Vielleicht fehlt mir das Literarische Verständnis oder auch einfach die Bildung um diesen Roman richtig besprechen zu können so daß ich hier nur einige Gedanken einbringen will die mir beim lesen des Buches durch den Kopf gingen.
Die Geschichte handelt vom gerade erst 19 jährigen Marci (Marcus) wie er versucht seinem Leben eine Richtung zu geben. Wie er Selbstständigkeit und auch Unabhängigkeit vom Elternhaus erlangen möchte und dafür 500 Meilen weit von zu Hause wegzieht. Hauptsächlich möchte er Distanz zu seinem Vater der, nach dem er die High School abgeschlossen hatte, angefangen hat sich irrationale Sorgen um seinen Sohn zu machen. Sein Sohn, der Musterschüler der immer nur Einsen nach Hause brachte, der hochanständig und fleißig mit ihm in der Metzgerei gearbeitet hat, war ihm die Arbeit auch noch so sehr zu wieder.
Um seine Ziele zu erreichen studiert Marci Jura und besucht nebenbei noch Kurse in Militärwesen. Dies ist auch sein wahres streben, nämlich im Koreakrieg (1951) im Nachrichtendienst eingesetzt zu werden und nicht wie viele andere als Gefreite in irgendeinem Schützengraben als Kanonenfutter herhalten zu müssen.
Zu vorderst war ich überrascht wie leicht sich Roth lesen lässt und wie offenherzig er seine Charaktere zeichnet so das auch dem Leihen ersichtlich wird in welche Zerrissenheit sich Marci hineinmanövriert. Der Hauptcharakter scheut jegliche Auseinandersetzung mit jedem und allen und ist nicht bereit Kompromisse einzugehen. Zuerst studierte er an der Uni in seiner Heimatstadt bis er an seinen Vater geriet, einige Tage später war er auch schon ausgezogen und 500 Meilen weit weg.
Auch im Studentenheim die selbe Situation. An statt sich wirklich mit Konflikten auseinanderzusetzen packt er vorher seine Sachen und zieht in ein anderes Zimmer.
Dennoch ist er ein sehr konservativer Charakter. Keine Partys, keine Mädchen, kein Spaß. Nur lernen um der Beste seines Jahrgangs zu werden. Jedoch ist Marcus kein Stereotyp, er hat seine Beweggründe und diese sind für den Leser auch nachvollziehbar.
Genau so sehe ich auch im Vater eine sehr interessante Figur. Der Vater der seinen Sohn mit seinen eigenen Ängsten zu erdrücken droht. Weniger um den Sohn sondern mehr hat der Vater vor der Zukunft angst. Die Geschäfte gehen immer schlechter, nicht nur in der Metzgerei, jemand der heute noch ein Haus hatte könnte morgen schon auf der Straße stehen und unter einer Brücke schlafen. Ich hatte das Gefühl das ich, in solchen Situationen im Buch, ein leises aber doch deutlich vernehmbares Einatmen hörte. Ein Einatmen das ruhig aber dennoch bestimmt alles mit sich zog und den Charakteren im Buch immer weniger Luft zum atmen lies. Ein gewaltiges Einatmen dass große Veränderungen über das ganze Land bringt und an seinem Nullpunkt, an dem Punkt wo die imaginäre Lunge sich bis zum Rand mit Luft gefüllt hat, jener schon fast schmerzhafte, brennende Punkt dem ein erlösendes Ausatmen folgen sollte, dieser Punkt ist auch der Übergang in ein Zeitalter das wir heute unter dem Begriff die “goldenen 60er Jahre” kennen.
Die Mutter schien mir am liberalsten und auch am stärksten zu sein. Oberflächlich kleidet sie sich zwar in eine konservative Rolle, als nichtjüdische Frau eines koscheren Fleischhauers nimmt sie den Spruch “In guten wie in schlechten Zeiten” sehr wörtlich, denkt aber hinter dieser Fassade über Scheidung von ihrem Manne nach oder hat auch nichts dagegen das der jüdisch erzogene Sohn eine Nichtjüdin heiratet. So schien sie mir, trotz ihres alters und der Tatsache das sie doch nicht ausbrechen kann aus ihrer Rolle, moderner zu denken als ihr Sohn Marci oder ihr seelisch immer mehr aus dem Gleichgewicht geratener Mann.
Und dann ist da natürlich noch die Tochter des Arztes die Marcus kennen lernt und in die er sich verliebt. Dieser jungen Frau fehlte es nie an Zuwendung und Geld trotzdem hat sie mit ihren 19 Jahren bereits einen Alkoholentzug und einen Selbstmordversuch hinter sich. In gerade jener Person könnte man die Ängste von Marcis Vater wieder finden wie er mit nacktem Zeigefinger auf sie deutet und sagt:
“Ja Marcus, sie sie dir nur an, ich hatte immer Recht…”
Dennoch sehe ich sie nicht als Gegenentwurf zum Hauptcharakter viel mehr zeigt sie das Roth ein bodenständiger Erzähler ist und ihm mehr die Charakterisierung der einzelnen Figuren am herzen liegt als die Taten die sie vollbringen um ihre Zeit, in der sie leben, zu gestalten und ihren Ambitionen, Wünschen und Zielen unterzuordnen.
Als vor einigen Jahren Schriftsteller wie Updike oder Márquez ihre aktuellen Romane raus brachten war immer von einem “Alterswerk” die Rede. Bei Philip Roth wäre so eine Bezeichnung Humbug, egal was andere Kritiker sagen. Trotz seiner Jahre (Jahrgang 1933) schreibt Roth frisch und routiniert. Zugegeben, manchmal schon etwas zu routiniert aber dennoch Lust auf mehr machend.
Zwar ist er kein Meister vor dem es auf die Knie zu fallen gilt, dafür gibt es zu viele gute zeitgenössische Schriftsteller, dennoch macht er in seinem Buch “Empörung” alles richtig und ist dabei sogar noch einen Hauch unterhaltsamer als der schon eben genannte John Updike.