Evo Morales

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    Re: Evo Morales

    top111 - 07.05.2006, 16:33

    Evo Morales
    Evo Morales


    Boliviens Präsident und Rohstoffwächter

    Von Jörg S. Carl

    Seine Biografie ist die entscheidende Triebfeder für sein politisches Handeln. Boliviens erster indianischer Präsident Evo Morales hat Armut und Verelendung von kleinauf kennen gelernt. Die Eltern, Kleinbauern im Andenhochland, müssen fünf Kinder durchbringen. Hunger und Krankheiten sind alltäglich. Evo hütet Vieh, besucht selten die Schule, schlägt sich als Gelegenheitsarbeiter durch. Der Anbau der Koka-Pflanze bildet die karge Existenzgrundlage der Familie.

    Als die Regierung den Anbau der Pflanze, die den Grundstoff für die Droge Kokain liefert, in den 90er-Jahren verbietet, schlägt Morales’ Stunde. Er macht Karriere innerhalb der Gewerkschaftsbewegung aus Kleinbauern, Bergleuten und Landarbeitern. Morales initiiert Streiks und Massenproteste, gründet die Partei Bewegung zum Sozialismus (MAS, Movimento al Socialismo) und avanciert zum Lautsprecher jener 70 Prozent von 8,9 Millionen Bolivianern, die indianischer Abstammung sind und weit gehend in bitterer Armut leben. 1997 zieht er erstmals ins Parlament ein, 2002 scheitert er beim ersten Anlauf in den Präsidentenpalast, organisiert aber weiter erfolgreich die Opposition der Straße: Zwei Regierungen stürzen, und der sozialistische Revolutionär Morales wird schließlich im Dezember 2005 zum Präsidenten gewählt.

    Der 47-jährige Aymara-Indianer verspricht, die Armut zu bekämpfen und den indianischen Bevölkerungsgruppen mehr Teilhabe am politischen Leben sowie an den Erlösen aus den Rohstoffvorkommen zu geben. Dazu werden der Koka-Anbau legalisiert und die Erdgas- und Erdölproduktion verstaatlicht. Weitere Branchen sollen folgen.

    Morales, der öffentlich meist in Pullover, Wollponcho oder Knitterjacke auftritt, mischt seine Vision von einem sozial gerechteren Bolivien mit der Rhetorik des linken Nationalisten. Er will sein Land vom "Imperialismus der USA" und vom "Neoliberalismus" der internationalen Märkte befreien. Anregung holt er sich dabei vor allem von Venezuelas Präsident Hugo Chavez, der danach strebt, unter seiner Führung ein südamerikanisches Bollwerk gegen den "Imperialisten USA" aufzubauen. Auch Chavez ist ein glühender Verfechter der Idee, die Öl- und Gasproduktion unter staatliche Kontrolle zu stellen.

    www.hna.de



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