählen?“
    „Ja“, sagte ich, weil ich in dieser Verfassung sowieso kein Geschenk für Livia kaufen konnte. Und Chris vertraute ich irgendwie, er hatte so eine liebe Art. Aber etwas fiel mir noch ein: „Ist Diego dort?“ Ich wollte nicht, dass er mich so sah. Ausserdem hatte er mich ja weggeschickt.
    „Nee, der ist irgendwo in der Stadt“
    „Okay“, sagte ich und stieg auf das Motorrad. Ich hatte keinen Helm, doch das war mir jetzt egal.

    Ich weiss, das ist jetzt ein dummer Zeitpunkt, um den Teil aufzuhören, aber ich wollte nicht, dass der Teil sooo lang wird und ausserdem hatte ich noch keine Zeit, um noch weiter zu schreiben! Aber der neue Teil kommt sicher bald!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 09.08.2010, 12:53


    ach ja... noch was..
    Falls ihr euch fragt, wie ich auf so eine komische Idee gekommen bin, wie das mit dem Typen im Zug.. Solche Sachen gibt es... es ist keine Fantasie, denn ich habe das selbst erlebt.. Und fragt nicht, warum sie nicht weggerannt ist, ich weiss es selbst nicht. Aber ich konnte es auch nicht und ich weiss heute noch nicht wieso... Sorry, dass ich so wirr schreibe, ich hoffe ihr wisst, was ich meine..



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 09.08.2010, 23:03


    Toll..... Ich bin gespannt wies weitergeht.....



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 14.09.2010, 21:21


    Danke Natalia.. du bleibst mir treu!^^
    Aber ich weiss nicht, ob ich noch weiter schreiben soll.. es ist gerade ziemlich hart in der Schule und so und ich bekomme auch nicht mehr viele Komentare...ich weiss nicht ob meine Geschichte überhaupt gut ist und ob sie noch jemand anderes liest, als Natalia.. Ich habe sehr viel Zeit in diese Geschichte investiert und viel nachgedacht. Sie liegt mir eigentlich sehr am Herzen, aber ich weiss nicht, ob das noch etwas bringt!



    Re: Die andere Seite des Lebens

    eiskalter engel - 15.09.2010, 10:55


    ich werde sie jetzt grad lesen. dann schreib ich dir n kommentar.. :)
    und schreib ruhig weiter :)
    irgendwann wird jeder seine freude daran finden :)



    Re: Die andere Seite des Lebens

    eiskalter engel - 15.09.2010, 12:52


    soo hab sie gelesen.. schreib bitte weiter :) ist ned tolle story wirklich !!!! :) :) :)



    Re: Die andere Seite des Lebens

    purple_angel<3 - 15.09.2010, 15:11


    Danke viel mal! Ich werde glaub bald weiterschreiben, wenn ich Zeit habe.



    Re: Die andere Seite des Lebens

    eiskalter engel - 15.09.2010, 17:39


    ich würde mich auf alle fälle freuen.. is wirklich der hammer..
    nach dem ich sie heut gelesen hab hab ich ständig daran gedacht während der arbeit :)



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Lala - 16.09.2010, 15:56


    hey, WOW ;)

    Echt kompliment, für die Idee, deine Artzu schreiben und auch dafür das du es durchgehalten hast, eine solange geschichte zu schreiben ohne iwi den Faden zu verlieren :)

    Wirklich genial!

    Ich freu mich auf neue Teile:D



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Aurora - 16.09.2010, 18:23


    Hab sie jetzt auch gerade fertig durchgelesen, sie is wirklich toll :D unbedingt weiterschreiben. Und die kleinen Fehlerchen, die du wegen dem Schweizerdeutsch machst find ich net schlimm, passiert mir manchmal auch, wenn ich irgendwas auf hochdeutsch schreibe :D



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 24.09.2010, 19:31


    Siehst.... da sind viele die sie mögen........



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Pauline - 24.09.2010, 20:31


    ja, ich hab auch weitergelesen. ist echt gut!
    bitte schreib weiter



    Re: Die andere Seite des Lebens

    Natalia - 24.09.2010, 21:02


    Jaaaa, Biiiiiiiiitteeeeeeeeeeee.... Bitte weiterschreiben



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