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Re: Politik
Hospes - 14.04.2009, 21:24Politik
Ich kenne da einen Menschen, der 40 Jahre alt ist und wegen aller möglichen Gründe (es waren immer „die Anderen“ schuld) im Endeffekt nie wirklich gearbeitet hat.
Jetzt hat er seinen alten Wagen verkauft und dafür 2500 € Prämie bekommen.
Gelegenheit, einmal nachzurechnen.
In der Bundesrepublik sind nach den Angaben des Kraftfahr-Bundesamtes 49,6 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen.
5000000000 € Prämie geteilt durch 2500 € ergeben 2 Millionen neue Autos.
Das sind nur 4 % vom gesamten Bestand.
Das Mini-Segment nahm beim Einkauf um 125 % zu.
Insgesamt gibt es etwa 39 Millionen Erwerbstätige im Inland (Statistisches Bundesamt). Diese arbeiteten circa 56 Milliarden Stunden im Jahr. Dabei verdienten sie 1000 Milliarden €. Das klingt viel, aber da kommen die Abzüge weg, da kommen die Beiträge für Versicherungen weg, da kommt die Mehrwertsteuer weg, da kommt die Steuer auf Zinseinkünfte weg (hier hat der Fiskus vorher schon die Hand aufgehalten).
Jeder Erwerbstätige zahlt einem der Prämienempfänger 125 €. Momentan tut die Regierung so, als ob das ihr Almosen wäre.
Oh ihr Gläubigen! Werdet Ungläubige! Bedenket die Folgen!
Von wem wird das Geld genommen? Denket nach!
Statistiken gelten als dröge. Sie sind es aber wert, hie und da angesehen zu werden. Sie sind ja nicht geheim.
Zur Zeit besuchen etwa 9 Millionen Schüler die Schulen in der BRD. Was hätte man da mit 5 Mrd. machen können? Eine Leistungsexplosion. Eine Kompetenzoffensive.
Bei der Mehdorn-Bahn sind die Nebenstrecken sträflich vernachlässigt worden, zum großen Teil wurden sie abgebaut. Ein Blick auf die Schweiz hätte genügt: Mit dem Geld hätte man eine bis ins flache Land hinein effektive Bahn organisieren können. Das hätte langfristig viel Kohle in den Staatssäckel gebracht.
So könnte man weiterrechnen. Langsam staut sich eine gewaltige Wut auf.
Ich werden den Herrschaften bei den nächsten Wahlen mein Kreuzchen zeigen (als Zeichen der Abwehr des Bösen), aber nicht geben.
Hospes
Re: Politik
Addi - 09.05.2009, 19:17
Wir sind heute nach Düsseldorf gefahren, da vor dem Landtag im Rahmen der Europawahl eine Veranstaltung mit verschiedenen Zelten aufgebaut war, wo sich die EU-Länder vorstellten und Werbung machten. Der Weg von Solingen nach Düsseldorf war gepflastert mit Plakaten der Parteien und ich habe mich mal wieder geärgert. Die Werbung der SPD ist für mich leider genauso dumm wie die der extremeren rechten und linken Parteien; inhaltslos, die Fehler der anderen aufzeigend, hier ein paar Beispiele:
http://deinfreierplatz.de/2009/04/21/meinungen/spd-europawahl-plakate/
Ich warte bei jeder Wahl (vergeblich?!) darauf, daß die entsprechenden Parteien endlich einmal konkret sagen, was sie vorhaben und nicht immer andere schlecht machen, damit sie vermeintlich gut darstehen. Für mich ist bei der SPD-Werbung der Schuß nach hinten losgegangen. Habe ich bis jetzt noch dahin tendiert, SPD zu wählen, so haben sie mir jetzt Grund genug gegeben, es nicht zu tun!
Addi
Re: Politik
Hospes - 21.05.2009, 19:07Brief an einen jungen Katholiken
Heinrich Böll schrieb im Jahre 1958 in dem genannten Werk:
Zitat: "... Sie alle sind einsichtig und intelligent genug, um zu wissen, daß die Fast-Kongruenz von CDU und Kirche verhängnisvoll ist, weil sie den Tod der Theologie zur Folge haben kann; es ist doch einfach nur peinlich, wenn man Stellungnahmen von Theologen zu politischen Fragen liest; das ist stramm auf Bonn gezielt und spürt hinter jedem Satz einen Eifer, der aufs Schulterklopfen wartet."
Hat sich in den letzten Jahrzehnten viel geändert?
Hospes
Re: Politik
Anna - 22.05.2009, 19:51
Ja, hat sich da bei Euch viel geändert?
Hier hat es sich in der Richtung geändert, dass die eben vergangene, unbeweinte Regierung Kirche und Staat in nie dagewesener, verfassungwidriger Weise verknüpft hat. Dadurch sind Wissenschaft und auch andere Aspekte der Kultur um ein halbes Jahrhundert abgerutscht. Bedauerlich ist, wie die Bevölkerung, zum Teil begeistert, mitgemacht hat.
Und die neue Regierung muss feststellen, dass es wesentlich schwieriger ist sich aus diesem Sumpf wieder herauszuarbeiten, als es war, hineinzufallen.
Lieben Gruss,
Anna.
Re: Politik
Hospes - 22.05.2009, 19:58Einflüsse
Liebe Anna,
auch Obama kann, entgegen den Vermutungen, nicht auf dem Wasser wandeln.
So alte, einflussreiche und mächtige Seilschaften halten doch zusammen.
Sie wissen warum.
Sie klopfen sich weiterhin verständnisvoll auf die Schultern.
Und viele Leute wissen nichts, aber sie glauben.
In der aktuellen ZEIT ist ein sehr bedenkenswerter Artikel zu der Frage erschienen, ob in Zukunft Wirtschaftswachstum überhaupt noch erstrebenswert ist.
Vielleicht sollte man sich etwas bescheiden und dadurch mehr persönliche Freiräume gewinnen.
Früher (so vor 40 Jahren, informationstechnisches Neolithikum) hatte ein Haushalt einen Radioempfänger. Wie sieht es heute aus?
Macht das glücklicher und zufriedener?
Liebe Grüße
Hospes
Re: Politik
Hospes - 25.05.2009, 19:52Ökostrom
Wir haben es getan.
Heute füllte ich den Antrag auf Stromlieferung bei Naturstrom aus:
http://www.naturstrom.de/
Bislang lieferte E.ON mit einem Mix von 42% Kernkraft und 36% fossiler Energie.
In wenigen Tagen beziehen wir echten Öko-Strom zu einem akzeptablen Preis.
Wieder ein kleiner politischer Beitrag und einen Jubeltanz wert.
Hospes
Re: Politik
Anna - 26.05.2009, 18:43
Gratuliere, Hospes, zu diesem Schritt. Hier ist so etwas leider noch nicht möglich, es sei denn man sei sehr reich.
Wie schön, dass die Jungfern gerade zu Jubeltanz bereit waren!
Der Strom kommt von Sonne, Wasser, Wind, und Biomasse. Erklärst Du uns, was die Biomasse ist?
Lieben Gruß,
Anna.
Re: Politik
Hospes - 26.05.2009, 20:00Biomasse
Liebe Anna,
pflanzliche Abfälle, tierische Abfälle wie Gülle, auch speziell dafür angebaute Pflanzen (= Biomasse) werden vereinfacht gesprochen in einem großen Behälter mit Bakterien zusammengebracht. Die erzeugen beispielsweise Methangas (CH4).
Funktioniert wie im Rindermagen bei der Verdauung des gefressenen Grases.
Das Gas kann zum Heizen hergenommen werden oder in Motoren zur Erzeugung von Wärme und Strom.
Der übrigbleibende Rest ist geruchsloser und hervorragender Dünger.
hier wird die Biogasanlage in Herrmannsdorf gefüttert anlässlich der feierlichen Einweihung am 7. Februar 2007
Hospes
PS.: Sollte einem Menschen womöglich wegen Flatulenz etwas entfleuchen, es handelt sich auch um brennbare Gase.
Re: Politik
Anna - 20.06.2009, 16:34
Wir schauen (und Ihr sicher auch) mit Hoffnung und Bangen nach Teheran. Es steht wieder einmal der Wille des Volkes gegenüber der Brutalität der Machthaber. Einige der Bilder sind tief bewegend: die nächtlichen Rufe von Dach zu Dach: Gott ist groß!, oder die Menschenmenge, die sich beim Erscheinen der Polizei schweigend auf die Strasse setzt. Masn denkt an Gandhi und wünscht ihnen einen ähnlichen Durchbruch.
Von mir gelernte Lektion: ich werde nie wieder über Twitter und seine Tweets lächeln, sie haben sich hier als mehr denn wertvoll erwiesen.
Und unser Präsident zeigt wiedermal dass er klüger ist als sein Vorgänger.
Ich wünsche Euch ein gutes Wochenende.
Anna.
Re: Politik
Addi - 20.06.2009, 17:57
Auch mein Blick ging und geht mit Sorge nach Teheran. Bewegend, wie das Volk aufsteht, friedlich, im Angesicht der unberechenbaren Machthaber und der Fanatiker. Leider wird jetzt mit massiver Gewalt gegen das Volk vorgegangen. In den ersten Tagen nach der Wahl gab es ja noch allgemeine Zurückhaltung von ganz oben, so daß man doch leise hoffte, daß evtl. zugegeben werden würde, daß die Wahlen nicht ganz astrein abgelaufen sind, aber jetzt ist alle Hoffnung dahin. Hoffentlich sterben nicht noch mehr Menschen. Negativ beeindruckend war ja, wie beim Morgengebet hunderte von Gläubigen riefen "Tod Israel"!
Was ich nicht verstehe, daß Länder wie der Iran, Pakistan, Indien... im Besitz von Atomwaffen sind bzw. von atomwaffenfähigen Material.
Was genau ist eigentlich Twitter? Diese Entwicklung habe ich nicht so ganz mitbekommen. Ist das nicht so etwas wie ein Blog, wo man sein Onlinetagebuch schreibt?
Addi
Re: Politik
Anna - 21.06.2009, 01:38
Liebe Addi,
Twitter ist so ein Internet-Netzwerk wie Facebook oder MySpace. Über dieses Netz kann man kurze Mini-Blogs (Tweets)von höchstens 140 Zeichen verschicken an diejenigen, die sich beim jeweiligen Sender angemeldet haben. Man kann sie über den Komputer oder auch per SMS zugeschickt bekommen. Zum allergrössten Teil werden sie von Prominenten benützt, die ihre Verehrer jede Minuite wissen lassen, was sie gerade tun, essen, lesen, oder welche Farbe ihr neuer Nagellack hat. Etwas seriöser kann man z.B. eine Radiosendung "antweeten", um seine Meinung abzugeben. Aber im Moment kommen noch die meisten Nachrichten aus Teheran auf diese Weise nach draussen. Und die Regierung ist nicht so IT-pfiffig wie die jungen Leute und kann erst langsam auch diese Berichtsform unterdrücken.
Herzlichen Gruß,
Anna.
Re: Politik
Addi - 21.06.2009, 11:37
Danke für die Erklärung!
Kennt Ihr gute (deutschsprachige) Twitterseiten?
Addi
Re: Politik
Anna - 21.06.2009, 18:51
Liebe Addi,
http://dwitter.com/
Gruß,
Anna
Re: Politik
Anna - 04.07.2009, 21:34
Es ist so angenehm, dass wir den Geburtstag unseres Landes feiern können ohne uns vor dem Rest der Welt schämen zu müssen.
Also aus ganzem Herzen:
Happy Birthday, Amerika!
Anna :D
Re: Politik
Hospes - 05.07.2009, 09:43Independence Day
Liebe Anna,
ich habe gestern wegen dieses Tages an Dich gedacht.
Wie sagte Ronald Reagan:
Nicht Taten zählen, sondern Worte,
und Fakten spielen keine Rolle.
Gut, dass Eure Perspektiven nun deutlich besser sind.
Liebe Grüße über den Großen Teich!
Hospes
Re: Politik
Hospes - 13.11.2009, 22:02paw-print
Der ökologische Fußabdruck, besser der Pfotenabdruck, einer Katze ist laut Brenda und Robert Vale etwa so groß wie die Bilanz bei einem VW Golf.
Er beträgt 1500 Quadratmeter. (Süddeutsche Zeitung vom 11.11.09)
Der Vorteil der gezeigten Methode: Man spart zusätzlich den ökologischen Fußabdruck eines Staubsaugers.
PS.: Bastet & Sir Henry zeigten sich irritiert über den Artikel.
Re: Politik
Anna - 14.11.2009, 18:29
Lieber Hospes,
Die beiden sind offenbar von der Aussicht auf Wollmaus-Diät nicht begeistert. Kann ich verstehen. Die sind immer so trocken!
Immerhin haben sie nicht den SUV-Fußabdruck eines Hu.ndes
Beide Bilder sind ganz reizend.
Dir und Deinen beiden Vorgesetzten ein schönes Wochenende.
Anna.
Re: Politik
Addi - 04.02.2010, 19:38Afghanistan
Afghanistan
Wir haben hier zwei Mal die Woche, mmh, wie bezeichne ich es am besten, eine Art Zeitungs-AG. Bisher haben wir verschiedene aktuelle Tageszeitungen und Journale (Spiegel, Focus, Stern etc) gelesen und jeder hat dann nach ca. einer Stunde frei darüber gesprochen, was er gelesen hat. Jetzt haben wir, um es effektiver zu gestalten, uns auf zwei Themen geeinigt. Eines davon ist Afghanistan. Aus den Printmedien und dem Internet holen wir uns Informationen. Bei der Lektüre eines Artikels bin ich darauf gestossen, daß Theodor Fontane 1858 ein Gedicht geschrieben hat. Es bezieht sich zwar auf einen früheren Afghanistan-Krieg (seit ca. 200 Jahren gibt es dort Krieg, Einmarsch, Tod und Verderben und es ändert sich rein gar nichts!), aber ich finde, es hat an Aktualität nichts verloren.
Addi
Das Trauerspiel von Afghanistan
Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt,
Ein Reiter vor Dschellalabad hält,
„Wer da!“ – „„Ein britischer Reitersmann,
Bringe Botschaft aus Afghanistan.““
Afghanistan! er sprach es so matt;
Es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Commandant,
Hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.
Sie führen in’s steinerne Wachthaus ihn,
Sie setzen ihn nieder an den Kamin,
Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,
Er athmet hoch auf und dankt und spricht:
„Wir waren dreizehntausend Mann,
Von Cabul unser Zug begann,
Soldaten, Führer, Weib und Kind,
Erstarrt, erschlagen, verrathen sind.
„Zersprengt ist unser ganzes Heer,
Was lebt, irrt draußen in Nacht umher,
Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt,
Seht zu, ob den Rest ihr retten könnt.“
Sir Robert stieg auf den Festungswall,
Offiziere, Soldaten folgten ihm all’,
Sir Robert sprach: „Der Schnee fällt dicht,
Die uns suchen, sie können uns finden nicht.
„Sie irren wie Blinde und sind uns so nah,
So laßt sie’s hören, daß wir da,
Stimmt an ein Lied von Heimath und Haus,
Trompeter, blas’t in die Nacht hinaus!“
Da huben sie an und sie wurden’s nicht müd’,
Durch die Nacht hin klang es Lied um Lied,
Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,
Dann Hochlandslieder wie Klagegesang.
Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe rufen mag,
Sie bliesen – es kam die zweite Nacht,
Umsonst, daß ihr ruft, umsonst, daß ihr wacht.
Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan.
Re: Politik
Anna - 05.02.2010, 16:31
Merkwürdig, Addi! Ich bin vor ein paar Wochen zufällig auf dieses Gedicht gestoßen. Sehr bewegend! Und es wird einem deutlich bewusst, wie hoffnungslos ein Krieg dort ist.
Die beste Chance, glaube ich, war als die Taleban und Amerika die Russen dort loswurden. Aber Amerika hat diese Chance total verpasst. Wir hätten Schulen bauen sollen, Subventionen für legale Bodennutzung geben - aber man war wiedermal mit dem ersten Ergebnis zufrieden und dachte nicht weiter. Jetzt zahlen wir alle dafür.
Schönes Wochenende!
Anna.
Re: Politik
Hospes - 12.05.2011, 19:31Kretschmann
Man kann es schon als etwas Besonderes sehen: Der erste grüne Ministerpräsident.
... und die Welt ist trotz aller Warnungen bislang nicht untergegangen.
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