Frauenlieb- und leben

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    Re: Frauenlieb- und leben

    Anonymous - 26.05.2006, 12:23


    Abgesehen davon, dass ich Emmys Post(wie so oft! :hearts: ) nur unterstreichen kann und das ja auch oben schon deutlich gemacht habe, noch etwas zu den umstrittenen romantischen Lied-Texten.
    Kann mir mal bitte jemand erklären, was der Unterschied zu heutigen Schlager/Poptexten sein soll?????? Ausser dass viele der Schumann/Schubert-Dichter(Goethe, Heine, Eichendorff etc) sprachlich dann doch etwas mehr auf dem Kasten hatten.....
    Ich wüsste nicht, warum ich als moderne Frau nicht singen kann: "Seit ich ihn gesehen, glaub ich blind zu sein. Was ist das Anderes als z.B. "Only you can make my darkness bright"????????
    Und wenn sich eine emanzipierte Lady vielleicht daran stösst zu singen "Er, der Herrlichste von Allen" dann frage ich mal ganz provokant und dreist: war sie noch nie so verliebt, dass sie das nicht wirklich aus voller Seele fühlte????
    Und der Liederkreis 39 von Schumann oder die Goethe-Lieder von Schubert-was kann man denn da heute nicht mehr singen?
    Ist ein Text Z.B. aus dem Phantom der Oper wie"Think of me" etwa intelligenter oder zeitgemässer?
    Für mich mitnichten, ich finde diese Art von plattem sprachlichem Kitsch noch viel schlimmer über die Lippen zu bringen, zumal in deutscher Übersetzung, als wenn das wenigstens noch mit Metaphern und Naturblidern dichterisch überhöht wird, so wie etwa bei Eichendorff; oder ironisiert wie bei Heine.
    Ich stelle mich absolut schamlos hin und singe "Er der Herrlichste von allen" und fühle mich dabei kein bisschen unemanzipiert oder unmodern.
    Im Gegenteil! Solche Gefühle waren zu allen Zeiten da und werden es hoffentlich immer bleiben und wie sie nun auch immer verpackt sind, die Musik gib t ihnen ienfach eine ewigeWahrheit und Würde.
    Wenn ich an die Schlagertexte meiner Jugend denke "Er gehôrt zu mir, wie mein Name an der Tür" oder sowas, also bitte!
    Wer singt 'I will always love you" kann ebensogut singen "Du meine Seele, du mein Herz". Wo ist da der Unterschied?????? :d_neinnein:
    Liebe Grûsse
    Cantilene :hearts:



    Re: Frauenlieb- und leben

    Anonymous - 26.05.2006, 12:38


    Liebe canti- keiner behauptet, dass die modernen Poptexte besser sind.

    Aber was Frauenliebe und -leben angeht, muss ich energisch widersprechen. Es geht überhaupt nicht um einzelne Zeilen, sondern um die Intention des Ganzen. Der anbetungswürdige Mann hat die unwürdige Frau erwählt, sie kann es gar nicht fassen, warum er sich ausgerechnet sie kleine Magd aussucht, sie hat gar nicht mehr gewagt zu hoffen, dass endlich jemand sie heiratet, ihm Kinder schenken als höchstes Glück usw. usw. Um meinen GL zu zitieren: "Männer schreiben was sie denken, wie Frauen fühlen". Sorry - ich habe ein Problem damit.
    :d_neinnein:
    LG
    mezzo



    Re: Frauenlieb- und leben

    EmmyNoether - 26.05.2006, 13:10


    cantilene hat folgendes geschrieben:
    Ich wüsste nicht, warum ich als moderne Frau nicht singen kann: "Seit ich ihn gesehen, glaub ich blind zu sein. Was ist das Anderes als z.B. "Only you can make my darkness bright"????????
    Und wenn sich eine emanzipierte Lady vielleicht daran stösst zu singen "Er, der Herrlichste von Allen" dann frage ich mal ganz provokant und dreist: war sie noch nie so verliebt, dass sie das nicht wirklich aus voller Seele fühlte????


    Oh cantilene, Du Tochter vom Rhein, Du Verwandte meiner Seele!
    Du sprichst mir aus dem Herzen, fast denke ich, ich lese meine eigene Rede, gehalten vor meinen je nach Temperament kichernden oder augenrollenden Mitsängern.

    Ich meine, wenn man bereit ist, sich in die Texte der Romantik hereinzudenken und dem nachzuspüren, welche Gefühle damit gemeint sind, kann man sie sehr gut verstehen, auch wenn man heute all das anders ausdrücken würde. Kann man es heute eigentlich noch ausdrücken, oder fehlt vielen das Ausdrucksvermögen dafür? An den Gefühlen jedenfalls hat sich wenig geändert, vermute ich.

    Wer war noch nie verliebt?
    Wer kennt nicht das Glück der Umarmung, des Kusses? Das Sehnen?
    Wer war noch nie unglücklich verliebt?
    Wer ist noch nie verlassen worden? War noch nie verzweifelt?
    Wer hat nie getrauert? Gelitten?
    Wer hat nie begehrt?

    Ich habe kürzlich im Chor die Liebesliederwalzer gesungen.
    Diese Texte sind zunächst für mich durchaus schnulzig und ich halte sie nicht für Perlen der Lyrik.
    Aber: im Laufe der Probenarbeit ist man gezwungen, sich immer wieder die Texte zu Gemüte zu führen. Ich habe schließlich jeden einzelnen verstehen und schließlich aus dem Herzen heraus singen können. Ohne ironischen Abstand. Im Ton der Romantik natürlich.
    Ein Beispiel.
    Ein Brüller im Chor war u.a.: "Ein dunkeler Schacht ist Liebe, ein gar zu gefährlicher Bronnen. Da fiel ich hinein ich Armer, kann weder hören noch sehn, nur denken an meine Wonnen, nur stöhnen in meinem Weh'n."
    Hat sich nicht jeder einmal in irgendeine Liebe verstrickt, hat nicht jeder einmal im Liebesschmerz gestöhnt? (Bitte keine dummen Bemerkungen jetzt...)

    So. Ich bin schon fertig, bzw. ich breche ab. Mitteilung interruptus. Oder so.

    Gruß v. Emmy



    Re: Frauenlieb- und leben

    Anonymous - 26.05.2006, 14:13


    LieBe Emmy, viellicht sind wir die Inkarnation von Woglinde und Wellgunde und müssen nur noch unsere Flosshilde finden???? :love:

    Liebe Mezzo, ich verstehe Deine Einwände gegen Adalbert von Chamissos Frauenblid durchaus, und das was Du schreibst,kann man tatsächlich so interpretieren.
    Aber man kann es eben auch ganz anders interpretieren und im Zusammenhang mit der Musik erlaube ich mir als Frau des 21.JH das nicht so zu interpretieren, wie es manche Männer vor 200 jahren vielleicht verstanden haben mögen. :d_neinnein:
    Wer könnte denn heute noch einen Bibeltext interpetieren, wenn nur das gelten dürfte, was vor 2000 Jahren gesellschaftliche Realität war: z.B. das Weib schweige in der Kirche usw.....
    Nein, ich gehe an "Frauenliebe- und leben " anders heran.
    Eine Frau kann es nicht fassen,dass ausgerechnet DIESER tolle Mann sie seiner Liebe für wert gefunden hat. Ja, das kann ich total nachvollziehen.!Sie ist überglûcklich und macht eine völlig neue überwältigende Gefühlserfahrung Sie überhöht den Mann, so wie das weiterhin sehr viele Frauen mit ihrem Prince Charming nach wie vor tun-in allen Musicals, Pop-Hits und Schlagern dieses und vorhergehender Jahrhunderte.
    Damals wurde gleich geheiratet, ok, das ist heute anders.
    Der Ring am Finger ist das Symbol der Liebe, heute vielleicht die erste gemeinsame Wohnung. Ein Kind ist nach wie vor ein Wunder. Und wenn diese Frau das als noch grösseres Wunder als die Liebe selbst erlebt, mag das vielleicht ein "Mutterbild" heraufbeschwören, dass in diesem Land eher unheilverkündend war, aber dennoch kann das von vielen Frauen auch heute noch so empfunden werden.
    Aus meiner Erfahrung mit Menschen in Extrem-Situationen weiss ich, dass es für Frauen oft schwerer ist, ein Kind zu verlieren als den Mann, für Männer eher Umgekehrt: der Verlust der Frau ist schwerer zu verkraften;(meistens , nicht immer!)
    Dann der Tod des Partners: dass das eine Katastrophe ist, wird wohl auch heute nicht anders sein. Und im Ganzen die Musik ist für mich ohnehin völlig zeitlos und bar jeder Abwertung der Frau. :d_neinnein:
    Das mit der "niedern Magd" ist zugegenermassen schwer verdaulich. :roll: Aber wenn man so richtig frisch in der Liebe schwelgt-also ich kann mir auch das letztlich vorstellen, wenn auch mit anderen Worten.
    Schliesslich spricht da keine Frau nach 20 Jahren Ehe, die ihren mann schon schnarchend und dreckige Socken in der wohnung verteilend kennt;-) , sondern eine jung Verliebte und warum soll das dann nicht so klingen?
    Unsere Töchter mit 15 oder 17 Jahren flippen heute noch genauso aus "Mama, Mama, glaubst du DEr TOLLE TYP will wirklich mich? Was soll ich dem bloss sagen? ich mache mich doch lächerlich....."
    Ja, im 21 JH, sie sagt zwar nicht "niedre Magd" aber hat ein ähnliches Gefühl dahinter.
    So, jetzt aber genug der Veteidigungsrede, ich mache jetzt wie emmy eine "Sermonus interruptus" denn sonst kommst Du, liebe Mezzo noch auf falsche Ideen! :lol:
    Ich will natürlich mit gleichem Recht und gleicher Erwartung hören, dass dieser Herrlichste von allen singt:
    SIE , DIE Herrlichste von allen.... darf mich niedern Knecht nicht kennen..... usw.... ;-) Abr all das haben die Troubadoure ja auch schon getan und das ist sogar schon 700 Jahre her...... manche dinge sterben eben-gottseidank!!!!-nie aus!
    Lieben Gruss
    Canti :hearts:



    Re: Frauenlieb- und leben

    Anonymous - 26.05.2006, 15:47


    Hundert Prozent d´accord, liebe cantilene !
    Die Diskussion um diesen Zyklus hatten wir ja schon vor längerer Zeit anderenorts. Nicht nur Schumann sondern auch Carl Loewe hat Chamissos Gedichte vertont, und zwar k o m p l e t t. Das erschütternde 9. Gedicht heißt " Traum der eignen Tage ", in dem die inzwischen alte Frau ihrem Enkel in einer persönlichen Rückschau berichtet ( Google : Chamisso+Traum der eignen Tage ). Es lohnt sich übrigens durchaus, in einem Konzert beide Kompositionen einander gegenüber zu stellen : Hochromantik pur !
    Ciao. Gioachino :dafür:



    Re: Frauenlieb- und leben

    Anonymous - 26.05.2006, 15:57


    Liebe canti - zum Glück findet jeder seine eigene Interpretation :love: - Deine Begeisterung finde ich aber auch bei gegenteiliger Meinung bewundernswert.

    @emmy: In den Liebesliederwalzern ist meiner Meinung nach viel "Handfestes" blumigst umschrieben. Ich kenne Sängerinnen, die massive Probleme mit den Texten haben.

    Um nochmal aufs Thema zu kommen:
    Ohne CD hätte ich die Liebesliederwalzer wohl nie singen können, gerade bei Brahms sind die Einzelstimmen sehr schwer zu lernen. Da braucht man einfach den harmonischen Zusammenhang.

    LG
    mezzo



    Re: Frauenlieb- und leben

    EmmyNoether - 26.05.2006, 16:51


    mezzo hat folgendes geschrieben:
    @emmy: In den Liebesliederwalzern ist meiner Meinung nach viel "Handfestes" blumigst umschrieben.

    Gewiß. Ich sag' nur: rosiges Mädel, eiserne Riegel. (Wobei das eher unblumig ist.)
    Aber mal ehrlich: den jungen Burschen mit seiner Begier kann man doch auch irgendwie verstehen?

    Dieses Frauenbild, welches Du schilderst, ist wahrhaftig SO nicht meines!
    (Wer mich kennt, unterstellt mir auch nicht ein solches...)
    Aber: ich empfinde es durchaus als Glück, in einer stabilen, sehr langen, nicht einengenden Beziehung zu leben.
    Und mein Wunsch nach Kindern war der innigste Wunsch meines Lebens, dessen Erfüllung mir das größte Glück geschenkt hat.
    Von daher bin ich nicht auf einem völlig anderen Stern als die Chamissofrau...

    Das Problem, daß ich mit den Inhalten nicht übereinstimme, habe ich an anderer Stelle auch, z.B. in der Kirchenmusik. Trotzdem möchte ich "Credo in unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam" überzeugend singen, auch wenn ich mit meinem Gesang nicht bezwecke, die Konzertbesucher der röm.-kath. Kirche zuzuführen.
    (Bitte an dieser Stelle keine Diskussion darüber, was das Wort "katholisch" bedeutet...)
    Wie mache ich das?
    Ich glaube, ich kann mich in recht viele Gesinnungen eindenken, ohne sie unbedingt gutzuheißen. Möglicherweise wechsele ich in dem Moment meine Identität. Aber machen das Schauspieler nicht auch?

    Gruß v. Emmy



    Re: Frauenlieb- und leben

    Anonymous - 26.05.2006, 20:33


    Lieber Gioachino, in einem Kammermusik-Kurs hat mir mal ein Hornist eine dritte Version von Frauenliebe-und leben angeraten und zwar für Sopran, klavier und Waldhorn. Ich komme aber beim besten Willen nicht mehr auf den Namen des Komponisten, ich glaube er fing mit H an und war auch ein spâterer unbekannterer Romantiker.... :?:Ich muss wohl endlich mal lernen, wie man googelt..... :oops:
    Drei Versionen wären ja noch toller als zwei.......und Horn kann man durch Cello ersetzen, das mache ich gerade bei Schuberts "Auf dem Strom" auch, also nix wie ran an die unemanzipierte, unterwürfige, wild-romantische Chamisso-Frau-mein Alter Ego! :lol:
    Lieb Emmy-Rheinschwester, als Sänger auf der Bühne muss man genauso fähig sein, in verschiednen Rollen zu schlüpfen wie als Schauspieler. Die Kunst dabei ist meinerMeinung nach, immer man selbst zu bleiben und all diese Facetten in sich selbst zu finden.
    Nun sag nicht nochmal, DU seist ja gar keine Sängerin..... :d_neinnein:
    Lieben Gruss
    Cantilene :hearts:



    Re: Frauenlieb- und leben

    EmmyNoether - 26.05.2006, 22:52


    cantilene hat folgendes geschrieben:
    eine dritte Version von Frauenliebe-und leben ...
    ich glaube er fing mit H an und war auch ein spâterer unbekannterer Romantiker....


    Franz LacHner

    Gruß v. Emmy
    Badewannensolistin



    Re: Frauenlieb- und leben

    dola - 26.05.2006, 23:18


    Hallo, mezzo,
    du bringst es auf den Punkt: Männer schreiben, was sie glauben, was wir fühlen. Oder heutzutage: Frau meint ja, wenn sie nein sagt.
    Drum sind wohl viele Schlager- und Songtexte noch nach dem gleichen Muster gestrickt wie viele 200 jahre alten Texte. Was wohl Clara Schumann und ihre Kolleginnen davon hielten?
    Trotzdem, es ist musikalische Kunst und als solche bringen wir es dar, auch ggf. ohne innere Überzeugung bezüglich der Texte (ausserdem ist nicht alles so gebaut, mus man auch berücksichtigen). Dem hier geäußerten Schwärmen für diese unkritische Romantik kann ich mich jedoch kaum anschließen.
    In diesem Sinne,
    dola



    Re: Frauenlieb- und leben

    Anonymous - 26.05.2006, 23:33


    Dola - DANKE!

    Und der Spruch war noch nicht mal von mir, sondern von meinem (männlichen) GL!!!

    LG
    mezzo



    Re: Frauenlieb- und leben

    Anonymous - 27.05.2006, 00:26


    Ich habe in der Literatur keinen Hinweis darauf gefunden, dass die emanzipierte Musikerin Clara Schumann diese Komposition ihres Ehemannes missbilligt hätte. Diese kluge Frau, gefeierte Pianistin und vielfache Mutter hat natürlich mitbekommen, dass Robert einige der Lieder ( z. B. Nr. 5 ) geradezu gegen ihren Textsinn vertont und somit die Aussage relativiert hat.
    Es bleiben Gefühle von Liebe, Hingabe, Schmerz, Trauer und Erschütterung, denen der Komponist zeitlose Gültigkeit verschafft hat !
    Ciao. Gioachino



    Re: Frauenlieb- und leben

    Anonymous - 27.05.2006, 05:24


    Liebe Emmy, wie hast du das herausgefunden????
    Ja, der war es, danke!!!! :hearts:

    LiebeDola, wenn Männer schreiben, was Frauen fühlen(so wie ja auch der zurZeit Geburtstag feierne Sigmund Freud) und sich dabei irren, ist es doch an uns, das Gegenteil zu beweisen. :dafür:
    Da Frauen Jahrtausende lang nun mal kaum geschrieben haben, ist fast alle Musik-Literatur Männer-Werk und wenn wir sie nicht verdammen wollen, müssen wir sie interpretieren. :d_neinnein:
    Männer sind keine Idioten und sehr wohl auch lernfähig, aber eben genauso zu allen Zeiten von sozialen und gesellschaftlichen Umständen geprägt wie wir Frauen.
    Wenn Herr Chamisso irgendetwas gedacht haben mag,was mir heute veraltet erscheint, dann zeige ich eben mit meiner Interpretation(bei der Schumanns Musik im hohen Masse hilft, genauso wie Gioachino es sagt) wie ICH das 2006 sehe.
    Ich verzichte doch nicht auf sämtliche Opern der Weltliteratur inclusive 99% der Lieder und aller religiösen Texte, nur weil darin MÄNNERBILDER zum Ausdruck kommen!!!!
    Für mich funktioniert"Emanzipation" nicht in Abgrenzung von Mânnerbildern und Männerwelten sonern im Hindurchgehen und dann souveränem authentisch leben.
    Und ich kann auch dann dazu stehen, dass manches, was Männer von uns Frauen denken, vielleicht sogar richtig ist(Sigmund Freud ausgeschlossen!!!!, der hatte leider keine Ahnung von weiblicher Sexualität und hat damit viel Unheil angerichtet :sad: ) und ich kann mir auch einen Reifen wechseln lassen, die Tür aufhalten lassen und ein Kind als seliges Geschenk der Liebe empfinden. Ist mir piepegal , was Frau Schwarzer davon hält, denn ICH weiss, dass ich meine Frau stehen kann und Männer genauso schwach oder stark sind wie ich auch, nur eben in anderen Situationen. Wenns drauf ankommt, sind Frauen ohnehin stärker(unddas wissen die meisten Männer sehr wohl), aber es ist besser/klüger, das nicht immer sofort zu zeigen..... ;-)
    Im Übrigen:
    Man könnte doch schon gar nichts von Wagner singen, für den "das Weib" alles Andere als eine moderne FRau des 21 JH war; man muss nur mal die BriefeanCosima lesen. DA wird mir viel eher übel als bei Chamisso, aber auch das kann man auf der Bühne entsprechend interpretieren, denke ich.
    Und was unkritische Romantik angeht: ich bin NICHT unkritisch, aber sehr romantisch. Und das aus Erfahrung! ;-)
    Lieben Gruss
    Canti :hearts:
    Leider kann ich hier ab heute mittag nicht weiter mitdiskutieren. Aber ich hoffe auf Emmy und Gioachino als Seelenverwandte..... :love:



    Re: Frauenlieb- und leben

    Anonymous - 27.05.2006, 10:38


    Ich würde ja gerne noch was sagen, aber: Danke cantilene, dem ist nichts mehr hinzuzufügen, und ich würde mich nur noch wiederholen.

    Aber das haben wir ja auch schon ausgiebigst privat diskutiert vor einiger Zeit ;-)



    Re: Frauenlieb- und leben

    dola - 27.05.2006, 12:30


    Hallo, cantilene,
    ich sehe mich keinesfalls genötigt, irgendjemandem irgendwas zu beweisen. Mir persönlich ist es reiclich egal, ob mich jemand einen bestimmten Typus im Leben zuordnet oder nicht. Ich glaube, aus dem Alter, wo das wichtig ist, raus zu sein.
    In der Meinung, dass Emanzipation für beide Geschlechter gilt und dass es letztendlich bedeutet, das zu leben, in dem man sich wohlfühlt, dürften wir wohl übereinstimmen.
    Darüber, wie unterentwickelt in Deutschland die Struktur ist, um für Familien Bedingungen zu schaffen, für alle Beteiligten die Dinge unter einen Hut zu bringen, wird zur Zeit viel diskutiert, aber nichts geändert, obwohl gerade Frankreich einige Anregungen bieten könnte zum Thema Kinderbetreuung z. B.
    Es ist - um ein direktes beispiel aus meiner Umgebung zu bemühen - sowas von zum K...., dass eine Mitarbeiterin von mir ständig um den ihr sehr am herzen liegenden Weiterbestand ihrer Teilzeitstelle bangen muss wegen der sturen Familienfeindlichkeit des Arbeitgebers ihres Mannes.
    Das ist die Realität hier und heute und da kann ich mit diesen Texten für mein Leben nur wenig anfangen, ausser sie als Musik umzusetzen oder mich allenfalls mit der durchaus interessanten Zeithistorie zu befassen, un die gibt so manchen Aufschluss, der NICHT zum Schwärmen Anlass bietet.
    Außerdem: Wagners Texte sehe ich ebenfalls äußerst kritisch.
    Aber um zu den Spekulationen von Männern über weibliche Gedankenwelten zurückzukommen: Sind dir nicht auch schon herren, die ihre Kinder kaum mal sehen oder gar zölibatäre katholische Geistliche über den Weg gelaufen, die überschwänlgichst über die Freuden des Mutterglücks salbadern? :verdacht
    Liebe grüße,
    dola



    Re: Frauenlieb- und leben

    Anonymous - 27.05.2006, 13:08


    Liebe Dola, bevor ich euch nun wirklich verlasse, noch schnell eine Antwort:
    Ich habe als voll berufstätige(zunächst noch auszubildende) alleinerziehende Mutter die "Wonnen" des deutschen Systems 17 Jahre lang genossen und harte Zeiten hinter mir. Von Schwärmerei diesbezüglich keine Rede! :d_neinnein:
    Nun erlebe ich das Gegenteil: die "Wonnen" eines Systems, in dem fast immer beide Eltern voll berufstätig sind und die Kinder von einem halben Jahr an bis Schulende(also 18 Jahre lang) den ganzen Tag ausser Haus betreut werden.
    Jeder muss die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, ob er das möchte ider nicht und dafür müssen auch in Deutschland Rahmenbedingungen her, da gebe ich Dir völlig Recht. ICH habe es aus Zwang gemusst, FREIWILLIG käme das nicht in Frage. Ein Wunsch- Kind bekomme ich nicht, um es 18 Jahre lang von anderen Leuten gross ziehen zu lassen. :d_neinnein:
    Aber ich denke auch, dass wir, was Grundsätlziches angeht, nicht auf zwei verschiednen Sternen leben und ich unterstelle Dir persönlich sowieso nur das Beste :hearts: Emmy und ich nehmen Dich auch zu gerne als dritte Rheintochter in unserem Bunde auf :kuss:
    Aber um der heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse willen Opern und Liedtexte abzulehen, das ist für mich kein Argument, denn dann darf ich keinerlei ewig gültige ästhetische Werte mehr gelten lassen und nichts zeitgemäss interpretieren, so dass es eben immerwährende Wahrheit und Würde behält.

    Männer, die sich nicht um ihre Kinder kümmern und "keusche" PrIester die von heiliger Mutterschaft salbadern(oder noch schlimmer Faschisten, die das tun), ja, das ist mir auch bekannt. :schlaumeier:
    Aber auch von denen lasse ich mir nicht MEINE Ansichten über Mutterschaft und Ehe und Liebe und Romantik und Frauenliebeund -leben vermiesen oder diktieren!
    Viva la libertà e viva l'amore!
    Bis nach Pfingsten ganz liebe Grüsse an alle
    Cantilene :hearts:



    Re: Frauenlieb- und leben

    Anonymous - 27.05.2006, 15:09


    Liebe canti,
    kein Mensch will Dir Deine Ansichten vermiesen. Aber darüber diskutieren ist legitim.
    Und wenn man nunmal ein anderes Rollenverständnis oder eine andere Lebensplanung als Mann, Ehe, Kind hat, fällt es auch bei bestem Willen schwer, diesen Texten irgend etwas abzugewinnen.
    Für mich persönlich gilt also: Frauenliebe und -leben ist tolle Musik, die ich auch immer angemessen singen werde. Aber Begeisterung für die Texte kann ich nicht aufbringen.

    LG
    mezzo



    Re: Frauenlieb- und leben

    EmmyNoether - 27.05.2006, 16:53


    mezzo hat folgendes geschrieben:
    Aber Begeisterung für die Texte kann ich nicht aufbringen.


    Hallo,

    von Begeisterung für die Texte der Romantik bin auch ich weit entfernt. Schon allein zeitlich... Manche - ich erwähnte es - halte ich auch nicht für besonders gut.

    Ich bin auch weit davon entfernt, mich allein über Ehemann und Kinder zu definieren, ich habe ein recht großes Eigenleben jenseits von KKK. (Die Tatsache, daß ich mit Ehemann und Kindern gesegnet bin, ruft des öfteren Erstaunen hervor.)

    Meine Erkenntnis, die ich irgendwann in den letzten Jahren gewonnen habe und hier mitteilen wollte, war, daß ich in nahezu allen dieser Texte Gefühle finde, die für mich nachvollziehbar sind, und von denen ich glaube, daß sie für viele Menschen gültig sind.

    Die "Frauenliebe" ist für mich kein alleiniges Lebenskonzept. Jedoch
    -Verliebtheit kenne ich
    -ich kenne den Wunsch, den Entschluß und das schöne Gefühl, zu zweit durchs Leben zu gehen, durch gute und schwere Tage. (Meine Hochzeit war dermaßen unromantisch, daß die gesamte Verwandschaft schockiert war und den "progressiven" Freunden der Mund offen stehen blieb.)
    -ich kenne den Wunsch nach Sex und die Erfüllung
    -das Sehnen nach einem Kind ist mir wohlbekannt
    -wohlbekannt ist mir die tiefe Freude, ein lebendes Kind geboren zu haben
    -ich habe über 20 Jahre gut mit meinem Mann zusammengelebt. Der Gedanke daran, daß er vielleicht eines Tages nicht mehr dasein wird, macht mir Schmerzen.

    In dem Gedichtzyklus kommt nichts vor von
    - beruflichem Erfolg
    - wissenschaftlicher Anerkennung
    -Freunden, Bekannten,
    -vielseitigen Interessen
    -kurz: einem Leben neben der Ehe.
    Das gebe ich gerne zu, und auf all das wollte ich nicht verzichten,

    es wäre für mich allerdings kein Hinderungsgrund dafür, "Frauenliebe" in einer schönen Vertonung zu singen.
    Daran hindern mich allein meine sängerischen Fähigkeiten.

    Gruß v. Emmy



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