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Timm, Uwe - Der Freund und der Fremde




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Timm, Uwe - Der Freund und der Fremde

Beitragvon Krümel » 25.04.2006, 11:51

Der Freund und der Fremde von Uwe Timm

Klappentext:
Benno Ohnesorg, geboren 1940 und am 2. Juni 1967 auf der Anti-Schah-Demonstration in Berlin erschossen, war der Freund und Gefährte Uwe Timms, als beide Anfang der sechziger Jahre am Braunschweig-Kolleg das Abitur nachholten. Ein eigenwilliger, zurückhaltender, auf eine stille Art entschlossener junger Mann, der malt und die französische Moderne liest, selbst Gedichte schreibt und zum ersten Leser Uwe Timms wird. Mit ihm zusammen entdeckt Timm Apollinaire und Beckett, Camus und Ionesco, entdeckt auch, daß das Schreiben nicht nur ein einsamer Akt ist, daß man über Texte sprechen, sie verändern, sie verbessern kann, daß Nähe und radikaler Eigensinn gleichzeitig möglich sind.

Zunächst einmal grob gesagt; so ganz genau habe ich nicht verstanden was Timm mit diesem Buch erreichen wollte? Er wirft so vieles in einem Topf, dass es schwer fällt den Überblick zu behalten.
Was zurückbleibt ist ein Gefühl des Kummers, allerdings über zwei sehr unterschiedliche Dinge.
Auf der einen Seite ist man natürlich entsetzt über diese Tat vom 2. Juni 67 …
Und auf der anderen Seite frage ich mich, warum schreibt Timm über dieses Thema, wenn er doch nicht gewillt ist über seinen Freund, den er so innig geliebt hat, zu erzählen. Es ist ein Ansatz sein Seelenleid zu verarbeiten, sehr behutsam und zart, und aus diesem Grund finde ich es wirklich schade, dass er sich ständig selber in den Mittelpunkt stellt, anstatt über diesen Freund/Fremden zu schreiben (für mich ist er nämlich ein Fremder geblieben). Wenn er wenigstens dieses Verarbeiten konsequent durchgeführt hätte, dann hätte er über seine Fehlentscheidungen berichten müssen. Man hätte es fühlen müssen, dass Ihm auch nach fast 40 Jahren sein Gewissen quält. Doch diese Reue fehlt mir.


:stern: :stern:

Der Freund und der Fremde

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BildLiebe Grüße,
Krümel



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von Anzeige » 25.04.2006, 11:51

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Beitragvon marilu » 25.04.2006, 19:22

@ Krümel: :dito:

"Der Freund und der Fremde" habe ich als Hörbuch aus der Bibliothek ausgeliehen und versucht zu hören, aber ich musste nach nur 30 Minuten aufhören, weil es mich genervt hat. Ich habe mich gefragt: "Was genau will Uwe Timm eigentlich aussagen? WO in dem philosophischen, nachdenklichen und melancholischen Geschwafel (sorry, aber so kam es mir vor) steckt BENNO OHNESORG - angebliche Hauptperson des Romans. Alles, was ich wahrnehmen konnte, war die Selbstdarstellung eines deutschen Schriftstellers, der zufällig mit Benno Ohnesorg zusammen studierte. Stellenweise erschien mir der Text richtiggehend geschmacklos. Hätte Timm eine Biografe über Ohnesorg geschrieben, hätte er ihm damit ein Denkmal gesetzt - aber das jetztige Ergebnis: weder Fisch noch Fleisch!

Vielleicht tue ich dem Roman in seiner Gänze unrecht, aber das werde ich wohl nicht erfahren, da ich ihm keine zweite Chance geben werde...
Zuletzt geändert von marilu am 08.12.2006, 16:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon leseratte4 » 08.12.2006, 16:34

Ihr Lieben,

entschuldigt aber diesmal muss ich Euch so ansprechen.
Ihr glaubt gar nicht, wie gut mir Eure Meinungen getan haben. Ich habe nämlich lange über den Sinn des Buches gegrübelt und schon an mir selbst gezweifelt. Soweit ich mich erinnere, ist es ja in einem bekannten Verlag erschienen und ziemlich häufig besprochen worden.
Schließlich habe ich versucht, das Buch aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten.
Dieser Uwe Timm ist doch wohl von Haus` aus Philosoph. Also habe ich versucht, es irgendwie von dieser Warte zu sehen - und da bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß man wohl von einem ganz besonderen und vielleicht SEHR gelehrten Menschenschlag sein muss um soetwas zu mögen. Ich habe noch ein Buch von ihm gelesen. Dort verarbeitet er den Soldatentot seines Bruders. Auch das habe ich ohne besondere Erinnerung "weggelesen".

Viele Grüße
Leseratte
leseratte4
 

Beitragvon marilu » 08.12.2006, 16:45

leseratte4 hat geschrieben:Ihr Lieben,

Ihr glaubt gar nicht, wie gut mir Eure Meinungen getan haben.


Wir helfen doch gerne! :mrgreen:

Mein Fall ist Uwe Timm auch nicht. Ich habe letztens mit der "Erfindung der Currywurst" begonnen, konnte dem aber nicht viel abgewinnen und habe es abgebrochen zurückgegeben.

Zum Glück gibt es einen so große Auswahl an Literatur, dass es nicht schlimm ist, wenn man mit einem Autoren nichts anfangen kann.
Scharfsinnig bin ich von Montag bis Freitag. Übers Wochenende leiste ich mir den Luxus der Dummheit.
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