Erster ISLAMFEINDLICHE Mord im deutschsprachigen Europa

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    Re: Erster ISLAMFEINDLICHE Mord im deutschsprachigen Europa

    Anonymous - 13.07.2009, 09:50

    Erster ISLAMFEINDLICHE Mord im deutschsprachigen Europa
    http://dersemit.de/
    Der Semit
    Unabhängige jüdische Zeitschrift
    6.7.09

    Heute müssen wir Henryk M. Broder gratulieren. Endlich hat ihn ein
    ostdeutscher Rassist mit fremdenfeindlichen Motiven ernst genommen und
    eine islamische ägyptische Frau „Islamistin“ genannt und sie getötet.
    Was Broder täglich verbal tut, hat dieser Mann mit einem Messer
    ausgeführt und dabei „Islamistin“ und „Terroristin“ beschimpft. Genauso
    wie Broder es immer wieder als Schreibtischtäter tut, indem er in seiner
    Islamophobie die Islamischen Menschen als Islamisten und Terroristen
    verunglimpft. So schnell kann aus gedruckten Worten Ernst werden. Vor
    etwa siebzig Jahren hatten wir schon so was gehabt. Damals wurden Juden
    in den Medien verunglimpft, beleidigt, diffamiert und deren Ermordung so
    vorbereitet. Heute sind es Moslems, die man so behandelt, wie damals
    Juden. Die Moslems sind die Juden von heute. Prof. Micha Bodemann, der
    das vor Jahren in der SZ behauptet hat, bescheinigte Broder, dass dessen
    Gehirn flach sei wie eine Pizza. Diese Beleidigung hat Broder allerdings
    viel Geld gekostet. Beinahe 20.000,00 €
    Vorgestern hat aber das, was Broder schreibt mehr als Geld gekostet. Es
    hat ein Menschenleben gekostet.

    Abraham Melzer



    http://www.tagesspiegel.de/politik/art771,2841464
    Zentralrat der Juden in Sorge wegen Gewalttat an Ägypterin in Dresden
    7.7.2009 0:00 Uhr Von Andrea Dernbach, Berlin, und Martin Gehlen, Kairo

    Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, hat sich tief besorgt über die Umstände des Todes einer 31-jährigen Ägypterin in Dresden gezeigt. „Die, die bisher die Sorge um Islamophobie in Deutschland für eine Phantomdebatte abgetan haben, sehen sich nach diesem furchtbaren Ereignis Lügen gestraft“, sagte Kramer dem Tagesspiegel. Die rechte Szene schaffe seit Jahrzehnten ein Klima des Fremdenhasses, das solche Explosionen der Gewalt erst ermögliche.

    Ein 28-jähriger Russlanddeutscher hatte die 31-jährige Frau am Mittwoch im Dresdner Landgericht mit mindestens 18 Messerstichen getötet. Sie hatte zuvor Anzeige gegen ihn erstattet, weil er sie, die Kopftuch trug, auf einem Spielplatz in Dresden als „Terroristin, Islamistin und Schlampe“ beleidigt hatte, als sie ihn bat, ihren kleinen Sohn schaukeln zu lassen. Der Mann war wegen dieser Beleidigung bereits zu einer Geldstrafe verurteilt worden, gegen die die Staatsanwaltschaft vorgegangen war, weil sie sie für zu niedrig hielt.

    Die im dritten Monat schwangere Marwa E. war deswegen erneut als Zeugin geladen worden. Sie arbeitete in Dresden als Apothekerin, ihr Mann ist Stipendiat am Max-Planck-Institut. Auch er wurde beim Angriff auf seine Frau schwer verletzt, als er versuchte, sie zu schützen. Ein Polizist verletzte ihn zusätzlich irrtümlich durch einen Schuss. Die Generalsekretäre des Zentralrats der Juden in Deutschland und des Zentralrats der Muslime, Kramer und Mazyek, waren am Montag zu einem Kondolenzbesuch bei ihm in Dresden.

    Sie hatten zuvor im Tagesspiegel die „unverständlich spärlichen“ Reaktionen in Politik und Medien kritisiert. Sachsens Justizminister Geert Mackenroth hatte sich bis zu diesem Wochenende lediglich zu Sicherheitsfragen geäußert. Man werde das Prinzip der „offenen Justiz“ beenden. Das Sicherheitskonzept solle umfassend überprüft werden. Die Bundesregierung wies die Kritik von Juden und Muslimen zurück. „In diesem konkreten Fall haben wir uns mit einer Stellungnahme zurückgehalten, weil die Umstände nicht hinreichend klar gewesen sind, um eine so weitreichende politische Erklärung abzugeben“, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Montag in Berlin. „Sollte in diesem Fall ein fremdenfeindlicher, ein rassistischer Hintergrund gegeben sein“, sei es keine Frage, dass die Bundesregierung dies „natürlich aufs Schärfste verurteilt“. Generalsekretär Kramer sagte dazu: „Ich glaube, die Indizien sprechen hier für sich.“ Der Mann habe sich vor einem Jahr islamophob geäußert und dies im Gerichtssaal wiederholt.

    Die getötete Ägypterin, deren Leiche am Sonntagabend nach Kairo geflogen worden war, ist unterdessen in ihrer Heimatstadt Alexandria bestattet worden. Zuvor hatten ägyptische Regierungsvertreter davor gewarnt, den Fall als Indikator für eine generelle Muslimfeindlichkeit in Deutschland zu werten. „Das war eine kriminelle Tat, sie bedeutet nicht, dass es eine allgemeine Verfolgung von Muslimen gibt“, zitierten mehrere Kairoer Blätter den Sprecher der ägyptischen Botschaft in Berlin, Magdi el-Sayed.

    Auch die ägyptische Generalstaatsanwaltschaft ließ mitteilen, sie sei in diesem Mordfall nicht zuständig und werde nicht ermitteln. Dagegen kündigte Apothekervereinigung von Alexandria an, deren Mitglied die Getötete war, sie werde eine Protestversammlung vor dem deutschen Konsulat abhalten. Auch drohte sie mit einem symbolischen, einwöchigen Boykott deutscher Arzneimittel, „um Aufmerksamkeit zu erzeugen für den fremdenfeindlichen Mord“.

    (Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 07.07.2009)



    Pressemitteilung von VIOZ und GSIW
    Zürich, 8. Juli 2009

    Mord an Frau Marwa E. im Dresdner Gerichtssaal

    Solidarität und Verbundenheit mit der Familie des Opfers
    Islamfeindlichkeit thematisieren

    Mit Bestürzung, Anteilnahme und in Sorge muss die Vereinigung der islamischen
    Organisationen in Zürich (VIOZ) den Mord an der 32-jährigen Ägypterin, Frau Marwa E. und
    ihrem ungeborenen Kind im deutschen Gerichtssaal des Landgerichtes Dresden zur Kenntnis
    nehmen, von welchem in den Schweizer Medien nicht oder kaum berichtet wurde.

    Zweifellos und offensichtlich war diese Tötung an der 32-jährigen schwangeren Apothekerin
    islamfeindlich motiviert. Sie hinterlässt einen dreijährigen Sohn! - Warum ihr, als Zeuge
    geladener nicht in der Gewalttat beteiligter Ehemann von der Polizei, angeschossen und
    schwer verletzt wurde, hingegen der Mörder, der 28-jährige Alex W. , der sie wegen ihrer
    Religionsangehörigkeit öffentlich beleidigt hat, unverletzt blieb, ist eine weitere zu klärende
    Frage!

    Auch wenn wir in der Schweiz - Gott sei Dank - bislang von solch schweren Delikten und
    Gewalttaten verschont blieben und obwohl von der Mehrheit der Schweizer Bevölkerung der
    antimuslimische Rassismus abgelehnt wird, steht doch zu befürchten, dass durch die ständige
    gegen den Islam und die Muslime fokussierten öffentlichen Kampagnen - die "Minarettinitiative"
    ist nur eine davon - die Hemmschwelle solche Grausamkeiten zu begehen unablässig gesenkt
    wird.

    Ist es jetzt nicht an der Zeit, gemeinsam gegen Missstände in unserem Land anzutreten, uns
    gegen das Misstrauen und den ungerechtfertigten Hass der muslimischen Minderheit
    gegenüber zu stellen? Ist es jetzt nicht an der Zeit, sich der viel zitierten und beanspruchten
    christlich-jüdischen-islamischen Werte nicht nur zu besinnen, sondern diese auch zum Wohle
    des sozialen Friedens in die Tat umzusetzen?

    VIOZ (Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich)
    GSIW (Gesellschaft Schweiz – Islamische Welt)


    Hasst der Westen den Islam?
    Von Demokratie und Ignoranz - Ein Gastbeitrag des ägyptischen Schriftstellers Alaa Al-Aswani
    http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/480306

    In der islamischen Welt gilt der Mord an der 31-jährigen Ägypterin Marwa Al-Sherbini in einem Gerichtssaal in Dresden am vorvergangenen Mittwoch jetzt schon als Schlüsselereignis in der europäisch-arabischen Geschichte. Die Tat geschah während eines Beleidigungsverfahrens gegen Alex W., der Al-Sherbini rassistisch beschimpft hatte. Obwohl der Täter ein Russlanddeutscher ist, der erst seit sechs Jahren in Deutschland lebte, sieht die arabische Welt ihre Befürchtungen bestätigt, dass der Westen von blindem Hass auf die arabische und moslemische Welt bestimmt wird. Al-Sherbini ist im Volksmund die "Kopftuchmärtyrerin. Ihr Begräbnis im ägyptischen Alexandria geriet zur wütenden Demonstration.

    Der Autor dieses Textes ist Schriftsteller und Zahnarzt und lebt in Kairo. Sein Roman "Der Jakubijan-Bau" ist einer der wichtigsten Bestseller in der arabischen Welt. Die international erfolgreicheVerfilmung war der teuerste Film, der je in Ägypten gedreht wurde.


    http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/themen/1828741_Messerattacke-in-Dresden-Man-nennt-es-Islamophobie.html

    Messerattacke in Dresden

    Man nennt es Islamophobie
    Von Hilal Sezgin
    9.7.09

    Viele Menschen haben seit vergangenem Mittwoch vom Tod von Marwa E. gehört. Die Schlagzeile der entsprechenden Meldung wird oft "Streit auf dem Spielplatz" gewesen sein. Wegen eines Sitzes auf einer Kinderschaukel hatte Frau E. den Mann, der sie ein knappes Jahr später erstechen sollte, angesprochen; er beleidigte sie, sie landeten vor Gericht. Dort hat er sie im Beisein des Richters, einer Staatsanwältin, seines Verteidigers, ihres Ehemanns und ihres dreijährigen Sohnes mit 18 Messerstichen getötet.

    Der ursprüngliche Anlass klingt nach einem kindischen Streit unter Nachbarn und war doch viel mehr. Als "Islamistin", "Terroristin" und "Schlampe" hatte Alex W. auf einem Spielplatz Marwa E. beschimpft; eine ägyptische Pharmazeutin und einstige Handballnationalspielerin, die vor zwei Jahren mit ihrem Ehemann nach Deutschland gezogen war; in Dresden arbeitet Herr E. am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik.

    Viele Leute horchen schon verblüfft auf, wenn sie davon erfahren: Muslime, die studiert haben?! Ja, die gibt es, auch solche mit Kopftuch! Doch der akademische Hintergrund der Ermordeten ist für das Ausmaß der Tragödie völlig unbedeutend. Manch andere Muslima hat nicht studiert und wird auf dieselbe Art beschimpft; schon so manche Frau mit Kopftuch wurde hinter vorgehaltener Hand von Passanten als "Terroristin" bezeichnet.

    Zur Autorin

    Hilal Sezgin lebt als Publizistin in der Lüneburger Heide und veröffentlichte zuletzt zusammen mit Nasdr Hamid Abu Zaid das Buch "Der Koran und die Zukunft des Islam" im Herder Verlag. Man nennt es Islamophobie; eine bestimmte Form der Fremdenfeindlichkeit, von der einige Zeitgenossen noch bezweifeln, dass es sie überhaupt gibt. Die so beschimpft werden, wissen davon und auch Forscher wie Wilhelm Heitmeyer, der seit Jahren einen bedenklichen Zuwachs an Islamophobie innerhalb der deutschen Mehrheitsgesellschaft konstatiert.

    Wieso wurde dieser Mord nicht laut beklagt?

    In vielen Zeitungen und Fernsehsendern scheint diese Erkenntnis aber noch nicht angekommen. Gerne schreibt man über Integrationsdefizite und potentiellen Terrorismus; monatelang diskutierte man, ob die Münchener Jugend gewalttätig werde. Wieso aber wurde nicht auch dieser Mord an einer Muslimin, weil sie Muslimin war, laut beklagt?

    Anders als die deutschen Medien, hat Frau E. die Dinge offenbar sofort einzuordnen gewusst. Sie hat sich die Beschimpfung als "Islamistin" nicht gefallen lassen und Anzeige erstattet. Deswegen - und nicht wegen irgendeiner Schaukel standen sie und Alex W. vor Gericht. Auch vor Gericht wurde der Angeklagte ausfallend und meinte, Menschen wie Frau E. seien keine Menschen und sollten aus Deutschland verschwinden. Die erste Instanz entschied auf 780 Euro Bußgeld; Alex W. hielt sich für unschuldig die Staatsanwaltschaft hielt die Strafe für zu milde. Beide legten Berufung ein.

    Alex W. ist deutscher Staatsangehöriger, in Russland geboren, lebt seit 2003 in Deutschland. Kann er deswegen, weil er hier ebenfalls als Fremder angesehen wird, etwa kein Fremdenhasser sein? Brauchte er vielleicht gerade als einer, der trotz deutscher Staatsangehörigkeit für viele immer noch als Ausländer gilt, ein Feindbild von jemandem, der "noch ausländischer" ist?

    Alex W. war ein notorischer Ausländerfeind

    Dass Alex W. ein notorischer Ausländerfeind sei, bescheinigt ihm der Dresdner Oberstaatsanwalt Christian Avenarius. Gerade deswegen ist schwer zu verstehen, warum Alex W. nur wegen Beleidigung angeklagt war. Weder wurde der Angeklagte auf Waffenbesitz kontrolliert, noch waren Polizisten präsent. Im Nebenraum befanden sich Polizisten, sie hörten den Aufruhr, handelten auf Aufforderung der per Notruf verständigten Gerichtswachtmeister schnell, einer schoss auf Frau E.s Ehemann, weil er ihn für den Angreifer hielt.

    Doch Oberstaatsanwalt Avenarius erklärt, es habe keine Anhaltspunkte dafür gegeben, dass der Mann gewalttätig werden könne; auf die Richterin der ersten Instanz habe er sogar "diszipliniert" gewirkt. Es war ein Fall unter vielen. Er wolle keineswegs zynisch klingen, sagt Avenarius, aber "wir haben leider häufig Ausländerfeinde vor Gericht. Bei ihnen muss man allein wegen ihrer üblen Gesinnung nicht davon ausgehen, dass sie im Gerichtssaal tätlich werden, und schon gar nicht in einem derartigen Ausmaß."

    Spiegel online will erfahren haben, dass manche Ägypter nun antideutsche Parolen rufen, dass einer sogar Rache üben will. Wir sollten uns von dem Bild wütender Ägypter nicht beeinflussen lassen: Islamophobie ist allgemein ein europäisches und auch ein deutsches Phänomen. Dieser schreckliche Mord vollzog sich vor einem deutschen Gericht. Je akkurater deutsche Behörden aufklären, je entschiedener Politiker ihn ächten, desto eher wird man denen den Wind aus den Segeln nehmen, die darin Ausdruck einer Weltverschwörung sehen.

    Gerechtigkeit für Frau E. und ihre Familie kann das nicht mehr bringen. Es ist bitter, dass sie genau dem Hass, gegen den sie sich mit rechtstaatlichen Mitteln wehren wollte, zum Opfer fiel. Sie war diskriminiert worden; sie war couragiert und zog vor Gericht: Für ihr Recht, zu glauben, was sie glaubte, und die Kleidung zu tragen, die sie trug. Manche unserer Politiker suggerieren, dass das ein Mangel an "Integration" sei, und vergessen, was Frau E. wusste: Beide Rechte werden durch die deutsche Verfassung garantiert.



    Presseerklärung de Schura Hamburg
    Schura Hamburg e.V.
    Borgfelder Str. 34
    20537 Hamburg
    Tel: 040/ 32 00 4664 (Sprechzeiten: Mo-Fr 10-16 Uhr)
    Fax: 040/ 32 00 4691
    Email: info@schurahamburg.de


    Islamfeindlichkeit beim Namen nennen!

    Mit großer Bestürzung haben wir von dem Mord an Marwa El Sherbini im Dresdner
    Landgericht erfahren. Dieses tragische Ereignis erfüllt die muslimischen Gemeinden
    in Deutschland mit großer Besorgnis!
    Der Tathergang lässt keinen Zweifel daran, dass dieses Verbrechen aus einem
    eindeutig islamfeindlichen Motiv begangen wurde.
    Mit großer Besorgnis beobachten wir einen immer stärker werdenden antiislamischen
    Rassismus in unserer Gesellschaft, in der die ganze Palette antiislamischer
    Ressentiments zum Ausdruck kommt! Anstatt hier die Gefahr
    dieser tragischen Entwicklung zu erkennen und den nötigen Einhalt seitens der
    Politik und Medien zu gebieten, wird das Thema unter Meinungsfreiheit abgetan.
    An dem brutalen Verbrechen, welches an Marwa E. verübt wurde, sehen wir
    eindeutig, welche Ausartungen die Islamfeindlichkeit mittlerweile angenommen hat.
    Es ist ein Zeugnis des Wegguckens, wenn die Medien dazu schweigen und die
    Politik mit spärlichen Reaktionen die Gefahr eines anti-muslimischen Rassismus
    nicht erkennen möchte.
    Wir appellieren an die Politik, an die Medien und an die offiziellen Stellen dieses
    Landes, gegen jede Form von Rassismus und Islamfeindlichkeit aktiv vorzugehen!
    Unser Mitgefühl gilt der Familie des Opfers! Unsere Sorge uns allen!
    Vorstand der Schura Hamburg e.V.
    Hamburg, den 10.07.2009


    „Thema Islamfeindlichkeit muss auf die Tagesordnung.“

    Linkezeitung-Interview mit Dr. Sabine Schiffer

    Dr. Sabine Schiffer ist Leiterin des Instituts für Medienverantwortung an der Universität Erlangen. Sie ist Mitherausgeberin des soeben erschienenen Buches „Antisemitismus und Islamophobie - ein Vergleich". Das Buch ist im HWK-Verlag in der Reihe 'Bücher, die unsere Weltsicht verändern' erschienen. Es hat die ISBN 978-3-937245-05-8, ist überall im Buchhandel erhältlich und kostet 24,80 €.

    Linkezeitung:
    Der offensichtlich durch antimuslimischen Rassismus motivierte Mord an einer Ägypterin in Dresden ist ein schrecklicher Höhepunkt einer jahrelangen Hetzkampagne gegen den Islam und Muslime. Die große gesellschaftliche oder mediale Empörung bleibt aus. Wie ist das möglich?

    Frau Dr. Schiffer:
    Es ist eigentlich logisch - wer will schon zugeben, dass er selber oder wir insgesamt ein neues Problem haben? Nicht mehr ganz neu, aber nun offensichtlich: anti-islamische Einstellungen erzeugen nicht nur schlechte Stimmung und aufgeregte Polemiken, sondern auch Handlungsbereitschaften, wie man an einigen Brandanschlägen auf Moscheen und auch Friedhofsschändungen und an vielen Beleidigungen muslimischen Kopftuchträgerinnen gegenüber längst hätte sehen können und ernst nehmen müssen.
    Die Politik wird sich sicher am wenigsten selbstkritisch bzw. zugestehend äußern, weil sie das Thema nicht nur heruntergespielt hat (ich könnte da von meinen Erfahrungen aus der Islamkonferenz AG 3 berichten), sondern es teils durch entsprechende Gesetze noch befödert: Kopftuchverbote, Muslimtests getarnt als Einbürgerungstests etc.

    Linkezeitung:
    Die Anti-Islam-Hetze solcher Homepages wie „Politically Incorrect" oder rechter Splittergruppen wie „Pro-Köln" sind nur die Spitze des Eisberges.
    Über die ganz normalen bürgerlichen Medien werden täglich antimuslimische Klischees und Diffamierungen verbreitet. Wie schätzen Sie die Situation ein?

    Frau Dr. Schiffer:
    Das monieren wir seit Jahren - vor allem den Usus, negative Ereignisse mit islamsichen Symbolen in der Berichterstattung zu "verzieren". Dies suggeriert Zusammenhänge, die manche zwar gerne behaupten, um ihre Taten zu legitimieren, die aber journalistisch hinterfragt werden müssten. Jeder behauptete Zusammenhang wird ja nicht bildlich umgesetzt und damit verfestigt.
    Ja, und auch linke Kreise - vor allem die Antideutschen - bauen ein anti-islamisches Feindbild auf, aber auch in der Mitte der Gesellschaft gehört Anti-islamisches teils zum guten Ton - s. Umfrageergebnisse des Allensbacher Instituts oder die Heitmeyer-Studie. Wer sich nicht "islamkritisch" äußert, gilt schon als verharmlosender "Gutmensch" oder gar noch als schlimmer "Islamisierer". Gerade Gruppen, die Aufklärung und Humanismus hoch halten, wie die Giordano-Bruno-Stiftung befördern das anti-islamische Ressentiment, verkennend dass die von ihnen beschworenen Prinzipien Pluralismus und Gleichwertigkeit bedeuten würden - genau diese Ideale verraten sie aber zugunsten ihrer selbstidealisierenden Sicht des vermeintlich besseren Durchblicks.

    Linkezeitung:
    Es schleicht sich der Verdacht ein, dass mit der Hetze der Kriegseinsatz in Afghanistan gerechtfertigt werden soll und möglicherweise ein Sündenbock für die Weltwirtschaftsdepression ausgeguckt werden soll. Halten Sie das für möglich?

    Frau Dr. Schiffer:
    Genau dieser Verdacht wird durch die Kommentare Günter Lachmanns in der Welt bestätigt (man erinnere daran, dass Antisemitismus auch immer neben der erfolgreichen Integration von Juden existiert hat und existiert!). Er stellt damit aber keine Einzelmeinung dar, führt nur schön vor, wie die Denkschiene funktioniert. Wer so tut, als würde die Forderung danach, Islamophobie als Problem der Mehrheitsgesellschaft anzuerkennen, sog. "islamistische" Anschläge in Deutschland befördern, der sucht zu verhindern, dass man derlei tatsächlich mögliche Anschläge als Ausdruck einer Ablehnung des Krieges in Afghanistan und anderen islamischen Ländern wahrnimmt. So schafft man Kohärenz, die die eigene Interpretation bestätigt, nur nichts mit der Realität zu tun hat. Hier verweise ich gerne auf Graham Fuller, der in seinem Buch fragt, wie der Nahe Osten ohne Islam aussähe: er kommt zu dem Schluss GENAUSO, wenn die Politik, die im wesentlichen von außen bestimmt wird, so bleibt.
    Mit dem Verweis auf sogenannte Islamisten oder unter ständiger Verwendung des Adjektivs "radikalislamisch" kann man wunderbar von den relevanten Zusammenhängen ablenken. Auch darum wird wohl die Politik hier nicht an echter Aufklärung interessiert sein, seitdem Deutschland deutlich auf Kriegskurs gegangen ist - die anti-islamische Legitimierung, die oft auch als vermeintliches Helfersyndrom für muslimische Frauen (Stichwort. Burka, Mädchenschule) daher kommt, lässt sich aus etlichen offiziellen Texten bis hin zur sog. EKD-Friedensdenkschrift herauslesen.

    Linkezeitung:
    Besonders auffällig ist das große Schweigen bei weiten Teilen der Linken. Das Thema scheint die Linken noch nicht erreicht zu haben. In Ihrer ersten Stellungnahme schrieben Sie: „Unser Mitgefühl gilt der Familie des Opfers! Unsere Sorge uns allen - ohne Ausnahme." Die Hetze gegen die Muslime betrifft uns alle. Warum?

    Frau Dr. Schiffer:
    Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, hat das Wichtigste auf den Punkt gebracht: heute trifft es die Muslime, morgen vielleicht wieder die Juden, und wen dann? (Vortrag 11.7.2007, Mannheim). Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist eben vor allem Menschenfeindlichkeit und betrifft uns alle. Wie beim Antisemitismus muss es uns gelingen, nicht beim Starren auf die jeweils betroffene Gruppe stecken zu bleiben, sondern zu verstehen, welche Funktionen rassistische Stereotype für die sog. Mehrheitsgesellschaft haben: sie bieten Projektionen zur eigenen Entlastung, haben meist selbstidealisierenden Charakter und können für weiterreichende Manipulationen ausgeschlachtet werden, wozu die Kriegspropaganda ebenso gehört wie die Ablenkung von relevanten Zusammenhängen etwa im Kontext der Wirtschaftskrise, der weltweiten Frauenbenachteilung usw.
    So kann alles so bleiben, wie es ist, denn das Problem liege ja bei den anderen, die man sowieso nicht verändern können - eine extrem antiaufklärerische Einstellung. Dies blendet die konstruktiven Handlungsmöglichkeiten aus - und eine friedliche Welt kann nur eine gerechte sein, sonst wird es uns früher oder später alle treffen. Der in die Welt hinausgetragene (Wirtschafts-)krieg ist noch immer wieder zu denen zurück gekommen, die ihn entfacht haben. Übrigens, die taz und die Junge Welt waren mit die ersten Zeitungen, die die Thematik nach unserer Pressemitteilung aufgegriffen haben - insofern denke ich, wie sollten auch die Linke(n) nicht verallgemeinern.

    Linkezeitung:
    Muslimische Verbände protestieren und demonstrieren für eine Schließung der aggressivsten Hetz-Homepages und hoffen auf ein Ende der Diffamierungen in den bürgerlichen Medien. Bräuchten sie da nicht mehr Unterstützung?

    Frau Dr. Schiffer:
    Ja, dringend. Wo sind die jahrelangen Dialogpartner? Die Kirchen? Wo ist Wolfgang Schäuble, der sich gerne mit muslimschen Vertretern medial in Szene setzt? Von Angela Merkel will ich gar nicht reden. Was für eine Enttäuschung und Desillusionierung muss da auf seiten der Muslime vorliegen - außer uns und dem Berliner Tagesspiegel hatte sich zunächst noch der Interkulturelle Rat entsprechend geäußert (der hat übrigens letztes Jahr bereits ein Konzept zur Bekämpfung von Islamfeindlichkeit vorgelegt) - das offizielle Berlin schweigt. Peinlich, peinlich und vor allem jetzt, wenn deutlich wird, dass man allenfalls im Sinne einer außenpolitischen Public Diplomacy den Mund aufmacht.
    Die eigenen Muslime hat man solange als Problemfall konzipiert, dass man sich offensichtlich schwer tut, aus den eingefahrenen Denkmustern wieder herauszudenken und sie wirklich als Teil des WIR zu empfinden und so zu behandeln.

    Linkezeitung:
    Wie könnte eine solche Unterstützung aussehen?

    Frau Dr. Schiffer:
    Es gibt derzeit konkret einige Überlegungen - vielleicht mag sich die Politik hier anschließen, willkommen! Eine Patenschaft für den Sohn des Opfers von einer renommierten deutschen Organisation wäre zunächst einmal ein wichtiges menschliches Signal.
    Dann gehört das Thema Islamfeindlichkeit auf die Tagesordung, z.B. weiß ich, dass die Arbeiterwohlfahrt das Problem erkannt hat und sich schult, um entsprechende pädagogische Konzepte zur Bekämpfung des Ressentiments zu entwickeln. Entsprechende Programme benötigen wir etwa auch im Rahmen der Arbeit der Bundeszentrale für politische Bildung oder der entsprechenden Ämter, die Rechtsextremismus, Antisemitismus und Antiziganismus bekämpfen.
    Überhaupt bräuchten wir eine Plattform, die ähnlich ausgerichtet wie das Zentrum für Antisemitismusforschung wissenschaftliche Ergebnisse zur Islamophobie sammelt, sowie anti-islamische Vorfälle dokumentiert und die Erkenntnisse auch in die Öffentlichkeit trägt. Das Zentrum für Antisemitismusforschung hat hier wichtige Vorarbeit geleistet und ist v.a. von Antideutschen heftig angegriffen worden dafür - vor allem, weil man es wagte den Begriff Islamophobie zu verwenden.
    Nun, Antisemitismus ist auch ein falscher Begriff eigentlich, aber wir haben ihn inzwischen definiert und das Problem erkannt und darum sollte es doch gehen. In Dresden könnten die entsprechenden involvierten Stellen bis hin zum Max-Planck-Institut etwas tun, von einer aufmerksamkeitsträchtigen Veranstaltung, die die Problematik deutlich macht bis hin zu einer Spendensammlung für die Familie und andere, die ihn ähnlicher Situation sind: viele muslimische Frauen finden ja wegen ihres Kopftuches keine Stelle, wie Marwa El-Sherbini.
    Wäre natürlich schöner, sie würden eine finden, aber ein Unterstützungsfonds könnte das Unrecht aufwiegen, dass hier ein Streit auf dem Rücken von Frauen ausgetragen wird, die damit auch die schwerste Last der Irrationalität der anderen zu tragen haben. Wenn ich hier alles wiedergebe, was diskutiert wird und, könnten wir noch lange reden - der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Juristisch wäre allerdings mindestens eine wichtige Grenze noch zu prüfen: sollen volksverhetzende Blogs und Kommentareinträge im Internet straflos ausgehen, weil der Server im Ausland steht? Hier wäre eine internationale Lösung anzustreben, die ethische Standards umsetzt und sich nicht hinter Meinungsfreiheit versteckt - denn in Bezug auf andere Darstellungen haben wir uns Maßstäbe erarbeitet und die müssen auf alle Anwendung finden, um glaubwürdig zu bleiben.

    Wir danken für das Interview. Das Interview wurde geführt von Francis Byrne.

    Weitere Artikel zum Thema:
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    „Deutscher Fitna" Film: Antimuslimische Brandhetze im Stil des Nazi-Films "Der ewige Jude"



    Wir trauen um Marwa S.

    PM 156/09 vom 10.07.2009 - Zur morgigen Trauerfeier für die ermordete Ägypterin Marwa S. in Dresden erklären Claudia Roth und Cem Özdemir, Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
    10.07.09

    "Wir trauern um Marwa S., die auf schreckliche Weise ermordet wurde. Die rassistische und islamophobe Tat schockiert uns zutiefst. Unser tiefstes Mitgefühl gilt der Familie und allen Angehörigen von Marwa S. Sie hinterlässt einen Ehemann, der die Tat miterlebt und mit lebensgefährlichen Verletzungen überlebt hat, und einen dreijährigen Sohn. Die junge Mutter war im dritten Monat schwanger.

    Es gibt für eine solche Tat keine leichten Antworten oder ausreichend tröstenden Worte. Wir dürfen jedoch kein gesellschaftliches Klima tolerieren, das gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bis hin zum Mord stillschweigend hinnimmt oder gar fördert. Deshalb sind jetzt deutliche Zeichen und glaubwürdige Maßnahmen gefragt – vor allem vom Bundesinnenminister als Initiator der deutschen Islamkonferenz, von den Landesregierungen und der Zivilgesellschaft – welche die Tat von Dresden klar verurteilen und das respektvolle Miteinander unterschiedlicher Religionen in Deutschland betonen.

    Seit dem 11. September 2001 haben auch in Deutschland Respekt und Toleranz gegenüber Muslimen stark gelitten. Dabei stellt unser Grundgesetz unmissverständlich klar: ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar‘. Auch staatliche Maßnahmen wie Rasterfahndungen, Kopftuchverbote, Pläne für Gesinnungstests sowie gesellschaftliche Hetze gegen den Bau von neuen Moscheen in einigen Städten haben eine ganze Gruppe von Mitbürgern öffentlich abgewertet, marginalisiert und unter Generalverdacht gestellt."

    http://www.gruene.de/einzelansicht/artikel/wir-trauen-um-marwa-s.html




    http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4471625,00.html
    10.07.2009

    Solidarität mit Muslimen

    Der Mord an Marwa al-Sherbini ist Ergebnis der Hasspropaganda gegen Muslime von den Rändern der Gesellschaft bis in deren Mitte, meint Stephan J. Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland.

    Am Montag dieser Woche besuchte ich, zusammen mit dem Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, dem Ägyptischen Botschafter Ramzi Ezzeldin Ramzi, dem Polizeipräsidenten Bernd Merbitz und dem sächsischen Justizminister Geert Mackenroth, Elwi Ali Okaz im Krankenhaus in Dresden.

    Seine Ehefrau, Marwa al-Sherbini, war von einem fanatischen Moslemhasser erstochen worden – wohlgemerkt in einem deutschen Gerichtssaal. Dabei starb auch ihr ungeborenes Kind. Der drei Jahre alte Sohn musste die Tat im Gerichtssaal mit ansehen. Ihren Mann, der sie zu schützen versuchte, hat der Mörder lebensgefährlich verletzt.

    Durch den Krankenbesuch wollten wir Elwi Ali Okaz nach seinem schrecklichen Verlust und seiner schweren Verwundung – er wurde als vermeintlicher Angreifer auch noch aufgrund einer schrecklichen Verwechslung versehentlich von einem Polizisten angeschossen –, Mut zusprechen und nach Außen ein Zeichen der Solidarität nicht nur mit den Opfern, sondern mit allen Muslimen in Deutschland setzen.

    Süffisante, gutmenschliche Genugtuung

    Unser Besuch löste ein unerwartet breites Medienecho aus. Irritierend dabei: Manch einer Redaktion schien die Dresden-Reise zweier Generalsekretäre unterschiedlicher Konfessionen erwähnenswerter als der rassistische Mord selbst. Offensichtlich fanden manche Redakteure die Ermordung einer Muslima weit weniger bemerkenswert als das gemeinsame Auftreten von zwei Generalsekretären, Moslem der eine, Jude der andere.

    In manchen Stellungnahmen klang auch eine geradezu süffisante, gutmenschliche Genugtuung über ein "Bündnis der Minderheiten" durch, die sich nun endlich als lernfähig erwiesen – und gemeinsames Handeln gelernt hätten.

    Angriff auf die demokratische Gesellschaft als Ganzes

    Marwa al-Sherbini mit ihrem Ehemann an ihrem Hochzeitstag: Die deutsche Gesellschaft scheint die Tragweite des Dresdner Anschlags nicht erkannt zu haben, so Kramer.

    Angesichts dieser Situation tut ein klärendes Wort Not. Ich bin nicht nach Dresden gefahren, weil ich als Jude Angehöriger einer Minderheit bin. Ich unternahm die Reise, weil ich als Jude weiß: Wer einen Menschen wegen dessen Rassen-, Volks- oder Religionszugehörigkeit angreift, greift nicht nur die Minderheit, sondern die demokratische Gesellschaft als Ganzes an.

    Deshalb ist nicht die Frage relevant, warum ein Vertreter der jüdischen Gemeinschaft Elwi Ali Okaz seine Trauer und Solidarität bekundete, sondern die, warum es nicht auch einen massiven Besucherstrom oder Solidaritätsadressen von Vertretern der deutschen Mehrheitsgesellschaft gab?

    Warum kamen die Reaktionen der Medienlandschaft wie der Politik auf den Mord so spät? Jetzt wird, nicht zuletzt unter dem Druck der internationalen Öffentlichkeit, nachgebessert. Allerdings überzeugt erzwungene Betroffenheit nicht.

    Tragweite des Dresdner Anschlags

    Es scheint, dass die deutsche Gesellschaft die Tragweite des Dresdner Anschlags nicht erkannt hat. Es fehlt die Erkenntnis, dass der Mord an Marwa al-Sherbini ganz offensichtlich das Ergebnis der beinahe ungehinderten Hasspropaganda gegen Muslime von den extremistischen Rändern der Gesellschaft bis hin in deren Mitte ist.

    Vor allem die rechtsextremistische Szene sorgt seit Jahren für ein Klima der Ausgrenzung, Dämonisierung und Angst gegenüber Andersgläubigen, Ausländern und Angehörigen von Minderheiten.

    Es mangelt aber auch an der Einsicht, dass mangelnder gesellschaftlicher Widerstand gegen den Rassismus weitere Terrorakte – das Wort ist durchaus angebracht – wie diesen feigen Mord in Dresden zu ermutigen droht.

    Keine Alternative zum breit angelegten Dialog

    Daher muss Deutschland spätestens jetzt hart mit sich selbst ins Gericht gehen. Es gilt nicht nur, die Hetzer zu isolieren und zu bestrafen, sondern auch nachhaltige Aufklärungsarbeit zu leisten sowie das Wissen über die moslemische Bevölkerung, ihre Kultur, ihre Religion und ihre Bräuche zu verbreiten.

    Nicht Toleranz, sondern Respekt im Umgang miteinander ist unser Ziel. Es gibt keinen Ersatz für einen breit angelegten Dialog, an dem nicht nur Theologen und Amtsträger, sondern möglichst viele Bürger teilnehmen müssen – Basisarbeit im besten Sinne des Wortes.

    Ich weiß, dass die Empörung und die Verunsicherung unter Muslimen derzeit besonders groß sind. Das ist verständlich.

    Dennoch dürfen sie in ihren Bemühungen, ihren rechtmäßigen Platz in der deutschen Gesellschaft einzunehmen, nicht nachlassen. Für manche - das lehrt auch die Erfahrung anderer Minderheiten, einschließlich der Juden – bedeutet dies einen Balanceakt zwischen der Wahrung der eigenen Identität und dem Aufgehen in der sozialen Umwelt. Auch bei der Lösung dieses Dilemmas ist ein offener Dialog zwischen der Minderheit und der Mehrheit unerlässlich.

    Integration heißt nicht Assimilation. Bei gegenseitigem Respekt steht das Anderssein dem Miteinander nicht im Wege.

    Stephan J. Kramer, © Qantara.de 2009 . Der Autor ist Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland

    Redaktion: Oliver Samson

    Islamratsvorsitzender mahnte politische Konsequenzen an

    12. Juli 2009

    Der Vorsitzende des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland, Ali Kizilkaya, hat den Verletzten Ehemann der im Dresdener Landgericht getöteten Marwa El-Sherbini besucht. „Die islamische Gemeinschaft trauert um Schwester Marwa El-Sherbini, die auf schreckliche Weise ermordet wurde. Die islamfeindliche Tat hat uns zutiefst erschüttert. Unser tiefstes Beileid und Mitgefühl gilt ihrer Familie und ihren Verwandten, denen wir in dieser schweren Zeit viel Kraft wünschen“, erklärte Kizilkaya.

    Begleitet wurde der Islamratsvorsitzende unter anderem vom Generalsekretär des Islamrats, Burhan Kesici. Kesici, der zugleich Vizepräsident der Islamischen Föderation in Berlin ist, zeigte sich darüber erleichtert, dass die politischen Verantwortungsträger sich der Angelegenheit inzwischen angenommen haben. Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) hatte zuvor die zurückhaltende Reaktion des Kanzleramts scharf kritisiert. „Welche Bedeutung die Bundesregierung dem Fall mittlerweile beimisst zeigt, dass auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) seinem ägyptischen Amtskollegen Ahmed Abul-Gheit einen Brief schrieb“, sagte Kesici. Es sei erfreulich, dass Spitzenpolitiker es deutlich machen, dass neben Ausländerfeindlichkeit auch die Islamophobie in Deutschland keinen Platz hat.

    Nach dem Krankenbesuch haben Kizilkaya und Kesici an der Trauerfeier vor dem Dresdner Rathaus teilgenommen. Kizilkaya mahnte politische Konsequenzen an. Er forderte Maßnahmen gegen die Islamfeindlichkeit in Teilen der Gesellschaft. „Es gilt, die Einbindung der Thematik in die allgemeine Antidiskriminierungsarbeit zu erreichen“, sagte Kizilkaya. Eine Kooperation der Antidiskriminierungsstelle des Bundes mit den islamischen Religionsgemeinschaften könne ein erster wichtiger Schritt in Richtung Bewusstseinsbildung sein, erklärte Kizilkaya abschließend.



    Re: Erster ISLAMFEINDLICHE Mord im deutschsprachigen Europa

    M.M.Hanel - 13.07.2009, 23:49


    http://www.nafisa.de/medienanalyse/der-mord-an-marwa-el-sherbini-%E2%80%93-verschleierungen-und-versaumnisse/


    Der Mord an Marwa el-Sherbini – Verschleierungen und Versäumnisse
    Von Silvia Horsch

    Am 1. Juli hat ein Mord aus Fremdenfeindlichkeit und Islamhass stattgefunden. Das Motiv ist vielleicht selten so offensichtlich wie in diesem Fall: Der Täter, Alex W. hatte die kopftuchtragende Marwa el-Sherbini ein Jahr zuvor auf einem Spielplatz als „Islamistin“ „Moslemschlampe“ und „Terroristin“ beschimpft. Ein Dresdner wurde Zeuge dessen und rief die Polizei, es kam zu einem Verfahren wegen Beleidigung. Zusammen mit ihrem Mann und ihrem dreijährigen Sohn lebte Marwa el-Sherbini seit wenigen Jahren in Dresden, wo sie als Apothekerin arbeitete und ihr Mann am Max-Planck-Institut promovierte. Alex W. wurde zu einer Geldstrafe von 780 Euro verurteilt, ein Urteil, das aufgrund von weiteren menschenverachtenden Äußerungen während des Prozesses von der Staatsanwaltschaft als zu milde, von ihm selbst als ungerechtfertigt angesehen wurde. Im Berufungsverfahren sagte Marwa el-Sherbini als Zeugin aus. Nach ihrer Aussage stürzte sich Alex W. mit den Worten „Du hast kein Recht zu leben!“ auf sie und metzelte sie mit 18 Messerstichen (innerhalb von 30 Sekunden) nieder. Ihr Ehemann, Elvi Ali Okaz, wurde beim Versuch sie zu schützen von einem zu Hilfe gerufenen Polizisten irrtümlich angeschossen. Marwa el-Sherbini starb noch im Gerichtssaal, sie war im dritten Monat schwanger. Ihr Mann wurde schwer verletzt und der dreijährige Sohn musste alles mit ansehen. Die Familie wollte in drei Monaten nach Ägypten zurückkehren – nun ist sie zerstört.

    Die wichtigen Fragen wurden nicht gestellt
    In den ersten Tagen wurde über das Verbrechen unter Überschriften wie „Zeugin von Angeklagtem vor Gericht erstochen“, und „Streit um eine Schaukel“ in der Rubrik „Panorama“ und „Vermischtes“ berichtet. Man dachte an ein Gerichtsdrama und einen eskalierten Nachbarschaftsstreit – schreckliche Dinge, die aber nun mal leider vorkommen.
    Dann wurden die Motive „Rassismus“ und „Ausländerhass“ aufgrund der ägyptischen Herkunft von Marwa el-Sherbini vermutet und vom Sprecher der Staatsanwaltschaft mittlerweile auch bestätigt. http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/671382 Ihr Kopftuch, das sie als Muslimin erkennbar machte, wurde in den meist kurzen Artikeln der ersten Tage zwar ab und an erwähnt, aber die Frage nach einem islamophoben Hintergrund der Tat nicht gestellt.

    Eine Woche später fragt sich Andrea Dernbach im Tagesspiegel http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/Islamhass-Islam-Integration;art141,2842231 und der Zeit: http://www.zeit.de/online/2009/28/der-neue-hass
    Warum ist der Tod einer Kopftuchträgerin, die nicht Opfer eines Ehrenmords wurde, eine Woche lang nur eine kurze Meldung in den Nachrichtenagenturen und auch für die politischen Institutionen kein Grund, auch nur zu zucken?

    Sie stellt folgende Vermutungen an:
    Könnte es sein, dass dieser Tod – es wird wegen Mordes ermittelt – nicht in unser Raster passt? […] Vielleicht schaut man da weg, weil das Hinschauen zu viele populäre Dogmen Lügen strafen würde. Den Lehrsatz “Bildung ist der Schlüssel zur Integration” zum Beispiel. Hier starb eine junge bestausgebildete Frau, verheiratet mit einem Landsmann, der in Sachsen am angesehenen Max-Planck-Institut arbeitete – wer weiß, ob das die Wut des Täters nicht sogar gesteigert hat? Oder nehmen wir den: “Islam und westliche Gesellschaft passen nicht zusammen”. Marwa E. wehrte sich auf eine nicht nur rationale und zivile, sondern nebenbei auch überaus deutsche Weise: Statt zurückzubrüllen oder zuzuschlagen, erstattete sie Anzeige. Und eine weitere Wahrheit sollte schmerzen: Die Assoziation “Islam, Islamist, Terrorist”, das alles ausgelöst durch den Anblick eines Menschen mit etwas dunklerer Haut und einem Kopftuch, lässt sich schwer als Einzelfall abtun.

    Über die Versäumnisse der Medien berichtet auch The Guardian. http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2009/jul/10/germany-murder-marwa-sherbini

    Solche und solche Opfer
    Mich erinnert die Berichterstattung auch an den medialen Umgang mit den Ergebnissen einer Studie, die vom BMFSFJ in Auftrag gegeben und im Januar 2007 veröffentlicht wurde. Es ging um „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“. http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationsliste,did=20530.html Zwei der Ergebnisse lauteten:

    38% der türkischen Migrantinnen erlebten Gewalt durch den eigenen Partner, gegenüber 25% der mehrheitlich deutschen Gruppe der Hauptuntersuchung,
    61% der türkische Migrantinnen haben psychische Gewalt durch wenig oder nicht bekannte Personen im öffentlichen Raum erlebt (gegenüber 42% der mehrheitlich deutschen Frauen) und 54% geben an, aufgrund des Geschlechts, des Alters oder der Herkunft benachteiligt oder schlecht behandelt worden zu sein (gegenüber 26%).
    Welches Ergebnis wurde in den Medien häufig erwähnt und welches wurde kaum thematisiert? Richtig geraten. Eine muslimische Frau ist als Opfer ihres eigenen Ehemanns, Vaters oder Bruders offenbar viel interessanter denn als Opfer fremden- und islamfeindlicher Personen in ihrer Umgebung.

    Fassungslosigkeit in Ägypten
    Dass sich die Medien schließlich der Islamophobie doch noch annehmen, liegt nicht daran, dass eine Frau aus islamfeindlichen Motiven ermordet wurde, sondern an den Protesten im Ausland, vor allem bei der Beerdigung Marwa el-Sherbinis in Ägypten, und der dortigen Berichterstattung, die Islamhass in Deutschland beklagt. Auslandskorrespondenten berichten http://www.tagesschau.de/ausland/dresdenmord100.html darüber und kritisieren die spärlichen Reaktionen von Politik und Medien: http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/deutschlands-langes-schweigen/

    „‘Schwangere Deutsche in Ägypten erstochen!‘ Was wäre da los. Wie würden die deutschen Medien berichten, wie würden die Deutschen reagieren, fragt der aufgebrachte junge ägyptische Blogger Hischam Maged. „Wie würde darüber berichtet, wenn eine westliche Frau irgendwo auf der Welt – Gott verbiete im Nahen Osten – von einem muslimischen Extremisten niedergestochen worden wäre? schreibt er. Eine Frage, in der eine Menge Wut, Fassungslosigkeit und Ärger steckt.“ (taz.de 09.07) http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/boykottaufruf-gegen-deutsche-arzneien/

    Ablenkungsmanöver und Verdrängungsstrategien
    Nach solchen Nachrichten echauffiert man sich in der Welt http://www.welt.de/politik/deutschland/article4069661/Islamisten-fordern-Vergeltung-fuer-Dresdner-Mord.html über „emotionale Debatte über den Mord“ und weist darauf hin, dass Deutschland jetzt – nachdem Axel Köhler (KRM) auf eine islamophobe Stimmung bis in die Mitte Gesellschaft aufmerksam gemacht hat – stärker durch islamistische Anschläge gefährdet sei. Die Suedddeutsche http://www.sueddeutsche.de/panorama/66/479555/text/ hält fest, dass „die mörderische Tat des erst 2003 nach Deutschland gekommenen Mannes mindestens so viel über die in Russland vorherrschende Islamphobie aussagt wie über Fremdenfeindlichkeit in Deutschland.“ Islamophobie gibt es demnach nur in Russland. Überhaupt fällt oft auf, dass die Herkunft von Alex W. in einer Art und Weise in den Vordergrund gestellt wird, die die Frage nach einer möglichen Mitverantwortung der deutschen Öffentlichkeit für eine solche Tat gar nicht erst aufkommen lassen soll. Der Täter ist ein „Ausländer“ wird auf diese Weise suggeriert (was das Motiv des „Ausländerhasses“ allerdings ungewollt erklärungsbedürftig macht).

    “So was wie Dich sollte man die Wand stellen”
    Es fällt den Medien, aber auch der Politik ganz offensichtlich schwer, Islamophobie als Phänomen ernst zu nehmen und in diesem Mordfall als Hintergrund der Tat angemessen zu thematisieren. Mit Sicherheit ist Alex W. ein Rassist und fremdenfeindlich. Aber es gibt mittlerweile eine islamophobe Unterart des Rassismus, die mit dem Kriterium der „Rasse“ zwar verbunden werden kann, aber auch ohne „Rasse“ auskommt und nur auf die Religionszugehörigkeit abzielt. (Ich selbst wurde vor einiger Zeit abends im Bus von einem jungen Mann mit den Worten bedroht: „So was wie Dich sollte man an die Wand stellen!“ Meine deutsche Herkunft war ihm nur ein noch größeres Ärgerniss.) Rassismus/Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie als Motive gegeneinander auszuspielen, macht keinen Sinn. Ebensowenig macht es Sinn, nur über die Begriffe und nicht über die damit bezeichneten Phänomene zu diskutieren. (Zum mißverständlichen Begriff der Islamophobie vgl. Heiner Bielefeld, Das Islambild der Deutschen http://files.institut-fuer-menschenrechte.de/437/IUS-040_E_Islam_RZ_WEB_ES.pdf : “Gemeint sind damit nicht etwa generelle Ängste vor dem Islam (wie dies das Wort fälschlich suggeriert), sondern negativstereotype Haltungen gegenüber dem Islam und seinen tatsächlichen oder mutmaßlichen Angehörigen. Eine islamophobe Einstellung kann sich unter anderem in verbalen Herabsetzungen und Verunglimpfungen, strukturellen Diskriminierungen oder auch tätlichen Angriffen gegenüber Menschen mit muslimischem Hintergrund ausdrücken.”)

    Endlich Reaktionen
    In der taz und der FR wird schließlich das Phänomen beim Namen genannt: „Man nennt es Islamophobie“ (Hilal Sezgin) http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/doku_und_debatte/?em_cnt=1828741 und „Mord mit islamfeindlichem Hintergrund?“ http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/mord-mit-islamfeindlichem-hintergrund/ . Zuvor hatten sich eine Reihe von Organisationen und Gruppen der Zivilgesellschaft kritisch zu Wort gemeldet, die islamischen Verbände (zum Teil erstaunlich spät, der Koordinationsrat http://www.igmg.de/nachrichten/artikel/islamfeindlichkeit-ernst-nehmen.html gab erst eine Woche später eine Erklärung ab), der Interkulturelle Rat http://www.interkultureller-rat.de/Presse/Presse_2009/Presse_07_06.shtml , das Institut für Medienverantwortung http://www.medienverantwortung.de/imv/_publikationen_seiten/pm.php , die Grünen Muslime (siehe oben), Vertreter der Wissenschaft, zu nennen sind hier insbesondere Iman Attia http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=in&dig=2009%2F07%2F08%2Fa0060&cHash=22c9b1394b von der der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin und Peter Widmann http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/mord-mit-islamfeindlichem-hintergrund , wissenschaftlicher Mitarbeiter am Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung (hier eine Studie von ihm zum Thema http://islam.de/11420.php ) und nicht zuletzt der Zentralrat der Juden. Deren Generalsekretär Stephan Kramer besuchte gemeinsam mit dem Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, den verletzten Ehemann. Kramer übte deutliche Kritik an den „unverständlich spärlichen“ Reaktionen von Politik und Medien. http://www.tagesspiegel.de/politik/international/Islamophobie-Stephan-Kramer;art123,2841464
    In einem Beitrag für die Deutsche Welle wundert er sich zudem darüber, dass diese gemeinsame Aktion eines Juden und eines Muslims offenbar mehr mediale Aufmerksamkeit findet als der Mord selbst und schreibt:

    Angesichts dieser Situation tut ein klärendes Wort Not. Ich bin nicht nach Dresden gefahren, weil ich als Jude Angehöriger einer Minderheit bin. Ich unternahm die Reise, weil ich als Jude weiß: Wer einen Menschen wegen dessen Rassen-, Volks- oder Religionszugehörigkeit angreift, greift nicht nur die Minderheit, sondern die demokratische Gesellschaft als Ganzes an. Deshalb ist nicht die Frage relevant, warum ein Vertreter der jüdischen Gemeinschaft Elwi Ali Okaz seine Trauer und Solidarität bekundete, sondern die, warum es nicht auch einen massiven Besucherstrom oder Solidaritätsadressen von Vertretern der deutschen Mehrheitsgesellschaft gab? Warum kamen die Reaktionen der Medienlandschaft wie der Politik auf den Mord so spät? Jetzt wird, nicht zuletzt unter dem Druck der internationalen Öffentlichkeit, nachgebessert. Allerdings überzeugt erzwungene Betroffenheit nicht.

    Nach massiven Forderungen verschiedener Politiker http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/merkel-soll-ueber-marwa-reden/ der Grünen, Linken, FDP und SPD gibt die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer am 10.07. (!) eine Presseerklärung ab. http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2009/07/2009-07-10-ib-kondolenz.html
    Dem innenpolitischen Sprecher der Fraktion von CDU/CSU fällt hingegen nur folgendes ein: “Wenn es ein politisches Phänomen wäre, dass typischerweise Russlanddeutsche auf islamische Frauen losgehen, dann müsste sich die Politik äußern”, sagte Hans-Peter Uhl. http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/merkel-soll-ueber-marwa-reden/ Die Tat sei aber ein Einzelfall. Anscheinend brauchen wir erst eine Mordserie, bevor Christdemokraten erwägen, über die zunehmende Islamfeindlichkeit in Deutschland nachzudenken.

    Antiislamische Hetze und islamophobe Einstellungen
    Die islamischen Verbände, die Grünen Muslime und andere Institutionen haben in Stellungnahmen auf Webseiten und Gruppierungen, wie Politically Incorrect (PI) und Pro NRW hingewiesen, die islamfeindliche Einstellungen verbreiten. Die Artikel und Kommentare von PI-Lesern zeugen von einer nicht erträglichen und meiner Meinung nach nicht hinnehmbaren Menschenverachtung. Ähnliche Äußerungen wie auf PI http://www.welt.de/politik/deutschland/article4069661/Islamisten-fordern-Vergeltung-fuer-Mord-im-Gericht.html finden sich auch in den Kommentaren zu Artikeln der Welt (Welt Online am 06.07.): Der Täter Alex W. wird als „Freiheitskämpfer“ bezeichnet und für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen, ein Leser registriert erfreut „Ein Pinguin/Schleiereule weniger“ und einige Kommentare weiter unten ergänzt ein anderer: „ +Pinguinbaby ;o)“. Aus welcher Richtung diese Kommentare kommen, verdeutlicht ein weiterer Beitrag: „Die Züge gen Auschwitz müssen wieder rollen!“ (Mittlerweile wurde aus bisher unbestätigter Quelle bekannt, dass es sich bei Alex W. um einen NPD-Wähler http://www.tagesspiegel.de/politik/Aegypterin-Gerichtssaal-Mord;art771,2842897 handeln soll, kurz vor dem Mord soll er ausgerufen haben: „wenn die NPD an die Macht kommt, ist damit (mit dem Lebensrecht für Muslime/Ausländer in Deutschland) Schluss“.) Ein Artikel in der Zeit, der sich mit dem fremden- und islamfeindlichen Hintergrund der Tat befasst, wurde offenbar ähnlich kommentiert, denn die Moderatoren sahen sich (im Unterschied zu Welt online) genötigt, den thread zu schließen, http://www.zeit.de/online/2009/28/mord-im-gerichtssaal nachdem sie einen Großteil der Beiträge zensieren oder gleich ganz löschen mussten.

    Sicherlich sind dies die Ansichten einer radikalen Minderheit, die im Internet besonders lautstark ist. Nur stellt diese 1. – wie der Mord in Dresden deutlich gemacht hat - eine reale Bedrohung für in Deutschland lebende Muslime dar, ist 2. mit Hilfe von Steuergeldern in rechtsextremen Parteien gut organisiert und 3. als extreme Spitze des Eisbergs ein Indikator für die in der deutschen Gesellschaft weiter verbreiteten Ressentiments, die sich z.B. im Verlauf der „Kopftuchdebatte“ auch in der Mitte der Gesellschaft ganz unverhohlen gezeigt haben, wie die frühere Ausländerbeauftragte Berlins, Barbara John http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/Marwa-E-Dresden-Russlanddeutsche-Islamhass;art141,2845530 , darlegt. Die im Verlauf dieser Debatte gefallenen Äußerungen über das Kopftuch - nicht vom extremen Rand, sondern aus der Mitte der Gesellschaft, von politischen und kirchlichen AmtsträgerInnen und bekannten Intellektuellen http://www.nafisa.de/medienanalyse/kopftuch-als-symbol-zitate/ - haben zu einer Atmosphäre beigetragen, in der viele meinen, ihrem Hass auf den Islam offen Ausdruck verleihen zu können. (Zum Islambild der Deutschen vgl. den bereits erwähnten, wichtigen Essay von Heiner Bielefeld. http://files.institut-fuer-menschenrechte.de/437/IUS-040_E_Islam_RZ_WEB_ES.pdf ) Dass der verbalen Gewalt irgendwann die physische folgt, ist dann nur eine der Frage der Zeit.

    Wo ist die Bundesregierung?
    Es muss daher eine eindeutige Reaktion erfolgen und von Seiten der Politik Maßnahmen gegen Islamophobie ergriffen werden. Bis jetzt warten wir allerdings vergeblich auf das Mindeste, was man hätte erwarten können: Eine öffentliche Äußerung der Bundeskanzlerin oder des Bundesinnenministers. Bisher äußerte sich nur ein Sprecher (der noch bis zum 06.07. betonte dass, „die Umstände nicht hinreichend klar gewesen sind (!), um eine so weitreichende politische Erklärung abzugeben“ (freitag) http://www.freitag.de/politik/0928-dresden-deutschland-aegypten-mord-gerichtssaal . Frau Merkel hat am Rande des Gipfels mit Mubarak, dem Staatschef Ägyptens, darüber gesprochen (offenbar waren da die Umstände klarer) – als ob es sich bei dem Mord um ein Problem der internationalen Beziehungen handele, und nicht um einen Vorfall, der die in Deutschland lebenden Muslime und die deutsche Gesellschaft insgesamt betrifft. Dazu passt, dass sich zwar der Außenminister zu Wort meldet, um gegenüber seinem ägyptischen Amtskollegen zu betonen, dass Islamophobie keinen Platz in Deutschland habe http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,635488,00.html - was natürlich ein frommer Wunsch ist und keine Beschreibung der Realität, wie einschlägige Umfragen http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E2D1CB6E9AA1045B291A1FC21272D467D~ATpl~Ecommon~Scontent.html leider belegen. Der Innenminister aber – aller Islamkonferenz zum Trotz – hüllt sich in Schweigen und unterstützt lieber den Außenminister: Er hoffe, dass das deutsch-ägyptische Verhältnis durch die Tat nicht belastet werde, ließ er durch einen Sprecher ausrichten. http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/merkel-soll-ueber-marwa-reden/ Nun, das deutsch-ägyptische Verhältnis scheint sich durch eine vom deutschen Botschafter in Auftrag gegebene, großformatige Todesanzeige und Beileidsbekundung in der ägyptischen Tageszeitung al-Ahram wieder gebessert zu haben. Eine Adresse an die in Deutschland lebenden Muslime hingegen – Fehlanzeige. Das ist einfach beschämend. An die vier Millionen Muslime in Deutschland, die nicht nur durch den Mord, sondern auch (und vor allem!) durch die Reaktionen der Medien und der Politik verunsichert sind, ein persönliches Wort der Abscheu über diese Tat zu richten, wäre nicht nur ein Gebot der Menschlichkeit sondern auch der politischen Vernunft gewesen.

    Verstörende Schlussfolgerungen
    Die Tatsache, dass (bis auf wenige Ausnahmen) erst die Proteste im Ausland Reaktionen der deutschen Politik und Mainstream-Medien hervorgerufen haben, stimmt mehr als nachdenklich. Offenbar befürchtet man eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Deutschland und Ägypten, bzw. der islamischen Welt, die wie beim Karikaturenstreit auch wirtschaftliche Konsequenzen haben könnte (der ägyptische Apothekerverband hat zu einem einwöchigen Boykott http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/boykottaufruf-gegen-deutsche-arzneien/ deutscher Medikamente aufgerufen). Erst mit der Berichterstattung aus dem Ausland ließen sich die tatsächlichen Hintergründe der Tat nicht mehr herunterspielen. Man muss sich fragen, was passiert wäre, wenn es sich bei Marwa nicht um eine Bürgerin eines strategisch wichtigen arabischen Landes mit einer lebendigen Presselandschaft gehandelt hätte. Möglicherweise würden wir uns alle nur noch dunkel an einen Streit um eine Schaukel erinnern.

    Ebenso bedenklich ist es, dass es erst einen Mord braucht, um Islamophobie zum Thema zu machen. Vor einigen Jahren gab es schon einmal beinahe ein Todesopfer: Eine junge Libanesin, Nasrine C., und ihre Schwiegermutter, beide Kopftuchträgerinnen, wurden im Januar 2002 in Berlin-Hellersdorf in der Straßenbahn von Nazi-Schlägern https://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2002/0727/berlin/0043/index.html angegriffen und zusammengeschlagen. Von einer größeren Anzahl anwesender Passanten griff nur ein junger Mann und der Straßenbahnfahrer ein. Nasrine C. wurde lebensgefährlich verletzt, aber sie überlebte. Eine nachhaltige Debatte über Islamfeindlichkeit kam nicht in Gang - ob es diesmal der Fall sein wird, bleibt erst noch abzuwarten.

    Mittlerweile hat in Dresden eine Trauerfeier http://www.zeit.de/online/2009/29/sherbini-trauer stattgefunden an der sich 1500 Menschen, Muslime und Nichtmuslime, darunter der SPD-Parteichef Müntefering, beteiligten. Er forderte, wie auch Politiker anderer Parteien http://www.gruene.de/no_cache/einzelansicht/artikel/wir-trauen-um-marwa-s.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=1 politische Konsequenzen aus dem grausamen Mord. Diesen Forderungen müssen Konzepte und ihre Umsetzung folgen, damit dem Mord an Marwa el-Sherbini nicht weitere Gewalttaten folgen.

    Muslimische Reaktionen

    Im Internet wurde der Mord unter Muslimen von Anfang an heftig diskutiert. Die Reaktionen, die von großer Anteilnahme geprägt sind, haben eine große Bandbreite, die vom Bemühen um sachliche Information bis zu Verschwörungstheorien reicht. Der salafitische Prediger Pierre Vogel http://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Vogel hat am Sonntag nach der Tat ein Totengebet und eine Kundgebung in Berlin mit 2000 Teilnehmern organisiert und stieß damit in eine Lücke, die die Verbände mit ihren zum Teil verspäteten Reaktionen gelassen hatten. Das Totengebet war eine wichtige Handlung, um Marwa auch in Deutschland die letzte Ehre zu erweisen und ihrer Familie zu zeigen, dass die Muslime in Deutschland an ihrem Schicksal anteilnehmen. Sich bei dieser Gelegenheit jedoch abfällig über die “weichgespülten” muslimischen Verbände zu äußern, ist mehr als unangemessen, da der Tod Marwas auf diese Weise zur Profilierung gegenüber anderen Gruppen ausgenutzt wird.
    Auch die Märtyrerverehrung, die jetzt eingesetzt hat, erscheint mir bedenklich. Sicherlich ist es richtig, dass Marwa als Märtyrerin bezeichnet werden kann, insofern ihre (sichtbare) Religionszugehörigkeit ein maßgeblicher Grund für ihre Ermordung gewesen ist. Und dafür, dass Allah sie im Paradies für ihren gewaltsamen Tod auf das Beste entschädigt, beten wir alle. Die Formulierung “Märtyrerin des Kopftuchs” finde ich hingegen höchst problematisch. Sie suggeriert, dass das Kopftuch eine im Islam so wichtige Sache wäre, dass man für sie in den Tod gehen müsste und ist damit ein Beispiel für die - nicht zuletzt durch die Kopftuchdebatte geförderte - maßlose Überbewertung des Kopftuchs unter vielen Muslimen. Und mit Sprüchen wie “Kopftuchträgerin bis zum Tod”, zu finden im arabischen Internet, ist die Grenze zur Geschmacklosigkeit weit überschritten.

    Was kann man jetzt konkret und sinnvoll tun?
    Es gibt eine Spendenkampagne http://islam.de/12715.php , mit der sowohl Marwas Hinterbliebene als auch die kritische Begleitung der juristischen Aufarbeitung des Mordes unterstützt werden soll.

    Auf der website www.wobleibtmerkel.de werden bis zum 17.07. Unterschriften gesammelt, um Frau Merkel zu einer persönlichen Stellungnahme aufzufordern.

    Auf islam.de gibt es ein Kondolenzbuch http://islam.de/12777.php , in das man sich eintragen kann. Die Einträge werden dem Ehemann der Ermordeten übermittelt.

    Vor allem stehen wir - Muslime und Nichtmuslime - vor der Aufgabe, die Gefahr der Islamophobie bewusst zu machen. Notwendig ist z.B. eine Dokumentation islamophober Übergriffe, aber auch von Diskriminierungen im Alltag und im Berufsleben aufgrund der Zugehörigkeit zum Islam. Auch die Kopftuchverbote für Lehrerinnen in verschiedenen Bundesländern und die aggressive Debatte darüber müssen vor diesem Hintergrund noch einmal angesprochen werden.

    Muslime können als Einzelpersonen, Moscheen oder Gruppen lokal vor Ort über den Islam und die Muslime aufklären mit Vorträgen, Tagen der offenen Moschee, Nachbarschaftseinladungen, kommunalen Festen usw. Sie sollten Kontakte zu lokalen Politikern, Gewerkschaften, Kirchen und sonstigen gesellschaftlichen Akteuren pflegen und sich aktiv am Leben vor Ort beteiligen. Dabei müssen sie immer wieder auf konkrete Vorfälle hinweisen und sich dafür einsetzen, dass diese wahrgenommen und die notwendigen Konsequenzen gezogen werden.



    Re: Erster ISLAMFEINDLICHE Mord im deutschsprachigen Europa

    Anonymous - 14.07.2009, 12:34


    http://bpeinfo.wordpress.com/2009/07/08/warnung-vor-perfider-hetzkampagne-gegen-menschenrechtliche-islamkritik/



    Warnung vor perfider Hetzkampagne gegen menschenrechtliche Islamkritik
    Verfasst von: bpeinfo | 8. Juli 2009



    Stellungnahme zum demagogischen Missbrauch einer verabscheuungswürdigen Einzeltat
    Im Iran hat gerade eine durchaus repräsentative Gruppe von autorisierten Muslimen, nämlich ein totalitäres Regime von islamischen Religionsgelehrten, ihr blutiges, unfriedliches und intolerantes Gesicht gezeigt und die Massenproteste der Oppositionsbewegung brutal niedergeschlagen. Mittlerweile sind dort von den Schergen des islamischen Unterdrückungsapparats mehr als 100 Personen umgebracht, Hunderte verletzt und Tausende festgenommen worden.

    Tagtäglich ermorden Angehörige einer breiten militanten Strömung von radikalislamischen Kräften in Afghanistan, Pakistan, Irak und anderswo im Namen Allahs unschuldige Menschen.

    Vor einigen Tagen ereignete sich in Schweinfurt eine verabscheuungswürdige Tat, die von den Medien eine vergleichsweise sehr geringe und von den Islamverbänden, dem Zentralrat der Juden, den Christdemokraten und dem türkischen Botschafter überhaupt keine Aufmerksamkeit erhielt: Ein offensichtlich an Assimilationsphobie leidender türkisch-muslimischer Imbiss-Betreiber hatte mehrere Dutzend Mal mit einem Küchenmesser auf seine schlafende 15-jährige Tochter eingestochen und sie dadurch getötet. Laut Polizeibericht habe der 45-jährige Mörder Probleme damit gehabt, dass seine Tochter den muslimischen Weg nicht mitgehen wollte.

    Verbrechen wie dieses sind im Hinblick auf ihre Motivation keine isolierten Einzelfälle, sondern reihen sich ein in das verallgemeinerbare und beständig wiederkehrende Tatprofil von Ehrenmorden gegen weibliche Familienangehörige, die dem orthodox-islamischen Normenkorsett entfliehen wollen. Davon soll offensichtlich abgelenkt werden. Denn wenn es um Ehrenmorde im Namen einer islamisch unterfütterten fremdbestimmt-mittelalterlichen Sittlichkeit geht, gehen auf Täuschung und Irreführung der Öffentlichkeit geschulte und spezialisierte Islamfunktionäre wie das FDP-Mitglied Aiman Mazyek lieber auf Tauchstation und unterlassen es, zu friedlichen Trauermärschen aufzurufen. Schon eher zeigen sie sich Verständnis heischend an der Seite von islamistischen Kräften, die in Form einer Mubahala (Tötungsruf nur gegen Nichtmuslime) das Leben von Islamkritikern bedrohen. Als es unlängst auf der gescheiterten Deutschen Islamkonferenz darum ging, die Menschenrechtsverletzungen im Iran zu verurteilen und eine entsprechende Erklärung zu unterschreiben, verweigerten die Islamverbände (mit Ausnahme des VIKZ und der Aleviten) ihre Unterschrift. Als hemmungslos treten sie aber stets dann in Erscheinung, wenn es darum geht, sachlich begründete Islamkritik auf demagogische Weise zu diffamieren und dafür eine einzelne Tat zu missbrauchen, die in ihrer Motivlage noch gar nicht hinreichend aufgeklärt ist:

    Während einer Verhandlung vor dem Dresdener Landgericht hat ein 28-jähriger Zuwanderer aus Russland eine 31-jährige Ägypterin niedergestochen. Diese zweifellos verabscheuungswürdige Tat, die nach den spärlich vorliegenden Informationen das traurige Endglied eines sich buchstäblich hochschaukelnden Spielplatzstreits zwischen muslimischen Zuwanderern und einem nichtmuslimischen Migranten ist, wird nun auf ebenso dumme wie niederträchtige Weise zum Anlass für einen perfiden Generalverdacht gegen angeblich vorhandene „Islamophobie“ genommen. Dabei ist laut Staatsanwaltschaft noch gar nicht geklärt, ob der Täter überhaupt aus primär „islamfeindlichen“ Gründen gehandelt hat. Wenn er die später Ermordete als „Islamistin“ und Terroristin“ bezeichnet hat (wofür sie ihn dann vor Gericht wegen Beleidigung verklagte), so ist dass zweifellos eine inakzeptable Verunglimpfung, aber das gilt auch für die üblichen aggressiven Beschimpfungen seitens muslimischer Zuwanderer gegen Einheimische wie „Nazi“, „ungläubige Hure“, „Schweinefleischfresser“, „Opfer“ und „Jude“ (um hier die tätlichen Beleidigungen von Homosexuellen einmal auszusparen), für die nun auch nicht jedes Mal die Gerichte angerufen werden. Im emotionalisierten Spielplatzstreit geäußerte Beleidigungen sind auch von niedrigerer Qualität als jene Beleidigungen, die von islamischen Moscheepredigern gegen die deutsche Aufnahmegesellschaft anhand vorgefertigter Reden abgesondert werden. Und es waren eben nicht „islamophobe“ Fremdenfeinde, die einen islamischen Hassprediger, sondern ein hasserfüllter zugewanderter Islamist marokkanischer Herkunft, der einen Islamkritiker auf offener Straße abgestochen bzw. “geschächtet” hat.

    Vor diesem hier nur angedeuteten Tatsachenhintergrund wird deutlich, worum des den Akteuren dieses peinlich-theatralischen Auftritts, der an die türkische Hetzkampagne anlässlich des Hausbrandes in Ludwigshafen vor gut einem Jahr erinnert, eigentlich geht: Nicht um das bedauernswerte Opfer, sondern um knallharte Interessenpolitik in Form bodenloser Diffamierung begründeter Islamkritik angesichts zunehmender weltweiter Selbstentlarvung der islamischen Herrschaftskultur.

    Wir fordern die Medien und die Politiker in Sachsen (und anderswo in Deutschland) dazu auf: Unterlassen sie es in Zukunft, sich als Steigbügelhalter und Vasall durchsichtiger Propagandakampagnen verbandsislamisch gesteuerter Kräfte zu verhalten. Bedenken Sie: Auch die Gruppe islamkritischer Nichtwähler und Noch-Kunden ist groß und stark.

    Stellen Sie sich lieber mit konkreten Taten an die Seite der iranischen Oppositionsbewegung.

    Dem Zentralrat der Juden rufen wir zu: Sind sie in ihrer unausgewogenen und unreflektierten Parteinahme noch ganz bei Trost?

    .

    Redaktion Hintergrund (Hartmut Krauss)

    Dr. Gudrun Eussner

    Conny Meier BÜRGERBEWEGUNG PAX EUROPA

    Gabi Schmidt, Sozialpädagogin

    Edward von Roy, Diplom-Sozialpädagoge

    Die Weiterverbreitung dieser Stellungnahme sowie die Mitunterzeichnung im Kommentarbereich sind durchaus erwünscht



    update 09.07.2009:

    Heute kam im MDR-Info (MDR: Mitteldeutscher Rundfunk) um 16,57 Uhr folgende Nachricht, die sinngemäß folgendes beinhaltet:

    Justizminister Mackenroth sagte, dass am Montag nächster Woche ein Staatsanwalt aus Ägypten in Sachsen eintreffen wird, um bei der Verurteilung des Mörders Unterstützung zu geben. Gleichzeitig – so seine Meinung – wird der Fall natürlich nach rechtsstaatlichen Prinzipien verhandelt.

    Nicht bekannt ist, ob diese Initiative aus Ägypten kommt, oder von der sächsischen bzw. Bundesjustiz in vorauseilender Unterwerfung unter die Scharia selbst initiiert wurde. Es ist auch noch nicht bekannt, ob der ägyptische Staatsanwalt in Dresden die Todesstrafe fordern wird, wie diese von den “rechtgeleiteten” Demonstranten in Kairo gefordert wurde, und ob zu diesem Zweck der Bundestag vorher noch schnell eine schariakonforme Grundgesetzänderung zur Einführung der Todesstrafe beschließen wird.



    update 12.07.2009:

    Stellungnahme des Zentralrats der Ex-Muslime

    Bernd Zeller auf der”Achse des Guten”

    Immer absurder: Der UN- Sicherheitsrat soll gegenüber Deutschland Sanktionen verhängen – verlangt Achim Jihad (Das hat dem bestimmt der Mazyek geflüstert)



    update 13.07.2009:

    Krass: Kizilkaya vom extremistischen Milli-Görüs-dominierten Islamrat setzt noch eins drauf und will fortan lieber selber der Bundesregierung verbindliche Vorgaben darüber machen, wie “Islamophobie” zu bekämpfen sei:

    Er forderte Maßnahmen gegen die Islamfeindlichkeit in Teilen der Gesellschaft. „Es gilt, die Einbindung der Thematik in die allgemeine Antidiskriminierungsarbeit zu erreichen“, sagte Kizilkaya. Eine Kooperation der Antidiskriminierungsstelle des Bundes mit den islamischen Religionsgemeinschaften könne ein erster wichtiger Schritt in Richtung Bewusstseinsbildung sein, erklärte Kizilkaya abschließend.



    *****



    Ausgewählte Kommentare



    Von: Dipl. Spziologe Georg Schliehe am 8. Juli 2009

    um 20:59

    Als Geschäftsführer der WIR-Fraktion im Rat der Stadt Recklinghausen sowie als Vorsitzender von “WIR-Wählerbündnis im Kreis Recklinghausen e.V.” teile ich die Analyse der vorliegenden Stellungnahme und werde sie in allen Wählergemeinschaften der Kreis-WIR zur Unterstützung verbreiten.

    Dipl. Soz. Georg Schliehe



    Von: kybeline am 8. Juli 2009

    um 14:09

    Der Islam ist noch nicht geboren, der uns zum Schweigen bringt. Wem es nicht passt, der soll sich ein besseres Land suchen. Oder eine bessere Religion. Uns ist es gut genug hier. Wenn den Moslems unsere Traditionen nicht gefallen, dann haben sie hier nichts zu suchen.

    Wir werden aber nicht schweigen.



    Von: Puhl-Schmidt am 8. Juli 2009

    um 14:17

    Hallo Hartmut,

    es ist gut, dass Du dieses Problem klassisch in Worte gefasst hast wie wir es nicht besser könnten.

    Gruß Wilfried



    Von: Hassan Kal am 8. Juli 2009

    um 14:28

    Wo kann ich das unterschreiben???

    http://www.ex-muslime.de/



    Von: Rolf Stolz am 8. Juli 2009

    um 15:39

    Sehr gut – meine uneingeschränkte Unterstützung bzw. meine Unterschrift



    Von: Helmut Zott am 8. Juli 2009

    um 15:51

    Dem kann ich mit Überzeugung zustimmen und unterschreibe gerne.

    Die mit Fakten belegte Wahrheit über den Islam und speziell über Mohammed auszusprechen, wird von den Muslimen bereits als Provokation Allahs und Beleidigung Mohammeds verstanden. In islamischen Ländern wird es darüber hinaus als Angriff auf die Umma und den Staat betrachtet und als strafbare Handlung verfolgt. Noch haben wir in unserem Staat das Recht die Wahrheit auszusprechen, ja sogar die moralische Pflicht, das zu tun.



    Von: Schlernhexe am 8. Juli 2009

    um 15:52

    Der Autor hier hat den Fall von Schweinfurt angesprochen.Komisch, daß ein besorgniserregender Fall in Brüssel nur in einer grossen ital. Tageszeitung dokumentiert wird.

    http://dolomitengeisteu-dolomitengeist.blogspot.com/2009/07/islam-brussel-kulturmord-in-den.html



    Von: Schlernhexe am 8. Juli 2009

    um 15:52

    mustafa brahim sagt:

    Wir Muslime haben Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut und wir gehen hier nicht mehr weg! In 20 Jahren sind wir in der Mehrheit und dann wird abgerechnet!

    Der Islam wird auch in Deutschland Siegen und seine Feinde werden sich vor uns verbeugen

    http://www.welt.de/politik/deutschland/article4082505/Deutschland-ist-nicht-islamfeindlich-Herr-Koehler.html?page=14#article_readcomments



    Von: Julia Winter am 8. Juli 2009

    um 16:58

    Meine Antwort auf den Islam sind u. a. meine juristischen Vorschläge gegen den Islam, die zum Teil vom homepageinhaber leicht verändert abgedruckt sind in http://europenews.dk unter dem Suchbegriff: ” juristische Vorschläger gegen die menschenverachtende Seite des Koran…, von Julia Winter”

    Frau Alice Schwarzer hat mir gesagt, sie wolle in der EMMA wieder etwas zu dem Thema schreiben lassen. Die Übersicht über alle Anti-islamischen homepages wäre in der EMMA ein guter Beginn der neuen Reihe.

    Gruß Julia Winter



    Von: Edward von Roy am 8. Juli 2009

    um 22:52

    Der Fehlerteufel hat sich eingeschlichen,

    wir bitten höflich um Korrektur:

    Gabi Schmidt [statt Schmid],

    Edward von Roy [statt Edward van Roy],

    Diplom-Sozialpädagoge

    [statt Diplom-Sozialädagoge]

    -Vielen Dank für die Veröffentlichung-



    Von: Gudrun Eussner am 13. Juli 2009

    um 20:42

    Es gibt herrliche Lesermeinungen in der FAZ, ich habe sie in den “Weisheiten” gebunkert: Da agitieren nun die deutschen MSM seit Jahrzehnten für die friedliche Islamisierung Deutschlands, und solche Kommentare sind das Ergebnis!



    Re: Erster ISLAMFEINDLICHE Mord im deutschsprachigen Europa

    Anonymous - 14.07.2009, 22:37


    Prof: Dr. Wolfgang Donsbach
    Institut für Kommunikationswissenschaft
    Technische Universität Dresden

    OFFENER BRIEF ZUM THEMA AUSLÄNDERFEINDLICHKEIT IN DRESDEN
    Dresden – wache auf!

    An der Trauerfeier für die ermordete Marwa El Sherbiny am Samstagnachmittag nahmen
    laut Agenturberichten 1500 Menschen teil. Das ist eine wohlwollende Schätzung. Wahrscheinlich
    waren es keine 1000, unter ihnen viele ausländische Mitbürger und Organisationen.
    Die Oberbürgermeisterin hielt es nicht für nötig, wegen dieses Anlasses ihren Urlaub zu
    unterbrechen. Auch der erste Mann im Freistaat ließ sich durch zwei Minister vertreten. Die
    mangelhafte Organisation, von der Qualität der Akustik bis zu dem Durcheinander am Ende,
    als es darum ging, die weißen Rosen abzulegen und sich in das Kondolenzbuch einzutragen,
    zeigt eines: Dresden hat nicht verstanden, welche Dimension dieses Verbrechen für die Stadt
    hat und welche Dimension man deshalb seiner Bewältigung zukommen lassen muss. Wirtschaftsbürgermeister
    Dirk Hilbert muss man zu Gute halten, dass er in seiner guten Rede das
    Problem gleich zu Beginn auf den Punkt brachte: Wenn wir der Welt etwas beweisen wollen,
    dann müssen beim nächsten Mal mehr Menschen kommen.

    Die Bilder und Berichte von diesem Verbrechen gehen um die Welt und sie fügen sich
    ein in ein bereits vorhandenes Urteil über unsere Stadt: dass man als ethnisch anders aussehender
    Mensch hier nicht sicher ist. Es ist die falsche Strategie, wie es nun manche tun, mit
    Statistiken gegen dieses Urteil anzugehen. Die Tatsache, dass weniger als ein Promille aller
    Straftaten einen fremdenfeindlichen Hintergrund hatte, interessiert – und zwar zu Recht ‐
    außerhalb Dresdens keinen Menschen, wenn in hässlicher Regelmäßigkeit Nachrichten über
    Angriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf der Straße in den internationalen Medien
    auftauchen. Das ist – und das schreibt jemand, für den Statistiken zum Arbeitsalltag gehören
    – kein Fall für die Statistik, zumindest nicht die Kriminalstatistik.
    Andere Zahlen sind hier bedeutender. Ich habe im Winter‐Semester 2008/2009 mit
    meinem Seminar eine Umfrage unter ausländischen Studierenden der TU Dresden durchgeführt.

    Jeder Dritte sagte, er habe ‚schon negative Erlebnisse gehabt, bei denen er zum Beispiel
    wegen seiner Nationalität beschimpft worden ist oder schlimmeres’. Bei Studenten aus
    dem Nahen und Mittleren Osten sind es sogar 50 Prozent. Die Ereignisse, von denen die Studenten
    berichten, reichen von allgemeinen Beschimpfungen (51 Prozent) bis zur Androhung
    von Gewalt (13 Prozent) und tatsächlicher Gewaltausübung (6 Prozent).
    Wer mit Ausländern näher zu tun hat weiß, dass dies nicht nur Zahlen sind. Bei einem
    Empfang unterhielten wir uns mit dem jüngsten Konzertmeister der Staatskapelle Dresden,
    dem Cellisten Isang Enders. Fühlt er sich außerhalb seiner Arbeit in einem weltberühmten
    Orchester wohl in Dresden? Nein. Um kurze Wege zu haben, wohnt er nahe an seinem Arbeitsplatz.
    Wenn er Freunde in Dresden besucht, dann nur mit dem Taxi von Tür zu Tür. Sein
    Problem: Er ist Kind deutsch‐koreanischer Eltern und hat Angst auf Grund seines asiatischen
    Aussehens angegriffen zu werden. Solchen Gefühlen kann man nicht mit der Kriminalstatistik
    und Wahrscheinlichkeitsrechnungen begegnen. Sie sind real vorhanden und beeinträchtigen
    das Lebensgefühl. Versetzen wir uns doch einmal in die Lage einer arabischen Studentin,
    die mit Kopftuch abends in eine dünn besetzte Straßenbahn steigt!
    Diese Menschen sind ebenso wie die Medien, die über solche Vorkommnisse reden,
    Botschafter des Images unserer Stadt. Diese Woche bekommen wir Besuch von einer amerikanischen
    Freundin. Vor zwei Wochen kam eine Email, ob ich wisse, dass ihre Adoptivtochter
    schwarz sei und wie gefährlich es auf Dresdens Straßen sei – man höre doch so manches…
    Dresden, und zwar Stadtverwaltung wie Bürger, hat noch nicht begriffen, was das
    Thema für die Stadt bedeutet, welchen Schaden es anrichtet und welche Ursachen es hat.

    Wir haben einen deutlich erkennbaren Sockel an bekennend ausländerfeindlichen Bürgern,
    eine Mehrheit, der das Thema gleichgültig ist – wie die Trauerfeier wieder gezeigt hat ‐ und
    ein paar Aufrechte, die etwas ändern wollen. Das ist zu wenig. Im März befragten wir in einer
    Repräsentativumfrage unter mehr als 500 Dresdnern, welche Nachbarn einem unangenehm
    wären. Jeder Vierte nennt Türken, 18 Prozent Osteuropäer und 10 Prozent Afrikaner.

    Ein Drittel der Dresdner hat Sympathien für die Idee, Ausländer wieder nach hause zu schicken,
    wenn Arbeitsplätze knapp werden, ein Viertel fühlt sich angesichts „der vielen Ausländer“
    (nebenbei: Dresden hat von allen deutschen Großstädten die wenigsten Ausländer)
    „wie ein Fremder im eigenen Land“. Das ist NPD‐Gedankengut bei einem maßgeblichen Teil
    der Bevölkerung. Dabei muss man bedenken, dass solche Antworten im Interview sogar eher
    noch positiv verzerrt sind.

    Wann wacht die Stadt auf und redet sich das Problem nicht mit dem Hinweis auf Kriminalstatistik
    und dem russischen Kulturhintergrund des Täters im Falle Marwa schön?

    Die
    Stadt diskutiert vorrangig über Veranstaltungskonzepte à la Riesa und die Zukunft des Kulturpalasts,
    Maßnahmen, die unter dem gegenwärtigen Image Dresdens keinen zusätzlichen
    Ausländer anlocken werden. Die Einsicht in das Problem, dass es nicht nur um verrückte Einzeltäter,
    sondern um weit verbreitete Haltungen geht, wäre der erste Schritt zur Lösung.

    Dresden, 12.07.2009
    Kontakt: 0172/3520555



    Re: Erster ISLAMFEINDLICHE Mord im deutschsprachigen Europa

    Anonymous - 15.07.2009, 11:04


    Kollateralschaden in der Gesellschaft
    Marcus Klöckner 14.07.2009

    Telepolis Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30722/1.html
    (Bitte imm Originaltext lesen, da dort auf weiterführende Links im Text geklickt werden kann.)

    Die Berichterstattung über den Mord an einer Ägypterin in einem Gerichtssaal in Dresden zeigt auf, wie Medien überwiegend an den tiefer gehenden Ursachen vorbei berichten.


    Das Drama begann mit einem Wortgefecht auf einem Kinderspielplatz und endete mit tödlichen Messerstichen in einem Gerichtssaal. Die Ägypterin Marwa El-Sherbini geriet wegen eines Schaukelplatzes mit dem Deutschrussen Alex W. in einen Streit. Dieser sagte bei der Auseinandersetzung zu Marwa S. u. a. "Terroristin!" und "Islamistin!". Die Ägypterin klagte gegen die Beleidigungen vor einem Gericht. Alex W. wurde zu 780 Euro Geldstrafe verurteilt. In einer Berufungsverhandlung kam dann die Eskalation: Alex W. ersticht Marwa S. mit 18 Messerstichen, ihr Mann, der ihr zu Hilfe eilt, wird von einem Polizisten ins Bein geschossen.
    Was auf den ersten Blick wie die Momentaufnahme des alltäglichen Wahnsinns einer Gesellschaft wirkt, deren Mitglieder sich aus Nichtigkeiten mitunter einen Kampf bis aufs Blut liefern, verweist bei näherer Betrachtung auf die Auswüchse einer gefährlichen "Kampf-der-Kulturen-Ideologie", wie sie sich verstärkt seit dem 11. September 2001 in das kollektive Bewusstsein der Bürger eingebrannt hat. Doch dieser Aspekt geht in der Berichterstattung unter. Der Diskurs in den Medien dreht sich weitestgehend um die Verlautbarungen der Staatsanwaltschaft, nämlich, dass das Motiv für die Tat auf einen "fremdenfeindlichen" Hintergrund zurückzuführen sei. Wenngleich die Motivlage des Täters durchaus im Kontext Rassismus einzuordnen ist, kann man bei dieser einseitigen Berichterstattung davon ausgehen, dass die Ursachen für das Verbrechen nicht vollständig aufgearbeitet werden.

    "Terroristin!", "Islamistin!", es sind diese beiden Ausdrücke von Alex W., die einen Einblick in die Denkweise des Täters geben. Die Äußerungen verweisen darauf, dass das Verbrechen im Gerichtssaal nicht einfach nur unter dem Aspekt Fremdenfeindlichkeit betrachtet werden darf. Ein Abgleich der veröffentlichten Informationen durch die Staatsanwaltschaft mit der medialen Berichterstattung zu dem Fall verweist auf eine Schieflage der publizistischen Aufarbeitung.

    Die Süddeutsche Zeitung (1) schreibt etwa:

    Das Motiv war nach Überzeugung der Ermittler Ausländerhass.
    SZ
    und zitiert Islamforscher Peter Heine, der sich in der Bild-Zeitung geäußert hat:
    "Die Wut in der ägyptischen Bevölkerung sollten wir sehr ernst nehmen", sagte Heine der Bild-Zeitung. "Sie ist echt und nicht vom Regime organisiert, und die Lage kann noch aus dem Ruder laufen. Es besteht auch die Gefahr, dass Hasspredigern die Situation in die Hände spielt, nach dem Motto: Seht ihr, die Deutschen halten uns für Feinde."
    SZ
    In einem weiteren Artikel (2) verweist die SZ auf eine Demonstration in Ägypten zu dem Vorfall:

    Die Beerdigung geriet zur Demonstration. Einige der Trauergäste riefen "Nieder mit Deutschland" und "Wir wollen Vergeltung". Es waren aber auch nachdenklichere Stimmen zu hören: "Warum wurde Marwa getötet?", stand auf einem Transparent.
    SZ
    und ist um Erklärungen bemüht:
    Die mörderische Tat des erst 2003 nach Deutschland gekommenen Mannes sagt daher mindestens so viel über die in Russland vorherrschende Islamphobie aus wie über Fremdenfeindlichkeit in Deutschland.
    SZ
    Bei Spiegel-Online (3) heißt es:

    "Lasst die Saat des Extremismus nicht aufgehen", forderte Nabil Yacoub vom Dresdner Ausländerrat. Ägyptens Botschafter Ramsi Ess Eldin Ramsi sagte, die junge Mutter sei ein Opfer von blindem Hass und Fanatismus geworden, die ihre Quelle in der Ignoranz hätten. Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering mahnte politische Konsequenzen an: Rechtsextremisten und Rassisten dürften keine Chance mehr haben, sich in Parteien zu organisieren.
    Spiegel
    Und Focus (4) geht auf die Gründe der Tat ein:

    Der Mann, der die Ägypterin Marwa S. im Dresdner Landgericht tötete, war offensichtlich Rassist. Nach FOCUS-Informationen bereitete er sich auf die Tat gezielt vor. Der Russlanddeutsche Alex W. erklärte nach FOCUS-Informationen in der Verhandlung, in der er sich wegen der Beleidigung der 31-Jährigen zu verantworten hatte, dass "nichteuropäische Rassen" kein Recht hätten, in Deutschland zu leben. Daraus habe W. sein Recht ableiten wollen, die in Dresden als Apothekerin tätige Ägypterin als "Islamistin" und "Terroristin" beleidigen zu dürfen. Prozessbeteiligte berichteten, dass Alex W. ruhig erklärt habe: "Ich finde es nicht in Ordnung, dass diese Monster nach dem 11. September nicht rausgeschmissen wurden."
    Focus
    Die Bild-Zeitung (5) greift einen Besuch der Dresdner Staatsministerin Maria Böhmer bei dem Witwer der Ermordeten auf:

    Der Messermord an der Ägypterin Marwa E. (31) im Dresdner Landgericht – jetzt besuchte Staatsministerin Maria Böhmer (CDU) den verletzten Witwer im Krankenhaus. Böhmer, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung ist, sagte: "In Deutschland ist kein Platz für rassistisch oder religiös motivierte Gewalt." Der ägyptische Botschafter in Deutschland, Elsayed Ramzy, forderte von der Bundesregierung eine "eindeutige Geste" – in welcher Form, ließ er offen.
    Bild
    Die FAZ (6) geht auf die Trauerfeier in Deutschland ein:
    Zum Gedenken und Protest gegen die Tat hatte am Samstag in Dresden eine Trauerfeier stattgefunden, an der rund 1500 Personen, unter ihnen auch der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering, Justizminister Geert Mackenroth (CDU) und Kultusministerin Eva-Maria Stange (SPD), teilgenommen hatten. Auf der Veranstaltung wurden Plakate mit Texten wie "Mein Schleier ist keine Sünde" oder "Unsere geliebte Schwester Marwa ist eine Märtyrerin, denn sie starb für ihre Religion (Islam!!!)" oder "I love Palestine" hochgehalten. Andere betonten das Leid des Kindes der Ermordeten: "Ich habe meine Mutti verloren", stand über vielen Bildern Marwa el-Sherbinys und ihres dreijährigen Sohnes. In mehreren islamischen Staaten gab es zudem antideutsche Demonstrationen.
    FAZ
    Exemplarisch verdeutlicht diese kleine Presseschau, dass in nahezu der gesamten Auseinandersetzung im Pressemainstream zu dem Fall einzig das Thema Fremdenfeindlichkeit bzw. Rassismus im Vordergrund steht sowie aktuelle Entwicklungen nachrichtlich dargestellt bzw. kommentiert werden.


    Hass auf Muslime und Kampf gegen den Terror

    Obwohl die Aussagen des Täters darauf schließen lassen, dass sein Hass gegen Muslime auf Denkkonstrukte zurückzuführen sind, wie sie die politische und mediale Auseinandersetzung zur Hochzeit des "Kampfes gegen den Terror" erzeugt haben, ist in den Medien kaum eine Spur von kritischer Reflexion über die heute auftauchenden Kollateralschäden in der Gesellschaft, für die der Grundstein nach den Anschlägen in den USA gelegt wurde, zu finden.

    Immer wieder wurde von Schläfern gesprochen, die mitten unter "uns" lebten und jederzeit zu todbringenden Terroristen aktiviert werden könnten. Immer wieder wurde auf ein weltweites Netzwerk von religiösen Extremisten verwiesen, die allesamt bereit seien, die westliche Welt in den Abgrund zu bomben. Parteiübergreifend sprachen Politiker (und sie tun es noch immer) von den Gefahren des islamistischen Terrors, mit denen die Menschen nun leben müssten. Man mag einwenden, dass Alex W. erst 2003 nach Deutschland gekommen ist, doch verlief die Berichterstattung in Russland nicht viel anders als in Deutschland.

    Gewiss, die Ermordung von Marwa S. ist ein extremer Einzelfall, aber dass auch andere Köpfe islamophobe Denkmuster entwickelt haben, davon ist auszugehen.

    Die Rolle der Politik und der Medien ist dabei zwiespältig, wie sie nicht zwiespältiger sein kann. Einerseits wurde nach den Anschlägen in den USA vor einer generellen Verurteilung von Muslimen gewarnt. Mit einer Symbolpolitik, die beispielsweise in demonstrativen Treffen mit muslimischen Geistlichen mündete, traten Amtsträger einem Kampf der Kulturen entgegen. Und genau das tun sie auch heute noch: Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach dem ägyptischen Staatspräsidenten ihr Beileid aus, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier kondolierte dem Ehemann der Ermordeten und diverse Politiker setzten sprachliche Akzente zum friedlichen Umgang mit muslimischen Mitbürger.

    Auf der anderen Seite war es eben auch die Politik, die sich hier als Friedensträger inszeniert, die durch unzählige symbolisch-politische Akte und fragwürdige Entscheidungen im Zuge der "Kampf-gegen-den-Terror-Doktrin" zur Entstehung eines Feindbildes Islam beigetragen hat.

    Nicht minder zwiespältig: die großen Medien. Durch einen teilweisen desaströsen Journalismus waren sie es, die sich in weiten Teilen distanz- und kritiklos zum politischen Sprachrohr machten, aus dem immer wieder neue Botschaften drangen, die vor weiteren, noch schlimmeren Terroranschläge warnten. Es gab kaum eine Nachrichtensendung, in der nicht ein so genannter "Terrorismusexperte", der sich gewöhnlich auf "Geheimdienstkreise" stützte, das Bild der drohenden Apokalypse durch islamistische Terroristen an die Wand malte. Eines der Resultate aus dieser Berichterstattung war und ist eine diffuse Angst in der Bevölkerung vor Muslimen.

    Zwar wurde durchaus immer wieder betont, zwischen "islamistisch" und "islamisch" müsse unterschieden werden, aber wenn diese Aussagen von Terrorszenarien und Signalwörter wie Bedrohung oder Gefahr flankiert werden, ist davon auszugehen, dass Teile der Bevölkerung sich längst "ihr" Bild gemacht haben und nicht mehr groß differenzieren.

    Und so verwundert es nicht, dass selbst der sächsische Polizeipräsident Frau Marwa S. zu einer Islamistin macht (7):

    Nach Angaben eines Sprechers im sächsischen Innenministerium stammt die Frau aus einem arabischen Land. Polizeipräsident Merbitz hatte gesagt, die Frau sei "islamistischer Abstammung".
    Stern


    Assoziation "Islam, Islamist, Terrorist"

    Doch unabhängig vom "sprachlichen Fehlgriff" des Polizeipräsidenten: Weder Medien noch Politik zeigen sich bereit, ihr Verhalten, wie sie es nach dem 11. September 2001 an den Tag gelegt haben, zu überdenken und kritisch aufzuarbeiten. Immerhin spricht zumindest der Tagesspiegel (8) das Problem im Fall Marwa S. an:

    Die Assoziation "Islam, Islamist, Terrorist", das alles ausgelöst durch den Anblick eines Menschen mit etwas dunklerer Haut und einem Kopftuch, lässt sich schwer als Einzelfall abtun. Seit Deutschland kaum nach dem 11. September 2001 den Krieg gegen den Terror durch Einführung der Rasterfahndung gegen alle eröffnete, die Bart oder Kopftuch und große muslimische Frömmigkeit zeigen, ist diese Assoziation in viel zu vielen Köpfen.
    Tagesspiegel
    Die Assoziation "Islam, Islamist, Terrorist", wie sie im Tagesspiegel angeführt wird, führt zum eigentlichen Problem des Falles. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass in der nächsten Zeit durch weitere Details zu Alex W., die veröffentlicht werden, das Bild einer fremdenfeindlich motivierten Straftat noch stärker gezeichnet wird. Die Medien werden durch ihre Berichterstattung dazu beitragen, dass die Ermordung Marwa S. auf der Ebene "Fremdenfeindlichkeit" diskutiert wird. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema Islamophobie (9) wird nur sehr oberflächlich stattfinden. Die Versuche einzelner Politiker (10), den fatalen politischen Kurs, wie er nach dem 11. September eingeleitet wurde, zu beleuchten, werden vermutlich im Nichts verlaufen. Eine breitere Diskussion über die Sinnstifter des Verbrechens wird es nicht geben.

    Links
    (1) http://www.sueddeutsche.de/politik/613/480097/text/
    (2) http://www.sueddeutsche.de/panorama/66/479555/text/
    (3) http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,635652,00.html
    (4) http://www.focus.de/panorama/welt/dresden-mord-an-aegypterin-war-geplant_aid_415996.html
    (5) http://www.bild.de/BILD/news/2009/07/11/aegypterin-marwa/staatsministerin-besucht-witwer-nach-messermord.html
    (6) http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E8EAF74EDAC474CDBB70C90E56E1DC8F6~ATpl~Ecommon~Scontent.html
    (7) http://www.stern.de/panorama/:Nach-Messerattacke-Dresden-Debatte-Sicherheit-Gerichten/705200.html
    (8) http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/auf-den-punkt/Auf-den-Punkt;art15890,2841938
    (9) http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/doku_und_debatte/1828741_Messerattacke-in-Dresden-Man-nennt-es-Islamophobie.html
    (10) http://www.gruene.de/no_cache/einzelansicht/artikel/wir-trauen-um-marwa-s.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=1


    Telepolis Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30722/1.html



    Re: Erster ISLAMFEINDLICHE Mord im deutschsprachigen Europa

    Anonymous - 30.08.2011, 21:14

    Arme Opfer?
    Jetzt wird auf die Islamkritiker eingedroschen! Man wartet auf die klare und deutliche Distanzierung islamischer Organisationen nach diversen Anschlägen gegen Ungläubige und Muslime. Muss man sich über eine negative Aussenwirkung des Islam noch wundern? Viele Extremisten stellen sich als Opfer dar, oder fühlen sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt! Das ist anmaßend, da man erwartet das alle so glauben. Eine starke Religion sollte dadrüber stehen!!! Der Ehrbegriff wird im arabischen und persischen Raum immer so groß geschrieben. Was ist mit den Opfern die meist nicht bewaffnet waren und hinterlistig umgebracht wurden? Selbst eigene Glaubensbrüder umzubringen! Was hat das mit Ehre und Gottesglauben zu tun? Nur weil ein paar profilneurotische und persönlichkeitsgestörte "Anführer" so etwas in irgendwelchen selbstgestrickten Fatwas gutheißen. Also liebe Muslimischen Mitmenschen: Verurteilt den Terror und gebt Signale der Nichtbilligung, klar und deutlich nach aussen. Tolleranz ist keine einbahnstrasse!



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