Männer- Frauenliteratur?

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    Re: Männer- Frauenliteratur?

    musika - 28.05.2006, 10:55

    Männer- Frauenliteratur?
    Hallo,

    Nach dem Thema "Frauenliebe und Leben" stellt sich für mich die Frage,
    gibt es reine Männer- Frauenliteratur? :?: :?: :?:

    Winterreise wurde ja schon von verschiedenen Sängerinnen gesungen, Fassbänder, Ludwig usw. umgekehrt habe ich allerdings noch nichts gehört.

    Liebe Grüsse



    Re: Männer- Frauenliteratur?

    Steven Grlscz - 28.05.2006, 11:28


    Zur Info und ohne eigenen Kommentar: der Bariton Matthias Görne hat jüngst sowohl Frauenliebe und Leben als auch Wagners Wesendonck-Lieder öffentlich gesungen.

    Zitat: [...] Undeterred by the naysayers, Mr. Goerne is now preparing a strike into the very heart of women's repertory: Robert Schumann's "Frauenliebe und -leben," settings of poems by Adelbert von Chamisso, describing "woman's love, woman's life" in eight first-person vignettes.

    "I decided to sing 'Frauenliebe und -leben,' " Mr. Goerne said, "because it's wonderful material and because women don't want to sing it anymore." The fault lies not in Schumann but in Chamisso, whose hero-worshiping, self-abnegating tone offends postfeminist sensibilities.

    Eventually, Mr. Goerne hopes to couple "Frauenliebe" and the "Wesendonck Lieder" on a single CD. "I can't imagine that a big label will be interested," he said. Meanwhile, he is programming "Frauenliebe" in London and Paris, where he finds audiences most receptive to artistic adventure.

    Performances of the Schumann may be less sparse in New York than in other places. In the last 10 years, Lincoln Center and Carnegie Hall have presented a combined total of 9 performances of "Frauenliebe und -leben," 6 of "Die Schöne Müllerin" and 15 of "Winterreise."

    Curiously enough, sexual politics may not be much of a factor here. Consider the American mezzo-soprano Susan Graham, who might well be expected to have sung "Frauenliebe," but never has. "Partly it's just that I've been concentrating on other things, like my French repertoire," she said recently at Zankel Hall. "And partly I always think that lots of other people are singing it, but I guess maybe that isn't true."

    Ms. Graham was attending a recital by the English baritone Christopher Maltman, whose program that night included Schumann's gothic ballad "Die Löwenbraut" ("The Lion's Bride"). Written to another Chamisso text, it revolves around another paragon of selfless womanly devotion, who speaks at length in her own voice. Maybe the man who can put across her heartfelt lines with the necessary empathy (Mr. Goerne sings the song, too) is already halfway there to singing "Frauenliebe."

    Mr. Maltman disagrees. "I feel instinctively that a song in which a female character speaks is fundamentally different from a cycle which expresses solely the point of view and desires of a woman," he said after his recital. "I personally would have difficulty taking on 'Frauenliebe.' "

    Mr. Goerne, with his shaved head and portly frame seems an unlikely candidate for some gender-bending, transgressive performance-art caprice. But thinking of "Frauenliebe" in dramatic terms, it takes no huge leap to envision a semistaged presentation involving, perhaps, a locked desk drawer and a diary. Some anonymous male - the diarist's brother, say, or her grandson - might discover the secret writings, begin to read and be drawn inexorably into the woman's undiscovered inner world.

    Without resort to theatrical trappings, Mr. Goerne seems to be making just the mental adjustments an actor would.

    "What's behind 'Frauenliebe' is timeless and wonderful," he said. "Unconditional devotion, without mental reserve. Chamisso and Schumann, who wrote 'Frauenliebe,' were men, too, after all. They were able to imagine.

    "To express what they found, I don't have to pretend to be someone I'm not. I have to learn to play a stranger from within myself, to discover or awaken aspects of my personality I've never known, to let those powers take over. Once, at the opera house, in a production of 'Wozzeck,' that almost happened for me. But not quite. What I want in my work is to get to places where I've never been." nytimes.com - 6.Dez. 2005

    Den kompletten Artikel gibt es hier: http://www.nytimes.com/2005/11/06/arts/music/06gure.html?ei=5090&en=4b52e859847be0d0&ex=1288933200&partner=rssuserland&emc=rss&pagewanted=print



    Re: Männer- Frauenliteratur?

    Rolando - 28.05.2006, 11:38


    Hallo Musikavokale,

    es ist schon gewöhnungsbedürftig die "Winterreise" von einer Sängerin zu hören. War / ist es doch bisher eine sog. "Männerliteratur" gewesen.

    Sicher wird es immer Literatur geben, die wirklich n u r den Sängerinnen oder den Sängern gehört. Ich möchte in diesen Fällen auch nicht in dem Bereich ( Lied ) wildern gehen, schließlich haben sich die jeweiligen Komponisten und Textdichter dabei etwas gedacht, der nicht mir als Sänger ausdrücklich zugeschrieben wurde.

    Im Bereich der Oper sollte auch keine Sängerin auf die Idee kommen, Arien zu singen die nicht ausdrücklich ihr zugeschrieben wurden (ausgenommen FLEDERMAUS oder ROSENKAVALIER und Literatur der sog. "Alten Musik"), das gilt aber auch für uns Sänger.

    Im kirchlichen Bereich sehe ich keine Grenzen, solange es sich hierbei nicht um Arien aus geschlossenen Oratorien oder Messen handelt. Hier gibt es ja nun eine Fülle an Literatur die sowohl von den Sängerinnen als auch Sängern gesungen werden kann.

    Ich meine schon, daß man darauf achten sollte, was man sich erarbeitet.
    Es wäre schon befremdlich, würde man aus einer original "Liebsten" einen "Liebster" und umgekehrt machen. Da würde bei mir der Spaß auch aufhören.

    :hearts: Rolando



    Re: Männer- Frauenliteratur?

    Anonymous - 28.05.2006, 11:47


    Meines Wissens hat noch kein Sänger gewagt, Schumanns Frauenzyklus zu interpretieren. Vor Jahren fragte mich ein schwuler Kollege, ob er diesen Zyklus singen könne. Ich habe ihm damals abgeraten, weil es ja schließlich auch um Mutterfreuden geht......
    An die Schöne Müllerin wiederum wird sich schwerlich eine Sängerin heran wagen, weil eine Story erzählt wird, mit deutlicher Zuordnung männlich / weiblich. Diese Story gibt es in der Winterreise nicht bzw. nur sehr vordergründig, was eine schlüssige Interpretation durch Sängerinnen durchaus zulässt. Besonders eindrucksvoll ist dies m. E. Mitsuko Shirai gelungen, deren quasi androgyne Stimmfärbung eine Deutung in beide Richtungen erlaubt.
    Die Schöne Magelone von Brahms und die Dichterliebe von Schumann wiederum vertragen die Aufteilung zwischen Sängerin und Sänger im Wechsel sehr gut, was ich häufig erfolgreich ausprobieren durfte.
    Mahlers zwei Zyklen ( Lieder eines fahrenden Gesellen, Kindertotenlieder ) sind sowohl bei ihr als auch bei ihm bestens aufgehoben, vorzugsweise allerdings ersterer beim Sänger, der andere bei einer Sängerin ( meint jedenfalls musikavokale ).
    Ciao. Gioachino



    Re: Männer- Frauenliteratur?

    Anonymous - 28.05.2006, 11:54


    Nachdem ich meinen Beitrag abgeschlossen hatte, bin ich auf Stevens interessanten Hinweis gestoßen. Nun ja, auch ich enthalte mich jeglichen Kommentars ! :schlaumeier:
    Ciao. Gioachino



    Re: Männer- Frauenliteratur?

    Silje - 28.05.2006, 12:44


    Barbara Bonney hat u.a. auch schon die Dichterliebe in einem KOnzert gesungen. Ich finde da überhaupt nichts dabei. Warum sollte Musik geschlechtsgebunden sein ? Es hörte sich einfach wunderbar an. Gut, es mag sein, daß der Text nur von einem Mann gesungen wirklich Sinn macht, aber die Melodie ist frei von jeglicher Zuteilung, und ich könnte mir denken, daß viele Sänger/Sängerinnen Frauen-bzw. Dicherliebe gerade auch wegen der wunderschönen Melodie singen.

    Silje



    Re: Männer- Frauenliteratur?

    manne - 01.10.2007, 00:28


    Hallo Zusammen,

    bin ja noch ganz neu hier im Forum und gerade dabei die Beiträge ein wenig zu lesen und kam jetzt auf dieses -für mich spannende Thema:

    bin ja wirklich kein Profi; aber bei den gelesenen Beiträgen kam mir so spontan der Gedanke:

    wenn es den jeweiligen Sängern gelänge, die Werke erzählerisch zu gestalten, müsste es doch möglich sein, dass das Geschlecht des Sängers dabei keine Rolle spielt.....

    ist zunächst mal nur so ein Gedanke, denn im Beispiel Winterreise von Schubert haben ja Frauen bereits erfolgreich gesungen......

    Auch sah ich vor langer Zeit mal einen Film über eine Meisterklasse mit Fassbänder, die einem Ihrer Schüler das singende Erzählen vermitteln wollte....

    spannend, spannend!



    Re: Männer- Frauenliteratur?

    Silje - 01.10.2007, 07:28


    Hallo Manne,

    ja, ich finde dieses Thema auch immer wieder interessant und frage mich, warum man unbedingt an Konventionen festhalten sollte ? Ich selbst finde z.Bsp. die Dichterliebe wunderschön und würde sie auch gerne mal singen (öffentlich). Zuhause "im Stübchen" habe ich die Lieder natürlich z.Teil schon gesungen.
    Ich denke, daß es sich bei diesen Werken ..Dichterliebe, Frauenliebe, Winterreise um Kunstwerke handelt, die für sich stehen und unabhängig davon gesehen werden sollten, wer sie singt(also ob Mann oder Frau). Und ich denke, daß es auf jeden Fall möglich ist, die Stücke so zu interpretieren und überzeugend rüberzubringen, daß das Geschlecht keine Rolle spielt.
    Klar werden Kritiker sagen, daß das von Schubert oder Schumann ja nun explizit so geschrieben wurde, also für Mann oder Frau.
    So wird es wahrscheinlich immer als Experiment angesehen werden. Nach dem Motto: " Er/Sie wollte eben mal was neues ausprobieren und aus den Konventionen ausbrechen."
    Vor 2 Jahren habe ich B.Bonney in einem Konzert die Dicherliebe singen hören. Mich hat es überzeugt. :dafür:


    Gruß

    Silje



    Re: Männer- Frauenliteratur?

    musika - 01.10.2007, 11:49


    Hallo manne,

    ich habe vor langer Zeit auch mal gedacht, dass die Kindertotenlieder nur von einer Frauenstimme gesungen werden kann/soll. Bis dato hatte ich nichts anderes gehört. Doch es kommt auch auf den Sänger an, kann er es so rüberbringen, dass es das Herz berührt? Warum eigentlich nicht. Was hat der Komponist sich dabei gedacht es nur für ein Geschlecht zu komponieren? Lag es an der Zeit?

    Es ist doch ähnlich in der Kirchenmusik, die Lieder durften früher nie vom weiblichen Geschlecht gesungen werden in der Kirche, heute ist es selbstverständlich und überliefert.

    Singe was zu Herzen geht.

    Liebe Grüsse



    Re: Männer- Frauenliteratur?

    manne - 01.10.2007, 22:39


    Hallo Musica,

    auch ich denke, dass es einem die künstlerische Freiheut heutzutage gestatten müsste, entsprechende Literatur geschlechtsunabhängig zu interpretieren......ich kann mangels eigener Erfahrung in der Musikszene da aber nicht so richtig mitreden.......ich bin der Meinung, dass wenn ein Stück wirklich kunstvoll dargeboten wird, sollte das Geschlecht der Künstlers keinerlei Rolle spielen.

    Ich habe z. B. eine recht schöne Aufnahme von der

    Die schöne Müllerin von Lotte Lehmann,

    die mir ausgesprochen gut gefällt. Als ich sie das erste mal hörte, machte ich mir dazu gar keine Gedanken in Bezug auf Frau oder Mann.....ich fand und finde sie einfach nur klasse!

    Schönen Abend!



    Re: Männer- Frauenliteratur?

    rugero - 01.10.2007, 23:14


    Hallo,
    ich sehe solche Werke auch nicht personifiziert. Ich sehe den/die Sänger/Sängerin als Erzähler an. Ich habe mir vor kurzem die Winterreise-CD mit Christine Schäfer (Sopran) gekauft.
    Nach den ganzen "Fischer-Dieskaus", denn viele junge und alte Baritone sehen sich in der Nachfolge und oder als Bewunderer, tut es gut mal andere Farben und Stimmungen zu erleben und vieleicht auch mal die Perspektive oder Empfindung und Nachempfindung einer Frau in der Darbietung zu spüren.
    Auch beim Erlkönig, bei dem der Vater die Rolle des Verweifelten und Hilfesuchenden spielt, ist es doch im Leben oft die Mutter, die diese Rolle übernimmt, die bis zuletzt beim Kind ist. Aber auch das ist wohl wieder nur ein Rollenklischee.

    LG rugero



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