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Re: Migrantenkinder in Deutschland ohne Chance
top111 - 16.05.2006, 07:46Migrantenkinder in Deutschland ohne Chance
Migrantenkinder in Deutschland ohne Chance
Berlin (rpo). In Deutschland haben Migrantenkinder so schlechte Zukunftschancen wie in kaum einem anderen Industriestaat. Das geht aus der Sonderauswertung der PISA-Studie hervor. Offenbar ist das deutsche Bildungssystem nicht fähig, Ausländerkinder zu integrieren. Bundesbildungsministerin Annette Schavan kündigte einen Masterplan für Integration mit Schwerpunkt Bildung an.
Das zeigt eine Sonderauswertung des internationalen Leistungsvergleichs 15-jähriger Schüler (Pisa) von 2003, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Nach Angaben der OECD-Bildungsdirektorin Barbara Ischinger gibt es unter den 17 beteiligten Staaten in Deutschland einen der größten Leistungsunterschiede zwischen einheimischen Schülern und Migrantenkindern. Laut Ischinger verstärkt sich dieses Problem im Gegensatz zu fast allen anderen Ländern noch bei der in Deutschland geborenen so genannten zweiten Migrantengeneration. Dabei seien Ausländerkinder auch hier zu Lande in der Schule hoch motiviert.
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Der Schwerpunkt des Problems liegt nach Angaben Ischingers in den deutschen Hauptschulen. Migrations- und Sozialprobleme würden derart stark in den Hauptschulen konzentriert, dass sie dort nur schwer gelöst werden könnten.
Der Studie zufolge verfügen mehr als 40 Prozent der in Deutschland geborenen Ausländerkinder nicht über die notwendigen Mindestfähigkeiten in Mathematik. Sie stehen daher im Hinblick auf ihre Arbeitsmarkt- und Verdienstmöglichkeiten vor erheblichen Schwierigkeiten. Bei Migrantenkindern der ersten Generation, die noch einen Teil des Bildungssystems ihrer Heimat durchlaufen haben, ist dies nur bei 25 Prozent der Fall. Bei der Lesekompetenz verhält es sich laut Ischinger ähnlich.
Im Durchschnitt aller 17 OECD-Staaten liegen die Leistungen der Migrantenkinder um 48 Pisa-Punkte unter denen ihrer einheimischen Kameraden. Das entspricht einem Bildungsrückstand von etwa einem Schuljahr. In Belgien und Deutschland beträgt dieser Unterschied bei Migrantenkindern der zweiten Generation 90 Pisa-Punkte. Während in den meisten Ländern die Leistungen in der zweiten Generation besser werden, ist es in Deutschland umgekehrt: 71 Punkte beträgt der Leistungsrückstand in der ersten Generation.
Drei Schuljahre hinter Kanada zurück
In Kanada etwa liegen die Leistungen der 15 Jahre alten zweiten Generation um 111 Punkte über denen in Deutschland, was einem Unterschied von fast drei Schuljahren entspricht. Zu den Ergebnissen der Studie gehört auch, dass die Unterschiede in Ländern mit gezielten Sprachprogrammen geringer sind als in Ländern ohne wirksame Sprachförderung.
Schavan verwies auf den Ende Juni geplanten Integrationsgipfel bei Bundeskanzlerin Angela Merkel, bei dem es um ein stimmiges Integrationskonzept mit Einbindung der 16 Länder gehen werde. Zentrale Rolle müsse eine schon im Kindergarten beginnende Sprachförderung spielen. Auch die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer forderte eine durchgängige und systematische Sprachförderung von der Kindertagesstätte über die Schule bis zur Berufsbildung. Für die Kultusministerkonferenz wies Berlins Schulsenator Klaus Böger darauf hin, dass ein ganzes Jahrzehnt "verschwendet wurde mit der unsinnigen Diskussion, ob Deutschland ein Einwanderungsland ist oder nicht".
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