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Hornby, Nick - About a boy




Hornby, Nick - About a boy

Beitragvon Katia » 22.08.2009, 17:20

[center]Nick Hornby - About a boy[/center]

Das Erwachsenwerden zweier "Jungen":
Will, 36 und Marcus, 12, treffen in Hornbys leichtfüssigem und doch nachdenklich machenden Roman aufeinander. Während Will ein unbeschwertes, sorgenfreies Leben ohne jegliche Verantwortung lebt, nie erwachsen werden musste, wird Marcus durch die Trennung der Eltern und den Selbstmordversuch noch ernster als er ohnehin schon ist.
Die beiden lernen sich kennen, da Will alleinerziehende Mütter als neue Zielgruppe seiner amourösen Affancen entdeckt - gegen seinen Willen verstricken sich ihrer beiden Leben zunehmend. Und während Will so lernt Verantwortung zu übernehmen, färbt seine Unbekümmertheit auf Marcus ab.

Hornby hat mit dem zu junggebliebenen Will und dem zu altgewordenen Marcus zwei Charaktere geschaffen, die sich wunderbar ergänzen. Obwohl der Roman mit vielen humorvollen Stellen zu unterhalten weiß, bleibt ein ernsthafter Grundton immer vorhanden: die Probleme alleinerziehender Eltern, die Depression von Marcus' Mutter, die Wut des Teenagers Ellie. Und im Zentrum: die Entwicklung seiner Hauptpersonen aus deren Perspektive die Kapitel abwechselnd erzählt werden.

Mein zweiter Hornby, der mir noch besser gefiel als "A Long Way Down". Die Personen sind nachvollziehbar, die Geschichte entwickelt sich flott, manche Lacher konnte ich mir nicht verkneifen - schon im zweiten Kapitel als Will seine Coolness anhand einer Punkteskala bewertet - Ziegenbart wachsen lassen ("niemals ein Kondom mit Geschmack benutzt haben: 5 Punkte, alle seine Bruce Springsteen Alben verkauft haben: 5 Punkte, einen Ziegenbart wachsen lassen (5 Punkte) und ihn wieder abrasiert haben (nochmal 5 Punkte)"). Da ich nicht soviel älter bin als Marcus (das Buch spielt Anfang der 90er), hat einiges Jugenderinnerungen geweckt (Stichwort: Kurt Cobain) - Hornby fängt das Zeitgefühl sehr gelungen ein.
Den Film mit Hugh Grant kenne ich nicht, allerdings habe ich mir sagen lassen, dass er nur etwa 2/3 des Romaninhalts wieder gibt. Die Lektüre lohnt sich also auch für die Kenner des Films.
Ich habe das Buch auf englisch gelesen, kann also nichts über die deutsche Übersetzung sagen. Allerdings kommt es mir weniger von Slang und Jargon gefärbt vor als "A Long Way Down" und gerade die verlinkt Ausgabe (mit Vokabeln) eignet sich auch für ungeübtere "Englisch-Leser".

:stern: :stern: :stern: :stern: (:stern:)

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Beitragvon Pippilotta » 22.08.2009, 20:33

Ich habe das Buch vor langer, langer Zeit gelesen und habe jetzt eigentlich nur mehr den Film im Kopf, da dieser doch öfter mal im TV gezeigt wird. Es wäre vielleicht wirklich interessant, nochmals das Buch zu lesen.

Nick Hornby gelingt es meiner Meinung nach immer ganz fantastisch, Charaktere authentisch darzustellen, immer wieder verfällt er auch in den typischen Jargon. Ganz besonders ist mir das bei "A long way down" oder auch "Slam" (wo er aus der Sicht von 15-jährigen schreibt) aufgefallen. Auch wenn manche Typen überzeichnet sind, so fällt das nie negativ auf, im Gegenteil. Seine Personen erscheinen noch einen Tick liebenswerter.

"About a boy" ist eine liebenswerte Story mit viel Tiefgang, für mich irgendwie der Inbegriff von "zeitgenössischer Literatur".

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Katia » 23.08.2009, 09:06

Pippilotta hat geschrieben: Seine Personen erscheinen noch einen Tick liebenswerter.

Das fiel mir auch sehr stark auf!
Ich identifiziere mich ja selten mit Charakteren aus Büchern, es ist mir auch nicht so wichtig, ob sie sympathisch sind oder nicht. Aber wie Hornby es schafft den eigentlich völlig inakzeptablen Will so zu schildern, dass ich ihn trotzdem sympathisch finde, beeindruckt mich dann doch.
In einer Amazon-Rezension schrieb jemand, dass man merkt, dass Hornby Kinder mag, diesen Eindruck hatte ich beim Lesen auch. Gerade für Marcus hat er soviel Empathie, schildert die Gefühlswelt des Jungen eindrücklich.

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