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t' Hart, Maarten "Die Jakobsleiter"




t' Hart, Maarten "Die Jakobsleiter"

Beitragvon Pippilotta » 30.04.2006, 16:04

Inhalt der Einfachheithalber von Amazon kopiert, da hier alles Wesentliche schön verpackt ist:

"Ich fühlte mich für etwas schuldig, ... das ich nie würde gutmachen können." Der junge Adriaan sieht sich in eine ausweglose Schuldsituation katapultiert, die Jahre lang sein Leben bestimmen wird: ein Junge fällt am Anleger zwischen Kaimauer und Schiff und gerät in die tödliche Schiffsschraube. Kurz vor dem Unglück hatte Adriaan ihn gesehen. Hätte er helfen können?

Eine dramatische Geschichte, in der zunächst Adriaan selbst für den Verunglückten gehalten wird. Er aber verbrachte den Tag mit der jungen Klaske. Auch diese Begegnung wird sein Leben bestimmen. "Ich will dich später einmal heiraten."

Meine Meinung

Maarten’t Hart versteht es ganz wunderbar, das Leben des so schwer geprüften Jungen ganz subtil zu beschreiben. Seine Versuche, Anschluss in der Familie des Verunglückten zu suchen, seine eigene Unzulänglichkeit, sein Gefühl, er habe keine Berechtigung in diesem Leben. An einer Textstelle beschreibt er es so „niemand versteht es, außer Jacob Migrodde, denn der glaubt auch, dass die ganze Welt verrückt ist. Er würde am liebsten Präsident der Vereinigten Staaten werden, um dann morgen in der Früh seelenruhig zum roten Knopf für die Atombombe zu gehen und zu sagen: „Meine Damen und Herren, es ist aus und vorbei, wir frühstücken heute im Himmel.“

Die Handlung selber steht eher im Hintergrund. Vorwiegend geht der Autor auf Naturbeschreibungen, Gefühle, Leute ein. Zentraler Mittelpunkt ist der „Zustand“ der Kirche in den Niederlanden. Es gibt hier nicht weniger als 18 protestantische Kirchengemeinschaften, die sich nur durch ganz geringfügige Rituale unterscheiden. Maarten’t Hart teilt Seitenhiebe aus, zieht so manches ins Lächerliche, und gibt zu Bedenken, dass ein strenges, biblisches Elternhaus keineswegs dafür schützt, dass die Kinder auf die schiefe Bahn geraten.

Meiner Meinung nach schildert er diese kirchlichen Auseinandersetzungen zu intensiv – bei mir artete es schon in Langeweile aus – der einzige Wermutstropfen bei diesem Buch.

Dafür machen die letzten 30 Seiten des Buches das alles wieder wett. Eine unerwartete Wendung und ein wunderschöner Abschluss!!

Die Jakobsleiter

Bild
Zuletzt geändert von Pippilotta am 18.01.2008, 19:35, insgesamt 1-mal geändert.
Herzliche Grüße
Pippilotta


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von Anzeige » 30.04.2006, 16:04

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Beitragvon marilu » 30.04.2006, 20:17

Kennst du vielleicht auch "In unnütz toller Wut"? Der Klappentext hört sich sehr gut an. Ist es empfehlenswert?
Scharfsinnig bin ich von Montag bis Freitag. Übers Wochenende leiste ich mir den Luxus der Dummheit.
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Beitragvon Pippilotta » 01.05.2006, 07:37

Nein "In unnütz toller Wut" kenne ich (noch)nicht, würde ich aber gerne mal lesen. Dessen Vorgänger "Das Wüten der ganzen Welt" habe ich gelesen und fand es ganz ausgezeichnet gut (mal sehen, ob ich noch eine Rezi zusammenbringe :D ).
Herzliche Grüße
Pippilotta


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