Krümels-Bücherwelt ...

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Dische, Irene - Großmama packt aus




Dische, Irene - Großmama packt aus

Beitragvon marilu » 11.05.2006, 07:17

Der Roman ist zwar schon im Oktober 2005 bei Hoffmann & Campe erschienen, ist aber erst seit diesem Monat im Programm der Büchergilde (somit irgendwie in diese Rubrik passend...):

Irene Dische "Großmama packt aus"

Ich finde, der Klappentext ist sehr vielversprechend! Nun überlege ich, ob ich es lesen soll oder nicht. Kennt es vielleicht schon jemand von euch?

Aus der Amazon.de-Redaktion


Irenes Mutter hat zwei Fehler. Schon bei der Geburt werden sie offenkundig. Zum einen ähnelt das Neugeborene Irenes Großmama nicht in jenen Dingen, auf die es ankommt: „Es hatte Carls riesige dunkle Augen, seine Nase und außerdem ganz von allein -- ich weiß nicht, woher sie kamen -- rote wulstige Lippen“. Zum anderen, und das ist der größte Schock: Irenes Mutter ist ein Mädchen! „Es war schlimm genug, dass ich ein Mädchen war und kein Offizier und Kriegsheld werden sollte“, sagt Irenes Großmama. Kein allzu guter Start ins Leben.

Aber auch Irenes Großmama ist anders als ihre Brüder und Schwestern. „Otto badete immer nackt, aber ich sollte die Unterhose anbehalten, damit man nichts sah. Ich zog sie trotzdem aus“, heißt es in Irene Disches unglaublich komischen, aber auch traurig-schönen Roman. „Meine Schwestern waren immer schon nach fünf Minuten wieder aus dem Beichtstuhl. Ich nicht.“ So geht es weiter in Großmama packt aus, ein Buch über die unkeusche Katholikin Elisabeth Rother aus dem Rheinland, die wirklich viel zu beichten hat. Und dabei munter drauflos plappert, über den lieben Gott, Juden und Nazis, und vor allem über ihre eigene Familie, mit allen Vorurteilen, die ihr in die Wiege gelegt worden sind. Wie Dische es trotzdem schafft, dass einem diese Frau doch so sehr ans Herz wächst, ist schon ein kleines Meisterstück.

Bild

Amazon bietet übrigens auch einen 15-seitigen Textauszug unter diesem Link: Leseprobe "Großmama packt aus" (.pdf-Dokument)
Zuletzt geändert von marilu am 25.04.2007, 17:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Cassa Dar » 11.05.2006, 22:00

Nein, ich kenne das Buch nicht. Aber nach deiner Vorstellung, marilu, habe ich bei Amazon reingeguckt und werde mir das Buch vornotieren. Wenn wir BücherTreffler uns in Berlin sehen, werde ich mal bei Hugendubel nachfragen. Da möchte ich mich ja mit neuen Büchern versorgen. Im Moment ist Kaufstop. :lol:
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Beitragvon Karthause » 12.05.2006, 18:00

Zu diesem Buch habe ich in Lesezeichen vom BR mal einen Beitrag gesehen, schon dieser hat mich neugierig gemacht. Im Buchladen habe ich bisher noch wiederstanden. Wie lange noch? Es kribbelt schon in den Fingern. Werde erst mal sehen, wie es bei ebay aussieht. :wink:
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Beitragvon marilu » 17.08.2006, 21:41

Meine Meinung:

Ehrlich gesagt, fällt es mir schwer, dieses Buch zu bewerten. Ich hatte irrtümlich eine heitere Geschichte erwartet, zumal das erste Kapitel sehr pointenreich erzählt ist. Allerdings löst sich dieser Eindruck bald auf.

Was hier geboten wird, ist eine ungewöhnliche Familiensaga über drei Generationen. Großmama Elisabeth kommentiert ihr Leben, das ihrer Tochter und Großtochter. Was mich anfangs erschrak, war, wie häufig, Elisabeth auf die Juden schimpft - dabei ist sie mit einem konvertierten Juden aus Schlesien verheiratet. Die Wurzel ihres Übels... wie sie weder ihn noch den Leser vergessen lässt.

Das Ende, in dem die Erzählperspektive geklärt wird, überzeugt! Ein glorreicher Einfall! :idea:

Es war interessant zu lesen, war aber nicht die positive Überraschung, die ich mir erhofft hatte. Empfehlenswert für Leser von Lily Brett, evtl. auch Woody Allen.

Im Dezember 2006 erscheint übrigens das Taschenbuch bei dtv. Darauf zu warten, macht nichts.

:stern: :stern: :stern: ( :stern: )
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Beitragvon Krümel » 17.08.2006, 23:27

Hi, :oops: marilu, wohin muss ich diesen Thread denn jetzt verschieben? Ich hätte es zu Unterhaltungsliteratur verschoben, bin mir aber nicht schlüssig.
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Beitragvon marilu » 18.08.2006, 05:28

Hallo Krümel,

ja, Unterhaltung/Belletristik ist das passende Genre.

Vielen Dank für das Verschieben. :danke:
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Beitragvon Karthause » 23.08.2006, 13:39

Hallo marilu,
schon, dass du das Buch vorgestellt hast. Cassa und ich sind beim Berlin-Treffen schon darum herum geschlichen, haben es aber dann doch sein gelassen. Jetzt überlege ich schon wieder, eigentlich hatte ich eher so etwas in der Richtung "Maria, ihm schmeckts nicht" erwartet. Was du jetzt schreibst, spricht mich aber deutlich mehr an. :wink:
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Beitragvon Krümel » 02.05.2008, 23:01

Schon wieder das Handtuch geworfen, aber das Buch war so geschmacklos, das konnte ich mir einfach nicht antun! Warum? Dische versucht dieses ernste Thema unterhaltsam rüber zu bringen, erzeugt aber keinen Humor, sondern es bleibt beim Versuch, es ist Gekrampfe. Anstatt dass ich lachen kann, wäre ja schön, und wenn mir dabei die Lache im Halse stecken geblieben wäre wie beim “Jungen im gestreiften Pyjama”, dann wäre es brisant und heikel gewesen, aber Dische ist einfach plumb, unbeholfen, und das Geschriebene irgendwie nur dumm. Im Bezug zum Thema einfach nur geschmacklos!

Bewertung: :motz:
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Beitragvon Nerolaan » 03.05.2008, 12:26

Ui, das nenne ich mal eine Bewertung :mrgreen:
Mhm, klingt aber im Endeffekt nicht so überzeugend.
Mal sehen, Dr Who hat es Anfang letzten Jahres von mir geschenkt bekommen. Vielleicht liest er es ja bald mal....
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Beitragvon Cassa Dar » 03.05.2008, 22:37

Ich habe mir das Buch immer noch nicht gekauft. Die Bewertungen bei Amazon sind ja zwiespältig - wenn auch die 5-Sterne überwiegen.

@Krümel:

Nach deiner Bewertung bin ich ganz hin- und hergerissen. Will ich das Buch jetzt unbedingt lesen, um mir eine eigene Meinung zu bilden oder lasse ich es lieber gleich. Mal sehen, Montag bin ich in der Stadt in meiner Buchhandlung....
Obwohl bei Amazon Marketplace gibt es das Buch ab €1,90 sehe ich gerade. Und das 181 mal. Spricht auch nicht gerade für die "Großmama".
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Beitragvon Nerolaan » 04.05.2008, 12:58

Cassa Dar hat geschrieben:Obwohl bei Amazon Marketplace gibt es das Buch ab €1,90 sehe ich gerade. Und das 181 mal. Spricht auch nicht gerade für die "Großmama".


Obwohl ich das nicht gerade als Indikator dafür sehen würde, ob das Buch gut oder schlecht war.
Denn gerade bei TB ist es doch so, dass du sie möglichst billig anbieten musst, damit sie weggehen, denn sonst kann man sich ja meiner Meinung nach gleich ein neues anschaffen.
Und wenn nach einer Zeit der Hype um ein Buch nun mal nachlässt und die Angebote groß werden, musst du glaube ich auch mit dem Preis bestechen, um es los zu werden... :twisted:

So, mein Wort zum Sonntag und sorry fürs OT :oops:
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Beitragvon Krümel » 04.05.2008, 13:33

Nö, sehe ich nicht so Nerolaan, wenn es 180 Mal zum Verkauf steht, dann wollen es viele quitt werden :wink:
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Beitragvon Nerolaan » 04.05.2008, 13:51

Krümel hat geschrieben:Nö, sehe ich nicht so Nerolaan, wenn es 180 Mal zum Verkauf steht, dann wollen es viele quitt werden :wink:


Sehe ich nicht so! :wink: Das Buch ist jetzt schon eine ganze Weile auf dem Markt und wie viele Leser gibt es, die Bücher nicht behalten wollen, wenn sie sie gelesen haben oder eben - und das gestehe ich ein - nur mittelprächtig fanden? Es gibt einige davon!
Und natürlich ist mir auch klar, dass es mit Sicherheit auch viele anbieten, weil sie es grotten schlecht fanden
Aber an der Zahl der angebotenen Bücher festzu machen, ob ein Buch gut ist oder nicht, finde ich ehrlich gesagt irgendwie platt, denn es gibt viele Faktoren, die diese Anzahl bedingen.
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Beitragvon Coco » 04.05.2008, 15:47

Ich habe das Buch als Hörbuch zu Ostern geschenkt bekommen.

Zuvor hatte ich es in Buchhandlungen öfters in der Hand und habe es wieder zur Seite gelegt weil - und nun muß ich ganz vorsichtig sein, wie ich das formuliere, damit es nicht falsch verstanden wird - ich dachte, es handle sich wieder um einen 3.Reich-Juden-Schicksal-Roman. Davon möchte ich keine mehr lesen, vor allem keine, die auf Ergriffenheit und Tränendrüse abzielen.

Ich hoffe, ich muß jetzt nicht explizit erwähnen, dass mir das Schicksal dieser Menschen trotzdem nicht egal ist!!

Aber zurück zum (Hör)buch. Wir haben es dann angefangen zu hören als wir vorletzte Woche nach Rothenburg fuhren.
Und ich bin sehr angenehm überrascht. Es gefällt mir ausgesprochen gut. Eben weil die Person der Großmutter als "Mensch" dargestellt wird, nicht schwarz und nicht weiß.
Obwohl sie augenscheinlich Judenhasserin ist, heiratet sie dennoch einen konvertierten Juden mitsamt seiner Familie, denen sie auch nach Möglichkeit hilft. Selbst als die Nazis ihr durch eine Scheidung wieder ein einfacheres Leben versprechen, trennt sie sich nicht von ihrem Mann.

Teilweise erinnern mich ihre Vorurteile an manche Deutsche, die z.B. pauschal über die Türken lästern, aber "der Ali", der Arbeitskollege, den man besser kennt, der ist natürlich eine Ausnahme, den mag man gerne.

Für mich wurde die Person der Großmutter so toll herausgearbeitet, voller angelernter Vorurteile, dennoch aber nach dem Herzen handelnd, selbst teilweise unsicher, aber wirklich tapfer in Krisensituationen. Obwohl katholisch erzogen und bekennende Katholikin, gibt sie sich doch immer wieder der "Sünden" hin, da sie Situation es erfordert.

Nun gut, ich möchte nicht zuviel verraten. Ich habe es auch noch nicht zu Ende gehört - das Buch möchte ich aber auf jeden Fall noch lesen, da es sich um eine gekürzte Hörbuchfassung handelt, die ich übrigens sehr empfehlen kann: gelesen von Hannelore Hoger, wirklich sehr gut!

Besonders hervorheben möchte ich noch die Sprache. Zum Teil kurze, knappe Sätze, die alles beinhalten und teilweise so direkt und ehrlich sind, dass sie im ersten Moment einfach lustig sind. Das ganze Buch ist sehr humorvoll geschrieben, ohne die Schrecklichkeit, die teilweise geschieht ins Lächerliche zu ziehen. Irgendwie ist das Buch wie das Leben!
Liebe Grüsse
Coco

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Beitragvon Cassa Dar » 04.05.2008, 17:20

@Coco:

Ich habe auch schon gehört, dass das Hörbuch durch die Stimme der Leserin sehr gewinnt. Das wäre für mich eine Alternative, da ich gerne Hörbücher höre.
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