ISRAEL - JUDEN - MUSLIME

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    Re: ISRAEL - JUDEN - MUSLIME

    Anonymous - 05.02.2010, 17:18

    ISRAEL - JUDEN - MUSLIME
    Von: "Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen" [mailto:dieinitiative@gmx.at]
    Gesendet: Donnerstag, 28. Jänner 2010 11:47
    An: Turkischemedien%dieinitiative@gmx.at; Kernteam%dieinitiative@gmx.at; IKF-Grossgruppe%dieinitiative@gmx.at; GrossegruppeZneu%Veranstaltungen-Initiative@gmx.at; GrossegruppeZ1%dieinitiative@gmx.at; GrossegruppeI-Z%dieinitiative@gmx.at; GrossegruppeA-H%dieinitiative@gmx.at; Freunde%dieinitiative@gmx.at
    Betreff: Juden und Muslime: 60 Jahre Entfremdung: Von Tarafa Baghajati

    http://derstandard.at/1263706054523/Fremde-Feder-Juden-und-Muslime-60-Jahre-Entfremdung

    Original (+ Posting) unter:
    http://derstandard.at/1263706054523/Fremde-Feder-Juden-und-Muslime-60-Jahre-Entfremdung

    Juden und Muslime: 60 Jahre Entfremdung
    26. Jänner 2010

    Es wäre an der Zeit, dass Juden und Muslime an ihre positive Geschichte wieder anzuknüpfen beginnen - Von Tarafa Baghajati 2008/2010

    Spätestens seit der zweiten Intifada im Herbst 2000 ist der Hauptfeind Israels in den besetzten Gebieten die national-religiöse Hamas. Den zweiten Libanonkrieg 2006 führte Israel gegen die islamisch schiitische Hizbullah, die im Jahr 2000 den Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon erzwungen hatte. Und in jüngster Zeit hat Israel erstmals einen nichtarabischen Staat zum Hauptfeind gekürt, die islamische Republik Iran.

    Der erste Palästinenseraufstand 1987 bis 1991 im Westjordanland und Gazastreifen stand noch unter der Führung linksnationalistischer Gruppen, der erste Libanonkrieg ab 1982 wurde hauptsächlich noch gegen die PLO und die prosyrische Amal geführt und bis in die 70er Jahre hinein war das sozialistische Ägypten Israels größter Feindesstaat, später dann die von säkularen Bathregimen geführten Länder Syrien und Irak.

    Es ist offensichtlich, der Untergang der Sowjetunion und der unaufhaltsame Niedergang des linken Panarabismus führte auf arabischer Seite zu einer Islamisierung des Konfliktes. Auf der israelischen Seite der Barrikade geht diese Entwicklung einher mit einem Niedergang des an der Arbeiterbewegung orientierten aschkenasischen Zionismus. Dieser hat die Besiedelung und Eroberung Palästinas zwar auch mit einem national-religiösem Narrativ aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert legitimiert, das da besagt, es gäbe eine ungebrochene 2000jährige Stammesgeschichte einer jüdischen Ethnie, die die einzig wahre Besitzerin des Landes ist.
    Doch die nun erstarkende religiöse Rechte und der an Kraft gewinnende politische Messianismus führen diesen religiösen Diskurs bis ins Extrem.

    Ein ahistorischer Blick auf den Konflikt läßt einen heute daher rasch zu dem Trugschluß kommen, daß es sich hierbei um einen Religionskrieg handelt, um einen Kampf zwischen Juden und Muslimen. Dieser Gedanke hat an Attraktivität gewonnen, seitdem in der internationalen Politik der „Kalte Krieg“ von der These vom „Kampf der Kulturen“ abgelöst worden ist. In den „clash of civilizations“ läßt sich ein jüdisch-muslimischer Krieg nämlich wunderbar einordnen.

    Tatsächlich hat sich die Auseinandersetzung um Israel-Palästina keineswegs verändert. Es handelt sich nach wie vor um einen nationalen politischen Konflikt um Land und Wohnrecht, um einen der letzten Kolonialkonflikte der Weltgeschichte. Die Interessen und Forderungen der Konfliktparteien sind unverändert, lediglich die religiöse Rhetorik ist relativ neu. Dieses Jahr wird, je nach Sichtweise, an 60 Jahre Medinat Israel bzw. an 60 Jahre Nakba gedacht. Dieses Gedenkjahr sollte aber auch dazu genützt werden, um sich in Erinnerung zu rufen, dass das Verhältnis der ältesten und der jüngsten der drei monotheistischen Religionen über viele Jahrhunderte lang sehr gut war. Erinnert sei an dieser Stelle exemplarisch an die muslimisch-jüdische Herrschaft über Spanien, an die vielen jüdischen Minister der Khalifen bis zur Herrschaft von König Ghazi im Irak und der Regierung von Saad Zaglool in Ägypten oder an das gute Zusammenleben, wie es die Kairoer Geniza belegt, der Fund von 200.000 jüdischen Manuskripten in einer Synagoge des 11. Jahrhunderts.

    Um den Kulturkämpfern auf beiden Seiten den Wind aus den Segeln zu nehmen, muss auch hervor gestrichen werden, dass es kaum eine religiöse Feindschaft zwischen Juden und Muslimen geben kann. Judentum und Islam sind theologisch einander viel näher als jeweils zum Christentum. Der Islam hat niemals das Judentum zum „Feind Gottes“ weil „Mörder Gottes“ erklärt. Der Koran hält hingegen zeitlos fest: „Und unter Moses Volk gibt es Leute, welche zu der Wahrheit leiten und ihr gemäß gerecht handeln.“ [7:159] Heute oftmals als antijüdisch interpretierte Passagen des Korans beziehen sich nicht auf theologische Grundsätze oder gar auf alle Menschen jüdischen Glaubens, sondern ausschließlich auf die Politik bestimmter jüdischer Gruppen zur Zeit des Propheten.

    Es wäre an der Zeit, dass Juden und Muslime an ihre positive Geschichte wieder anzuknüpfen beginnen. Insbesondere die jüdischen und muslimischen Gemeinden Europas könnten hier Pionierarbeit leisten. Als religiöse Minderheiten sind sie oftmals mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Es bleibt umstritten, ob es möglich ist Antisemitismus und Islamfeindlichkeit miteinander zu vergleichen. Fakt ist allerdings, dass Parallelitäten unverkennbar sind und dass beide Gruppen mitunter rassistischen Ausgrenzungen ausgesetzt sind. Der lange Schatten des Nahostkonfliktes und die sich selbst erfüllende These vom Kulturkampf hat eine Situation geschaffen, die nahelegt, dass man nur entweder gegen Antisemitismus oder gegen Islamfeindlichkeit sein kann, nicht gegen beides zugleich. Es muss den Communities gelingen, sich dieser unsinnigen Dynamik zu entziehen. Hier können gerade Österreichs Juden und Muslime richtungweisend werden.

    Bei alldem darf sich Europa nicht saturiert zurücklehnen und dabei zusehen, wie sich „die Muslime und die Juden die Köpfe einschlagen“. Denn die Ursache für dieses Missverhältnis liegt auch in der christlich-europäischen Politik und Geschichte. (derStandard.at, 26.10.2010)



    Tarafa Baghajati ist Obmann der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen, Vorstandsmitglied “Platform for Intercultural Europe PIE” und Mitglied des Ehrenbeirats des European Network against Racism (ENAR).


    --
    Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen

    www.islaminitiative.at
    e-mail:dieinitiative@gmx.at
    für Rückfragen und Korrespondenz kontaktieren sie bitte:
    Omar Al Rawi +43-650-3831942 al-rawi@gmx.at
    Amina & Tarafa Baghajati +43-1-2595449 baghajati@aon.at
    Mouddar Khouja +43-6991-9685096 referent@derislam.at
    Andrea Saleh +43-664-4147620 frauen@derislam.at


    Kommentar von Muhammad LANZL

    Lieber Bruder Tarafa!

    Salam alaykum, ich habe Deinen Artikel über ‚Juden und Muslime…’ mit Interesse erst vor kurzem gelesen und möchte dazu kurz Stellung nehmen, um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden.



    Es ist sicher richtig, dass der ‚israelisch-palästinensische Konflikt’ kein Religionskrieg ist und seine Wurzeln nicht in der Feindschaft zwischen Juden und Muslimen begründet ist. Dafür gibt es weder historisch noch religiös einen ernsthaften Anhaltspunkt.

    Und es ist sicher ein berechtigtes Anliegen, auch mit historischen Verweisen jeglicher religiösen Feindschaft zwischen Juden und Muslimen entgegenzuwirken und ihre Beziehungen zwischen ihnen gerade auch in Europa zu verbessern.

    Doch bei all diesen Bemühungen darf nicht übersehen werden, dass die Wurzel des Nahost-Konflikts vor allem im Zionismus liegt, der als säkulare Ideologie in allen Schattierungen die Juden als ein ‚Volk’ oder als eine ‚Rasse’ definierte und auf dieser Grundlage einen Staat für die Juden forderte, wobei man sich aus historischen Gründen schließlich auf Palästina einigte. Es ist aber bekannt, dass sich bei weitem nicht alle Juden dieser politischen Ideologie anschlossen, sondern den Zionismus sogar als judenfeindlich bekämpften (ganz abgesehen davon, dass später auch nichtjüdische Zionisten hinzukamen), weshalb sich Israel ganz zu Unrecht immer wieder als Staat für alle Juden aufspielt.

    Eine antiarabische bzw. antimuslimische Stoßrichtung bekam der Zionismus durch sein Bündnis mit dem Imperialismus, insbesondere dem englischen und später dem amerikanischen, wobei Th. Herzl schon in seinem Buch ‚der Judenstaat’ schrieb, dass der zionistische Staat als Bollwerk Europas „gegen die asiatische Barbarei“ dienen solle. Und viele Zionisten wirkten bekanntlich eifrig mit (abgesehen von den arabischen Nationalisten), den letzten muslimischen Großstaat als Hindernis für die Staatswerdung Israels zu zerschlagen. So ist es kein Zufall, dass die Gründung des Staates Israels von Anfang an auch eine antimuslimische Stoßrichtung hatte, da Israel als wichtiges Instrument zur besseren Beherrschung der islamischen Welt dienen sollte und dient.

    Es dauerte allerdings ziemlich lange, bis die Muslime selbst, auch jene in Palästina, diesen Zusammenhang begriffen und die Frage Palästina nicht nur als nationale bzw. soziale, sondern auch als islamische Angelegenheit erkannten. Abgesehen von der Islamischen Revolution im Iran trug dazu vor allem die Gründung der Hamas und der Hisbollah bei, und es verwundert daher nicht, dass Israel inzwischen gerade diese Bewegungen als ihre Hauptfeinde betrachtet, weil sie die nationalistische Verengung des ursprünglichen antizionistischen Widerstands überwunden und die geopolitischen Zusammenhänge verdeutlicht haben. Dies hängt nicht nur damit zusammen, dass Al Quds die erste islamische Gebetsrichtung darstellt und auch für die Muslime eine ‚heilige Stadt’ ist, sondern auch mit dem wachsenden Bewusstsein, dass Palästina ein muslimisches Kernland ist und die Muslime verpflichtet sind, ihren seit Jahrzehnten schwer unterdrückten Geschwistern in Palästina aus islamischen und menschlichen Gründen beizustehen. Dies ist im Gaza Krieg besonders deutlich zur Geltung gekommen. Dazu hat auch noch die offenbare Tatsache beigetragen, dass Israel von den Regierungen der gesamten westlichen Welt, insbesondere der USA, von Anfang an massiv unterstützt wird.

    Inzwischen ist allerdings auch deutlicher geworden, dass keineswegs alle Juden, ob säkular oder orthodox, Israel unterstützen, sondern sogar oft heftiger kritisieren als manche Muslime, vor allem muslimische Regierungen. Und das ist zweifellos eine gute Grundlage für die Beseitigung des Missverständnisses, hier handle es sich um einen religiösen Konflikt, und darüber hinaus für eine gemeinsame Solidarität im Widerstand gegen die rassistische Unterdrückungspolitik Israels und seiner Verbündeten. Hier können europäische ‚Gemeinden’ durchaus vorbildhaft wirken und Pionierarbeit leisten.

    Allerdings kann dabei nicht übersehen werden, dass viele sog. jüdische Verbände bzw. Kultusgemeinden in Europa eindeutig zionistisch sind und die Politik Israels vorbehaltlos unterstützen, was erst recht für die USA gilt. Auch in Österreich ist das nicht anders. Mit ihnen auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, wird für jeden Nichtzionisten unmöglich sein, auch für die Muslime. Das hat aber sicher keine religiösen, sondern nur politische bzw. antirassistische Gründe.

    Ob wir Muslime religiös den Juden oder Christen näher stehen, spielt hier keine Rolle. Unzweifelhaft sind die religiösen Probleme zwischen Juden und Christen größer als jene zwischen Juden und Muslimen. Hier könnten wir Muslime durchaus versöhnend wirken. Dabei kann leider nicht übersehen werden, dass viele Christen wegen ihres traditionellen Antisemitismus bzw. Antijudaismus vor allem im deutschsprachigen Raum es nicht wagen, zwischen Zionismus und Judentum zu unterscheiden und wegen des schlechten Gewissens, das von den Zionisten sehr geschickt instrumentalisiert wird, vor einer gründlichen Kritik an Israel oft zurückschrecken. Dabei übersehen sie, dass die Palästinenser durch Landraub, Vertreibung und Diskriminierung im Zuge und Gefolge der Gründung des Staates Israel seit Jahrzehnten die Opfer des modernen europäischen Antisemitismus sind und sie für die Verfolgung der Juden büßen müssen, obwohl sie ihnen nichts getan haben.

    Aber auch dieser Umstand hat sich besonders seit dem Gaza-Krieg deutlich zum Besseren hin verändert, und auch hier können wir Muslime durch die klare Unterscheidung zwischen Judentum und Zionismus zur weiteren Verbesserung beitragen und unseren christlichen Mitbürgern verdeutlichen, dass heute Widerstand gegen den Antisemitismus Widerstand gegen den Zionismus und die rassistische Politik Israels heißt. Darüber hinaus müssen wir klarstellen, dass sich die europäischen Regierungen erneut schuldig machen, wenn sie wie vor dem und im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der Unterdrücker und nicht auf der Seite der Unterdrückten stehen. (Diese Politik des Westens ist genauso wenig ‚christlich’, wie jene Israels ‚jüdisch’ ist). Nur sind heute die Unterdrückten die Palästinenser und nicht die Juden. Das zu erkennen wird für alle Menschen immer leichter, ob sie Juden, Christen oder Muslime oder auch keiner Glaubensgemeinschaft angehören, und berechtigt zum Optimismus. Außerdem schafft es eine gute Grundlage, gemeinsam gegen die wachsende Islamfeindlichkeit aufzutreten.



    M. J. Lanzl.



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