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Re: Tränen im Schnee
kathi669 - 25.05.2006, 16:54Tränen im Schnee
Tränen im schnee
Kim zuckte mit den Schultern und sah durch die beschlagenen Scheiben hinaus auf die mit Schnee bedeckte Wiese. Die Blicke ihrer Freundinnen durchbohrten sie. Sie fühlte sich unwohl. "du weißt genau dass es nicht gut gehen kann", sagte Moni tonlos. "Es hat keine Zukunft mit euch beiden, er lebt in einer ganz anderen Welt."
Kim bebte vor Zorn und Verzweifelung, sie ballte die Hände in ihrer Tasche zu Fäusten. Tränen kullerten ihr über die Wangen und verschmierten ihr am Morgen sorgfältig aufgetragenes Make-up. "Woher wollt ihr das wissen? Warum weiß jeder was das beste für mich ist und meine Gefühle interessieren niemanden? Ihr seid so falsch, ihr solltet euch selbst mal sehen, wie ihr dort steht, auf euren zu hohen Absätzen, die Taschen unter den Arm geklemmt und das Handy in der Hand. Das einzige was euch interessiert ist Geld und Respekt. Dass ich glücklich sein könnte treibt euch zur Weißglut, das ist der einzige Grund warum ihr sowas sagt." Sie sah die beiden mit blitzenden Augen an und biss sich in die Unterlippe.
"Das ist doch Unsinn, Kimmy, wir wollen nur dein Bestes und das ist er einfach nicht." Mony fuhr mit ihrer Hand in die Tasche und zog ein Taschentuch hinaus womit sie begann Kims Tränen abzutupfen. "Mach dich erst einmal wieder zurecht, wie siehst du denn aus so verweint."
Das war zu viel. Kim riss Monys Arm bei Seite, drückte sich zwischen den beiden hindurch und schrie mit aller Kraft die ihr noch blieb: "Ich hasse euch!!!" Es schienen unendlich viele Köpfe zu sein die sich zu ihr drehten als sie mit tränenüberströmten Gesicht durch die Pausenhalle hinaus auf den Parkplatz rannte, doch all das kümmerte sie nicht. Sie wollte nur heim, mit ihren Eltern reden, verstanden werden. Sie ignorierte den Aufzug und rannte durch das Treppenhaus bis hinauf zum vierten Stockwerk.
Die Wohnungstür fiel ungewöhnlich laut ins Schloss und noch bevor sie den Reißverschluss ihres Mantels geöffnet hatte stand ihr Vater vor ihr, musterte sie eindringlich und sagte: "Was ist los Kleine? Streit in der Schule gehabt?" Kim konnte nicht reden, sie konnte nicht einmal denken. Sie ging langsam in die Küche, wo sie sich auf einen Stuhl vor dem Esstisch sacken ließ. Ihr Vater seufzte, ging ihr langsam nach, schloss die Küchentür hinter sich, setzte sich neben sie und sah sie mit diesem fordernden Blick an den sie so sehr hasste.
"Was ist los?"
Sie klammerte sich mit den Händen an der Stuhllehne fest und begann langsam zu sprechen. "Ich habe einen Freund."
Ihr Vater hob eine Augenbraue und fragte: "Und warum weinst du dann?"
"Weil niemand mich versteht", flüsterte sie. "Er ist schwarz"
Vater lachte. "Das ist ein Witz."
"Siehst du mich lachen?" Erneut begannen Tränen ihre zarten Wangen hinab zu strömen. Sie sah auf den Tisch atmete tief ein. Ein Schrecken fuhr ihr durch Mark und Bein als die große Faust ihres Vaters vor ihr auf den Tisch knallte. Sie sah ihn verängstigt an und war von seiner Reaktion völlig überrascht.
"So ein Kameltreiber kommt mir nicht ins Haus! Willst du mich beleidigen? du wirst einmal einen anständigen Mann heiraten, nicht so ein...ein Tier!" Eine riesige Welle von Zorn stieg rasend schnell in ihr auf, sie wollte garnicht schreien, doch die Worte kamen plötzlich rasend schnell aus ihrem Mund geschossen: "du kennst ihn doch garnicht! Wie kannst du dir ein Urteil über ihn erlauben?" Auch Vater raste nun vor Wut. "Bei diesem Pack ist doch Einer wie der Andere! Alle sind sie nur darauf aus sich an kleinen Mädchen zu erfreuen und ihnen wohmöglich noch Kinder zu machen! du wirst ihn nie wieder sehen", er umklammerte mit seiner großen, starken Hand ihr Kinn, "verstehst du mich?" Kim schloss die Augen und spuckte ihrem Vater ins Gesicht. "du bist der letzte Abschaum!"
Er schloss die Hand noch fester um ihr Kinn, es tat ihr weh. Er stand auf, holte aus und schlug ihr mit der flachen, eisernen Hand auf die Wange, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Sie fiel vom Stuhl auf den Boden, versuchte sich noch zu halten und riss dabei eine Blumenvase vom Fensterbrett. Vater sah sie eiskalt an. "Nie wieder!" Er ging ins Wohnzimmer und schmiss die Tür mit einem lauten Knall hinter sich ins Schloss. Kim versuchte langsam aufzustehen, sie stützte sich am Tisch und der nun leeren Fensterbank. Sie öffnete langsam das Fenster und hielt ihren Kopf hinaus in den eisig kalten Wind, der eine Träne erfasste und sie mit sich trug. Kim sah ihr nach, sah wie sie durch die Luft tanzte und schließlich auf den weißen Rasen fiel.
Sie flüsterte..."Tränen im Schnee...verweht...und vergessen." Sie ließ sich vorn über aus dem Fenster kippen.
Sie fiel...fiel...fiel..es wurde Schwarz um sie herum, obwohl der Schnee doch weiß war.
Aber was sind schon Farben...
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