The magical world of Anime - Teil 5: Rhin-Sharas Fluch

Kokoro No Senshi
Verfügbare Informationen zu "The magical world of Anime - Teil 5: Rhin-Sharas Fluch"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Tory
  • Forum: Kokoro No Senshi
  • Forenbeschreibung: DAS Hilfsforum für Squiby, Huntik & Rescreatu
  • aus dem Unterforum: Fanstories
  • Antworten: 6
  • Forum gestartet am: Sonntag 10.12.2006
  • Sprache:
  • Link zum Originaltopic: The magical world of Anime - Teil 5: Rhin-Sharas Fluch
  • Letzte Antwort: vor 14 Jahren, 7 Monaten, 3 Tagen, 8 Stunden, 35 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "The magical world of Anime - Teil 5: Rhin-Sharas Fluch"

    Re: The magical world of Anime - Teil 5: Rhin-Sharas Fluch

    Tory - 09.07.2009, 18:52

    The magical world of Anime - Teil 5: Rhin-Sharas Fluch
    The magical world of Anime
    Teil 5: Rhin-Sharas Fluch
     
    Chapter 1
     
     
    „Hey, Bakura – WARTE!“
    Ziemlich wütend rannte der Geist des Ringes aus Bakuras Zimmer bis zur Treppe.
    „Was soll das heißen – ich komme nicht mit?“
    Der Junge mit den langen weißen Haaren blickte am Treppengeländer hoch.
    „Genau das, was ich sagte. Du bleibst hier.“
    „Und warum, wenn ich mal unverfroren fragen darf?“
    Ryou blickte kurz auf seine Freunde, die ihn grinsend ansahen. Nur Tristan stand ungeduldig an der Tür und warf alle paar Sekunden einen nervösen Blick auf seine Armbanduhr.
    „Ich werde mich beim Schlittschuhlaufen eh schon bis auf die Knochen blamieren. Da brauche ich nicht noch so einen aufsässigen Geist, der mich auslacht. Deswegen.“
    „Schlittschuhlaufen? Du?“
    Baku lachte kurz auf. „Du kannst auf den Dingern ja nicht mal stehen. Hättest du dir nicht was Besseres einfallen lassen können?“
    „Michiru möchte halt Schlittschuhlaufen gehen.“
    „Ich komme trotzdem mit.“
    Der Geist des Ringes schaltete auf stur und sein Nachfahre seufzte.
    „Welchen Teil des Satzes hast du nicht verstanden, Baku? Ich wiederhole noch einmal. Du bleibst hier. Kapiert?“
    „Ich will aber mitkommen.“
    „Und warum? Nenn’ mir einen triftigen Grund – nur einen.“
    „Jemand muss auf dich aufpassen.“
    „Stell’ dir vor, das kann ich alleine.“ Bakura grinste plötzlich. „Du bist doch nur neugierig auf sie. Gib es zu.“
    „Natürlich bin ich neugierig. Die paar Minuten in der Schule sind ja wohl ein bisschen zu wenig, um …“
    „Um was?“ Ryou wurde allmählich wütend, während Tristan immer unruhiger wurde.
    „Ich will mit Michiru allein sein. Was zum Teufel verstehst du daran nicht? Allein – ohne dich. Ich hab einfach keine Lust mehr darauf, mir deine Sticheleien anzuhören, wenn ich mich mit ihr treffe. Zum allerletzten Mal – du bleibst zu Hause.“
    „Aber … Bakura. Das kannst du mir doch nicht antun.“
    „Kann ich nicht? Mach ich aber gerade.“
    „Aber …“
    „NEIN!“

    Ziemlich brüsk wandte sich Bakura dann ab, blickte Tristan kurz an und verließ das Haus.
    „Wir sind dann weg!“ rief Tristan noch über die Schulter und schloss hastig die Tür, während Baku noch immer vor Wut bebend am Treppengeländer stand.
    „Diese kleine Ratte. Mich einfach hier zu lassen. Was fällt dem Bengel überhaupt ein? Verdammt noch mal.“
    „Tja, Pech gehabt, Alter“, bemerkte Joey schadenfroh. „Der Kleine wird wohl erwachsen.“
    „Im Gegensatz zu dir, Wheeler“, knurrte der Geist des Ringes. 
    „Mit wem trifft sich Tristan denn überhaupt? Vielleicht mit Serenity?“
    Für einen Moment hatte er wieder Oberwasser, weil er genau wusste, wie er Joey piesacken konnte. „Halt deine Klappe, Baku. Mir ist es lieber, wenn meine kleine Schwester mit Tristan ausgeht als mit Duke. Verstanden?“
    „Ist das so?“ Baku legte den Kopf schräg und blinzelte Wheeler spöttisch an.
    „Die beiden treffen sich in letzter Zeit recht häufig. Findest du nicht? Vielleicht hat die kleine Serenity ja heute auch sturmfreie Bude.“
    „Du hast das Sticheln gerade nötig“, knurrte Joey angriffslustig. „Vielleicht hat dich Bakura ja auch nur zu Hause gelassen, weil auch Michiru sturmfreie Bude hat. Wäre doch zu dumm, wenn du dabei stören würdest, oder?“
    Auch Joey zog nun seine spöttische Phase durch und erreichte genau das, was er wollte. Bakus ohnehin schon miese Laune sank weiter in den Keller.
    „Als würde ich ihn dabei stören. Ist ja lächerlich“, brummte er.
    „Aber vielleicht kämst du dabei auf dumme Gedanken“, spöttelte Joey weiter.
    „Duuuuu. Hör sofort auf damit, Wheeler. Was fällt dir ein, mir derartiges zu unterstellen? Du hast sie ja wohl nicht mehr alle auf dem Zaun.“
    „Ach, würdest du etwa nicht mal wieder gerne?“ Wheelers Spott kannte keine Grenzen mehr. Er wusste genau, dass Baku ihm im Moment nichts tun konnte. Ohne seinen Wirtskörper war er an die Geistform gebunden, und für die anderen sichtbar zu sein, kostete ihm ohnehin schon viel Energie.
    „Du kriegst noch deine Abreibung. Verlass dich darauf. Das lass ich mir von dir nicht bieten, du Ratte.“ „Hey, hey. Jetzt ist aber wirklich langsam gut, Leute“, versuchte Ranma zu beschwichtigen.
    „Hört jetzt beide auf. Wendy versucht, in der Küche zu lernen. Sie hat noch ein paar Abschlußklausuren vor sich. Also reißt euch zusammen.“ Beide grummelten vor sich hin, warfen einander giftige Blicke zu, gaben aber zumindest Ruhe.

    Vergeblich bemühte sich Wendy zur selben Zeit, Yamis Ausführungen zu folgen. Die letzten Ausgleichsprüfungen standen für den nächsten Tag auf dem Stundenplan – ausgerechnet Geschichte und Mathe. Zwei lausige Wochen, dann hatte sie endlich die Schule hinter sich. Immer wieder fielen dem Mädchen die Augen zu, da es ihr unendlich schwer fiel, den drögen Geschichtsstoff aufzunehmen, obwohl sich der Pharao redlich Mühe gab, das Ganze interessant zu gestalten. Aber eventuell lag es auch daran, dass Wendy zuvor zwei intensive Mathestunden mit Seto hinter sich gebracht hatte. Ihr Schädel dröhnte; sie konnte beim besten Willen keine Informationen mehr aufnehmen.
    „Hörst du mir überhaupt noch zu?“
    Als Wendy ihn nur fragend anmurmelte und dabei den Anschein erweckte, längst zu schlafen, seufzte Yami.
    „Ich weiß, die meisten finden Geschichte langweilig, aber für dich ist es doch eine wichtige Ausgleichsklausur, richtig? Für den Fall, dass du in Mathe durchfallen solltest, kannst du es doch damit ausgleichen. Das habe ich doch richtig verstanden, oder?“ vergewisserte er sich.
    Das Mädchen nickte nur müde, gleichermaßen schicksalsergeben. Sie wusste, dass ihre Freunde es gut meinten und ihr nur helfen wollten. Aber allein der Gedanke, in Mathe durchzufallen …. Sie sah förmlich Setos wütendes Gesicht vor Augen und schüttelte sich kurz, ehe sie die Arme auf dem Tisch ausstreckte. Sie war einfach nur fertig, wollte schlafen. Für einen Moment bedachte Yami das Mädchen mit einem nachdenklichen Blick, ehe er anbot, Tee zu kochen, was Wendys Laune sichtlich verbesserte. Dankbar strahlte sie ihn an, worauf sich ein flüchtiges Lächeln über sein Gesicht zog, während er aufstand. Doch schon nach wenigen Schritten blieb er stehen, ließ seinen Blick fast alarmiert umherschweifen; eine seltsame Unruhe erfasste ihn plötzlich, was Wendy nicht entging. Fragend schaute sie ihn an und war keineswegs beruhigt, als er abwehrend mit der Hand wedelte und meinte, es sei alles in Ordnung. Auch sie ließ nun ihren Blick umherwandern, entdeckte aber nichts Auffälliges.

    „Außer uns beiden ist niemand hier“, versuchte sie ihrerseits, die Unruhe des Freundes zu besänftigen. „Deine Phantasie spielt dir sicher einen Streich.“
    „Vermutlich hast du Recht“, murmelte der Junge, klang dabei aber nicht wirklich überzeugt. Fast fröstelnd rieb er sich über die Oberarme, während er zur Arbeitsplatte ging, um den Wasserkocher zu füllen, blickte jedoch irritiert auf, als die Tür von außen aufgezogen wurde und Baku im Rahmen stand, dessen Blick ebenfalls unruhig umherwanderte.
    „’Tschuldigt die Störung – hast du einen Moment Zeit, Pharao?“
    „Wir wollten gerade eine kurze Pause einlegen. Was kann ich für dich tun, Baku?“
    Der Blick des Geistes fokussierte sich auf Yamis violette Augen.
    „Hast du es auch gespürt?“ erkundigte er sich ohne Umschweife.
    Für einen winzigen Moment zauderte der Pharao mit der Antwort, ehe er langsam nickte.
    „Ja, das Gefühl, beobachtet zu werden. Den Hauch einer Präsenz, der nichts Gutes verheißt, aber auf seltsame Weise vertraut erscheint.“
    Direkt erleichtert atmete Baku aus; für einen Moment hatte er tatsächlich geglaubt, sich das Ganze einzubilden, während er Wendy mit schräggelegtem Kopf ansah, als diese wissen wollte, ob Ryou dies denn auch gespürt hätte. Grummelnd gab er zu, dass der Junge sich mit Michiru treffen wollte und ihn einfach zu Hause gelassen hatte.
    „Was sagt man denn dazu?“ schloss er frustriert seine Erklärung ab.
    „Nun, verübeln kannst du es ihm nicht, Baku. Etwas Privatsphäre braucht auch er. Außerdem ist er alt genug und du hast doch selbst bemängelt, dass er bis vor ein paar Wochen noch kein Date hatte, oder?“ „Sicher, sicher, Wendy. Wahrscheinlich will er eh ….“ Im letzten Moment brach Baku den Satz ab und biss sich auf die Zunge. Aber was er meinte, war dem Mädchen und Yami sofort klar. Der Pharao wurde sogar zunächst blass, dann rot im Gesicht, während Wendy grinste.
    Dann lass ihn doch, sagten ihre Augen, worauf der Geist des Ringes verblüfft reagierte.
    „Richtet sich denn dieses Gefühl gegen euch oder eure Wirtskörper?“
    „Eindeutig gegen uns“, erklärte Yami sogleich, während Baku bestätigend nickte. „Ryou ist ja nicht da. Aber wenn wir in unserer Geistform für euch sichtbar sind, sind wir auch regelrecht sensibilisiert. Es ist fast wie …“
    „… eine Störung im Millenniums-Gegenstand“, vervollständigte Baku fast fröstelnd.

    Allem Anschein nach gab es wirklich etwas, was die beiden beunruhigte. Und zwar dermaßen, dass sie überlegten, wo und wann sie diese Empfindungen schon einmal gehabt hatten. Auch der Umstand, dass es sie beide gleichermaßen traf, sorgte für sichtliche Verwirrung. Aber so sehr sie sich auch anstrengten, etwas Gemeinsames aus ihrer Vergangenheit zu finden – sie blieben erfolglos und so einigten sie sich nach einiger Zeit darauf, Sam um Rat zu fragen.


    „Das ist doch wirklich bescheuert“, knurrte Bakura, dabei mit finsterem Blick aus dem Seitenfenster starrend. „Was fällt ihm überhaupt ein?“
    Tristan, der hinter dem Steuer saß, zuckte die Achseln.
    „Vermutlich ist er eifersüchtig auf Michiru.“
    „Eifersüchtig?“ wiederholte Bakura ungläubig. „Das glaube ich nicht. Er ist es nur nicht gewohnt, nicht mit zu dürfen. Normalerweise ist er immer dabei, aber in letzter Zeit nervt er nur noch.“
    „In wiefern denn das?“
    „Najaaaa, er meint ständig, ich sei ja lange genug mit Michiru zusammen, um … du weißt schon.“ Während seiner Worte breitete sich eine leichte Verlegenheitsröte über das Gesicht des Jungen aus und Tristan grinste. „Ich glaube eher, dass er dich drängt, weil er selbst was davon haben will. Ich meine … bei ihm es ja verdammt lange her. Hätte er einen eigenen Körper, würde er sicherlich länger als eine Nacht durchhalten, um seinen eigenen Hormonhaushalt wieder unter Kontrolle zu bringen. Und Michiru ist ja auch hübsch anzusehen, dass er da auf dumme Gedanken kommt, wundert mich nicht sonderlich.“ „Vielleicht hast du Recht“, murmelte Bakura. „Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass er mich dafür gegen meinen Willen übernehmen würde. Das wagt er sich nicht, er hat es Wendy versprochen. Und zumindest ihr gegenüber hält er seine Versprechen.“
    „Aber da wir gerade bei dem Thema sind … Habt ihr schon?“
    Überrascht, gleichermaßen frustriert starrte Ryou den Freund an.
    „Gar nicht neugierig, wie? Nein, bislang noch nicht, reicht das für's Erste?“
    „Sei doch nicht gleich so gereizt. Oder hält sie dich dermaßen an der kurzen Leine?“
    „Hör endlich auf, Tristan“, brummte der weißhaarige Junge daraufhin unwirsch. „Ich frage dich schließlich auch nicht, ob du schon mit Serenity im Bett warst.“
    Dieser seufzte hingebungsvoll, ehe er antwortete. „Waren wir auch noch nicht. Joey würde mir den Kopf abreißen und ihre Mitbewohnerin ist fast immer da, wenn ich sie besuche. Da wird sich wohl vorläufig nichts abspielen. Leider.“
    „Ihr Bruder taucht auch immer unverhofft auf, als würde er es riechen. Das macht mich echt noch fertig.“ Bakura lehnte sich mit dem Kopf gegen die Stütze und starrte sekundenlang die Decke an.
    „Egal, sie ist meine Freundin und irgendwann wird sich schon die passende Gelegenheit ergeben.“
    Für einen Moment schwieg er, ehe er den Kopf wandte.
    „Kannst du eigentlich Schlittschuh laufen?“
    „Sehe ich so aus?“ lachte Tristan. „Wenn ich Glück habe, lege ich mich nicht lang.“
    „Beruhigend, dass ich nicht der Einzige sein werde, der sich blamieren wird.“
    Kurz darauf erreichten sie die Halle und machten ihre Mädchen auch schon nach wenigen Minuten ausfindig. Die beiden Pärchen hatten sich eher zufällig zusammengetan, als sie sich vor wenigen Wochen unverhofft vor der Eisdiele über den Weg gelaufen waren. Seit diesem Abend verbrachten die vier viel Zeit miteinander, bildeten damit eine neue Clique, die sich von der ursprünglichen ein wenig entfernte. Sowohl Tristan wie Bakura genossen es, mit ihren Freundinnen zusammen zu sein. Ab und an hatten die beiden Jungen dennoch ein schlechtes Gewissen – aber nur manchmal.



    Re: The magical world of Anime - Teil 5: Rhin-Sharas Fluch

    Tory - 09.07.2009, 18:59


     Chapter 2


    Geduldig hörte Sam den beiden Jungen zu, ohne sie zu unterbrechen. Am Ende ihrer Ausführungen huschte ein Lächeln über seine Züge.
    „Ihr möchtet nun meine Meinung dazu hören, richtig? Nun, ich denke, dass ihr keine Halluzinationen im herkömmlichen Sinne habt, sondern lediglich eure Wirtskörper zu oft in Beschlag nehmt. Sag' mir eines, Wendy – wie viel Zeit hast du in den vergangenen zehn Monaten mit Yu-gi und Ryou verbracht?“ Während sich Yami und Baku noch verwirrt anblickten, kratzte sich das Mädchen nachdenklich hinter dem Ohr.
    „Ehrlich gesagt, nicht sehr viel. Sie sind mir noch nicht so vertraut wie diese beiden“, gab sie dann zu. Sam nickte flüchtig, ehe er sich tadelnd an die beiden Geister wandte.
    „Da habt ihr es. Ihr beide drängt euch immer in den Vordergrund und lasst euren Wirten nicht einmal mehr die Zeit, hallo zu sagen. Dieses Verhalten nennt man egoistisch. Seid ihr schon auf die Idee gekommen, dass eure Akkus leer sind und ihr daher so empfindlich reagiert? Yu-gi spielt dir einen Streich, um auf sich aufmerksam zu machen und Ryou interessiert sich für ein Mädchen und will dich nicht dabei haben. Keine besonders angenehme Erfahrung für dich, nicht wahr, Baku?“
    „Aber dieses ungute Gefühl war wie eine Warnung“, wandte der Pharao ein, während der andere schmollte.
    „Sicher war es eine Art Warnung“, gab Sam zu. „Und zwar eine von euren Wirtskörpern. In der Geistform verbraucht ihr beide viel zu viel Energie und reagiert daher wesentlich empfindlicher auf Störungen jeder Art. Yu-gi und Ryou teilen euch auf ihre Weise mit, dass sie auch mal wieder die Kontrolle haben wollen und nicht nur immer ihr zwei. Und das sind Dinge, welche eure sonstige Harmonie stören. Gönn Ryou einfach etwas Privatspäre und du, Yami, lass Yu-gi Wendy auch kennenlernen. Verstanden?“
    Ziemlich niedergeschlagen gehorchte der Pharao, zog sich zurück und übergab Yu-gi die Kontrolle über den gemeinsamen Körper, der das Mädchen freudig anstrahlte, dass aber sofort verblasste, als Sam sich an ihn wandte.
    „Und du, mein Lieber solltest Yami nicht zu sehr an der langen Leine laufen lassen. Er tanzt dir nämlich ganz schön auf der Nase herum, was bei Ryou genau so ist. Ihr lasst euch beide viel zu viel von euren Geistern gefallen. - Du wolltest etwas sagen, Baku?“ Eher überrascht klappte dieser den Mund wieder zu, ohne etwas zu sagen. Dass er noch immer schmollte, sah man ihm überdeutlich an.

    Mit eher gedrückter Stimmung verließen die drei Minuten später Sams Zimmer. Nach Lernen war Wendy irgendwie gar nicht mehr zumute, dazu verhielten sich ihre Freunde in der Tat zu merkwürdig. An Halluzinationen glaubte sie nicht, dafür war dieses 'Unbehagen', das die Geister spürten, zu intensiv. Das Mädchen spürte eher instinktiv, dass die beiden Angst hatten. Eine Angst, die tief in ihren Seelen verankert war und welche sie nicht näher definieren konnten.
    „Wir haben uns das nicht eingebildet, wirklich nicht.“
    „Das glaube ich dir auch, Baku“, beschwichtigte Wendy den Freund.
    „Ihr habt es gleichzeitig gespürt, obwohl ihr in verschiedenen Räumen ward.“
    Seufzend setzten sich die drei auf die Couch und brüteten vor sich hin.
    „Es war definitiv jemand oder etwas, was wir beide kennen“, wiederholte Yami mit Nachdruck, nachdem er sich in seiner Geistform neben Yu-gi materialisiert hatte.
    „Gut, versuchen wir, das Ganze logisch anzugehen“, schlug der junge Muto vor. „Wer käme dafür in Betracht? Mit wem hattet ihr beide zu tun?“
    „Meine Erinnerungen sind gleich null“, murmelte der Pharao unglücklich.
    „Ich kann mich nicht einmal mehr an die Namen meiner Eltern erinnern. Nur, dass mein Vater Schmuck herstellte. Und Figuren. Auch für den Pharao, das weiß ich wohl noch.“
    Während Yami den anderen noch überrascht ansah, grübelte Yu-gi weiter.
    „Ihr habt zur selben Zeit gelebt, also ist doch die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass ihr euch mindestens einmal über den Weg gelaufen seid. Soweit wir ja von Baku selbst wissen – also von früher – ist er von Hass beseelt. Wieso eigentlich? Was genau ist damals zwischen euch vorgefallen? Ich meine, dein Hass muss doch von irgend woher kommen.“
    Nun grübelte auch Baku. Für einen winzigen Moment glaubte er, sich an etwas erinnern zu können, aber dann herrschte nur wieder Dunkelheit, fast wie eine Blockade. Obwohl er genau wusste, dass da etwas gewesen war. Also schwieg er, kratzte sich wohl nachdenklich am Hinterkopf und wirkte eher zerknirscht.
    „Gut, lassen wir das erst mal beiseite“, fuhr Yu-gi seufzend fort.
    „Konzentrieren wir uns mal auf die Sennen-Gegenstände. Die befanden sich doch bestimmt im Palast, nehme ich mal an. Und da Baku den Ring trägt, wird er wohl mindestens einmal in selbigen eingebrochen sein, um diesen zu stehlen. Und vermutlich auch die anderen.“
    „Und wurde dabei erwischt“, fügte Wendy hinzu, die auch nicht sehr viel mehr wusste. In ihrer Welt hatten sie gerade das Battle-Turnier mitverfolgt. Weiteres Wissen fehlte ihr; daher konnte sie dahin-gehend auch nicht weiter helfen.
    „Durchaus möglich, aber ich erinnere mich nicht daran“, murmelte Baku, dabei auf seiner Unterlippe kauend.
    „Wenn ich mich doch nur an mehr erinnern könnte. Verdammt.“
    Auch der Pharao wirkte immer frustrierter und seufzte tief.
    „Jemand, den ihr beide kennt“, überlegte Wendy halblaut, gedanklich alle Figuren durchgehend, die sie bislang in der Serie zu sehen bekommen hatte.
    „Heiler, Sterndeuter, Tempeldiener oder Hohepriester? Irgendetwas in der Richtung vielleicht?“
    „Die gehören zum Hofstaat“, brummte der weißhaarige Geist unwirsch.
    „Das ist mir bewusst. Aber euer beider Seelen sind an die Sennen-Gegenstände gebunden, und sie müssen ja irgendwie da hinein gekommen sein, oder?“ erwiderte das Mädchen ein wenig gereizt.
    „Also kann es doch nur im Grunde jemand mit Zauberkräften gewesen sein. Kommt schon, Jungs. Denkt nach.“
    „Den Tempel durften nur die Familie und die auserwählten Tempeldiener und Hohepriester betreten. Aber nicht das normale Fussvolk.“
    „Danke auch, dass du mich an meine gewöhnliche Abstammung erinnerst, Pharao.“
    „Okay, der Tempel“, fuhr Yu-gi beschwichtigend dazwischen, ehe sich die Geister noch an die Kehlen springen konnten. „Vermutlich wurden eure Seelen durch ein Ritual in die Gegenstände transferiert. Wer beherrschte Magie – Hohepriester?“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Baku in den Horus-Tempel getraut hat. Der war tabu“, bemerkte der Pharao mit einem schiefen Blick auf den anderen, der ihn nur eingeschnappt anschnaubte.
    „Seit wann interessiert sich denn ein Dieb für Tabus?“

    Aufmerksam beobachtete Wendy die beiden Geister. Deutlich war die Feindseligkeit zwischen ihnen zu spüren. Gut, sie sprachen durchaus miteinander und gaben sich redlich Mühe, sich nicht zu streiten. Aber nach wie vor stand etwas zwischen ihnen, eine unüberwindbare Kluft, wie es schien. Und angefangen hatte dies in ihrem ursprünglichen Leben. Etwas Furchtbares musste geschehen sein; etwas, was es den beiden unmöglich machte, Frieden mit dem anderen zu schließen. Aber was? Mit einfühlsamer Stimme machte sie die zwei darauf aufmerksam, dass sie müde aussahen, was nicht einmal gelogen war. Die Geister bestätigten ihr auch, dass sie eine Menge Energie benötigten, um in dieser Form überhaupt für die anderen sichtbar zu sein und dass sie aus diesem Grund normalerweise ihre Wirtskörper übernahmen, da dies nicht so aufreibend war. Yu-gi nickte zu diesen Worten und schlug den zweien vor, sich auszuruhen, während er und Wendy noch weiter überlegen würden. Deprimiert seufzend kam der Pharao der Aufforderung nach und verschwand als Energienebel im Puzzle, während Baku noch weiterhin sichtbar war. Auf die Frage hin, ob er sich denn nicht auch ausruhen wolle, schnaubte er nur, darauf hinweisend, dass es doch nichts Schöneres gab, als allein im Zimmer zu sein. Als Wendy Baku daran erinnerte, sich doch lieber für seinen Nachfahren zu freuen, lachte der Geist schallend.
    „Oh, ich freue mich durchaus für Ryou. Nur finde ich es eben nicht witzig, dass er den Ring auf die Kommode gelegt hat.“
    „Ich dachte immer, es gäbe eine Verbingung zueinander“, erwiderte Wendy überrascht.
    „Ich meine … Ryou erwähnte mal, dass er öfter versucht hätte, den Ring loszuwerden und das dieser ihn verfolge wie ein Magnet.“
    Direkt ertappt blickte der Geist zu Boden. „Sicher könnte ich das tun, aber ich habe keine Lust auf einen Streit mit ihm. Außerdem erfahre ich auch so, was er heute Abend gemacht hat. Sobald er schläft, tauschen wir automatisch unsere Erinnerungen aus. Frag' nicht, Wendy. Ich weiß auch nicht, wie das zustande kommt. Er erhält meine Erinnerungen an das, was ich erlebt habe und umgekehrt – und das lässt sich auch nicht abstellen. Wenn wir uns ausruhen, denken und fühlen wir wie der andere. Naja, vielleicht sollte ich dennoch etwas schlafen, kann ja nicht schaden. Viel Glück für deine morgige Klausur, Wendy.“
    Mit einem schiefen Grinsen nickte das Mädchen und seufzte.
    „Glück kann ich mehr als brauchen. Mein Wecker wird wohl auch gleich schellen. Ausgerechnet Mathe – hoffentlich falle ich nicht durch.“
    „Ich kenn da jemanden, der dir den Hals umdrehen wird, falls du scheitern solltest“, grinste der Geist und spielte damit auf Kaiba an, der die Freundin in den vergangen zwei Wochen nur so durch Mathematik durchgeprügelt hatte.
    „Pass lieber auf, dass ich dir nicht gleich den Hals umdrehe, Baku“, erwiderte das Mädchen in gespielter Drohung, worauf der Geist leise gluckste und sich auflöste.


    „Autsch.“
    Zum wiederholten Male legte sich Bakura lang und mittlerweile taten ihm alle Knochen weh. Frustriert musste er einsehen, dass ihm Schlittschuh laufen einfach nicht lag. Sein Freund Tristan stellte sich aber auch nicht wesentlich geschickter an. Ziemlich krampfhaft hielt sich dieser an der Bande fest und traute sich nicht, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Mühsam kam Bakura währenddessen wieder auf die Füße oder vielmehr auf die Kufen und wäre sicherlich wieder gestrauchelt, wenn Michiru ihn nicht festgehalten hätte. Tadelnd blickte sie ihn dabei aus ihren grünen Augen an und schüttelte den Kopf, ehe sie den Jungen Richtung Bande schob. Mit leiser Stimme schimpfte sie dabei mit ihm, was ihn nur betrübt den Kopf hängen ließ.
    „Du hattest dich doch darauf gefreut“, wagte er schließlich einen zaghaften Einwand, zog aber sofort den Kopf zwischen die Schultern, als sie ihn wütend ansah.
    „Das ist eine dumme Ausrede, Bakura. Du und Tristan quält euch doch nur, das sieht doch ein Blinder“, hielt sie ihm entgegen. „Also wirklich. Ihr hättet zugeben sollen, dass ihr nicht Schlittschuh laufen könnt, dann hätten wir was anderes unternommen.“
    Bestätigend nickte auch Serenity dazu, während sie auf Tristan blickte, der sich momentan weit weg wünschte.
    „Wir wollten euch nicht den Spaß verderben“, bemerkte er gequält, während er Serenitys Blick auswich. „Tristan Taylor – genau das habt ihr aber getan. Und jetzt runter mit dir vom Eis, das kann man sich ja nicht mehr mit ansehen.“
    Gehorsam schob sich dieser Richtung Ausgang, stolperte und wollte sich reflexmäßig an Bakura festhalten, der ihn nur entsetzt anstarrte und mit ihm zusammen zu Boden ging. Während die beiden noch versuchten, irgendwie wieder auf die Kufen zu kommen, ohne sich zu sehr zu blamieren, schüttelten die Mädchen nur die Köpfe, machten aber keine Anstalten, ihnen zu helfen. Diese kleine Lektion mussten sie ihrer Ansicht nach lernen. Mit gegenseitiger Hilfe gelang es den Jungen nach einigen Minuten, sich wieder aufzurichten. Unbewusst blickte Bakura dabei auf seine Brust, da er irgendwie jeden Moment erwartete, den Millenniums-Ring zu entdecken und Bakus spöttisches Gelächter zu hören, aber die erwarteten Attacken blieben aus, worüber der Junge einerseits erleichtert war, andererseits beunruhigte es ihn. Normalerweise ließ sich der Geist keine Chance entgehen, um sich über Ryou lustig zu machen. Minuten später setzten sich die beiden Jungen erleichtert auf eine Bank und zogen sich die Schlittschuhe aus. Ihre Füße waren eiskalt, fühlten sich an wie Eisklötze und wie es Jungen nun mal zu eigen war, fingen sie auch prompt zu jammern an. Michiru und Serenity boten heißen Kakao zum Aufwärmen an, doch Tristan schüttelte den Kopf.
    „Ein heißes Bad wäre mir lieber. Mir ist eiskalt.“
    „Kein Wunder“, schimpfte Joeys Schwester mit ihm. „Du hast dich ja auch kaum bewegt. Es ist wohl besser, wenn wir gehen, ehe ihr hier noch fest friert.“

    Gegen ein Uhr Morgens brachten die Jungen ihre Mädchen wieder nach Hause und Bakura begleitete Michiru auch noch bis zur Tür.
    „Sehen wir uns morgen nach er Schule?“ erkundigte er sich unsicher, als sie nach ihren Schlüsseln suchte. Statt einer verbalen Antwort schaute sie auf, direkt auffordernd. Zunächst wusste Ryou nicht so recht, was sie wollte, ehe er sich scheu zu ihr hinab beugte. Für einen Moment hatte er das Gefühl, in ihren grünen Katzenaugen zu versinken, ehe sich ihre Lippen berührten, Michiru ihre Arme um seinen Hals schlang und ihn dadurch noch näher zu sich heranzog. Sein ganzer Körper schien daraufhin wie elektrisiert zu sein, sein Herz pochte wild und ungleichmäßig. Als sich Michiru von ihm löste und sie einander anblickten, hätte er sie am liebsten gleich wieder geküsst, starrte sie statt dessen aber aus großen braunen Augen an.
    „Du bist süß, Bakura“, flüsterte sie, ehe sie sich aus seiner Umarmung befreite und ins Haus eilte. Wie festgenagelt stand der Junge auch Minuten später noch an seinem Platz, dabei sein aufgeregtes Zittern überdeutlich spürend. Erst das vernehmliche Räuspern seines Freundes weckte ihn aus seiner Starre. Verlegen blickte er auf die beiden Insassen, schaute dann mit knallrot werdenden Kopf nach unten und stieg wieder ins Auto. Tristan beobachtete ihn kurz durch den Innenspiegel, grinste breit und fuhr dann los. Etwa eine Viertel Stunde später setzten sie auch Serenity ab, die wie selbstverständlich nach Tristans Hand griff, als sie zum Haus gingen.
    „Ihr zwei habt euch zwar ziemlich unbeholfen angestellt“, fing sie mit leiser Stimme an. „Dennoch war es ein sehr schöner Abend. Ich danke dir dafür.“
    Dem braun haarigen Jungen schoss bei diesen Worten die Verlegenheitsröte ins Gesicht, ehe er sich stammelnd für die gemeinsam verbrachte Zeit bedankte. Ein kurzer Blick über die Schulter bewies ihm dabei, dass Bakura schadenfroh grinste.
    „Serenity, ich … ich … äh ...“
    Weiter kam er nicht, da sich das Mädchen auf die Zehenspitzen stellte und ihn küsste. Für einen Moment war er zu perplex, um überhaupt zu reagieren, ehe er den Kuss erwiderte.
    „Ich habe dich wirklich sehr gern, Tristan“, flüsterte Serenity, zwinkerte ihm noch mal zu und ging ins Haus, während der Junge noch immer vor der Tür stand und dem Mädchen hinterher starrte, ohne dass es ihm bewusst war. Schließlich schaffte er es aber Minuten später, in die Gegenwart zurück zu finden, ging zum Auto zurück, setzte sich hinter das Steuer und seufzte tief, ehe er los fuhr und beide Jungen verlegen ihren Gedanken nachhingen.
    „Wie es scheint, hat Baku dich in Ruhe gelassen“, brach Tristan dann doch die Stille; nur, um irgend etwas zu sagen. Bakura nickte kurz bestätigend, ehe auch er zu Sprechen anfing.
    „Ich habe aber irgendwie das Gefühl, als ob etwas nicht in Ordnung sei. Ich weiß auch nicht, einfach nur ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend.“
    „Was soll denn groß passiert sein, außer, dass er sich zu Tode gelangweilt hat?“ grinste Tristan darauf zurück. „Du bist es nur nicht gewohnt, ohne ihn unterwegs zu sein, das ist alles. Wahrscheinlich wartet er auf dich und ist noch immer sauer.“
    Ein kurzes gequältes Grinsen antwortete ihm; vermutlich hatte sein Freund mit dieser Aussage Recht. Baku konnte sehr nachtragend sein. Tief seufzend hing Bakura danach wieder seinen Gedanken nach. „Ihre Lippen waren so unglaublich weich“, murmelte er dann unverhofft.
    „Wie Samt“, fügte Tristan ebenso seufzend hinzu.

    Danach schwiegen die beiden wieder. Jeder von ihnen hatte zum ersten Mal ein Mädchen geküsst – und das musste man schließlich erst mal verdauen. Die Jungen waren sich aber in einem Punkt einig; auch, ohne darüber zu reden. Ihr erster Kuss hatte ihnen mehr als nur gefallen ...



    Re: The magical world of Anime - Teil 5: Rhin-Sharas Fluch

    Tory - 15.07.2009, 23:16


     Chapter 3
     

    Leise fluchend hämmerte Wendy ihre Faust auf den Wecker, dessen lautes Schrillen sie gerade aus der Anime-Welt zurückholte, legte sich auf den Rücken und starrte seufzend gegen die Decke. Sie fühlte sich wohl bei ihren Freunden und ertappte sich erneut bei dem Wunsch, für immer bei ihnen sein zu können. Aber dies war unmöglich, sagte sie sich selbst, kletterte aus dem Bett, machte sich fertig und ging schicksalsergeben zur Schule. Während der Mathe-Klausur schweiften ihre Gedanken jedoch immer wieder zu den beiden Geistern, die in der Tat sehr besorgt und aufgewühlt gewesen waren. Genau das bereitete ihr nach wie vor Kopfschmerzen; das Verhalten der zwei war einfach zu untypisch gewesen. Nach der Klausur ging es ihr nicht wirklich besser, da sie ja nicht wusste, ob sie bestanden hatte oder nicht. Gedanklich schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel, denn noch eine Klausur würde sie seelisch nicht verkraften, das wusste sie. Etwa eine Stunde später konnte sie erleichtert aufatmen. Zwar hatte sie es nur knapp geschafft, aber es reichte, dass sie die Ausweichs-Klausur nicht zu schreiben brauchte und dadurch eher nach Hause gehen konnte. Genau damit hatte sie es auch mehr als eilig, denn ihr Gefühl sagte ihr, dass in der Zwischenzeit etwas passiert war.

    Kaum zu Hause angelangt, legte sie sich auf ihr Bett und versuchte, einzuschlafen, doch vergeblich. Frustriert setzte sie sich Minuten später in den Schneidersitz, grübelte erneut und verfluchte ihre innere Unruhe, bis sie einen leichten Luftzug im Nacken spürte und erstaunt aufschaute. Völlig außer Atem stand Mokuba vor ihr, der seine Hände auf den Oberschenkeln abstütze, keuchend nach Luft rang und schließlich hoch schaute. Ungewöhnlich ernst war sein Blick, während er Wendy erklärte, dass Bakura nicht aufwachen würde. Sam vermutete wohl eine Art Koma, doch war dies keine wirkliche Erklärung. Mit großen Augen hörte sie dem jungen Kaiba zu, griff dann nach seiner Hand, um mit ihm zurück zu gehen.

    Nur wenige Minuten später befand sich Wendy wieder in der Anime-Welt und stand, wie ihre Freunde, ein wenig ratlos vor Bakuras Bett. Der Junge schien friedlich zu schlafen, aber warum waren alle bisherigen Weckversuche erfolglos geblieben? Auch die Tatsache, dass sie weder den Sennen-Ring noch Baku irgendwo entdecken konnte, verwirrte das Mädchen. Auf diesbezügliche Fragen antwortete ihr nur Schulterzucken. Niemand der Freunde hatte den Geist am heutigen Tage bislang zu Gesicht bekommen; wo er sich aufhielt, konnte ihr niemand beantworten, also konzentrierte sich das Mädchen auf Yu-gi, der ihr jedoch mit einer Frage zuvor kam.
    „Ob das etwas mit unserem gestrigen Gespräch zu tun hat?“
    „Schon möglich. Yami – weißt du vielleicht, wo Baku sein könnte?“
    Der Geist des Pharaos materialisierte sich daraufhin neben seinen Wirt, zuckte aber auch nur bedauernd die Schultern, während er darauf hinwies, dass Baku ihm nur selten mitteilte, wo er hingehen würde. Yami wirkte ungewöhnlich blass und müde, fand Wendy, fragte aber nicht weiter, sondern schaute kurz fragend auf Yu-gi, der ihr bestätigte, dass der Pharao wohl die ganze Nacht gegrübelt habe, der nur schuldbewusst auf die Freunde schaute, schließlich aber den Kopf schüttelte. „Irgendetwas stimmt hier wirklich nicht; Baku ist nicht so nachtragend Ryou gegenüber und seit den Geschehnissen mit Zenera achtet er auf ihn. Er würde es nicht zulassen, dass Bakura etwas zustößt. Auch, dass sein Ring weg ist, stimmt mich sehr nachdenklich“, schloss der Pharao letztendlich. Bestätigend nickte Wendy – ihr waren ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen; bemerkte dann aber doch, dass Yami müde und abgespannt aussähe, worauf dieser schief grinste und sich wieder in das Puzzle verzog. Yu-gi legte kurz seine Hand auf das seltsame Schmuckstück, schloss dabei auch die Augen.
    „Er macht sich Sorgen um Ryou“, erklärte er kurz darauf mit leiser Stimme. „Und auch um Baku. Ich spüre deutlich, dass er Angst hat – so kenne ich ihn gar nicht.“

    Angst – das kreatürlichste aller Gefühle. Auch Wendy empfand Angst, tiefe Sorge und beides machte sich als ein mulmiges Gefühl bemerkbar. Mehr um sich abzulenken, setzte sie sich auf die Bettkante und griff nach Bakuras Hand, die sich fiebrig anfühlte. Das Mädchen war sicher, dass Ryou und Baku voneinander getrennt worden waren und blickte automatisch fragend in Sams Richtung, der nur leicht mit den Schultern zuckte; offenbar war er sich dessen nicht hundertprozentig sicher. Dennoch schien er genau gewusst zu haben, was Wendy hatte fragen wollen. Ihrer aller Aufmerksamkeit wurde jedoch auf Minuten später auf den jungen Muto gelenkt, als dieser mit leiser Stimme auf sich aufmerksam machte, die Augen verdrehte und dann ohne weitere Warnung einfach zusammensackte. Doch war dies nicht das Einzige, was die Freunde in Alarmbereitschaft versetzte, sondern auch die Tatsache, dass sich im selben Moment auch das Puzzle einfach in Luft auflöste! Während die Freunde noch geschockt auf den Bewusstlosen starrten, hob Sam den Jungen bereits hoch, legte ihn neben Bakura und tastete nach dem Puls des Jungen.
    „Warum ist sein Puzzle verschwunden?“ fragte Tea unsicher in die Stille hinein.
    „Vermutlich aus dem selben Grund wie Bakuras Ring“, mutmaßte Sam. „Hier geht in der Tat etwas Seltsames vor sich. Offenbar hat es irgendjemand auf Yami und Baku abgesehen.“
    „Aber warum? Die beiden haben doch niemanden etwas getan?“
    „Darauf weiß ich auch keine Antwort, Mokuba. Ich wünschte wirklich, eine plausibel klingende Erklärung zu haben.“
    Wendy lauschte dem Dialog, fühlte dabei Tränen in den Augen, bis ihr plötzlich schwarz vor Augen wurde und sie wie eine leblose Puppe über die beiden Bewusstlosen fiel. Das Ganze passierte so schnell, dass keiner der Freunde rasch genug hatte reagieren können. Leichenblass schauten sie sich nun an, der ein oder andere schluckte hörbar, während Sam das Mädchen auf die Couch legte, die sich in der anderen Ecke von Bakuras Zimmer befand. Mit ungewohntem Ernst schaute Sam kurz in die Runde – sie alle verstanden und verließen das Zimmer, um sich im Wohnzimmer, das sich im Erdgeschoss befand, wieder zu versammeln.


    Warme Sonnenstrahlen tanzten über ihren Rücken und sorgten dafür, dass sie unwillig die Augen öffnete, während sich ihre Finger im heißen Sand vergruben. Stöhnend setzte sie sich auf, sich dabei fragend, was denn überhaupt passiert war. Dumpf erinnerte sich das Mädchen daran, dass ihr schwarz vor Augen geworden war; ein Sog hatte sie fortgerissen und hierher gebracht – wo auch immer „hier“ sein mochte. Als sie einen Schatten bemerkte, blinzelte sie verwirrt und schaute auf die Hand, die ihr jemand hilfreich entgegen streckte. Automatisch wanderte ihr Blick nach oben, um in ein markantes Gesicht mit violetten Augen zu starren.
    „Yami!“
    Erleichtert und dankbar zugleich ergriff Wendy die dargebotene Hand und ließ sich von dem Freund auf die Füße ziehen. Nachdem sie sich ein wenig Sand von der Kleidung geklopft hatte, nahm sie erstmals ihre Umgebung in Augenschein und musste dabei erkennen, dass sie sich offenbar irgendwo in der ägyptischen Wüste befanden, wie ihr die weit entfernten Pyramiden demonstrierten.
    „Ich bin irgendwo da hinten zu mir gekommen“, erklärte Yami, ehe Wendy eine diesbezügliche Frage stellen konnte. „Seitdem laufe ich auf die Pyramiden zu und entdeckte dabei dich.“
    „Aber warum ausgerechnet ich?“ überlegte das Mädchen verwirrt.
    „Weder bin ich Ägypterin noch besitze ich einen der Sennen-Gegenstände.“
    Der junge Pharao zuckte kurz die Schultern.
    „Das einzige, was ich mir vorstellen kann ist die Tatsache, dass du in meiner Heimat geboren wurdest. Und das, wer auch immer, neugierig auf dich ist. Aber das ist nur eine Vermutung, jedoch … eine bessere Antwort habe ich nicht.“
    „Ist das vielleicht ein Szenario der Master? Ich meine, wir sind doch noch immer in der Anime-Welt, wenn ich mich umschaue“, grübelte sie weiter, während sie gemeinsam auf die nächstgelegene Pyramide zugingen.
    „Auch das liegt durchaus im Bereich des Möglichen“, bestätigte Yami. „Seit den Erlebnissen mit Zenera habe ich aufgehört, mir groß Gedanken darüber zu machen. Neue Herausforderungen und Rätsel bedeuten, dass wir uns weiterentwickeln können. Seit du bei uns bist, denken, fühlen und reagieren wir immer selbständiger und nicht mehr nach unserer ursprünglichen Schablone. Ein jeder von uns weicht mittlerweile vom ursprünglichen Charakter-Design ab.“
    Interessiert lauschte Wendy der Erklärung, ehe sie auf seine Worte reagierte.
    „Manchmal vergesse ich gerne, dass ihr gezeichnete Figuren seid“, gab sie dann zu. „Ihr hingegen scheint euch nach wie vor dessen bewusst zu sein. Du meinst also, dass euch die Master genug Spielraum lassen, damit ihr euch bewusst weiterentwickeln könnt?“
    Diesmal nickte Yami zunächst.
    „Unsere Welt soll für dich weiterhin interessant sein, also dürfen wir nicht stagnieren, sonst wird es irgendwann für dich langweilig. Ehrlich gesagt, denke ich, dass dies nicht im Sinne der Master sein dürfte.“

    Innerlich schauderte Wendy ein wenig bei dieser plausiblen Erklärung. Bislang hatte sie selbst an eine derartige Möglichkeit keinen Gedanken verschwendet. Aber wenn sie nun überlegte … Yami wusste genau, dass er eigentlich nur eine künstlich kreierte Figur darstellte. Mit einer eigenen Vergangenheit, eigenen Zielen und mittlerweile auch mit eigenen Gefühlen. Dieser Pharao hatte nichts mehr mit dem ursprünglichen gemeinsam, die Unterschiede waren mittlerweile gravierend, die sich im Laufe der Zeit entwickelt hatten. Und auch die Tatsache, dass sie durchaus die Menschenwelt besuchen konnten, machte sie alle zusätzlich lebendiger, denn sie wurden ja zu Menschen, wenn sie Wendy besuchten. Während sie noch über diese Dinge nachdachte, schweifte ihr Blick nachdenklich über Yami, wodurch ihr auffiel, dass er sein Puzzle nicht trug. Auf eine diesbezügliche Bemerkung hin vermutete der Pharao, dass Yu-gi es wohl nach wie vor tragen würde, runzelte aber verwirrt die Stirn, als die Freundin verneinend den Kopf schüttelte. Fast kleinlaut erzählte sie anschließend, dass auch Yu-gi das Bewusstsein verloren und sich dabei auch das Puzzle aufgelöst hatte.
    „Wenn Yu-gi nicht mehr im Besitz des Puzzles ist und ich es auch nicht mehr habe ...“
    Der Pharao beendete den Satz nicht, sondern rammte frustriert seine Hände in die Hosentaschen; eine eher untypische Reaktion für ihn, wie Wendy fand.
    „Ob Baku seinen Ring noch hat?“ überlegte sie halblaut mit einem schiefen Blick auf den Freund.
    „Vermutlich eher nicht. Wer auch immer es auf ihn und mich abgesehen hat, will dadurch verhindern, dass wir Kontakt zu unseren Wirtskörpern aufnehmen können. Und das stimmt mich mehr als nur nachdenklich.“

    Während ihrer Unterhaltung und Überlegungen waren sie weiter gegangen und hatten dadurch mittlerweile die Pyramide erreicht, von welcher ein knapper Meter frei lag. Das allein wirkte schon imposant, doch der Pharao ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern ging weiter, Wendy folgte schweigend. Zusammen umrundeten sie die eher kleine Grabstätte, bis ihnen auffiel, dass jemand den Eingang frei geschaufelt hatte. Mit einem Grinsen vollführte der Junge eine einladende Handbewegung, worauf seine Freundin trotz der Hitze zu frösteln begann.
    „Und was machen wir, wenn ein Sandsturm aufkommt und den Eingang unter sich begräbt, während wir noch drin sind?“ erkundigte sie sich unsicher.
    „Dann gehen wir eben durch die Hintertür wieder raus.“
    „Die Hintertür?“wiederholte das Mädchen verwirrt.
    „Soweit ich weiß, neigen Pyramiden dazu, labyrinthähnliche Gänge zu beherbergen, die ins Nirgendwo und in tödliche Fallen führen.“
    „Und sie alle haben auch einen Geheimgang, der wieder ins Freie führt“, fügte Yami augenzwinkernd hinzu. „Aber das wissen nur die Wenigsten.“
    Er war während des Redens bereits vorgegangen und streckte Wendy nun auffordernd eine Hand entgegen, die nur schicksalsergeben seufzte.

    „Möge Horus uns beschützen“, murmelte sie mehr zu sich selbst, griff dann nach Yamis Hand und betrat mit ihm zusammen das Innere der Grabstätte.



    Re: The magical world of Anime - Teil 5: Rhin-Sharas Fluch

    Tory - 08.08.2009, 19:02


    Chapter 4
     
     
    Brennende Fackeln hingen in unregelmäßigen Abständen in Halterungen; sicheres Indiz dafür, dass sich noch jemand in der Pyramide aufhielt. Wendy spürte die Angst in sich aufsteigen wie ein schleichendes Gift, sodass sie sich noch näher an den Pharao drängte. Erneut fiel ihr dadurch auch auf, dass der Freund nun über einen eigenen Körper verfügte; ein Phänomen, wie sie es bei Baku und Ryou bereits erlebt hatten. Nach einiger Zeit vernahmen sie ein Geräusch. Schabend, kratzend klang es, gerade so, als würde jemand die Mauer oder etwas ähnliches mit einer Spitzhacke bearbeiten. Lauschend folgten sie dem Geräusch und gelangten dadurch wenig später in eine Nebenkammer. Riesige Wandmalereien und mehrere Götterfiguren säumten ihren Weg. In der Mitte des Raumes befand sich ein eher kleiner Sarkophag, an dem sich eine Person verbissen zu schaffen machte. Trotz des diffusen Halbdunkel erkannte Wendy die weiße Haarmähne sofort. Ehe Yami sie daran hindern konnte, rief sie den Jungen beim Namen, der augenblicklich zur Salzsäule erstarrte, sich dann langsam umdrehte und die Spitzhacke dabei stoß bereit in den Händen hielt. Schon auf den ersten Blick erkannte das Mädchen, dass etwas nicht stimmte. Feindselig starrte Baku die beiden zunächst an, ehe er die Augen zusammen kniff, um anschließend hämisch zu grinsen.
    „Schau an, schau an, wen der Wüstensand da herein geweht hat. Hast du dich etwa in deinem eigenen Reich verlaufen, Atemu?“
    „Vielleicht wollte ich es nur erkunden“, antwortete Yami mit gezwungen ruhiger Stimme, während Wendy den Freund verwirrt ansah.
    „Ach was? Zu Fuß und ohne Schutz? Und nur in Begleitung eines Mädchens?“
    Baku lachte spöttisch. „Du beliebst zu scherzen, Pharao. Ist wohl deine neueste Errungenschaft. Ein bisschen zu hellhäutig für meinen Geschmack, aber wenn sie gut ist ...“
    Mit Absicht beendete er den Satz nicht, beäugte die beiden dafür abwartend, direkt lauernd, während Wendy unwillkürlich schluckte.
    „Hör auf mit dem Blödsinn, Baku“, bat sie mit kratziger Stimme.
    „Mein Name, Mädchen“, begann der Angesprochene fast drohend, dabei eine besondere Betonung auf 'Name' legend, „lautet Bakura, nicht Baku. Und offenbar hat dir dein Pharao noch nicht beigebracht, dass du nur dann zu reden hast, wenn man es dir gestattet. Du lässt nach, Atemu“, schloss er spöttisch. „Wendy lässt sich von niemanden den Mund verbieten – auch von dir nicht“, entgegnete dieser gelassen. „Das solltest du eigentlich wissen.“
    Der Dieb zog daraufhin die Augenbrauen hoch.
    „Sollte ich? Ich kenne dieses Mädchen gar nicht.“
    „Baku – bitte. Wir sind doch Freunde, das kannst du unmöglich vergessen haben.“
    Wendy wurde übel, je länger sie dem Dialog zuhörte. Dieser Baku hatte so gar nichts mit ihrem Freund gemeinsam.
    „Wir und Freunde?“ wiederholte der weißhaarige Junge argwöhnisch, ehe er anklagend auf Yami deutete. „Wie kann der Mörder meiner Familie mein Freund sein? Und zum letzten Mal: ich heiße BakuRA, verstanden?“
    „Ich habe deine Familie nicht getötet“, erwiderte der Pharao mit noch immer ruhiger Stimme.
    „Nein, natürlich nicht. Nicht persönlich – dein Vater hat sie auf dem Gewissen. Meine Familie und noch fünfundneunzig andere Menschen. Alle Bewohner von El Cruelda. Er hat sie ermorden lassen, weil er seinem Hohepriester glaubte. Nun, wer denkt schon schlecht über den eigenen Bruder, nicht wahr? So ist es doch, oder? Akkunadin war nicht nur Hohepriester, sondern auch der Bruder deines Vaters. El Cruelda wurde durch ihn zerstört, ein ganzes Dorf, Atemu! Aber dein alter Herr ist tot, ebenso sein Bruder. Aber die Sünden des Vaters gehen immer auf den Sohn über – und daher trägst du ebenso Schuld an dem Ganzen. Für das Geschehene hasse ich dich. Dich und deinesgleichen. Ich sollte dir bei lebendigem Leibe das Herz herausreißen und dich hier und jetzt töten. Ja, das sollte ich tun.“
    Allein die Vorstellung schien ihm zu gefallen; direkt genießerisch leckte er sich über die Lippen, packte seine Spitzhacke dabei noch fester.
    „Du kannst doch unmöglich die letzten zehn Monate vergessen haben, Bakura. Versuch' doch wenigstens, dich zu erinnern“, startete Wendy einen erneuten Versuch, mit dem Ergebnis, dass sich der Dieb ihr knurrend zuwandte.
    „Du sollst deine Zunge zügeln, sonst schneide ich sie dir heraus“, zischte er ungehalten. „Eine stumme Gespielin lebt meist auch länger, nicht wahr, Pharao?“

    Wendy erschrak zutiefst. Nein, das war nie und nimmer ihr Freund Baku. Dieser hier war kaltherzig, brutal und feindselig. Voller Hass auf den Pharao und allen, die ihm dienten. War dies das ursprüngliche Verhalten des Ringgeistes? Das Mädchen konnte sich kaum vorstellen, dass er tatsächlich mal so gewesen sein sollte, da er so vollkommen anders wirkte. Aber das wirklich Schlimme war, dass sich diese Ausgabe des Geistes nicht an sie erinnerte; die letzten zehn Monate, in denen er sich mühevoll das Vertrauen und die Freundschaft der Clique erarbeitet hatte, waren für ihn überhaupt nicht existent. „Yami“, flüsterte sie fragend. „Sind wir in der Vergangenheit?“
    „Nein, Wendy. Wir sind nach wie vor in der Gegenwart, nur seine Erinnerung sind die seines alten Egos.“
    „Wie kannst du dir da sicher sein?“
    „Er hatte früher eine Narbe auf der rechten Wange, die Kräfte des Ringes haben aber alle äußerlichen Wunden heilen lassen. Wer auch immer das Ganze hier inszenierte, hat ihn einer Gehirnwäsche unterzogen. Sonst würde er sich an uns erinnern.“
    „Hm, ob Gehirnwäsche oder sonst was. Wir nehmen ihn mit. Sam wird bestimmt etwas einfallen.“
    Erneut wandte sie sich Baku zu, der die beiden mit leicht schräg gelegtem Kopf beobachtete und abwartete. Es waren nur wenige Schritte bis zu ihm, doch bevor sie nach seiner Hand greifen konnte, holte der Dieb mit einer Hand aus und schlug sie dermaßen heftig, dass sie zu Boden rutschte.
    „Was fällt dir ein, Mädchen? Fass mich nicht an!“ blaffte er dabei.
    „Lass sie gefälligst in Ruhe!“ rief der Pharao, stellte sich beschützend vor Wendy und funkelte den anderen wütend an. „Komm' endlich zur Besinnung, Baku.“
    „Zum allerletzten Mal“, knurrte dieser angriffslustig. „BakuRA, nicht Baku. Was ist an meinem Namen denn plötzlich so schwer? Der Grabräuber Bakura, das bin ich. Weder dein Freund, noch ihrer.“
    „Man hat dich einer Gehirnwäsche unterzogen, deshalb erinnerst du dich nicht an sie. Bitte glaub mir – sie wurde in den letzten zehn Monaten zu deiner besten Freundin, genau so wie ich wieder dein Freund wurde. Wir sind hier, um dir zu helfen.“
    Auch Yamis Stimme wurde dabei allmählich lauter, das Ganze geriet irgendwie aus dem Ruder. Eine Tatsache, die ihm überhaupt nicht gefiel.
    „Vielleicht sollte ich deine vorlaute Gespielin einfach zu Anubis schicken, was hältst du davon?“
    Der Dieb lachte meckernd dabei und schürte damit die Wut des jungen Pharao, der einem Impuls nachgab und sein Gegenüber ohrfeigte.
    „Fass sie nicht an. Wage dich ja nicht, sie auch nur noch einmal anzurühren“, drohte er.
    Irritiert stolperte der weißhaarige Junge zurück, wischte sich knurrend Blut aus dem Mundwinkel. Für einen Moment betrachtete er sich die rote Flüssigkeit auf seinem Handrücken, blickte Yami dann kurz spöttisch an, um sich anschließend mit einem Wutschrei auf ihn zu stürzen!

    „Halt, Bakura!““
    Schneidend kalt war die Stimme, die irgendwo aus der Dunkelheit erklang, jedoch dazu führte, dass der Gemeinte mitten in der Bewegung verharrte. Seine Augen allerdings sprühten vor Hass, sodass mehr als deutlich wurde, dass er sich am liebsten auf den verhassten Pharao stürzen wollte. Als er Anstalten machte, sich dem Befehl zu widersetzen, wurde die Stimme gebieterischer.
    „Ich sagte halt! Hast du gehört, Bakura?“
    Wütend wandte sich der Dieb halb um. „Du hast mir versprochen, dass ich ihn töten darf.“
    Die Person trat ein wenig näher, blieb aber im Dunkeln verborgen.
    „Dazu wirst du später noch Gelegenheit haben, Bakura. Konntest du den Sarkophag schon öffnen?“
    Als der Junge andeutungsweise den Kopf schüttelte, schien die Person verärgert.
    „Dann kümmere dich gefälligst darum“, wurde er angeherrscht, was nicht gerade zu einer besseren Stimmung des Diebes führte. Seine Wangenmuskeln mahlten, er knirschte förmlich mit den Zähnen. Es widerstrebte ihm, Befehle eines anderen auszuführen.
    „Wie du wünschst“, murmelte er dennoch schließlich, wandte sich von den beiden ab und ging zu dem Sarkophag zurück, um selbigen zu öffnen. Misstrauisch schaute der Pharao dem Grabräuber hinterher, schenkte seine Aufmerksamkeit dann jedoch der Fremden, deren Stimme ihm vage bekannt vorkam. Ohne sie aus den Augen zu verlieren, reichte er Wendy eine Hand, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein und nickte ihr kurz aufmunternd zu, ehe er erneut den weiblichen Schatten betrachtete.
    „Trete ins Licht, damit wir dich sehen und von Angesicht zu Angesicht reden können“, forderte er die Fremde schließlich auf, die wider Erwarten gehorchte.
    „Den gebieterischen Tonfall hast du in der Tat von deinem Vater geerbt, Atemu“, bemerkte sie dabei mit einem hinterhältigem Lächeln, während sich Yamis Augen zu schmalen Schlitzen zusammen zogen.
    Die Frau vor ihnen war um die 1,70 m groß und schlank. Langes schwarzes Haar umrahmte ein feines ägyptisches Gesicht, das einen scharfen Kontrast zu ihrer aufwendigen weiß-goldenen Robe darstellte. Eine goldene Kette mit dem Horus zierte ihren Hals, reichgeschmückte Armreifen schmiegten sich um ihre schlanken Handgelenke.
    „Rhin-Shara“, murmelte er dann, als er sie erkannte.
    „Die ehemalige Hohepriesterin des Horus-Tempels.“
    Die Frau deutete eine leicht spottende Verbeugung an, ehe sie antwortete.
    „Eine Ehre, dass du mich nach so langer Zeit noch erkennst.“
    „Was hast du mit Baku gemacht?“ verlangte er zu erfahren, ohne auf ihren Spott einzugehen. Die Hohepriesterin blickte sich kurz nach dem Jungen um, der leise fluchend an dem Sarkophag hantierte, ehe sie gleichmütig mit den Schultern zuckte.
    „Du hast dir die Antwort darauf bereits selbst gegeben, Atemu.“
    „Du hast ihm die Erinnerungen an uns genommen“, machte Wendy auf sich aufmerksam.
    „Er brauchte Monate, um Freundschaft und Vertrauen aufzubauen und du hast all seine Bemühungen mit einem Schlag zunichte gemacht.“
    Rhin-Shara zog überrascht die Augenbrauen hoch und musterte das Mädchen ausgiebig.
    „Aaaah, du bist sicherlich das Menschenmädchen Wendy, dem man recht wunderliche Dinge nachsagt“, bemerkte sie dann spottend und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Nun“, fuhr sie dann fort, ohne dem Mädchen Gelegenheit zu einer Antwort zu geben.
    „So, wie er war, konnte er ja schlecht bleiben, mein auferlegter Fluch hätte dann nicht gewirkt. Er musste dafür schon wieder zu dem König der Diebe werden.“
    „Fluch?“ wiederholte Yami verwirrt. „Von welchem Fluch redest du?“
    Ein süffisantes Lächeln huschte über ihre Züge, ihre dunklen Augen blitzten kurz auf.
    „Von dem, den ich euch beiden damals auferlegte. Damals, als ihr beide mich verraten habt, jeder auf seine Weise. Die Tempelwache tötete mich seinerzeit, du erinnerst dich sicherlich, Pharao. Meine Seele wurde zwar von meinem Herrn gerettet, aber mein Ruf war zerstört.“
    „Du hattest ihn versteckt, obwohl du wusstest, dass darauf die Todesstrafe stand“, hielt Yami den Worten entgegen. „Und du hast ihn angestiftet, die Millenniums-Gegenstände zu stehlen.“
    „Ich habe lediglich seinen bereits vorhandenen Hass auf dich verstärkt, was nun wirklich nicht schwer war. Er fraß mir förmlich aus der Hand. Aber eigentlich wurde er von jemand anderem gelenkt, der sich aufgrund seines Hasses schon längst in ihm eingenistet hatte. Und dennoch wagte es sich Bakura, sich zum Schluss doch auf deine Seite zu schlagen. Was daraus wurde, ist uns beiden ja hinlänglich bekannt. Aber deine Schuld, mein lieber Pharao lag darin, dass du wusstest, dass ich Bakura versteckte. Du hast mir die Wachen auf den Hals gehetzt und nach ihm suchen lassen.“
    „Ja, ich wusste es“, bestätigte Yami mit seltsam ruhiger Stimme.
    „Und ich hoffte, du würdest dies auch zugeben, um dich selbst zu retten, was du aber nicht tatest. Bis zuletzt hast du es abgestritten und versuchtest sogar, zu fliehen. Damit hatte ich gar keine andere Wahl, da ich meiner Hohepriesterin nicht mehr vertraute.“
    „Pah! Noch nie zuvor wurde die Priesterin des Horus-Tempels durch die Palastwachen getötet.“
    „Es hat sich auch nie eine vor dir des Verrates schuldig gemacht.“

    Rhin-Shara bebte vor Wut. Dennoch gelang es ihr, tief durchzuatmen, sich zu beruhigen und ein falsches Lächeln auf ihre Züge zu zaubern.
    „Nun, wir haben alle drei überlebt, nicht wahr? Deine Seele wurde in das Puzzle transferiert und auf ähnliche Weise überlebte auch ich.“
    „Und wie kam Bakus Seele in den Ring?“ wollte Wendy nun erfahren.
    Erst durch ihre Frage schien sich die Priesterin wieder an die Anwesenheit des Mädchens zu erinnern. „Nun, in gewisser Weise half ich ihm dabei, indem ich ihm zeigte, wie er vorgehen musste. Eine Ironie des Schicksals, nicht wahr? Ausgerechnet der vogelfreie König der Diebe landete im Inneren des Ringes; einem Gefängnis, dem er nicht entkommen konnte. Er muss schier wahnsinnig geworden sein; keine Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen, jahrtausendelang isoliert. Die besten Voraussetzungen für meinen Fluch“ schloss sie amüsiert grinsend.
    Wendy funkelte die Frau wütend an, sagte aber nichts. 'Wahnsinnig ist gut. Es grenzt an ein Wunder, dass er überhaupt noch über einen Verstand verfügte', dachte sie verbittert.
    „Wo sind sein Ring und mein Puzzle?“
    Yamis energische Stimme schreckte das grübelnde Mädchen auf. Dem Pharao ging das Spiel allmählich zu weit, seine Geduld drohte, sich zu erschöpfen.
    „Oh, meinst du diese hier?“ erkundigte sich Rhin-Shara leise, während sie eine Hand hinter ihrem Rücken hervor zog. Beide Amulette baumelten an ihren Ketten um ihr Handgelenk.
    „Mein Puzzle“, flüsterte der Junge. „Gib es mir auf der Stelle zurück!“
    „Aber, aber, mein lieber Pharao“, wurde er von Rhin-Shara getadelt, die seiner zugreifenden Hand spielerisch auswich.
    „Wo bleiben deine guten Manieren? Momentan braucht ihr sie nicht, das wäre viel zu einfach. Außerdem will ich mich noch ein wenig an euer beider Gesellschaft erfreuen.“
    In den Ansätzen erinnerte sie auf unangenehme Weise an Zenera. Die widerliche gleiche Falschheit hatten sie gemeinsam. Als sie ein mahlendes Knirschen vernahmen, schauten die drei automatisch in die Richtung des Sarkophags. Dem Dieb war es endlich gelungen, selbigen zu öffnen.
    „Na, also“, brummte er zufrieden, während er mühsam den Deckel beiseite schob und neugierig in das Innere schaute. Seine Erwartungen jedoch erfüllten sich nicht.
    „Keine Mumie?“ murmelte er verwirrt. „Nur … Wasser?“
    Sekundenlang kratzte er sich am Hinterkopf, ehe er anklagend in Rhin-Sharas Richtung schaute.
    „Da ist gar keine Mumie drin.“
    „Das habe ich auch nie behauptet, Bakura“, erwiderte die Frau, während sie auf den Sarg zuging.
    „Ich danke dir, dass du mir geholfen hast, euer beider Untergang zu besiegeln, Grabräuber.“
    „Wie? Ich verstehe nicht ...“
    „Das brauchst du auch gar nicht.“
    Schlangengleich lächelte sie ihn an, ehe sie die beiden Millenniums-Gegenstände einfach in die Flüssigkeit fallen ließ, die mit einem leisen Blubbern darin versanken. Für einen Herzschlag starrte der Dieb auf die zwei Amulette, doch als er danach greifen wollte, verhärtete sich das vermeintliche Wasser und wirkte nun mehr wie eine große Harzfläche.
    „Was hast du getan? Bist du wahnsinnig?“ schrie er kurz darauf die Frau an, ehe er leichenblass wurde und sich entsetzt an den Hals griff.
    „Was?“ keuchte er, wobei er langsam zu Boden rutschte. „Ich kriege … keine Luft … mehr.“
    Im selben Moment griff sich auch Yami an die Kehle, strauchelte, hielt sich an Wendy fest und starrte entsetzt auf die Hohepriesterin, die ihn nur boshaft ansah.
    „So ist es gut. Das Gift wird euch einen langsamen Tod bereiten, ihr werdet qualvoll ersticken. Aber du sollst dieselben Schmerzen erfahren wie unser Dieb hier, daher werde ich auch dir deine Erinnerungen nehmen. Denn noch reagierst du nicht so wie Bakura“, erklärte sie zynisch.

    Automatisch hielt Wendy den Freund fest, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, sich aber dennoch in Richtung des Sarkopharges schleppte. Sie half ihm dabei, wenngleich sie auch nicht wusste, warum er dorthin wollte. Tränen rannen an ihren Wangen entlang, Wut keimte in ihr auf. Grenzenlose Wut auf Rhin-Shara, die hierfür verantwortlich war.
    „Du Monster! Warum tust du das den beiden an?“ schrie sie die Frau an, nur, um ihrer angestauten Wut Luft zu machen.
    „Aus Rache, Menschenmädchen. Sie müssen ihre Lektion lernen, alle beide. Ihre Erinnerungen werden nur noch die ihrer alten Egos sein. Der Grabräuber Bakura und der Pharao Atemu, nichts anderes wird für sie von Bedeutung sein“, erklärte die Priesterin bereitwillig, ehe sie den Kopf schräg legte.
    „In der heutigen Zeit benötigen sie Wirtskörper, nicht wahr? Das wird ein Spaß der besonderen Art. Denn kurz vor ihrem Tod werden ihre Erinnerungen zurückkehren und sie werden mit dem Wissen sterben, dass sie auch ihre Wirtskörper mit in den Tod nehmen werden, da sie ja ihre Energie aus ihnen beziehen. So ist es doch, nicht wahr?“
    Ein boshaftes Lachen folgte ihren Worten, ehe sie Yami kurz an der Stirn berührte, der aufstöhnend zusammen sank. Behutsam ließ Wendy ihn zu Boden gleiten, lehnte ihn dabei gegen den Sarg, ehe sie aufschaute.
    „Dazu hast du nicht das Recht. Ryou und Yu-gi haben dir nichts getan.“
    „Dieses Recht nehme ich mir aber“, hielt Rhin-Shara dagegen.
    „Aber ich mache dir einen Vorschlag. Wenn du so sehr um das Wohl deiner Freunde besorgt bist, sollst du Gelegenheit haben, sie zu retten – alle vier. Es heißt nämlich, dass du und deine Freunde sich von Nichts und Niemanden abschrecken lassen.“
    Sie hielt inne, beobachtete das Mädchen lauernd.
    „Du … darfst dich … nicht darauf … einlassen, Wendy“, brachte Yami mühsam hervor, der sich bereits anstrengen musste, um der Unterhaltung zu folgen. Seine Augen glänzten fiebrig, seine Atmung war eher schleppend, keuchend. Bakura hingegen versuchte, sich aufzurichten. Seine Hand tastete zum Rand des Sarkophages und krallte sich daran fest, aber ihm fehlte die Kraft, sich daran hochzuziehen. Wendy kniete sich vor die beiden, griff behutsam nach der Hand des Diebes, drückte den Jungen zu Boden zurück und schüttelte leicht bittend den Kopf. Ihr war klar, dass das Gift sich noch schneller in seinem Körper ausbreiten würde, wenn er sich zu viel bewegte. Diesmal kam kein zynischer Kommentar über seine Lippen. Er blickte sie einfach nur an, ohne etwas zu sagen.
    „Die Entscheidung ist längst gefallen“, antwortete Wendy dann mit ruhiger und fester Stimme.
    „Ich habe meine Freunde noch nie im Stich gelassen und werde sicherlich heute nicht damit anfangen, wo sie mich am meisten brauchen. Yami war immer an meiner Seite, wann immer ich ihn brauchte. Und Baku ...“ Mit einem sanften Lächeln strich sie dem Jungen eine Strähne aus der Stirn. Ebenso wie der Pharao hatte auch der Grabräuber bereits Fieber. Aus halb geschlossenen Augen schaute er das Mädchen verwundert an, als diese ihm zärtlich über die Wange strich und dann nach seiner Hand griff. „Wir haben bereits unsere ganz eigene Hölle überstanden. Er ist mein Bruder, wir beschützen uns gegenseitig.“ Sie hauchte beiden Jungen einen Kuss auf die Stirn, ehe sie aufstand, sich straffte und Rhin-Shara energisch ansah.
    „Wir haben Zenera besiegt, unsere Freunde aus den Spiegelhöhlen befreit. Und dich, Hohepriesterin, werden wir auch vernichten. Egal, welche Art von Fallen du uns stellen wirst“, endete sie mit entschlossener Stimme.
    Direkt begeistert klatschte die Angesprochene in die Hände.
    „Das gefällt mir. Das gefällt mir sogar sehr gut. Ein Spiel ganz nach meinem Geschmack.“
    Sie trat kurz auf Wendy zu und legte ihr dabei die Hand auf die Stirn.
    „Nach eurer Zeitrechnung in fünf Stunden an diesem Ort. Dann liegt es allein an dir und deinen restlichen Freunden, ob die beiden leben oder sterben werden – oder vielmehr die vier. Denn ihr werdet auch um die Leben der Wirtskörper spielen, dessen solltest du dir bewusst sein.“

    Wendy wollte darauf noch antworten, kam aber nicht mehr dazu. Ein mächtiger Sog erfasste sie und zerrte sie von ihren Freunden fort!



    Re: The magical world of Anime - Teil 5: Rhin-Sharas Fluch

    Tory - 23.08.2009, 00:46


    Chapter 5
     
     
     
    Mit einem gellenden Aufschrei schrak Wendy auf, brachte sich mit Schwung in eine sitzende Position und starrte vor sich hin. Ryoga, der auf einem Stuhl an ihrem Bett gesessen hatte, erschreckte sich dermaßen, dass er von seinem Sitz fiel und eine schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Fußboden machte. Sekundenlang blickte er verwirrt auf seine Freundin, ehe er sich wieder aufrappelte und ihr Kinn behutsam anhob. Mit Erschrecken stellte er fest, dass ihr Blick durch ihn hindurch zu gehen schien.
    „Wendy? Wendy, wie fühlst du dich?“ Ihre Lippen bewegten sich lautlos, ihre Umgebung nahm sie nicht einmal wahr.

    Schon vor Stunden hatte Sam seine drei Sorgenkinder sicherheitshalber ins Behandlungszimmer bringen lassen. Yu-gi und Bakura hingen am Tropf, noch immer im Koma liegend und auch in Wendys Vene steckte eine Kanüle.
    „Wendy – nun sag doch bitte etwas“, bat Ryoga eindringlich und schüttelte die Freundin sanft, die daraufhin zu ihm hoch schaute.
    „Sie will sie töten“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. „Sie will die vier töten.“
    „Wer will wen töten?“
    „Rhin-Shara, die Hohepriesterin des Horus-Tempels. Sie will Yami und Baku töten – und ihre Wirte. Und das nur aus purer Rache.“
    Hibiki nickte verstehend, hauchte der Freundin einen Kuss auf die Stirn und verließ kurz das Zimmer, um Sam holen zu gehen. Als er zurückkehrte, hatte er die ganze Clique im Schlepptau, die natürlich erleichtert darüber war, dass wenigstens Wendy wieder zu Bewusstsein gekommen war. Abwartend blieben sie an der Tür stehen, während Sam mit Ryoga den Raum betrat. Das ehemalige Orakel angelte nach dem Stuhl, setzte sich, griff nach Wendys Hand und blickte sie fragend an. Ihr Freund hatte irgendetwas von einer Rhin-Shara erzählt; ein Name, der ihm nichts sagte. Und das diese wohl die Geister vernichten wollte nebst den Wirtskörpern - das verhieß nun wahrlich nichts Gutes.
    „Erzähl der Reihe nach“, forderte er sie mit leiser Stimme auf, während er die Kanüle aus ihrer Armbeuge entfernte. Das Mädchen nickte; noch immer wirkte sie leicht geistesabwesend, der Schrecken war ihr aber deutlich ins Gesicht geschrieben.
    „Sie … sie hat die Millenniums-Gegenstände der beiden. Sie will sich an Yami und Baku rächen, da sie sich von ihnen verraten fühlt. Gehirnwäsche – Baku lebt in der Vergangenheit, ist wieder der Dieb und Grabräuber. Yami kämpfte dagegen an, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch er uns nicht mehr erkennen wird. Baku wusste nicht mehr, wer ich bin, Sam. Er erkannte mich nicht mehr“, schloss sie mit trauriger Stimme und Tränen in den Augen.
    „Was können wir also tun?“ erkundigte sich Seto mit rauer Stimme, der in der Zwischenzeit an Sams Seite getreten war, während Tristan an ihm vorbeiging und an Bakuras Bett stehen blieb. Sie alle hatten sich mittlerweile so sehr aneinander gewöhnt, dass sie sich automatisch Sorgen um die anderen machten; selbst Kaiba konnte sich dem nicht mehr verschließen. Scheu blickte Wendy auf den Hünen, dann kurz auf Tristan und die anderen.
    „Sie hat uns herausgefordert“, erklärte sie dann schniefend. „Wir sind ihr aus irgendeinem Grunde bekannt. Sie berührte mich an der Stirn und hat mir dadurch Daten übermittelt – wir müssen in fünf Stunden allerdings in Ägypten sein“, endete sie unglücklich und zu Boden blickend.
    „Natürlich in Ägypten“, sinnierte Sam. „Da hat alles angefangen, das ganze Leid und der ganze Schmerz. Hohepriesterin sagtest du, ja? Hmmm, der Name kommt mir nicht bekannt vor, aber das heißt nichts.“
    Kaiba hörte nur stirnrunzelnd zu, griff dann nach seinem Handy, gab Anweisungen und beendete sein Gespräch kurz darauf mit einem zufriedenen Nicken.
    „Die Maschine ist in einer halben Stunde da, wir sollten also packen und du Wendy, wirst dem Piloten dann die Daten geben.“
    „Sie wollten sich nach der Schule treffen“, murmelte Tristan unverhofft. „Sie hat mich gefragt, warum er nicht in der Schule war.“
    Aller Blicke wandten sich ihm zu, doch keiner sagte etwas. „Ich wusste nicht so recht, was ich ihr sagen sollte und erklärte, er hätte Fieber bekommen, da wir uns gestern auch oft genug lang gelegt haben. Ich glaube, sie hat es mir abgekauft.“ Für einen Moment starrte er unglücklich auf den Bewusstlosen, ehe er sich hinab beugte und die Bettdecke zurecht zog.
    „Die Ausrede war gut, Tristan. Solange Michiru das glaubt, laufen wir nicht Gefahr, dass sie plötzlich im Türrahmen steht. Okay, Leute – geht packen, ich komme in wenigen Minuten zurück.“ Mit diesen Worten verschwand Sam, während die Freunde ihre Rucksäcke packten.

    Mit gemischten Gefühlen betrat Sam den Tempel. Er brauchte Klarheit, denn allein die Vorstellung, dass einige der Anime-Charaktere sterben sollten, beunruhigte ihn. Und der momentane Ablauf erschien abstrus. Der Name der Hohepriesterin sagte ihm nichts; auch etwas, was ihn verwirrte. Flüchtig verbeugte er sich kurz vor dem Altar, bat ohne große Hoffnung auf eine Audienz und wartete schweigend. Das leichte Schillern, das stets die Anwesenheit eines Masters anzeigte, verblüffte ihn ein wenig, da er wirklich nicht damit gerechnet hatte, dass sich einer von ihnen zu einem Gespräch herablassen würde. Ohne Umschweife kam er auf da Thema, wollte wissen, warum die Master die vier dem Tode aussetzen wollten, was damit bezweckt wurde und zeigte sich über die Antwort mehr als überrascht, gleichermaßen verwirrt.
    „Ein Test, der zeigen soll, wozu Wendy wirklich fähig ist?“ wiederholte er ungläubig.
    „Ja“, wurde ihm lakonisch bestätigt. „Sie hat noch nicht ihr volles Potential ausgeschöpft, aber genau das muss gefördert werden. Würdest du dich nämlich mit allen Charakteren beschäftigen, wäre dir sicherlich schon aufgefallen, dass die meisten von ihnen mittlerweile selbständig denken und handeln. Selbst die Randfiguren. Sie alle weichen mittlerweile von ihrem ursprünglichen Charakter-Design ab.“
    „Und ihr glaubt, dass sei Wendys Verschulden? Sie ist doch gar nicht mit den anderen zusammen, nur mit ihrer Clique.“
    „Das ist richtig – aber sie auch immer wieder physisch hier, nicht wahr? Dadurch wurde eine Signatur hinterlassen, sodass die gesamte Anime-Welt sie mittlerweile als einen festen Bestandteil ansieht und sich auf sie einstellt. Und genau dadurch kam und kommt es zu vielerlei Veränderungen im Verhaltensmuster aller.“
    „Dann verstehe ich erst recht nicht, warum ihr Wendy dafür bestrafen wollt“, grollte Sam.
    „Nicht bestrafen, Orakou – wir wollen sie dadurch fördern, sie dazu ermuntern, mehr zu erreichen. Nehmen wir zwei aktuelle Beispiele, um es dir verständlich zu machen“, fuhr der Master mit ruhiger Stimme fort. „Ryoga Hibiki sollte nie aufhören, um Akane zu kämpfen, aber er hat sich mittlerweile Wendy zugewandt und hegt ehrliche und tiefe Gefühle für sie. Gefühle, die aus ihm selbst entstanden sind, die nie vorgesehen waren. Euer Ring-Geist, den ihr Baku nennt, sollte einzig und allein den Pharao hassen, ihn bekämpfen und seinen Wirt weiterhin ausnutzen. Sieh dir an, was aus ihm geworden ist. Durch Wendy hat er seine positiven Seiten wieder entdeckt, kämpft um eure Freundschaft und euer Vertrauen, selbst seine Beziehung zu Bakura ist besser geworden. Genau diese Art der Veränderungen faszinieren uns. Sie alle entwickeln sich weiter, entfernen sich von ihrer ursprünglichen Schablone. Wendy ist aber zu wesentlich mehr fähig.“
    „Und deswegen erachtet ihr es als nötig, mit dem Leben ihrer Freunde zu spielen?“ Sam kochte fast über vor Wut. Dieses erstellte Szenario gefiel ihm immer weniger.
    „Gibt es eine bessere Antriebsfeder, eine stärkere Motivation?“ hielt ihm der Master entgegen.
    „Und wenn Wendy sich innerlich sträubt und dadurch bei eurem Test versagt? Was dann? Sterben die vier dann? Für Wendy und die Clique schweben die vier in einer realen Gefahr und Angst ist kein guter Ratgeber, das solltet ihr nicht vergessen.“
    „Hast du so wenig Vertrauen zu ihr?“ Diesmal klang die Stimme des Masters sogar amüsiert.
    „Darum geht es hier gar nicht, und das wisst ihr auch“, schrie das ehemalige Orakel, um seiner Wut endlich ein Ventil zu geben. „Sie hat Angst um ihre Freunde, macht sich Sorgen. Wendy handelt instinktiv und intuitiv. Wenn sie um ihre Freunde bangt, denkt sie nicht rational.“
    „Das soll sie ja auch gar nicht, ganz im Gegenteil. Sie soll intuitiv handeln, genau das wollen wir ja fördern, da dadurch ihre Fähigkeiten erweitert werden. Nicht durch das logische Handeln – sondern das gefühlsmäßige löst ihr Potential aus. Und nun geh – die Clique wartet bereits auf dich“, schloss die Stimme und das Wabern verschwand, ehe Sam noch etwas erwidern konnte.

    Sekundenlang starrte er auf die Stelle, wo kurz zuvor das Glitzern und Wabern gewesen war, ehe er sich zum Gehen umwandte, dabei missbilligend den Kopf schüttelnd. Nein, das ging ihm wirklich zu weit. Er hasste diese Art von Spielen, sie erzeugten eine tiefe Abscheu in ihm.
    „Sie soll sich doch nur selbst auch weiterentwickeln“, erklang Anatas Stimme unverhofft vor ihm. Von ihm unbemerkt, hatte seine Zwillingsschwester ebenfalls den Tempel betraten und versperrte ihm nun den Weg.
    „Sie hält sich nach wie vor zurück, obwohl ein Teil von ihr weiß, dass sie mehr bewirken kann.“
    „Vielleicht weiß sie es, vielleicht auch nicht“, widersprach Sam langsam. „Bei ihren Abenteuern konzentriert sie sich lediglich auf die jeweilige Situation und versucht, das Beste daraus zu machen.“
    „Genau das ist der springende Punkt“, bemerkte Anata. „Als sie gegen Zenera kämpften, erhielt sie eine Fähigkeit, die sie später bewusst einsetzte. Bewusst, verstehst du? Nie zuvor ist es jemanden gelungen, dermaßen viele Veränderungen hervor zu rufen. Die Master wollen mehr davon sehen, sie sind begeistert.“
    „Pft, begeistert“, schnaubte Sam. „Die vier schweben in einer echten Gefahr. Könntest du klar denken und deine Möglichkeiten bewusst ausschöpfen, wenn vor lauter Angst und Sorge dein Verstand blockiert ist? Ausgerechnet die beiden, oder vielmehr die vier. Ist den Mastern überhaupt bewusst, was sie ihr damit antun?“
    Diesmal nickte seine Schwester nur stumm. Sicher, Sams Vorhaltungen hatten Hand und Fuß, dem konnte sie auch nicht widersprechen. Dennoch war sie sicher, dass den vieren nicht wirklich etwas passieren würde. Eine Sicherheit, die ihr Bruder zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht teilte.
    „Im Moment sehe ich zwei Teenager, die im Koma liegen, Anata. Und die beiden Geister sollen sterben, weil sich eine Hohepriesterin, die ich nicht einmal kenne, an den beiden rächen will. Vier ihrer engsten und liebsten Freunde, Anata. Das ist in meinen Augen kein Spiel, sondern tödlicher Ernst.“
    Frustriert ging er nach diesen Worten an seiner Schwester vorbei, ohne sie noch eines einzigen Blickes zu würdigen. Erst, als diese ihn zum ersten Mal bei seinen menschlichen Namen ansprach, blieb er kurz stehen, wandte sich aber nicht um.
    „Vertraue ihren Stärken. Du weißt selbst, wie innig die Verbindung aller zueinander geworden ist. Hab Vertrauen, um mehr bitte ich dich nicht.“
    Ihr Bruder antwortete nicht darauf, sondern verließ einfach den Tempel, setzte sich in den Wagen und fuhr zum Haus zurück.


    Ziemlich ungeduldig wartete die Clique auf seine Rückkehr, während eine kleine Passagiermaschine mit laufendem Motor auf der Wiese stand.
    „Wo warst du so lange?“ erkundigte sich Seto mit lauter Stimme, um das Getöse zu übertönen, als das Orakel endlich wieder auftauchte.
    „Ich musste noch etwas mit den Mastern klären, habe aber leider nicht das erfahren, was ich wollte. Ich hatte gehofft, euch noch mit zusätzlichen Informationen versorgen zu können.“
    „Du kommst nicht mit?“ fragte Kaiba mit gerunzelter Stirn.
    „Nein, ich muss mich um Yu-gi und Ryou kümmern, wir können sie ja schlecht allein lassen. Passt auf euch auf.“
    „Ob Gehirnwäsche oder nicht – wir bringen sie zurück. Notfalls gegen ihren Willen und mit Gewalt“, versprach der Hüne, während er den anderen mit Gesten klar machte, dass sie einsteigen sollten.
    „Seto – halt ein wachsames Auge auf Wendy.“
    Der groß gewachsene junge Mann drehte sich verwirrt schauend zu Sam um, suchte den Blickkontakt zu ihm und nickte dann. „Versprochen“, antwortete er dann lakonisch, ehe auch er auf die Maschine zueilte.

    Ihre Rettungsmission hatte begonnen!



    Re: The magical world of Anime - Teil 5: Rhin-Sharas Fluch

    Tory - 18.09.2009, 23:54


     Chapter 6



    Unruhig bewegte er sich hin und her, da er, wie so oft, einen Albtraum hatte. Immer wieder erlebte er in seinen Träumen den Horror, nicht da gewesen zu sein, als sein Dorf dem Erdboden gleichgemacht worden war. Verzweifelt sah er sich stets vor dem brennenden Gebäude stehen, das einst mal sein zu Hause gewesen war. Wie immer in diesem Traum lief er ins Haus, um seine Familie zu retten. Stolpernd fand er seinen Weg ins Innere, entdeckte seine toten Eltern, starrte aus schreckgeweiteten Augen auf ihre aufgeschlitzten Körper. Das selbe Bild bot sich bei seinen Geschwistern – aufgeschlitzt wie seine Eltern, Entsetzen in den Augen. Der kleine Bakura kniete noch immer fassungslos und schockiert vor den Leichen seines Bruders und seiner Schwester, als das Haus endgültig zusammenbrach, unfähig, sich zu bewegen. Zu geschockt und weinend war er über ihren Verlust, bis der Selbsterhaltungstrieb in ihm erwachte und er blind vor Tränen ins Freie stolperte.

    Mit einem erstickten Aufschrei wurde er wach, starrte zitternd, keuchend und mit weit aufgerissenen Augen vor sich hin. Der Dieb spürte, wie sein Körper bebte, blickte geschockt auf seine zitternden Hände, ehe er sich fahrig über die Haare fuhr.

    'Warum kann ich es nicht endlich vergessen? So viele Jahre sind seitdem vergangen – aber der Horror ist noch immer allgegenwärtig. Das ganze Dorf – meine Familie – ermordet für den Schutz der Heiligen Gegenstände. Wie können sie heilig sein, wenn das Blut von 99 Menschenopfern an ihnen klebt? Sanaya, Berin … sie haben doch niemanden etwas getan, waren noch Kinder, die kaum dazu in der Lage waren, auf sich selbst acht zu geben. Und ich? Ich war nicht da, als es passierte. Rannte weg, nachdem ich mit Mutter einen Streit hatte. Verdammt, ich hätte doch auf sie aufpassen müssen, für sie da sein müssen – ich war doch ihr großer Bruder. Warum? Warum habe ich überlebt? Die Kampftruppe des Pharao hätte mich auch besser getötet … Vater, Mutter …'

    Schuldbewusst senkte er den Blick, spürte Tränen, die an seinen Wangen entlang liefen. Bakura konnte sich selbst nicht verzeihen, nicht zu Hause gewesen zu sein, als die Soldaten des Pharao ins Dorf gekommen waren, um selbiges zu vernichten. Es hieß, dass der Hohepriester Akkunadin die sieben magischen Gegenstände anfertigte, um das Land vor fremden Eindringlingen zu schützen. Aber es waren Blutopfer vonnöten gewesen, um ihre Macht zu aktivieren. Das hatte er zumindest im Laufe der Jahre herausfinden können. Ebenso, dass besagter Hohepriester der Bruder des Pharao gewesen war. Aber warum sein Dorf? Hatte der Pharao denn nicht gewusst, dass auch Kinder in El Cruelda lebten? Waren sie ihm dermaßen egal gewesen? Seine Kindheit hatte in diesem Moment ein jähes Ende gefunden. Auf einem Schlag hatte er alles verloren, hatte niemanden mehr und musste zusehen, wie er zurecht kam. Nächtelang hatte er Gräber mit bloßen Händen geschaufelt; nicht einmal die Möglichkeit zu vernünftigen und traditionellen Beerdigungen hatte man ihm gelassen. Tagsüber hatte er sich in den Ruinen ausgeruht, Schlangen gefangen, um irgendetwas zum Essen zu haben. Ein streunender Hund – mehr war er nicht gewesen. Aber irgendwie hatte er überlebt, fing an zu stehlen und wurde allmählich zu dem, was er nun war. Bakura hasste seitdem den Pharao und allen, die ihm dienten. Der junge Mann hatte sich geschworen, den unsinnigen Tod der Dorfbewohner und seiner Familie zu rächen. Aber der alte Pharao war kurz danach gestorben, ebenso Akkunadin. Also konzentrierte sich sein Hass auf Atemu – dem Sohn des Pharao und dessen Nachfolger. Kurz blickte er zur Seite – Atemu lag nur wenige Meter von ihm entfernt und schien zu schlafen. Dumpf erinnerte sich der Dieb daran, den anderen auf einem Pferd sitzend im Dorf gesehen zu haben. Aber was danach war, entzog sich seiner Erinnerung. Dennoch war er sicher, dass es da noch etwas gab, aber so sehr er sich auch anstrengte: es wollte ihm nicht einfallen. Schließlich seufzte er, setzte sich umständlich auf und stieß den jungen Pharao mit dem Fuß an.

    „Hey, Atemu. Bist du wach?“
    Der Angesprochene hob langsam den Kopf, wirkte schlaftrunken.
    „Lass mich in Ruhe, Grabräuber. Ich will schlafen.“
    „Keine gute … Idee. Ihr Gift … wirkt schneller, wenn du … schläfst.“
    „Das kann dir … doch egal … sein“, antwortete der Pharao mühsam. „Du willst mich … doch eh töten.“
    „Ich will dich … in einem ehrlichen … Kampf besiegen, aber … nicht so.“
    Atemu schnaubte nur verächtlich auf diese Worte. „Als ob das … für dich einen … Unterschied machen … würde. Das Wort … ehrlich kennst du doch …. nur, weil du es … mal gehört hast.“
    Bakuras Augen zogen sich kurz zu schmalen Schlitzen zusammen, entgegnete aber nichts auf diese Bemerkung, sondern tastete mit den Fingern die Beutel an seinem Gürtel ab, förderte ein fleischiges Blatt zu tage, rutschte umständlich in die Richtung des anderen, setzte sich auf die Knie, brach den Stengel des Blattes ab und hielt dieses dann vor den Mund des Pharao.
    „Trink den Saft, Atemu“, forderte er den anderen auf. „Die Wirkung des Giftes wird dadurch verlangsamt … und du fühlst dich … besser.“
    Argwöhnisch starrte der Angesprochene auf das Blatt, nahm es zögerlich in die Hand und träufelte sich etwas von dem Saft auf die Zunge. Angewidert schüttelte er kurz darauf den Kopf und fing an zu spucken.
    „Du musst schon … den ganzen Saft trinken, sonst … wirkt es nicht. Sei ein … braver Junge und trink.“
    Widerstrebend gehorchte der Pharao, obwohl ihm sein Instinkt sagte, dem Dieb besser nicht zu vertrauen. In der Zwischenzeit hatte der weißhaarige Junge ein zweites Blatt aus dem Beutel genommen, saugte ebenfalls den Saft aus den Adern und schüttelte sich angewidert.
    „Du hast Recht“, murmelte Atemu Sekunden später verblüfft. „Ich fühle mich tatsächlich besser. Du kennst dich wohl gut mit Kräutern und Pflanzen aus?“
    Der Grabräuber gestattete sich ein kurzes Grinsen, ehe er sich wieder gegen den Sarkophag lehnte.
    „Sich damit auszukennen heißt, länger zu leben, Pharao“, erklärte er spöttisch. „Einen Heiler kann sich nicht jeder leisten; nicht bei dem, was sie für ihre Dienste verlangen. Aber das wirst du wohl nie verstehen.“
    „Warum hilfst du mir dann, wenn ich es doch nicht verstehen würde?“
    „Sagte ich doch – ich will dich in einem ehrlichen Kampf besiegen – und ich weiß sehr wohl, was dieses Wort bedeutet. Ich bin vielleicht nur ein Dieb, aber das ist nicht gleichbedeutend mit Dummheit. Du siehst also – tot nützt du mir nichts. Außerdem habe ich keine Lust, durch Rhin-Sharas Hand zu sterben. Sie ist so falsch wie sie hübsch ist – eine Blenderin, wie die meisten Hohepriester.“
    Verärgert über sich selbst schnaubte er verächtlich, während Atemu schmunzelte.
    „Du bist also auf sie hereingefallen“, meinte er dann mit mildem Spott in der Stimme.
    „Du doch auch“, hielt Bakura dem entgegen, während er versuchte, sich aufzurichten. Der junge Pharao beobachtete seine zweifelhaften Versuche, zeigte sich aber überrascht, als es dem Grabräuber doch gelang, stehen zu bleiben. Zwar schwankte er dabei und drohte, wieder zusammen zu brechen, aber er klammerte sich am Rand es Sarkophages fest, um sich genug Standfestigkeit zu geben und atmete einige Male tief durch. Auch Atemu versuchte schließlich, aufzustehen, sackte aber immer wieder zurück. Als auch beim vierten Versuch seine Beine nachgaben, schüttelte Bakura nur den Kopf, griff nach dem Arm des Pharao und zog ihn somit auf die Füße. Stöhnend beugte sich dieser über den steinernen Rand, an welchem er sich festkrallte.
    „Mir ist so fürchterlich schlecht.“
    „Das ist das Gift“, murmelte der Dieb, dessen Blick über die durchsichtige gehärtete Fläche glitt. Seine fliedergrauen Augen saugten sich dabei förmlich an den beiden Millenniums-Gegenständen fest.
    „Was ist das nur für ein seltsames Material?“
    Prüfend tasteten seine Finger über die glatte Fläche, die ihm gänzlich unbekannt war. Als er dabei in die Nähe des Ringes geriet, stockte er verwirrt. Für einen Moment hatte der Ring schwach aufgeleuchtet, das hatte er genau gesehen. Erneut näherten sich seine Finger dem Amulett und abermals glomm es auf, gerade so, als würde der Gegenstand ihn erkennen. Erschreckt zog er seine Hand zurück, stöhnte auf einmal auf und presste sich die Hände gegen die Schläfen.
    „Bakura? Was hast du?“
    „Verdammt“, knirschte dieser, ehe er zögernd die Hände sinken ließ und benommen den Kopf schüttelte. „Für einen Moment dachte ich, mir platzt der Schädel. Was bei allen Göttern war das gerade?“
    Besorgt blickte Atemu ihn an, ohne etwas zu sagen. Auch er hatte durchaus bemerkt, dass der Ring auf den Dieb reagiert hatte und fuhr nun selbst zögerlich mit einer Hand über die Fläche. Der Ring blieb dunkel, matt, als seine Finger darüber strichen – aber das Puzzle fing an zu pulsieren. Atemu riss die Augen auf, seine Hand klebte förmlich über dem zweiten Gegenstand, bis Bakura sie gewaltsam davon wegzog.
    „Bist du verrückt geworden?“ herrschte er den Pharao an. „Willst du durch Rhin-Sharas Magie auch noch verletzt werden?“
    „Da waren Bilder“, flüsterte der Junge geistesabwesend. „Eine Unmenge an Bildern. Eine fremde Umgebung, ein seltsames Gebäude und junge Menschen, die ich nicht kenne mit seltsamer Kleidung.“
    „Drei Mädchen und acht Jungen, dich mit gerechnet“, nickte Bakura. „Ich habe die Bilder auch gesehen. Du warst kleiner und jünger und trugst recht merkwürdige Kleidung.“
    „Die Kleidung, die du auf diesen Bildern trugst, waren nicht minder seltsam. Deine Haut war aber heller und deine Haare länger.“
    „Länger?“ wiederholte Bakura verblüfft und tastete seine Haare ab. „Was hat das zu bedeuten?“
    „Ich weiß es nicht“, gab Atemu zu. „Aber das wir die gleichen Bilder sahen, stimmt mich nachdenklich. Es erschien mir fast so, als wollten die beiden Gegenstände uns etwas mitteilen. Dafür muss es doch einen Grund geben.“
    „Oder aber Rhin-Shara gaukelt uns etwas vor“, überlege der Dieb, während er ächzend seine Spitzhacke vom Boden aufhob, von seinem Pharao dabei argwöhnisch beobachtend werdend.
    „Darf ich erfahren, was du da gerade vorhast?“
    „Wonach sieht es denn deiner Meinung nach aus?“ entgegnete Bakura sarkastisch. „Ich werde die magischen Gegenstände da raus holen, ich werde nicht ohne die Artefakte von hier weg gehen“, erklärte er abschließend, holte mit der Hacke aus und ließ sie wuchtig auf die glatte Fläche aufschlagen. Aber anstatt dass sie brach, erklang ein Surren, eine Schockwelle breitete sich aus, erfasste die Jungen und schleuderte sie zu Boden. Fast blind tasteten sie mit ihren Händen über den Boden, richteten sich wimmernd wieder auf und schüttelten sich benommen.
    „Was war das denn?“ ächzte Bakura, der Schwierigkeiten hatte, wieder auf die Füße zu kommen.
    „Rhin-Sharas Magie, vermute ich“, murmelte der Pharao, während er vorsichtig aufstand.

    „Richtig geraten, Atemu“, erklang die Stimme der Hohepriesterin in seinem Rücken. „Dachtest du wirklich, ich würde dir die magischen Amulette schutzlos deinen Diebesfingern präsentieren, Bakura?“
    Dieser knurrte nur angriffslustig auf ihre Bemerkung, während er es endlich schaffte, auf die Füße zu kommen, was ihm aber nicht viel brachte, denn Rhin-Shara schaute ihn nur gebieterisch an.
    „Ich habe dir das Aufstehen nicht erlaubt, räudiger Dieb“, zischte sie, ehe sie ihm einen Tritt in den Magen gab, der ihn auf den Boden zurück beförderte. Er rutschte einige Meter über das raue Gestein, richtete sich aber wieder trotzig auf, was die Frau noch mehr verärgerte, sodass sie ihm einen magischen blauen Strahl entgegen schleuderte. Mit einem Schmerzschrei blieb er diesmal liegen, starrte schwer atmend zur Decke. Mit langsamen Schritten ging Rhin-Shara auf den Grabräuber zu, nahm dabei einen Wasserbeutel von ihrem Gürtel. Vor dem Jungen ging sie in die Hocke, hob seinen Kopf an und drückte ihm den Beutel gegen die Lippen, aber er wehrte sich, als ob er das Schlimmste ahnte.
    „Ich will … nichts trinken“, keuchte er. Auch versuchte er, wieder auf die Beine zu kommen, aber die Hohepriesterin drückte ihn spielerisch zurück zu Boden, während sich ihre Finger in seinen Haaren verkrallten, bis es weh tat.
    „Was du willst, ist nicht von Belang, Bakura“, erklärte sie dabei mit süffisanter Stimme und drückte ihm den Wasserbeutel erneut gegen die Lippen. Sie riss dabei an seinen Haaren, bis er aufschrie – dann war es schon zu spät. Ohne es zu wollen, schluckte er doch etwas von dem vermeintlichen Wasser herunter. Die Frau nickte zufrieden, stand auf und wandte sich um. Atemu hingegen verharrte mitten in der Bewegung, als die Hohepriesterin zu ihm blickte. Bevor sie auf den Pharao zuging, gab sie dem Dieb erneut einen Tritt gegen den Magen, der sich daraufhin zur Seite drehte, hustete, spuckte und ungeniert fluchte. Atemu stand noch immer wie zur Salzsäule erstarrt, schaute auf seltsame Weise besorgt auf den Dieb, ehe er Rhin-Shara wieder seine Aufmerksamkeit schenkte.
    „Nun zu dir“, flüsterte sie in seine Richtung. „Trinkst du freiwillig oder muss ich auch bei dir nachhelfen?“
    Abermals schaute dieser auf Bakura, der sich leise wimmernd die Hände gegen den Magen presste. Unbewusst wich er nach hinten aus, bis er gegen den Sarkophag prallte.
    „Du hast doch nicht etwa Angst vor mir, Atemu?“ erkundigte sich die Hohepriesterin spöttisch, während ihre Hand erst über seine Wange strich, ehe sie ihre Finger gegen seinen Mundwinkel drückte. Instinktiv wollte er sie von sich stoßen, doch durch das Gift war er bereits zu schwach, um sich effektiv gegen die Frau wehren zu können. Und so trank auch er widerwillig, sank Sekunden später zu Boden und atmete in abgehackten Zügen, sein Blick jedoch wanderte immer wieder zu Bakura, der gerade versuchte, in seine Nähe zu rutschen.
    „So ist es gut, gewöhnt euch schon mal an die unterwürfige Haltung. Wenn sich das hübsche Mittel erst mal in euch ausgebreitet hat, werdet ihr nämlich keinen eigenen Willen mehr haben. Ihr seid dann meine braven kleinen Sklaven“, erklärte sie den beiden Jungen mit einer Stimme, die nur so vor Hohn tropfte.
    „Niemals!“ keuchte Atemu und versuchte, wieder aufzustehen; wohl wissend, dass er Rhin-Shara damit verärgerte.
    „Ich dachte, du wolltest uns durch dein Gift langsam töten“, machte auch Bakura auf sich aufmerksam, der leicht schwankend auf die Füße kam.
    „Nun, ich habe es mir eben anders überlegt“, bemerkte die Frau achselzuckend. „Euch nur langsam zu töten, macht irgendwie keinen Spaß. Aber euch zuvor zu meinen persönlichen Sklaven ohne eigenen Willen zu machen, wird mir ein besonderes Vergnügen bereiten. Und danach werde ich gemütlich dabei zusehen, wie ihr langsam zugrunde geht. Eine perfekte Rache, findet ihr nicht auch?“
    „Du glaubst doch nicht wirklich, dass dir dies gelingen wird?“ schnappte der Pharao verärgert, dabei die Auswirkungen aber allmählich spürend.
    „Du redest zuviel, Atemu“, zischte die Priesterin drohend. „Das solltest du dir lieber schnell abgewöhnen. Sklaven reden nur dann, wenn es ihnen gestattet wird.“
    „Wenn du glaubst, mir den Mund verbieten zu können, bist du im Irrtum“, knurrte der Junge nur angriffslustig, während er sich die Hände gegen den Magen drückte, um die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken.
    „Nun, dann sollte ich dich wohl von deiner Zunge befreien.“
    „Du kannst mir nicht drohen.“
    „Halt endlich deinen Mund oder ich reiße dir wirklich deine Zunge heraus.“
    Der Pharao lachte leise, statt zu antworten, doch verging es ihm, als die Priesterin einen Gegenstand aus ihrem Umhang hervorholte, der wie eine Mischung aus Zange und Schere aussah. Der Junge wurde bei diesem Anblick merklich blasser, starrte direkt entsetzt darauf.
    „Aaah, du erkennst es also. Glaub' mir, Atemu, ich weiß sehr wohl, damit umzugehen. Also halte deine Zunge im Zaum. Hast du verstanden?“
    „Provoziere sie nicht unnötig, Atemu“, raunte ihm der Dieb zu, dem es in der Zwischenzeit gelungen war, sich neben ihn zu schleppen. „Sie ist schon wütend genug, um wer weiß was zu machen.“
    „Du lernst schnell, Bakura, braver Junge. Nimm dir lieber ein Beispiel an ihm, Pharao.“
    Auf Händen und Füßen kniend hockten die beiden vor ihr, eine tiefe Benommenheit ergriff sie. Dunkle Nebel legten sich schwer auf ihre Gehirne, vernebelten ihr bewusstes Denken. Der lebendige Glanz in ihren Augen wich allmählich glasigem Stumpfsinn. Zufrieden, gleichermaßen amüsiert, stolzierte sie an ihnen vorbei, ehe sie sich zu ihnen hinunter beugte.
    „So gefallt ihr mir noch mehr als zuvor. Und – was seid ihr?“ erkundigte sie sich danach neugierig.
    „Gehorsame Diener“, murmelten beide synchron mit schwerer Stimme, worauf Rhin-Shara begeistert in die Hände klatschte.
    „Und nun, meine lieben Sklaven, möchte ich mich ein wenig amüsieren. Kämpft gegeneinander!“

    Wie Marionetten standen die beiden auf, blickten einander kurz an, ehe sie mit lautem Kampfgeschrei aufeinander los gingen!



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Kokoro No Senshi

    FROHE OSTERN !!! - gepostet von Tory am Montag 09.04.2007
    Eigene Welten - gepostet von Tory am Sonntag 15.02.2009
    Haou Airen - gepostet von Danny123422 am Mittwoch 17.01.2007
    Kontakter«: Animesender Animax startet in Deutschland - gepostet von LittleSalia am Dienstag 20.02.2007
    Servus - gepostet von Natarsi am Mittwoch 07.03.2007
    Zu den Regeln - gepostet von Saiso Kanô am Mittwoch 09.05.2007
    Uilus-Jagd - gepostet von Tory am Montag 29.12.2008



    Ähnliche Beiträge wie "The magical world of Anime - Teil 5: Rhin-Sharas Fluch"

    so jetzt reicht es - gepostet von soulminer am Mittwoch 07.06.2006
    HAAAAAAALLLLLLLLLLLLLLLOOOOOOO - gepostet von fisch2 am Sonntag 20.08.2006