Abschied Christian Schwarzer

Untitled
Verfügbare Informationen zu "Abschied Christian Schwarzer"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Max1
  • Forenurl: Klick
  • aus dem Unterforum: 1.Bundesliga
  • Antworten: 1
  • Forum gestartet am: Sonntag 19.03.2006
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Abschied Christian Schwarzer
  • Letzte Antwort: vor 14 Jahren, 10 Monaten, 9 Tagen, 8 Stunden, 34 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Abschied Christian Schwarzer"

    Re: Abschied Christian Schwarzer

    Max1 - 08.06.2009, 21:00

    Abschied Christian Schwarzer
    Christian Schwarzer hat das Feld verlassen – Großer Bahnhof in Niederwürzbach

    Christian Schwarzer bei seiner Ansprache
    Foto: Jakob Emrich
    Es war ein großes Erlebnis, das Roman Baquet, bester Freund Christian Schwarzers aus Niederwürzbacher Tagen, in eben jener Sporthalle in Homburg-Erbach organisiert hatte. Für diesen 7. Juni hatte er alles in die Waagschale geworfen und hochkarätige, internationale Wegbegleiter der „Nummer Acht“ zusammengeholt. In zwei Teams, einem national und einem international besetzten, traten sie an. Dabei auch Markus Baur, den Christian Schwarzer erst im Januar verabschiedet hatte. Nun war es an Schwarzer selbst, Lebewohl zu sagen. Zugleich war es das erste Abschiedsspiel, bei dem der Sohn des Jubilars mitspielte. Kian Schwarzer (10) erzielte dabei in der zweiten Spielhälfte vier Treffer und zeigte sein geerbtes Talent. Der Nachwuchs bestimmt auch die zukünftige Aufgabe Christian Schwarzers beim DHB, der Routinier wird er sein Wissen als Jugendkoordinator weitergeben.

    Bereits die die Prozedur, um alle 58 Wegbegleiter Schwarzers rechtzeitig aufs Feld zu rufen, dauerte über eine halbe Stunde. Jeder Spieler wurde vom gut gelaunten Publikum stürmisch begrüßt und vom Gastgeber des Abends liebevoll angekündigt, ebenso Handball-Legende Jo Deckarm. Mit dem Anpfiff um 16 Uhr wurde es also knapp, Schwarzer musste seine Begrüßungen verbal abkürzen. Von Abkürzung wollte hingegen Pascal Hens, der als Einziger aufgrund seiner Fersenblessuren nicht ins Spiel eingriff, nichts wissen. Wenigstens im Vorfeld der Partie wollte er den großen Bahnhof komplett begrüßen und klatschte alle Spieler ab. Große Worte fand Schwarzer indessen für Ralf Uhding, der „ein bisschen Schuld“ trage, dass er überhaupt mit dem Profihandball angefangen habe. Uhding, heute Aufsichtsratsmitglied der Handball-Bundesliga, war dem neun Jahre jüngeren „Rohdiamanten“ (Emrich) Schwarzer in Fredenbeck Ende der 80er-Jahre gleichermaßen Vorbild und Triebfeder zur eigenen Weiterentwicklung.

    Schwarzer war begeistert und nahm sich Zeit, den Abschied und die Stimmung in der ausverkauften Niederwürzbacher Ex-Bundesliga-Spielstätte zu genießen. „Ohne ihn hätte es das alles hier nicht gegeben“, beeilte er sich jedoch, seinem Freund Roman Baquet für die Organisation des Events herzlich zu danken. Auch Kay Rothenpieler würdigte er als einen wichtigen Wegbegleiter: „Er hat mir in Niederwürzbach unheimlich geholfen!“ Ein großer Moment auch, als Olaf Schepp, seit 2007 nach einem Motorradunfall im Rollstuhl, in die Halle gerufen wurde und danach auch in der Startaufstellung war, womit Schwarzer zugleich Gehör erhielt, dass dieser Benefizabend nicht nur zugunsten von Deckarm war sondern auch das „Team 73“ zur Unterstützung von Schepp berücksichtigt würde. Internationale Altstars wie Marc Baumgartner, Rafael Guijosa, Carlos Ortega, Andrej Tschepkin, Konrad Olavsson oder Staffan Olsson halfen mit, dass der Abend ein würdiger Erfolg wurde.

    Diesen „Altinternationalen“ schloss sich Schwarzer in den ersten dreißig Minuten an, während die „nationalen“ Schwarzer All Stars zunächst mit der „TBV Deutschland“-Mannschaft um Baur, Zerbe, Schwarzer und Stephan agierten. Schwarzer zeichnete sich dabei für die ersten drei Treffer der Partie ztum 1:2 verantwortlich, schnell wogte die Partie torreich hin und her. Immer wieder gab es sehenswerte Kombinationen, beispielsweise ein Gegenstoß, bei dem Kehrmann den bereits 2004 abgetretenen Stefan Kretzschmar ("Schwarzers stoische Ruhe war für mich anfangs nicht zu ertragen") zum Kempatreffer bediente. Nur Oliver Roggisch zierte sich bei den „Deutschen“ mehrfach, das Spielgerät ins Tor zu werfen und so gelang Ortega nach einer sehenswerten Kombination mit Guijosa die 3:5-Führung (7.) für die Internationalen. Mit David Barrufet hatte ein weiterer Spieler des FC Barcelona ebenso großen Anteil an diesem Vorsprung, den die Nationalen All Stars jedoch mit Martin Schwalb im rechten Rückraum schnell egalisierten. Schwalb, der zuvor beinahe die ganze Harzdose mitgenommen hätte, als er sich bei der „Klebe“ bediente, staubte zum 7:8 ab und auch Torsten Jansen hatte beim Ausgleich nach 13 Minuten Glück. „Pitti“ Peteresen stand derweil in der Abwehr immer am richtigen Fleck und so gelang Baur die 10:9-Führung.

    Beide Teams agierten nun auf Augenhöhe, Christian Rose schälte sich nach einem Ballgewinn von Jansen zum 14:15 durch die Abwehr. Erst nach einer Auszeit, als die alten Recken Jürgen Hartz und Achim Schürmann auf die Platte kamen, begannen die „Internationalen“ um Patrik Cavar (14:18, 26.), sich langsam abzusetzen. David Szlezak steckte den Ball ebenso an Holpert vorbei wie Jackson Richardson nach einem No-Look-Pass von Tamas Mocsai. Auch „Maschine“ Andrej Klimowets hatte den Turbo angeworfen und beteiligte sich am 17:23-Pausenstand.

    Nach der Pause dann die große drei Minuten für Christian Schwarzers Sohn Kian, der allerdings bereits im „Team 73“ einige Erfahrungen gesammelt hat. Die merkte man ihm an, eiskalt erwischte er David Barrufet im Nachsetzen und traf mit einer begeisternden Körperbeherrschung auch beim 20:25 und 21:26 für die nationalen All Stars. Immer wieder wurde er von den Routiniers in Szene gesetzt oder lief Gegenstöße. Tosender Applaus brandete auch auf, als Olaf Schepp zum Strafwurf auf die Platte fuhr und zum 22:30 traf. Ein Versuch von Klimovets, den Ball mit dem Kopf hinter die Linie zu drücken, scheiterte jedoch und die weiteren Treffer zum 28:38-Zwischenstand, erneut Olafsson, wurden wieder per Hand erzielt. Auch Achim Schürmann und Andreas Schilling, die beide längst nicht mehr professionell zum Ball greifen, durften am Kreis ihr Können zeigen, später bildeten Jackson Richardson und Gudjon Valur Sigurdsson ein letztes Mal ein Dreamteam zum 33:43. Erst bei Volker Zerbes Siebenmeter hatte das Schiedsgericht offenbar Mitgefühl und sorgte mit elf gutgeschriebenen Zählern für die erste Führung der „Nationalen“, die Baur und Kehrmann bis zum „47“:46-Endstand verteidigten. Den Endstand stellte Schwarzer selbst her, sämtliche Schwarzer International All Stars hatten sich am Sechs-Meter-Kreis aufgestellt, der Ball fand dennoch den Weg ins Tor. Dieser letzte ist wohl der verrückteste Treffer, den Schwarzer jemals erzielt hat.

    Stehende Ovationen in den letzten Spielminuten für Schwarzer, danach bildeten die All Stars einen Halbkreis und nahmen die Nummer Acht in ihre Mitte. Eine Multimedia-Show ließ Momente von Schwarzers Karriere Revue passieren, Heiner Brand richtete eine Videobotschaft an den Star des Abends: „Du weißt, wie sehr ich dich schätze, sowohl als Sportler als auch als Mensch. Genieße den heutigen Tag, feiere aber nicht zuviel, denn es wartet eine Menge Arbeit, wenn du zukünftig unter mir Arbeiten musst“, formulierte der Bundestrainer verschmitzt an seinen neuen Jugendkoordinator. Armin Emrich, der Schwarzer Anfang der 90er-Jahre in die Nationalmannschaft geholt hatte, gab eine Anekdote aus der Anfangszeit zum besten: „Er war damals in Fredenbeck, er war Kreisläufer, ein Rohdiamant mit unglaublichem Talent. Binjo Tluczynski und Blacky Schwarzer in der Abwehr, das war eine Bank. Er kannte das Spiel nur von der einen Spielhälfte. Bei den Junioren habe ich ihn dann auf außen decken lassen. Nach 7 Minuten wechselte er sich selber aus und meinte schmunzelnd: ´Ich brauche eine Verschnaufpause, wir war nicht klar, wie groß das Spielfeld tatsächlich ist.´ Jetzt ist er Jugendnationaltrainer.“ Außerdem wurde Schwarzer 2008 Beachhandball-Saarlandmeister, wie Roman Paquet zu berichten wusste.

    Das Schlusswort blieb einem schließlich zu Tränen gerührten Christian Schwarzer, der zunächst ganz sachlich die Tageseinnahmen an die Joachim-Deckarm-Stiftung, den Verein „Herzkrankes Kind Homburg e.V.“ und die Initiative „Team 73“ zugunsten von Olaf Schepp verteilte. „Vielen Dank, dass Ihr alle helft, dass eine schöne Summe zustande kommt“, ging auch ein Konsum- und Spendenaufruf an die Zuschauer. Dieses letzte Spiel widmete der Kreisläufer-Routinier dann seinem Vater, der „hoffentlich von oben zugesehen hat“ und dankte seine Frau, seinem Sohn und auch nochmals dem Organisator des Abends Roman Paquet („So etwas machen sonst ganze Eventagenturen, was du heute geleistet hast“) und schaute auch schon nach vorne, ehe er samt Kleinfamilie im Regen der Konfettikanone verschwand: „Vielleicht können wir so etwas hier noch einmal machen, vielen vielen Dank!“, kann sich Schwarzer eine Wiederholung in dieser Konstellation zum guten Zweck durchaus vorstellen.

    Es war eine große Abschiedsgala für den Spieler Christian Schwarzer, den Heiner Brand häufig einen "Vorzeigeprofi" nannte. Große Namen haben, auch für einen karitativen Zweck, tollen Sport geboten und einen Handballsportler verabschiedet, der seit 1991 Großes geleistet hat: 318 Länderspiele (965 Treffer), 600 Bundesligaspiele (2208 Treffer), vier Olympische Spiele, 2004 Silber in Sydney, Vizeweltmeister 2003 und Weltmeister 2007 bei seinem Comeback, Europameister 2004, Deutscher und Spanischer Meister, Spanischer Pokalsieger, EHF-Pokal-Sieger mit Lemgo und Champions League-Sieger mit dem FC Barcelona. Immer an vorderster Front, wobei es im Champions League Finale 2000 Carlos Ortega war, der die Spanier mit dem für Kiel fatalen Schlusstreffer feiern ließ. Auch er war heute wieder dabei und ließ Christian Schwarzer am Ende gemeinsam mit den Ex-Kollegen hoch leben. Derartige Höhengefühle machten Schwarzer noch einmal sichtlich Spaß, ehe der letzte Vorhang als Profisportler gefallen war und Schwarzer sich zukünftig im Deutschen Handballbund neuen Aufgaben widmet. Seiner Sportart wird er also erhalten bleiben und die ehemaligen Mannschaftskollegen behalten zahlreiche gemeinsame Erlebnisse im Gedächtnis, an die sie gern zurückdenken.


    Photo: Jakob Emrich - pressefoto-heuberger.com

    Quelle: Handball-world



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Untitled

    Jan Holpert verabschiedet sich - gepostet von Max1 am Donnerstag 21.12.2006
    Champions League Saison 06/07 - gepostet von Max1 am Mittwoch 14.06.2006
    Gästeblock???? - gepostet von Anonymous am Dienstag 20.03.2007
    Handball in Irland - gepostet von daene am Samstag 12.08.2006
    Dauerkartenpreise der Vereine - gepostet von charly65 am Sonntag 03.06.2007
    Vorbereitungsturnier - gepostet von willi1 am Dienstag 23.01.2007
    Trainerdiskusion - gepostet von Max1 am Samstag 10.03.2007
    halle zu, wo spielt die 2.? - gepostet von lisa am Freitag 12.01.2007
    Verletzte Tusem-Spieler - gepostet von charly65 am Mittwoch 19.04.2006
    Vorbereitung zur Rückrunde - gepostet von Max1 am Samstag 26.01.2008



    Ähnliche Beiträge wie "Abschied Christian Schwarzer"

    Ebelsbach sau fett - gepostet von chris am Dienstag 25.07.2006
    ich möchte euch meine Lea vorstellen. - gepostet von Regina am Freitag 18.08.2006
    Komfort Schließmodul - gepostet von Frozen.Shots am Samstag 09.09.2006