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Fitzgerald, F. Scott - Der große Gatsby




Fitzgerald, F. Scott - Der große Gatsby

Beitragvon Coco » 13.07.2007, 20:56

Inhalt:

F. Scott Fitzgeralds bekanntester Roman, “The Great Gatsby”, erschien 1925, auf dem Höhepunkt des “Jazz Age”. Er wurde zum Synonym für die Widersprüchlichkeit des „American Dream“ mit seinem Streben nach Reichtum, Erfolg und Glück, für ein extravagantes, dekadentes Leben, ohne jegliches Gefühl für Verantwortung. (Quelle: amazon)

Nick Carraway erzählt die Geschichte von Jay Gatsby, seinem Nachbarn auf Long Island, Mitte der 20er Jahre.
Gatsby, dessen mysteriöse Herkunft Anlass zu den wildesten Spekulationen liefert, bleibt zunächst nicht greifbar. Er feiert Partys im großen Stil, zu denen jedermann, ob eingeladen oder nicht, kommt – doch meist nimmt er selbst nur am Rande teil.

Ein Geheimnis um Gatsby wird bald offenbart: Er sucht seine große Liebe Daisy, Nicks Cousine. Daisy, mittlerweile mit Tom Buchanan verheiratet, mit der Gatsby vor 5 Jahren liiert war, ist Gatsbys Antrieb. Nur für sie schuf er sein Imperium nahezu aus dem Nichts.

So trifft Gatsby nach Jahren Daisy, die zusammen mit ihrem Mann ein Leben voller Dekadenz und Langeweile führt, wieder. Zunächst sieht es auch so aus, als würde Daisy ihren Mann verlassen um zu Gatsby zurück zu kehren, sie beginnt eine Affäre mit ihm, löst sich letztendlich aber doch nicht ganz aus dem Luxus und der Oberflächlichkeit ihres alten Lebens.

Durch einen tragischen Zwischenfall wird der wahre Charakter dieser Protagonisten der „goldenen Zwanziger“ erkennbar. Letztendlich erweist sich Gatsby als der einzige anständige Mensch in dieser Geschichte.


Meine Gedanken:

Ich habe dieses Buch vor ca. 20 Jahren schon einmal gelesen und war damals fasziniert. Ich war gespannt, wie es mir wohl nach so langer Zeit nach nochmaligem Lesen gefallen würde.

Ja, ich muß sagen, die Faszination ist nach wie vor da. Obwohl die Geschichte sehr einfach gestrickt ist und die Protagonisten nicht sehr tief gezeichnet, hatte ich sehr schnell einen Zugang zu den Personen.
Sehr gut hat mir die Rolle Nick Carraways, als neutralen Beobachter und Erzähler gefallen.
Die Sprache ist dicht, treffend, verzichtet auf große Beschreibungen der Umgebung. Das gefällt mir.
Letztendlich finde ich die ersten 30 Jahre des 20. Jhds. sehr faszinierend. Mit diesem Buch zeigte Fitzgerald sehr gut, wie die vielen, damals neuen Möglichkeiten dieser Zeit eben auch in Dekadenz und Egoismus ausarten können.

Am Ende sei noch erwähnt, daß sich auch jene, denen dieses Buch nicht so sehr gefallen hat, auf keinen Fall die Verfilmung mit Robert Redford als Gatsby entgehen lassen sollten.


:stern: :stern: :stern: :stern:
Liebe Grüsse
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von Anzeige » 13.07.2007, 20:56

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Beitragvon wolves » 14.07.2007, 09:34

Bis jetzt habe ich "Der große Gatsby" noch nicht gelesen. Was mir auffällt ist, dass es meistens nur ein "ich mag den Roman" oder ein "ich mag ihn überhaupt nicht" zu geben scheint. Das erinnert mich etwas an "Der Fänger im Roggen" (den mochte ich) und macht mich doch etwas auf "Der große Gatsby" neugierig, wie er mir gefallen wird. Vielen Dank für deine Rezi!
Liebe Grüße
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Beitragvon Nerolaan » 17.08.2008, 11:11

Auch der 'American Dream' hat seine Grenzen....

Long Island, Amerika in den 1920ern: Jay Gatsbay gibt legendäre Parties zu denen nicht nur geladenen Gäste, sondern auch Leute kommen, die von den Parties gehört haben und dort ihren Spaß suchen.
Und aus nichts anderem scheint das Leben von Gatsby, um den sich alle möglichen Gerüchte ranken, zu bestehen.
Nick, der direkt im Haus neben Gatsby wohnt, ahnt noch nicht wie sich sein Leben verändern wird, als er einer der besten Freunde von Gatsby wird.

Das wohl berühmteste Werk von Fitzgerald, The great Gatsby, ist wohl ein Werk, dass man entweder mag oder nicht mag.
Und ich gehöre eindeutig zu der Fraktion die es nicht mochte und sich durch die 188 Seiten des Originals gequält hat.

Fitzgerald versucht ein Gesellschaftsbild der 1920er in den USA zu zeichnen und führt in der Tat gekonnt vor, was aus Menschen, mit viel Geld und der Möglichkeit alle neuen Annehmlichkeiten zu nutzen, werden kann: Egoisten, die in völliger Dekandenz leben und das zwischenmenschliche außen vor lassen.

Die Charaktere, selbst der bürgerliche Erzähler Nick, bleiben stark an der Oberfläche; Beweggründe für das Handeln und Fühlen bleiben an der Oberfläche. Eine Beziehung zu oder gegen die Charaktere scheint somit fast unmöglich.

Auch bietet die Handlung keinen Spannungsbogen: ein paar nette Parties, der Traum einer Liebe..der Leser wartet unaufhörtlich darauf, dass endlich etwas geschieht und wartet mehr oder minder vergebens.

Dennoch: trotz all der Kritik eine postive Bemerkung:
Der Roman zeigt, dass auch der 'American Dream' an seine Grenzen stößt: Gatsby träumt sein Leben lang von einer Liebe, die er nicht haben kann und scheint sich seinen Reichtum durch Alkoholschmuggel verdient zu haben.
Kann man dann noch von einem erstrebenswerten Traum sprechen oder von der 'erfolgreichen' Erfüllung desselbigen?
Eine wunderbare unterschwellige Kritik am 'American Dream'.

Bewertung: :stern: :stern: :stern:
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Beitragvon Krümel » 17.08.2008, 11:18

Kommt dann auch ins Blog :D
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Beitragvon Nerolaan » 17.08.2008, 11:21

Ich glaube, du musst dir diesen Monat um Blogeinträge keine Sorgen mehr machen, was?! :mrgreen:
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Beitragvon Krümel » 17.08.2008, 11:27

Nerolaan hat geschrieben:Ich glaube, du musst dir diesen Monat um Blogeinträge keine Sorgen mehr machen, was?! :mrgreen:


Nö, überhaupt nicht, jeden Tag eine neue Rezi, das geht Schlag auf Schlag, ich muss mir die Rezis sogar schon notieren, einen Terminplan machen :mrgreen:
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Beitragvon Pippilotta » 19.08.2008, 19:54

Ich hatte das Buch im Rahmen des Englisch-Unterrichtes in der Schule gelesen und letztes Jahr gab es ein re-read auf Deutsch.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, denn sehr gekonnt hat Fitzgerald diese übersättigte Gesellschaftsschicht beschrieben.

Nerolaan hat geschrieben:Die Charaktere, selbst der bürgerliche Erzähler Nick, bleiben stark an der Oberfläche; Beweggründe für das Handeln und Fühlen bleiben an der Oberfläche. Eine Beziehung zu oder gegen die Charaktere scheint somit fast unmöglich.


Meinst Du nicht, dass genau das so gewollt war? Diese "Freunde" auf den Partys waren keine Freunde. Es war ein Zur-Schau-Stellen, ein "Gesehen-Werden". Die Leute untereinander hatten keine Beziehung zu einander, sie hatten keine Beweggründe, waren vielleicht gar nicht beziehungsfähig, weshalb sollte der Leser dann eine Beziehung zu ihnen haben?

Gerade diese Aspekte fand ich einfach toll geschildert!

Übrigens gibt es auch eine Verfilmung dieses Buches, mit Robert Redford und Mia Farrow. Diese Verfilmung fand ich sehr gelungen, da gerade dieses (nicht vorhandene) Lebensgefühl sehr gut transportiert wurde.


:stern: :stern: :stern: :stern:
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Beitragvon tom » 19.08.2008, 21:32

Ich habe das Buch wohl ähnlich wie Pippi empfunden und war auch sehr positiv überrascht.
Von mir gäbe es sogar ****/* :oops: !
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Beitragvon Krümel » 20.08.2008, 10:58

Pippilotta hat geschrieben:Meinst Du nicht, dass genau das so gewollt war? Diese "Freunde" auf den Partys waren keine Freunde. Es war ein Zur-Schau-Stellen, ein "Gesehen-Werden". Die Leute untereinander hatten keine Beziehung zu einander, sie hatten keine Beweggründe, waren vielleicht gar nicht beziehungsfähig, weshalb sollte der Leser dann eine Beziehung zu ihnen haben?


Klaro hast du recht, und dennoch, genau aus diesem Grund mochte ich das Buch auch nicht. Einfach rein subjektiv :oops:
Bei "Lichtjahre" von Salter geht es um die gleiche Problematik, auch diese ganze Oberflächlichkeit, das mochte ich zwar auch nicht, aber wie es Salter gelöst hat, fand ich klasse.
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Beitragvon Nerolaan » 20.08.2008, 11:36

Pippilotta hat geschrieben:
Nerolaan hat geschrieben:Die Charaktere, selbst der bürgerliche Erzähler Nick, bleiben stark an der Oberfläche; Beweggründe für das Handeln und Fühlen bleiben an der Oberfläche. Eine Beziehung zu oder gegen die Charaktere scheint somit fast unmöglich.


Meinst Du nicht, dass genau das so gewollt war? Diese "Freunde" auf den Partys waren keine Freunde. Es war ein Zur-Schau-Stellen, ein "Gesehen-Werden". Die Leute untereinander hatten keine Beziehung zu einander, sie hatten keine Beweggründe, waren vielleicht gar nicht beziehungsfähig, weshalb sollte der Leser dann eine Beziehung zu ihnen haben?


Natürlich, da gebe ich dir vollkommen recht.
Allerdings ist es dennoch ein wichtiger Aspekt für mich, dass ich mich in irgendeiner Art auf die ein oder andere Seite schlagen kann. Das war hier nicht möglich, weil ich für mich nur ganz schwer "Berührungspunkte" in der Geschichte ausmachen konnte.

Versteht mich jemand?! :oops:
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Beitragvon Krümel » 20.08.2008, 12:39

Nerolaan hat geschrieben:Allerdings ist es dennoch ein wichtiger Aspekt für mich, dass ich mich in irgendeiner Art auf die ein oder andere Seite schlagen kann. Das war hier nicht möglich, weil ich für mich nur ganz schwer "Berührungspunkte" in der Geschichte ausmachen konnte.


Doch ich, für mich gab es die auch nicht. Ich habe die Intention wahrgenommen, und auch die Kritik an der Gesellschaft, aber es hat mich ins keinster Weise irgendwie berührt, bewegt oder sonst etwas mit mir gemacht. Das Buch hat mich völlig kalt gelassen.
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Beitragvon Coco » 20.08.2008, 18:16

Krümel hat geschrieben:
Nerolaan hat geschrieben:Allerdings ist es dennoch ein wichtiger Aspekt für mich, dass ich mich in irgendeiner Art auf die ein oder andere Seite schlagen kann. Das war hier nicht möglich, weil ich für mich nur ganz schwer "Berührungspunkte" in der Geschichte ausmachen konnte.


Doch ich, für mich gab es die auch nicht. Ich habe die Intention wahrgenommen, und auch die Kritik an der Gesellschaft, aber es hat mich ins keinster Weise irgendwie berührt, bewegt oder sonst etwas mit mir gemacht. Das Buch hat mich völlig kalt gelassen.



Dann hat das Buch ja seinen Zweck erfüllt - es gab unter den Protagonisten keine Berührungspunkte, es herrschte Kälte!!

So glaube ich, Fitzgerald hat einen guten Job gemacht!
Liebe Grüsse
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Beitragvon Pippilotta » 20.08.2008, 18:45

Ich kann Eure Motive verstehen, und da sind wir wieder einmal beim leidigen Problem der Schwierigkeit des Bücherbewertens. :roll:

Da schneidet ein Buch, dessen Thematik "ankommt", das aber grottenschlecht geschrieben ist, unter Umständen besser ab als ein Buch über ein (subjektiv) uninteressantes Thema, das aber stilsicher und sehr gut geschrieben ist.
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Krümel » 20.08.2008, 21:23

Pippilotta hat geschrieben:Da schneidet ein Buch, dessen Thematik "ankommt", das aber grottenschlecht geschrieben ist, unter Umständen besser ab als ein Buch über ein (subjektiv) uninteressantes Thema, das aber stilsicher und sehr gut geschrieben ist.


He, he, he, also als grottenschlecht habe ich es damals nicht bewertet :lol: sondern es hat schon seine 3 Sterne bekommen. Salter hat die Thematik besser umgesetzt, die Figuren ließen mich auch kalt :ätsch: hat aber 4 Sterne erhalten.
Generell möchte ich diese Thematik nicht mehr lesen, sie ödet mich an, sie langweilt mich :P

PS @ Nerolaan
Hier ist Weiberaufstand :mrgreen:
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Beitragvon Nerolaan » 20.08.2008, 21:42

Krümel hat geschrieben:PS @ Nerolaan
Hier ist Weiberaufstand :mrgreen:


An dem ich mit Absicht nicht teilnehme :mrgreen: :wink:
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