Einen hab ich noch!

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    Re: Einen hab ich noch!

    Ändy - 03.05.2006, 20:53

    Einen hab ich noch!
    Mit dem famosen Konzert von SAGA im Mühldorfer Haberkasten ist die knapp dreiwöchige Nostalgiereise in die 70er zu Ende. Sieben Bands und Musiker, die sich alle jeweils mindestens 25 Jahre im Musikgeschäft behaupten und mit Recht auch heute noch zu den Großen und Bekannten zählen. Sie werden mit Sicherheit auch nicht dem Vergessen anheimfallen, wie so manche Girlie- und Teeniestars wie Britney Spears, No Angels oder die Backstreet Boys. Aus dem einfachen Grund nämlich, weil das noch „richtige Musik“ ist. Musik, die aus dem Bauch und aus dem Herzen kommt und die Menschen berührt und kein unpersönlicher Computersound, an den sich in zwei Wochen keiner mehr erinnert.

    Zunächst wächst die Spannung. Wie lange würden wir auf SAGA warten müssen? Ooch, gar nicht lange wie sich schnell herausstellte. Punkt 20.15 Uhr schallt ein ausgiebiges Instrumental mit ausladenden Keyboardläufen als Vorbereitung auf die kommenden zwei Stunden durch den Innenhof. Keyboarder Jim Gilmour hat’s gewaltig drauf – und acht(!) Keyboards um sich herum platziert, auf denen er sich sehr gekonnt verwirklicht. Zwischendurch verwöhnt er das Publikum sogar mit einer höchstpersönlich gesungenen Soloballade. Aber auch Michael Sadler, der sich als Multiinstrumentalist erweist, und Bassist Jim Crichton greifen zwischenzeitlich gerne mal in die Tasten. Gitarrist Ian Crichton beweist sich einmal mehr als genialer Saitenkünstler, der brillante, ausgiebige Sololäufe in die Runde fließen lässt und dennoch nicht aus dem Songgefüge ausbricht.




    SAGAs charismatischer Frontmann Michael Sadler besticht mit einer beeindruckenden Performance. Mimik, Gestik, ein Lächeln in allen Varianten – der Mann steckt seine Fans locker in die Tasche. Er spricht relativ gut deutsch, was natürlich bei den Fans immer gut ankommt. Das Publikum erweist sich als ausgesprochen textsicher, so dass Mr. Sadler die Aufforderung zum Mitsingen nie zweimal aussprechen muss, und Songs wie „Times Up“ gut und gerne von den Fans allein hätten bestritten werden können. Klassiker wie „Wildest Dreams“ und „How Long“ als Einstimmung auf einen der wohl ältesten und bekanntesten Dauerbrenner der sympathischen Kanadier, auf „Humble Stance“. Hierbei greift der stimmgewaltige Michael Sadler neben dem Mikro sogar zum Bass und zwischenzeitlich sogar noch in die Tasten. Der gutgefüllte Haberkasten tobt, und etliche vereinzelte Tränchen rollen über ergriffene Gesichter. Mann, war’n das noch Zeiten, als dieser Song ein brandaktueller Hit war – und er hat nichts von seiner Faszination eingebüsst!

    Mit zwei ansprechenden Stücken vom aktuellen Album „Network“, darunter „Outside Looking In“, kommt selbstverständlich auch die Gegenwart nicht zu kurz. Leider gibt es nur zwei Zugaben. Die wurden aber noch fulminant in den Innenhof gerockt und weder die Fans noch die Band machen den Eindruck, als würde ihnen das schon reichen. Glückliche, lächelnde Gesichter zu beiden Seiten des Fotograbens sprechen eine deutliche Sprache. Dennoch geht nix mehr und so zerstreut sich die Menge in alle Winde und auf der Bühne wird fieberhaft abgebaut. Und wir stellten uns betrübt die Frage, ob der Haberkasten zum 22-Uhr-Zapfenstreich verdonnert worden ist.



    Den überwiegenden Teil der Songs des Anheizers aus Schweden habe ich nur gedämpft wahr genommen, da ich mich nach Ankunft im Löwensaal gleich mit SAGA-Sänger Michael Sadler im Produktionsbüro unterhalten habe (siehe SAGA-Interview). Als dieses Gespräch beendet war und ich mich schließlich doch noch in den Zuschauerraum vorkämpfen konnte (der Löwensaal war ziemlich gut gefüllt), bekam ich noch etwa eine Viertelstunde von A.C.T. mit. Recht nett anzusehen waren sie ja, die Skandinavier, allen voran Sänger Herman Saming, der durch sein äußeres Erscheinungsbild (Milchbubi-Flair) und seine Gestik (Hampelmann) die Lacher auf seiner Seite hatte. Musikalisch spielten A.C.T. zwar einwandfrei, doch kam der Sound für meine Begriffe eine Spur zu brachial aus den Speakern. Die vertrackteren Teile der Songs gingen dadurch leider etwas unter, denn Schlagzeug- und Gitarrensound bügelten die Löwenmähnen im Auditorium nahezu von den Schädeln. Es war deutlich auszumachen, dass die jungen Männer aus Schweden in SAGA ihre musikalischen Vorbilder sehen, doch bei ihren Kompositionen eher auf Härte, denn auf Ästhetik setzen. A.C.T. sind aber beileibe keine schlechte Live Band, die einen kurzweiligen (bei mir sowieso...) Aperitif servierten.

    RAY WILSON kam, sah, sang, spielte, sah gut aus und siegte. Der Schotte war Sänger bei Genesis nach dem Ausstieg von Phil Collins und so waren die Songs dieser Mega Band natürlich auch bei seinem Set in der Frankenmetropole zahlreich vertreten. Andere Stationen WILSON’s waren übrigens Cut und Stiltskin. Es war schon etwas ungewöhnlich, dass in einem Package zwischen mehrköpfigen Gruppen ein Solokünstler ins Programm genommen wurde, der lediglich auf seine akustische Klampfe und seine Stimme zurückgreifen konnte. Aber vielleicht war es ja genau dieser Umstand, der seinen Auftritt zu etwas Besonderem machte und die Leute wahrlich gut bei Laune blieben. Nicht nachteilig für WILSON sicherlich die Tatsache, dass an diesem Abend die holde Weiblichkeit bestimmt ein Drittel der Gäste ausmachte und RAY ein Frauentyp ist. Trotzdem muss man ihm eine starke Performance bescheinigen. Für ein paar Minuten unterstützte gar der SAGA-Sänger seinen einzelkämpfenden Kollegen und da johlte die Menge natürlich besonders auf. Äußerst fasziniert war ich von der Genesis-Nummer ´Mama´ (wohl gemerkt, nur mit Wandergitarre und Gesang dargebracht!) und der letzten (selbst komponierten) Nummer des Musikers, die als beeindruckende Antikriegsballade aufgefasst werden konnte. Der Knabe hat die Werbetrommel für seine neue Soloscheibe „Change“ jedenfalls ordentlich gerührt. Von RAY WILSON wird es – auch hier beim Bright Eyes – garantiert bald mehr zu erfahren geben.





    Dann also doch noch der Headliner, der Klassiker. Mit dem Intro und dem anschließenden Titelstück des neuen Albums (´Marathon´) stieg der Fünfer ein und sogleich wurde unmissverständlich klar, dass man eine SAGA-Platte – und sei sie auch noch so gut – nie und nimmer mit den Live-Qualitäten dieser etwas in die Jahre gekommenen Supergroup vergleichen kann. Doch das Alter ist im Falle von SAGA nicht etwa ein Manko, sondern eine wertvolle Gabe. Selten habe ich eine Band erlebt, die so gut aufeinander abgestimmt war und so perfekt miteinander harmonierte. Spielwitz, Energie, Performance, Spaß, tadelloser Sound – all dies ergoss sich bei den Herren aus Kanada in mächtigen Wogen von der Bühne. Vor lauter Enthusiasmus entglitt Mister Sadler zu Beginn (bei ´On The Loose´) gar das Mikro und ein Kollege im Fotograben hätte deshalb um ein Auge ein neues Kameraobjektiv benötigt. Es wurde also scharf geschossen von der Bühne - ab jetzt jedoch nur noch mit Klangraketen – und solche erblitzten unablässig fast zwei Stunden lang. SAGA mischten sehr geschickt neuere Stücke mit älteren Werken und als besonders gelungen empfand ich ´The One´ vom „Full Circle“-Album aus 1999. Gerade bei dieser Nummer wurde für meine Begriffe erkennbar, wie hart eine E-Gitarre selbst bei einer melodischen Band wie SAGA klingen kann, wenn ein Könner wie Ian Crichton an diesem Instrument seine Zauberfinger entlang gleiten lässt. Aber der ganzen Mannschaft muss man ein ganz dickes Kompliment aussprechen – dass die Herren dieses Alters die Schwarte noch mal so krachen lassen würden, hätte ich wirklich nicht erwartet. Ich habe SAGA in genau dieser Besetzung das letzte Mal vor etwa 13 Jahren gesehen, doch waren dem gegenüber keinerlei Abnutzungserscheinungen auszumachen (also bei der Band...). Auch verstand ich als damals 19jähriger Rotzlöffel die musikalische Botschaft der Kanadier nur zum Teil. Nach vielen Jahren Beschäftigung mit der Rockmusik entwickelt man sich aber scheinbar doch weiter und so waren SAGA in Nürnberg für mich das reinste Vergnügen. Schmachten, flippen, staunen, mitsingen – ich wusste gar nicht mehr, was ich wann machen sollte und das nicht nur beim Herzstück des Sets, nämlich Chapter 9 bis 16 in einem Block!
    Als dann die Kappe von Drum-Machine Steve Negus endlich durchgeschwitzt war, die tolle Fönfrisur von Basser/Keyboarder Jim Crichton schön langsam in sich zusammenfiel, Jim Gilmours Finger an der Keyboard-Bar zu glühen anfingen, war es schließlich an der Zeit, die Evergreens und größten Hits der Bandhistorie zu präsentieren. ´Humble Stance´, ´You’re Not Alone´, ´Wind Him Up´, ´Amnesia´, ´Runaway´ - es war die wahre Freude für das bunt gemischte Publikum (Langhaarige, Seitenscheitel, Alte, Junge, Sakkoträger, Damen im Abendkleid, Rockerbräute, Biker, Kinder). Natürlich ließ es sich Michael Sadler nicht nehmen, gegen Ende noch mit einem Club-Trikot bekleidet aufzutauchen, während er zwischen seinen beiden Lieblingspositionen (ganz vorne an der Bühnenmitte oder oben bei Jim Gilmour im Keyboard Verschlag, wo der Sänger auch des öfteren die Tasten bediente) hin- und herwechselte. Club Trainer Auge wäre sicher begeistert von so einem quirligen Stürmer im Angriffszentrum. Ich kann nur sagen, dass sich die 200 Kilometer Anfahrt für mich voll und ganz gelohnt haben und ich mir SAGA auch beim nächsten Gastspiel in Deutschland wieder reinziehen werde. Mitfahrwillige aus dem Raum Landshut sollen sich beizeit bei mir melden.

    www.brighteyes.de[/img]



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