EHRENMORDE

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    Re: EHRENMORDE

    M.M.Hanel - 05.12.2009, 19:40

    EHRENMORDE
    Weniger Ehrenmorde als gedacht

    http://www.migazin.de/2009/12/02/weniger-ehrenmorde-als-gedacht/print/


    Redaktion, 2. Dezember 2009

    Die Mehrzahl der in den Medien als „Ehrenmord“ bezeichneten Gewalttaten in Migrantenfamilien haben andere Ursachen und werden nicht aus Ehrgründen begangen. Dies ist das Ergebnis einer Studie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

    In Ihrer Dissertation über „Ehrenmorde aus kulturanthropologischer Perspektive“ hat die Volkskundlerin Anna Caroline Cöster sich auf die Suche nach den Hintergründen sogenannter Ehrenmorde begeben. Das Bundeskriminalamt spricht zwar von 55 Ehrenmorden innerhalb der vergangenen acht Jahre. „Diese Zahl ist aber viel zu hoch“, so ihr Resultat. Aus 25 untersuchten Gerichtsurteilen habe es sich „nur in zehn Fällen tatsächlich um einen geplanten Mord im Namen der Ehre“ gehandelt.


    Ehrenmorde in Deutschland

    Fememorde haben seit der Ermordung Hatun Sürücüs 2005 in Berlin wiederholt Entsetzen ausgelöst. Weltweit rechnen die Vereinten Nationen mit 5000 Todesopfern jährlich. Zu derartigen Exzessen kommt es auch in westlichen Ländern, jedoch weniger häufig als gedacht. Von 55 Opfern in acht Jahren spricht das BKA. Aber ist jeder dieser Morde ein Ehrenmord? Anna Caroline Cöster nähert sich den Hintergründen, um dem Phänomen schärfere Konturen zu verleihen. Auch die Bedrängnis möglicher Opfer bringt sie zur Sprache. Hier geht es zum Inhaltsverzeichnis.


    Fehlende Hintergrundinformationen

    Gegenüber MiGAZIN erklärt sie, weshalb Ehrenmorde zahlenmäßig viel größer wahrgenommen werden, als es der Realität entspricht. „Dies hat meines Erachtens zwei Gründe: Zum einen hat man erst seit Ende der 1990er Jahre und insbesondere nach dem Mord an Hatun Sürücü im Jahr 2005 begonnen, Ehrenmorde wahrzunehmen. Es gibt in Pressearchiven Hinweise darauf, dass Ehrenmorde auch schon zu Beginn der 1980er Jahre verübt wurden, aber man hat sie in dieser Zeit statistisch noch nicht erfasst. Zum anderen beruhen die Zahlen, die immer wieder aufgegriffen werden, häufig auf der Vorstellung, dass ein Mann ausländischer Herkunft, der ein nahes Familienmitglied tötet, einen Ehrenmord begeht.“

    Vielmehr seien detaillierte Hintergrundinformationen zu den Familien und dem Geschehen vor der Tat notwendig, um herausfinden zu können, ob es sich um einen Ehrenmord handelt oder nicht.

    „Diese Hintergrundinformationen fehlen bei der statistischen Erfassung der Fälle jedoch meist, da die Hintergründe bereits aus Datenschutzgründen auch nicht publik gemacht werden dürfen“, so die Wissenschaftlerin weiter.

    Vermischung von Affekttaten und Ehrenmorden

    So komme es, dass auch Fälle in die Statistiken mit einfließen, bei denen die Tat nicht auf verletzte Ehre (im kollektiven Sinne) zurückzuführen ist. Eine Affekttat eines Einzelnen sei jedoch kein Ehrenmord. Durch die Vermischung von Affekttaten und Ehrenmorden falle es jedoch schwer, ehrbezogene Gewalt von Formen häuslicher Gewalt zu trennen. Cöster weiter: „Da ehrbezogene Gewalt, deren extremste Form der Ehrenmord ist, aber eine spezifische Form häuslicher Gewalt darstellt, ist es notwendig hier zu trennen, um sie adäquat angehen zu können“. Diese Trennung habe nichts damit zu tun, Gewalt an Migrantinnen zu rechtfertigen. Das sei absolut nicht ihr Anliegen. “Es geht mir nur um eine Trennung von ehrbezogener und häuslicher Gewalt ohne das eine gegen das andere abwiegen zu wollen.“

    Mit einem Beispiel führt Die Volkskundlerin weiter aus, wie das zu verstehen ist: „In einem der in die Statistiken eingehenden Fälle wurde eine Frau von ihrem Ehemann während eines Streits in der häuslichen Küche erstochen. Dieser war über seine Tat derart entsetzt, dass er die Frau ins Krankenhaus brachte. Taten wie diese sind zweifellos schlimm und verachtenswert, aber es handelt sich nicht um Ehrenmorde.“

    Ehrenmorden liege nicht das Verständnis eines individuellen Ehrbegriffs, sondern eines kollektiven Familienehrbegriffs (türkisch namus) zugrunde. Sie würden meist nicht unüberlegt begangen. Darüber herrsche jedoch oft Unwissen, „was dazu führt, dass auch Taten als Ehrenmorde deklariert werden, die keine sind.“

    Mit der Religion hat das nichts zu tun

    Daher warnt Cöster vor pauschalen Schlüssen. Gewalt im Namen der Ehre werde von keiner Religion gefordert, auch nicht vom Islam, obwohl sie verstärkt in islamisch geprägten Ländern vorkomme. „Ich bin keine Religions- oder Islamwissenschaftlerin und kann mich daher nur darauf berufen, was andere Wissenschaftler meinen festgestellt zu haben. Demnach schreibt keine Religion das Töten im Namen der Ehre vor“, so die Wissenschaftlerin gegenüber MiGAZIN.

    Die Motive für einen Ehrenmord entstünden in Gesellschaften, die von Männern und von Stammesdenken dominiert würden. „Ehrenmorde in Deutschland werden meinen Erkenntnissen zufolge zwar mehrheitlich von Personen ausgeübt, die aus der Türkei zugewandert sind, aber keinesfalls ausschließlich, wie zuletzt ja auch der Ehrenmord an der Afghanin Morsal gezeigt hat. Türkeistämmige Personen stellen die größte Zuwanderergruppe, ich denke, dass die Zahl daher besonders ins Gewicht fällt.“

    Integrationspolitisch nicht sinnvoll

    Für Integrationspolitisch sinnvoll hält Cöster das Hochbauschen von Zahlen nicht. Es handele „sich hier aber nicht um eine gezielte Stimmungsmache, sondern schlichtweg um Unsicherheiten in der Verortung solcher Taten“, die tatsächlich oft auf den ersten Blick nicht eindeutig auf einen familiären oder kollektiven Ehrbegriff zurückzuführen seien.

    Cöster weist außerdem darauf hin, dass nicht nur Frauen Opfer von Ehrenmorden sind. In den von ihr untersuchten Fällen seien Männer genauso häufig tödlich betroffen wie Frauen. „Bei einer Affäre mit einer verheirateten Frau etwa wird der Mann als der Verantwortliche angesehen, da er sich etwas anmaßt, was ihm nicht zusteht“, so Cöster. Eine Einrichtung für Männer, die mit Frauenhäusern vergleichbar sei, gebe es bislang aber nicht. Die Schutzeinrichtungen seien weitestgehend an Frauen ausgerichtet.


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    Ausgedruckt aus MiGAZIN: http://www.migazin.de

    Artikel URL: http://www.migazin.de/2009/12/02/weniger-ehrenmorde-als-gedacht/


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    Re: EHRENMORDE

    M.M.Hanel - 28.12.2009, 23:04


    Betroffenheit

    In unserem Land ist eine selektive Betroffenheitskultur zu beobachten. Betroffenheit ist an und für sich eine Form des
    Mitgefühls und Mitgefühl ist eine zutiefst menschliche Regung.
    Über den Mord im Gerichtssaal von Marwa al-Schirbini ist viel geschrieben worden, besonders die Klage, ja der Aufschrei
    der Muslime in Deutschland über die als “verspätet” empfundene Reaktion (sprich Betroffenheit) der Repräsentanten
    des Staates. Ob nun die verpätet eingestellte Betroffenheit sich in erster Linie auf das Opfer bezog oder die Tatsache,
    dass ein Mord in einem deutschen Gerichtssaal während der Verhandlung stattfinden konnte, mag dahingestellt bleiben.
    Das ist sicherlich nicht einfach zu bewerten.

    Zweifelsohne ist dieses Verbrechen das Resultat eines wachsenden Ressentiments gegenüber Muslimen in diesem
    Land, das in unterschiedlichen Ausprägungen Teil des täglichen Lebens geworden ist. An dieser Stelle die bestens
    bekannten “Brandstifter” nochmals zu benennen ist müßig.

    Es ist richtig, was dazu seitens der Muslime gesagt und geschrieben wird. Es ist aber auch wichtig einmal zurückzuschauen
    und festzuhalten, dass die “Verteufelung” des Kopftuches mit entsprechender medialer Begleitung durch Frau
    Schavan, der jetzigen Bundesbildungministerin und damaligen Kultusministerin in Baden-Württemberg begann.

    Damals verweigerte sie der Schwester Fareshta Ludin (deutsche Muslima mit afghanischen Wurzeln) wegen ihres Kopftuches
    trotz fehlender eindeutiger Rechtsgrundlage die Anstellung als Lehrerin. Sie hat keine Gelegenheit ausgelassen die
    Kopfbedeckung einer Muslima als ein "Zeichen für kulturelle, für zivilisatorische Abgrenzung" zu diffamieren und
    dieser "zwangsläufig auch eine desintegrierende Wirkung" zuzuschreiben.
    Eine Frage bleibt unbeantwortet: Haben die Muslime und ihre Verbände sich damals in ausreichendem Maße hinter die
    Schwester gestellt und zwar nicht nur mit schönen Worten sondern auch als Kläger vor Gerichten?

    Wo ist DITIP und Milli Görüs, wenn es sich nicht um Türkinnen handelt? Interessanterweise hat man auch nichts von den diplomatischen
    Vertretungen solcher Länder gehört, in denen der Islam Staatsreligion ist oder dass in diesen Ländern die deutschen
    Botschafter mindestens zwecks Abgabe einer Erklärung einbestellt wurden. Nicht dass das etwas gebracht hätte, aber es
    hätte doch Solidarität signalisiert.
    Warum gab es keinen Aufschrei in der Community der Muslime als in Berlin die 23-jährige Deutsch-Türkin Hatun
    Sürici am 7. Februar 2005 auf offener Straße von ihrem Bruder im Auftrag der Familie “exekutiert” wurde oder später
    die 16-jährige Afghanin Morsal Obeidi in Hamburg von ihrem Bruder getötet wurde oder gerade kürzlich wieder in
    München ein Afghane seine ehemalige Frau unter Berufung auf den Koran ermordete.

    Fehlt den Muslimen und mehr noch ihren Verbänden die Zivilcourage oder fürchten sie Einfluss bei ihrer ethnisch
    geprägten Community zu verlieren? Das soll Islam sein? Die Muslime sind nach dem Koran die Leute, die das Gute
    fördern und das Schlechte verbieten! Mord bleibt Mord. Es geht nicht an, dass man den Splitter im Auge des anderen
    sucht und den Balken im eigenen Auge nicht wahrnehmen will.
    Seit 1996 wurden nach Angaben des Bundeskriminalamts mindestens 36 Frauen im Namen der “Ehre” ermordet. Die
    Dunkelziffer sei aber viel höher. Aus Sicht der Experten werden die meisten Fälle aber gar nicht erst aufgedeckt.
    Das Bundeskriminalamt bewertet Ehre als Motiv für Gewaltverbrechen so: »Der Fokus der Diskussion über die Motive
    und kulturellen Hintergründe richtete sich teilweise sehr vordergründig auf den Islam und die Türkei als Herkunftsland der
    Täter (und Opfer). Bei genauerer Analyse der gesicherten polizeilichen Daten ist allerdings erkennbar, dass wohl eher die
    auch nach der Migration andauernde starre Verwurzelung in vormodernen agrarischen Wirtschafts- und Sozialstrukturen
    und damit verbunden ein extrem patriarchalisches Familienverständnis die durchgängige Ursache für das Phänomen der
    sog. Ehrenmorde darstellen. - Das Verständnis von der Rolle der Frau ist in patriarchalischen Familienstrukturen teilweise
    mit Unterdrückung und extremer Reglementierung verbunden, wobei das männliche Familienoberhaupt und die männlichen
    Familienangehörigen sich in der Rolle der Garanten der Familienehre sehen.« Einfach ausgedrückt: Ehre ist nicht
    Teil der Religion, sondern ein Machtinstrument des Mannes gegen die Frau. (http://www.ehrenmord.de/).

    Unter Berücksichtigung dieses Hintergrundes sehen viele die geschmacklosen, diskriminierenden und wirklich peinlichen
    Tiraden von Herr Sarrazin über muslimische Migranten von der Sache her als gerechtfertigt wenn auch in der Form
    inakzeptabel.

    Das Grundgesetz ist die gemeinsame Plattform oder wenn man will die “Geschäftsgrundlage” aller hier lebenden
    Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion und legt die Spielregeln für ein friedliches und gedeihliches
    Miteinander fest. Glauben kann jede(r), was er/sie will, das Verhalten muss jedoch mit den Regeln dieser gemeinsamen
    Plattform übereinstimmen, d.h. den geltenden Gesetzen. Rechtstreue ist Voraussetzung und muss eingefordert werden –
    von allen. Die Gesinnung ist Privatsache, das Handeln muss jedoch verfassungs- und rechtskonform sein!
    __________________________________________________________________________________________________

    Aus Discover Islam
    Herausgeber: Abdullah Leonhard Borek • E-Mail: alb-borek@t-online.de
    Erscheint in loser Folge
    Abdruck der Beiträge unter Quellenangabe gestattet und erwünscht.
    Namentlich gezeichnete Fremdbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder.
    In Zusammenarbeit mit Discover Islam und Ahmed Al Fateh Islamic Center Bahrain



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