Alte Geschichte (Fassung 1)

Das Haus Sarôné
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    Re: Alte Geschichte (Fassung 1)

    Nilhius Kohan - 09.05.2006, 13:08

    Alte Geschichte (Fassung 1)
    Die Titanen




    Die Titanen und die Entstehung der Ordnung


    Niemand weiß genau, wie das Universum seinen Anfang nahm. Manche glauben an die Theorie, wonach eine ungeheure kosmische Explosion die unendliche Vielzahl der Welten in das Große Dunkel geschleudert hat – Welten, die eines Tages Lebensformen von wundersamer und schrecklicher Vielfalt tragen sollten. Andere glauben, dass das Universum, wie es heute existiert, von einer einzigen allmächtigen Wesenheit geschaffen wurde. Der exakte Ursprung des chaotischen Universums ist unklar, aber klar ist, dass ein Volk mächtiger Wesen entstand, das Ordnung zu den verschiedenen Welten brachte und den Lebewesen, die in seine Fußstapfen traten, eine sichere Zukunft gewährleistete.

    Die Titanen, kolossale Götter mit metallisch schimmernder Haut aus den Weiten des Kosmos, kamen herfür und machten sich auf den Welten, die sie fanden, an die Arbeit. Sie gestalteten die Form ihrer Welten, indem sie riesige Gebirge aufwarfen und gewaltige Meere aushoben. Sie atmeten Firmamente und tosende Atmosphären aus – und das alles als Teil ihres unbegreiflichen Planes, Ordnung aus dem Chaos zu erschaffen. Sie verliehen sogar primitiven Völkern die Macht, ihre Arbeit zu tun und die Integrität ihrer jeweiligen Welt zu erhalten.

    Die Titanen, die von einer Elitegruppe regiert wurden, die man Pantheon nannte, brachten im ersten Zeitalter der Schöpfung Ordnung zu hundert Millionen, über das gesamte Große Dunkle Jenseits verstreuten Welten. Das gütige Pantheon, das die geordneten Welten beschützen wollte, war stets auf der Hut vor drohenden Angriffen der bösen, extradimensionalen Wesen des Sogs der Unterwelt.

    Die Unterwelt, eine astrale Dimension chaotischer Magie, die die Myriaden Welten des Universums verbindet, war die Heimat einer unendlichen Zahl von hinterhältigen dämonischen Wesen, die das Leben zerstören und die Energien des lebenden Universums verschlingen wollten. Die Titanen, altruistisch und reinen Herzens, konnten sich das Böse oder Hinterhältige in keiner Form vorstellen und suchten nach einer Möglichkeit, die konstante Bedrohung durch die Dämonen zu beenden.




    Sargeras und der Verrat


    Um gegen die dämonischen Wesenheiten zu kämpfen, die aus dem Sog der Unterwelt in die Welt der Titanen eindrangen, wählte das Pantheon Sargeras, seinen größten Krieger, zu seiner ersten Verteidigungslinie. Sargeras, ein edler Gigant aus gegossener Bronze, erledigte seine Pflichten zahllose Jahrtausende lang, suchte und vernichtete die Dämonen, wo immer er sie finden konnte. Im Laufe der Äonen begegnete Sargeras zwei mächtigen Dämonenvölkern, die beide danach trachteten, Macht und Vorherrschaft über das stoffliche Universum zu erlangen.

    Die Eredar, eine heimtückische Rasse teuflischer Zauberer, nutzte ihre Hexenmeister-Magie dazu, eine Anzahl von Welten zu versklaven, die sie erobert hatten. Die eingeborenen Völker dieser Welten mutierten durch die chaotischen Kräfte der Eredar und wurden selbst zu Dämonen. Sargeras‘ fast grenzenlose Kräfte reichten zwar mehr als aus, die schändlichen Eredar zu besiegen, doch die Verderbnis und das alles verschlingende Böse dieser Kreaturen beunruhigten ihn zutiefst.

    Da der große Titan außerstande war, dieses Maß an Verworfenheit und Bösartigkeit zu verstehen, verfiel er in eine tiefe Depression. Doch trotz seines zunehmenden Unbehagens wollte Sargeras das Universum für alle Zeiten von den Hexenmeistern befreien, indem er sie in einem Winkel des Sogs der Unterwelt in einem Vakuum einsperrte.

    Als seine Verwirrung und seine Depression schlimmer wurden, war Sargeras gezwungen, sich mit einer anderen Gruppe auseinander zu setzen, die darauf aus war, die Ordnung der Titanen zu stören. Die Nathrezim, eine finstere Rasse vampirischer Dämonen (auch als Schreckenslords bekannt), machten sich daran, eine bewohnte Welt zu erobern, indem sie von ihren Bewohnern Besitz ergriffen und sie dem Schatten zuwandten. Die hinterhältigen, ränkeschmiedenden Schreckenslords hatten ganze Nationen gegeneinander aufgehetzt, indem sie sie durch hirnlosen Hass und Misstrauen manipulierten. Zwar besiegte Sargeras die Nathrezim mühelos, doch ihre Verderbnis beeinflusste ihn zutiefst.

    Der edle Sargeras wurde nicht mit den nagenden Zweifeln und der Verzweiflung fertig, die seine Sinne überwältigten, und verlor nicht nur den Glauben an seine Mission, sondern auch an die Vision der Titanen von einem geordneten Universum. Sargeras kam zur Überzeugung, dass allein schon die Vorstellung von Ordnung töricht sei – und Chaos und Verderbnis die einzigen absoluten Konstanten im dunklen, einsamen Universum seien. Zwar versuchten seine Titanenbrüder, ihn von seinem Irrtum zu überzeugen und die Wogen seiner aufgepeitschten Emotionen zu glätten, doch tat er ihre Theorien als Irrglauben ab. Sargeras sagte sich für immer von ihnen los und machte sich auf die Suche nach seinem eigenen Platz im Universum. Das Pantheon bedauerte sein Fortgehen zwar, doch niemand konnte glauben, wie weit der verirrte Bruder tatsächlich gehen würde.

    Als Sargeras‘ Wahnsinn den letzten Rest seiner edlen Gesinnung verdrängt hatte, malte er sich aus, dass die Titanen in Wahrheit für das Scheitern der Schöpfung verantwortlich wären. Er beschloss, ihr Werk im gesamten Universum ungeschehen zu machen, und stellte eine unaufhaltbare Armee auf, die das stoffliche Universum in Brand stecken sollte. Sogar Sargeras‘ Titanengestalt veränderte sich angesichts der Verderbnis, die sein einst edles Herz zerfraß. Seine Augen, Haare und Bart gingen in Flammen auf, die bronzefarbene Metallhaut platzte auf und zeigte einen ewigen Brennofen aus Hass und Feuer.

    In seinem Wahnsinn zerschmetterte Sargeras die Gefängnisse der Eredar und Nathrezim und befreite die bösen Dämonen. Die verschlagenen Dämonen verneigten sich vor der grenzenlosen Wut und Macht des Titanen, boten ihm ihre Dienste an und schworen, ihm in jeder erdenklichen Form behilflich zu sein. Aus den Reihen der mächtigen Eredar wählte Sargeras zwei Helden aus, die seine Dämonenarmee der Zerstörung befehligen sollten.

    Kil’jaeden der Betrüger wurde auserkoren, die dunkelsten Völker im Universum zu suchen und in Sargeras‘ Schatten zu locken. Der zweite Held, Archimonde der Entweiher, sollte Sargeras‘ riesige Armeen in den Kampf gegen alle führen, die sich dem dunklen Titanen widersetzten. Kil’jaeden machte als Erstes die Schreckenslords zu willfährigen Sklaven seiner schrecklichen Macht. Die Schreckenslords, die im ganzen Universum als Elitetruppe und Agenten dienten, fanden Gefallen an der Aufgabe, für ihren Meister primitive Völker zu finden und in die eigenen Reihen aufzunehmen.

    Der Erste unter den Schreckenslords war Tichondrius der Verfinsterer. Tichondrius diente Kil’jaeden als perfekter Soldat und willigte ein, Sargeras‘ brennende Willenskraft in die finstersten Winkel des Universums zu tragen.

    Der mächtige Archimonde schickte auch eigene Agenten aus. In der Hoffnung, eine Elitetruppe zu bilden, die die Schöpfung allen Lebens zunichte machen konnte, wandte er sich an die abgrundtief bösen Grubenlords und deren barbarischen Anführer Mannoroth.

    Als Sargeras sah, dass seine Armeen aufgestellt und bereit waren, seinen Befehlen zu folgen, führte er seine wilden Truppen in die Weite des Großen Dunkels. Seine wachsende Armee nannte er die Brennende Legion. Bis auf den heutigen Tag ist nicht bekannt, wie viele Welten auf ihrem unheiligen Kreuzzug durch das Universum verzehrt und niedergebrannt wurden.




    Die Alten Götter und die Ordnung auf Azeroth


    Die Titanen bemerkten offenbar nichts von Sargeras‘ Absicht, ihre zahllosen Werke zu vernichten, und zogen weiter von Welt zu Welt, um ihnen Form und Ordnung zu geben, wie es ihnen rechtens erschien. Auf ihrer Reise stießen sie auf eine kleine Welt, die ihre Bewohner später Azeroth nennen sollten.

    Als die Titanen über das urzeitliche Land zogen, begegnete ihnen eine Anzahl feindseliger Elementargeistwesen. Diese Elementargeister, die ein Volk unvorstellbar böser Wesen verehrten, das nur die Alten Götter genannt wurde, schworen einen Eid, dass sie die Titanen vertreiben und ihre Welt vor der metallenen Berührung der Invasoren behüten würden.

    Beunruhigt angesichts des bösen Charakters der Alten Götter, erklärte das Pantheon den Elementargeistern und ihren dunklen Meistern den Krieg. Die Armeen der Alten Götter wurden von den mächtigsten Offizieren der Elementargeister befehligt: Ragnaros der Feuerlord, Therazane die Steinmutter, Al‘Akir der Windlord und Neptulon der Gezeitenjäger.

    Ihre chaotischen Streitkräfte lieferten sich auf der ganzen Welt Gefechte mit den kolossalen Titanen. Zwar waren die Elementargeister viel mächtiger, als Sterbliche es sich ausmalen können, dennoch vermochten ihre vereinten Streitkräfte die mächtigen Titanen nicht aufzuhalten. Einer nach dem anderen fielen die Lords der Elementargeister und ihre Kriegsmacht löste sich auf.

    Das Pantheon zerschmetterte die Zitadellen der Alten Götter und kettete die fünf bösen Gottheiten tief unter der Oberfläche der Welt an. Da die Macht der Alten Götter die Elementargeister nicht mehr in der materiellen Welt verankerte, wurden sie auf eine abgrundtiefe Ebene verbannt, wo sie in alle Ewigkeit unter sich bleiben sollten. Nach dem Verschwinden der Elementargeister beruhigte sich die Natur und eine Zeit der friedlichen Harmonie brach an. Als die Titanen sahen, dass die Gefahr gebannt war, machten sie sich an die Arbeit.

    Die Titanen gaben einer Anzahl von Völkern die Fähigkeit, ihnen bei der Neugestaltung der Welt zu helfen. Damit die unauslotbaren Höhlen unter der Erde gegraben werden konnten, erschufen die Titanen die zwergenähnlichen Irdenen aus magischem, lebendem Stein. Um Meere auszuheben und Land vom Meeresboden aufsteigen zu lassen, schufen die Titanen die gigantischen, aber sanftmätigen Meeresriesen. Viele Äonen lang bewegten und formten die Titanen die Erde, bis zuletzt ein einziger perfekter Kontinent übrig blieb.

    Im Zentrum dieses Kontinents schufen die Titanen einen See flimmernder Energien. Der See, den sie Brunnen der Ewigkeit nannten, sollte der Quell des Lebens dieser Welt sein. Seine kraftvollen Energien sollten die Gebeine der Welt nähren und dem Leben ermöglichen, im fruchtbaren Boden des Landes Wurzeln zu schlagen. Mit der Zeit gediehen Pflanzen, Bäume, Monster und Kreaturen jedweder Art auf dem urzeitlichen Kontinent.

    Als die Dämmerung am letzten Tage ihrer Arbeit anbrach, nannten die Titanen den Kontinent Kalimdor: "Land des ewigen Sternenlichts".



    Die Aufgabe der Großdrachenclans


    Damit zufrieden, dass Ordnung auf die kleine Welt gebracht worden und ihre Arbeit getan war, bereiteten sich die Titanen darauf vor, Azeroth zu verlassen. Vor ihrem Aufbruch jedoch wiesen sie noch der größten Spezies dieser Welt die Aufgabe zu, Kalimdor zu behüten, sollte je etwas den perfekten Frieden bedrohen. In jenem Zeitalter existierten viele Großdrachenclans.

    Fünf Drachenclans gab es, die Macht über ihre Brüder ausübten. So beschlossen die Titanen, die aufblühende Welt in die Obhut dieser fünf Clans zu geben. Die größten Mitglieder des Pantheons erfüllten jeden Anführer eines Clans mit einem Teil ihrer Macht. Diese majestätischen Großdrachen (nachfolgend aufgeführt) wurden unter der Bezeichnung Große Aspekte oder Großdrachenaspekte bekannt.

    Aman‘Zhul, der Hochvater des Pantheons, spendete einen Teil seiner kosmischen Macht dem gewaltigen Bronzegroßdrachen Nozdormu. Der Hochvater ermächtigte Nozdormu, die Zeit selbst zu hüten und die sich ewig kreuzenden Pfade von Vorbestimmung und Schicksal zu bewachen. Der stoische, ehrbare Nozdormu bekam den Beinamen der Zeitlose.

    Eonar, die Schützerin allen Lebens bei den Titanen, gab einen Teil ihrer Macht dem roten Leviathan Alexstrasza.

    Fortan wurde Alexstrasza Lebensbinderin genannt und sie beschützte unermüdlich alle lebendigen Geschöpfe auf der Welt. Wegen ihrer großen Weisheit und grenzenlosen Liebe zu allen Lebewesen krönte man Alexstrasza zur Drachenkönigin und machte sie zur Herrscherin ihrer Art.

    Eonar segnete auch Alexstraszas jüngere Schwester, den wendigen grünen Großdrachen Ysera, mit einem Teil des Einflusses der Natur. Ysera versank, an den Wachtraum der Schöpfung gebunden, in eine ewige Trance. Unter dem Namen ‘die Träumerin‘ behütete sie aus ihrem grünen Reich, dem Smaragdgrünen Traum, die wachsenden Wildgebiete der Welt.

    Norgannon, der Bewahrer der Lehre und Meistermagicus der Titanen, gewährte Malygos, dem blauen Großdrachen, einen Teil seiner unglaublichen Macht. Fortan hieß Malygos Zauberwirker, Wächter der Magie und des verborgenen Arkanums.

    Khaz‘goroth, der Former und Weltenschmied der Titanen, gab einen Teil seiner riesigen Macht dem mächtigen schwarzen Wyrm Neltharion. Der großherzige Neltharion, fortan als Erdwärter bekannt, erhielt die Herrschaft über die Erde und die tiefen Regionen der Welt. Er verkörperte die Kraft der Welt und fungierte als größter Unterstützer von Alexstrasza.

    Solchermaßen ermächtigt erhielten die Fünf Aspekte die Aufgabe, die Welt in Abwesenheit der Titanen zu schützen. Nachdem die Großdrachen bereit waren, ihre Schöpfung zu verteidigen, verließen die Titanen Azeroth für immer. Zu ihrem Unglück dauerte es nicht lange, bis Sargeras von der Existenz der neugeborenen Welt erfuhr ...




    Frühgeschichte der Tauren




    Die Nebel der Dämmerung


    Vor dem Zeitalter der Erinnerung atmete die gütige Erdenmutter auf die goldenen Nebelschleier der Morgenröte. Wo die bernsteinfarbenen Wolken sich niedersenkten, entstanden endlose wogende Felder von Weizen und Gerste. Das war das Füllhorn ihres Wirkens - der große Korb des Lebens und der Hoffnung.

    Die Augen der Erdenmutter lächelten auf das Land, dem sie das Leben eingehaucht. Ihr rechtes Auge, An‘she (die Sonne), spendete dem Land Licht und Wärme. Ihr linkes Auge, Mu‘sha (der Mond), erfüllte die ruhelosen Kreaturen der Dämmerung mit Frieden und Schlaf. So groß war die Macht ihres Blickes, dass die Erdenmutter mit jeder Drehung des Himmels eines ihrer träumenden Augen schloss. Auf diese Weise verwandelte ihr liebevoller Blick den Tag zur Nacht, und die erste Dämmerung war da.

    Als das rechte Auge die güldene Morgenröte beschien, breitete die Erdenmutter ihre sanften Hände über die schimmernden Ebenen. Wo der Schatten ihrer Arme auf die reiche Erde fiel, erhob sich ein edles Volk. Die Shu‘halo (die Tauren) erhoben sich, um ihrer liebenden Mutter zu danken und ihr ihre Gebete zu schenken. Dort, in den endlosen Feldern der Dämmerung, schworen die Kinder der Erde ihre Treue und versprachen, bis zur letzten Verdunkelung der Welt ihren Namen zu preisen.



    Trauer der Erdenmutter


    Als die Kinder der Erde durch die Felder der Dämmerung streiften, lauschten sie dem dunklen Flüstern aus den Tiefen der Erde. Das Flüstern erzählte den Kindern von der Kunst des Krieges und des Verrats. Viele der Shu‘halo ließen sich von den Worten des Schattens verführen und wandten sich der Bosheit und Verschlagenheit zu. Sie stellten sich gegen ihre unverdorbenen Brüder, auf dass sich ihre Unschuld langsam in den weiten Ebenen ihres Landes verlor.

    Erdenmutter, deren Herz schwer war ob der Not ihrer Kinder, konnte es nicht ertragen mit anzusehen, wie sie vom geraden Wege abfielen. In ihrem Kummer riss sie sich die Augen aus und warf sie in den Himmel, wo sie noch heute am endlosen, sternenübersäten Firmament dahinziehen. An‘she und Mu‘sha wollten die Trauer des jeweils anderen lindern, konnten jedoch immer nur dem schwachen Schein des anderen am fernen Himmel folgen. Noch heute haschen sich die Zwillinge mit jeder Umdrehung der Erde.



    Der weiße Hirsch und der Mond


    Obwohl sie blind war, konnte die Erdenmutter sich doch nicht lang von der Welt ihres Herzens abwenden. Sie lauschte den Winden und hörte alles, was von den Feldern der Dämmerung an ihr Ohr getragen wurde. Ihr großes Herz war immer bei ihren Kindern - und ihre liebende Weisheit hat sie nie verlassen.

    Die Erdenmutter erfüllte die mutigen Herzen ihrer reinen Kinder mit der Liebe zur Jagd. Denn die Kreaturen der ersten Dämmerung waren wild und gefährlich. Sie verbargen sich vor der Erdenmutter, suchten Zuflucht in den Schatten und an den rauen Orten des Landes. Die Shu‘halo jagten diese Bestien, wo immer sie sich auch versteckten, und zähmten sie mit dem Segen der Erdenmutter.

    Einer der großen Geister entzog sich ihnen jedoch. Apa‘ro (unter den Nachtelfen als Malorne bekannt) war ein stattlicher Hirsch mit schneeweißem Fell. Sein Geweih stieß bis ans Himmelszelt und das Stampfen seiner mächtigen Hufe war selbst bis in die tiefsten Tiefen der Erde zu vernehmen. Die Shu‘halo trieben Apa‘ro in einen Winkel der erwachenden Welt - und zogen die Schlinge enger, um den stolzen Hirsch zu fangen.

    Der große Hirsch versuchte zu entkommen und sprang hinauf in den Himmel. Doch als seine Flucht schon geglückt schien, verfing sich sein mächtiges Geweih in den Sternen und kam nicht mehr los. So sehr er auch kämpfte und um sich trat, konnte Apa‘ro sich doch nicht aus dem Firmament befreien. Dort fand ihn Mu‘sha, als sie ihrem Bruder An‘she zur Dämmerung folgte. Mu‘sha sah den mächtigen Hirsch kämpfen und verliebte sich auf der Stelle in ihn.

    Mu‘sha schloss einen Handel mit dem großen Hirsch ab - sie würde ihn aus den Fesseln der Sterne befreien, wenn er sie lieben und ihre Einsamkeit beenden würde.

    Mu‘sha liebte Apa‘ro und empfing ein Kind von ihm. Das Kind, ein Halbgott, wie manche behaupteten, wurde in den schattigen Wäldern der Nacht geboren. Sie nannten es Cenarius, und er wandelte auf dem Sternenpfad zwischen der erwachenden Welt und dem Königreich des Himmels.



    Der Waldlord und die ersten Druiden


    Mit der Zeit wuchs Cenarius heran und seine Statur war so stattlich wie die seines stolzen Vaters. Der große Jäger war den Bäumen und auch den Sternen wie ein Bruder, er streifte durch die weite Welt und sang die harmonischen Lieder der Dämmerung. Alle Kreaturen verneigten sich vor seiner Anmut und Schönheit - niemand war so klug wie der Sohn des Mondes und des weißen Hirschs.

    Irgendwann freundete sich Cenarius mit den Shu‘halo an und erzählte ihnen von der Welt, die sich drehte. Die Kinder der Erde erkannten ihn als Bruder und schworen, ihm dabei zu helfen, die Felder des Lebens zu bestellen und für die Lieblingskreaturen ihrer großen Erdenmutter zu sorgen.

    Cenarius brachte den Kindern der Erde die Sprache der Bäume und Pflanzen bei. Die Shu‘halo wurden zu Druiden und vollbrachten große magische Taten, um das Land wieder gesund zu pflegen. Über viele Generationen jagten die Shu‘halo an Cenarius‘ Seite und beschützten die Welt vor den Schatten, die sich unter ihnen regten.



    Der Hass der Zentauren


    Als die Nebel der Dämmerung verflogen und das Zeitalter der Erinnerung voranschritt, zog der Halbgott Cenarius seiner eigenen Wege auf den Feldern der Welt. Die Shu‘halo waren traurig, weil er fortging, und vergaßen viel von dem Druidenwissen, das er sie gelehrt hatte. Im Lauf der Generationen vergaßen sie auch die Sprache der Bäume und der wilden Kreaturen des Landes. Das dunkle Flüstern aus den Tiefen der Welt drang erneut an ihr Ohr.

    Obwohl die Kinder der Erde nicht auf das böse Flüstern hörten, befiel ein schrecklicher Fluch die umherziehenden Stämme. Aus den schwarzen Landen im Westen kam eine Horde mörderischer Kreaturen - die Zentauren. Die Zentauren, Kannibalen und Verheerer, fielen wie eine Seuche über die Shu‘halo her. Die Kriegerhelden und die Jäger kämpften mit dem Segen der Erdenmutter in ihren Herzen, aber sie konnten die Zentauren nicht besiegen.

    Die Shu‘halo waren gezwungen, das Land ihrer Vorfahren zu verlassen und von da an bis in alle Zeit als Nomaden durch die endlosen Ebenen zu ziehen. Mag sein, dass eines Tages die Hoffnung zurückkehrt - und dass die verstreuten Stämme der Shu‘halo irgendwann eine neue Heimat in den liebenden Armen der Erdenmutter finden.





    Die Hochzeit der Trolle




    Die Zwillingsimperien


    Vor rund 16.000 Jahren (lange bevor die Nachtelfen törichterweise den Zorn der Brennenden Legion beschworen) herrschten die Trolle über den größten Teil von Kalimdor (das damals noch ein einziger Kontinent war). Es gab zwei Trollreiche, das Reich der Gurubashi im südöstlichen Dschungel und das Reich Amani in den zentralen Wäldern.

    Es gab kleinere Stämme, die weit im Norden lebten (in der Region, die wir als Northrend kennen). Die Stämme gründeten eine kleine Nation, die Gundrak hieß, aber nie Größe oder Wohlstand der südlichen Reiche erlangte.

    Die Reiche Gurubashi und Amani hegten keine Sympathien füreinander, führten aber selten Krieg. Zu jener Zeit war ein drittes Reich ihr größter gemeinsamer Feind - die Zivilisation Azj‘Aqir. Die Aqir waren intelligente Insektoiden, die die Länder weit im Westen beherrschten. Diese intelligenten Insektoiden waren enorm expansionistisch und unglaublich böse. Zwanghaft wollten die Aqir alles Leben, ausgenommen Insekten, von den Feldern Kalimdors tilgen.

    Die Trolle kämpften viele tausend Jahre gegen sie, konnten aber nie einen echten Sieg über die Aqir erringen. Schließlich zerbrach das Königreich der Aqir dank der Hartnäckigkeit der Trolle in zwei Teile, denn seine Bewohner flohen und gründeten separate Kolonien weit im Norden und Süden des Kontinents.

    Zwei Aqir-Stadtstaaten entstanden - Azjol-Nerub in der nördlichen Wüste und Ahn‘Qiraj in der südlichen Wüste. Die Trolle vermuteten zwar weitere Aqir-Kolonien unter Kalimdor, konnten ihre Existenz aber nie beweisen.

    Nachdem die Insektoiden in die Verbannung getrieben waren, normalisierte sich das Leben in den beiden Trollreichen wieder. Ihrem bedeutenden Sieg zum Trotz wuchs ihre Zivilisation nicht nennenswert über die ursprünglichen Grenzen hinaus. Aber in alten Schriften ist von einer Splittergruppe von Trollen die Rede, die sich vom Reich Amani abspalteten und ihre eigene Kolonie im Herzen des dunklen Kontinents gründeten.

    Dort entdeckten diese tapferen Pioniere den kosmischen Brunnen der Ewigkeit, der sie in Wesen mit ungeheurer Macht verwandelte. Einige Legenden deuten an, dass diese abenteuerlustigen Trolle die ersten Nachtelfen gewesen sein könnten, doch wurde dafür nie ein Beweis gefunden.



    Der Fall des Imperiums


    Abgesehen von ihrer nebulösen Herkunft steht jedoch fest, dass die Nachtelfen kurz nach Entdeckung des Brunnens der Ewigkeit an die Macht gelangten. Wiewohl die Trolle versuchten, sie an der Ausweitung ihrer Territorien zu hindern, errichteten die Nachtelfen ein mächtiges Reich, das sich rasch über das urzeitliche Kalimdor ausbreitete. Mit schlagkräftigen Magien, die sich die abergläubischen Trolle nie hätten träumen lassen, schafften die Nachtelfen mühelos, was den bösen Aqir versagt geblieben war: Sie führten den Untergang der beiden größten Weltreiche herbei.

    Die Nachelfen schalteten systematisch Verteidigung und Nachschubwege der Trolle aus. Da die Trolle der zerstörerischen Magie der Nachelfen nichts entgegenzusetzen hatten, erlagen sie dem Ansturm. Die Nachtelfen erwiesen sich in jeder Hinsicht als ebenso listenreich und blutrünstig wie die wilden Trolle - und zogen sich damit auf ewig deren Hass und Verachtung zu. Die Reiche Gurubashi und Amani zerbrachen binnen weniger Jahre.

    Schließlich fielen die Nachtelfen jedoch den arkanen Feuern zum Opfer, die sie beherrschen wollten. Ihr tollkühner Einsatz der Magie hatte die Brennende Legion auf die Welt gelockt. Die Dämonen zerstörten die Zivilisation der Nachtelfen zu großen Teilen. Es gibt zwar keinerlei Aufzeichnungen, dass die Legion eine der beiden Troll-Zivilisationen angriff, wahrscheinlich ist jedoch, dass auf dem gesamten Kontinent gekämpft wurde.

    Am Ende dieses schrecklichen Konflikts - der als ‘Krieg der Urtume‘ bezeichnet wird - implodierte der Brunnen der Ewigkeit. Die resultierende Druckwelle zerschmetterte die große Landmasse von Kalimdor. Das Zentrum des riesigen Kontinents versank im Meer, zurück blieben nur einige Bruchstücke von Kontinenten.

    Aus diesem Grund existieren noch heute große Teile der Reiche Amani und Gurubashi in den Ländern Quel‘Thalas und Stranglethorn. Die Azj‘Aqir-Königreiche Azjol-Nerub und Ahn‘Qiraj haben ebenfalls bis heute in Northrend und Tanaris überlebt.

    Beide Troll-Zivilisationen erholten sich von der ungeheuren Zerstörung, die über ihre urzeitliche Welt gekommen war. Die unermüdlichen Trolle bauten ihre verwüsteten Städte wieder auf und schickten sich an, einen Teil der einstigen Macht zurückzuerobern.



    Der Zorn des Seelenschinders


    Die langen Jahrhunderte nach der großen Teilung der Welt waren für das Volk der Trolle nicht leicht. Hungersnöte und Angst waren in den verwüsteten Königreichen an der Tagesordnung. Die Gurubashi-Trolle griffen zu verzweifelten Mitteln und suchten Unterstützung bei alten mystischen Kräften. Beiden Königreichen der Trolle war der Glaube an ein großes Pantheon primitiver Götter zu Eigen, doch die Gurubashi gerieten in den Bann des Dunkelsten.

    Hakkar der Seelenschinder, ein übler, blutrünstiger Geist, hörte den Ruf der Trolle und beschloss, ihnen zu helfen. Hakkar teilte mit den Gurubashi seine Geheimnisse des Blutes und half ihnen, ihre Zivilisation über weite Teile von Stranglethorn und bestimmte Inseln der südlichen Meere auszuweiten. Hakkar hatte ihnen zwar große Macht beschert, doch forderte er unablässig mehr für seine Mühe.

    Der blutrünstige Gott forderte täglich, dass ihm Seelen geopfert würden. Er träumte vom Zugang zur materiellen Welt, auf dass er das Blut aller sterblichen Kreaturen verschlingen könnte. Bald wurde den Gurubashi klar, mit was für einer Kreatur sie sich da eingelassen hatten - und sie wandten sich gegen ihn. Die stärksten Stämme erhoben sich gegen Hakkar und seine loyalen Priester - die Atal‘ai.

    Von dem schrecklichen Krieg, der zwischen Hakkars Anhängern und dem Rest der Gurubashi-Stämme ausbrach, wird nur hinter vorgehaltener Hand geflüstert. Das aufstrebende Reich zerbrach an der zwischen dem wütenden Gott und seinen aufsässigen Kindern entfesselten Magie. Als der Kampf bereits aussichtslos schien, konnten die Trolle Hakkars Avatar doch noch vernichten und ihn von der Welt verbannen.

    Sogar seine Atal‘ai-Priester wurden schließlich aus der Hauptstadt Zul‘Gurub vertrieben und mussten in den unerforschten Sumpfländern im Norden ein karges Dasein fristen. In diesen schattigen Marschen erbauten sie einen großen Tempel für Atal‘Hakkar, ihren gefallenen Gott, wo sie das Werk ihres Meisters fortsetzen konnten ...

    Der Rest der Gurubashi-Stämme ging getrennte Wege, nachdem ein Bürgerkrieg ihre Länder verheert hatte. Die Stämme der Skullsplitter, Bloodscalp und Darkspear zogen aus, um sich Gebiete in den ausgedehnten Dschungeln von Stranglethorn zu erobern. Zwar herrschte nun ein brüchiger Friede in dem zerbrochenen Reich, doch gab es nicht wenige, die von einer Prophezeiung sprachen, nach der Hakkar eines Tages wiedergeboren und die Welt an diesem Tag ganz verschlingen würde.





    Die Nachtelfen und der Krieg der Urtume




    Die Kaldorei und der Brunnen der Ewigkeit


    Zehntausend Jahre bevor die Menschen und die Orcs ihren Ersten Krieg führten, gab es auf der Welt Azeroth nur einen einzigen, von einem unendlichen, tosenden Meer umgebenen Kontinent. Diese Kalimdor genannte Landmasse war die Heimat einer ganzen Anzahl unterschiedlicher Völker und Kreaturen, die alle versuchten, sich gegen die wilden Elemente der erwachenden Welt zu behaupten. Im Herzen des dunklen Kontinents lag ein geheimnisvoller See glühender Energien. Der See, der später die Bezeichnung Brunnen der Ewigkeit tragen sollte, war das wahre Herz der magischen und natürlichen Macht dieser Welt. Der Brunnen bezog seine Energien aus dem unendlichen Großen Dunkel jenseits der Welt und diente als mystischer Quell – er sandte seine starken Energien über die ganze Welt aus und nährte so das Leben in all seinen wundersamen Gestalten.

    Im Laufe der Zeit bahnte sich ein primitiver Stamm nachtaktiver Humanoider vorsichtig einen Weg zum Ufer dieses hypnotischen verzauberten Sees. Die wilden nomadischen Humanoiden wurden von den seltsamen Energien des Brunnens angezogen und errichteten primitive Behausungen an seinen friedlichen Ufern. Mit der Zeit beeinflussten die kosmischen Energien des Brunnens den seltsamen Stamm und machten ihn stark, weise und so gut wie unsterblich. Der Stamm gab sich selbst den Namen Kaldorei, was in seiner Sprache so viel wie „Kinder der Sterne“ bedeutete. Um ihre aufstrebende Gesellschaft zu feiern, errichteten sie gewaltige Bauwerke und Tempel um den See herum.

    Die Kaldorei oder Nachtelfen, wie sie später genannt werden sollten, beteten die Mondgöttin Elune an und glaubten, dass sie tagsüber in den schimmernden Tiefen des Brunnens schliefe. Die frühen Priester und Seher der Nachtelfen studierten den Brunnen mit unstillbarer Neugier, von dem Wunsch getrieben, seine unbekannten Geheimnisse und Kräfte zu enträtseln. Als ihre Gemeinschaft wuchs, erforschten die Nachtelfen ganz Kalimdor und begegneten seinen zahllosen Lebensformen. Die einzigen Kreaturen, die sie beeindruckten, waren die uralten und mächtigen Drachen. Die riesigen, schlangengleichen Bestien lebten zwar häufig sehr zurückgezogen, trugen aber viel dazu bei, das bekannte Land vor potenziellen Gefahren zu beschützen. Die Nachtelfen glaubten, dass die Drachen sich selbst als Beschützer der Welt betrachteten, und sie waren sich einig, dass man sie und ihre Geheimnisse am besten in Ruhe ließ.Mit der Zeit führte die Neugier der Nachtelfen dazu, dass sie sich mit einer Reihe mächtiger Wesenheiten anfreundeten, nicht zuletzt mit Cenarius, einem Halbgott aus den unberührten Urwaldgebieten.

    Der großherzige Cenarius fand Gefallen am Forscherdrang der Nachtelfen und lehrte sie vieles über die natürliche Welt. Die abgeklärten Kaldorei entwickelten eine starke Verbundenheit mit den lebenden Wäldern von Kalimdor und lebten in einem harmonischen Gleichgewicht mit der Natur.

    Doch im Laufe scheinbar endloser Zeitalter expandierte die Zivilisation der Nachtelfen territorial und kulturell. Ihre Tempel, Straßen und Wohnorte erstreckten sich über den gesamten dunklen Kontinent. Azshara, die begabte und wunderschöne Königin der Nachtelfen, erbaute einen riesigen, Ehrfurcht gebietenden Palast am Ufer des Sees, in dessen juwelengeschmückten Sälen ihre bevorzugten Untertanen lebten. Diese Untertanen, die sie Quel’dorei oder „hochwohlgeborene“ nannte, lasen ihr jeden Wunsch von den Augen ab und hielten sich für etwas Besseres als ihre weniger privilegierten Brüder. Königin Azshara wurde zwar von ihrem Volk geliebt, doch die Hochwohlgeborenen waren bei den eifersüchtigen Massen insgeheim verhasst.

    Azshara teilte die Neugier der Priester, was den Brunnen betraf, und befahl den gebildeten Hochwohlgeborenen, seine Geheimnisse zu enträtseln und herauszufinden, welchen Zweck er auf der Welt hatte. Die Hochwohlgeborenen machten sich an die Arbeit und studierten den Brunnen ohne Unterlass. Mit der Zeit fanden sie eine Möglichkeit, die kosmischen Energien des Brunnens zu manipulieren und zu kontrollieren.

    In zunehmend riskanteren Experimenten entdeckten die Hochwohlgeborenen, dass sie ihre neu erlangte Macht nutzen konnten, um ganz nach Gutdünken zu erschaffen oder zu zerstören. Die unglückseligen Hochwohlgeborenen waren auf eine primitive Magie gestoßen und fest entschlossen, es darin zur Meisterschaft zu bringen. Obschon sich alle darin einig waren, wie gefährlich Magie sein konnte, wenn man verantwortungslosen Umgang damit pflegte, praktizierten Azshara und ihre Hochwohlgeborenen ihre Zauberei immer tollkühner. Cenarius und viele der weisen Gelehrten der Nachtelfen mahnten unablässig, dass es nur zur Katastrophe führen konnte, mit den deutlich gefährlichen Künsten der Magie herumzuspielen. Doch Azshara und ihre Anhänger erforschten ihre aufblühenden Fähigkeiten unbekümmert weiter. Je größer ihre Macht wurde, desto deutlicher wurden Veränderungen an Azshara und den Hochwohlgeborenen. Die hochmütige und selbstverliebte Oberschicht wurde zunehmend geringschätziger und grausamer zu den anderen Nachtelfen. Ein finsterer, düsterer Schleier umwölkte Azsharas einst atemberaubende Schönheit. Sie zog sich von ihren Untertanen zurück und pflegte nur noch Umgang mit den Priestern der Hochwohlgeborenen, die ihr Vertrauen besaßen.

    Ein junger, mutiger Gelehrter namens Furion Stormrage, der die Wirkung des Brunnens ausgiebig studiert hatte, kam zu der Überzeugung, dass eine schreckliche Macht die Hochwohlgeborenen und seine geliebte Königin verdarb. Er konnte das Ausmaß des Bösen zwar nicht ahnen, das über sie kommen sollte, spürte aber, dass das Leben der Nachtelfen bald nie mehr so sein würde wie früher ...




    Der Krieg der Urtume


    Die unbekümmerte Anwendung der Magie seitens der Hochgeborenen sandte Schockwellen vom Brunnen der Ewigkeit aus durch das Große Dunkle Jenseits. Die herausströmenden Energiewellen wurden von schrecklichen fremden Wesen gespürt. Sargeras - der Großfeind allen Lebens, Verwüster der Welten - fühlte die mächtigen Wellen und wurde zu ihrem fernen Ursprung hingezogen.

    Als er die urzeitliche Welt Azeroth erkundete und die grenzenlose Energie des Brunnens der Ewigkeit spürte, wurde er von einem unstillbaren Hunger erfüllt. Der große, dunkle Gott der Namenlosen Leere beschloss, die aufstrebende Welt zu zerstören und ihre Energien für sich zu beanspruchen. Sargeras sammelte seine gewaltige Brennende Legion und machte sich zur ahnungslosen Welt Azeroth auf. Die Legion bestand aus einer Million kreischender Dämonen, samt und sonders aus den entlegensten Winkeln des Universums gerissen, und die Dämonen gierten nach Eroberungen. Sargeras‘ Offiziere, Archimonde der Entweiher und Mannoroth der Zerstörer, bereiteten ihre höllischen Diener auf den entscheidenden Schlag vor.

    Königin Azshara erlag in der schrecklichen Ekstase ihrer Magie der unentrinnbaren Macht von Sargeras und willigte ein, ihm Zutritt zu ihrer Welt zu gewähren. Sogar ihre hochgeborenen Bediensteten ergaben sich der unausweichlichen Verderbnis der Magie und beteten Sargeras als ihren Gott an. Um ihre Verbundenheit mit der Legion zu beweisen, unterstützten die Hochgeborenen ihre Königin dabei, ein weites, wirbelndes Portal in den Tiefen des Brunnens der Ewigkeit zu Öffnen.

    Kaum waren alle Vorbereitungen abgeschlossen, begann Sargeras mit seiner katastrophalen Invasion von Azeroth. Die Krieger-Dämonen der Brennenden Legion stürmten durch den Brunnen der Ewigkeit in die Welt und belagerten die schlafenden Städte der Nachtelfen. Unter der Führung von Archimonde und Mannoroth schwärmte die Legion Über ganz Kalimdor aus und ließ nur Asche und Elend hinter sich zurück.

    Die Dämonen-Hexenmeister riefen die sengenden Höllenbestien herbei, die wie Meteore in die anmutigen Türme der Tempel Kalimdors krachten. Eine Bande brennender, blutrünstiger Killer, Verdammniswache genannt, marschierte Über Kalimdors Felder und schlachtete alles ab, was sich ihr in den Weg stellte. Meuten wilder, dämonischer Teufelshunde zogen ungehindert durch das Land. Die tapferen Krieger der Kaldorei griffen zwar zu den Waffen, um ihre alte Heimat zu verteidigen, mussten aber Zoll für Zoll vor dem Ansturm der Legion zurückweichen.



    Die große Teilung(?)


    Malfurion Stormrage blieb es Überlassen, Hilfe für sein bedrängtes Volk zu finden. Stormrage, dessen Bruder Illidan selbst die Magie der Hochgeborenen praktizierte, war erbost Über die zunehmende Verderbtheit der Oberschicht. Malfurion brachte Illidan dazu, von seiner gefährlichen Besessenheit abzulassen, und machte sich auf die Suche nach Cenarius, um Widerstandskämpfer um sich zu scharen.

    Die wunderschöne junge Priesterin Tyrande willigte ein, die Brüder im Namen von Elune zu begleiten. Insgeheim waren Malfurion und Illidan beide in die idealistische Priesterin verliebt, doch Tyrandes Herz gehörte allein Malfurion. Illidan missfiel die zarte Romanze zwischen seinem Bruder und Tyrande, doch er wusste, sein Herzeleid war nichts im Vergleich zu den Schmerzen seiner Sucht nach Magie.

    Illidan, der von den stärkenden Energien der Magie abhängig geworden war, unternahm jede Anstrengung, den fast Überwältigenden Wunsch nach neuerlicher Nutzung der Energien des Brunnens in sich zu unterdrücken. Mit Hilfe von Tyrandes geduldiger Unterstützung konnte er sich beherrschen und seinem Bruder helfen, den einsiedlerischen Halbgott Cenarius zu finden.

    Cenarius, der auf den hochheiligen Moonglades auf dem fernen Berg Hyjal lebte, willigte ein, den Nachtelfen zu helfen, indem er die alten Großdrachen suchte und ihre Hilfe erbat. Die Großdrachen, die von dem großen roten Leviathan Alexstrasza angefÜhrt wurden, willigten ein, ihre mächtigen Clans zu schicken und sich den Dämonen und deren infernalischen Meistern entgegenzustellen.

    Cenarius rief die Geister der verzauberten Wälder herbei, stellte eine Armee von alten Baummännern zusammen und führte sie als seine Infanterie in einen verwegenen Kampf gegen die Legion. Als die Verbündeten der Nachtelfen auf Azsharas Tempel und den Brunnen der Ewigkeit marschierten, brach allumfassender Krieg aus. Trotz der Stärke der neuen Verbündeten wurde Malfurion und seinen Mitstreitern klar, dass die Legion nicht allein durch Kampfkraft besiegt werden konnte.

    Während der Kampf auf Kalimdors brennenden Feldern wütete, nahmen die Ereignisse eine schreckliche Wendung. Einzelheiten des Vorfalls gingen im Lauf der Zeit verloren, aber man weiß, dass Neltharion, der Großdrachenaspekt der Erde, Während eines entscheidenden Gefechts gegen die Brennende Legion den Verstand verlor. Flammen und Wut loderten aus seiner dunklen Haut empor. Der brennende Großdrache gab sich selbst den Namen Deathwing, wandte sich gegen seine Brüder und vertrieb die restlichen Großdrachenclans vom Schlachtfeld.

    Deathwings unerwarteter Verrat erwies sich als so verheerend, dass sich die fünf Großdrachenclans nie mehr davon erholten. Alexstrasza und die anderen verwundeten und bestürzten edlen Großdrachen mussten ihre sterblichen Verbündeten im Stich lassen. Malfurion und seine Gefährten Überlebten den folgenden Ansturm der hoffnungslos Überlegenen Gegner nur mit Mühe und Not.

    Malfurion war Überzeugt, dass der Brunnen der Ewigkeit die einzige Verbindung der Dämonen mit der materiellen Welt darstellte, und plädierte für seine Zerstörung. Dieser unerwartete Vorschlag entsetzte seine Gefährten, die wussten, dass der Brunnen die Quelle ihrer Unsterblichkeit und Macht war. Tyrande indessen sah ein, wie weise Malfurion Theorie war, und brachte Cenarius und seine Gefährten dazu, Azsharas Tempel zu stürmen, um eine Möglichkeit zu finden, den Brunnen zu verschließen.



    Der Berg Hyjal und Illidans Geschenk


    Nach der durch die Implosion des Brunnens erzeugten Schockwelle, die die ganze Welt bis ins Innerste erschütterte, strömte das Meer in die klaffende Wunde der Welt und füllte sie. Fast achtzig Prozent der Landmasse von Kalimdor waren zerstört worden – zurück blieben eine Hand voll separater Kontinente, die von einem neuen, tosenden Meer umgeben waren. In der Mitte des neuen Meeres, wo sich einst der Brunnen der Ewigkeit befunden hatte, herrschte ein tobender Sturm wütender Gezeiten und chaotischer Energien. Der Wirbel der schrecklichen Narbe, die Mahlstrom genannt wurde, sollte nie wieder zum Stillstand kommen. Der Mahlstrom blieb eine ständige Erinnerung an die furchtbare Katastrophe und das utopische Zeitalter, das für immer dahin war ...

    Die wenigen Nachtelfen, die die entsetzliche Explosion überlebt hatten, drängten sich auf behelfsmäßigen Flößen zusammen und ruderten langsam der einzigen sichtbaren Landmasse entgegen. Irgendwie überlebten Furion, Tyrande und Cenarius dank der Gnade Elunes die Große Teilung. Die erschöpften Helden waren sich einig, dass sie die Überlebenden führen und ihrem Volk eine neue Heimat finden mussten. Im Laufe ihrer schweigsamen Fahrt betrachteten sie die Trümmer ihrer Welt und gelangten zu der Einsicht, dass ihr Ehrgeiz für die Verwüstungen ringsum verantwortlich war. Sargeras und seine Legion waren zwar durch die Zerstörung des Brunnens aus der Welt verschwunden, doch Furion und seine Kameraden quälte der Gedanke, welch schrecklichen Preis der Sieg gekostet hatte. Zweifellos waren Azshara und ihre Elite der Hochwohlgeborenen auf dem Grund des brodelnden Meeres zerschmettert worden. Nichtsdestotrotz befanden sich unter den Überlebenden, die es zur Küste des neuen Landes schafften, viele Hochwohlgeborene. Furion misstraute zwar ihren Motiven, war aber überzeugt, dass sie keinen Unfug mehr mit den Energien des Brunnens anstellen konnten.

    Als die erschöpften Nachtelfen an der Küste des neuen Kontinents landeten, stellten sie fest, dass der heilige Berg Hyjal die Katastrophe überlebt hatte. In dem Trachten, sich eine neue Heimat zu schaffen, erklommen Furion und die Nachtelfen die Hänge des Hyjal und gelangten auf den windumtosten Gipfel. Als sie in das bewaldete Tal zwischen den hohen Berggipfeln hinabstiegen, fanden sie einen kleinen, friedlichen See. Doch zu ihrem Entsetzen mussten sie feststellen, dass das Wasser dieses Sees verdorben war – durch Magie.

    Illidan, der die Teilung ebenfalls überlebt hatte, hatte den Gipfel des Hyjal lange vor Furion und den Nachtelfen erreicht. In seinem wahnsinnigen Begehren, die Ströme der Magie in der Welt zu erhalten, hatte Illidan die Phiolen mit dem kostbaren Wasser des Brunnens der Ewigkeit in den Bergsee geschüttet. Die kraftvollen Energien zündeten umgehend und verschmolzen zu einem neuen Brunnen der Ewigkeit. Der überschwängliche Illidan war überzeugt, dass der neue Brunnen ein Geschenk für künftige Generationen darstellte, und konnte nicht fassen, als der wütende Furion ihn jagte. Furion erklärte seinem Bruder, dass Magie an sich chaotisch sei und unweigerlich zu Verderbnis und Unfrieden führen musste. Dennoch wollte Illidan seinen magischen Kräften nicht abschwören.

    Furion wusste genau, wohin Illidans verräterische Ränke führen würden, und beschloss, ein für alle Mal mit seinem machtgierigen Bruder abzurechnen. Mit Hilfe von Cenarius sperrte Furion Illidan in eine große unterirdische Kammer – auf dass er bis ans Ende der Zeit angekettet und machtlos bleiben sollte. Die Nachtelfen befürchteten, die Zerstörung des neuen Brunnens könnte eine noch größere Katastrophe auslösen, daher beschlossen sie, ihn in Ruhe zu lassen. Furion verkündete jedoch, dass nie wieder Magie praktiziert werden sollte. Unter den Augen des wachsamen Cenarius begannen die Nachtelfen das Studium der uralten Druidenkünste, mit denen sie die verwüstete Erde heilen und ihre geliebten Wälder am Fuße des Berges Hyjal wieder aufforsten konnten.



    Nordrassil und der Smaragdgrüne Traum


    Viele Jahre arbeiteten die Nachtelfen unermüdlich daran, ihre alte Heimat so gut es ging wieder aufzubauen. Der Wald wuchs Über den Ruinen der Tempel und Straßen, Während sie neue Gebäude zwischen den grünen Bäumen und schattigen Hügeln am Fuße des Hyjal errichteten. Mit der Zeit kamen dann auch die Großdrachen, die die große Teilung Überlebt hatten, aus ihren geheimen Verstecken.

    Alexstrasza die Rote, Ysera die Grüne und Nozdormu der Bronzene schwebten Über den friedlichen Tälern der Druiden und betrachteten die Früchte der Arbeit der Nachtelfen. Malfurion, der zu einem Erzdruiden mit großer Macht geworden war, begrüßte die mächtigen Großdrachen und erzählte ihnen von der Erschaffung des neuen Brunnens der Ewigkeit.

    Die großen Drachen reagierten beunruhigt auf diese Neuigkeit und mutmaßten, dass die Legion eines Tages wiederkehren und die Welt abermals angreifen könnte, solange dieser Brunnen existierte. Malfurion und die drei Großdrachen schlossen einen Pakt, den Brunnen zu schützen und sicherzustellen, dass die Lakaien der Brennenden Legion nie wieder einen Weg in diese Welt finden sollten.

    Alexstrasza die Lebensbinderin legte eine einzelne verzauberte Eichel im Herzen des Brunnens der Ewigkeit ab. Die durch die zauberkräftigen magischen Wasser aktivierte Eichel keimte und wuchs zu einem riesigen Baum heran. Die Wurzeln des gewaltigen Baumes wuchsen aus dem Wasser des Brunnens und seine grüne Krone schien das Dach des Himmels selbst zu berühren.

    Der imposante Baum sollte ein ewiges Symbol der Verbundenheit der Nachtelfen mit der Natur sein und seine Leben spendenden Energien sollten mit der Zeit auch den Rest der Welt heilen. Die Nachtelfen gaben ihrem Weltbaum den Namen Nordrassil, was in ihrer Sprache so viel wie "Krone des Himmels" bedeutete.

    Nozdormu der Zeitlose belegte den Weltbaum mit einem Zauber, der gewährleistete, dass kein Nachtelf Opfer von Krankheiten werden konnte, solange der kolossale Baum stand.

    Ysera die Träumerin verzauberte den Weltbaum ebenfalls, indem sie ihn mit ihrem Reich verband, der Astraldimension, die Smaragdgrüner Traum genannt wurde. Der Smaragdgrüne Traum, eine in ewiger Veränderung begriffene Geisterwelt, existierte außerhalb der Grenzen der materiellen Welt. Aus dem Traum heraus regelte Ysera das Auf und Ab der Natur und den evolutionären Weg der Welt.

    Die Druiden der Nachtelfen, Malfurion eingeschlossen, waren durch den Weltbaum mit dem Traum verbunden. Als Teil ihres mystischen Pakts willigten die Druiden ein, Jahrhunderte am Stück zu schlafen, damit ihre Seelen auf den unendlichen Traumpfaden von Yseras Reich wandeln konnten. Es bekümmerte die Druiden zwar, so viele Jahre ihres Lebens für den Großen Schlaf zu opfern, aber sie hielten sich selbstlos an ihren Teil der Abmachung mit Ysera.



    Die Verbannung der Hochelfen


    Im Lauf der Jahrhunderte erlebte die Gesellschaft der Nachtelfen eine Blüte und expandierte über den gesamten neuen Wald, den sie Ashenvale nannten. Viele der Geschöpfe, die es vor der Großen Teilung im Übermaß gegeben hatte, wie zum Beispiel Furbolgs und Stacheleber, tauchten wieder auf und breiteten sich im Land aus. Unter der gütigen Führerschaft der Druiden genossen die Nachtelfen eine Ära des beispiellosen Friedens und der Ruhe unter den Sternen.

    Doch viele der ursprünglichen Hochwohlgeborenen wurden unruhig. Genau wie Illidan vor ihnen, verspürten sie Entzugserscheinungen nach dem Verlust ihrer geliebten geheimen Magie. Sie waren versucht, die Energien des Brunnens der Ewigkeit abermals anzuzapfen und ihren magischen Ritualen nachzugehen.

    Dath’Remar, der dreiste Anführer der Hochwohlgeborenen, verspottete die Druiden in aller Öffentlichkeit – und nannte sie Feiglinge, weil sie die Magie nicht nutzten, die ihnen rechtmäßig zustünde. Furion und die Druiden entkräfteten Dath’Remars Argumente und warnten die Hochwohlgeborenen, dass jede Anwendung von Magie mit der Todesstrafe geahndet werden würde. In ihrer Unbelehrbarkeit entfesselten Dath’Remar und seine Anhänger bei einem vergeblichen Versuch, die Druiden zur Rücknahme ihres Gesetzes zu veranlassen, einen schrecklichen magischen Sturm über Ashenvale.

    Die Druiden brachten es jedoch nicht fertig, so viele ihrer Art hinzurichten, daher beschlossen sie, die unverbesserlichen Hochwohlgeborenen aus ihrem Land zu verbannen. Dath’Remar und seine Anhänger waren froh, dass sie ihren konservativen Vettern den Rücken kehren konnten, gingen an Bord einiger eigens angefertigter Schiffe und stachen in See. Keiner von ihnen wusste, was sie jenseits der Gewässer des tosenden Mahlstroms erwarten würde, doch sie brannten darauf, eine neue Heimat zu finden, wo sie ihre geliebte Magie ungehindert ausüben konnten.

    Die Hochwohlgeborenen oder „Quel’dorei“, wie Azshara sie früher einst genannt hatte, landeten schließlich an der Küste des östlichen Landes, das die Menschen Lordaeron nennen sollten. Sie hatten vor, ein eigenes magisches Königreich zu gründen – Quel’Thalas – und der nächtlichen Lebensweise und Mondanbetung der Nachtelfen abzuschwören. Von nun an sollten sie nur noch „Hochelfen“ genannt werden.



    Die Schildwachen und die lange Wacht


    Nach der Abreise ihrer abtrünnigen Vettern konzentrierten sich die Nachtelfen wieder darauf, ihre verzauberte Heimat zu sichern. Die Druiden spürten, dass abermals die Zeit des Großen Schlafes heranrückte, und bereiteten sich darauf vor, zu schlafen und ihre Liebsten und Familien zurückzulassen.

    Tyrande, die zur Hohepriesterin der Elune geworden war, flehte ihren geliebten Malfurion an, sie nicht wegen Yseras Smaragdgrünem Traum zu verlassen. Doch Malfurion war durch seine Ehre gebunden, den unsteten Traumpfaden zu folgen, verabschiedete sich von der Priesterin und schwor, dass sie nie getrennt sein würden, solange sie ihre Liebe hatten.

    Tyrande blieb es nun allein überlassen, Kalimdor vor den Gefahren der neuen Welt zu schützen. Zu diesem Zweck versammelte sie eine kampfstarke Truppe aus dem Kreis ihrer Nachtelfen-Schwestern um sich. Die furchtlosen, bestens ausgebildeten Kriegerinnen, die sich der Verteidigung Kalimdors verschrieben hatten, wurden Schildwachen genannt. Zwar zogen sie es vor, allein durch die schattigen Wälder von Ashenvale zu streifen, schufen sich aber viele Verbündete, auf die sie sich in Notzeiten verlassen konnten.

    Der Halbgott Cenarius blieb in der Nähe der Moonglades am Berg Hyjal. Seine Söhne, die Bewahrer des Hains genannt wurden, behüteten die Nachtelfen und halfen den Schildwachen regelmäßig dabei, den Frieden im Land zu wahren. Selbst die scheuen Töchter des Cenarius, die Dryaden, ließen sich immer häufiger sehen.

    Die Aufgabe, über Ashenvale zu wachen, beschäftigte Tyrande ohne Unterlass, doch ohne Malfurion an ihrer Seite war sie einsam und freudlos. Im Lauf der vielen Jahrhunderte, in denen die Druiden schliefen, wuchs ihre Angst vor einer zweiten Invasion der Dämonen ins Unermessliche. Sie konnte das beunruhigende Gefühl nicht abschütteln, dass die Brennende Legion noch da draußen sein könnte, jenseits des Großen Dunkels der Firmamente, um Rachepläne gegen die Nachtelfen und die Welt Azeroth zu schmieden.






    Entstehung der Zwergenkönigreiche





    Ironforge, das Erwachen der Zwerge


    In alten Zeiten, als die Titanen Azeroth verlassen hatten, formten ihre Kinder, die Irdenen genannt, weiterhin die tiefen Abgründe der Welt. Die Irdenen kümmerten sich nicht weiter um die Belange der Völker an der Oberfläche, sondern wollten nur die dunklen Tiefen der Erde erforschen.

    Als die Welt nach der Implosion des Brunnens der Ewigkeit zerrissen wurde, waren die Folgen für die Irdenen immens. Die Irdenen, die sich unter den Schmerzen der Erde krümmten, verloren weitgehend ihre Identität und schlossen sich in den Kammern aus Stein ein, in denen sie erschaffen worden waren. Uldaman, Uldum, Ulduar ... das waren die Namen der alten titanischen Städte, wo die Irdenen Gestalt und Form angenommen hatten. Fast achttausend Jahre lang ruhten die Irdenen in Frieden tief unter der Welt.

    Was die Irdenen weckte, ist unklar, auf jeden Fall erwachten sie schließlich irgendwann aus ihrem selbst gewählten Schlummer. Nun mussten die Irdenen feststellen, dass sie sich im Laufe ihres Schlafs sichtlich verändert hatten. Ihr harter Felspanzer war zu glatter, weicher Haut geworden, ihre Macht über Steine und Erde war geschwunden. Sie waren sterbliche Wesen geworden.

    Die Letzten der Irdenen, die sich nun Zwerge nannte, verließen die Hallen von Uldaman und zogen hinaus in die erwachende Welt. Doch da die Sicherheit und Wunder tiefer Orte sie nach wie vor betörten, gründeten sie ein gewaltiges Königreich unter dem höchsten Berg des Landes.

    Sie nannten ihr Land Khaz Modan oder "Berg von Khaz", dem titanischen Former Khaz‘goroth zu Ehren. Als sie ihrem Titanenvater einen Altar errichteten, schufen die Zwerge eine mächtige Schmiede im Herzen des Berges. Von diesem Tage an trug die Stadt, die um diese Schmiede herum wuchs, den Namen Ironforge oder "Eisenschmiede".

    Die Zwerge, die für ihr Leben gern Edelsteine und Gestein formten, suchten in den umliegenden Bergen nach Reichtümern und kostbaren Mineralien. Da sie mit ihrer Arbeit unter Tage zufrieden waren, kümmerten sich die Zwerge nicht um die Angelegenheiten ihrer Nachbarn an der Oberfläche.



    Der Krieg der drei Hämmer


    Die Zwerge von Ironforge lebten lange Jahre in Frieden. Aber ihre Gesellschaft wurde zu groß für die Enge ihrer Bergstädte. Der mächtige Hochkönig Modimus Anvilmar regierte die Zwerge zwar gerecht und weise, doch in der Gesellschaft der Zwerge waren drei starke Fraktionen entstanden.

    Der Bronzebeard-Clan, der von Than Madoran Bronzebeard beherrscht wurde, stand treu zum Hochkönig und stellte die traditionellen Verteidiger von Ironforge. Der Wildhammer-Clan unter Than Khardros Wildhammer bewohnte die Vorgebirge und Felsspalten am Fuß des Berges und strebte nach mehr Einfluss in der Stadt.

    Die dritte Fraktion, der Darkiron-Clan, wurde von dem Zauberhexer-Than Thaurissan beherrscht. Die Darkirons verbargen sich in den dunkelsten Schatten unter dem Berg und schmiedeten Ränke gegen die Bronzebeard und Wildhammer.

    Eine Zeit lang wahrten die drei Fraktionen einen brüchigen Frieden, doch als Hochkönig Anvilmar in hohem Alter verschied, kam es zu offenen Spannungen. Die drei herrschenden Clans entfesselten einen Krieg um die Herrschaft Über Ironforge. Viele Jahre tobte der Bürgerkrieg der Zwerge unter der Erde. Schließlich trieben die Bronzebeard, die Über das größte stehende Heer verfügten, die Darkirons und Wildhammer in die Verbannung.

    Khardros und seine Wildhammer-Krieger zogen durch die Barrierentore von Dun Algaz nach Norden und gründeten auf dem fernen Gipfel Grim Batol ihr eigenes Reich. Dort erlebten die Wildhammer eine Blütezeit und konnten ihre Schatzkammern wieder füllen. Mit Thaurissan und seinen Darkirons meinte es das Schicksal nicht so gut. In ihrer Verbitterung und Wut nach der Niederlage schworen sie Ironforge Rache. Thaurissan führte sein Volk weit in den Süden, wo sie im malerischen Redridgegebirge eine Stadt gründeten (der er seinen eigenen Namen gab).

    Der über viele Jahre hinweg angehäufte Wohlstand ließ die Darkiron den Groll gegen ihre Vettern nicht vergessen. Auch die lange seit damals vergangene Zeit half nicht, die Herzen zu erweichen. Thaurissan und sein Zauberhexerweib Modgud begannen Feldzüge gegen Ironforge und Grim Batol. Die Darkiron wollten ganz Khaz Modan für sich beanspruchen.

    Die Armeen der Darkiron rückten gegen ihre Vettern vor und hätten um ein Haar die Festungen beider Königreiche vernichtet. Schlussendlich jedoch führte Madoran Bronzebeard seinen Clan zu einem entscheidenden Sieg Über Thaurissans Armee von Zauberern. Thaurissan und seine Diener flohen zurück in ihre sichere Stadt und ahnten nichts von den Geschehnissen in Grim Batol, wo es Modguds Armee nicht besser gegen Khardros und seine Wildhammer-Krieger erging.

    Als Modgud gegen die feindlichen Krieger vorrückte, wandte sie ihre Kräfte an, um Furcht in ihren Herzen zu säen. Schatten folgten ihrem Gebot, dunkles Getier kroch aus den Tiefen der Erde empor und jagte die Wildhammer in ihren eigenen Hallen. Schließlich durchbrach Modgud die Tore und belagerte die Festung selbst. Die Wildhammer kämpften verzweifelt, Khardros selbst schritt durch das Schlachtengetümmel, um die Zauberhexerin und Königin zu erschlagen.

    Als ihre Königin gefallen war, flohen die Darkiron vor der Wut der Wildhammer. Sie eilten nach Süden zur Festung ihres Königs, trafen unterwegs jedoch auf die Armeen von Ironforge, die zur Unterstützung von Grim Batol gekommen waren. Die verbliebenen Streitkräfte der Darkiron wurden zwischen den beiden Armeen aufgerieben und vollkommen vernichtet.

    Danach wandten sich die vereinten Armeen von Ironforge und Grim Batol nach Süden, um Thaurissan und seinen Darkiron endgültig den Todesstoß zu versetzen. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sich Thaurissan in seinem Zorn zu einem Zauber von katastrophalen Ausmaßen hinreißen ließ. Thaurissan wollte einen Übernatürlichen Diener beschwören, der seinen Sieg gewährleisten konnte, und rief die alten Mächte an, die unter der Welt schliefen. Zu seinem Entsetzen war die Kreatur, die erschien, weitaus schrecklicher, als er es sich in seinen kühnsten Albträumen ausgemalt hätte, und sie führte letztlich seinen Untergang herbei.

    Ragnaros der Feuerlord, der unsterbliche Herr und Meister aller Feuer-Elementargeister, war von den Titanen verbannt worden, als die Welt noch jung war. Als Thaurissan Ragnaros durch seinen Ruf befreit hatte, begann dessen Existenz erneut ... in einer feurigen Eruption. Ragnaros‘ apokalyptische Wiedergeburt auf Azeroth zerschmetterte das Redridgegebirge und ließ im Zentrum der Verheerung einen lodernden Vulkan entstehen.

    Der Vulkan, der den Namen Blackrock erhielt, grenzte im Norden an die Sengende Schlucht und im Süden an die Brennende Steppe. Thaurissan wurde ein Opfer der Kräfte, die er entfesselt hatte, und seine Überlebenden Brüder wurden von Ragnaros und seinen Elementargeistern versklavt. Sie hausen bis auf den heutigen Tag in den Tiefen des Blackrock.

    Als König Madoran und König Khardros die schrecklichen Verwüstungen und Feuersbrünste sahen, die in den Bergen im Süden ausbrachen, ließen sie ihre Armeen anhalten und kehrten schnellstens in ihre Königreiche zurück, da sie nicht den furchtbaren Zorn von Ragnaros auf sich ziehen wollten.

    Die Bronzebeards kehrten nach Ironforge zurück und bauten ihre prächtige Stadt wieder auf. Die Wildhammer kehrten nach Grim Batol zurück. Doch Modguds Tod hatte den Ruch des Bösen in der Bergfestung hinterlassen und die Wildhammer fanden sie unbewohnbar vor.

    Verbitterten Herzens beklagten sie den Verlust ihrer geliebten Heimat. König Bronzebeard bot den Wildhammern ein Refugium in Ironforge an, aber die Wildhammer weigerten sich standhaft. Khardros führte sein Volk nach Norden in die Länder von Lordaeron. Die Wildhammer ließen sich in den dichten Wäldern des Hinterlandes nieder und gründeten die Stadt Aerie Peak, wo die Wildhammer im Einklang mit der Natur lebten und sogar ein Bündnis mit den mächtigen Greifen der Gegend eingingen.

    Da sie Beziehungen und Handel mit ihren Vettern aufrechterhalten wollten, bauten die Zwerge von Ironforge zwei gewaltige Brückenbögen, die so genannte Thandol-Spange, um die Kluft zwischen Khaz Modan und Lordaeron zu Überbrücken. Durch den beiderseitigen Handel brachten es beide Königreiche zu Wohlstand. Nach dem Tod von Madoran und Khardros ließen ihre Söhne gemeinsam zwei große Statuen zu Ehren ihrer Väter errichten.

    Die beiden Statuen wachten Über den Pass in die Südländer, die im Kielwasser von Ragnaros‘ sengender Präsenz vulkanisch geworden waren. Sie dienten als Warnung für alle, die Eroberungspläne gegen die Königreiche der Zwerge hegten, und als Mahnung, welch hohen Preis die Darkiron für ihre Verbrechen zahlen mussten.

    Die beiden Königreiche blieben einander einige Jahre eng verbunden, doch die Schrecken, die sie in Grim Batol sahen, hatten die Wildhammer sehr verändert. Sie lebten jetzt oberirdisch an den Hängen von Aerie Peak, anstatt ein gewaltiges Reich im Inneren des Berges zu schaffen. Die ideologischen Differenzen zwischen den beiden verbliebenen Zwergenclans ließen sie schließlich getrennte Wege gehen.







    Die Menschen und ihre Königreiche





    Arathor und die Trollkriege


    Während die Hochelfen unter dem brutalen Ansturm der Trolle ums Überleben kämpften, bemühten sich die versprengten nomadischen Menschen von Lordaeron, ihre eigenen Stammesländer zu konsolidieren. Die Stämme der frühen Menschen Überfielen gegenseitig ihre Siedlungen und gaben nichts auf Ehre oder Zusammenhalt des Volkes.

    Doch ein Stamm, Arathi genannt, erkannte, dass man die zunehmende Gefahr durch die Trolle nicht mehr ignorieren konnte. Die Arathi wollten alle Stämme unter ihrer Herrschaft vereinen, damit sie sich den Kriegsmeuten der Trolle mit einer Einheitsfront entgegenstellen konnten.

    Im Lauf von sechs Jahren gelang es den Arathi, die rivalisierenden Stämme zu überlisten und zu unterwerfen. Nach jedem Sieg boten die Arathi dem eroberten Volk Frieden und Gleichheit an. Auf diese Weise sicherten sie sich die Loyalität der Besiegten. Schließlich setzten sich die Arathi aus vielen verschiedenen Stämmen zusammen und verfügten Über ein riesiges Heer.

    Da die Kriegsherren der Arathi der festen Überzeugung waren, dass sie gegen die Kriegsmeuten der Trolle und, falls erforderlich, sogar gegen die einsiedlerischen Elfen bestehen konnten, beschlossen sie, in der südlichen Region von Lordaeron eine mächtige befestigte Stadt zu errichten. Dieser Stadtstaat namens Strom wurde zur Hauptstadt von Arathor, der Nation der Arathi. Je mehr Arathors Wohlstand wuchs, desto mehr Menschen reisten Über den riesigen Kontinent und suchten Schutz und Sicherheit in Strom.

    Die unter einem Banner vereinigten Stämme der Menschen begründeten eine starke, optimistische Kultur. Thoradin, der König von Arathor, wusste wohl, dass die geheimnisvollen Elfen in den Ländern des Nordens unablässig von den Trollen belagert wurden, wollte sein Volk aber keiner Gefahr aussetzen, indem er einsiedlerische Fremde verteidigen half. Viele Monate vergingen, bis Gerüchte Über eine angebliche Niederlage der Elfen von Norden eintrafen. Aber erst als erschöpfte Botschafter aus Quel‘Thalas in Strom eintrafen, wurde Thoradin klar, wie groß die Gefahr, die von den Trollen ausging, wirklich war.

    Die Elfen ließen Thoradin wissen, dass die Armeen der Trolle riesig waren und die Trolle ganz gewiss die Südländer angreifen würden, wenn sie Quel‘Thalas erst einmal zerstört hatten. Die verzweifelten Elfen, die dringend militärischer Unterstützung bedurften, willigten hastig ein, bestimmte auserwählte Menschen den Umgang mit der Magie zu lehren, falls diese ihnen gegen die Kriegsmeuten beistanden.

    Thoradin, der jeder Form von Magie misstrauisch gegenüberstand, sagte den Elfen in Ermangelung von Alternativen seine Hilfe zu. Unmittelbar danach trafen Elfen-Zauberhexer in Arathor ein und unterwiesen eine Gruppe Menschen im Gebrauch der Magie.

    Die Elfen stellten fest, dass die Menschen im Umgang mit der Magie zwar ungeübt waren, aber eine erstaunliche natürliche Affinität dafür besaßen. Einhundert Menschen wurden in die Grundzüge der magischen Geheimnisse der Elfen eingeführt: nicht mehr, als unbedingt erforderlich waren, um gegen die Trolle zu kämpfen. Als die Elfen Überzeugt waren, dass ihre menschlichen Schüler im Kampf nützlich sein konnten, verließen sie Strom und reisten mit den mächtigen Armeen von König Thoradin nach Norden.

    Die vereinigten Armeen von Elfen und Menschen stießen am Fuß des Alteracgebirges auf die Überlegenen Kriegsmeuten der Trolle. Die Schlacht währte viele Tage, aber die unerschütterlichen Armeen von Arathor blieben unermüdlich und wichen keinen Schritt vor dem Ansturm der Trolle zurück. Den Elfenlords schien die Zeit reif, die Macht ihrer Magie gegen den Feind zu entfesseln.

    Hundert Menschenmagi und eine Vielzahl von Zauberhexern der Elfen riefen die Wut des Himmels herab und ließen Feuer auf die Armee der Trolle regnen. Die Elementarfeuer verhinderten, dass die Trolle ihre Verletzungen heilen konnten, und verbrannten ihre geschundenen Leiber von innen heraus.

    Dann endlich stoben die Armeen der Trolle auseinander und wollten fliehen, doch Thoradins Soldaten hetzten sie und metzelten sie bis auf den letzten Mann nieder. Von dieser Niederlage erholten sich die Trolle nie mehr; ihre Tage als starke Nation waren endgültig gezählt.
    In der Gewissheit, dass Quel‘Thalas sicher war, schworen die Elfen der Nation Arathor und dem Geschlecht des Königs Thoradin ihre Treue. Menschen und Elfen lebten fortan Jahrhunderte lang in friedlicher Verbundenheit.



    Re: Alte Geschichte (Fassung 1)

    Nilhius Kohan - 09.05.2006, 13:11


    Die Wächter von Tirisfal


    Nachdem die Trolle aus den Nordländern vertrieben waren, versuchten die Elfen von Quel‘Thalas, ihre ruhmreiche Nation wieder aufzubauen. Die siegreichen Armeen von Arathor kehrten in die Südländer Stroms zurück.

    Die Menschen von Arathor erlebten eine Blütezeit des Wachstums. Doch Thoradin befürchtete, das Reich könnte zerfallen, wenn es sich zu sehr ausdehnte, und achtete darauf, dass Strom stets der Mittelpunkt des Reiches Arathor blieb. Nach vielen Jahren des Reichtums und Wohlstands verstarb der mächtige Thoradin hochbetagt. Nun stand es Arathors jüngerer Generation frei, das Reich über die Grenzen von Strom hinaus auszudehnen.

    Die anfänglichen einhundert Magi, die von den Elfen den Umgang mit der Magie gelernt hatten, stärkten ihre Macht und studierten die mystische Disziplin des Zauberwirkens in allen Einzelheiten. Diese Magi waren damals wegen ihres starken Willens und ihrer edlen Gesinnung ausgewählt worden. Sie hatten ihre Magie behutsam und verantwortungsbewusst ausgeübt. Doch dann gaben sie ihre Geheimnisse und Kräfte an eine jüngere Generation weiter, die weder die Härten des Krieges noch die Notwendigkeit von Zurückhaltung kannte.

    Diese jüngeren Magici praktizierten Magie aus Eigennutz, nicht verantwortungsvoll zum Wohle ihrer Mitbürger.

    Als das Reich wuchs und neue Länder erobert wurden, zogen auch die jungen Magici in die Südländer. Die Magici setzten ihre mystische Macht ein, beschützten ihre Brüder vor den wilden Tieren des Landes und ermöglichten die Gründung neuer Stadtstaaten in der Wildnis. Doch je größer ihre Macht wurde, desto selbstgefälliger und isolierter vom Rest der Gesellschaft wurden sie.

    Der zweite arathorische Stadtstaat Dalaran wurde in den Ländern nördlich von Strom gegründet. Viele angehende Hexer ließen die Enge von Strom hinter sich und reisten nach Dalaran, wo sie ihre neuen Kräfte ungehindert einsetzen konnten. Diese Magici errichteten mit ihren Fertigkeiten die verzauberten Türme von Dalaran und gingen begeistert ihren Studien nach.

    Die Bürger von Dalaran duldeten die Unternehmungen der Magici und ließen unter dem Schutz der Verteidiger und ihrer Magie eine blühende Wirtschaft entstehen. Doch als mehr und mehr Magici ihre Kunst ausübten, wurde die Realität um Dalaran herum dünn und bekam Risse.

    Die düsteren Agenten der Brennenden Legion, die verbannt worden waren, als der Brunnen der Ewigkeit zusammenbrach, wurden durch das unbedachte Zauberwirken der Magici von Dalaran in die Welt zurückgeholt. Zwar traten diese vergleichsweise schwachen Dämonen nicht in großer Zahl auf, stifteten aber auf den Straßen von Dalaran nicht wenig Verwirrung und Chaos.

    Die meisten Begegnungen mit Dämonen blieben vereinzelte Vorfälle und die herrschende Magokratie tat alles, um sie vor der Öffentlichkeit zu vertuschen. Die mächtigsten Magici wurden ausgeschickt, um die flüchtigen Dämonen einzufangen, nicht selten jedoch konnten sie den einsamen Agenten der mächtigen Legion nicht das Wasser reichen.

    Nach einigen Monaten argwöhnten die abergläubischen Bauern, dass ihre zaubernden Herrscher etwas vor ihnen verheimlichten. Gerüchte über eine Revolution machten in den Straßen von Dalaran die Runde, während die paranoiden Bürger den Motiven und Bräuchen der Magici, die sie einst bewundert hatten, in zunehmendem Maße misstrauten. Die Magokraten fürchteten, dass die Bauern sich erheben und dass Strom gegen sie vorgehen könnte, und wandten sich an die einzige Gruppe, von der sie sich eine Lösung ihres Dilemmas versprachen: die Elfen.

    Als die Elfen durch die Magokraten von Dämonenaktivität in Dalaran erfuhren, entsandten sie hastig ihre mächtigsten Hexer in die Länder der Menschen. Die Elfen-Hexer studierten die Energieströme in Dalaran und erstellten detaillierte Berichte über sämtliche Dämonenaktivitäten, derer sie gewahr wurden. Sie kamen zu der Schlussfolgerung, dass zwar nur wenige Dämonen durch die Welt streiften, die Legion selbst jedoch eine ernst zu nehmende Gefahr bleiben würde, solange die Menschen weiterhin mit den Kräften der Magie spielten.

    Der Rat von Silvermoon, der über die Elfen von Quel‘Thalas herrschte, schloss einen geheimen Pakt mit den Magokratenlords von Dalaran. Die Elfen weihten die Magokraten in die Geschichte des alten Kalimdor und der Brennenden Legion ein, eine Geschichte, die noch immer eine Bedrohung für die Welt darstellte. Sie ließen die Menschen wissen, dass sie ihre Bürger vor den heimtückischen Agenten der Legion beschützen mussten, wenn sie weiterhin Gebrauch von der Magie machen wollten.

    Die Magokraten schlugen vor, einen einzigen sterblichen Helden zu ermächtigen, der ihre Kräfte nutzen und einen immer währenden geheimen Krieg gegen die Legion führen sollte. Es wurde ausdrücklich betont, dass die Mehrzahl der Menschen nie etwas von den Wächtern oder der Gefahr durch die Legion erfahren durfte, damit es nicht aus Angst und Paranoia zu Aufständen kam. Die Elfen willigten in den Vorschlag ein und gründeten einen Geheimbund, der die Auswahl des Wächters überwachen und mit dazu beitragen sollte, dem Erstarken des Chaos in der Welt einen Riegel vorzuschieben.

    Der Geheimbund hielt heimliche Treffen in Tirisfal ab, wo die Hochelfen Lordaeron erstmals besiedelt hatten. Sie nannten den Geheimbund die Wächter von Tirisfal. Die sterblichen Helden, die zu Wächtern erkoren wurden, erhielten die unglaublichen Kräfte der Elfen- und der Menschenmagie. Es sollte immer nur jeweils einen Wächter geben, dieser jedoch mit solch enormen Kräften ausgestattet, dass er die Agenten der Legion im Alleingang zurückdrängen konnte, wo immer er ihnen begegnete.

    So groß war die Macht des Wächters, dass nur der Rat von Tirisfal die Befugnis erhielt, mögliche Nachfolger für das Amt zu wählen. Wann immer ein Wächter zu alt oder des geheimen Krieges gegen das Chaos überdrüssig wurde, wählte der Rat einen neuen Helden und kanalisierte die Wächterenergie unter sorgsam kontrollierten Bedingungen in diesen neuen Agenten.

    Generation um Generation verteidigten die Wächter die Menschenmassen in den Ländern Arathor und Quel‘Thalas gegen die unsichtbare Bedrohung der Brennenden Legion. Arathor blühte auf und gedieh, derweil die Ausübung der Magie im gesamten Reich Verbreitung fand. In der Zwischenzeit hielten die Wächter sorgsam nach Spuren dämonischer Aktivität Ausschau.



    Die sieben Königreiche


    Strom diente weiterhin als zentrale Nabe von Arathor, doch auf dem gesamten Kontinent Lordaeron entstanden weitere neue Stadtstaaten wie Dalaran. Gilneas, Alterac und Kul Tiras entstanden als erste Stadtstaaten, und auch wenn sie alle ihre eigenen Bräuche und Gewohnheiten hatten, fügten sie sich doch der Oberhoheit von Strom.

    Unter den wachsamen Blicken des Ordens von Tirisfal wurde Dalaran zum wichtigsten Ausbildungszentrum für Magici im ganzen Land. Die Magokraten, die Dalaran regierten, gründeten die Kirin Tor, eine spezialisierte Sekte, die jeden Zauber und jeden magischen Gegenstand, den die Menschheit bis dahin kannte, erforschen und katalogisieren sollte. Gilneas und Alterac wurden zu starken Verbündeten von Strom und stellten gewaltige Armeen auf, die die südlichen Bergregionen von Khaz Modan erforschten. In dieser Zeit begegneten Menschen erstmals dem alten Zwergenvolk und besuchten die höhlenartige unterirdische Stadt Ironforge. Menschen und Zwerge weihten einander in viele Geheimnisse der Metallbearbeitung und Ingenieurskunst ein und entdeckten eine gemeinsame Neigung zum Kämpfen und Geschichtenerzählen.

    Der Stadtstaat Kul Tiras, auf einer großen Insel südlich von Lordaeron gegründet, entwickelte eine blühende, auf Fischfang und Schifffahrt basierende Wirtschaft. Mit der Zeit baute Kul Tiras eine mächtige Flotte von Handelsschiffen, die auf der Suche nach exotischen Waren zum Kaufen und Verkaufen in alle bekannten Länder segelte. Doch obwohl die Wirtschaft von Arathor florierte, verfielen nach und nach ihre stärksten Elemente.

    Im Lauf der Zeit sannen die Lords von Strom darauf, ihre Anwesen in die fruchtbaren Nordländer von Lordaeron zu verlegen und die kargen Gebiete im Süden zu verlassen. Die Erben von König Thoradin, die letzten Nachfahren des Geschlechts der Arathi, traten dafür ein, dass Strom nicht aufgegeben werden sollte, und zogen damit den Unmut weiter Teile der Bevölkerung auf sich, die ebenfalls auf Wanderschaft gehen wollten.

    Die Lords von Strom, die im ungezähmten Norden Reinheit und Erleuchtung finden wollten, fassten den Entschluss, ihre alte Stadt hinter sich zu lassen. Weit entfernt gründeten die Lords von Strom nördlich von Dalaran einen neuen Stadtstaat, den sie Lordaeron nannten. Der gesamte Kontinent übernahm schließlich den Namen dieses Stadtstaats. Lordaeron wurde zu einem Mekka für alle religiös motivierten Pilger und solche, die inneren Frieden und Sicherheit suchten.

    Die Nachfahren der Arathi, die in den verfallenden Mauern des alten Strom geblieben waren, fassten den Entschluss, über die Felsengebirge von Khaz Modan nach Süden zu ziehen. Nach vielen Jahreszeiten fand ihre Reise schließlich ein Ende und sie ließen sich in der nördlichen Region des Kontinents nieder, den sie Azeroth nennen sollten. In einem fruchtbaren Tal gründeten sie das Königreich Stormwind, das bald zu einer autarken Macht wurde.

    Die wenigen Krieger, die in Strom geblieben waren, wollten weiter ausharren und die alten Mauern ihrer Stadt bewachen. Strom war nicht mehr der Mittelpunkt des Reiches, entwickelte sich aber zu einer neuen Nation, die Stromgarde genannt wurde. Jeder Stadtstaat für sich brachte es zu Blüte und Wohlstand, aber das Reich Arathor war definitiv zerfallen. Da jede Nation ihre eigenen Bräuche und Überzeugungen entwickelte, hatten sie bald kaum noch etwas gemeinsam. König Thoradins Vision einer geeinten Menschheit war endgültig vergessen.



    Aegwynn und die Drachenjagt


    Wahrend politische Beziehungen und Rivalitäten unter den sieben Menschennationen wuchsen und schwanden, ließ die Reihe der Wächter in ihren Anstrengungen zum Schutz gegen das Chaos niemals nach. Im Lauf der Jahre gab es viele dieser Wächter, doch nur einer erhielt jeweils die Macht von Tirisfal. Eine der letzten Wächterinnen jener Zeit tat sich als besonders mächtige Kriegerin gegen die Schatten hervor.

    Aegwynn, ein ehrgeiziges Menschenmädchen, errang die Approbation des Ordens und erhielt den Mantel der Wächterschaft. Aegwynn hetzte Dämonen, wo immer sie ihnen begegnete, und löschte sie aus, stellte aber oft die Autorität des von Männern dominierten Rates von Tirisfal in Frage.

    Sie glaubte, dass die alten Elfen und Älteren Menschen, die den Rat bildeten, zu sehr in ihren Denkweisen erstarrt und nicht weitsichtig genug wären, den Konflikt mit dem Chaos endgültig zu beenden. Sie war der endlosen Diskussionen und Debatten Überdrüssig und wollte ihren Herren und Mitstreiter mit jeder Faser ihres Körpers von ihrer eigenen Tüchtigkeit überzeugen, daher schätzte sie in entscheidenden Situationen Tapferkeit manchmal höher ein als Weisheit.

    Je besser sie die kosmische Macht von Tirisfal meisterte, desto deutlicher wurde sich Aegwynn einer Anzahl mächtiger Dämonen bewusst, die den eisigen Kontinent Northrend heimsuchten. Aegwynn zog in den fernen Norden und verfolgte die Dämonen bis in die Berge. Dort fand sie heraus, dass die Dämonen einen der letzten noch existierenden Großdrachenclans jagten und den alten Kreaturen die ihnen innewohnende Magie aussaugten. Die mächtigen Großdrachen, die vor den expansionistischen Gesellschaften der Sterblichen geflohen waren, Übertrafen die dunkle Magie der Legion nicht an Stärke. Aegwynn griff die Dämonen an und machte ihnen mit Hilfe der edlen Großdrachen den Garaus. Doch als der letzte Dämon von der Welt verbannt wurde, brach im Norden ein gewaltiger Sturm aus.

    Eine riesenhafte finstere Fratze erschien am Himmel Über Northrend. Sargeras, der Dämonenkönig und Lord der Brennenden Legion, erschien vor Aegwynn und loderte vor höllischer Energie. Er ließ die junge Wächterin wissen, dass die Zeit von Tirisfal zur Neige ginge und die ganze Welt sich bald der Macht der Legion beugen müsse.

    Die stolze Aegwynn fühlte sich dem drohenden Gott gewachsen und entfesselte ihre Macht gegen Sargeras‘ Avatar. Es fiel Aegwynn auffällig leicht, den Dämonenlord mit ihren Kräften anzugreifen und seine materielle Hülle zu töten. Da Aegwynn befürchtete, Sargeras‘ Geist könnte noch verweilen, schloss sie die zerschundene Hülle seines Körpers in einer der alten Hallen von Kalimdor ein, die nach der Zerstörung des Brunnens der Ewigkeit auf den Meeresgrund gesunken war.

    Aegwynn sollte nie erfahren, dass sie genau nach Sargeras‘ Plänen gehandelt hatte. Unwissentlich hatte sie das Schicksal der Welt der Sterblichen besiegelt, denn als sein Leib starb, hatte Sargeras seinen Geist in Aegwynn geschwächten Körper transferiert. Sargeras hauste viele Jahre in den dunkelsten Winkeln ihrer Seele, ohne dass die junge Wächterin auch nur die geringste Ahnung davon hatte.







    Der erste Krieg





    Kil’Jaeden und der Schattenpakt


    Etwa zu der Zeit von Medivhs Geburt auf Azeroth brütete Kil‘jaeden der Betrüger in der wirbelnden Nether-Welt inmitten seiner Anhänger düster vor sich hin. Der listenreiche Dämonenlord schmiedete auf Geheiß seines Meisters Sargeras Pläne für eine zweite Invasion der Brennenden Legion in Azeroth.

    Diesmal würde er keine Fehler dulden. Kil‘jaeden überlegte sich, dass er eine neue Streitmacht brauchte, um Azeroths Verteidigung zu schwächen, bevor die Legion wieder einen Fuß in die Welt setzen konnte. Wenn die sterblichen Völker, wie zum Beispiel die Nachtelfen und Großdrachen, gezwungen wären, dieser neuen Bedrohung zu begegnen, wären sie zu schwach, um ernsthaften Widerstand zu leisten, wenn die wahre Invasion der Legion begann.

    Etwa zu dieser Zeit entdeckte Kil‘jaeden die fruchtbare Welt Draenor, die friedlich inmitten des Großen dunklen Jenseits schwebte. Draenor, Heimat der schamanistischen, in Clans organisierten Orcs und der friedliebenden Draenei, war ebenso idyllisch wie groß.

    Die edlen Clans der Orcs streiften durch die offenen Prärien und frönten dem Jagdsport, während die erfinderischen Draenei simple Städte in den hohen Klippen und Gipfeln der Welt bauten. Kil‘jaeden wusste, dass Draenors Bewohner ein gewaltiges Potenzial hatten, der Brennenden Legion zu dienen, wenn man sie entsprechend erziehen konnte.

    Kil‘jaeden sah, dass von den beiden Völkern die kriegerischen Orcs anfälliger für die Verderbnis der Legion wären. Er zog Ner‘zhul, den Schamanenältesten der Orcs, in seinen Bann, so wie Sargeras in früheren Zeiten Königin Azshara verblendet hatte. Der Dämon missbrauchte den listigen Schamanen als Überträger und verbreitete Kampflust und Blutrausch unter den Clans der Orcs.

    Nicht lange, und aus dem spirituellen Volk waren blutrünstige Monster geworden. Kil‘jaeden drängte Ner‘zhul und sein Volk zum letzten Schritt: Sie sollten sich ganz auf Tod und Krieg konzentrieren. Doch der alte Schamane, der spürte, dass sein Volk auf immer und ewig Sklaven des Hasses sein würde, widersetzte sich dem Befehl des Dämons.

    Durch die Weigerung Ner‘zhuls frustriert, suchte Kil‘jaeden nach einem anderen Orc, der sein Volk der Legion in die Hände spielen würde. Schließlich fand der gerissene Dämonenlord den willigen Anhänger, den er gesucht hatte - Ner‘zhuls ambitionierten Lehrling Gul‘dan.

    Kil‘jaeden versprach Gul‘dan unaussprechliche Macht als Gegenleistung für seinen unbedingten Gehorsam.

    Der junge Orc wurde zu einem fleißigen Schüler der Dämonenmagie und wuchs zum mächtigsten sterblichen Hexenmeister aller Zeiten heran. Er unterrichtete andere junge Orcs in den arkanen Künsten und trachtete danach, die schamanistischen Traditionen der Orcs zu tilgen. Gul‘dan zeigte seinen Brüdern eine neue Form der Magie, eine schreckliche neue Macht, die nach Verdammnis roch.

    Kil‘jaeden, der seine Macht über die Orcs festigen wollte, half Gul‘dan dabei, den Schattenrat zu gründen, eine geheime Sekte, die die Clans manipulierte und die Anwendung von Hexenmeistermagie in ganz Draenor förderte. Mehr und mehr Orcs bedienten sich der Hexenmeistermagie, bis die blühenden Felder und klaren Bäche von Draenor schwarz wurden und abstarben. Nach und nach verwitterten die weiten Prärien, die einst über Generationen Heimat der Orcs gewesen waren; zurück blieb nur karger roter Boden. Die dämonischen Energien töteten die Welt nach und nach.



    Aufstieg der Horde


    Unter dem heimlichen Einfluss von Gul‘dan und seinem Schattenrat wurden die Orcs immer aggressiver. Sie erbauten gewaltige Arenen, wo die Orcs ihre Kriegerfertigkeiten in Kämpfen auf Leben und Tod schulten. Während dieser Zeit sprachen sich die Oberhäupter mehrerer Clans gegen die zunehmende Verrohung ihres Volkes aus.

    Einer dieser Häuptlinge, Durotan vom Frostwolf-Clan, warnte davor, dass die Orcs Sklaven von Hass und Wut werden würden. Doch seine Worte trafen auf taube Ohren, da stärkere Häuptlinge wie Grom Hellscream vom Warsong-Clan vortraten und ein neues Zeitalter der Kriegführung und Unterwerfung verkündeten.

    Kil‘jaeden wusste, dass die Clans der Orcs fast bereit waren, musste aber ihrer uneingeschränkten Loyalität sicher sein. Im Geheimen ließ er den Schattenrat Mannoroth den Zerstörer beschwören, die lebende Inkarnation von Zerstörung und Wut. Gul‘dan rief die Häuptlinge aller Clans zusammen und redete ihnen ein, dass Mannoroths tosendes Blut sie ganz und gar unverwundbar machen würde.

    Auf Betreiben von Grom Hellscream tranken alle Clan-Häuptlinge, ausgenommen Durotan, und besiegelten damit ihr Schicksal als Sklaven der Brennenden Legion. Darüber hinaus dehnten die ahnungslosen, von Mannoroths Wut angesteckten Häuptlinge diese Unterwerfung auf ihre ahnungslosen Brüder aus.

    Die Orcs wurden vom Fluch dieses neuen Kampfrauschs verzehrt und wollten ihre Wut an jedem auslassen, der sich ihnen in den Weg stellte. Gul‘dan spürte, dass seine Zeit gekommen war, und vereinigte alle rivalisierenden Clans zu einer einzigen unaufhaltbaren Horde.

    Wohl wissend, dass einige Häuptlinge wie Hellscream und Orgrim Doomhammer nach Alleinherrschaft trachten würden, ernannte Gul‘dan einen Kriegshäuptling, der als sein Handlanger über diese neue Horde gebieten sollte. Blackhand der Zerstörer, ein besonders verrohter und tückischer Kriegsherr der Orcs, sollte Gul‘dans Marionette sein. Unter dem Befehl von Blackhand ging die Horde gegen die einfältigen Draenei vor.

    Im Lauf weniger Monate rottete die Horde fast alle Draenei aus, die auf Draenor lebten. Nur eine Hand voll verstreute Überlebende konnten dem alles vernichtenden Zorn der Orcs entrinnen. Gul‘dan berauschte sich an seinem Sieg und pries Macht und Kraft der Horde. Aber er wusste, ohne Gegner würde die Horde in ihrer nicht enden wollenden Gier nach ruhmreichen Siegen sich selbst mit endlosen internen Kämpfen zerfleischen.

    Kil‘jaeden wusste, dass die Horde endlich bereit war. Die Orcs waren die stärkste Waffe der Brennenden Legion geworden. Der listenreiche Dämon gab diese Erkenntnis an seinen wartenden Meister weiter, worauf auch Sargeras zustimmte, dass die Zeit endlich reif wäre für seine Rache.





    Das Dunkle Portal und der Untergang von Stormwind


    Während Kil‘jaeden die Horde für die Invasion von Azeroth vorbereitete, kämpfte Medivh weiter gegen Sargeras um seine Seele. König Llane, der edle Monarch von Stormwind, beobachtete die Dunkelheit, die den Geist seines ehemaligen Freundes zu besudeln schien, mit wachsendem Misstrauen.

    König Llane weihte Anduin Lothar, den letzten Nachfahren des Geschlechts der Arathi, den er seinen Waffenbruder nannte, in seine Befürchtungen ein. Doch keiner der Männer konnte auch nur im Geringsten ahnen, welche Schrecken Medivhs langsamer Abstieg in den Wahnsinn wirklich mit sich bringen würde.

    Als letztes Lockmittel versprach Sargeras, dass er Gul‘dan große Macht verleihen würde, sollte er einwilligen, die Horde nach Azeroth zu führen. Durch Medivh teilte Sargeras dem Hexenmeister mit, dass er zu einem lebenden Gott werden könne, sollte er das unterseeische Grabmal finden, in dem die Wächterin Aegwynn vor fast tausend Jahren den verstümmelten Körper von Sargeras begraben hatte.

    Gul‘dan willigte ein und beschloss, dass er das legendäre Grab finden und seine Belohnung einfordern würde, sobald die Bewohner von Azeroth unterworfen waren. Sargeras war sich nun sicher, dass die Horde seinen Zwecken dienen würde, und gab den Befehl zum Beginn der Invasion.

    Unter gemeinsamer Aufbietung aller Kräfte öffneten Medivh und die Hexenmeister des Schattenrats das Dimensionstor, das als Dunkles Portal bekannt ist. Dieses Portal überbrückte die Distanz zwischen Azeroth und Draenor und war groß genug, dass ganze Armeen es passieren konnten. Gul‘dan schickte Späher der Orcs durch das Portal, damit sie die Länder, die sie erobern sollten, ausspähen konnten. Als die Späher zurückkehrten, versicherten sie dem Schattenrat, dass die Welt Azeroth reif für die Eroberung sei.

    Durotan war freilich immer noch der festen Überzeugung, dass Gul‘dans Verderbnis den Untergang seines Volkes bedeuten würde, und stellte sich abermals gegen die Hexenmeister. Der tapfere Krieger behauptete, dass die Hexenmeister den Geist der Orcs verunreinigten und diese tollkühne Invasion ihr Untergang wäre. Da Gul‘dan es nicht riskieren konnte, einen so populären Helden zu töten, musste er Durotan und seinen Frostwolf-Clan in entlegene Regionen dieser neuen Welt verbannen.

    Als die verbannten Frostwolf durch das Portal gingen, schlossen sich nur wenige Clans der Orcs an. Diese Orcs errichteten in aller Hast einen Stützpunkt im schwarzen Morast, einem dunklen Sumpfgebiet weit im Osten des Königreichs Stormwind. Als die Orcs ausströmten und die neuen Länder erforschten, ließen Konflikte mit den menschlichen Verteidigern von Stormwind nicht lange auf sich warten.

    Diese Scharmützel fanden zwar meist ein rasches Ende, machten aber Schwächen und Stärken der rivalisierenden Völker deutlich. Llane und Lothar konnten nie genaue Daten über die Zahl der Orcs sammeln und nur vermuten, welche Größe die Streitmacht hatte, mit der sie es zu tun bekommen würden.

    Nach einigen Jahren war die Mehrzahl der orcischen Horde nach Azeroth aufgebrochen und Gul‘dan schien die Zeit für den entscheidenden Schlag gegen die Menschheit gekommen. Die Horde schlug mit aller Macht gegen das ahnungslose Königreich Stormwind zu.

    Als die Streitkräfte von Azeroth und die Horde überall im Königreich aufeinander prallten, forderten interne Konflikte beider Armeen ihren Tribut. König Llane, der es nicht für möglich hielt, dass die bestialischen Orcs Azeroth erobern könnten, hielt geringschätzig die Stellung in seiner Hauptstadt Stormwind. Lothar indessen kam zu der Überzeugung, dass der Kampf im Feindesland ausgetragen werden sollte, und musste sich zwischen seiner Überzeugung und seiner Loyalität zum König entscheiden.

    Lothar beschloss, seinen Instinkten zu folgen, und erstürmte mit Hilfe des jungen Zauberlehrlings Khadgar Medivhs Turmfestung Karazhan. Es gelang Khadgar und Lothar, den besessenen Wächter zu besiegen, in dem sie die Ursache des Konflikts sahen.

    Als Lothar und der junge Lehrling Medivhs Körper töteten, verbannten sie den Geist von Sargeras unwissentlich in den Abgrund. Als Folge konnte auch der reine, tugendhafte Geist von Medivh weiterleben ... und wanderte viele Jahre durch die Astralebene.

    Medivh war zwar besiegt, doch die Horde blieb den Verteidigern von Stormwind weiter überlegen. Als der Sieg der Horde näher rückte, erkannte Orgrim Doomhammer, einer der größten Häuptlinge der Orcs, endlich die Verrohung und Verderbnis, die seit der Zeit auf Draenor über die Clans gekommen war.

    Durotan, sein alter Weggefährte, kehrte aus der Verbannung zurück und warnte ihn erneut vor Gul‘dans Verrat. Gul‘dans Vergeltung folgte auf den Fuß. Seine Auftragsmörder töteten Durotan und dessen Familie und ließen nur seinen Sohn, noch ein Kleinkind, am Leben. Doomhammer wusste nicht, dass Aedelas Blackmoore, ein Offizier der Menschen, dieses Kleinkind, Durotans Sohn, fand und als Sklaven behielt.

    Dieser kleine Orc sollte eines Tages zum größten Führer werden, den sein Volk je gekannt hatte.

    Orgrim setzte, durch Durotars Tod erbost, alles daran, die Horde von der dämonischen Verderbnis zu befreien und übernahm schließlich die Rolle eines Kriegshäuptlings der Horde, indem er Gul‘dans korrupte Marionette Blackhand beseitigte. Unter seiner entschlossenen Führung begann die gnadenlose Horde schließlich mit der Belagerung der Burg Stormwind.

    König Llane hatte die Macht der Horde drastisch unterschätzt und musste hilflos mit ansehen, wie sein Königreich den grünhäutigen Invasoren in die Hände fiel. Schließlich fiel König Llane durch die Hand einer der besten Mörderinnen des Schattenrates: der Halborc-Frau Garona.

    Lothar und seine aus Karazhan heimkehrenden Krieger hegten die Hoffnung, sie könnten das Blutvergießen beenden und ihre einst ruhmreiche Heimat retten. Doch sie kehrten zu spät zurück und fanden nur noch schwelende Ruinen in ihrem geliebten Königreich. Die orcische Horde verheerte weiter das Land und forderte die umliegenden Ländereien für sich. Lothar und seine Gefährten mussten sich verstecken und schworen einen grimmigen Eid, ihre Heimat um jeden Preis zurückzuerobern.



    Re: Alte Geschichte (Fassung 1)

    Nilhius Kohan - 09.05.2006, 13:13


    Der zweite Krieg





    Die Allianz von Lordaeron


    Lord Lothar scharte die Überreste der Armeen Azeroths nach der Niederlage bei der Burg Stormwind um sich und begann einen gewaltigen Exodus über das Meer ins nördliche Königreich Lordaeron. In der festen Überzeugung, dass die Horde die gesamte Menschheit unterwerfen würde, sofern man ihr keinen Einhalt gebot, trafen sich die Anführer der sieben Menschennationen und vereinten ihre Völker zur Allianz von Lordaeron.

    Zum ersten Mal seit fast dreitausend Jahren wurden die entzweiten Nationen von Arathor wieder unter einem Banner vereinigt. Lord Lothar, der Oberkommandierende der Streitmacht der Allianz, bereitete seine Armeen auf die Ankunft der Horde vor.

    Mit Unterstützung seiner Offiziere Uther Lightbringer, Admiral Daelin Proudmoore und Turalyon konnte Lothar auch die halbmenschlichen Völker Lordaerons von der drohenden Gefahr überzeugen. Die Allianz sicherte sich die Unterstützung der stoischen Zwerge von Ironforge und einer kleinen Zahl Hochelfen aus Quel‘Thalas.

    Die Elfen, die zu jener Zeit von Anasterian Sunstrider geführt wurden, interessierten sich kaum für den bevorstehenden Konflikt. Aber sie waren verpflichtet, Lothar zu helfen, denn er war der letzte Nachfahre des Geschlechts der Arathi, das den Elfen in früheren Zeiten beigestanden hatte.

    Die Horde stand zu dieser Zeit unter dem Kommando von Kriegshäuptling Doomhammer. Sie brachte Oger von ihrer Heimatwelt Draenor herbei und konnte auch die neutralen Waldtrolle von Amani auf ihre Seite ziehen. Daraufhin begann die Horde einen gewaltigen Feldzug mit dem Ziel, das Zwergenkönigreich Khaz Modan und die südlichen Ausläufer von Lordaeron zu unterwerfen, und dezimierte mühelos jegliche Opposition.

    Die epischen Schlachten des Zweiten Krieges reichten von groß angelegten Scharmützeln zur See bis zu verlustreichen Materialschlachten in der Luft. Irgendwo hatte die Horde ein mächtiges Artefakt namens Dämonenseele gefunden und damit die alte Drachenkönigin Alexstrasza versklavt. Die Horde drohte, sie würde Alexstraszas kostbare Eier zerstören, und zwang sie so, ihre erwachsenen Kinder in den Krieg zu schicken. Die edlen roten Großdrachen sahen keinen anderen Ausweg, als für die Horde zu kämpfen, und so kämpften sie.

    Der Krieg tobte auf den Kontinenten Khaz Modan, Lordaeron und Azeroth selbst. Als Teil ihres Feldzugs im Norden brannte die Horde das Grenzland von Quel‘Thalas nieder und sorgte so dafür, dass die Elfen die Sache der Allianz endgültig unterstützten. Im Verlauf des Konflikts wurden auch die größeren Städte und Metropolen Lordaerons verwüstet. Lothar und seinen Verbündeten gelang es jedoch die Feinde auf Distanz zu halten, obwohl keine Verstärkung eintraf und sie zahlenmäßig unterlegen waren.

    Dann aber brach in den letzten Tagen des Zweiten Krieges, als der Sieg der Horde über die Allianz schon fast sicher schien, ein schrecklicher Zwist zwischen den beiden mächtigsten Orcs von Azeroth aus. Als Doomhammer gerade das letzte Gefecht gegen die Hauptstadt von Lordaeron vorbereitete - ein Angriff, der den kläglichen Resten der Allianz den Todesstoß versetzt hätte -, verließen Gul‘dan und seine Anhänger ihre Posten und stachen in See.

    Der bestürzte Doomhammer, der durch Gul‘dans Verrat fast die Hälfte seiner Streitmacht verloren hatte, war zum Rückzug gezwungen und verlor damit seine größte Chance auf einen Sieg über die Allianz.

    Der machtgierige Gul‘dan, darauf versessen, Gottstatus zu erlangen, begann eine verzweifelte Suche nach dem versunkenen Grabmal von Sargeras, in dem er das Geheimnis der höchsten Allmacht verborgen glaubte. Gul‘dan, der seine Orc-Mitstreiter bereits dazu verdammt hatte, Sklaven der Brennenden Legion zu werden, dachte nicht weiter an seine Verpflichtung gegenüber Doomhammer.

    Mit Unterstützung der Clans der Stormreaver und der Twilight-Hammer gelang es Gul‘dan, das Grabmal von Sargeras vom Meeresboden emporsteigen zu lassen. Als er jedoch die alte, überflutete Gruft öffnete, warteten dort nur wahnsinnige Dämonen auf ihn.

    Doomhammer trachtete derweil danach, die pflichtvergessenen Orcs für ihren Verrat zu bestrafen, und schickte seine Streitmacht los, Gul‘dan zu töten und die Abtrünnigen wieder zurückzubringen. Für seine Tollkühnheit wurde Gul‘dan von den wahnsinnigen Dämonen, die er befreit hatte, in Stücke gerissen. Nach dem Tod ihres Anführers unterlagen die abtrünnigen Clans Doomhammers wütenden Legionen schon nach kurzer Zeit.

    Die Rebellion war damit zwar niedergeschlagen, doch gelang es der Horde nicht, sich von den schrecklichen Verlusten zu erholen, die sie erlitten hatte. Gul‘dans Verrat hatte der Allianz nicht nur Hoffnung gegeben, sondern auch die Zeit, sich neu zu formieren und Vergeltung zu üben.

    Lord Lothar begriff sehr schnell, dass Unstimmigkeiten die Horde entzweiten, scharte seine letzten Truppen um sich und drängte Doomhammer nach Süden zurück ins verwüstete Zentrum von Stormwind. Dort kesselte die Streitmacht der Allianz den Rest der Horde in der vulkanischen Festung Blackrockspitze ein. Lord Lothar fiel zwar am Fuße der Blackrockspitze im Kampf, doch sein getreuer Mitstreiter Turalyon scharte die Kräfte der Allianz zur elften Stunde um sich und trieb die Horde in die tiefen Sümpfe des Elends.

    Es gelang Turalyons Streitkräften, das Dunkle Portal zu zerstören - jenes mystische Portal, das für die Orcs die Verbindung zu ihrer Heimatwelt Draenor darstellte. Nachdem die Horde damit von Verstärkung aus Draenor abgeschnitten war und durch interne Unstimmigkeiten gelähmt wurde, hatte sie der mächtigen Allianz nichts mehr entgegenzusetzen.

    Die verstreuten Orc-Clans wurden schnell zusammengetrieben und in Internierungslager gesperrt. Es schien nun zwar, als wäre die Horde endgültig besiegt, aber viele blieben skeptisch, ob der Friede wohl von Dauer sein würde. Khadgar, inzwischen ein berühmter Erzmagier, brachte das Oberkommando der Allianz dazu, die Festung Nethergarde zu bauen, um die Ruinen des Dunklen Portals zu bewachen und zu gewährleisten, dass keine weiteren Invasionen von Draenor aus erfolgten.




    Folgen des zweiten Krieges


    Nach dem verheerenden Zweiten Krieg gegen die Orc-Horde hatten Schock und Demoralisierung die Allianz von Lordaeron fest im Griff. Die blutrünstigen Orcs hatten sich unter ihrem mächtigen Kriegshäuptling Orgrim Doomhammer nicht nur durch die Zwergenländer von Khaz Modan gekämpft und dabei eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, sondern obendrein viele der wichtigsten Provinzen von Lordaeron völlig zerstört. Es gelang den grausam wütenden Orcs sogar, das entlegene Elfenkönigreich Quel‘Thalas zu verwüsten, bevor ihrem Rasen endlich Einhalt geboten werden konnte.

    Die Armeen der Allianz unter Führung von Sire Anduin Lothar, Uther Lightbringer und Admiral Daelin Proudmoore drängten die Orcs nach Süden in das verwüstete Land Azeroth - das erste Königreich, das dem gnadenlosen Ansturm der Orcs zum Opfer fiel.

    Den Streitkräften der Allianz gelang es unter Sire Lothar, Doomhammers Clans aus Lordaeron zu vertreiben und in das von den Orcs beherrschte Land Azeroth zurückzudrängen. Lothars Streitkräfte umzingelten die Blackrockspitze, die vulkanische Zitadelle der Orcs, und belagerten die Verteidiger.

    In einem letzten Aufbäumen befahlen Doomhammer und seine Offiziere einen tollkühnen Ausbruch aus der Zitadelle. Mitten auf der Brennenden Steppe entflammte dann die Schlacht, als sie auf Lothars Paladine trafen. Doomhammer und Lothar lieferten sich einen titanischen Zweikampf, nach dem die beiden mächtigen Krieger erschöpft und verwundet darniedersanken. Mit knapper Not gelang es Doomhammer, Lothar zu besiegen, doch der Tod des großen Helden hatte nicht die Wirkung, die sich der Kriegshäuptling erhofft hatte.

    Turalyon, Lothars engster Vertrauter unter den Offizieren, hob Lothars blutbefleckten Schild auf und scharte seine von Trauer geschüttelten Brüder zu einem erbitterten Gegenangriff um sich. Unter den zerfetzten Standarten von Lordaeron und Azeroth schlugen Turalyons Truppen das Gros von Doomhammers verbliebener Streitmacht in einer ruhmreichen, aber schrecklichen Schlacht.

    Den verwundeten, versprengten Überlebenden der Orcs blieb nichts anderes Übrig, als zur letzten Bastion der Orc-Macht zu fliehen - dem Dunklen Portal.

    Turalyon und seine Krieger jagten die verbliebenen Orcs durch die verpesteten Sümpfe des Elends in die verwüsteten Lande, wo das Dunkle Portal stand. Und dort, am Fuße des kolossalen Portals, trugen die dezimierte Horde und die unerbittliche Allianz die letzte und blutigste Schlacht des Zweiten Krieges aus.

    Die zahlenmäßig unterlegenen und vom Fluch ihres Kampfrauschs geblendeten Orcs fielen zwangsläufig der Wut der Allianz zum Opfer. Doomhammer wurde gefangen genommen und nach Lordaeron gebracht, derweil man seine versprengten Clans zusammentrieb und nach Norden jagte - zurück nach Lordaeron.




    Behind the Dark Portal


    Nur wenige Monate nach der Vollendung von Nethergarde fügten sich die Energien des Dunklen Portals zusammen und Öffneten ein neues Tor nach Draenor. Die verbliebenen Orc-Clans stürmten unter der Führung des großen SchamanenÄltesten Ner‘zhul abermals nach Azeroth. Sie wollten einige magische Artefakte stehlen, die Ner‘zhuls Macht noch vergrößern sollten, und schmiedeten den Plan, neue Portale in Draenor zu Öffnen, um ihrer todgeweihten roten Welt für immer entfliehen zu können.

    König Terenas von Lordaeron schickte seine Armeen in der Überzeugung, dass Ner‘zhul eine neue Offensive gegen die Allianz plante, nach Draenor, um die Bedrohung durch die Orcs ein für alle Mal zu beenden. Unter Führung von Khadgar und General Turalyon kam es Überall in der brennenden Landschaft zu schweren Zusammenstössen zwischen den Streitkräften der Allianz und den Orcs. Doch nicht einmal mit Unterstützung der Elfen-Waldläuferin Alleria, des Zwergs Kurdran und des Soldatenveteranen Danath konnte Khadgar verhindern, dass Ner‘zhul Portale zu anderen Welten Öffnete.

    Die ungeheuren, von den konvergierenden Energien der Portale ausgelösten magischen Stürme begannen, die verwüstete Welt auseinander zu reißen. Ner‘zhul gelang in Begleitung seiner treuesten Bedienten die Flucht durch eines der Portale, während Khadgar sich verzweifelt bemühte, seine Kameraden nach Azeroth zurückzubringen. Obschon ihnen bewusst war, dass sie dann auf der sterbenden Welt gefangen wären, fassten Khadgar und seine Kameraden den selbstlosen Entschluss, das Dunkle Portal zu zerstören, damit Azeroth durch die brutale Vernichtung von Draenor keinen Schaden nehmen sollte.

    Wie es scheint, konnten die Helden das Portal zerstören und Azeroth retten - doch bleibt abzuwarten, ob sie dem Todeskampf von Draenor zu entkommen vermochten oder nicht.







    Die Zeit zwischen den Kriegen







    Die Schlacht von Grim Batol


    Derweil kämpften die versprengten Überreste der Horde in den vom Krieg gebeutelten Südländern um das nackte Überleben. Zwar konnten Grom Hellscream und sein Warsong-Clan sich der Gefangennahme entziehen, Deadeye und sein Bleeding-Hollow-Clan jedoch wurden eingekesselt und in die Internierungslager von Lordaeron gebracht. Trotz dieser verlustreichen Aufstände hatten die Aufseher der Lager bald wieder die Kontrolle über ihre ungebührlichen Schützlinge.

    Eine große Streitmacht der Orcs jedoch streifte noch immer ohne Wissen der Allianz frei durch die nördlichen Wüsten von Khaz Modan. Der Dragonmaw-Clan unter Führung des berüchtigten Hexenmeisters Nekros kontrollierte mit Hilfe eines alten Artefakts namens "Dämonenseele" die Drachenkönigin Alexstrasza und ihren Großdrachenclan. Mit der Drachenkönigin als Geisel stellte Nekros in der verlassenen - und, wie manche behaupten, verfluchten - Wildhammer-Festung Grim Batol heimlich eine Armee auf.

    Nekros hatte vor, seine Streitmacht und die mächtigen roten Großdrachen gegen die Allianz ins Feld zu schicken, und hegte die Hoffnung, die Horde damit wieder zu vereinen und die Eroberung von Azeroth fortzusetzen. Seine Vision freilich wurde nicht Wirklichkeit: Einer kleinen Schar von Widerstandskämpfern unter dem Menschenmagier Rhonin gelang es, die Dämonenseele zu zerstören und die Drachenkönigin aus Nekros‘ Bann zu befreien.

    In ihrer Wut zerstörten Alexstraszas Großdrachen Grim Batol bis auf die Grundmauern und äscherten den größten Teil des Dragonmaw-Clans ein. Nekros‘ hochfliegende Pläne der Wiedervereinigung waren endgültig gescheitert, als Truppen der Allianz die Überlebenden Orcs zusammentrieben und in die wartenden Internierungslager warfen. Die Niederlage des Dragonmaw-Clans bedeutete das Ende der Horde und des wütenden Kampfrausches der Orcs.





    Die Lethargie der Orcs


    Monate vergingen und immer mehr Orcs wurden gefangen genommen und in die Internierungslager gesteckt. Aufgrund zunehmender Überfüllung der Lager war die Allianz gezwungen, neue Lager auf den Ebenen südlich des Alteracgebirges zu erbauen. Damit er die ständig wachsende Anzahl der Lager ordentlich unterhalten und versorgen konnte, erhob König Terenas eine neue Steuer von den Nationen der Allianz.

    Neben steigenden politischen Spannungen wegen Grenzstreitigkeiten sorgte speziell diese neue Steuer für zunehmende Unruhe. Es hatte den Anschein, als würde der Pakt, der die Nationen der Menschen in ihrer dunkelsten Stunde zusammengeschweißt hatte, jeden Moment zerbrechen.

    Inmitten des politischen Aufruhrs bemerkten zahlreiche Lageraufseher eine beunruhigende Veränderung an den gefangenen Orcs. Im Laufe der Zeit hatten Fluchtversuche und selbst Kämpfe unter den Gefangenen deutlich nachgelassen. Die Orcs wurden in zunehmendem Maße verschroben und lethargisch.

    Es war kaum zu glauben, aber die Orcs - die einst als das aggressivste Volk auf Azeroth betrachtet worden waren - schienen ihren Kampfeswillen vollkommen eingebüßt zu haben. Diese seltsame Lethargie stellte die Führer der Allianz vor Rätsel und forderte zunehmend Tribut unter immer schwächer werdenden Orcs.

    Spekulationen, wonach eine seltsame, nur auf Orcs übertragbare Krankheit die merkwürdige Lethargie bewirkte, machten die Runde. Doch Erzmagier Antonidas von Dalaran stellte eine andere Hypothese auf. Antonidas erforschte das Wenige, das man über die Geschichte der Orcs wusste, und fand heraus, dass sie seit Generationen bereits unter dem verderblichen Einfluss dämonischer Mächte standen.

    Er mutmaßte, dass die Orcs schon vor der ersten Invasion von Azeroth von diesen Mächten missbraucht worden waren. Dämonen hatten ganz eindeutig das Blut der Orcs verunreinigt, was den Bestien wiederum unnatürlich übersteigerte Stärke, Belastbarkeit und Aggression bescherte.

    Antonidas stellte die Theorie auf, dass die allgemeine Lethargie der Orcs keine Krankheit, sondern die Folge einer Reaktion auf den Entzug jener vergänglichen Hexenmeistermagien war, die sie zu furchteinflößenden, blutrünstigen Kriegern gemacht hatte.

    Die Symptome waren zwar klar, doch gelang es Antonidas nicht, ein Heilmittel für den momentanen Zustand der Orcs zu finden. Viele seiner Magierkollegen vertraten ohnehin die Meinung, dass es nicht klug wäre, ein Heilmittel für die Orcs zu suchen. Einige angesehene Führer der Allianz stimmten dem zu. Antonidas machte sich weiter Gedanken über den rätselhaften Zustand der Orcs und kam zu dem Ergebnis, dass nur eine spirituelle Heilung in Frage käme.




    Die neue Horde


    In den finstersten Tagen des Ersten Krieges fand ein kluger Offizier der Menschen namens Aedelas Blackmoore ein in der Wildnis ausgesetztes Orc-Baby. Der kleine Orc, den Blackmoore Thrall nannte, wurde in die Gefängnisfestung Durnholde gebracht. Dort zog Blackmoore den jungen Orc als Lieblingssklaven und Gladiator auf. Blackmoore hatte die Absicht, den jungen Orc nicht nur zu einem furchtlosen Krieger zu erziehen, sondern obendrein zu einem gebildeten Anführer, damit er mit Thralls Hilfe die Horde übernehmen und sich damit zum Herrscher über seine Mitmenschen aufschwingen konnte.

    Neunzehn Jahre vergingen, in denen Thrall zu einem starken und intelligenten Orc heranwuchs. Doch tief in seinem Herzen wusste er, dass das Leben eines Sklaven nichts für ihn war. Während er heranwuchs, geschah in der weiten Welt außerhalb der Festung so Manches. Er erfuhr, dass sein Volk, die Orcs – die er nie kennen gelernt hatte –, in den Ländern der Menschen besiegt und in Internierungslager gesperrt worden war. Doomhammer, der Führer seines Volkes, war aus Lordaeron entkommen und hielt sich verborgen. Er wusste, dass nur noch ein einziger abtrünniger Clan im Geheimen arbeitete und versuchte, sich den wachsamen Blicken der Allianz zu entziehen.

    Der erfindungsreiche, wenn auch noch unerfahrene Thrall beschloss, aus Blackmoores Festung zu fliehen und nach Seinesgleichen zu suchen. Im Lauf seiner Wanderschaft besuchte Thrall die Internierungslager und sah, wie seltsam verzagt und lethargisch sein einst mächtiges Volk geworden war. Da er hier die stolzen Krieger nicht fand, auf die er gehofft hatte, machte Thrall sich auf, den letzten unbesiegten Orc-Häuptling zu finden, Grom Hellscream.

    Obwohl er von den Menschen ununterbrochen gejagt wurde, hatte sich Hellscream den unbeugsamen Kampfeswillen der Horde bewahrt. Mit Unterstützung seines getreuen Warsong-Clans führte Hellscream einen Guerillakrieg gegen die Unterdrückung seines eingesperrten Volks. Leider fand Hellscream nie eine Möglichkeit, die internierten Orcs aus ihrer Trägheit zu reißen. Unter dem Einfluss von Hellscreams Idealismus entwickelte der leicht zu beeinflussende Thrall eine starke Zuneigung zur Horde und der Tradition ihrer Krieger.

    Auf der Suche nach der Wahrheit über seine eigene Herkunft reiste Thrall nach Norden, um den legendären Frostwolf-Clan zu finden. Thrall fand heraus, dass Gul’dan die Frostwölfe in den Anfangstagen des Ersten Krieges verbannt hatte. Und er erfuhr, dass er Sohn und Erbe des Orc-Helden Durotan war – des wahren Häuptlings der Frostwölfe, der vor fast zwanzig Jahren in der Wildnis ermordet worden war ...

    Unter den Augen des ehrwürdigen Schamanen Drek’Thar studierte Thrall die uralte Schamanenkultur seines Volkes, die unter der Herrschaft des üblen Gul’dan in Vergessenheit geraten war. Mit der Zeit wurde Thrall ein mächtiger Schamane und nahm seinen rechtmäßigen Platz als Häuptling der verbannten Frostwölfe ein. Mit der Macht der Elemente selbst ausgerüstet und von dem Drang beseelt, sein Schicksal zu finden, brach Thrall auf, um die gefangenen Clans zu befreien und sein Volk von der dämonischen Verderbnis zu heilen.

    Bei seinen Reisen traf Thrall auf den alten Kriegshäuptling Orgrim Doomhammer, der seit vielen Jahren als Einsiedler lebte. Doomhammer, der ein enger Freund von Thralls Vater gewesen war, schloss sich dem jungen Visionär an, um mit ihm zusammen die gefangenen Clans zu befreien. Mit Unterstützung vieler der alten Häuptlinge gelang es Thrall letztendlich, die Horde neu zu beleben und seinem Volk eine neue spirituelle Identität zu geben.

    Als Symbol der Wiedergeburt seines Volkes kehrte Thrall in Blackmoores Festung Durnholde zurück und vereitelte die Pläne seines einstigen Herrn, indem er die Internierungslager belagerte. Doch bei der Befreiung eines Lagers fiel Doomhammer im Kampf. Thrall nahm Doomhammers legendären Kriegshammer an sich, legte seine schwarze Rüstung an und wurde der neue Kriegshäuptling der Horde. In den folgenden Monaten zerstörte Thralls kleine, aber findige Horde die Internierungslager und vereitelte alle Anstrengungen der Allianz, ihrer listenreichen Strategie etwas entgegenzusetzen. Von seinem besten Freund und Mentor Grom Hellscream ermutigt, machte Thrall es sich zur Aufgabe, dass kein Orc jemals wieder Sklave sein sollte - weder der Menschen noch der Dämonen.




    Die Allianz zerbricht


    In den Jahren nach der Niederlage der Horde begann unter den Führern verschiedener Nationen der Allianz ein kleinmütiger Zank und Streit um Territorialansprüche und schwindenden politischen Einfluss. König Terenas von Lordaeron, der Schutzherr der Allianz, hegte die Befürchtung, dass der Pakt, den sie in ihrer finstersten Stunde geschmiedet hatten, nicht mehr lange halten würde. Terenas hatte die Führer der Allianz dazu gebracht, dass sie Geld und Arbeitskräfte für den Wiederaufbau der Stadt Stormwind bereitstellten, die während der Besatzung Azeroths durch die Orcs zerstört worden war. In Verbindung mit den enormen Kosten für den Unterhalt der zahlreichen Orc-Internierungslager brachten speziell diese Abgaben viele Anführer – und hier besonders Genn Greymane von Gilneas – zu der Überzeugung, dass für ihre Königreiche eine Abwendung von der Allianz von Vorteil wäre.

    Erschwerend kam hinzu, dass die überheblichen Hochelfen von Silvermoon der Allianz den Beistand aufkündigten und behaupteten, die schlechte Strategie der Menschen habe dazu geführt, dass ihre Wälder im Zweiten Krieg niedergebrannt worden seien. Zwar rief Terenas den Elfen taktvoll ins Gedächtnis zurück, dass Quel’Thalas ohne die zahlreichen tapferen Menschen, die ihr Leben für seine Verteidigung gegeben hatten, vom Antlitz der Erde verschwunden wäre, doch die Elfen beharrten störrisch darauf, ihrer eigenen Wege zu gehen. Nach dem Abgang der Elfen entschieden sich auch Gilneas und Stromgarde für die Unabhängigkeit.

    Die Allianz zerfiel, doch noch hatte König Terenas Verbündete, auf die er sich verlassen konnte. Admiral Proudmoore von Kul Tiras und der junge König Varian Wrynn von Azeroth blieben der Allianz treu ergeben. Außerdem versicherten die Zauberer des Kirin Tor unter dem Erzmagier Antonidas Terenas der unerschütterlichen Unterstützung durch Dalaran. Am erfreulichsten war vermutlich der Schwur des mächtigen Zwergenkönigs Magni Bronzebeard, der gelobte, dass die Zwerge von Ironforge für immer in der Schuld der Allianz stehen würden, da sie Khaz Modan von der Herrschaft der Horde befreit hatte.



    Eine neue Generation


    Jahre vergingen, in denen die Spannungen nachließen und Frieden in Lordaeron herrschte. König Terenas und Erzbischof Alonsus Faol arbeiteten unermüdlich daran, das Königreich neu aufzubauen und die verbliebenen Nationen der Allianz zu unterstützen.

    Das südliche Königreich Azeroth erlebte eine neuerliche Blüte und konnte sich unter der weitblickenden Herrschaft von König Wrynn wieder als militärische Großmacht etablieren. Uther Lightbringer, der oberste Herrscher des Paladin-Ordens, wahrte den Frieden in Lordaeron, indem er zivile Dispute schlichtete und Aufstände im ganzen Reich im Keim erstickte. Admiral Proudmoore, dessen mächtige Flotten die Handelswege beschützten und Piraten und Marodeure jagten, sorgte für Recht und Ordnung auf den Meeren. Doch es waren die Taten einer neuen Heldengeneration, die die Phantasie der Bevölkerung anspornten.

    Arthas, der einzige Sohn von König Terenas, war zu einem starken, selbstbewussten jungen Mann herangewachsen. Der junge Prinz wurde von Muradin Bronzebeard – dem Bruder des Königs Magni von Ironforge – zum Krieger ausgebildet und trotz seiner Jugend als einer der besten Schwertkämpfer in ganz Lordaeron betrachtet. Bereits mit neunzehn Jahren wurde Arthas in den Orden der Silberhand unter dem Befehl von Lord Uther aufgenommen. Der gütige Uther, der jahrelang wie ein Bruder für König Terenas gewesen war, sah den Prinzen mehr als bevorzugten Neffen denn als Schüler.

    Aller Sturköpfigkeit und unterschwelligen Arroganz zum Trotz, konnte niemand Arthas‘ Tapferkeit und Zähigkeit bestreiten. Als Kriegsmeuten der Trolle von Zul’Aman die Siedlungen an der Grenze zu Quel‘Thalas überfielen, brachte Arthas die Wilden rasch zur Strecke und machte ihrem wüsten Treiben ein Ende.

    Das Volk von Lordaeron jedoch war trotz dieser Heldentaten mehr am Privatleben des jungen Prinzen interessiert. Gerüchte über eine zarte Romanze zwischen Arthas und Lady Jaina Proudmoore machten die Runde und versetzten das Königreich in helle Aufregung. Jaina war die jüngste Tochter von Admiral Proudmoore und seit ihrer Kindheit mit Arthas befreundet. Doch die wunderschöne und schüchterne junge Frau war gleichzeitig auch die Vorzeigeschülerin des Kirin Tor – des Rates der Zauberer von Dalaran. Man betrachtete die von dem hoch angesehenen Erzmagier Antonidas ausgebildete Jaina als Wunderkind mit außergewöhnlichen Leistungen auf dem Gebiet der magischen Forschungen und Untersuchungen. Trotz ihrer zahlreichen Pflichten blieben Arthas und Jaina einander in enger Freundschaft zugetan. Im Hinblick auf das Alter und die schlechte gesundheitliche Verfassung von König Terenas waren die Bürger erfreut, dass ihr geliebter Prinz heiraten und den Fortbestand des königlichen Geschlechtes sichern würde.

    Arthas und Jaina war die öffentliche Aufmerksamkeit peinlich, daher hielten sie ihre Beziehung so privat wie möglich. Doch Jaina, die ganz in ihrem Studium in Dalaran aufging, wusste genau, dass die Romanze nicht von Dauer sein konnte. Sie hatte ihr ganzes Leben lang das Wirken der Magie erforscht und war sich bewusst, dass es ihre wahre Berufung war, nach Wissen zu streben – und nicht, in einem Thronsaal zu sitzen. Sehr zum Missfallen der Bürger von Lordaeron gingen die beiden Liebenden widerstrebend getrennte Wege und konzentrierten sich wieder auf ihre Pflichten.







    Die untote Gefahr






    Die Schatten kehren zurück


    Nach fast dreizehn Jahren Frieden machten plötzlich wieder Gerüchte über einen Krieg die Runde. Die Agenten des Königs meldeten, dass ein junger, ehrgeiziger Kriegshäuptling aufgetaucht war, der die wenigen verbliebenen Orc-Clans zu einer Elitetruppe vereinte. Erklärtes Ziel des jungen Kriegshäuptlings war es, die Internierungslager zu erstürmen und sein Volk aus der Gefangenschaft zu befreien. Im Versuch, einen ihrer gefangenen Krieger zu befreien, hatte die „neue Horde“, wie sie genannt wurde, unverfroren die im Norden gelegene Stadt Stratholme angegriffen. Die Horde zerstörte sogar Durnholde – die Festung, die für die Sicherheit der Internierungslager verantwortlich war – und ermordete die leitenden Offiziere. könig Terenas schickte Uther und seine Paladine aus, um den Aufstand des Kriegshäuptlings niederzuschlagen, doch die listigen Orcs blieben unauffindbar. Der junge Kriegshäuptling entpuppte sich als taktisches Genie – nicht einmal mit größter Anstrengung konnte Uther seine unerwarteten Angriffe verhindern.

    Während der neuerliche Aufstand der Orcs in vollem Gange war, erhielt König Terenas noch von anderer Seite schlechte Nachrichten. Gerüchten zufolge waren in einigen nördlichen Provinzen eine ganze Anzahl so genannter „Totenkulte“ entstanden. Die Kulte lockten die entrechteten und niedergeschlagenen Bürger von Lordaeron an und boten ihnen „ewiges Leben“ auf Erden als Alternative zur Knechtschaft unter dem König. König Terenas wusste, dass sich nach vielen Jahren des Friedens und der Ruhe Unheil über seinem Land zusammenbraute. Einen gewissen Trost spendete ihm die Tatsache, dass Lordaeron noch jede Prüfung erduldet und überlebt hatte, die ihm auferlegt worden war – und dass seine Verteidiger, neue wie alte, es wohlbehalten in eine neue Morgendämmerung geleiten würden.





    Der Schamane Ner’zhul: Entstehung des Lich-Königs


    Die Clans der Orcs, die Jahrtausende lang durch eine edle schamanistische Kultur an die Welt Draenor gebunden waren, kannten weder spirituelle Korruption noch Verderbnis. Doch die finsteren Agenten der Brennenden Legion trachteten danach, eine unersättliche, unaufhaltsame Armee aus ihnen zu machen. Der verschlagene Dämon Kil’jaeden, zweiter Befehlshaber der Legion, erkannte gleich, dass die wilden Krieger ein enormes Potenzial für Mord und Blutvergießen hatten – und machte sich daran, ihre gefestigte Gesellschaft von innen heraus zu verderben. Kil’Jaeden erschien dem angesehensten Führer der Orcs, dem Ahnenschamanen Ner’zhul, und flüsterte ihm ein, dass er den Orcs große Macht geben und sie zu den unangefochtenen Herrschern ihrer Welt machen würde. Er bot dem alten Schamanen unermessliches mystisches Wissen an, wenn er einwilligte, sich und sein Volk dem Willen der Legion zu unterwerfen. Der von Natur aus berechnende und machtgierige Ner’zhul nahm Kil’jaedens Angebot an und schloss einen Blutpakt mit dem Dämon. Damit hatte Ner’zhul das Schicksal der Orcs besiegelt und sie dazu verdammt, geistlose Sklaven der Brennenden Legion zu werden.

    Mit der Zeit wurde Kil’jaeden jedoch klar, dass Ner’zhul weder den eisernen Willen noch die Kühnheit besaß, den Plan, aus den Orcs eine blutgierige Horde zu machen, in die Tat umzusetzen. Ner’zhul seinerseits erkannte, dass sein Pakt mit Kil’jaeden zur Auslöschung seines Volkes führen würde, und verweigerte dem Dämon jede weitere Zusammenarbeit. Erbost von der Weigerung des Schamanen, schwor Kil’jaeden Ner’zhul bittere Rache und gelobte, die Orcs dennoch in die Verderbnis zu führen.

    Kil’jaeden fand einen neuen und eifrigen Schüler, der die Orcs auf den Weg des Verderbens führen sollte – Ner’zhuls ruchlosen Protegé Gul’dan. Mit Kil’jaedens Hilfe gelang Gul’dan, was sein Lehrmeister nicht vermocht hatte. Der böse, machtgierige Orc schaffte nicht nur die uralte Praxis des Schamanismus ab, den er durch das Studium der dämonischen Hexenmeister-Magie ersetzte, sondern vereinigte die Orc-Clans auch zu der willfährigen wilden Horde, die Kil’jaeden erwartet hatte. Ner’zhul besaß nicht die Macht, seinen einstigen Schüler aufzuhalten, und musste tatenlos mit ansehen, wie Gul’dan die Orcs meisterlich zu geistlosen Lakaien der Zerstörung machte.

    Jahre vergingen, in denen Ner’zhul stumm auf der glutroten Welt Draenor brütete. Er sah mit an, wie sein Volk die erste Invasion von Azeroth in Angriff nahm. Er hörte Geschichten über den Zweiten Krieg der Orcs gegen die Allianz von Lordaeron. Er wurde Zeuge von Verrat und Verderbnis, die sein Volk von innen heraus zu zerstören schienen. Auch wenn Gul’dan das finstere Schicksal der Horde gestaltete, so wusste Ner’zhul doch, dass er selbst die Verantwortung dafür trug, dass alles so gekommen war.

    Kurz nach dem Ende des Zweiten Krieges drang die Kunde von der Niederlage der Horde zu den Orcs, die auf Draenor geblieben waren. Ner’zhul wusste, dass es der Horde nicht gelungen war, Azeroth zu erobern, und er befürchtete, dass Kil’jaeden und die Legion die restlichen Orcs drakonisch bestrafen würden. Um Kil’jaedens unmittelbarem Zorn zu entgehen, öffnete Ner’zhul eine Anzahl mystischer Portale, die zu neuen, unberührten Welten führten.

    Der alte Schamane scharte die verbliebenen Orcs um sich und hatte vor, sie durch eines der Portale in ein neues, anderes Schicksal zu führen. Aber bevor er seinen Plan umsetzen konnte, war Ner’zhul gezwungen, sich mit dem Stoßtrupp der Allianz auseinander zu setzen, der nach Draenor geschickt worden war, um die Orcs für alle Zeiten zu vernichten. Ner’zhuls loyalen Clans gelang es, die Streitmacht der Allianz aufzuhalten, während der alte Schamane die tosenden magischen Portale öffnete. Zu seinem Entsetzen musste Ner’zhul dabei erkennen, dass die gewaltigen Energien der Portale Draenor im innersten Kern zerstörten. Während die Truppen der Allianz die Orcs weiter in die Höllenwelt zurücktrieben, wurde Draenor von Erdbeben erschüttert.

    Als Ner’zhul klar wurde, dass die kämpfenden Clans es nie und nimmer rechtzeitig zu den Portalen schaffen würden, überließ er sie egoistisch ihrem Schicksal und floh mit der Elite seiner Anhänger im Schlepptau. Die Gruppe der bösen Orcs durchquerte das gewählte Portal in dem Augenblick, als Draenor in einer apokalyptischen Explosion zerstört wurde. Der alte Schamane glaubte, er könne sich glücklich schätzen, dass er dem Tod entronnen war ... Ironie des Schicksals – er sollte überleben und seine Naivität bedauern.





    Eiskrone und Frost-Thron


    Kil‘jaeden beförderte Ner‘zhuls Sarg aus Eis wieder in die Welt Azeroth. Der gehärtete Kristall schoss Über den Nachthimmel und landete auf dem einsamen arktischen Kontinent Northrend, wo er sich tief in den Eiskrone-Gletscher eingrub. Der durch den brutalen Absturz verformte und beschädigte gefrorene Kristall erinnerte an einen Thron und Ner‘zhuls rachsüchtige Seele regte sich bald in seinem Inneren.

    Aus der Enge seines Frost-Throns sandte Ner‘zhul sein riesiges Bewusstsein aus und berührte die Gedanken der Bewohner von Northrend. Ohne große Mühe gelang es ihm, die Gedanken der zahlreichen eingeborenen Kreaturen, darunter Eistrolle und wilde Wendigos, zu versklaven und ihre bösen Brüder unter seinen wachsenden Einfluss zu bringen. Seine Übersinnlichen Krähte schienen fast grenzenlos und er nutzte sie, um eine kleine Armee aufzustellen, die er in den verschlungenen Labyrinthen des Eiskrone-Gletschers verbarg.

    Während der Lich-König unter ständiger Beobachtung durch die Schreckenslords seine wachsenden Fähigkeiten meisterte, entdeckte er eine entlegene Menschensiedlung am Rande der großen Drachenverseuchung. Ner‘zhul beschloss aus einer Laune heraus, seine Krähte an den arglosen Menschen zu erproben.

    Er schickte eine Seuche des Untodes, deren Ursprung tief in dem Frost-Thron lag, in die arktische Eiswüste hinaus. Allein kraft seines Geistes kontrollierte er die Seuche und brachte sie mitten in das Menschendorf. Binnen drei Tagen waren alle in der Siedlung tot, doch wenig später standen die toten Dorfbewohner als Zombie-Kadaver wieder auf. Ner‘zhul konnte ihre Seelen und Gedanken spüren wie seine eigenen.

    Durch die tosende Kakophonie in seinen Gedanken wurde Ner‘zhul noch mächtiger, als würden ihn diese Seelen mit dringend benötigter Nahrung versorgen. Er stellte fest, dass es ein Kinderspiel war, die Aktionen der Zombies zu steuern und sie nach seinen Wünschen zu lenken.

    Während der nächsten Monate experimentierte Ner‘zhul weiter mit seiner Seuche des Untodes, indem er jeden menschlichen Bewohner von Northrend damit infizierte. Da seine Armee der Untoten mit jedem Tag wuchs, wusste er, dass der Tag seiner wahren Prüfung näher rückte.



    Der Krieg der Spinne


    Während Thrall seine Brüder in Lordaeron befreite, baute Ner‘zhul das Zentrum seiner Macht in Northrend aus. Eine große Zitadelle wurde Über dem Eiskrone-Gletscher errichtet, um die wachsenden Legionen der Untoten aufzunehmen. Doch ein schattenhaftes Reich stellte sich dem zunehmenden Einfluss des Lich-Königs entgegen.

    Das alte unterirdische Königreich Azjol-Nerub, das von einem Volk böser humanoider Spinnen gegründet worden war, schickte ihre Elite-Kriegerwache aus, um Eiskrone anzugreifen und dem irren Machtstreben des Lich-Königs ein Ende zu bereiten. Zu seinem großen Ärger musste Ner‘zhul feststellen, dass die bösartigen Neruber nicht nur gegen die Seuche, sondern auch gegen seine telepathische Beeinflussung immun waren.

    Die Spinnen-Lords der Neruber befehligten unermessliche Streitkräfte und verfügten über ein unterirdisches Netzwerk, das sich fast Über die halbe Breite von Northrend erstreckte. Mit ihrer Taktik, die Festungen des Lich-Königs anzugreifen und sich sofort wieder zurückzuziehen, vereitelten sie immer wieder seine Bemühungen, sie auszuschalten. Schließlich gewann Ner‘zhul seinen Krieg gegen die Neruber durch schiere Erschöpfung. Mit Unterstützung der bedrohlichen Schreckenslords und seiner zahllosen untoten Krieger fiel der Lich-König in Azjol-Nerub ein und ließ die unterirdischen Tempel Über den Köpfen der Spinnen-Lords einstürzen.

    Die Neruber waren zwar immun gegen seine Seuche, doch Ner‘zhuls zunehmende nekromantische Kräfte ermöglichten ihm, die Kadaver der Spinnenkrieger wiederzuerwecken und seinem Willen zu unterwerfen. Als Anerkennung ihrer Zähigkeit und Furchtlosigkeit Übernahm Ner‘zhul die eigenwillige Architektur der Neruber für seine eigenen Festungen und Gebäude.

    Da er sein Königreich nun unangefochten beherrschte, begann der Lich-König mit den Vorbereitungen für seine wahre Mission. Mit seinem grenzenlosen Bewusstsein drang der Lich-König in die Länder der Menschen ein und rief jede dunkle Seele, die bereit war, ihm zuzuhören ...



    Re: Alte Geschichte (Fassung 1)

    Nilhius Kohan - 09.05.2006, 13:17


    Kel’Thuzad und der Kult der Verdammten


    Es gab eine Hand voll mächtiger Individuen, die weit verstreut auf der ganzen Welt den mentalen Ruf des Lich-Königs in Northrend hörten. Unter ihnen war auch Kel‘Thuzad, Erzmagier von Dalaran, eines der Ältesten Mitglieder der Kirin Tor, des herrschenden Rats von Dalaran. Aufgrund der Hartnäckigkeit, mit der er die verbotene Kunst der Nekromantie studierte, war er jahrelang als Sonderling betrachtet worden.

    Er war besessen von dem Wunsch, alles Über die Welt der Magie und ihre dunklen Wunder zu wissen, und frustriert ob dessen, was er für die altmodischen und phantasielosen Denkweisen seiner Kollegen hielt. Als er den Ruf aus Northrend vernahm, setzte der Erzmagier seine gesamte, nicht unerhebliche Willenskraft ein, um mit der geheimnisvollen Stimme in Kontakt zu treten. In der Überzeugung, dass der Kirin Tor zu zimperlich war, Macht und Wissen der dunklen Künste zu nutzen, machte er sich daran, von dem Übermächtigen Lich-König alles zu lernen, was er nur konnte.

    Kel‘Thuzad ließ sein Vermögen und seine einflussreiche politische Position zurück, schwor den Kirin Tor ab und verließ Dalaran für immer. Von der beharrlichen Stimme des Lich-Königs in seinen Gedanken angetrieben, veräußerte er seinen gesamten riesigen Besitz und lagerte sein Vermögen ein. Allein reiste er zu Wasser und zu Lande viele Meilen, bis er schließlich die eisige Küste von Northrend erreichte.

    Der Erzmagier, fest entschlossen, den Eiskrone-Gletscher zu erreichen und dem Lich-König seine Dienste anzubieten, durchquerte die durch den Krieg verwüsteten Ruinen von Azjol-Nerub. Kel‘Thuzad sah Ausmaß und Wucht von Ner‘zhuls Macht aus erster Hand. Ihm wurde klar, dass es nicht nur weise, sondern obendrein wahrscheinlich höchst fruchtbar wäre, sich mit dem geheimnisvollen Lich-König zu verbünden.

    Nach monatelangen Reisen durch das lebensfeindliche arktische Ödland gelangte Kel‘Thuzad schließlich zum dunklen Eiskrone-Gletscher. Mutig näherte er sich Ner‘zhuls dunkler Zitadelle ... und erschrak, als die untoten Gardisten ihn stumm passieren ließen, als würde er erwartet.

    Kel‘Thuzad stieg tief in das kalte Erdreich hinab und gelangte so zum Grund des Gletschers. Dort warf er sich in der endlosen, düsteren Eishöhle vor dem Frost-Thron auf den Boden und bot seine Seele dem dunklen Lord der Toten an.

    Der Lich-König war zufrieden mit seinem jüngsten Diener. Er versprach Kel‘Thuzad Unsterblichkeit und große Macht als Gegenleistung für Loyalität und Gehorsam. Kel‘Thuzad, den es nach dunklem Wissen und Macht gelüstete, akzeptierte seine erste große Mission: Er sollte in die Menschenwelt ziehen und dort eine neue Religion gründen, die den Lich-König als Gott verehren sollte.

    Damit der Erzmagier seine Mission besser erfüllen konnte, ließ Ner‘zhul Kel‘Thuzads Menschsein unangetastet. Der betagte, aber dennoch charismatische Hexer sollte seine Kräfte der Illusion und Überzeugung nutzen, um die unterdrückten, geknechteten Massen von Lordaeron in einen Zustand von Vertrauen und Glauben zu ziehen. Und nachdem er ihre Aufmerksamkeit geweckt hatte, würde er ihnen in einer neuen Vision zeigen, wie die Gesellschaft aussehen könnte - und eine neue Galionsfigur, die sie ihren König nennen konnten.

    Kel‘Thuzad kehrte verkleidet nach Lordaeron zurück und verwendete in den kommenden drei Jahren sein gesamtes Vermögen und seine Gedankenkräfte darauf, eine geheime Bruderschaft gleich gesinnter Männer und Frauen ins Leben zu rufen. Diese Bruderschaft, die er Kult der Verdammten nannte, versprach ihren Akolyten gesellschaftliche Gleichstellung und ewiges Leben auf Azeroth als Gegenleistung für ihre Dienste und Gehorsam gegenüber Ner‘zhul.

    Im Lauf der Monate fand Kel‘Thuzad viele eifrige Freiwillige für seinen neuen Kult unter den erschöpften, Überlasteten Arbeitern von Lordaeron. Es fiel Kel‘Thuzad Überraschend leicht, dieses Ziel zu erreichen: den Glauben der Bürgere an das Heilige Licht zum Glauben an Ner‘zhuls dunklen Schatten zu verwandeln. Während der Kult der Verdammten wuchs und sein Einfluss zunahm, achtete Kel‘Thuzad akribisch darauf, seine Aktionen vor den Regierenden von Lordaeron verborgen zu halten.




    Die Entstehung der Geißel


    Nach Kel‘Thuzads Erfolg in Lordaeron traf der Lich-König letzte Vorbereitungen für seinen Großangriff gegen die menschliche Zivilisation. Ner‘zhul füllte seine Seuchenenergien in eine Reihe tragbarer Artefakte, die "Seuchenkessel" genannt wurden, und befahl Kel‘Thuzad, die Kessel nach Lordaeron zu bringen, wo sie in den zahlreichen vom Kult beherrschten Dörfern versteckt werden sollten.

    Die von den getreuen Kultisten beschützten Kessel sollten als Seuchengeneratoren fungieren und die Seuche unter den ahnungslosen Bürgern der Landstriche und Städte nördlich von Lordaeron verbreiten.

    Der Plan des Lich-Königs ging voll und ganz auf. Viele der nördlichen Dörfer von Lordaeron wurden fast auf der Stelle verseucht. Bürgere, die sich mit der Seuche ansteckten, starben, um als willige Sklaven des Lich-Königs wiederaufzuerstehen, genau wie in Northrend.

    Die Kultisten unter Kel‘Thuzad waren begierig darauf zu sterben und in den Diensten ihres dunklen Lords ihre Auferstehung zu erleben. Sie bejubelten die Aussicht auf Unsterblichkeit in einem Dasein als Untote. Und je mehr die Seuche sich ausbreitete, desto mehr wilde Zombies erstanden in den Nordlanden. Kel‘Thuzad betrachtete die wachsende Armee des Lich-Königs und nannte sie "die Geißel", denn bald schon sollte sie zu den Toren von Lordaeron marschieren und die Menschheit ausrotten.








    Der dritte Krieg






    Die Geißel von Lordaeron



    Vor einer Generation versuchten die Lords der Brennenden Legion, die Königreiche von Azeroth zu vernichten, indem sie die Orc-Horde auf die Welt losließen. Doch ihre Pläne wurden vereitelt, als die verderbte Horde auf Grund unablässiger innerer Zwistigkeiten zerbrach. Die Dämonen ließen sich davon jedoch nicht entmutigen. Sie gelangten zu der Überzeugung, dass eine neue, homogenere Kraft erforderlich wäre, um Chaos und Unordnung in die Welt der Sterblichen zu bringen.

    Aus diesem Grund schuf der Dämon Kil’jaeden die Geißel – eine gewaltige Armee untoter Krieger, die alle der einzigartigen Willenskraft des grauenvollen Lich-Königs unterworfen waren. Mit dem Lich-König als Marionette konnte Kil’jaeden die Geißel mobilisieren und darauf vorbereiten, der menschlichen Zivilisation ein für alle Male ein Ende zu bereiten. Der Lich-König und sein sterblicher Diener Kel’Thuzad fassten den Plan, eine schreckliche Seuche in den Ländern der Menschen zu verbreiten und so neu auferstandene untote Krieger für die Legion zu bekommen. Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, wagten Kel’Thuzad und sein Kult der Verdammten den ersten Schlag, indem sie die Seuche im nördlichen Lordaeron freisetzten.

    Uther Lightbringer, einer der berühmtesten Helden der Menschheit, untersuchte die infizierten Regionen in der Hoffnung, eine Möglichkeit zu finden, wie die Seuche einzudämmen sei. Doch die Seuche breitete sich seinen Anstrengungen zum Trotz weiter aus und wurde zur Zerreißprobe für die Allianz. Während die Reihen der Untoten Lordaeron heimsuchten, nahm Prinz Arthas, der einzige Sohn des Königs, den Kampf gegen die Geißel auf. Arthas gelang es zwar, Kel’Thuzad zu töten, aber die Streitmacht des Lich-Königs schwoll dennoch mit jedem Soldaten an, der im Kampf fiel. In seiner ohnmächtigen Wut auf diesen scheinbar unaufhaltbaren Feind griff Arthas zu immer extremeren Maßnahmen, um dem Vormarsch Einhalt zu gebieten. Schließlich warnte Uther Arthas, dass er im Begriff wäre, seine Menschlichkeit aufzugeben.

    Arthas’ Furcht und Entschlossenheit wurden ihm zuletzt zum Verhängnis. Er spürte dem Ursprung der Seuche bis ins arktische Northrend nach, um der Gefahr für immer ein Ende zu machen. Stattdessen tappte er in die Falle des Lich-Königs, als er im Glauben, er könne sein Volk damit retten, die verfluchte Runenklinge Frostmourne nahm. Das Schwert gewährte ihm tatsächlich unauslotbare Macht ... aber es stahl auch seine Seele. Als es um Arthas’ Seele geschehen und sein Geist zerrüttet war, wurde er zum größten Todesritter des Lich-Königs. Er führte die Geißel bereitwillig gegen sein eigenes Königreich, tötete Uther im Kampf und ermordete König Terenas, seinen eigenen Vater. Lordaeron wurde, von Arthas’ unvorstellbaren Verbrechen völlig überrascht, unter den eisernen Absätzen des Lich-Königs zertreten.






    Sonnenbrunnen – Der Fall von Quel’Thalas


    Obwohl Arthas nunmehr alle Menschen getötet hatte, die er jetzt als seine Feinde betrachtete, quälte ihn der Geist von Kel’Thuzad. Der Geist sagte Arthas, er müsse Kel’Thuzads Überreste zum mystischen Sonnenbrunnen bringen, der in Quel’Thalas, dem Königreich der Hochelfen,verborgen lag. In der Folge erstürmten Arthas und seine Geißel Quel’Thalas und belagerten die Hochelfen, deren Verteidigung immer schwächer wurde. Sylvanas Windrunner, Waldläufer-General von Silvermoon, kämpfte tapfer, aber Arthas radierte die Armee der Hochelfen letztlich dennoch aus und eroberte den Sonnenbrunnen. Als grausame Geste seiner Überlegenheit erweckte er sogar Sylvanas’ besiegten Leichnam wieder als Banshee, verflucht, im hirnlosen Untod in den Diensten der Eroberer von Quel’Thalas zu stehen.

    Dann tauchte Arthas Kel’Thuzads Überreste in das heilige Wasser des Sonnenbrunnens. Die starken Wasser der Ewigkeit wurden zwar durch diese Tat verunreinigt, Kel’Thuzad jedoch als zauberkundiger Lich wiedergeboren. Nachdem er als Wesen mit jetzt weitaus größerer Macht wiederauferstanden war, erläuterte Kel’Thuzad die nächste Phase der Pläne des Lich-Königs. Als Arthas und seine Armee der Toten endlich südwärts zogen, war kein einziger Elf in Quel’Thalas mehr am Leben. Das ruhmreiche Heimatland der Hochelfen, das mehr als neuntausend Jahre überdauert hatte, existierte nicht mehr.





    Archimondes Rückkehr und die Flucht nach Kalimdor


    Als Kel’Thuzad wieder geheilt war, führte Arthas die Geißel südwärts gen Dalaran. Dort fiel dem Lich das mächtige Zauberbuch von Medivh in die Hände, mit dessen Hilfe er den Dämonenlord Archimonde zurück in die Welt holte. Von diesem Moment an befehligte Archimonde höchstselbst die letzte Invasion der Legion. Nicht einmal die Hexer der Kirin Tor konnten verhindern, dass Arthas’ Streitkräfte Medivhs Buch stahlen, und so hatte Kel-Thuzad bald alles, was er brauchte, um die Beschwörung auszuführen. Nach zehntausend Jahren erschienen der mächtige Dämon Archimonde und sein Wirtskörper erneut auf der Welt Azeroth. Doch Dalaran war nicht ihr letztes Ziel. Auf persönliches Geheiß von Kil’jaeden folgten Archimonde und seine Dämonen der untoten Geißel nach Kalimdor, um den Weltbaum Nordrassil zu vernichten. Inmitten dieses Chaos erschien ein mysteriöser Prophet auf der Bildfläche und bot den sterblichen Völkern seine Unterstützung an. Dieser Prophet war kein anderer als Medivh, der letzte Wächter, der auf wundersame Weise aus dem Jenseits zurückgekehrt war, um sich von früheren Sünden reinzuwaschen. Medivh erzählte der Horde und der Allianz von den drohenden Gefahren und beschwor sie zur Zusammenarbeit. Nach Generationen voller Hass wollten die Orcs und Menschen davon nichts wissen. Medivh musste sich um jedes Volk einzeln kümmern und es mit Prophezeiungen und Tricks über das Meer ins legendäre Land Kalimdor locken. Bald stießen Orcs und Menschen auf die lange verborgene Zivilisation der Nachtelfen.

    Unter Führung ihres jungen Kriegshäuptlings Thrall mussten die Orcs auf ihrem Trek durch das Ödland von Kalimdor eine Reihe von Rückschlägen hinnehmen. Sie schlossen zwar Freundschaft mit Cairne Bloodhoof und seinen mächtigen Taurenkriegern, aber viele Orcs erlagen dem dämonischen Kampfrausch, der sie schon seit Jahren verseuchte. Sogar Grom Hellscream, Thralls größter Offizier, verriet die Horde, indem er seinen niederen Instinkten gehorchte. Als Hellscream und seine loyalen Warsong-Krieger durch die Wälder von Ashenvale schlichen, stießen sie auf die Schildwachen der Nachtelfen. In der Überzeugung, dass die Orcs zu ihrer kriegerischen Lebensweise zurückgekehrt waren, kam der Halbgott Cenarius herfür, um Hellscream und seine Orcs zu vertreiben. Doch im Banne von übernatürlichem Hass und Wut konnten Hellscream und seine Orcs Cenarius töten und den alten Wald verderben. Später stellte Hellscream seine Ehre wieder her, indem er Thrall half, Mannoroth zu besiegen, jenen Dämonenlord, der die Orcs ursprünglich mit dem Fluch seines Hasses und seiner Wut belegt hatte. Durch Mannoroths Tod wurde der Blutfluch der Orcs schließlich beendet. Während Medivh noch die Orcs und Menschen von der Notwendigkeit einer Allianz zu überzeugen versuchte, kämpften die Nachtelfen auf ihre eigene heimliche Weise gegen die Legion. Tyrande Whisperwind, die unsterbliche Hohepriesterin der Nachtelfen-Schildwachen, kämpfte verzweifelt, um zu verhindern, dass die Dämonen und Untoten die Wälder von Ashenvale überrannten. Tyrande wurde klar, dass sie Hilfe brauchte, daher zog sie aus, die Druiden der Nachtelfen aus ihrem tausendjährigen Schlummer zu wecken. Tyrande rief ihren Geliebten Malfurion Stormrage und schaffte es, ihre Verteidigung zu stärken und die Legion zurückzuschlagen. Mit Malfurions Hilfe erhob sich die Natur selbst und wehrte sich gegen die Legion und die verbündete Geißel.

    Auf der Suche nach weiteren Druiden im Großen Schlaf fand Malfurion das Gefängnis im Grabhügel, wo er seinen Bruder Illidan angekettet hatte. Überzeugt, dass Illidan ihnen gegen die Legion beistehen würde, befreite Tyrande den Bruder ihres Geliebten. Tatsächlich unterstützte Illidan sie eine Zeit lang, doch dann floh er, um seine eigenen Pläne zu verfolgen.

    Die Nachtelfen wappneten sich und kämpften voll grimmiger Entschlossenheit gegen die Brennende Legion. Die Legion suchte noch immer nach dem Brunnen der Ewigkeit, seit langem Quell der Stärke des Weltbaums und Herz des Königreichs der Nachtelfen. Sollte ihr geplanter Angriff auf den Weltbaum von Erfolg gekrönt sein, würden die Dämonen die Welt buchstäblich in Stücke reißen.





    Die Schlacht am Berg Hyjal


    Unter Medivhs Führung begriffen Thrall und Jaina Proudmoore – die Anführer der menschlichen Streitkräfte in Kalimdor –, dass sie ihre Differenzen beilegen mussten. Ebenso stimmten die von Malfurion und Tyrande geführten Nachtelfen darin überein, dass sie sich zusammentun mussten, wenn sie den Weltbaum verteidigen wollten. Mit dem gemeinsamen Ziel vor Augen arbeiteten die Völker von Azeroth Hand in Hand, um die Energien des Weltbaums aufs Äußerste zu stärken. Es gelang dem mit der ureigenen Kraft der Welt ausgestatteten Malfurion, die Urgewalt von Nordrassils Wut zu entfesseln, damit Archimonde zu vernichten und die Verbindung der Legion zum Brunnen der Ewigkeit zu durchtrennen. Die letzte Schlacht erschütterte den Kontinent Kalimdor bis ins Mark. Da die Brennende Legion keine Macht mehr aus dem Brunnen beziehen konnte, zerbrach sie unter den vereinten Kräften der Armeen der Sterblichen.








    Illidans Kreuzzug






    Der aufstrebende Verräter



    Als die Legion Ashenvale erstürmte, wurde Illidan von Tyrande aus seinem Gefängnis im Grabhügel befreit, wo er zehntausend Jahre in Gefangenschaft verbracht hatte. Zunächst versuchte er zwar, den Wünschen seiner Begleiter zu entsprechen, nahm jedoch alsbald seine wahre Gestalt wieder an und verleibte sich die Energie eines mächtigen Hexenmeisterartefakts ein, das „Schädel des Gul’dan“ hieß. Damit entwickelte Illidan dämonische Eigenschaften und eine dramatisch höhere Macht. Überdies wurden ihm ein Teil von Gul’dans alten Erinnerungen zuteil – speziell die an das Grabmal von Sargeras, dem Insel-Dungeon, wo sich Gerüchten zufolge die Überreste des dunklen Titanen Sargeras befinden sollten. Illidan, der vor Macht brodelte und wieder frei durch die Welt streifen konnte, suchte nach seinem eigenen Platz im Plan des Lebens. Doch dann wandte sich Kil’jaeden an Illidan und machte ihm ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte. Kil’jaeden war zwar wütend über Archimondes Niederlage am Berg Hyjal, doch stand sein Rachdurst hinter wichtigeren Dingen an. Kil’jaeden spürte, dass der Lich-König, seine eigene Schöpfung, so mächtig wurde, dass er ihn nicht mehr kontrollieren konnte, und befahl Illidan, Ner’zhul zu vernichten und der Geißel der Untoten ein für alle Male ein Ende zu machen. Als Gegenleistung sollte Illidan unerhörte Macht und einen gleichberechtigten Platz unter den verbliebenen Lords der Brennenden Legion erhalten.

    Illidan willigte ein und machte sich unverzüglich daran, den Frost-Thron zu zerstören, jenen eisigen Kristallsarg, in dem der Geist des Lich-Königs residierte. Illidan wusste, er würde ein mächtiges Artefakt benötigen, um den Frost-Thron zu vernichten. So nutzte er das Wissen, das ihm aus Gul’dans Erinnerungen zuteil geworden war, um das Grabmal von Sargeras zu suchen und sich die Überreste des dunklen Titanen zu sichern. Er forderte einige alte Schulden bei den Hochgeborenen ein und rief die Naga aus ihren dunklen unterseeischen Unterschlupfen. Angeführt von der verschlagenen Meerhexe Lady Vashj halfen die Naga Illidan, zu den verheerten Inseln vorzustoßen, wo sich das Grabmal von Sargeras angeblich befinden sollte. Als Illidan mit den Naga aufbrach, eröffnete Aufseherin Maiev Shadowsong die Jagd auf ihn. Maiev war zehntausend Jahre lang Illidans Kerkermeisterin gewesen und berauschte sich an der Aussicht, ihn wieder zu fassen zu bekommen. Doch Illidan überlistete Maiev und ihre Behüter und konnte das Auge von Sargeras all ihren Bemühungen zum Trotz erobern. Nachdem er das mächtige Auge in seinem Besitz hatte, begab sich Illidan zur einstigen Hexerstadt Dalaran. Illidan, dem die Ley-Energielinien der Stadt zusätzliche Kraft spendeten, benutzte das Auge für einen zerstörerischen Zauber gegen Eiskrone, die Zitadelle des Lich-Königs im fernen Northrend. Illidans Angriff zerschmetterte die Verteidigung des Lich-Königs und riss das Dach der Welt entzwei. Erst im letzten Augenblick wurde Illidans zerstörerischer Zauber gestoppt, als sein Bruder Malfurion und Priesterin Tyrande eintrafen und Maiev unterstützten.

    Illidan wusste wohl, dass Kil’jaeden höchst unzufrieden sein würde ob seines Versagens, und floh in die öde Dimension, die als das Fremdland bekannt ist: die letzten Überreste von Draenor, der einstigen Heimat der Orcs. Er hatte die Absicht, Kil’jaedens Zorn auf diese Weise zu entgehen und sein weiteres Vorgehen zu planen. Nachdem Tyrande und Malfurion Illidan erfolgreich aufgehalten hatten, kehrten sie nach Ashenvale zurück, um über ihr Volk zu wachen. Maiev indessen wollte nicht so einfach aufgeben und folgte Illidan ins Fremdland, fest entschlossen, ihn der Gerechtigkeit zu übergeben.





    Aufstieg der Blutelfen


    Zu diesem Zeitpunkt hatte die Geißel der Untoten Lordaeron und Quel’Thalas schon weitgehend in die toxischen Pestländer verwandelt. Nur noch wenige Enklaven existierten, in denen die Allianz Widerstand leistete. Eine der Gruppen, die fast ausnahmslos aus Hochelfen bestand, wurde vom letzten Spross der Sunstrider-Dynastie angeführt: Prinz Kael’thas. Kael, selbst ein fähiger Hexer, wurde der schwindenden Allianz überdrüssig, die den verbündeten Elfen voll Misstrauen und Feindseligkeit begegnete. Die Hochelfen trauerten ob des Verlustes ihrer Heimat und beschlossen, sich ihrem gefallenen Volk zu Ehren Blutelfen zu nennen. Doch während sie versuchten, die Geißel in Schach zu halten, litten sie schwer darunter, vom Sonnenbrunnen, der Quelle ihrer Macht, abgeschnitten zu sein. Als die Allianz den Blutelfen einen so gut wie aussichtslosen Kampf befahl, boten die Naga ihre Unterstützung an und konnten so das Blatt in der Schlacht wenden. Leider erfuhr die Allianz von Kaels Bündnis mit den Naga und verurteilte ihn und sein Volk als Verräter. Die daraufhin eingekerkerten und zum Tode verurteilten Blutelfen wurden von Lady Vashj gerettet.

    Kael und seine Blutelfen sahen keinen anderen Ausweg mehr, als Lady Vashj ins Fremdland zu folgen. Gemeinsam suchten sie nach der Aufseherin Maiev Shadowsong, die Illidan wieder gefangen genommen hatte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es den vereinigten Naga- und Blutelfenheeren gelang, sie zu besiegen und Illidan aus ihrem Griff zu befreien. Laut Illidan gab es kein Heilmittel gegen die erblich bedingte Sucht der Blutelfen nach Magie. Illidan hatte einen anderen Vorschlag im Sinn: Als Gegenleistung für die Loyalität der Blutelfen gewährte er ihnen so viel Magie, wie sie begehrten. Das war ein Angebot, das Kael einfach annehmen musste: Er war sicher, ohne ein Heilmittel oder eine neue Quelle der Magie würde sein Volk aussterben. Kael bekannte sich zu den Vorfahren seines Volkes, den Hochgeborenen, und schloss sich den Naga an. Im Fremdland scharte Illidan daraufhin seine Streitkräfte in doppelter Stärke für einen zweiten Schlag gegen den Lich-König und dessen Festung Eiskrone um sich.





    Bürgerkrieg in den Pestländern


    Ner‘zhul, der Lich-König, wusste genau, wie knapp bemessen seine Zeit war. In seinem Gefängnis im Frost-Thron argwöhnte er, dass Kil‘jaeden seine Agenten herschicken würde, um ihn zu vernichten. Der Schaden, den Illidans Zauber verursachte, hatte den Frost-Thron entzweigerissen; dadurch verlor der Lich-König Tag für Tag an Macht. Im verzweifelten Bemühen, sich zu retten, rief er seinen größten sterblichen Diener an seine Seite: den Todesritter Prinz Arthas.

    Arthas war, obwohl ihn die Schwäche des Lich-Königs seiner Macht beraubte, in Lordaeron in einen Bürgerkrieg verstrickt. Die Hälfte der stehenden Streitmacht der Untoten putschte unter Führung der Banshee Sylvanas Windrunner, um die Herrschaft Über das Reich der Untoten an sich zu reißen. Arthas, den der Lich-König gerufen hatte, war gezwungen, die Geißel seinem Offizier Kel‘Thuzad zu Überlassen, als der Krieg in den Pestländern eskalierte.

    Schließlich und endlich Übernahmen Sylvanas und ihre rebellischen Untoten (die "Verlassene" genannt wurden) die zerstörte Hauptstadt von Lordaeron. Die Verlassenen errichteten ihre eigene Bastion unter der verwüsteten Stadt und schworen, dass sie die Geißel besiegen und Kel‘Thuzad und seine Diener aus dem Land jagen würden.

    Geschwächt, aber fest entschlossen, seinen Meister zu retten, traf Arthas in Northrend ein, wo er bereits von den Naga und Blutelfen erwartet wurde. Er lieferte sich nebst den verbündeten Nerubern einen Wettlauf mit Illidans Truppen zum Eiskrone-Gletscher, um den Frost-Thron zu verteidigen.





    Der Triumph des Lich-Königs


    Es gelang Arthas trotz seiner Schwäche, Illidan auszumanövrieren und den Frost- Thron als Erster zu erreichen. Mit seiner Runenklinge Frostmourne zerschmetterte Arthas das eisige Gefängnis des Lich-Königs und gab damit Ner’zhuls verzauberten Helm und Brustpanzer frei. Arthas setzte sich den unvorstellbar mächtigen Helm auf den Kopf, worauf sein Geist und der von Ner’zhul zu einem einzigen mächtigen Wesen verschmolzen, wie es Ner’zhul die ganze Zeit geplant gehabt hatte. Illidan und seine Truppen mussten entehrt zurück ins Fremdland fliehen und Arthas wurde zu einer der mächtigsten Wesenheiten, ie die Welt je gesehen hatte.

    Derzeit residiert Arthas, der neue und unsterbliche Lich-König, in Northrend; man munkelt, dass er die Zitadelle Eiskrone neu aufbauen lässt. Kel’Thuzad, der Offizier seines Vertrauens, befehligt die Geißel in den Pestländern. Sylvanas und ihre rebellischen Untoten halten lediglich Tirisfal, einen kleinen Teil des von Kriegen gebeutelten Königreichs.








    Neue Spannungen







    Alter Hass – Die Kolonialisierung von Kalimdor


    Die sterblichen Völker errangen zwar den Sieg, doch ihre Welt war vom Krieg verwüstet. Die Geißel und die Brennende Legion hatten Lordaeron so gut wie vernichtet und ihr Werk der Zerstörung war auch in Kalimdor fast gelungen. Nun galt es, Wälder zu heilen, Zwistigkeiten beizulegen und neue Heimatländer zu esiedeln. Der Krieg hatte tiefe Wunden bei allen Völkern hinterlassen, doch sie verbündeten sich selbstlos und versuchten einen Neuanfang, dessen ersten Schritt er brüchige Waffenstillstand zwischen der Allianz und der Horde bildete. Thrall führte die Orcs zum Kontinent Kalimdor, wo sie mit Hilfe ihrer Taurenbrüder eine neue Heimat schufen. Die Orcs ließen sich in dem neuen Land nieder, das sie Thralls ermordetem Vater zu Ehren Durotar nannten, und begannen mit dem Wiederaufbau ihrer einst ruhmreichen Gesellschaft. Nach dem Ende des dämonischen Fluchs wandelte sich die Horde von einem kriegerischen Moloch zu einem lockeren Verbund, in dem Überleben und Wohlstand höher geschätzt wurden als Eroberungen. Mit Unterstützung der edlen Tauren und der listenreichen Trolle des Darkspear-Stammes sahen die Orcs einer neuen Ära des Friedens in ihrem Land entgegen.

    Die verbliebenen Streitkräfte der Allianz unter Jaina Proudmoore ließen sich im Süden von Kalimdor nieder. An der Küste der Dustwallowmarschen errichteten sie die Hafenstadt Theramore. Dort bemühten sich die Menschen und die mit ihnen verbündeten Zwerge, in einem Land zu überleben, das stets feindselig für sie bleiben sollte. Die Verteidiger von Durotar und Theramore wahrten zwar den nervösen Waffenstillstand untereinander, doch die Brüderlichkeit der Kolonien sollte nicht von langer Dauer sein. Der Frieden zwischen Orcs und Menschen fand ein jähes Ende, als eine gewaltige Flotte der Allianz in Kalimdor eintraf. Die mächtige Flotte unter dem Befehl von Großadmiral Daelin Proudmoore (Jainas Vater) hatte Lordaeron verlassen, bevor Arthas das Königreich zerstörte. Admiral Proudmoore suchte nach Monaten der Entbehrung auf See nach Überlebenden der Allianz. Proudmoores Armada stellt eine schwere Bedrohung für die Stabilität der Region dar. Als gefeierter Held des Zweiten Krieges war Jainas Vater ein unerbittlicher Gegner der Horde und fest entschlossen, Durotar dem Erdboden gleichzumachen, bevor die Orcs in dem Land Fuß fassen konnten.

    Der Großadmiral stellte Jaina vor eine schreckliche Wahl: ihn im Kampf gegen die Orcs zu unterstützen und ihre neuen Verbündeten zu verraten oder den eigenen Vater zu bekämpfen und den brüchigen Frieden zu erhalten, den Allianz und Horde endlich erreicht hatten. Nach langem und gründlichem Nachdenken entschied sich Jaina für Letzteres und half Thrall, ihren hasserfüllten Vater zu besiegen. Leider fiel Admiral Proudmoore im Kampf, bevor Jaina sich mit ihm aussöhnen oder beweisen konnte, dass die Orcs keine blutgierigen Monster mehr waren. Als Dank für ihre Loyalität ließen die Orcs Jainas Streitmacht unbehelligt nach Theramore zurückkehren.


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