Sendung mit der Maus

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    Re: Sendung mit der Maus

    Pudel - 05.07.2009, 17:04

    Sendung mit der Maus
    M E D I E N • I M P U L S E
    M E D I E N E R Z I E H U NG
    September ’97 89
    Für die ausführliche Beschäftigung mit den Inhalten
    von Fernsehen und Video ist die Filmanalyse
    ein wesentliches Element. Wenn Sie
    die Filmausschnitte nicht nur als Beispiele, sondern
    auch zur Beurteilung von Sendungen einsetzen wollen,
    finden Sie hier einige methodische Vorschläge;
    sie beziehen sich in erster Linie auf die inhaltlichen
    Aspekte der Filme.
    Filmsprache
    Genauso ist es nötig, die formale Ebene zu behandeln,
    also den Eltern den Produktionsprozeß und die
    Gestaltung von Medien durchschaubar zu machen.
    Anhand ausgewählter Beispiele lassen sich exemplarisch
    Grundbegriffe der Filmsprache wie Schnitt,
    Kameraführung, Ton, Sprache, Montage (Rückblenden,
    Zeitsprünge u.a.) erklären. Es läßt sich zeigen,
    mit welchen Mitteln Gefühle beim Zuschauer erzeugt
    werden (Spannung in Vorabendserien z.B. fast immer
    durch Parallelmontage, schnelle Schnitte und
    Musikdauereinsatz).
    Wichtig zur Beurteilung von Kindersendungen und
    -filmen ist es auch zu wissen, daß kleinere Kinder mit
    Zeitsprüngen, Rückblenden, Parallelmontagen und
    anderen filmischen Mitteln Verständnisschwierigkeiten
    haben, ebenso, wenn ein Film auf verschiedenen
    Ebenen gleichzeitig Reize aussendet (z.B. parallel
    Musik, Sprache, Geräusche und Bilder, wie dies in
    vielen Trickfilmserien der Fall ist).
    Stellt man den Eltern solche Filmausschnitte mit
    der Aufforderung vor, einmal bewußt auf die verschiedenen
    Elemente der Filmsprache zu achten, ist
    es oft erstaunlich, wie viel herausgefunden wird. Für
    dieses Thema sollten Sie sich allerdings Zeit lassen.
    Es ist Stoff für einen eigenen Elternabend. (In verschiedenen
    Literaturhinweisen im Anhang finden Sie
    Anregungen zur Filmanalyse.)
    Filminhalte
    Für die inhaltliche Auswertung von Filmen können
    Sie sich entscheiden,
    a)ob Sie die spontanen Eindrücke nach dem Ansehen
    des Films erfragen oder schon für das Ansehen
    Beobachtungsgesichtspunkte vorgeben wollen;
    b)ob Sie die Eindrücke aus der Erwachsenensicht
    oder der Sicht der Kinder abfragen;
    c)in welcher Form Sie das tun.
    Zu a):
    Entweder Sie lassen den Film ansehen und stellen
    die Auswertungsfragen im Anschluß, oder Sie geben
    höchstens drei Punkte vor, auf die die Eltern
    während des Anschauens achten sollen:
    z.B. wenn Sie das Thema Fernseh-Helden behandeln:
    • Welche Eigenschaften hat der Held oder die Heldin?
    • Mit welchen Mitteln setzt er oder sie sich durch?
    • Ist er oder sie alleine, oder gibt es Unterstützung
    (von Freunden oder Zaubermitteln oder der Technik?)
    Zu b):
    Zur Erwachsenensicht können Fragen sein:
    • Hat Ihnen das Ansehen Spaß gemacht oder Sie
    gelangweilt?
    • Was hat Ihnen an dem Ausschnitt inhaltlich gefallen/
    nicht gefallen?
    • Mit welcher Figur konnten Sie sich identifizieren?
    • Welche Figuren fanden Sie scheußlich, platt,
    oberflächlich, unrealistisch?
    • Wie hat die Figur Konflikte gelöst (mit körperlicher
    Gewalt oder mit Köpfchen)?
    Aus der Kindersicht:
    • Mit welcher Figur würde sich mein Kind identifizieren?
    • Was würde es von der Handlung verstehen?
    • Würde der Film/Filmausschnitt mein Kind langweilen,
    fesseln oder nervös machen?
    Zu c):
    Die gängigste Form für die Auswertung ist ein Gespräch
    im Plenum. Wenn Sie einmal etwas anderes
    ausprobieren wollen, hier drei Varianten:
    Expertendiskussion
    Teilen Sie mit, daß sich ein Fernsehteam angesagt
    hat, um eine Live-Diskussion über diesen Film aufzunehmen,
    dafür soll nun eine Expertenrunde zusammengestellt
    werden. Lassen Sie die Eltern verschiedene
    Rollen übernehmen und als Experten ihre Meinung
    zu dem Film äußern. Rollen können z.B. sein:
    • Filmproduzent (bzw. verantwortlicher Redakteur)
    • Schauspieler (bzw. Zeichner bei Cartoons)
    • Elternvertreter
    • Pädagoge
    „Alles auf Empfang?“ – Zusammenarbeit mit Eltern
    Medienpädagogische Themen und Methoden …
    z.B. Filmanalyse und Beurteilung von Sendungen
    M E D I E N • I M P U L S E
    M E D I E N E R Z I E H U NG
    90 September ’97
    • Fernseh-Intendant
    • Vertreter der Kirche
    Filmtitel erfinden
    Bitten Sie, in Kleingruppen zu drei bis vier Personen
    einen neuen Titel zu dem Film zu erfinden, den sie
    gerade gesehen haben. Die gefundenen Titel werden
    an die Tafel geschrieben und die Gruppen erklären
    die Bedeutung des jeweiligen Titels. Auch dadurch
    können Sie die zentralen Aussagen des Filmes
    erschließen.
    Kugellagerdiskussion
    Nach dem Ende des Films teilt sich die Gruppe in
    zwei Hälften. Die eine Hälfte bildet einen inneren, die
    andere einen äußeren Kreis, so daß sich jeweils zwei
    Teilnehmer gegenübersitzen. Die Paare können nun
    zu einer bestimmten Frage diskutieren oder einfach
    ihre Eindrücke austauschen. Nach etwa fünf Minuten
    dreht sich der innere Kreis um einen Stuhl weiter, so
    daß neue Paare entstehen, die zu einer neuen Frage
    diskutieren.
    Hintergrundinformation
    Beurteilungskriterien für Sendungen
    Es gibt keine objektiv guten oder schlechten Sendungen,
    sondern Sendungen,
    • die Kinder gut oder schlecht finden;
    • die Eltern gut oder schlecht finden;
    • die handwerklich und dramaturgisch gut oder
    schlecht gemacht sind.
    Dennoch gibt es einige Kriterien, nach denen sich die
    Eignung für Kinder einschätzen läßt:
    Wann ist eine Sendung verständlich?
    Sendungen sind umso leichter verstehbar und damit
    umso eher für Kinder – insbesondere für die jüngeren
    – geeignet:
    • je kürzer die Sendung ist. 30 Minuten sind für ein
    Kind zwischen vier und sechs Jahren eher zuviel
    als zuwenig;
    • je mehr die Art der Darstellung dem angenähert
    ist, was ein Kind auch in seinem täglichen Leben
    miterlebt (ohne Zeit- und Raumschnitte, ohne
    Rückblenden und ähnliche filmische Gestaltungsmittel);
    • je unterscheidbarer die handelnden Personen dargestellt
    sind;
    • je besser Bild und Ton übereinstimmen;
    • je mehr eine Sendung an den Lebenserfahrungen
    einer Altersgruppe anknüpft;
    • je enger das Thema begrenzt ist und damit
    • je weniger Unterschiedliches in einer Sendung gebracht
    wird und das Kind verwirrt (außer es sind
    Magazinsendungen);
    • je mehr eine Sendung Spaß macht;
    • je weniger eine Sendung ängstigt, weil Angst
    „kopflos“ macht, also am Mitdenken hindert.
    Wann ist eine Sendung für Kinder bedenklich?
    Sendungen sind für Kinder ungeeignet, wenn sie zu
    schwer verständlich und ihre Inhalte problematisch
    sind und wenn sie unerwünschte Ansichten, Einstellungen
    und Verhaltensweisen fördern. In diesem Sinne
    sind Sendungen bedenklich, wenn
    • sie ein verzerrtes, der Wirklichkeit nicht entsprechendes
    Weltbild vermitteln und beispielsweise
    Vorurteile verfestigen. Hierher gehört auch, wenn
    Frauen nur als Hausfrauen mit beschränktem Lebenshorizont
    oder kleinere Kinder größeren stets
    und in jeder Beziehung als unterlegen gezeigt
    werden;
    • sie Scheinrealitäten vermitteln und z.B. gefährliche
    Tiere als harmlos oder gar hilfsbereit erscheinen
    lassen;
    • sie Glück und Harmonie ausschließlich aus dem
    Besitz von Konsumgütern ableiten;
    • sie die Arbeitswelt in ihren Anforderungen verfälschen
    und Arbeitslosigkeit als persönliches Versagen
    und Schande hinstellen, die zur Kriminalität
    oder zu anderem sozialschädlichen Verhalten
    führt;
    • positiv gezeichnete Personen Gewalt als erfolgreiches
    Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen
    einsetzen;
    • Gewalt als lustig und schön dargestellt und Schadenfreude
    ausgelöst wird;
    • Mitleid als Schwäche und Gewaltlosigkeit als Feigheit
    erscheinen;
    • sie Kindern Angst machen und damit psychisch
    überfordern.
    Mit freundlicher Genehmigung der Autoren und des
    Herausgebers. Erschienen in der Veröffentlichung
    „Alles auf Empfang“ – Familie und Fernsehen, herausgegeben
    von der Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle
    Bayer e.V., München.



    1.5. Ikone "Maus"
    Auffällig ist ohne Zweifel die häufige Nennung des Kinderklassikers "Die Sendung mit der Maus". Auch nach Altersgruppen aufgeteilt, ist sie stets die meistgenannte Sendung. Ist innerhalb der Stichprobe dieses Programm als eine der drei für Kinder geeigneten Sendungen erwähnt, so steht es in vielen Fällen an erster Stelle der Reihenfolge. Die häufigste Kombination ist hierbei: 1. Platz "Die Sendung mit der Maus", 2. Platz "Löwenzahn", 3. Platz "Sesamstraße". "Die Sendung mit der Maus" (ARD/KI.KA) – so scheint es zu sein – ist die Sendung, die viele Eltern als Antwort auf die Frage nach einem geeigneten Programm an erste Stelle setzen, bzw. die ihnen als erstes einfällt. Sie ist aus der Perspektive der Eltern lehrreich, informativ und altersadäquat und erfüllt zunächst schlicht und ergreifend die Merkmale, die Eltern sich erhoffen (und die sie nicht zuletzt auch an diesem Programm entwickelten).
    Vermutlich sind die konkreten Vorstellungen von der Sendung dabei verschieden, denn im Medium bleiben eigentlich nur das Grundkonzept, einige Figuren und eine potenzielle ästhetische und inhaltliche Orientierung konstant. Ansonsten ist keine "Sendung mit der Maus" wie die andere. Insofern verbirgt sich hinter dem Namen vermutlich eher die Zustimmung zu einer bestimmten Grundorientierung, die nicht unbedingt konkret ausformuliert sein oder mit aktuellen Seherfahrungen zu tun haben muss.
    Zudem steht erfreulicherweise auch der öffentliche Diskurs seit langem auf der Seite der "Maus" und trägt seinen Teil dazu bei, diese Sendung zur Marke zu stilisieren, die das gesellschaftliche Verständnis von Qualitätsprodukten im Kinderfernsehen prägt.
    So schön es ist, dass es hier scheinbar etwas gibt, wo sich Produzierende, Eltern, PädagogInnen und JournalistInnen einig sind, so besteht auch die Gefahr, eine Ikone zu produzieren. Schon jetzt sind es weit mehr Erwachsene als Kinder, die die Sendung sehen. 50% der Zuschauerschaft kommen aus Haushalten ohne Kinder. Dies legt die Vermutung nahe, dass "Die Sendung mit der Maus" auch ein Stück Nostalgie ist, mit der wir u.a. auch unsere Vorstellungen von dem, was Kinderfernsehen ausmachen sollte, fundamentieren. Die Verantwortung auf der Seite der Produzierenden wird es sein, dass dies nicht unter Ausschluss der real existierenden Kinder geschieht.
     
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    2. Was sind ungeeignete Kindersendungen?
    2.1. Ungeeignete Sendungen haben weniger eindeutig einen Namen - und wenn, dann ist es "Pokémon"
    2.2. Aus der Elternperspektive sind gewalthaltige Programme für Kinder ungeeignet
    2.3. Übersicht der Kindersendungen, die Eltern als ungeeignet ansehen
     
    2.1. Ungeeignete Sendungen haben weniger eindeutig einen Namen – und wenn, dann ist es "Pokémon"
    Bei der Frage nach den "ungeeigneten Fernsehsendungen für Kinder" steht "Pokémon" (RTL2) mit 42 Nennungen auf dem ersten Platz, vor der Genreangabe "Krimis", "Digimon" (RTL2), der Angabe "Nachrichten" und den "Teletubbies".
    Während das geeignete Fernsehprogramm für Kinder bei Eltern einen Namen hat, nämlich : "Die Sendung mit der Maus", ist das ungeeignete Programm weniger auf einen einzelnen Sendungstitel zu vereinen. Wenn Sendungen genannten werden, sind es diejenigen, auf die sich auch die öffentliche Diskussion konzentriert, nämlich: "Pokémon", "Digimon" und "Teletubbies". Hier ist die Beurteilung der Eltern vermutlich auch durch die öffentliche Diskussion (Agenda-Setting) mitgeprägt.
    Inhaltliches Hauptargument gegen "Pokémon" ist eindeutig der gewalthaltige Inhalt. Es schwingt aber auch mit, dass "Pokémon" in der Ästhetik und den Vorstellungen den Vorannahmen von Eltern wenig entspricht. Hier einige Begründungen von Eltern, warum "Pokémon" eine für Kinder ungeeignete Sendung ist:
    (weil) "der Handlungsverlauf viel zu schnell ist und sich alles immer um Kampf dreht! Allein diese grausamen Figuren, da ist wirklich nichts Schönes dran. (...)"
    (Mutter 30 Jahre mit 4-jährigem Sohn)
    "...hab ich noch nie gesehen, ist mir allein von den Figuren total unsympathisch."
    (Mutter 32 Jahre mit einem 3- und einem 1-jährigen Sohn)
    (weil) "ich als Erwachsener nicht mal den Durchblick habe!!! (...)"
    (Mutter 29 Jahre mit einem 2-jährigen und einem 4-jährigen Sohn)
    Eltern fühlen sich von "Pokémon" inhaltlich und ästhetisch nicht angesprochen. Eine Sendung, in der sich alles um "total unsympathische" Figuren und "Kampf" dreht und in der "Erwachsene nicht mal den Durchblick" haben, sind für sie Gründe, warum sie diese Sendung eher für ungeeignet halten. Die elterlichen Seherfahrungen sind dabei unterschiedlich fundiert. Die öffentliche Diskussion, die unter anderem mit entsprechender Boulevardisierung im Fernsehen und in diversen Printmedien geführt wurde, verstärkt vermutlich dieses Unwohlsein der Eltern.
    Gleichzeitig ist "Pokémon" eine Sendung, in der schon Kindergartenkinder sich auskennen "müssen", um in der Peer-Group mitreden zu können. Einige Eltern beschreiben genau dieses Dilemma:
    Mutter (38 Jahre) mit zwei Söhnen (11 und 7 Jahre) und einer Tochter (4 Jahre) nennt "Pokémon" und "Digimon" als für Kinder ungeeignete Sendungen, da
    "inhaltslos, brutal. Allerdings ist ‚Pokémon‘ so wichtig gewesen, dass ein Verbot eine Ausgrenzung für Kinder dargestellt hätte."
    Das Anschauen der Sendung ist für ihre Kinder wichtig, um nicht aus der Gruppe der Gleichaltrigen ausgeschlossen zu werden. Gleichzeitig halten die Eltern das Programm für ungeeignet und würden es gerne verbieten. Hier entsteht für die Eltern eine Zwickmühle, die durch den nicht zu unterschätzenden finanziellen Aufwand, den die "Pokémon"-Begeisterung bedeutet, noch verstärkt wird.



    Die Sendung mit der Maus

    lehrreich
    informativ
    altersadäquat
    lustig
    unterhaltsam
    für alle was dabei
    91

    47
    20
    19
    15
    10
    09



    Löwenzahn

    lehrreich
    informativ
    altersadäquat
    unterhaltsam
    für alle was dabei
    lustig 58

    37
    13
    10
    06
    06
    06


    Die Sendung mit der Maus

    für alle was dabei
    lehrreich
    interessant
    Spaß
    abwechslungsreich
    informativ
    nostalgisch 51

    19
    18
    12
    07
    04
    03
    03


    Löwenzahn

    für alle was dabei
    lehrreich
    was zu lernen
    informativ
    Spaß
    interessant
    gemeinsam fernsehen
    bietet Gesprächsanlässe
    Anregungen 33

    16
    14
    07
    04
    03
    02
    02
    02
    02


    1.Das für Kinder geeignete Programm hat für Eltern einen Namen: "Die Sendung mit der Maus"
    Um dies noch einmal zu aktualisieren und auf die Ebene konkreter Sendungen zu beziehen, wurden Eltern gebeten, drei Sendungen zu benennen, die sie als für Kinder geeignet bzw. ungeeignet bezeichnen. In freien Nennungen sollten sie ihre Aussage begründen. Mit deutlichem Abstand liegt "Die Sendung mit der Maus" dabei mit 91 Nennungen auf Platz 1 der für Kinder geeigneten Sendungen, gefolgt von "Löwenzahn", "Sesamstraße", "Biene Maja", den "Teletubbies" und dem "Sandmännchen" (s. Tab. 1). Dies ist sicher nicht überraschend, doch wichtig, empirisch festzuhalten. Von der Tendenz ebenso wenig überraschend, in der Eindeutigkeit dann aber doch verblüffend, ist das Verhältnis von öffentlich-rechtlichen und privaten Anbietern. Die öffentlich-rechtlichen Angebote dominieren eindeutig die Liste der nach Ansicht der befragten Eltern für Kinder geeigneten Sendungen. Erst auf dem 17. Platz liegen mit "Disney-Trickfilme" (5 Nennungen), gefolgt von "Pokémon" (4 Nennungen) Angebote privater Fernsehanbieter. Das Prädikat "für Kinder geeignete Sendungen" scheint eindeutig an die Öffentlich-Rechtlichen vergeben und mit dem Namen "Die Sendung mit der Maus" verbunden zu sein.

    0. Einleitung
    In der vorliegenden Arbeit soll Die Sendung mit der Maus unter dem Aspekt der Beurteilung als Unterrichtswerk für den Sachuntericht der Grundschule untersucht werden. Ein Vergleich mit anderen Unterrichtsmaterialien erscheint dabei nicht sinnvoll; die Bedeutung des Mediums Fernsehen (auch für den Unterricht) ist an anderer Stelle reflektiert worden(1). Es bliebe, verschiedene Fernsehsendungen zu vergleichen, um der Vorgabe des Seminars zu entsprechen, dies ist jedoch aus zeitlichen Gründen in einer Seminararbeit nicht möglich. Grundlage der vorliegenden Untersuchung bzw. Reflexion über Die Sendung mit der Maus sind die Kriterien für die Beurteilung von Unterrichtsmaterialien von Neuhaus (1991, 266ff), soweit sie sich auf das Medium Fernsehen übertragen ließen.

    1. Zum äußeren Aufbau der Sendung mit der Maus
    Zum Einsatz der Sendung mit der Maus im Unterricht ist ein Videorecorder mit einem geeigneten Monitor nötig. Außerdem muß die Gelegenheit vorhanden sein, am Sonntag vormittags oder während der Woche die Sendungen aufzuzeichnen. Weitergehende Informationen zu den laufenden Sendungen gibt es meines Wissens nach nicht. Da ein Videorecorder von seiten der Grundschule noch nicht zur Grundausstattung gehört, ist die Anschaffung für einen einmaligen Einsatz im Untericht zu teuer, verglichen jedoch mit einem Klassensatz an Schulbüchern mit der Option eines Einsatzes in verschiedenen Klassen und Jahrgangsstufen durchaus zu vertreten. Bei einem Videorecorder mit der Möglichkeit der Aufnahmeprogrammierung wäre auch die Aufzeichnung kein Zeitproblem mehr, sondern ein intellektuelles Problem derer, die das Gerät programmieren müssen... Die Handhabung im Unterricht ist dann einfach und gut vorzubereiten. Müntefering stellt heraus: "Das Fernsehen als Ereignis ist tot. Es kann nur durch Programmereignisse wiederbelebt werden. Die auf Nutzung des Mediums fixierten pädagogischen oder kulturellen Strategien sind insoweit überholt, als sie es nicht geschafft haben, ihren Absichten durch Programme den Ereignis-Charakter zu geben" (1991 a, 1). Diese These auf die Schule übertragen könnte vielleicht einige der Probleme der Lehrerinnen und Lehrer mit der Schule einerseits und den Schülerinnen und Schülern andererseits in einem neuen Licht aufscheinen lassen. Bezogen auf den Einsatz des Mediums Fernsehen in der Grundschule stimmt die These Münteferings allerdings nicht, da das Fernsehen in der Schule noch Ereignischarakter zu haben scheint. Wie lange noch, ist allerdings nicht abzusehen. So kann ein gutes Programm in einem in situ noch neuen Medium mit seinem damit doppelten Ereignischarakter vielleicht selbst Schülerinnen und Schüler erreichen, deren Fernsehkonsum zuhause längst jeden inhaltlichen Anspruch verloren hat, für die die Schule aber die vertrauten Informationsmuster (kurze Spots, häufige wechselnde visuelle Eindrücke) nicht bietet.

    2. Konzeption und Ziel
    Vom Konzept kann Die Sendung mit der Maus nicht eindeutig der Kategorie der Sachfilme zugeordnet werden, da schon im Untertitel die andere Seite der Konzeption sichtbar wird: Lach- und Sachgeschichten vermischen Information und Unterhaltung in einem Magazin für Kinder von drei bis dreizehn Jahren (vgl. Maus- Info 1991, 2). Die für dieses Alter verhältnismäßig große Altersspanne der avisierten Zuschauer und Zuschauerinnen ist dabei nicht Hindernis, sondern bietet Möglichkeiten der Auflockerung, die eine Fixierung auf eine enger dimensionierte Altersgruppe so nicht mehr zuließe. "Geschichten bestimmen die Inhalte, da sie die Wirklichkeit in dramatischer Form wiederspiegeln. Für Kinder bieten sie die Möglichkeit der Weltbegegnung, bedeuten sowohl Realitätsnähe als auch spielerische Erzählung" (Maus-Info 1991, 2). Dabei werden sowohl die Sachfilme zum Teil in eine Handlung verpackt, wie auch die Zwischenfilme mit der Maus und dem Elefanten und der Ente meist das Thema der Sendung in der Ihnen typischen Weise aufgreifen. "Erst das Miteinander der manchmal lustigen, manchmal kühlen Sachgeschichten mit Maus, Elefant und Ente schafft den typischen Sonntagmorgen mit dem behaglichen Gefühl, sich zu amüsieren und dabei nicht einmal dümmer zu werden" (Müntefering 1991 b, 2f). Es läßt sich also ein verborgenes Konzept dahingehend aufzeigen, daß ein bestimmtes Thema in qualitativ unterschiedlichen Dimensionen angegangen wird. Dabei sind die Dimensionen nicht speziell in einem "kindgemäßen" Rahmen zu fixieren, da das Kind mit einem Massenmedium nicht erreicht werden kann. So gilt auch in einer "Kindersendung" die Orientierung an Einschaltquoten. Allerdings muß die höhere Einschaltquote nicht unbedingt zu einer inhaltlichen Verflachung führen. "Für das Ansehen eines Fernsehsystems sind sowohl hohe Wertschätzung des Kinderprogramms durch die kritische Öffentlichkeit wie auch die Akzeptanz beim Publikum unverzichtbar. Beides muß nicht identisch sein. Kinderprogramme sind gleichzeitig zielgerichtet und Erwachsenenprogramm, auf keinen Fall aber eine andere Zuschauer ausschließende Veranstaltung allein für Kinder" (Müntefering 1991 a, 2).

    3. Inhalte
    Die Inhalte der Sendung mit der Maus sind nur in der Retrospekktive zu benennen, da die Serie nicht abgeschlossen ist. Die Maus wird 20 nennt Themen von "Aalfang" bis "Zylinderhutmacher" (1991, 22f). In dieser Zusammenstellung der Sachfilme fällt auf, daß es sich weitgehend um Filme aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich handelt. Dabei werden sie Sachfilme als Sachgeschichten erzählt, so daß manchmal über die darstellenden Personen soziale Themen angeschnitten werden. Weit häufiger ist dies bei den mit Trickfilmen unterlegten Liedern der Sendung mit der Maus der Fall. Diese sind auf zwei Compact-Discs oder Cassetten im Handel erhältlich. Es gibt jedoch auch Filme, die z.B. Geburtstagsbräuche aus anderen Ländern darstellen und so über den Umweg des interkulturellen Vergleichs die Sicht der eigenen Wirklichkeit möglich machen.
    Die Inhalte werden nicht nur von der Redaktion bestimmte, sondern auch von Zuschauern und Zuschauerinnen angeregt. So entstehen Filme wie Wie kommen die Streifen in die Zahnpasta, die Fragen beantworten, mit denen eine Grundschullehrerin oder ein Grundschullehrer wohl Schwierigkeiten hätte. Häufig werden Briefe an die Redaktion nach der Sendung vorgelesen und damit die nächste Sendung angekündigt. Die Einzelbeiträge gehen dabei auch hochkomplizierte Themen an, so z.B. Atome oder Erdöl, die neben der naturwissenschaflichen Orientierung auch Bezüge zu aktuellen Themen herstellen. Bei den gennanten Beispielen seien die Ölkatastrophen vor der Küste Kanadas oder in Kuwait oder das Reaktorunglück von Tschernobyl genannt. Letzteres betraf auch direkt die Lebenswelt von Grundschülerinnen und Gründschülern. Darüberhinaus werden über die konkrete Darstellung eines bestimmten Themas auch Einblicke in industrielle Arbeitsfelder und Prozesse möglich.
    In den Geschichten der Sendung mit der Maus sind geschlechtsspezifische Rollenklischees nicht festzustellen. Weder fällt auf, daß nur Männer in Berufen gezeigt werden, noch daß Frauen nur frauenspezifische Berufe ausüben. Andererseits scheinen die Sachfilme in dieser Hinsicht auch nicht manipuliert, wenn ein Mann eben die Maschine bedient, deren Funktionsweise dargestellt werden soll, dann wird keine "künstliche" Frau für den Film auf diesen Posten gesetzt.
    Eine Kindgemäßheit, falls es so etwas geben sollte, stellt sich in der Sendung mit der Maus nicht kindisch dar, dies hängt mit dem oben referierten Konzept zusammen, Sendungen für Kinder zu machen, die andere nicht ausschließt. Die Darstellung ist aus der Sicht der Fachwissenschaft sachlich richtiger als manche Sendung für Erwachsene(2).

    4. Methodische Gestaltung
    Die methodische Gestaltung ist zunächst abhängig von Medium Fernsehen. Da es sich nicht spezifisch um Schulfernsehen handelt, fehlen erläuternde Hintergrundinformationen für die Lehrer. Das kann allerdings als Vorteil gesehen werden: Wenn der Lehrer oder die Lehrerin nicht wegen des unerreichbaren Lehrerhefts als allwissend gelten, kann der Anreiz größer sein, selbst etwas zu ergründen oder zu verstehen, um es dann der Lehrerin oder dem Lehrer erklären zu können. Wenn sowieso klar ist, daß gestellte Fragen von seiten des Lehrers oder der Lehrerin nur Prüfungscharakter haben, weil die Lösung schon bekannt ist, dann macht das erarbeitende Lernen wohl wenig Vergnügen. Eine Motivationsphase ist nicht zu erkennen und auch nicht notwendig im Sinne eines zu erreichenden Unterichtsziels: Da die Kinder normalerweise, d.h. vor dem Fernsehgerät zu Hause, jederzeit abschalten können, ist nicht künstliche Motivation, sondern Qualität gefragt, um die Zuschauer und Zuschauerinnen vor dem Bildschirm zu halten. Fragen zum Thema können natürlich bei einer laufenden Sendung von dieser nur zufällig beantwortet werden. Antworten auf weitergehende Fragen wären im Unterricht dann Aufgabe des Lehrers oder der Lehrerin. Daß die behandelten Themen zum Teil Fragen von Zuschauerinnen und Zuschauern aufgreifen, ist oben schon erwähnt worden.
    Sprache spielt durch den Kommentar zu den Sachfilmen eine wichtige Rolle. Dabei wird weder "kindgemäß" gesprochen, noch werden Kinder durch nicht erklärte fachspezifische termini technici abgeschreckt: Der Moderator als Nicht-Fachmann erklärt die Sachverhalte so, daß sie auch ohne spzifisches Vorwissen verstehbar sind. Dabei werden fachspezifische Begriffe nicht umgangen, sondern verwendet und erklärt. Aus "weiteren methodischen Gestaltungselementen" (Neuhaus 1991, 268) lebt das Konzept der Lach- und Sachgeschichten, verwendet werden vor allem Zeichentrickfilme und Lieder.
    Die Selbsttätigkeit der Kinder wird vor allem dadurch angeregt, daß Vorgänge, die normalerweise nicht sichtbar oder zugänglich sind, weil sie in Fabriken stattfinden, in kleinem Rahmen in der Küche nachgestellt werden (z.B. in den Sachfilmen Nudeln oder Zucker). Diese Experimente sind zum Teil so einfach, daß sie auch von Kindern nachgemacht werden könnten.

    5. Voraussetzungen auf seiten der Kinder
    Durch die breite Zielgruppe der Sendung mit der Maus sind Anforderungen kaum zu formulieren. Die Kinder sollten fernsehen können, die Anforderungen dafür sind hoch genug. Das Thema der Sendung wird dann in so unterschiedlichen Aspekten und Darstellungsformen angegegangen, daß Die Sendung mit der Maus "der großen Variationsbreite in den Lern- Leistungs- Auffassungs- und Begabungsunterschieden" (Neuhaus 1991, 269) sicherlich gerecht wird, zumal die von Neuhaus gemeinte Variationsbreite wohl auf die Schüler und Schülerinnen einer Klasse beziehen, Die Sendung mit der Maus jedoch Kinder von drei bis dreiuzehn Jahren ansprechen will. Vielleicht ist besonders zu erwähnen, daß Die Sendung mit der Maus über Videotext, Tafel 150, mit Untertiteln für Gehörlose gesendet wird, so daß für Lesende nicht einmal das Hörenkönnen unbedingt erforderlich ist, um ein "Maus-Fan" sein zu können.

    6. Zusammenfassung
    Für "Maus-Fans", und mit dieser in der Sendung üblichen Anrede sind nicht nur die zuschauenden Kinder gemeint, ist klar, daß eine Unterrichtsstunde mit einer Sendung mit der Maus nicht konkurrieren kann. Von daher kann eine Unterrichtsstunde nur gewinnen, wenn in ihr Die Sendung mit der Maus gezeigt wird. Auf der anderen Seite kann Die Sendung mit der Maus nicht alle Bereiche abdecken, die im Sachunterricht notwendig dazugehören. So ist sicher der Bereich des handelnden Lernens vor dem Fernseher nicht gut untergebracht. Es kann jedoch ja auch gar nicht darum gehen, den Unterricht durch den Fernsehapparat zu ersetzen, wie ja auch ein Sachbuch nicht den Sachunterricht ersetzt. Allerdings besteht die Gefahr, daß der Aufwand, der in einer Fernsehsendung getrieben wird, manche Bemühungen der Lehrerinnen und Lehrer eher bescheiden wirken läßt. Macht man sich jedoch den Aufwand der Sendungen zunutze und ergänzt damit den eigenen Unterricht, so ist Die Sendung mit der Maus ein ideales Mittel, den Sachunterricht interessanter zu gestalten.



    Liste der am häufigsten genannten
    Begründungen für eine geeignete
    Kindersendung (über alle Sendungen):
    lehrreich 142
    altersadäquat 85
    gewaltfrei 47
    informativ 46
    lustig 44
    unterhaltsam 33
    verständlich 29


    Tabelle 2:
    Nennungen
    ungeeigneter
    Kindersendungen
    Pokémon 42
    Krimis 27
    Digimon 21
    Nachrichten 20
    Teletubbies 13
    Talkshows 12
    Die Simpsons 08

    Liste der am häufigsten genannten
    Begründungen für eine ungeeignete
    Kindersendung (über alle
    Sendungen):
    gewalthaltig 102
    nicht altersadäquat 38
    zu schnell 26
    wirklichkeitsfremd 25
    macht Angst 20
    nicht verständlich 19
    niveaulos 15


    Liste der am häufigsten genannten
    Begründungen für ein geeignetes
    Familienprogramm (über alle Sendungen):
    für alle was dabei 86
    lehrreich 79
    Spaß 35
    interessant 33
    unterhaltend 26
    gemeinsam fernsehen 24
    spannend 15
    bietet Gesprächsanlässe 15

    Tabelle 3:
    Nennungen geeigneter Familiensendungen
    Die Sendung mit der Maus 51
    Löwenzahn 33
    Tiersendungen 30
    Wetten, dass...? 16
    Märchen 12
    Disney-Trickfilme 10
    Trickfilme 10
    Wer wird Millionär? 10
    Natursendungen 09
    Quizsendung 09



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