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Niffenegger, Audrey - Die Zwillinge von Highgate




Niffenegger, Audrey - Die Zwillinge von Highgate

Beitragvon Casoubon » 12.01.2010, 08:03

Inhalt (von Amazon.de):

Elspeth war Roberts große Liebe. Jetzt liegt sie auf Highgate, dem romantisch verwilderten Friedhof Londons. Doch Elspeth scheint lebendiger als je zuvor, denn die Erinnerungen sind stärker als der Tod. Robert riecht sie, spürt sie, spricht mit ihr. Es ist als lebe sie weiter und als sei ihr Tod nur ein böser Traum. Alle, die ihr nahestanden, geraten in ihren Bann. Bis ihre Nichten, die Zwillinge Valentina und Julia, eine fatale Wette mit ihr eingehen. Vor der Kulisse des pulsierenden London erzählt Audrey Niffenegger aufwühlend, in zarten und manchmal dunklen Tönen, von der unstillbaren Sehnsucht, dem anderen ewig nahe zu sein.

Meine Einschätzung:

Robert und Elspeth waren ein Traumpaar, bis das Glück durch den frühen Tod von Elsbeth zerstört wird. Sie hinterläßt ein Testament, in dem sie ihr ganzes Vermögen an ihre Nichten vermacht. Dies erscheint ungewöhnlich, da sie die beiden noch nie gesehen hat. Die zwei sind die Kinder ihrer Zwillingsschwester, die in den USA lebt. Es bleibt lange ein Geheimnis, warum die beiden Schwestern keinen Kontakt mehr miteinander haben.

In dem Buch finden sich einige liebenswerte Charakter, die in ihrer Skurillität überaus treffend beschrieben sind - da ist zum Beispiel Martin mit seinen Zwangsstörungen, der im Haus der Mädchen wohnt. Die Beschreibung der Beziehung der Zwillinge zueinander fand ich an manchen Stellen zu überzogen (vielleicht fehlt mir auch einfach die Vorstellungskraft, dass Zwillinge eine Art Ehe führen?) und ihre Entwicklung in London unrealistisch bzw. widersprüchlich.

In dem Buch geht es um den Tod, Trauer, Familie, Liebe, aber auch Hass.

Während mich der Debutroman der Autorin nicht begeistern konnte, habe ich mich von dieser Handlung angesprochen gefühlt. Zu Beginn war es sehr leicht in die Geschichte hineinzukommen, sich in die Gedanken der einzelnen Erzähler hineinzufühlen. Ich bin wahrlich kein Freund von Geistergeschichten, aber diese war mir is zu einem bestimmten Punkt sympathisch. Leider schoß die Autorin dann für meine Begriffe über das Ziel hinaus - mir wurde es ZUVIEL, was im letzten Drittel des Buches geboten wurde.

Das große Familiengeheimnis wurde kurz abgehandelt und stellte sich als relativ unspektakulär heraus. Mir kam das Ende und die Ereignisse der letzten Seiten als "lieblos" vor - zu Beginn hat die Autorin eine tolle Welt aufgebaut, aber dann alles einstürzen lassen.

Was mich beim Lesen gestört hat (aber das ist sicher Geschmackssache), waren die kurzen Kapitel - teilweise waren sie nur eine Doppelseite lang.

Bild


ISBN: 978-3100524072
Seiten: 432 Seiten
Sternchen-Wertung: ***

Bine
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das Leben ist nicht zart
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von Anzeige » 12.01.2010, 08:03

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Beitragvon Conor » 24.01.2010, 19:17

Das Buch liegt bei mir auf dem SUB und ich bin schon sehr neugierig. :wink:
Ich werde es mir wohl bald mal vornehmen.

Liebe Grüße

Conor



:schneemann:
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Beitragvon Conor » 02.02.2010, 08:50

Gerade beendet und bin der gleichen Meinung von Casoubon:

Der Roman fing gut an, die Charaktere sind gut dargestellt und auch die Geistergeschichte hat mir anfangs gefallen.
Leider wurde diese gegen Ende des Romanes immer abstruser.
Valentinas sehr krasse Entscheidung konnte ich nicht nachvollziehen.
Es hätte doch sicher andere Wege gegeben, sich von der Zwillingsschwester zu lösen. Außerdem kann ich mir schwer vorstellen, dass man dem Anderen verbietet, sich zu bilden oder was zu lernen.
Mir kam das Ende und die Ereignisse der letzten Seiten als "lieblos" vor - zu Beginn hat die Autorin eine tolle Welt aufgebaut, aber dann alles einstürzen lassen.

Das kann ich so unterschreiben. :wink:

***/*

Liebe Grüße


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Niffenegger, Audrey - Die Zwillinge von Highgate

Beitragvon Krümel » 27.09.2012, 15:46

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Dies ist der zweite Roman der Erfolgsautorin von „Die Frau des Zeitreisenden“. Und auch in diesem Roman kommt die Autorin nicht ohne fiktive Eigenschaften aus. Aber nun von vorne …

Elspeth liegt im Sterben und wird von ihrem Lebensgefährten Robert gepflegt. Später erfährt der Leser, dass sie an Leukämie gestorben ist. Elspeth ist die Zwillingsschwester von Edie, die in Amerikas lebt und angeblich keinen Kontakt mehr zu Elspeth hat. Scheinbar ist Edie mit dem Liebhaber von Elspeth aus London geflohen, was dazu führte, dass sich beide Schwestern nicht mehr grün sind.

Nach dem Tod hinterlässt Elspeth ihr Vermögen den Spiegel-Zwillingsschwestern (ein Begriff der bisher nur in SF-Literatur vorkommt) von Edie. Doch zunächst müssen Valentina und Julia Volljährig sein und mindestens ein Jahr in Elspeths Wohnung wohnen, bevor sie an dem Vermögen irgendwelche Änderungen vornehmen dürfen. Die beiden bunten Amerikanerinnen kommen ein Jahr später nach London, ein Jahr in dem Elspeth Zeit hatte, ihr Fähigkeiten als Geist, denn sie lebt nach wie vor in ihrer Wohnung, geschickt umsetzen kann. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommunizieren Robert, Valentina und Julia nun mit Elspeth …

Soweit so gut. Bis hier hin konnte ich den Roman als Unterhaltungsmittel noch ganz gut lesen. Ja, ich hatte sogar meinen Spaß damit, welch bunter Fantasie uns Niffenegger aussetzt. Aber das Ende fand ich dann doch zu dick aufgetragen! Es hatte weder Hand auf Fuß, aber das hatte das Buch eh nie. Schlimmer war, dass man als Leser die Geschichte nicht mehr nachvollziehen konnte, weder menschlich gesehen noch in irgendeiner anderen Beziehung. Es wurde einfach nur absurd! Eigentlich schade, ich hätte der Autorin ein raffinierteres Ende zugetraut, denn dass sie geistreich erzählen kann, hat sie im Erstlingswerk bewiesen.

Bewertung: :stern: :stern: / :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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