Der Tod erzählt von der Kindheit eines Mädchens, nachdem es in eine Pflegefamilie aufgenommen wurde… und das zu einer Zeit, wo der Erzähler alle Hände voll zu tun hat – im Dritten Reich. Die intensive Freundschaft zu ihrem Pflegevater und dem Nachbarsjungen Rudi helfen ihr zu Glück und Geborgenheit, während im Hintergrund der Krieg tobt. Sie lernt lesen und stiehlt Bücher, ganz harmlos beginnt es mit dem Auflesen eines liegen gebliebenen Buches im Schnee oder in der Rettung eines Buches vor den Flammen auf dem Hauptplatz der Stadt. Jedes Buch scheint als Markierungspunkt in ihrem Leben zu dienen. Als die Familie sich schließlich dazu entschließt, einen Juden im Keller zu verstecken, gewinnt das Mädchen einen neuen Freund. Von ihm lernt sie die Macht und die Liebe zu gedruckten Wörtern kennen. Verschwunden die äußerliche Druckerschwärze auf Papier, hier bricht die Phantasie und Wortgewalt über das Kind - Worte, die Leben rettet und eine fiktive Welt jenseits der tödlichen Realität entstehen lässt.
Daneben nutzt der Tod die Gelegenheit, um mit einigen Vorurteilen aufzuräumen. Er erzählt von seiner Abneigung gegenüber seinem Beruf, besitzt in seinen Phrasen eine Art menschliches Mitgefühl, ja, eine gewisse Sympathie für den Menschen.
„Ich habe keine Sense.
Ich trage nur den einen schwarzen Kapuzenmantel, wenn es kalt ist.
Ich habe auch kein Totenschädelgesicht, das ihr mir so gerne andichtet.
Wollt ihr wissen, wie ich wirklich aussehe?
Ich sage es euch. Schaut in einem Spiegel.“
Zusak schafft es, einfühlsam und ergreifend zu schreiben, ohne die Verwendung von Pathos, ohne Abgleiten in Kitsch wird die Hochherzigkeit in ihrer ganzen Pracht transportiert. Menschlichkeit, Opferbereitschaft, Zusammenhalt, die jene Zeit erträglicher macht und ein Beweis dafür ist, dass die Hoffnung an das Gute noch nicht aufgegeben wurde. Nebenbei wird die Leidenschaft zur Literatur geboren. Gutes Buch, guter Autor.
Gruß,
chip