Die taurische Elfe

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    Re: Die taurische Elfe

    Findrell - 05.04.2009, 11:47

    Die taurische Elfe
    Eigentlich war sie spät dran, wie immer eigentlich, aber als ihr nun der warme Wind Mulgors ins Gesicht wehte, ritt sie unwillkürlich langsamer.
    Die Luft roch würzig, es hatte wohl vor kurzem geregnet, und Findrell konnte nicht anders, als zu dem kleinen See zu reiten, in dem sie als Kind schwimmen gelernt hatte, und dessen Wasser sie immer als flüssige Seide bezeichnet hatte. Und auch heute konnte sie der Versuchung nicht widerstehn, flugs hatte sie die Schuhe ausgezogen, setzte sich ans Ufer und plantschte mit den Füßen im warmen Wasser.

    Mulgore... es war ihre Heimat, irgendwie, und trotzdem gehörte sie nie wirklich hierher. Natürlich, es gab viele Erinnerungen an eine glückliche Kindheit, die sie hier verbringen durfte, und doch wurde ihr immer wieder und unmissverständlich klar gemacht, daß sie hier nur zu Gast sei.

    Findrells Mine verdüsterte sich, als sie an Uthara dachte... Uthara, eines der schönsten, taurischen Mädchen, die man je gesehn hatte, und dabei durchtrieben und linkisch wie man es bei einer Taurin niemals erwarten würde.
    Sie hatte diesen dämlichen, aber doch gemeinen Spruch damals erfunden, den sämtliche Kinder immer mit Begeisterung riefen, jedesmal, wenn sie Findrell sahen:
    „Kein Horn und auch kein Fell, zwergenklein, so ist Findrell“.
    Nein, daran wollte sie noch nicht einmal mehr denken. Zu schmerzlich war die Erinnerung daran, daß Forbor, hoffnungslos verknallt, damals gelacht hatte und mit dieser Uthara Arm in Arm davon gezogen war.

    Das war der Tag, an dem Findrell das Fluchen entdeckt hatte. Sie musste leise kichern, als sie sich die erschrockenen Gesichter von Forbor und Uthara ins Gedächtnis rief.
    Allerdings hatte das Folgen: ihre Eltern waren überhaupt nicht begeistert gewesen... von allen magischen Künsten hatte sich ihr Ziehkind ausgerechnet einer zerstörerischen Hexenkunst verschrieben.
    Die erste Zeit durfte Findrell überhaupt keine Magie mehr anwenden, dann wollten sie sie dazu bewegen, ihre Aufmerksamkeit auf das Heilen von Lebewesen zu lenken, aber irgendwann mussten sie es einsehen: das, was Findrell konnte, war nun mal das Fluchen.

    Und dann kam eines Tages Tante Sarthé zu Besuch.
    Findrell hatte zuvor noch nicht viele ihrer Art gesehn, und diese zwar wunderschöne, doch unglaublich hartherzige Blutelfe hatte ihr vom ersten Moment an ein unbehagliches Gefühl gegeben.
    Die Art, wie sie sie mit ihren kalten Augen ansah, der scharfe Zug um ihren Mund - selbst jetzt, nach so vielen Jahren, war Findrell unbehaglich zumute, als sie an die Tante dachte.
    Doch sie war die Schwester ihres Vaters, ja ihres richtigen Vaters, jedoch als Findrell einmal gewagt hatte, sie nach ihm zu fragen, wurde sie regelrecht angefaucht, sie solle nicht so ein selbstsüchtiges, neugieriges, widerwärtiges Ding sein, ihr Vater hätte schließlich Gründe, sie über seine Existenz im Unklaren zu lassen. Sie solle nie wieder wagen, danach zu fragen...
    Findrell war damals verzweifelt zum See gelaufen, die Tränen, die sie an diesem Tag vergossen hatte, waren die bittersten ihres jungen Lebens gewesen.

    Und doch empfand Findrell jedes Mal wieder Erleichterung, wenn Tante Sarthé für einige Tage kam, um ihr die Regeln elfischen Zusammenlebens, die Findrell nebenbei bemerkt so schnell vergaß, wie sie sie gehört hatte, und den Umgang mit arkanen Mächten beizubringen.
    Denn jedes einzelne Mal, wenn die Tante kam, brachte sie ihr ein Geschenk: Einen glänzenden Kristall, dessen pulsierendes Leuchten Findrell jedesmal aufs Neue faszinierte. Von dem Moment an, da sie den ersten in der Hand hielt, trug sie stets einen der Kristalle bei sich, sie waren ihr fast schon wichtiger als Mork, die kleine grüne Orcpuppe, die ihre wahre Mutter einst für sie genäht hatte, damit sie sie ewig beschützte.

    Auch heute noch hatte Findrell immer einen kleinen pulsierenden Kristall in der Tasche, sie mochte nicht darüber nachdenken wieso das so war, sie hatte ihn am Tag der Aufbruchs eben einfach mitgenommen.

    Der Tag des Aufbruchs... ja das war spannend gewesen. Ihr geliebter taurischer Bruder Forbor, den sie schon immer Fopsi genannt hatte, hatte sich bereit erklärt, sie nach Silbermond zu begleiten, damit sie dort ihr Studium der Hexenkunst aufnehmen konnte. Alleine hätten sie die Eltern niemals ziehen lassen.

    Das war noch so eine Sache, die sie nicht verstand: Forbor war sogar noch etwas jünger als sie, und trotzdem wurde er schon längst wie ein erwachsener Mann behandelt, während man in ihr noch immer das Kind sah. Ja gewiss, es gibt da wohl einen unterschiedlichen Reifungsprozess bei Tauren und Elfen, aber sie hatten von Kindheit an alles gemeinsam gelernt und erfahren.

    Inzwischen hatte sie ihren Fopsi beim Fortschritt der Ausbildung längst überholt, und doch ermahnte ihre Mutter Forbor stets, hübsch fein auf seine kleine Schwester aufzupassen.

    Traurig sah Findrell auf das Wasser und rieb sich die schmerzenden Beine.
    Sie waren, wie der Rest ihres Körpers mit blauen Flecken übersät. Daran war nur dieser hinterhältige Goblin schuld. Er hatte „Kleines“ zu ihr gesagt, und sie solle lieber „schnell heim zu Mami“ laufen. Wieder einer, der sie offensichtlich noch für ein kleines Mädchen hielt.
    Und so war sie voll grimmiger Wut in diese Arena gesprungen, wo der größte Bär, den sie jemals gesehn hatte, nur darauf wartete sie zu verprügeln, daß ihr hören und sehen verging.
    Und um die Peinlichkeit perfekt zu machen, das ganze unter den johlenden Rufen einer Truppe betrunkener Orc-Soldaten, die sich auf den Zuschauerbänken lümmelten.

    Findrell rupfte frustriert ein paar Grashalme aus, warf sie ins Wasser und sah zu, wie sie dahintrieben. Mutter wartete wahrscheinlich schon ungeduldig mit dem Essen. Sicher gab es Käseauflauf... Findrell liebte Käseauflauf, nichts auf der Welt schmeckte besser... halt, doch, eine Sache gab es, die sie noch lieber mochte, Schokoladenkuchen!

    Sie wusste noch sehr genau, wann sie ihr erstes Stück von diesem Kuchen gegessen hatte: Es war hier in Mulgore, noch gar nicht allzu lange her:
    Sie waren unterwegs gewesen, um einen schnelleren Kodo für Forbor zu besorgen, als sie auf eine muntere Truppe stießen, die gemütlich am Lagerfeuer zusammensaß und ihre Angelerfolge feierte.

    Findrell schmunzelte, als sie daran dachte, wie schüchtern sie damals war, was für Überwindung es sie beide gekostet hatte, das fröhliche Grüppchen anzusprechen. Doch sie hatten es getan und heute zählten diese Leute, die ihr damals ihr erstes Stück Schokoladenkuchen angeboten hatten, das nebenbei himmlisch schmeckte, zu ihren engsten Freunden, denen sie wahrhaftig viel zu verdanken hatte.

    Sie hatten sie aufgenommen, ihr Vertrauen und Freundschaft geschenkt. Aber was das wichtigste war, sie hatte dort den Mann gefunden, den sie sich als Gefährten für ihr ganzes Leben wünschte.
    Er konnte ihr geben, wonach sie sich so sehr sehnte: ein Zuhause.

    Schon als sie ihn das erste Mal sah, war es völlig um sie geschehn, doch es war ein harter, schwerer Kampf gewesen, den sie um ihre Liebe führen musste, und mehr als einmal hatte sie gelitten wie ein geprügelter Hund. Natürlich hätte sie ihm das niemals zeigen wollen, sie wollte stark sein, auch in Zeiten, in denen er es nicht sein konnte. Aber sie hatte nicht aufgegeben, niemals wollte sie etwas mehr, als diesen Mann.

    Findrells Blick verlor sich verklärt in der Ferne, als sie an die Arme dachte, die sie nun jede Nacht hielten und wärmten, an den süßen Duft des vertrauten Körpers und die sanfte,warme Stimme, die sie immer so liebevoll „Finchen“ nannte...

    „FINDRELL!!!!“
    Sie fuhr erschrocken zusammen, als ihr Name schrill über die Ebene herüberwehte. Es war ganz klar die Stimme ihrer Mutter, die sie da vernahm, und die Panik darin rührte wohl von einem ziemlich verbrannten Käseauflauf her.
    Grinsend sprang Findrell auf Koku, den heißgeliebten Talbuk, und ritt über die Wiese um ihren Eltern endlich den gewünschten Besuch abzustatten.



    Re: Die taurische Elfe

    Findrell - 09.04.2009, 13:47


    Die Tante war tot.

    Erst gestern hatte Findrell den Brief erhalten, in dem ihre taurische Mutter ihr von einer seltsamen Erkrankung der Tante berichtete.

    Leider hatte sich Findrell viel zu viel Zeit mit ihrer Reise nach Silbermond gelassen, denn jetzt stand sie in dem kleinen Raum, den ihre Tante bis zuletzt bewohnt hatte, und musste der Tatsache ins Auge sehen, daß sie zu spät gekommen war.

    Auf der Straße hatte sie munkeln hören, die Tante hätte Gift genommen, aber wohl zu wenig, als daß es ihr einen sanften Tod beschert hätte, vielmehr hätte sie ein inneres Feuer qualvoll verbrannt.

    Die Plünderer waren schon dagewesen, nicht ein Buch, ein Teller war noch da.
    Sie hatte niemandem gesagt, daß sie die Nichte war, die Tante hatte ihr schon während der kurzen Zeit der Ausbildung in Silbermond verboten, es jemals zu erwähnen.
    Nun meinte sie auch zu wissen, warum: es schien so, als wäre die Tante nicht sonderlich beliebt gewesen, ja offensichtlich wurde sie eher von allen gemieden. Den Grund dafür wollte Findrell gar nicht mehr wissen.

    Seufzend ließ sie sich aufs Bett fallen, und starrte in den Himmel aus lila Seide, der darüber hing.
    Die Tante war die einzige, die wusste, wo ihre Eltern waren. Die einzige, die die Umstände kannte, unter denen Findrell weggegeben wurde. Nun, da sie tot war, hatte Findrell keine Hoffnung mehr, jemals wieder etwas darüber zu erfahren. Schnell wischte sie sich über die Augen, als diese sich mit Tränen füllten.

    Da raschelte doch etwas...
    Findrell setzte sich auf. Ja da raschelte tatsächlich etwas, immer wenn sie sich bewegte.
    Suchend wanderte ihr Blick über das Bett. Da war doch nichts... halt doch:

    Ganz hinten, zwischen Matratze und Wand steckte ein Stück Papier. Es war achtlos hineingestopft, wie ein Taschentuch, daß man des Nachts benutzte und es dann am nächsten Morgen vergaß.

    Aber das hier war kein Taschentuch, es war ein dünnes Pergament, und jemand hatte es mit krakeliger Schrift beschrieben.

    Sorgfältig strich Findrell das Papier glatt und begann zu lesen:


    Liebste Schwester,

    es tut mir unendlich leid, Dir die schlimme Nachricht nicht persönlich
    überbringen zu können.

    Heute Nacht ist Savoron gefallen.
    Er und Midora waren unterwegs auf Patroullie vor der Festung, als sie
    wohl in einen Hinterhalt gerieten. Wie die Meuchelmörder hatten sich
    die Feinde, leider wissen wir noch nicht, wer es war, angeschlichen,
    und sie kaltblütig von hinten ermordet.

    Ich kann meine Trauer nicht in Worte fassen, die Verzweiflung zerfrisst
    mich regelrecht: Dein Mann und meine Frau... in einem einzigen kurzen
    Moment wurde unser beider einzigstes Glück zerstört.

    Geliebte Schwester, ich schwöre dir hiermit, daß ich ihren Tod rächen
    werde, ich werde die Mörder finden, und an Ihnen, den Schmerz den wir
    jetzt fühlen, tausendmal vergelten. Und das sei das letzte, was ich auf
    dieser Welt noch vollbringen werde.

    Ich bitte dich auch in dieser schlimmen Stunde weiterhin auf mein kleines
    Mädchen zu achten. Gib ihr, was wir ihr niemals geben konnten, und
    berichte ihr eines Tages, wenn Prinz Kael`Thas zurückkehrt, von ihren
    ruhmreichen Eltern.

    Dein dich liebender
    Fanon


    Findrells Finger begannen heftig zu zittern, irgendetwas schnürte ihr die Kehle ab, so daß sie keine Luft mehr bekam, und vor ihren Augen begannen flimmernde Punkte zu tanzen.

    Heftig rang sie nach Atem und als es ihr endlich gelang, warf sie sich schluchzend in die Kissen.

    In ihrem Kopf drehte sich alles, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Sie musste hier weg, sofort!

    Als sie aufsprang, wurde ihr für einen Moment schwarz vor den Augen, sie hielt sich am Bettpfosten fest, presste das Pergament eng an ihre Brust und stolperte, so schnell sie konnte nach draußen.



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