Wie ist eure Studiensituation?

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    Re: Wie ist eure Studiensituation?

    fordprefect - 16.01.2009, 18:11

    Wie ist eure Studiensituation?
    Hallo!

    In den letzten Jahren fanden an vielen Universitäten im Rahmen des Bologna Prozesses große Umstrukturierungen statt. So auch hier in München: Der Diplomstudiengang Geophysik wurde abgeschafft und die Geophysikerausbildung in den Bachelorstudiengang Geowissenschaften eingegliedert. Seit diesem Wintersemester gibt es einen konsekutiven Masterstudiengang der das alte Diplom ersetzten soll.

    Mich würde sehr interessieren, wie das Geophysikstudium an eurer Uni organisiert ist und wie ihr die Situation beurteilt.

    Hier eine kurze Einschätzung der Lage in München: Wenn man in München Geophysik studieren möchte schreibt man sich in den gemeinsamen Bachelorstudiengang Geowissenschaften der TU/LMU ein und spezialisiert sich spätestens im dritten Semester auf eine der Vertiefungsrichtungen Geophysik, Ingenieurgeologie oder Mineralogie. Es wird großer Wert auf eine breite naturwissenschaftliche Grundausbildung gelegt. Auch Geophysikvertiefer besuchen Fächer wie Paläontologie, Biologie, Analytische Chemie etc. Für Geophysikvertiefer sind zusätzliche Vorlesungen in Mathe und Physik verpflichtend (Mathe 3/4, Mathematische Methoden, Experimentalphysik 2,3, Theoretische Physik 1). Es ergibt sich eine Gesamtzahl von 54 Creditpoints in Mathe und Physik. Das klingt auf dem Papier eigentlich nicht schlecht, doch das Konzept scheitert imho an der Umsetzung. Leider ist spielt sich Großteil der Mathe und Physikvorlesungen auf einem sehr niedrigen Niveu ab. Mathe 1 und 2 belegt man zusammen mit den anderen Geowissenschaftlern, weshalb der Anspruch nicht so hoch ist. Mathe 3/4 würde rein vom Stoff her schon etwas tiefer gehen, doch leider handelt es sich im Prinzip um einen Maple-Kurs (sowas wie Mathematica). Es wird 2 Stunden die Woche ein bisschen Code abgetippt, keine Hintergrundinfos, kein Übungsblatt, fast alle bekommen eine 1.0). Exp Phys 2 und 3 gehen im Gegensatz zu Exp Phys 1 (zusammen mit den Tiermedizinern) zwar schon ETWAS über Leistungskursniveu hinaus, aber auch nicht sehr. Erste Konsequenzen hat die mangelhafte Mathe/Physik Vorbildung dann bei der Vorlesung in Theoretischer Physik zusammen mit den "richtigen" Physikern. Hier hat es bei uns fast 70% Zerbröselt, die nun versuchen müssen die Vorlesung im nächsten Semester nachzuholen. Im großen und ganzen musste man sich fehlendes Vorwissen selbst aneignen, was allerdings nicht so einfach ist, da der Stundenplan vollgestopft ist mit Mineralogie/Geologie/Chemie-Vorlesungen (Man schreibt z.t. über 10 Klausuren in den letzten 2 Wochen des Semesters). Das alles ist auch am Lehrstuhl bekannt, aber trotzdem hat es in den letzten 4 Jahren keine ernsthaften Versuche gegeben eine Lösung zu finden. Das Problem liegt besonders bei der laschen Mathevorlesung. Würde es sich um eine normale Vorlesung mit wöchentlicher Übungsblattabgabe handeln, dann würde man auch was dabei lernen... Die Geophysiker müssen nur einen Bruchteil der Geländetage absolvieren, die für Geologen vorgeschrieben sind, was ich unter dem aspekt dass eine möglichst breite Ausbildung erfolgen soll, nicht nachvollziehen kann. Ich denke dass man nur durch Geländearbeit Geologisches Verständnis entwickeln kann. Im großen und ganzen führt die beschrieben Situation sowohl unter den Studierenden als auch unter den Dozenten zu einer ziemlich schlechten Stimmung.

    Fazit: Aus wissenschaftlicher Sicht hat man in München sehr Spannende Möglichkeiten und natürlich gibt es auch viele gute Vorlesungen und engagierte Dozenten, die muss man sich aber rauspicken. => Studiengang in München derzeit nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Über Masterstudiengang kann man noch nichts sagen, läuft erst seit diesem WS.

    gruss

    fordprefect



    Re: Wie ist eure Studiensituation?

    MapleLeaf - 16.01.2009, 23:40


    An der FU Berlin nimmt man als angehender Geophysiker am Studiengang Bachelor of Science Geologische Wissenschaften teil. Ähnlich wie bei euch in München wird sehr viel Wert auf eine geowissenschaftliche Allgemeinbildung gelegt.

    Zu Beginn des Studiums stehen zwei Betonungen - chemisch/biologisch und mathematisch/physikalisch - zur Wahl, welche sich auf die Art der naturwissenschaftlichen Veranstaltungen beziehen. Außerdem gibt es insgesamt 7 Vertiefungsrichtungen, von denen man eine wählen muss: Geochemie, Geoinformatik/Planetologie, Geologie, Hydrogeologie, Mineralogie/Petrologie, Paläontologie und eben Geophysik. Im 5. und 6. Semester besucht man dann Veranstaltungen seiner Vertiefungsrichtung. Es gibt die Empfehlung, dass man sich mit der gewünschten Vertiefungsrichtung Geophysik für die mathematisch/physikalische Betonung entscheidet aber dabei handelt es sich wirklich nur um eine Empfehlung und man ist nicht dran gebunden.

    Nach Leistungspunkten schaut das so aus:

    80 LP Geologisches Grundwissen
    Diese Veranstaltungen besuchen alle Studenten des Studiengangs gemeinsam. Hier gibt es einführende Veranstaltungen zu den Themengebieten: Erde I (Prozesse), Erde II (Systeme), Mineralogie, Petrologie, Paläontologie, Sedimentologie, Stratigraphie, Hydrogeologie, Geochemie, Kartierung, Geoinformatik, Tektonik und Geophysik. Außerdem fährt jeder mindestens 4-mal für je 1-2 Wochen ins Gelände.

    42 LP Naturwissenschaftliches Grundwissen
    Hier teilen sich die zwei Betonungen auf.
    Wer sich für chemisch/biologisch entscheidet (das sind ca. 90%), besucht Mathematik-, Physik-, Chemie- und Biologie-Veranstaltungen speziell für Geologen oder für diverse Naturwissenschaftler (Mediziner, Biologen, Chemiker).
    Wer sich für mathematisch/physikalisch entscheidet, besucht zusammen mit den Meteorologen die Veranstaltungen der Physiker. Das sind 3 Semester Mathematik und 2 Semester Experimentalphysik sowie ein Physikalisches Grundpraktikum.

    Die Veranstaltungen bei der chemisch/biologischen Betonung bewegen sich ungefähr auf Grundkursniveau. Die Veranstaltungen der mathematisch/physikalischen Betonung gehen in vielen Bereichen über Leistungskursniveau hinaus. Dazu sei gesagt, dass die BSc Geologische Wissenschaften und auch Meteorologie keinen NC haben, die Physiker haben 1,4. So fallen bei den Physik-Veranstaltungen viele Nebenfächler durch. Wem chemisch/biologisch zu langweilig ist und das locker mit 1,X bestehen würde, sieht bei mathematisch/physikalisch erstmal kein Land. Das ist auch mein Kritikpunkt. Man lernt deutlich mehr auf den Gebieten der Physik und Mathematik aber es gibt nur genau so viele LP für die Veranstaltungen. Der Vergleich hinkt.

    18 LP Schwerpunktbildung
    Hier besucht man 3 Veranstaltungen in der gewählten Vertiefungsrichtung. Wenn man Geophysik wählt, sind das Mathematische Grundlagen der Geophysik, ein Geräte- und Geländepraktikum sowie ein frei wählbares Modul aus den Bereichen geologische sowie geographische Wissenschaften, Meteorologie, Physik und Mathe.

    30 LP Berufsvorbereitende Ausbildung
    Hier zählen neben 2 frei wählbaren ABV-Modulen ein achtwöchiges Berufspraktikum, eine geowissenschaftliche Berufsvorbereitung sowie ein EDV-Kurs in den Geowissenschaften.

    10 LP BSc-Arbeit

    Wie an vielen Unis ist das Problem, dass immer weniger Geldmittel und Wissenschaftler zur Verfügung stehen aber dennoch mehr und mehr Studenten angenommen werden. Von der Elite-Uni merkt man als normaler Student leider wenig.
    Es werden auch deshalb so viele Studenten angenommen, weil jedes Semester ungefähr 25% abspringen. In den Vorjahren blieben nur sehr wenig übrig und die einzelnen Vertiefungsrichtungen bekommen nur noch 2-4 pro Jahrgang. (In meinem Jahrgang sind wir jetzt noch 3 "richtige" Geophysiker mit der mathematisch/physikalischen Betonung und noch einmal 2, die es später auch als Vertiefungsrichtung wählen wollen.) Ich kenne zwar nicht das wirtschaftliche Interesse hinter diesem System aber würde mir auch für den BSc Geologische Wissenschaften einen NC wünschen. Damit würde man das Niveau steigern und gleichzeitig bessere Studenten-Wissenschaftler-Verhältnisse schaffen.
    Das Problem mit einem Schwall an Klausuren in den letzten 1-2 Wochen der Vorlesungszeit ist bei uns nicht anders. Die Physiker schreiben in der Regel 3-4 pro Semester. Wir schreiben dieses Semester 7 Klausuren in den letzten beiden Wochen, davon alleine 5 in der letzten Woche.

    Ich klinge vielleicht sehr kritisch aber trotzdem bereitet mir das Studium sehr viel Freude und ich finde es gut, dass man im Bachelor an der FU ein so breites geologisches Wissen vermittelt bekommt. Zum Fachidioten kann man sich im Master immer noch machen. :wink:



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