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Jacobs, Louise - Gesellschaftsspiele




Jacobs, Louise - Gesellschaftsspiele

Beitragvon Wirbelwind » 16.05.2009, 09:16

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Inhalt:
Einmal in einem großen Museum ausstellen zu können, Beachtung und Erfolg zu finden, finanziell unabhängig und sorgenfrei zu sein, das sind die Träume des Künstlers Leo Becker.
Nun steht er kurz vorm Ziel. Er darf in New York ausstellen. Den Erfolg hat er nicht zuletzt seiner Frau Rahel zu verdanken. Sie ist weit mehr als nur seine Ehefrau, sondern übernimmt nach und nach die Organisation. Sie erstellt den Terminplan, entwickelt und förderte für ihn wichtige Kontakte, vermittelt Interviews. Kein Weg zum Maler Leo Becker führt an ihr vorbei. Dabei erfährt sie schmerzlich wie ihre Beziehung sich immer mehr entzweit. Leo sieht sich der völligen Vermarktung gegenüber, fühlt sich unter Druck gesetzt und sucht schließlich um malen zu können die Stille. Auf dem Land findet er das passende Haus und trotz Einsamkeit genießt er dort die Ruhe. Seine Frau klammert er aus. Sie bleibt in Berlin, sucht die Annäherung ohne dem Grund ihres Fremdseins zur Kenntnis zu nehmen. Treffen und Gespräche sind bald nur noch geschäftlicher Natur.
Verzweifelt sucht Leo wieder Kontakt zu seiner ehemaligen Geliebten Ebba, die er einst auf dem Weg zum Erfolg verließ. In seiner Erinnerung war dies die Zeit der Erfüllung, seine Bilder der Ausdruck von Lebensgefühl.
Leo ein Künstler zwischen zwei Frauen und der Schattenseite des Ruhms.

Autor:
Louise Jacobs, geb. 1982, landete mit ihrer Familienbiografie "Café Heimat" auf den Bestsellerlisten. Sie interessierte sich schon früh für Kunst und ist für ihren Roman ein Jahr lang in die Leipziger Künstlerszene und die internationale Kunstszene abgetaucht. Sie lebt heute in Berlin.

Meine Meinung:
Nachdem ich "Café Heimat" gelesen habe, war ich sehr gespannt wie Louise Jacobs den Sprung zum nächsten Buch bewältigen wird.
Sie schildert deutlich die Zerissenheit des Malers Leo Becker, der kurz vor dem Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere eine Entscheidung treffen muß, beruflich und auch privat.
Er sieht sich zwischen zwei Frauen - seiner ehrgeizigen Ehefrau, die ihre Erfüllung in ihrem Job findet, sich in der turbulenten Kunstszene in ihrem Element fühlt, aber eben nur die Frau an seiner Seite ist. Ihr geschäftsmässiges Vorantreiben lässt ihn zum Spielball der Gesellschaft werden. Unter dem Druck zwöf Bilder zur Ausstellung im Metropolitan zu schaffen, erkennt Leo seine Unfähigkeit ihr Gesicht auf die Leinwand zu bringen. Er gibt unfertige Bilder ab und begreift, dass er längst nicht mehr nach seinen Werken, sondern nur noch nach dem inzwischen in aller Munde liegenden Namen beurteilt wird.
Ebba, seine frühere Geliebte, erscheint ihm als der Ausweg. Den Schmerz, den er bei beiden Frauen hervorruft, sieht er nicht.
Louise Jacobs beschreibt sehr schön den Ruhm und seine Schattenseiten, und dass Liebe nicht zum Mittel des Zwecks werden darf. Ich fühle Verständnis für die Situation aller drei Beteiligten.
Ein unterhaltsamer, niveauvoller, fesselnder Roman, dessen Ende allerdings nicht besonders geglückt ist. Hier hat es sich die Autorin etwas zu einfach gemacht und nur durch den Epilog reagiere ich ein wenig versöhnt.
Doch man muß berücksichtigen, dass es ihr erster wirklicher Roman ist. Man sollte ihr noch den Weg zur Reife gönnen.
Ich vergebe :stern: :stern: :stern:/:stern: und empfehle es wegen des sehr einfühlsamen Künstlerlebens.

Liebe Grüsse
Wirbelwind

:lesen5: Ambroise Vollard, Erinnerungen eines Kunsthändlers
Ein Buch ist ein Sprengsatz, um die Phantasie freizusetzen. (Alan Bennett in "Die souveräne Leserin")
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