Eine Geschichte über eine wahre Vaterliebe

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    Re: Eine Geschichte über eine wahre Vaterliebe

    Valar - 09.12.2008, 23:08

    Eine Geschichte über eine wahre Vaterliebe
    Vaterliebe kennt keine Grenzen



    Ich bin ein Mann Anfang dreißig. Man sollte meinen, mein Name tut nichts zur Sache, da es sicher schon viele Menschen in meiner Situation gegeben hat und immer noch geben wird, aber ich habe Dinge erfahren, die mir zutiefst widerstrebten und dennoch ihren Reiz hatten.
    Mein Name lautet Mitch Mc.Lear und das ist meine Geschichte...

    Seiner Bewegung nach zu urteilen, war ich ein hoffnungsloser Fall. Zu viel Blut strömte aus meiner Schulter. Sie konnten die Blutung noch nicht stoppen. Vielleicht wache ich ja nie wieder auf...aber wenigstens habe ich noch die Zeit mir meine Story noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Ein letztes mal....>
    So entschwand er in ein langes Koma. Seine Eltern würden ihn nicht besuchen. Sie hatten vor vielen Jahren vereinzelt scheinbar unmögliche Unfälle. Sowie seine Schwester und sein Bruder. Alle waren sie gestorben. Außer seine Geschwister. Unkraut vergeht nicht, wie man immer sagt. Niemand hatte jemals in Betracht gezogen, das es möglicherweise Mord war.
    Niemand außer Mitch. Was hatte er noch, wofür sich das Leben noch lohnen würde?
    Das Haus am anderen Ende der Stadt, das Auto, oder die vielen Sachen in seiner Penthousewohnung?
    Nichts von alledem war noch von Bedeutung...aber eines war im sehr wichtig. In einem dunklen Schrank, ganz oben, da befand sich eine Kiste mit Bildern längst vergangener Tage. Seine Erinnerungsstücke waren ihm heilig, als dieses und als Mahnbild, um manche Fehler nicht nocheinmal zu begehen. Sein Leben war in dieser Kiste...und nun würde sie für immer zerstört werden.
    Ein letztes mal ließ er die Bilder an sich vorbeihuschen. Mit jedem imaginären Augenschlag, mit jedem blinzeln kam ein neues Bild.
    Sein Innerstes, Gedanken versanken im Nichts der Bedeutungslosigkeit.
    Doch er dachte an die vielen schönen und weniger schönen Momente. Leider überwiegten die Letzteren.
    Alles ließ er Revue passieren und erzählte währenddessen seine Geschichte in diesem Meer aus Lügen und Geschehnissen...

    Alles fing damals an...
    Ich war ein dicker...ach was rede ich, geradezu fetter Teeny. Jeder hatte mich gehänselt, mir Spitznamen verpasst oder irgendwelche Beleidigungen an den Kopf geworfen. Es hatte mich eigentlich nie gestört.
    "Sollen sie doch sagen, was sie wollen. Damit können sie nicht meinen Willen brechen.", dachte ich immer und es half zusehends. Ich war der kleine dicke Junge von nebenan, den jeder kannte und doch niemand kennen wollte. Ich hatte damals so wie heute keine richtigen Freunde, außer Leon, den ich viele Jahre später erst als Geschenk des Himmels bekahm. Es waren Menschen darunter, die mir weder wichtig noch lieb waren.
    Sie waren so etwas wie Weggefährten die man zufällig am Rande der Straße traf. In diesem Alter interessierte ich mich nicht für Mädchen oder Partys. Man könnte sagen, diese Dinge gaben mir kein Gefühl der Zufriedenheit und des Glücks. Doch eines Tages nahmen sie mich mit in die größte Disco der Stadt...weder tanzte ich, noch sprang ich auf einen Tisch und bewegte mienen eh zu übergroßen Hintern zum Rythmus der Musik. Mein Platz war an einem Tisch, versteckt hinter der Menge auf der Tanzfläche. Plötzlich kam sie...und setzte sich zu mir...zu mir!?
    Mit ihrer klangvollen Stimme sprach sie zu mir: "Hallo, ich bin Jessy, wie heißt du?"
    Ich sagte ihr meinen Namen, doch die Musik war zu laut. Mein Ruf verhallte in dem pochenden Beat des Songs
    "I've never see your Face". Mir gefiel der Disc Jockey schon am Anfang nicht. Flüchtig zeigte mein Finger auf die Tür, unscheinbar wieß ich darauf hin, das man sich besser draußen unterhalten sollte, um das Trommelfell nicht weiter zu beanspruchen. Sie nickte und kam mit an die frische Nachtluft...

    "Also hallo nochmal. Ich bin Jessy" während sie sich vorstellte reichte sie Mitch die Hand. Er erwiederte mit einem festen Händedruck ihre Geste.
    Sie lächelte herrlich, wunderschön war sie nicht nur in diesem stickigen Raum voller Alkoholdunst, rauch und Gegröle. Nein, sie war auch hier noch wunderbar anzusehen.
    Die kalte Nachtluft durchwehte ihr schulterlanges blondes Haar. Sie strich sich eine Strähne vom Gesicht hinter das linke Ohr und fragte mit sanfter Stimme:
    "Hast du auch einen Namen oder wollen wir uns hier etwa nur schweigend ansehen." Mitch dachte bei sich , aber er zog es vor sich mit ihr zu unterhalten.
    "Ich bin nur verwundert, das du mich angesprochen hast. Ich bin Mitch"
    "Darf ich dich denn nicht ansprechen? Und wenn dem so ist, hab ich schon gegen die Regeln verstoßen."
    "Nein nein. Ich meine...ich bin so..."
    "Was?"
    "Naja, dick halt."
    "Mir ist egal wie du aussiehst. Du hast mehr Charakter als alle anderen, besonders als die elenden Mistkerle die mich immer anquatschen."
    "Tja, kann man wohl nichts machen. Und...kommst du auch öfters hier her?"
    Sie lachte: "Öfters als du, weil du das erste mal hier bist."
    "Ja, das hat aber auch einen Grund. Ich bin kein guter Tänzer."
    Die Musik drang durch die Fenster...Türen und Wände nach außen.
    "Crying at the Discoteque...das ist mein Lieblingssong, komm mit, jetzt werd ich dir tanzen beibringen!" Mit ihrer mädchenhaften und jugendlichen Ernsthaftigkeit überredete sie mich. Die Stunden verstrichen. Das war der Tag, an dem ich zu leben anfing. Der beste Tag aller Zeiten, so dachte ich jedenfalls. Der Abend ging ja noch weiter. Mitch lachte in sich hinein, wie ein kleines Kind. Mein erstes mal....irgendwann ist ja immer das erste mal.
    Am Morgen darauf....
    wachte ich neben einer der hübschesten Frauen auf, die ich jemals gesehen habe. Ihr Atem, schwach und rythmisch, fühlte sich warm an meinen Lippen an. Ihr Gesicht glich einer Alabasterstatue. Ihr ganzer Körper war so schön wie von einer Göttin. Junge...damals ertappte ich mich dabei, dass mein Herz auch Liebe empfinden kann.
    Sie wachte auf und lächelte mich an. Mit schläfrigen Augen betrachtete sie die Uhr. Plötzlich fuhr sie mit einem Zug hoch und sprang aus dem Bett. Hastig zog sie sich an und gab mir noch einen Kuss, mit dem versprechen zurück zu kommen. Ich dachte mir nichts dabei und machte mir erstmal einen Kaffee, um dann am Frühstückstisch den gestrigen Tag Revue zu passieren.


    Meine Mutter huschte wie jeden Morgen von Zimmer zu Zimmer. Es war gerade einmal um neun. Für sie jedoch war es an der Zeit zur Arbeit zu fahren. Mein Vater lag noch immer im Bett und wälzte sich von einer Seite zur anderen.
    Wenn sie sich nicht damals beeilt hätte, wäre sie nicht durch den Berufsstau auf eine Landstraße gefahren und in einer Kurve einen Abhang runter gestzürt. Nach zwei Tagen wurde ich angerufen...stell sich das mal einer vor...man wird von der Polizei angerufen, um zu erfahren, dass man seine Mutter verloren hatte. Da ich mich weder an die Einzelheiten erinnern kann, noch an das was in den zwei Tagen alles passiert ist, wüsste ich nicht was man daraus schlussfolgern könnte. Vielleicht ein Kindheitstrauma...

    Die stürmende Frau streifte mit ihrer Hand über Mitchs Kopf. Es sollte die letzte Berührung seiner Mutter gewesen sein. Damals war er noch jung, bedauerte ihren Tod, melancholisch und depressiv ging er seinen Weg weiter.

    Am späten Nachmittag wartete ich mit dem Abendessen auf meine Mom.
    Die Zeit verinn und bald rief schon wieder das Bett.
    Mein Vater hatte an diesem Tag Spätschicht, darum legte ich ein Teil des von mir eigents kreirten Gerichts in die Mikrowelle. Es war seltsam. Sie kam damals nie so spät. Ich hatte ein komisches Gefühl. Gott...hätte ich doch nur darauf gehört
    Die Bilder in Mitchs Kopf rasten vorbei. Bis einer der schlimmsten Momente in seinem Leben eintrat. Die Beerdigung seiner Mutter. Wie in Zeitlupe schien sich der aus Eichenholz gefertigte Sarg nach unten zu bewegen. Gottes Acker...ihn schauderte es, als ihn die Erinnerung an diesem Tag auf ein neues einholte.

    Ein Mensch weint im Durchschnitt achzig Liter Tränen.
    Mitch war es so, als würden es bei ihm schon über das doppelte sein.
    Sein ganzes Leben verlief anders, nicht so wie er es wollte. Das Schicksal spielte mit ihm...

    In der Zeit, in der ich psychisch angreifbar und willenlos war, gab mir eine Person immer wieder Kraft das Leben in die Hand zu nehmen. Jessy war ein außergewöhnliches Mädchen. Sie steckte einen immer mit ihrer Lebenslust an. Weder könnte ich die Filme aufzählen, die wir zusammen sahen, noch die vielen Male, die wir uns küssten. Ach wir waren so verliebt ineinander.

    Bald wollte Jessy mich zu ihrer Familie mitnehmen und uns bekannt machen. Ein halbes Jahr nachdem meine Mutter starb. Ich dachte noch oft an sie. Die Frau, der ich so dankbar für alles war, was sie für mich tat. Mir zur Seite stand...und die mir viel bedeutete.
    Es war ein großes auffällig helles Haus. Weiße Fassade, neue Fenster, helles Dach, einen Vorgarten, der so groß wie ein Fußballfeld war...junge, hatte ich schiss...
    Doch der Abend sollte sich gut entwickeln. Der Vater fragte mich aus, mit der Mutter unterhielt ich mich über Kochrezepte und spätabends machte es sich Jessy mit mir vor dem Kamin gemütlich.
    Wir redeten über viele Dinge. Über das Wetter, Spiele, Bücher, Gott und die Welt...bis sie das schlechteste Thema ansprach, was ihr damals einfallen konnte. Mein Vater...

    Ein Saufbold, Alkoholvernichter und Suffagressiver wie kein zweiter. Jedes mal verprügelte er mich. Die letzte Einheit erhielt ich mit Achtzehn, als ich auszog.
    Zum Glück endete es nie mit dem Tod. Sicher...ich hatte blutunterlaufene Augen, Blutergüsse, Prellungen und gebrochene Rippen. Vielleicht noch ein paar Schnittwunden aber das war es auch schon.
    Immer wenn er das tat, schlich ich mich in der Nacht zu Jessy. Sie pflegte mich mit dem "erste Hilfe"-Kasten und wir redeten...wie immer...

    "Wie geht es deinem Vater?"
    "Der?, der müsste bald eine Gallenkolik bekommen. Seine Augen sind schon seit längerem nicht mehr weiß. Soll er doch machen was er will."
    Mitch drehte sich zum Feuer, senkte seinen Kopf und legte die Ellenbogen auf die Knie. Das Feuer war warm und doch unberechenbar. Es züngelte immer wieder aus dem so herrlich ausgearbeiteten Kamin.
    "Warum sagst du sowas...er ist dein Vater!"
    "Er hat es nicht anders verdient." ......

    "Und wenn er jetzt sterben würde...würdest du nicht um ihn trauern. Wäre es für dich so eine Erlösung?"
    "Er ist lediglich der Mann der mich gezeugt hat, mein Vater ist mit meiner Mom begraben worden."
    Das leise Ticken der Uhr schien immer lauter zu werden. Mitch sah noch immer ins Feuer und verschwendete keinen Blick an Jessy. Sie saß nur stumm neben ihm und starrte missmutig auf den Laminatboden. Manchmal knackte das unter Feuer stehende Holz und die Luft roch nach Kiefern. Mitch schüttelte den Kopf, richtete sich auf und meinte: "Es ist schon spät. Willst du nicht ins Bett?"
    "Kommst du nicht mit?"
    "Gut gekontert...nein. Ich sitz hier noch en bissel und denke nach."
    "Wie du meinst..." Sie stand auf, ging zur Tür und lehnte sich an den Pfosten... "dann...gute Nacht, Mitch." Er wünschte ihr das selbe.

    Allein spürte er nun nur noch die Wärme des Feuers. Was war geschehen?
    Mitch war sich seiner Gefühle nicht mehr bewusst. Sollte er seinen Vater noch lieben oder hassen.
    Es war nicht so einfach wie bei Jessy. Mitch vergötterte sie. Ihr schien es zu gefallen, jedoch war sie eine der wenigen Mädchen, die ihn nicht ausnutzen würden. Sie war ehrlich. Manchmal zu ehrlich für Mitch.
    Wie einst ein weiser Mann sagte...
    "Die Wahrheit hat immer einen schlechten Beigeschmack"
    Als das kleine Licht ausbrannte, die Asche nur noch wie ein Sternenmeer glitzerte, stand Mitch auf...

    Ich hätte mir nie zu träumen gewagt, das mein Vater Selbstmord begeht.
    Schlussendlich verlor ich wegen ihm eine Träne.
    Er lag mir doch irgendwie am Herzen. Schade nur, das Jim und Rika zu spät zur Beerdigung kamen. Ich übernahm dann auch die Rolle des Boten und sagte ihnen, das Mutter da schon vier Jahre tot war.
    Sie schauten mich entgeistert an und wollten mich verprügeln.
    Leider konnte ich nichts dafür, das man sie nicht erreichen konnte. Jim hatte nur sein Studium im Kopf. Rika war beschäftigt mit ihrem Laden.
    Nie hatte einer der Beiden eine Nachricht mit einer Telefonnummer hinterlassen. Ich konnte sie also nicht erreichen.
    Die Frage ist doch aber klar... Warum sind sie erst zu Vaters Trauerfeier erschienen und nicht bei Mutters Tod?

    Diese Gedanken beschäftigten mich. War Mutters Tod nicht wichtiger als seiner. Sie war der Mensch, der uns in den Schlaf gesungen hatte, unsere kleinen Wehwehchen verarztet hatte und durch ihr Lächeln und ihre sanfte Art wurde so manche kleine Sorge in unserem noch so jungen Leben wieder glattgebügelt, sodass wir wieder lachen und fröhlich sein konnten. Jetzt als Vater gegangen war, mir fiel es schwer, zu sagen, er war gestorben, denn er war nicht gestorben, er ist zu ihr gegangen, jezt waren wie wirklich da. Sie hätte es verdient gehabt, nur sie allein, doch sie waren nicht erreichbar gewesen, also warum waren sie jetzt gekommen. War er für sie mehr wert als sie, oder wollte das Schicksal es jetzt, dass sie kamen? Aber nur warum jetzt gerade, und nicht als sie starb.......

    Mitch stand in seinem Traum vor dieser riesigen Filmleinwand.
    Er sah sich diese Szenen genau an...doch dann schlich sich ein Gedanke in seinen Kopf. Die Bilder verschwammen und hervor kam dieses unglaublich grässliche Bild.
    Mitch hatte ihn damals in diesem Zustand gefunden...
    Der Körper dieses Mannes baumelte an einem gut geknüpftem, starken Seil. Immer wieder wurde er vom Wind angestoßen und bewegte sich darauf hin wie ein halbes Schwein am Fleischerhaken. Das Gesicht seines einstigen Vaters war grausam verstümmelt.
    Die oberste Hautschicht wurde abgelöst. Die Augen waren nur noch weiß.
    An seinem Hals troff Blut und floss langsam bis zu seinen Lederschuhen.

    Ich muss mir eingestehen, das es mir irgendwie gefiel. Es war eine Genugtuung der höchsten Stufe. Eine Befreiung, Erlösung, ja das war es für mich. Die Schläge die ich einstecken musste, die unzähligen Tritte in meinen Magen, gegen meinen Kopf, das alles war jetzt nicht mehr.
    Selbst wenn ich vor ihm Angst gehabt hätte, würde mir ein Stein vom Herzen fallen. Ja, ich war froh.

    Jim fragte mich natürlich was passiert sei...und Rika schaute mich nur Stumm an, ohne das Gesicht zu verziehen.
    Zum Glück hatten sie die Leiche nicht gesehen. Der Kopf war auch nach der Bearbeitung dieser Bestattungsbeamten nicht sonderlich gut anzusehen...

    "Er ist bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. "
    "Was...das kann nicht wahr sein. Ich glaub dir das nicht, du kleiner Scheißer!" Er holte aus und traf Mitch genau in seine linke Wange. Rika schrie auf, versuchte vergebens Jim fest zu halten, doch Mitch stand lächelnd da..."Was, mehr hast du nicht zu bieten? Ich bin härtere Schläge von Vater gewohnt"
    Jim wollte nocheinmal ausholen. Rika sprang vor ihn um seinen schon zu viel verprügelten Körper zu schützen...
    Jim hielt inne. Rika drehte sich um und sah Mitch tief in die Augen..."sag mir bitte die Wahrheit Brüderchen...hat er dich geschlagen?"
    Mitch gab keine Antwort. "Na das werden wir aus ihm herausprügeln müssen!" rief der blass gewordene Bruder.
    Er zog das Hemd aus und zeigte seiner Schwester den Rücken. Ätliche Narben zogen sich von der rechten Schulter bis zum Steiß....

    Mitch erzählte den beiden, was alles geschehen war.
    Die vielen Male, als er zu Boden geschlagen, sein schwacher Körper zu allem Überfluss getreten und danach in eine dunkle Ecke des Wohnzimmers geschleift und liegen gelassen wurde.
    Jede Kleinigkeit, die sich über die Jahre angesammelt hatte, floss aus seinem Mund, wie aus einem Fluss der durch einen mächtigen Damm aufgestaut wurde und doch den Bruch eben dieses Dammes ausgelöst hatte.

    Das war noch nicht das Ende...er erzählte ihnen sogar, das nach dem Tod ihrer Mutter Jessy ihn sehr aufgebaut und geholfen hatte, mit den Dingen seines Lebens umzugehen.

    Die Liebe des Lebens, dachte er in diesem Moment... war sie es wirklich?
    Oder war sie nur eine Liebe, gar nur eine Bekanntschaft auf dem langen Weg?

    Das sollte sich erst viele Jahre später herausstellen...
    Seine Geschwister hörten ihm zu. Waren ein bisschen fassunglos und seine Schwester versuchte seine Hand festzuhalten. Er ließ es nicht zu, wollte keine Nähe, versuchte alleine klarzukommen. Er war es ja gewöhnt, die Dinge selbst zu bestimmen und da war ja auch noch Jessy. Jim gab sich bei diesem Gespräch gelangweilt und Rika....., Mitch wusste nicht, wie er die beiden einschätzen konnte, ob er sich auf sie in Zukunft verlassen konnte. Es war ihm klar, er durfte nicht zuviel verlangen, sie waren bisher nicht dagewesen und konnten auch in Zukunft sich wieder aus dem Staub machen. Rika versuchte wieder sachte über seinen Handrücken zu fahren, ganz langsam, wirklich ganz langsam dämmerte es ihr, was Mitch wohl in der Vergangenheit ertragen hat müssen........

    Sicher, es war bis jetzt kein schönes Leben, aber es war seines.
    Mitch sah seine Schwester an, seufzte und blickte in die Luft.

    Er dachte sich schon, das es die schlimmsten Tage seines Lebens werden, aber dennoch sprach er es aus...
    "Wenn ihr wollt, könnt ihr hierbleiben und euch ausruhen."
    Sicher würden sie versuchen, alles aus Mitch zu pressen. Aber wenigstens hatte er einen Halt, Jessy war ja da...

    Tja, nun weiß ich es besser...
    während ich mit meinen Geschwistern auskommen musste, wurde sie immer verschlossener und schien sich von mir zu entfernen...
    irgendetwas war nicht in Ordnung.
    Meine Geschwister lernten mein Leben kennen, fuhren wieder zu ihrer eigenen Welt zurück und hinterließen nur ein weiteres Loch in Mitchs Herzen. Jessy komplizierte diese Sache noch.

    "Wie geht es dir jetzt, nachdem dich deine heiß geliebten Geschwister wieder verlassen haben?"
    Ein Seltsamer unterton lag in ihrer Stimme. Doch Mitch konnte ihn nicht deuten und zuordnen. Also tat er es mit einem Schulterzucken ab.
    "Jessy...ich hab mal eine Frage an dich. Ich möchte eine ehrliche Antwort von dir haben. Keine Rumspinnerei."
    "Von mir aus, dann frag doch, aber nicht das du wie immer die selbe Frage stellst."
    "Warum bist du so verschlossen mir gegenüber?"
    "Was?, was meinst du damit? Ich bin doch so wie immer."
    "Ich merke, das mit dir etwas nicht stimmt, also was ist?"
    "Du würdest es doch eh nicht verstehen, Mitch, auch wenn du wolltest."
    Sie warf einen so eisig kalten Blick zu ihm herüber, dass es ihm über den Rücken fuhr. So etwas hatte sie noch nie getan.
    "Mitch...wie lange sind wir schon zusammen? Zwei, vielleicht drei Jahre?"
    "Ich kann dir genau sagen wann wir uns das este mal getroffen haben..."
    "Darum geht es nicht, Mitch. Siehst du es nicht...wir müssen mit der Maskarade aufhören."
    "Du willst doch nicht...?"
    "Ich mache Schluss mit dir!"
    Er hätte nie zu träumen gewagt, das diese Worte ihn so treffen würden.
    Seine Gesamte Welt brach zusammen. Sein Herz barst in tausend Teile...
    und was ihm blieb war die süße Erinnerung an die schöne Zeit.

    Jessy verschwand aus seinem Leben...und er spürte mit der Zeit immer wieder diesen unerträglich stechenden Schmerz in seiner Brust.
    Selbstzweifel und Gewissensbisse brachten ihn beinahe um den Verstand.

    Doch das war nur eine der vielen Bürden, die er zu tragen hatte.
    Die Jahre verstrichen und ihm wurde bewusst, das er sich nicht mehr selbst im Spiegel ansehen konnte. Bald trieb er Sport, fing eine Lehre an und wurde Jahrgangsbester in seiner Sparte.
    Doch dies alles brachte ihm nur wenig.

    Währenddessen gebar Jessy ein Kind. Es war Mitchs Tochter Elena.
    Mitch bekam von dem nichts mit. Jessy fand einen anderen, zog Elena mit diesem "Anderen" auf. Bis eines Tages Jessy mit der kleinen Elena einen Spaziergang machte und Mitch traf...

    Sie erkannte ihn natürlich nicht. Die Veränderung war zu groß gewesen, als das er ihr bekannt vorkam. Jedoch Jessy war immernoch die selbe wie damals. Was Mitch wurmte war das kleine Mädchen an ihrer Seite. Er haderte und rang noch mit sich. Sollte er sie ansprechen?
    Er wagte den Versuch um herauszufinden, was in den fünf Jahren geschehen war.

    "Jessy, bist du das?"
    "Eh...ja und wer bist du?"
    "Erkennst du deinen alten Freund nicht mehr?, ich bins, Mitch."
    "Mitch?, du bist Mitch?"
    Plötzlich rannte die kleine Elena auf ihren biologischen Vater zu, ohne dass sie es wusste. Sie umarmte ihn an den Beinen, worauf er dieses kleine Mädchen auf den Arm nahm..."Wie heißt die Kleine?"
    "Sie...sie heißt Elena..."
    Und wie ein Blitz durchfuhr ihn eine Erinnerung. Die beiden sprachen vor vielen Jahren einmal darüber, sicherlich nur aus Spaß, dennoch war es ein komisches Gefühl, den Namen, den sie sich ausgemacht hatten, wirklich zu hören. Ein kalter Blick seinerseits viel auf Jessy wohrauf sie nur eine stotternde Antwort gab...

    "Ich weis...es verwundert dich..denn...das ist der Name den...wir uns zusammen augesucht hatten...."
    "Ja eben...denn haben WIR uns ausgemacht!"
    "Sie ist 5Jahre" warf Jessy auf einamal ein und bekam einen verwundrten blick von Mitch zurück "ja...ähm...wollte ich das wissen?"
    "Mitch denk doch mal nach! Sie kann unmöglich die Tochter meines jetzigen Freundes sein!" Mitch riss die Augen auf kont nicht glauben was er da hörte... "Soll das heißen das....?" "ja Mitch...es ist deine Tochter...Du bist ihr Vater..." ein großes schweigen machte sich breit...

    Mitch und jessy schauten sich an aber keiner sagte was....
    bist auf Elena..."Papa" das war das erste mal das sie dieses Wort sagte.... und das zu Mitch.
    Mitch in seiner Herzensgüte schaute der Kleinen in die Augen und lächelte.
    "Das war das erte mal, das sie Papa gesagt hat. Selbst zu meinem Lebensgefährten sagte sie es nicht."
    Mitch dachte kurz nach, ließ die Gedanken in alte Erinnerungen schweifen bis ihn eine Hupe einer Corvette Baujahr 1978 wieder ins Leben zurückholte..."Das ist er...soll ich ihn dir vorstellen?"
    "Nein...lass mal. Ich muss eh weiter. Bin gerade auf dem Weg ins Fitnessstudio, danach muss ich zur Arbeit und noch einkaufen. Mein Tag ist voll ausgebucht." Er setzte Elena wieder runter und verabschiedete sich von den beiden.

    Ihn schmerzte es sehr, eigentlich alles. Die Begegnung, der Name und dieser Kerl. Warum musste sie das nur tun?
    Als er nach einem anstrengendem Aufenthalt im Studio in den Sessel seines Büros versank, spürte er ein wohliges Gefühl. Er hatte gerade seine Tochter kennen gelernt und war überglücklich. Doch dies hörte mit einem Schlag auf, als er einen Brief auf seinen Unterlagen fand...
    "Eine Vorladung!?"

    Es ging um das Sorgerecht der kleinen Elena. Plötzlich schien es ihm, als wurde das alles geplant. Schnell verwarf er diesen Gedanken mit einem Kopfschütteln. Es waren schließlich noch vier Tage bis zur Anhörung.
    Mitch beschloss also, seinen alten Schulfreund, den er aus purem Zufall nach den vielen Jahren traf, wieder einmal zu besuchen...

    Er lebte zurückgezogen an einem Haus am Crystallake am anderen Ende der Stadt. Nach einem Millionengewinn kann man sich auch so etwas leisten. Mitch war etwas betrübt und eifersüchtig. Mitch hatte sich immer alles selbst erarbeitet. Ihm wurde es aber zu Füßen geworfen, kann man sagen...

    "Hi Mitch...was machst du denn hier?"
    "Leon...ich musste mal wieder bei dir vorbei kommen."
    Leon zeigte auf einen kleinen Abhang unten am See. Die Wiese war trocken und die Luft etwas kühl. Der Crystallake war stumm und klar wie immer. Die Sonne berüherte schon den Horizont, als sie sich hinsetzten.
    Leon warf immer wieder einen flachen Stein ins Wasser während Mitch ihm alles erzählte...

    "Eine Vorladung?, keine freundliche Art, eine Beziehung Revue passieren zu lassen..."
    "War vielleicht alles geplant, was meinst du?"
    "Weißt du Mitch, es gibt viele Fragen, auf die es Momentan keine Antwort gibt. Werden wir irgendwann uns selbst ausrotten?, wird die Welt bald von einem Idioten regiert? Herr Gott nochmal, ich weiß es nicht!"
    "Weißt du wie schön es war, die kleine zu sehen? So lange dachte ich, mir fehlt etwas, auch noch, nach meinen elf anderen Beziehungen. So etwas ist mir noch nicht untergekommen."
    "Du bist viel rumgekommen, hast viel in der Welt gesehen, aber sowas noch nicht?, du brauchst doch nur den Fernseher an zu machen, dann siehst du schon ein paar Kinder."
    "Das mein ich doch nicht."
    Leon blickte hoch zu den Sternen und sprach mit sanfter Stimme zu Mitch...

    "Die Sterne sind schön heute Nacht, weil der Himmel klar ist. Immer wenn ich die Sterne sehe, bemerke ich, wie klein wir doch sind. Bedeutungslos in der Ewigkeit."

    Leon hatte immer ein Talent dafür, mit Metaphern dir so viel beizubringen, dass du dein Leben wieder in geregelten Bahnen lenken kannst. Jedoch verstanden, hab ich seine Worte und Gedankengänge nie...

    "Weißt du, Mitch, ich hab auch eine Frage an dich..."
    "Schieß los."
    "Wenn du etwas tust, weißt du, ob etwas gutes oder schlechtes dabei herauskommt?...oder lass mich es anders formulieren...gibt es Gut und Böse?"
    "Das ist eine Subjektive Frage."
    "Genau, es liegt im Auge des Betrachters. Sicher fühlst du dich mies, weil du eine Vorladung bekommen hast, aber bestimmt schien es Jessy der richtige Weg zu sein. Deshalb war sie auch so verwundert, als sie dich sah. Sie hatte nicht mit dir und dieser etwas seltsamen Beziehung zu Elena gerechnet."

    "Worauf willst du eigentlich hinaus?"
    "Stell dir doch die ganze Sache mal aus ihrer Sichtweise vor. Sie trennte sich von dir, zog mit einem "Anderen", wobei ich immer noch nicht seinen Namen kenne, Elena auf und dachte nun, da du es bald rausbekommen würdest, es sei der beste Weg. Elena ist die einzige Verbindung, die sie noch zu dir hat."
    "Sie will sich also entgültig von mir trennen, ist es das was du...?"
    "Genau das versuche ich dir die ganze Zeit zu vermitteln!"
    Eine kalte Brise strich über die mattgrünen Grashalme und wiegten sich in voller Bedacht. Der See, so ruhig er auch war, ließ Mitch etwas sagen zu wollen...

    "aber....aber sie kann doch nicht...sie kann mir doch nicht meine Tochter wegnehmen?! ...vorallem jetzt wo ich sie erst gefunden hab! ....das kann sie doch nicht tun..." Mitch brach in tränen aus...wenn es wirklich dazu kommt hätte er echt alles verloren, seine Frau, seine Tochter...all das was sein Leben noch ein "Leben" nennen lies.
    Leon legte sein Arm um Mitch wollte ihn trösten doch es brachte nix Mitch konnte nicht aufhören zu wein...es ar alles so schrechlich...
    1Stunde weine Mitch vor sich hin...5 Päckchen Jempo hatter er verbraucht...
    "Mitch es ist spät soll ich dich nachhause bringen oder willst du noch hier bleiben und morgen nach hause geht?"

    "Ich...glaube ich bleibe noch...danke das du mir dieses Angebot gemacht hast....bin echt fro dich als Freud zu haben..."

    Leon und Mitch gingen ins Haus, aßen zu abend und legeten sich schlafen...zumminsdest Leon schlief in seinem Zimmer schlief schnell ein ....aber Mitch im Gästezimmer fand einfach keine ruhe...drehte sich hin und her...stand schließlich auf ging auf den Balkon und blickte in die Sterne...nun rief er sich seine bildhübsche Tochter in die Gedanken....und dachte nach...
    Die Sterne...wie klein wir doch sind...er hat recht...
    "Leon, du bist ein Genie!"
    Mitch zog sich in voller Hast an, schrieb noch ein paar Zeilen an Leon, sprang vom Balkon auf die riesige Terasse seines Hauses, rannte zu seinem Nachtblauen Jaguar und startete den Motor...und warf noch einen letzten Blick zu seinem besten Freund.

    "Ich danke dir, Leon. Obwohl ich vieles nicht bis heute nicht verstanden hab, brachte mir der Besuch sehr viel."
    Schon in der selben Nacht konsultierte er einen Anwalt. Wenn er seine ehemalige Freundin nicht zurück bekommen konnte, so wollte er wenigstens seine leibliche Tochter.

    Naiv war ich. Zu glauben, ich könnte sie aus ihren Fängen befreien. Wie lachhaft. Dieses Miststück, diese Schlange...ich habe es wirklich versucht...

    Seine Freundin Veronica machte sich natürlich Sorgen um ihn. Doch als Mitch ihr alles beichtete, oh ... so schnell konnte man garnicht schauen, wie sie aus der Wohnung war und allem Luxus entsagte. Es half nichts. Mitch ging vors Gericht, erklärte allen, was in seinem Leben passiert ist, das er der biologische Vater sei und noch vieles mehr. Von der gegnerischen Partei hörte er nur Lügen. Doch nach der Mimik der Richterin zu urteilen, schien sie eher diesem verlogenem Pärchen zu glauben, als ihm.
    Doch auf den Gedanken, das er es eigentlich nicht nötig hätte, seine Tochter wieder zu sich zu holen, darauf kam keiner. Er hatte sich alles erarbeitet, hatte eine geregeltes Leben, Vermögen, einen gut bezahlten Job...warum sollte er also seine Tochter?
    Niemand verschwendete seine von Medien vollgestopften Kapazitäten im Großhirn dazu, nachzudenken, etwas tiefer zu schürfen und fragen zu stellen um an die Wahrheit zu gelangen.
    Jeder hielt es für die Wahrheit, was Jess erzählte, weil sich keiner die Mühe machen wollte.
    Sie reichte gleich noch eine einstweilige Verfügung ein, sich dem Kind nur auf zwanzig Fuß nähern zu dürfen. Das schlug dem Fass den Boden aus.
    Niemand konnte Mitch daran hindern, seine Tochter wenigstens zu besuchen...aber anscheinend doch...

    Mister Mc.Lear.
    Die Verfügung wird in zwei Tagen in Kraft treten. Da sie weder Beweise noch Indizien aufweisen können, um das Sorgerecht zu behalten, wird der Mutter das "alleinige Sorgerecht" zugesprochen. Die kosten des Verfahrens trägt der Angeklagte.
    Bitte entfernen sie sich nun.
    Und somit wurde ein Schicksalsschlag mit dem Hammer besiegelt. Dieses Geräusch erklang immer noch in Mitchs Ohr, als er die Stufen des Gerichts hinabstieg...

    Er hatte sie gefunden, aber gleichzeitig auch wieder sofort verloren. Hatte dies alles einen Sinn. Was hielt das Leben für ihn noch bereit.....

    Nichts gutes, so schien Mitch.
    Immer schaffte das Schicksal ihm eine Grundlage dafür, einen Schlussstrich zu ziehen. Was hatte es für ein Sinn, sich etwas zu erkämpfen und dann doch wieder zu verlieren? Im Grundgedanken wollte er doch immer nur glücklich werden. War das denn verboten?, sollte er wirklich sein Leben in einer dunklen Kammer, isoliert von der Außenwelt, ohne ein Fünkchen Hoffnung fristen? Mitch hatte sich die Frage vor ein paar Jahren mal gestellt...bevor Jessy in sein Leben trat, nun stellte er sie sich erneut.
    "Warum, oh bitte sag mir warum ist mein Leben so!?"
    Mittlerweile saß er im angrenzenden Park, auf einer Bank mit Aussicht auf das Gericht und seinen breiten Stufen. Bald sollte er die lachenden Gesichter der beiden Menschen sehen, die ihm den Rest gegeben hatten.
    Der Drang dazu, weiterzukämpfen war mit der Zeit so klein geworden...bedauerlicherweise würde keiner um Mitch trauern, wenn er stirbt. Fragen um Fragen umkreisten ihn. Seine Gedanken waren wie benebelt, bis eine bekannte Stimme ihm ins Ohr drang...

    "Hast du etwas erreicht, Mitch?"
    Er wollte weder zuhören, noch die Person ansehen...doch er wusste genau, wer er war.
    "Tut mir leid, das es so kommen musste. Was hältst du davon, mal Urlaub zu machen? Ich habe ein Ferienhaus in Palm Beach. Wir laden ein paar Gäste ein und Feiern mal so richtig."
    Er konnte nicht glauben was er hörte. Die Wut, die er unterdrückte stieg in ihm auf wie ein Sodbrennen...
    "Warum sollte ich feiern? Was gibt es denn zu feiern, etwa ein neuer Fehlschlag, ist es jetzt schon ein Jubiläum? Mitch hat tausend verdammte Fehler gemacht?"
    Doch die Person, die gerade noch hinter ihm stand, setzte sich nun langsam neben Mitch, doch er würdigte ihm kein Blick. Hilflos, zornig und etwas bedrückt starrte er auf die Treppen.
    "Ich weiß ja, das du sauer bist, aber bitte lass es nicht an mir aus. Ich hab's nur gut mit dir gemeint."
    "Ich weiß, aber was soll ich bloß tun...ich fühl mich so leer und hilflos wie nie..."

    "Leon...hilf mir. Ich weiß nicht weiter. Ich hab mich in die Kleine verliebt. Ich will es nicht wahr haben, sie für immer verloren zu haben."
    "Ich kann dir nicht helfen. Nicht in dieser Hinsicht."
    "Und so frage ich mich, in welcher dann!?"
    Leon blickte zum Boden und dachte nach, während Mitch in den blauen Himmel sah. Die warme Sonne brannte auf sein Gesicht, doch es machte ihm nichts aus..."Leon...woran bin ich noch?, ich fühle mich, als wär ich schon vor vielen Jahren tod aufgewacht."
    Leon sah ihn mit einem fragenden Blick an, ballte seine Hand zur Faust und schlug Mitch direkt auf den Oberarm...
    "Hey, verdammt nochmal! Was tust du da überhaupt!?"
    "Gut gut...dann ist nicht alles verloren." Ein breites Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab... "Schmerz ist der einzige Beweiß, das du noch lebst. Stell dir mal vor, das Leben wär ein Wunschkonzert. Alles wäre so einfach wie...zum Beispiel Laufen, oder Atmen. Es ergibt doch gar keinen Sinn."
    "Und stell du dir vor, das Leben wär eine Kneipe, du hast dich hingesetzt und willst ein schönes kaltes Bier an einem Feierabend trinken, bis einer sich neben dich setzt und es dir wegtrinkt."
    "Du willst also damit sagen, das dir schon alles genommen wurde, was dir lieb und wichtig ist?"
    "So siehts aus..." Während Mitch seufzte, stand Leon auf, um sich zu verabschieden. Jetzt saß er allein auf einer einsamen Bank mitten im Gefühlschaos. Das größte, was er jemals erleben durfte.
    "Ich werde sie Besuchen...noch ist die Verfügung nicht gültig!"
    Wie ein Blitz fuhr Mitch hoch, rannte mit einem Affenzahn an Leon vorbei und rief ihm noch etwas zu..."Leon, ich hab eine Idee! Ich werd sie besuchen!"
    "Pass bloß auf dich auf!"
    Es war kein weiter Weg. Innerhalb von zehn Minuten befand er sich schon vor dem Haus. Alles war friedlich...und still...zu still für seinen Geschmack.
    Er sah durch die Fenster, mitten in alle Räume, doch keiner war zu sehen.
    Wo waren sie?, sie sollten doch eigentlich da sein...

    Hätte ich früher gewusst, was mit Elena passiert, wäre viellecht nichts geschehen...
    Elena ginge es gut...Leon wäre nicht...

    Ein Geistesblitz durchfuhr ihn...hat sie nicht früher mal gesagt, sie will etwas für ihre Freundin...
    Sofort rief Mitch mit seinem Handy Leon an. Doch er ging nicht ans Telefon. Etwas ist passiert, das spürte er förmlich. Nachdem er den ganzen Weg zurückrannte, sprang er in sein Jaguar und fuhr zu seinem besten Freund...jedoch....es war zu spät.
    Etwas lag auf der Terasse. Blutüberströmt, zehn oder elf Einschusslöcher verteilt auf den ganzen Körper. Die ganze Luft roch danach.
    "Leon!"
    Es war sein bester Freund, der keuchend versuchte ihm zu sagen, was passiert ist, nachdem Mitch sich hinkniete und seinen Kopf stützte. Doch er verstand nichts und verständigte den Notarzt. Es sollte fünfzehn Minuten dauern...doch nur zehn Minuten später starb er in Mitchs Armen. Seine leeren Augen starrten zum See. Das Gesicht war von den Schmerzen verzerrt und der Körper lag schwer auf Mitchs Armen. Ein Ruf hallte über das stille Gewässer. Der Hilfeschrei war noch Meilenweit zu hören.
    Welch Sinn hatte Leons Tod?
    Diese Frage ging ihm noch nach Wochen im Kopf herum.
    Aber das war nicht die Frage, die er sich stellen sollte. Denn warum starb er und nicht Mitch?

    Hätte ich nur etwas tun können...

    Doch die Suche nach Elena führte er fort...

    Nach drei Monaten ergab sich etwas, das im Zusammenhang dieser Geschichte stand. Ein junges Pärchen wollte unbedingt ein Kind adoptieren. Es waren Hanna und John Drace. Seltsamerweise bestand eine enge Verbindung zwischen Jessy und Hanna. Man kannte sie in der ganzen Stadt als "das dynamische Duo". Als kleine Kinder hatten sie schon allen möglichen Leuten Streiche gespielt. Und plötzlich kamen sie nach Jahren Freundschaft auf ein Thema, dass bis heute noch aktuell war. Hanna konnte keine Kinder gebären. Jessy versprach, das ihr erstgeborenes ihr gehören sollte...

    Verkauft wurde die kleine Elena an die Familie Drace. Mitch beobachtete ein Zusammentreffen der Beiden und beschloss Hanna zu folgen. Rein rechtlich gesehen war es ein klares Abkommen. Nichts sprach nun mehr dagegen. Außer Mitch. Seine Liebe zu Elena wurde von Tag zu Tag größer.
    Er wollte seine Tochter...unbedingt aus diesen Fängen befreien. Er versuchte es mit Gesprächen...doch sie wichen immer aus.

    Somit kam es dazu, das Mitch in das Haus von Familie Drace einbrach und Elena mit Blutergüssen und Schürfwunden in einem dunklen verschlossenen Raum auffand...

    Ein Schatten saß zitternd in einer Ecke. Total verängstigt blickte es zu Mitch. Das einbrechende Licht tat ihr in den Augen weh, dann sprach es mit kratziger Stimme zur Silouette im Türrahmen..."Papa..."
    Mitch lief eine Träne über die Wange. Er hatte sie endlich gefunden. Nach so vielen versuchen, auch nur ein Anhaltspunkt zu ihrem Standort zu finden, hatte es sich dennoch mehr als gelohnt, nicht aufzugeben.
    "Ja, ja ich bin es Elena. Papa wird dich jetzt hier rausbringen..."
    Er nahm sie auf seinen Arm, wie das letzte mal...vor drei Monaten. Ihre Kleider waren zerissen, Mitch traute sich garnicht, sie richtig anzufassen. Zu viele Wunden übersäten ihren Körper. Jedoch Elena klammerte sich so fest sie konnte an seine Schuter.
    Was haben sie nur mit dir gemacht, dachte Mitch bei sich.
    Er rannte mit ihr zum Auto, schlug die Tür auf und setzte sie auf den Ledersitz. Dann holte er eine Decke. Sie war zwar ein wenig dreckig, jedoch besser als alles andere.

    Elena schnallte sich von selbst an, ohne das ihr Vater etwas sagen musste. Er sah sie verwundert an, stellte aber keine Fragen. Sie fuhren sofort in Mitchs Penthouse. Die Wohnung war zuvor noch so still, das man eine Nadel hätte fallen hören, doch für ihn musste jetzt alles schnell gehen. Elena setzte sich aufs Sofa. Mitch stand stotternd am Telefon, konnte es nicht fassen, sie endlich gefunden zu haben. Er erzählte alles dem Police Department...jetzt sollte alles einfacher werden...so glaubte er.

    Doch ihm bieb nichts erspart. Kaum das er den Hörer wieder eingelegt hatte, klopfte es unverholen an der Tür. Es war ein lautes kräftiges und fast hämmerndes Klopfen. Elena zuckte zusammen, sie hatte Angst, es würden wieder die Männer kommen...so murmelte sie immer wieder einen Spruch auf, den Mitch sehr gut kannte. Wie ein heiß brennendes Eisen hatte es sich in seinen Gedanken eingebrannt...

    sie dürfen mich nicht finden,
    egal was geschieht,
    egal was auch kommen wird,
    ich bin nicht allein,
    ich werde niemals mich ergeben,
    sie werden mich nicht finden.


    Mitch atmete durch, schlich zum Spion und schaute hinaus...ein vermummter Mann stand draußen. Was er wollte war nur eines...er wollte Elena holen. Mitch rannte zur Coutch, schnappte sich die kleine, stieß die Schlafzimmertür auf und setzte sie aufs Bett. Ihr liefen Tränen übers Gesicht, die Hände fest an die Ohren gepresst...in der Furcht wiederholte Elena wieder und weider diese Worte. Mitch sprach mit unruhiger Stimme zu ihr, sie solle sich unterm Bett verstecken, doch sie wippte nur nach vorn und hinten, während die Augen leer und klar ihn anstarrten.
    Er nahm sanft die kleinen Hände von ihrem Kopf und sagte es nochmal...sie tat wie ihr es ihr Vater gesagt hatte. Mitch schritt zur Eingangstür...sein Puls raste, der Schweiß auf seiner Stirn fühlte sich eisig kalt an und das Herz schlug pochen, immer schneller werdend, in seinem Brustkorb. Die zitternde Hand nahm den Schlüssel, schloss auf und ließ es geschehen...
    drei Männer traten in die Wohnung, Mitch hatte noch versucht im guten mit ihnen Vrbal sich zu verständigen, bis zwei der beiden ihn an den Armen packten und der dritte auf ihn einprügelte. Vehement wehrte er sich dagegen, war aber zu schwach etwas ausrichten zu können...wieder schien ihm alles aussichtslos...
    Sie schleiften ihn ins Schlafzimmer, warfen seinen fast leblosen Körper aufs Bett und schriehen ihn an, wo Elena sei...

    Was war so besonderes an ihr...sie war doch noch so klein. Warum wollten sie Elena?

    Doch Mitch schwieg...und so musste Elena die Schmerzensschreie seines Vaters hören. Ein Schuss in die Schulter war das Ende dieser Konversation. Elena hielt es nicht aus. Sie kroch hervor, mit der Bitte, ihrem Vater keine Schmerzen mehr zu bereiten.
    Sie kam willig mit den Männern mit und schaute ein letztes mal auf das Bett...

    Ich weiß nicht wie lange ich dort lag...ich wusste nicht mehr genau, was geschehen war. Ich wusste nicht einmal, wer ich überhaupt bin. Es fehlte der Sinn in allem. Die Zeit verstrich nur langsam. Die Bewusstlosigkeit übermannte mich und die Ewigkeit erschien mir zu lang. Alles war still. Ich hörte nichts mehr. Keine Brise, die ins Fenster kam und über meine Haut strich, kein Rauschen der Blätter der Bäume, was ich eigentlich jeden Morgen genoss. Nur meinen Atem und das immer lauter werdende Pochen meines Herzenz. Es schmerzte...
    Ich musste es verhindern...ich musste Elena zurück holen...
    Die Cops drangen in meine Wohnung ein. Sie riefen immer wieder Verletzter...war ich es?
    Im Krankenhaus erwachte ich, versuchte mich wehement gegen die Ärzte und Schwestern zu wehren. Immer mit den Worten auf den Lippen, die ich durch den ganzen Gang rief..."Ich muss Elena helfen...meiner kleinen Elena!"
    Doch ich spürte einen Stich und ein rasant ausbreitendes Kältegefühl.
    Sie hatten mich betäubt, mit ihrem chemischen Allheilmitteln. Doch ich hatte keine Kraft mehr und ließ mich in den Schlaf fallen.
    So lag ich nun auf dem Seziertisch dieser Vaganten und Scharlatanen. Meine Gedanken waren immernoch benebelt von diesem Mist, welches sie mir spritzten...alles verschwamm vor meinem Auge und ich entschwand.
    Ich schlief fest, meine Sinne kamen zur Ruhe und doch, in meinem Unterbewußtsein rebellierte mein Geist und mein Verstand. Meinen Körper konnten sie ruhigstellen, meine Augen verschließen und meinen Mund zum Schweigen bringen, aber mein Unterbewußtsein, das konnte mir niemand nehmen, meine Gedanken und doch, auch dies wurde ruhiger nur ausschalten konnten sie es nicht. Ich muss einfach nur nachdenken, dachte ich, mir fällt schon was ein und dann werde ich es tun...........ich werde Elena zurückholen mit all meiner Kraft die ich je besessen habe, nur sie lohnt´es, weiterzumachen und zu leben.........

    Traumlos schwebte mein Bewusstsein nun schon mehrere Tage in der Leere. Seltsamerweise fühlte sich dieser Schlaf wie das letzte Ereignis an. Meine Schulter schmerzte, in meinen Ohren dröhnten noch Elenas Worte und mein Körper war so leicht wie ein Blatt, das vom Wind weggetragen wurde.
    Ich erwachte nur mit einem Gedanken...Elena!
    Ich hörte Stimmen, die von außen in mein Zimmer drangen. Es war ein seltsames Gespräch...bis ich plötzlich die Worte "Elena" und "leiblicher Vater" hörte. Alles machte nun einen Sinn. Es war wie ein Puzzle, das ich nicht lösen konnte, weil mir ein weiters Stück fehlte. Jedes Ereignis, jede Szene in meinem Leben warf nur noch mehr Fragen auf. Doch nun sah ich die Dinge in einer Klarheit, wie ich es mir schon früher gewünscht hatte.
    Ich kenne zwar nicht den Hintergrund, oder den Grund dafür, warum sie Elena besitzen wollten. Vielleicht wollte ich es nur nicht wahr haben, aber sie wollten mich nun bei Seite schaffen um ein größeres Schussfeld zu haben, so viel war klar. Mein Tod wäre nur ein Unfall. Wenn auch noch meine einstige Freundin ihr Einverständnis geben sollte, würde Elenas Leben zerbrechen. Dies durfte ich nicht zulassen. Doch wie sollte ich von hier verschwinden?
    Ich hatte eine Idee. Irgendwie hier raus...irgendwie, hauptsache hier raus. Danach würden sie mich nicht mehr finden können. Doch war ich wirklich so naiv?
    Ich glaube...ja ich bin schon überzeugt davon, das sie mich nicht finden würden.

    Mitch betrachtete sich im Spiegel...sein Gesicht sah aufgequollen aus und ein Bluterguss zierte sein linkes Auge. Sein gesamter Körper brannte wie Feuer. Die Nachwirkungen von Schmerzmitteln und Beruhigungsspritzen. Jetzt konnte er verstehen, wie sich die toten Seelen im Seelenfluss Styx, in den Tiefen des Hades, sich fühlen mussten. Die Stimmen verklangen...Schritte waren zu hören. Sie gingen.
    Er hatte keine andere Wahl...er musste hinausrennen. Raus aus dem Krankenhaus...egal ob jemand ihm im Weg stehen würde...er musste fliehen.

    In einem Anflug von Wahn und Verwirrung rannte er aus dem Zimmer über die Gänge zu dem großen Eingang...eine riesige Empfangshalle.
    Die Rezeptionistin drückte auf einen versteckten Knopf, der sich unter der Tischplatte verbarg. Im ganzen Gebäude verharrten Polizisten, weil er als Straftäter geahndet wurde. Er durfte nicht entkommen. Jeder von den Cops war bewaffnet. Er stürmte dennoch vor, bis zu den Türen...bis er von einem Cop abgefangen wurde...er richtete die Waffe auf ihn...und folglich schlugen Zweifel sich in Mitch mit dem Wahn und der Vernunft.
    Er haderte. Der Cop sah ihm in die Augen. Mitch streckte die Hände vom Körper. Wenn er schießen wollte..sollte er es tun. Mitchs Blick war leer, doch mit einer Unruhe behaftet, der er sich nicht entziehen konnte. Aus seinem Mund schwoll ein Wort hervor..."Elena"
    Der Cop senkte seinen Blick...die Kanone lag nur noch leicht in der Hand.
    Mitch fasste sich ein Entschluss. Jetzt oder nie...solltest du jetzt sterben, dann war alles umsonst. Du musst es schaffen...für Elena.
    Er rannte am Cop vorbei, der immer noch in Gedanken versunken an seine Tochter dachte. Sicherlich würde er jetzt seinen Job verlieren, aber irgend etwas schien ihm zu sagen, dass er das richtige getan hatte. Ein Lächeln zeichnete sich ab und ein Blick warf er Mitch nach. Vielleicht konnte er mehr von ihm in Erfahrung bringen...denn in der Hinsicht, das er so entschlossen war, konnte er nur Gutes vor haben. Vielleicht könnte er helfen?

    Mitch verschwendete keinen Gedanken mehr daran. Er rannte über die Straßen..in diesem Moment war ihm alles egal. Nur ein Gedanke trieb ihn an...seine Tochter. Welch rechtschaffener Bürger er war. Nun geahndet vom CIS und den anderen Instituten, die versuchten, recht zu schaffen und zu sprechen. Mitch vertraute schon lange nicht mehr darauf...dennoch fragte er sich, warum es immer wieder gerade ihn treffen musste. drei Straßen weiter führte ein Weg zu Leons Wohnung. Es war ein Schleichpfand, den keiner kannte, außer Mitch und Leon, der nun seit Tagen schon im Leichenschauhaus lag. Ein kalter Schauer ging über Mitchs Rücken. "Leon...bitte lass dein Tod nicht sinnlos gewesen sein..."
    Nach einer viertel Stunde erreichte er mit Mühe und Not die Wohnung. Sie war immer noch abgesperrt.
    Doch Mitch wusste, wo er den Schlüssel versteckt hatte. Unter einer Blüte einer Narzisse seines Balkons. Zu seinem Glück gab es nur eine.
    Der Schlüssel wurde gefunden, er schloss die Tür auf und sah sich um. Bald erblickte er den Brief auf dem Tisch an der weißen Couch...

    "Lieber Mitch, mein guter Freund, ich weiß was geschehen war und noch wird. Du wirst dich freuen können. Ich habe vorgesorgt. Schau in den Schrank in meinem Arbeitszimmer. Jedoch musst du eine Aufgabe erledigen...du weißt was ich meine.
    Mein Leben scheint zu ende zu sein. Doch will ich nicht so sterben..ich werde ihnen in die Augen blicken...
    Suche Elena und befrei sie aus den Fängen dieser missgünstigen Gesellschft. Für mich..."

    In ewiger Freundschaft...Leon

    Mitch sah wie empfohlen im Arbeitszimmer nach. Mit dem Brief in der Hand, schleppte er seine noch allzu müden Glieder zu dem maroden Eichenschrak. Tränen flossen über seine Wangen. Leon war sein bester Freund...nun ist er tod. Welch Schicksal...welche Götter ließen dies zu?

    Nicht nur, das Leon nicht mehr war. Alle hatten ihn verlassen. Freunde...Familie...Elena. In seinem Geiste befand sich nunmehr ein Wirrwar aus tausenden von einzelnen Gedanken. Die größte Frage, die er sich wieder stellte war, was er nur tun könnte.
    Der Eichenschrank stand stumm in der Ecke und sah in dem dämmrigen Licht aus, wie ein Riese, der sich aufbäumte.
    Mitch wusste nur allzu gut, wie er vorgehen müsse um den Schrank zu öffnen, doch es beschlich ihn ein Gefühl. Gewissensbisse plagten ihn. Was hatte es denn noch für einen Sinn, gegen eine "Organisation" anzutreten. Er würde verlieren...
    Doch es drangen wieder Leons Worte in seine Ohren.

    "Wenn alles dem Ende zugeht, das Licht sich verfinstert, nur noch Asche ist, was bleibt, dann wache auf aus dem Schlaf, in dem du schon so lange umhergewandert bist. Ein neuer Morgen wird dir zeigen, dass nicht alles was auf den ersten Blick schlecht zu sein schien, auch so bleibt."

    Es rüttelte Mitch wach und trieb seinen Geist wieder in das hier und jetzt zurück. Er packte an der oberen rechten Ecke des Schrankes an. Ein Mechanismus wurde ausgelöst, in dem sich die Verzierung bewegte, um den Inhalt dessen, was er so lange aufbewahrt hatte, demjenigen preis zu geben, dem der Schlüssel zu dem Gehiemnis bekannt war.
    Mitch packte an die nun hervorstehenden Griffen an.

    Leon hatte nicht zu viel versprochen...
    "Ich hätte nie gedacht, wie sehr er sich vorbereitet hatte...was is denn das?!"
    Mitch nahm den Zettel, der an einen waagerechten Brett befestigt war und laß die wenigen Zeilen.

    Hier ist noch eine Nachricht...
    Möge es dem von Nutzen sein, der die Informationen braucht.
    Ich wurde einst selbst von dieser "Gruppe" gekidnappt. Sie sind eine Organisation, die sich das Ziel gesetzt haben, Menschen zu verkaufen. Sie machen keinen Halt vor Frauen oder Kindern. Sie seien gute Sklaven...
    in der verschlossenen Kiste befindet sich alles, was mit der Organisation zu tun hat.
    Nun schreite ich dem neuen Leben entgegen, dass mir bevorsteht.

    ...leider war es kein langes...

    "Leon..." Der einst harte Mann schwieg. Ein längeres Betrachten der Sätze ließen die Schmerzen nicht geringer werden. Er blickte zur Kiste und ließ seine Gedanken schweifen. Was könnte drin sein...so schlug ihm seine Neugier vor, sie einfach zu öffnen. Seine Vernunft war gegen diese Meinung. Die Trauer machte alles komplett. Doch unglaublicherweise siegte die Neugier über allem Anderen. Er hob die geheimnisvolle Kiste heraus und schloss es mit dem Schlüssel auf, der sich an der rechten Seite in einem Geheimfach befand. Niemals zuvor sah er so viele Fotos, "Top-Secret" Akten und Pläne wie in dieser kleinen, unscheinbaren Truhe.
    Jeder der die letzten fünf Jahre aus und einging. einige der Schwerverbrecher mit vollem Namen und Decknamen. Selbst....
    "Oh Gott..." so murmelte er in die Hand.
    Eine zweihundert seitige Liste, der ausgelieferten Personen. Männer...Frauen...Kinder...zum Teil kleinkinder und Findel.
    Es verschlug ihm die Sprache vor entsetzen. Zum erstan mal war ihm klar, dass sie aktiv all die ganzen Jahre nach Leon gesucht hatten, um ihn aus den Weg zu räumen. War er wirklich ein verschollener Mann oder eher ein Mitglied...
    Mitch weigerte sich das Zweitere zu glauben. Leon war nicht der Typ dafür, doch nun sollte er sich seiner Sache und seinem Glauben nicht mehr so sicher sein, wie er es vor wenigen Minuten war. Es betrachtete die Pläne akribisch und gewissenhaft. Ein fundamentales Wissen schien hier nicht mehr zu helfen. Jedoch sein Gedächtnis nahm die Informationen und Eindrücke wie ein Schwamm auf. Man könnte sagen, der stumme Mann lernte wie ein normaler Bürger in dem Arbeitszimmer.
    Der Schreibtisch wurde als nächstes ausgenutzt, damit die Karte vollends ausgebreitet werden konnte. Sein Gewissen versuchte kläglich, immer wieder die Vernunft walten zu lassen, aber sein Herz ließ es nicht mehr zu. Mitch wusste das jetzt die Cops, die CIS und diese Organisation hinter ihm her sein würde.
    Die Zeit rannte ihm weg. Wenn sie ihn hier finden würden...könnte er sich nur mit der kleinen Waffenauswahl im Schrank den Weg freischießen. Die Pläne zurück gelassen...
    Nicht stünde mehr in seiner Macht. Also gab es nur eine Möglichkeit. Mitch speicherte alles in seinem Gedächtnis. Die folgenden Blicke auf die Uhr ließen Zweifel und Trauer keinen Platz mehr.



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